Mittwoch, 11. November 2009

Rainbow Party - (3) Commiseration

Helau!

Wie es der Name bereits andeutet, werde ich mich heute ausschließlich meinen liebsten Emo-Titeln widmen. Vermutlich wird da ein Aufschrei durch die vereinigte Leserschaft gehen, denn das ist ja etwas womit der gemeine Indie mal gar nix zu tun haben möchte.
Die Frage ist natürlich nur: Warum eigentlich? Peer pressure, schon klar. Denn prinzipiell hören wir, wie junge Männer auf den Hintergrund von mehr oder weniger heftigen Gitarren mit hoher Stimme astreine Popsongs singen. Wir lassen jetzt mal außen vor, wie die Buben aussehen und was für Fans sie haben. Und ja, auch die Texte bieten für gewöhnlich mehr Potenzial, als meinetwegen alle Beatles-Lyrics. Was ist schon falsch daran, über Trauer, Angst, Verlassenwerden und Einsamkeit zu singen: Ich stelle hier gerade eine Liste zusammen, wo mindestens 2/3 der Lieder davon handeln. Das aber, wohlgemerkt, bei Bands, die nicht in Verdacht stehen auf dem Emo-Zug zu fahren. Herrgott, Beth Gibbons (Portishead) hat noch nie von etwas anderem gesungen. Behaupte ich jetzt mal.
Naja, macht euch euer eigenes Bild. Ich stelle mal fünf meiner Lieblingsstücke vor, die in diesen Bereich fallen müssten. Ein weiteres Stück wird erst viel später kommen, da es eins meiner absoluten Favorites ist und auch - keine Sorge - nicht gerade den klassischen Emostil bedient.

From First To Last - Ride The Wings Of Pestilence, 2004



Diese jungen Herren brachten einst ein Album mit dem unschlagbaren Namen "Dear Diary, My Teen Angst Has A Bodycount" raus, was aber nicht weiter bedeutend ist. Lediglich dieser eine Song ist einfach dermaßen über alles Andere erhaben, dass er ... äääh ... den kompletten The Velvet Underground-Backkatalog in die Tasche steckt. Eigentlich beginnt er mit einem relativ simplen Riff, welcher aber sofort hervorragend weiter geführt wird. Die Zeit ist reif, den Song bahn brechen zu lassen. Die Struktur ist zwar deutlich erkennbar, schlägt aber unfassbare Haken. Ein Element nach dem nächsten wird eingeführt und wieder verlassen. Möglicherweise interpretiere ich zu viel rein, aber wie kann man denn das Gefühl der Ziellosigkeit besser vertonen. Dennoch ist das Arrangement zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar und stringent. Dazu umspielen sich die drei ähemm Vokalisten permanent. Hauen dem Hörer von allen Seiten Zeilen um die Ohren, bis der nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist. Bis zu dem Refrain, bei dem sich alle dazu vereinen, einen herrlichen Hymnus anzustimmen. All dies geführt von dem sehr schönen Falsettgesang des Sonny Moore (Jahrgang '88). Nach dem der Refrain erneut ertönt, folgt schließlich das Finale, welches dann vollendet die Apokalypse verkündet, so dass man eigentlich nicht mehr sitzen kann. Nach dem der Hörer nun einmal anständig gebügelt wurde, hat er nun Zeit Luft zu holen und auf Replay zu drücken, um sich wieder diesem faszinierendem Gesang und der harschen Abrissbirne von Musik hinzugeben.
Ach ja: Getreu dem Albumtitel, der ja auch im Song rezitiert wird, handelt der Text natürlich nicht von dem einsamen verlassenen Jungen, der nicht mehr weiter weiß. Nein er ergreift Initiative!

Panic! At The Disco - Lying Is The Most Fun A Girl Can Have Without Taking Her Clothes Off, 2005



Jaja, die waren ja sowieso immer anders, hatten Electro-Elemente und eine Varieté-Show. Nichtsdestotrotz in meinen Ohren sehr diesem Genre zugehörig. Dieses Lied, mit einem weiteren unfassbar griffigem Songtitel, ist schlicht und ergreifend ein perfekter Popsong. Beginnt - wie schon bei den Beatles üblich - ohne großes Intro direkt mit der Strophe, welche Brandon Urie mit warmen Ton in der Stimme intoniert. Im Hintergrund die beste denkbare Begleitung mit dezenten Gitarren, einen ansatzweise funkigen Bass und den sehr schönen Keyboard-Elementen. Bridge und Chorus natürlich wieder mit voller Maschine. Aber auch hier sehr hervorragend, einprägsam und hängen bleibend. Der C-Teil ist eine einfache Variante der Bridge, die aber schnell wieder zu der schönen Strophe führt. Und so weiter und so fort. Ein klarer, sauberer Song, megadick produziert und mit einem hervorragendem Gaga-Text. Wie gesagt, ein perfekter Popsong.

My Chemical Romance - To The End, 2005



Was für eine unfassbare Band. Mir egal, ob die irgendwie überheblich, oder sonstwie abgefahren sind. Diese Songs! Das Album, dem dieses Lied entnommen ist, "Three Cheers For Sweet Revenge", ist eines dieser wenigen Alben, wo ausschließlich gute Lieder drauf sind. Eingängig, sauber arrangiert, treibend, schmissig, technisch anspruchsvoll. Und ziemlich krasse Ohrwürmer. Das alles noch verpackt in eine Art übergeordnetes Konzept. Besser kann man Rock nicht machen.
"To The End" ist quasi das Destillat davon. Der für mich beste Song auf dem Werk. Kurz und knackig, rasant runtergespielt, lässt sich die Band doch ausreichend Zeit ihre großen Melodien erklingen zu lassen. Die beiden Gitarren umspielen sich permanent, der Gesang kommt wieder aus allen Richtungen auf einen zugeflogen. Eine Ruhepause gibt es nicht und bevor es langweilig wird, hat der ganze Spaß auch schon wieder ein Ende.
Ich weiß gar nicht, was ich noch groß darüber schreiben soll. Mal so gesagt: Jeder der schonmal versucht hat einen Popsong zu schreiben und/oder zu arrangieren, sollte vor diesen jungen Herren auf die Knie gehen und sie als eine seiner absoluten Meister anerkennen. Wie bereits erwähnt: Unfassbare Band.

On The Might Of Princes - Here Come The Sirens, 2003



Diese Band ist scheinbar an der Welt spurlos vorrüber gegangen. Dabei haben sie mit ihrem zweiten Werk Sirens ein sehr eingängiges, rockiges, emotionales und geradezu futuristisches Album auf den Markt gehauen. Nur leider nahm davon kaum einer Notiz. Ich aber doch. Und prompt haben sie sich mit Liedern, wie Go Fuck Yrself, oder You Whistle, I Shoot und natürlich dem hier vertretenen Quasi-Titelsong ganz tief in mein Herz gefräst. Trotz der recht martialischen Songtitel und dem New-York-Hardcore-Hintergrund sind diese vier Herren im Wesentlichen Poeten und Schöngeister. Nur das allerdings mit allerhand Sambal Oelek im Heck. So poltert es im Prinzip ganz ordentlich und der Sänger hat auch eine recht aggressive Gesangsart, aber sehr häufig kommt dann doch wieder der elegische, flächige, hell funkelnde Moment, der einen letztendlich ganz weit fort trägt. In die Schwerelosigkeit. Vergleichbar mit dem Surfen, wo eine Welle, die letztendlich wassergewordene Kraft darstellt, den Menschen auf dem Brettchen eine kleine Strecke trägt. Während dieser Zeit ist ist der Surfer der Schwerkraft entbunden, euphorisch und frei.

The Used - Poetic Tragedy, 2002



The Used kennt man eigentlich nur deshalb, weil deren Sänger Bert McCracken einst mit der Tochter Kelly von Ozzy Osbourne eine kurze Liaison hatte. Passenderweise zu der Zeit, als gerade die MTV-Kameras deren trautes Heim besetzten. Noch passender war, dass praktisch zeitgleich das selbstbetitelte Debüt-Album des Knaben und seiner Band erschien. Dieses hat durch genau diesen Marketing-Kniff einen ziemlich schäbigen Beigeschmack bekommen. Leider wird dabei gern übersehen, dass es musikalisch absolute Spitze ist. Abwechslungsreich, herausragend komponiert - weil oft vom Popschema abweichend, ohne seine Catchy-ness zu verlieren - und schließlich liebevoll arrangiert - unter anderem mit sehr schönen Streichern von Nick Ingmann. Und das alles unter der Federführung von John Feldmann, seines Zeichens Sänger der Funpunker von Goldfinger, dem man so etwas nicht gerade zugetraut hätte. Kurz und gut: ein weiteres hervorragendes Popalbum.
Warum gerade dieser Song? Ganz kurz: Neben der Tatsache, dass er insgesamt so schön, traurig und etwas kitschig ist: Bei 2:01 bekam ich schon oft und bekomme auch immer noch eine wahnsinnige Gänsehaut. Ganz großer Moment! So einfach ist das manchmal.

Gut ihr Jecken! Das wäre es für heute. Nächste Woche gibt es dann wieder den normalen Stoff, der keiner thematischen Gruppe unterteilt ist, sondern es geht wieder quer durch den Gemüsegarten. Bis dahin, gehabt euch wohl.

Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Plätze 40 - 31

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40. Franz Ferdinand “Franz Ferdinand” (2004)
Und schon befinden wir uns mitten in den Top 40. Jetzt folgt die Crême de la Crême dieses Jahrzehnts und zum Einstieg gleich mal einer der ganz großen Klassiker dieser Dekade. Unverzichtbar in jeder solchen Auflistung, wenngleich es beim Feuilleton meist unter den vorderen drei Plätzen rangiert. Die Rede ist natürlich vom selbstbetitelten Debüt der vier Schotten von Franz Ferdinand. Dessen primäre Essenz besteht natürlich eher in der Welle, welches dieses Machwerk seinerzeit losgetreten hat, weshalb ihm allein für das Lostreten einer Subkultur, der ich mich sehr heimisch fühle, gedankt sei. Damals, als „Indie“ noch kein Schimpfwort für alles war, was sich anmaßte, mit Musik auszukennen, weil es ne Killers Platte besitzt, war dieses Album schon etwas Besonderes. Eine saubere 11-Songs-Ansammlung voller zackiger, kleiner Hits. Alex Kapranos und seine Mitstreiter machten die verrauchten Indie-Clubs der Welt zu Dancefloors im wahrsten Sinne des Wortes. Zackige Disco-Beats, schnittige Gitarren und idiotensichere Mitgröhlhits. Über „Take Me Out“ oder „This Fire“ muss man keine Worte mehr verlieren. Längst moderne Pop-Geschichte. Das ganze wirkt heute zwar schon leicht antiquiert, eben weil es in den vergangenen 5 Jahren so präsent war, aber man muss sich zurückerinnern um die Wirkung und Wichtigkeit dieses Albums nachzuvollziehen. Und da wirk ich gern mal übermäßig nostalgisch und erzähle von der Zeit, als das noch aufregend, neu und spannend war und wir alle Schampus mit Lachsfisch getrunken haben. Bildlich, nicht wörtlich. Dass „Franz Ferdinand“ dennoch nicht in meinen Top 3 ist, liegt schlicht und einfach daran, dass ich nie der größte Fan dieser Band war und selber wohl derjenige bin, der dies am wenigsten nachvollziehen kann. Ich mochte viele Songs, mochte sogar die Alben und gerade dieses Debüt ist unbestritten hittauglich. Aber wegweisende Bands waren für mich in dieser Dekade andere. Siehe Top 10. Aber auch diese wären ohne Franz Ferdinand nicht das, was sie heute sind. Bloc Party’s Kele Okereke drückte einst ein Demo-Tape Backstage in die Hände von Alex Kapranos. Der Rest ist auch Geschichte. Dennoch immer wieder ein Freudenfest in dieses Album hineinzuhören, auch nachdem sich das alles mit dem „Indie“-Ding wieder unnötig kommerzialisiert hat. Na ja, so ist das halt immer. Fragen sie mal den Grunge, zehn Jahre davor.
Hörpflicht: „Jacqueline“, „Take Me Out“, „This Fire“, „Darts Of Pleasure“

39. Coldplay “Viva La Vida Or Death And All His Friends” (2008)
Nur vier Alben benötigten Coldplay, um vom kleinen Newcomer zur erfolgreichsten Band des ausgehenden Jahrzehnts zu werden. Beeindruckend und leider auch irgendwie hochverdient. Das „leider“ benutze ich in dem Kontext immer gern, weil es durchaus ne Hassliebe ist. Freunde von mir wissen ja, dass ich gern mal damit prahle, die Karriere der Band von Anfang an aktiv zu verfolgen. Und irgendwie fühlt sich das halt immer blöd an, wenn die persönliche Lieblingsband auf einmal Fußballstadien bespielt. Kannste nix machen. Und es fällt mir wirklich schwer, dies zu verurteilen, denn die Band hat es leider drauf. Sicher, es gibt jene, welche der Band schon nach „Rush Of Blood“ den Rücken gekehrt hat und die man in ihrer Verbitterung eh nicht mehr retten kann. Und das 2005er „X&Y“ war natürlich in seiner Unausgereiftheit Wasser auf deren Mühlen und hat selbst mich ins Zweifeln gebracht. Doch dann kam dieser Befreiungsschlag namens „Viva La Vida“. Die lang ersehnte Runderneuerung und das Album, welches der Größenordnung dieser Band uneingeschränkt gerecht wird. Album Nr. Vier ist ein geschlossenes Gesamtkunstwerk, welches die Band in Höchstform zeigt. „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ ist eine Ode an die Freiheit, eine Zelebrierung des Lebens, trotz aller Rückschläge und Trauer, die es mit sich bringt. Manche mögen das Kitschig nennen, naiv ist es auf keinen Fall, denn zu jedem Zeitpunkt wirkt die Band dabei unauthentisch oder peinlich. Also, ich kauf das Chris Martin und Konsorten bedingungslos ab. Jeder Song ein Treffer. Das groovende „Lost“, das hymnische „Lovers In Japan“, der poppige, mittlerweile etwas tot geleierte Titelsong oder das sommerlich entspannte „Strawberry Swing“. Coldplay ergänzen ihren klassischen Sound um viele neue Elemente und schütten alle Farben ihrer Songs in einem großen Topf zusammen, aus dem am Ende dieses Projekt entstanden ist. Vielfältig, hochwertig musikalisch und vor allem immer noch weit von dem Einheitsbrei entfernt, welcher seit Jahren versucht, diese Band zu kopieren. Coldplay haben einfach dieses gewisse Etwas, bei dem alle Elemente zu funktionieren scheinen. Die Tatsache, dass diese Band fast den ganzen Planeten anspricht sollte nicht als Makel empfunden werden, sondern als die Erkenntnis, dass dieser Sound so gut, so universell ist, dass es gar nicht anders als so funktionieren kann. Aller paar Jahre gibt es mal solche Bands. Und wenn die Entwicklung im nächsten Jahrzehnt ähnlich spannend ist, wie bspw. bei U2, dann bleib ich auch noch etwas länger am Ball.
Hörpflicht: “Lost!”, “Lovers In Japan”, “Viva La Vida”, “Death And All His Friends”

38. New Order “Get Ready” (2001)
Hach, als ob sie nie weg gewesen wären. Rob Gretton sei Dank! New Orders ehemaliger Manager brachte die Band wieder auf einen gemeinsamen Nenner, nachdem man Anfang der 90er wohl keinen gemeinsamen musikalischen Nenner mehr gefunden hat. Doch dann war die Zeit reif und New Order machen da weiter, wo das 93er „Republic“ aufgehört hatte… und wenn man sich mit einem Paukenschlag, wie dem genialen „Crystal“ zurückmeldet, verstummen schnell alle Zweifler. Einer der besten Songs der vergangenen 10 Jahre! New Orders Ausnahmestellung in der Geschichte des Pop untermauerte dann auch das anschließende Comeback-Album „Get Ready“, welches die Band wieder in alter Stärke zeigt. Bernie Sumner singt wie immer gefühlvoll mit einer Stimme, die dies nicht kann, Hooky zupft am Bass, wie eh und je und die Synthies klingen klar, wie lange nicht mehr. Dazu eben so passende Songs, wie die Singles „Crystal“ oder „60 Miles An Hour“, die relaxte Aussteiger-Hymne „Turn My Way“ oder das chillige „Vicious Streak“. Auch Songs, wie „Someone Like You“ oder „Run Wild“ sind tadellos. Da verzeiht man auch schon mal nen Komplettausfall, wie „Rock The Shack“ mit Primal Scream Frontmann Bobby Gillespie. Na ja, der alten Madchester-Rave-Zeiten wegen. Von mir aus. Insgesamt gibt sich die Band nach den Dance-Experimenten Ende der 80er und Anfang der 90er wieder deutlich song-orientierter und rückt die Gitarren wieder in den Vordergrund, ohne die heiß geliebte Elektronik zu vernachlässigen. Insgesamt eine richtige Balance aus alten und neuen Elementen, welche die Band richtig jugendlich und frisch erscheinen lässt. Leider hielt der neue Geist nicht allzu lange durch. Der Nachfolger „Waiting For The Sirens’ Call“ ging den gitarrenlastigen Weg noch konsequenter weiter, danach ging man wieder einmal getrennte Wege. Peter Hook verlässt die Band, ohne dem Rest Bescheid zu sagen und löst sie eigenmächtig auf. Der Rest weiß davon nichts, macht aber auch keine Anstalten Hooky zum Bleiben zu überreden. Ein unwürdiges Ende für eine der vielseitigsten und wichtigsten Popbands des vergangenen Vierteljahrhunderts. Bleibt die Hoffnung, dass die Nachfolgebands dann auf Dauer doch nicht befriedigend sind und man sich im Rentenalter noch mal zusammenrauft. Rob Gretton ist mittlerweile verstorben und kann dementsprechend nicht nachhelfen.
Hörpflicht: “Crystal“, „Turn My Way“, „Vicious Streak“, „Someone Like You“

37. Mew “Frengers” (2003)
Also, musikalisch ist mir unser nördlicher Nachbar Dänemark nach wie vor relativ unbekannt, muss ich sagen. Klar, da gab’s in den 90ern mal die lustigen Aqua mit dieser schnuckligen Frontfrau und dem furchtbaren „Barbie Girl“ und Techno-Halbgott Trentemøller ist da auch zuhause. Und Alphabeat? Die nerven irgendwie. Gar nicht nerven hingegen die begnadeten Mew, die nicht nur aufgrund meines mangelnden Wissens bezüglich der dänischen Musiklandschaft meine liebste Band des Landes sind. Nach großem regionalen Erfolg mit den ersten Alben, veröffentlichte man 2003 das internationale Debüt „Frengers“, welches zu großen Teilen aus neueingespielten Versionen der besten Songs der ersten Alben besteht. Qualitativ bedeutet dies aber keine Einbußen. Im Gegenteil. Seitdem ich das erste Mal das wundervolle „Comforting Sounds“ bei Viva Zwei (daran sieht man mal, wie alt das Album ist) gesehen habe, bin ich hoffnungslos in diese Band verknallt. Und das war damals nur die kurze Videofassung. Von der genialen Brillanz der gut 9minütigen Originalversion mal ganz zu schweigen, welche einen immer noch eine Gänsehaut verpasst. Im Gegensatz zu ihren sperrigen späteren Kunstpopalben, umweht „Frengers“ eine geradezu simple Leichtigkeit, was natürlich nicht bedeutet, dass wir es hier mit belanglosem Formatradio-Singsang zu tun haben. Ganz im Gegenteil. Ihr breitschichtiger Sound wirkt immer noch verspielt und manchmal mit viel zu viel Zuckerguss serviert. Wie bei der traumhaft zerbrechlichen Powerpop-Ballade „She Came Home For Christmas“ mit all den Synthie- und Gitarrenwänden und Jonas Bjerre’s Knabengesang. Oder der wunderbare Opener „Am I Wry? No“, mitsamt den wuchtigen „Snow Brigade“ gleich hintendran, welchem wiederum das melancholische Duett „Symmetry“ folgt. Mit wem eigentlich? Ach, vergessen. Ist auch nicht so wichtig, denn was zählt ist dieses famose Gitarrenpopalbum, welches für jeden Geschmack etwas bietet und eigentlich sogar alles im Überfluss bietet, wenn man’s mal genau nimmt. Oder weiß einer, wie man eben jenes „Comforting Sounds“ noch größer machen könnte, als es am Ende dann ist? Ein Versuch wäre zwecklos. Die Songs sind wunderbare Ohrwürmer, die meine Liebe zu kitschigen Arrangements voll und ganz bedienen, eben weil die Band zwischen immer wieder klar macht, dass man es hier nicht mit herkömmlichen Popliedchen zu tun hat. Es ist halt nach wie vor Liebe…
Hörpflicht: „Am I Wry? No“, „Her Voice Is Beyond Her Years“, „She Came Home For Christmas“, “Comforting Sounds”

36. The Organ “Grab That Gun” (2005)
Falls sich irgendwer, der das ließt, da draußen so fragt, mit welchem Musikgenre man mich auch im x-ten Aufguss immer wieder locken kann, dem sag ich’s an dieser Stelle nochmal (denn ich glaub, ich hab’s weiter hinten bei The Departure schon gemacht)… Melancholisch angehauchter New-Wave-Post-Punk. Seien es die großen Originale wie The Cure, Joy Division oder die Smiths, die großen Nachfolger, wie Interpol oder die Editors und von mir aus auch die neuste Generation mit The xx… damit bekommt man mich. Melancholisch hallende Gitarren, düstere Atmosphäre, Tristesse, Introvertiertheit und der ganze Kram. Dabei wird allerdings nie der durchaus monton-tanzbare Beat und die Mitsingbarkeit vergessen. Es ist eine Kombination aus all diesen Elementen, die ich so faszinierend finde. Vielleicht ist es auch das Gefühl von Dunkelheit, welches Post Punk immer unschwirrt. Wer weiß. Worauf ich eigentlich hinaus wollte. 2005 veröffentlichte die Gitarrengirlband The Organ aus Kanada ihr Debüt „Grab That Gun“. Zugleich war es auch ihr einziges Album, weil man danach wieder getrennte Wege ging. Aber genau dieses eine Album fährt voll die Spur, welche ich an diesem Genre so liebe und hat einen starken Eindruck bei mir hinterlassen. Und natürlich kopieren The Organ hier vielleicht sogar noch ne Spur schamloser, als die Konkurrenz, aber daran liegt auch der gewisse Reiz. Selten hat es eine Band so gut geschafft, diesen speziellen Klang von 80er-Jahre Post-Punk so gut zu konservieren und wiederzugeben. Ich meine, das klingt ausnahmsweise mal wirklich altbacken, wie man es lange nicht gehört hat. Und außerdem umweht das Album auch dieser spezielle Geist, den Debüts so haben. Nicht ganz perfekt, aber einzigartig. Hinzukommt natürlich Frontfrau Katie Sketch, welche es, wie kaum jemand anderes schafft, den großen Stephan Patrick Morrissey stimmlich zu kopieren. Fast schon dreist, wie sie da nachleidet. Immerhin wird ihm, ganz offensichtlich, der Song „Steven Smith“ gewidmet. Und natürlich freut man sich als alter Smiths-Fan wie ich, nach deren verfrühtem Ende, wenn da irgendwie noch mal etwas um die Ecke kommt, was so ähnlich klingt und sich irgendwie auch so anfühlt. Großes Gefühlschaos. Angst, Trauer, verzweifelte Liebe! Alles drin und in perfekte kleine Songs verpackt. „Love, Love, Love… I really like a small part of it“ Gott, was’n Pathos! Ja, hier wird ehrlich gelitten, zwar unglaublich unoriginell und unglaublich kurz (nur ne knappe halbe Stunde lang), aber für mich genau richtig. Nein, das war und ist genau mein Ding, Baby. Auch heute noch. Teile der Band inkl. Sketch haben mittlerweile ein Restaurant eröffnet, sagt Wikipedia. Was’n Abstieg! Das schreit doch schon nach neuem Songmaterial.
Hörpflicht: “Brother”, “Love, Love, Love”, “A Sudden Death”, “I Am Not Surprised”

35. Depeche Mode “Exciter” (2001)
Das schlimmste an Depeche Mode sind zweifelsohne ihre Fans. Wohl kaum eine Band kann sich, gerade in Deutschland, einer so hartnäckigen und treuen Fangemeinde sicher sein, die während der langen Touren gern mal auf mehrere Konzerte geht, alle Singles in allen Ausführen kauft oder sich auf DM Parties die immer gleichen Gassenhauer aus der guten, alten Zeit um die Ohren haut. Dave-Gahan-Haarschnit-Anno-1990 inklusive. So aufopfernd, wie sie manchmal sind, so kritisch sind sie gleichzeitig. Denn während da einige DM eher als nostalgisches Gefühl ihrer Jugend behalten wollen, entwickelt sich diese Band im neuen Jahrtausend nach wie vor musikalisch weiter und versucht, na ja, so gut es halt geht, nicht wie DeeeeMoooo zu klingen. Das krasseste Beispiel folgte gleich zu Beginn des Jahrzehnts. Nach den drogen- und krisengetränkten 90ern warfen Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher ihren dunklen Balast ab und kreierten zusammen mit Björk-Produzent Mark Bell einen neuen, leichteren Sound für eine neue Dekade. Herausgekommen ist „Exciter“, das frischeste und sicher experimentierfreudigste Album, welches diese Band in den letzten Jahren gemacht hat. Der schwermütige dunkle Touch ist immer noch in Teilen vorhanden, denn er ist Teil dieser Band, aber gleichzeitig gesellt sich eine losgelöste Heiterkeit und Klarheit hinzu. Reduzierte, minimalistische Arrangements tuen ihr Übriges und lassen Depeche Mode in einem ganz neuen Licht erscheinen. Vor allem werfen sie nach Jahren der Dunkelheit mal überhaupt wieder Licht auf die Band. „Dream On“ mit leicht zupfender Blues-Gitarre, oder das wunderbare Liebeslied „Freelove“. Und das wunderbar-traurige „When The Body Speaks“ ist ohne jeden Zweifel eines der schönsten und ehrlichsten Liebeslieder, welches die Band bisher geschrieben hat. Zwar wagt man sich mit dem sperrigen „The Dead Of Night“ oder dem Disco-Track „I Feel Loved“ auch mal in andere Gefilde, aber der Grundton bleibt der gleiche. Eine Band, die nach Jahren des Umherirrens ihre innere Ruhe gefunden hat und Lust hat, auch mal über andere, positive Sachen zu singen. Ich meine, im Abschlussschlaflied „Goodnight Lovers“ heißt es dennoch „When you born a lover, you’re born to suffer“. Nur singt es Dave Gahan auf eine Art und Weise, wie er dies noch nie vorher getan hat. Viele der alten Fans wollen oder können „Exciter“ nicht verstehen. Für alle, bei denen der musikalische Horizont auch jenseits der Dunkelheit weitergeht, bietet dieses Album viel zu entdecken. Das vielleicht letzte Mal, dass Depeche Mode wirklich überraschend und wirklich, ganz im Sinne des Titels, aufregend klangen. Die beiden Alben danach waren zweifelsohne auch sehr ordentlich, aber irgendwie ist es nicht ganz so toll, wie es damals 2001 war. Oh Gott, und jetzt kling ich auch schon, wie einer von ihnen.
Hörpflicht: „Shine“, „When The Body Speaks“, „Goodnight Lovers“

34. Pet Shop Boys “Release” (2002)
Ironischerweise verhält es sich mit “Release” von den Pet Shop Boys ähnlich, wie mit „Exciter“. Genauso wie Depeche Mode gehören sie zu den wenigen immer noch präsenten und vor allem relevanten Bands der 80er Jahre und genauso beschreitet „Release“ neue Wege, welche vielen Fans des britischen Popduos heut immer noch nicht ganz geheuer sind. Dabei ist „Release“ natürlich genau der richtige Schritt zur richtigen Zeit gewesen. Neil Tennant und Chris Lowe liefern das Gegengewicht zum ungebremsten Elektro-Art-Hedonismus, welchen man in den 90ern zelebriert hatte und welcher zuletzt mit dem schillernden 99er Album „Nightlife“ seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Inklusive Musicalshow, bunter Kostüme und gelber Wuschelperrücken. Nein, die Pet Shop Boys wollten weg davon und die Musik sprechen lassen. So ist „Release“ Tennant und Lowe pur, nur statt Disco gibt’s diesmal Britpop mit handgemachten Instrumenten. Das ändert natürlich nichts an ihren Qualitäten, sondern verdeutlicht einfach den letzten Kritikern, dass hinter den oft kitschigen und übertriebenen Arrangements in der Regel intelligente, super komponierte Popsongs stehen. Irgendwo hab ich damals gelesen, dass Noel Gallagher für so etwas wie „I Get Along“ töten würde. Und recht hatte der Journalist, denn dieser Song hat einfach Schmiss und ist sicher das letzte, was man in dieser Form von den beiden erwartet hätte. Ansonsten überwiegen wirklich Gitarren, Piano und Beats, welche zwar meist immer noch aus’m Synthie kommen, aber dabei so organisch klingen, das man es fast nicht glauben kann. Hinzu entfalten Tennant und Lowe als Songwriter ihre sensible, introspektive Seite, singen über Verlust, Schmerz, wie in „Birthday Boy“ oder dem bitteren „Love Is A Catastrophe“. Aber es ist auch Zeit für die wunderbaren kleinen Geschichten, wie die der Einwanderer in „London“, Neils Technikfrustration mit „E-Mail“ oder der homoerotischen Abenteuer mit Eminem in „The Night I Fell In Love“. Man gibt sich ungewohnt ehrlich und direkt, weshalb der Gesamtsound der Platte durchaus logisch erscheint. Am Ende resümiert Tennant noch einmal über die Liebe und bleibt Pragmatiker, als er im melancholischen „You Choose“ einsieht, dass man letztendlich vielleicht doch Schmied seines eigenen Glückes oder Unglückes ist. Was’n Schlusswort! Selten waren die Pet Shop Boys ehrlicher, direkter und verblüffender, als auf diesem Album. Zu vielen Nummern hatte und habe ich immer noch eine starke Bindung, stärker als beim vielleicht etwas besseren „Yes“ aus diesem Jahr. Wenn man den Glitter und Glamour bei den Boys weglässt, dann wirkt das durchaus überraschend, wenngleich man sie aber am Ende doch lieber mit sieht.
Hörpflicht: “I Get Along”, “London”, “Love Is A Catastrophe”, “You Choose”

33. Tomte “Hinter All Diesen Fenstern” (2003)
Viel Deutsches ist ja angesichts der internationalen Übermacht hier nicht dabei, das gebe ich zu. Deutschsprachige Musik hat es bei mir seit jeher, wohl aufgrund meiner vorwiegenden Sozialisation durch englischsprachige Musik, schwer. Dabei ist die deutsche Sprache eine schöne. Die, der Dichter und Denker. Aber oft denken zu wenige, vom Defizit an Dichtung mal ganz zu schweigen. Es ist aber auch schwer, denn ruckzuck steckt man in der Schlager- oder Klischeeecke. Mir kann man’s vermutlich nicht recht machen. Es sei denn, man heißt Thees Uhlmann und hat ’ne Band namens Tomte in der Hinterhand. Anfangs von mir noch schlicht belächelt, schaffte es diese Band Stück für Stück mein Herz immer mehr zu erobern und nimmt nun Ende 2009 einen festen und durchaus großen Platz da ein. Und falls es irgendein Argument gibt, warum gerade diese Band bei mir den Vorzug gegenüber all den Kettcars, Tocotronics oder Kantes dieser Welt hat, dann ist es dieses kleine, große Meisterwerk. Ein deutscher Klassiker der Moderne sozusagen. „Hinter All Diesen Fenstern“ zeigt die Band auf ihrem musikalischen Zenit, nachdem man sich jahrelang qualitativ nach oben gespielt hatte. An diesem Album stimmt alles. Fangen wir mal mit dem Sound an. Tomtes melodischer Indierock ist hier eindeutig auf internationalem Niveau produziert worden und hat auch diesen speziellen Klang, den ich an vielen deutschen Bands vermisse. Ich kann’s auch recht schwer in Worte fassen, aber hier sitzen die Elemente hervorragend zusammen. Vor der großen Konkurrenz muss man sich jedenfalls nicht verstecken. Dazu kommen unglaublich gute Songs, die auch deshalb so gut sind, weil Thees Uhlmann in all seiner Kryptik die richtigen Worte findet. Klar, manches versteht man nicht und vieles lässt sich frei interpretieren, aber gerade darin besteht auch der Reiz. Und immer mal wieder diverse Anspielungen auf andere Songs. Doch ungeachtet dieser Tatsache findet Uhlmann eine wunderbare Ehrlichkeit in den Sachen, die er singt. Erkenntnisse über das Leben, das Hadern mit der eigenen Existenz und dadurch auch immer die gleichzeitige Rechtfertigung von eben dieser. Die ganz normalen Ängste eines Mannes um die 30? Vielleicht! Vielleicht auch für ein paar Jahre davor. Lebensweisheiten, die ans Herz gehen. „Die Schönheit der Chance, dass wir unser Leben lieben, so spät es auch ist.“ Songs, wie diese, aber auch „Für immer die Menschen“ oder „Bastarde“ sind ganz, ganz großes deutsches Liederkino. Und vermutlich werden die, welche die streitbare Figur des Thees Uhlmann nicht verstehen wollen oder können, es einfach nicht raffen. Der Rest fühlt sich, wie ich, in den Songs einfach unglaublich verstanden. Und trotz all der schönen englischen Wortschöpfungen eines Stephan Patrick Morrissey, ist es einfach schön und angenehm, dass auch mal alles passend in der Sprache zu hören, die man täglich spricht.
Hörpflicht: „Für Immer die Menschen“, „Die Bastarde, die dich jetzt nach Hause bringen“, „Du bist den ganzen Weg gerannt“, „Die Schönheit der Chance“

32. The Killers “Hot Fuss” (2004)
Ach, hier noch so ein paar Kandidaten aus den Band-“Gründerjahren“ 2004/ 2005… die Killers aus Las Vegas. Mittlerweile sind sie ja selbst dem letzten Deppen bekannt. Egal, ob Human oder Dancer. „Hot Fuss“ machte damals den Anfang und zeigt bereits überdeutlich, worauf die Band um Brandon Flowers abzielte. Sie besingen es ja selber: Glamorous Indie Rock & Roll! Nichts anderes machen die Killers. Die Songs bleiben eingängig, bedienen sich aber großzügig bei den 80ern. Synthie-Flächen und Disco-Beats inklusive. Und auf den Basslauf in „Jenny Was A Friend Of Mine“ wäre sogar Peter Hook stolz. Die Killers sind halt von allem etwas mehr. Ein bisschen mehr Kitsch und ein bisschen mehr Pathos. Aber der Rhododendron steht drauf, zumal man auch sagen muss, dass die Band damals nach den Garagenrock-Ausflügen der Strokes oder Libertines ein willkommener Farbtupfer in der aufkeimenden neuen Indie-Rock-Bewegung waren. Die Songs blieben schmissige Hits und „Mr. Brightside“ oder „Somebody Told Me“ sind ja eh schon moderne Klassiker… doch die Band machte alles etwas kitschiger. Hier ein paar 80er-Trompeten, da ein Gitarrensolo. Sachen, die jahrelang irgendwie keiner mehr gewagt hatte zu bringen (eben weil es manchmal höchst grenzwertig ist), brachten die Killers wieder auf den Tagesordnungspunkt. Ich meine, wie kann man so einem Soul-Ghospel-Monster, wie „All These Things That I’ve Done“ schon widerstehen? Ich persönlich konnte es nicht und finde die Band, trotz des Kritiker-Gegenwindes zuletzt immer noch recht spannend. Hauptsächlich, weil sie ihr Ding durchziehen und dabei auf Kritiker pfeifen und sich in ihrer kitschigen Glitzerwelt pudelwohl fühlen. Für so was verdient jede Band Respekt und die richtigen Songs haben sie ja auch noch. Die besten haben sie allerdings nach wie vor auf „Hot Fuss“. Vielleicht hängen einem manche Nummern heute ein wenig zum Hals raus, aber als ich das Album Ende 2004 entdeckte hat es einen glitzernden Eindruck bei mir hinterlassen, der immer noch anhält. Für mich selber waren sie damals mit die ersten in einer neuen musikalischen Welt, welche gerade erst anfing sich mir zu öffnen. Soviel Pioniergeist wird natürlich ausreichend mit einer guten Platzierung gewürdigt.
Hörpflicht: “Jenny Was A Friend Of Mine”, “Mr. Brightside”, “All These Things That I’ve Done”, “Believe Me Nathalie”

31. Keane „Hopes And Fears“ (2004)
Im Sommer davor, im selben Jahr, waren Keane auch ein sehr erfrischender Wind in meinen Gehörgängen. Ich erinner mich noch gern zurück. „Somewhere Only We Know“ fand ich nett, aber nicht berauschend. Schon damals war ich der permanent aufkeimenden Coldplay-Klone gelegentlich etwas überdrüssig. „Everybody’s Changing“ mochte ich aber irgendwie schon eher, also hab ich in einem CD-Fachgeschäft (hört, hört!) mal reingehört und ich erinnere mich noch gut, in welcher Rekordzeit ich meine Kaufentscheidung zugunsten von „Hopes And Fears“ damals getroffen habe. Ich glaube, da reichten die ersten paar Takte jeder Songs aus, um mich zu überzeugen. Den ganzen Sommer hab ich dann fast nix anderes gehört und auch ganz detailliert jeden mp3-Schnipsel dieses Trios gesammelt, welches ich finden konnte. Doch warum gerade Keane mit ihrem kitschigen Formatradio-Gesinge, dass wirklich an Harmlosigkeit manchmal nicht zu überbieten ist? Primär zwei Gründe. Nummer Eins war einfach, ähnlich, wie bei den Killers, dass das damals ne recht frische Sache war. Lange hatte ich keine so gute neue Popmusik gehört und ich liebe ja bekanntermaßen Popmusik. Und das geht fließend einher mit dem zweiten Grund: „Hopes And Fears“ bietet einfach ausnahmslos 12 sehr gute, bis herausragende Songs, die allesamt vor allem schlimmste Ohrwürmer sind, die man gar nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Seien es die Power-Nummern, wie „Bend & Break“ oder „This Is The Last Time“ oder die etwas gemäßigten, wie „Can’t Stop Now“. Dazu klimpert Tim Rice-Oxley im Hintergrund unentwegt schönen Klavierpop zusammen, während Tom Chaplin darüber säuselt. Auch das Weglassen der Gitarre fand und find ich heut noch recht spannend an dem Album. Gibt’s ja auch eher selten. Und gerade die ruhigen Momente wie „We Might As Well Be Strangers“ oder das hymnische „Bedshaped“ am Ende können immer noch in richtigen Momenten die Gefühle hoch kochen lassen. Sicher, mittlerweile hab ich meine Keane-Hysterie ein wenig überwunden und an dem Album hat sicher auch die Zeit etwa genagt. Aber dieses Ranking umfasst halt verschiedene Kriterien und „Hopes And Fears“ war 2004 mein Album des Jahres, selbst wenn es im Nachhinein heute vielleicht ein anderes hätte werden können. Aber die Erinnerungen und Empfindungen sind ja nach wie vor vorhanden. Und es ist irgendwie immer noch ein echt gut gemachtes Popalbum. So etwas sollen die Kritiker erstmal hinbekommen.
Hörpflicht: “Bend And Break”, “Everybody’s Changing”, “Can’t Stop Now”, “Bedshaped”

Sonntag, 8. November 2009

rhododendron's ranking ... 45/ 2009

Jamie T erweist sich als recht hartnäckiger Typ im Ranking dieses Jahr. Im Prinzip ist er seit der 29. Woche permanent in den Top 20 vertreten, auch weil er immer rechtzeitig neue Singles nachschiebt, wenn die alten langsam gehen. So auch diese Woche. Für das alte „Chaka Demus“ kommt nun „The Man’s Machine“ und steigt neu auf der 14 ein. Mal sehen ob es sich hier auch bis zur vierten Single halten kann. Ansonsten haben wir noch weitere Bekannte unter den Neueinsteigern. Disco-Erfinder Calvin Harris meldet sich mit neuer Single „Flashback“ auf der 12 zurück, während seine britischen Kollegen von Muse mit neuer Single gleich Platz 7 entern können. Weiter oben in den Top 10 bleibt erstmal alles beim alten, doch mit dem sympathischen kleinen Gute-Laune-Surf-Pop-Song „Lust For Life“ von den Girls gesellt sich ein kurzweiliger neuer Ohrwurm zu meinen momentanen Lieblingsliedern. Sowohl Song, als auch Video machen extrem Lust auf Sommer und Sonne, was angesichts des trüben deutschen Herbstwetters leider nur ein frommer Wunsch bleiben wird. Aber zumindest kann man ihn einlegen und sich zweieinhalb Minuten lang wünschen, es würde nicht so schlimm sein. Warum auch nicht . . .

01.( 01 / #5 ) The Sound Of Arrows “Into The Clouds”
02.( 02 / #3 ) Florence And The Machine “You’ve Got The Love”
03.(NEW/ #1) Girls “Lust For Life”
04.( 04 / #2 ) Ellie Goulding “Under The Sheets”
05.( 05 / #4 ) Julian Casablancas “11th Dimenson”
06.( 03 / #8 ) The xx “Basic Space”
07.(NEW/ #1) Muse “Undisclosed Desires”
08.( 06 / #3 ) Vampire Weekend “Horchata”
09.( 10 / #3 ) Arctic Monkeys “Cornerstone”
10.( 09 / #5 ) Röyksopp “This Must Be It”
11.( 08 / #11) Editors “Papillon”
12.(NEW/ #1) Calvin Harris “Flashback”
13.( 07 / #7 ) Empire Of The Sun “Without You”
14.(NEW/ #1) Jamie T “The Man’s Machine”
15.( 11 / #6 ) La Roux “I’m Not Your Toy”
16.( 13 / #2 ) LCD Soundsystem “Bye Bye Bayou”
17.( 19 / #4 ) Mew “Repeaterbeater”
18.( 12 / #10) Jamie T “Chaka Demus”
19.( 14 / #4 ) Ladyhawke “Magic”
20.( 17 / #2 ) Ou Est Le Swimming Pool “Dance The Way I Feel”







Mittwoch, 4. November 2009

Rainbow Party - (2) Extrapolation

Der Neuankömmling meldet sich zurück. Hier folgt sie nun, die zweite Runde meiner 50 liebsten Tracks der ausgehenden Dekade.

45.) Naked Lunch - God, 2004



Naked Lunch sind eine lustige kleine Band, aus dem, von Forbes frisch gekürtem, Rentnerparadies Österreich. Ihre unglaubliche Gute-Laune-Musik hat mir schön viele leichte Stunden gebracht.
Schlüssiger und effektiver als auf ihrem sehr feinen 2004er Werk mit dem unvergleichlichem Party-Titel "Songs For The Exhausted" , waren sie nicht und sind sie auch nicht geworden. Der unangefochtete Spitzenreiter darauf lautet "God", eröffnet das Album und hat sich bei mir tief ins Herz gebrannt. Denn ein schmerzhafteres Lied habe ich in den letzten 10 Jahren kaum gehört. Nicht weil es irgendwie besonders kratzbürstig daher kommt. Nein, im Gegenteil: Es ist vielmehr von einer seltsam außerirdischen Schönheit geprägt. Jedoch fängt es unvermittelt mit diesem leiernden Gitarrenriff an, der irgendwie wie die Brachialvariante der Singenden Säge wirkt, die sich erbarmungslos ins Gehör scheuert. Dann in der Strophe beginnt Oliver Welter mit seiner permanent zerbrechenden Stimme an zu singen, die ebenso keinen Ton bei sich halten kann. Er singt von traurigen Jungen und Mädchen und einem verzweifeltem Gott. Gemeinsam mit der sehr schönen Orgel und der Vocal-Produktion, die die Stimme klingen lässt, als sitze der Sänger allein in einem viel zu kleinen Raum, kommt das Gefühl des Verlassenseins hervorragend rüber.
Nun, bereits das könnte ein tolles Lied machen. Doch die Klagenfurter geben sich damit nicht zufrieden und schieben den wohl traumhaftesten, wenngleich sehr spacigen, C-Teil ein, den man sich nur vorstellen kann. Nur um einen dann mit dem wieder einsetzenden Riff ganz weit nach unten zu ziehen.
Kein klassischer Popsong, wobei er einen solche Struktur vorweist, sondern mehr eine liedgewordene Katharsis.

44.) Tom Waits - God's Away On Business, 2002



Normalerweise bin ich immer sehr zurückhaltend, altgediente Helden der Musikgeschichte zu loben. Und das werde ich auch jetzt beibehalten, obwohl da oben Tom Waits steht. Denn nicht sein Status hat ihn hier in diese Liste gebracht, sondern dieses Lied. Das könnte meinetwegen von den unsäglichen Jonas Brothers stammen und ich würde es trotzdem fantastisch finden.
Denn ein derart beängstigendes Stück zu schreiben, muss man erstmal schaffen. Ja, ich betone das Wort beängstigend. Denn wann kommt es schonmal vor, dass man von einem Musikstück ein schrecklich-schauriges Gefühl bekommt? Bei mir sehr selten, beziehungsweise eigentlich nur hier. Düster schunkelnde Musik im Hintergrund, von der man meinen könnte, sie würde von Skeletten gespielt (oder Grim Fandango hat mich unterbewusst doch stärker geprägt als gedacht). Über allem thront diese unfassbar kaputte Stimme des Herrn Waits, bei der man meinen könnte der Sensemann persönlich grölt dir was ins Ohr.
Der Titel/Refrain trifft es eigentlich perfekt: weil Gott Geschäfte zu erledigen hat, konnten sich die Pforten der Hölle öffnen und die Bewohner derselben haben hiermit ihre Hymne mitgebracht. Schauer!

43.) The Sleepy Jackson - This Day, 2003



Huch! Ist das Aydo Abays zehnte Band? Nein, der gute Mann, der hier trällert nennt sich Luke Steele. Er und seine Sleepy Jackson haben den wohl fröhlichsten Song in diese Liste der Miesepetrigkeiten geworfen.
Er ist sommerlich beschwingt, tanzbar, und hat gegen Ende sogar einen "nana na na na naa naa"-Part. Man stelle sich vor! Und doch geht er durch eben genau diese Qualitäten jedes Mal wieder sehr zu Herzen. Ich liebe ihn einfach. Wahrscheinlich liegt es daran, dass nix desto trotz von Trennung, Alleinsein und Schmerz gesungen wird. Aber das muss wieder so eine unbewusste Geschichte sein, weil mir Lyrics für Gewöhnlich nicht so wichtig sind.
Wie bereits erwähnt, zuerst war ich durch die simple und beglückende Beschwingtheit dieses Werkes angefixt. Und so wird er vermutlich auch vom veehrten Leser goutiert.

42.) Madrugada - Step Into This Room And Dance For Me , 2001



Prompt gehen nun die Lichter wieder aus. Und zwar alle.
Nur ein Spot beleuchtet die Tänzerin im Ballettdress und wie sie über die staubigen Bretter des alten Theaters schwebt.
So müsste eigentlich das Video zu diesem Song aussehen. Doch dieses Video existiert nicht. Denn die Norweger von Madrugada hatten 2001 ein Problem. Sie haben mit "The Nightly Disease" ein Album veröffentlicht, welches ausschließlich aus sehr guten Titeln bestand. Welches sollte man also zuerst als Single veröffentlichen. Letztendlich entschieden sich die Knaben dann für das famose "Hands Up - I Love You" und das nicht minder begeisternde "A Deadend Mind". Der dunkel funkelnde Diamant auf diesem Album hört allerdings, meiner Meinung nach, auf den Namen "Step Into This Room And Dance For Me".
Dieses Stück klingt bereits so, als wäre es über alle Kritik erhaben. Ruhig, bedächtig, klar die Instrumentierung. Ein stetig fließender, alles vereinnahmender Fluss des faszinierendem Gitarren-Lick zu dem dann klar und präzise Bass und Schlagzeug einsetzen. Später kommen noch Piano und Mandoline hinzu - doch auch diese sind deutlich differenzierbare Einsätzen, die wie in Granit gemeißelt zu sein scheinen.
Der Hermelinmantel, der dieses Lied vollendet majestätisch werden lässt, ist natürlich die unsagbar tiefe und erhabene Stimme des Sivert Høyem, der sonst eher an Tom Smith (Editors) gemahnt. Ebenfalls klar akzentuiert und formvollendet, trägt er ruhig seine Weise vor. Dem Hörer bleibt nix Anderes übrig als auf die Knie zu sinken und sich von diesem stetigen Strom an Musik weit hinfort tragen zu lassen. Wer Ohren hat, der höre!

41.) Cruiserweight - Goodbye Daily Sadness, 2005




Jetzt wird sich der geneigte Leser sicher fragen: Was ist denn das? Pop-Punk. Die fröhliche Sorte. Ganz nett. Unspektakulär.
Recht hat er. Also warum dieses Lied?
Nun, so unspektakulär finde ich das alles nicht. Zum ersten ist die Produktion unglaublich fett, rauh und interessant. Denn immerhin fängt das Lied in Mono an, bis es dann schließlich nach knapp fünfzig Sekunden förmlich in Stereo explodiert. Solche kleinen Spielereien finde ich super.
Wie immer bei mir spielt auch hier der Gesang eine wichtige Rolle, warum ich das Lied so mag. Kraftvoll, hoch und irgendwie sehr emotional. Die Melodie im schönsten Moll, was dem Ganzen eine eigenartige Traurigkeit verleiht, die in gewisser Weise auch den Text konterkariert, der scheinbar davon handelt, wie toll es ist, Plateuschuhe zu tragen, bzw. wie traurig es ist, klein zu sein. Dazu schroten die Gitarren fette Wände, die dem Lied einen ziemlich krasses Punch verpassen.
Und persönlich folgt nun der nächste Superlativ: Das Lied, das ich vermutlich am Häufigsten wiederentdeckt habe. Mehrmals habe ich es wieder vergessen, bis ich ihm mal wieder begegnete und er sich sofort in meinem Gehörgang für die nächsten Tage fest verkrallt hat. Und das ganz ohne mich zu nerven. Und jetzt - im Zuge dieser Rezension - natürlich wieder.

So weit erstmal für heute. Ich wünsche erstmal eine schöne Woche, bis nächsten Mittwoch der dritte Streich erfolgt - und zwar dann mit dem lang ersehnten ersten Special!

Sonntag, 1. November 2009

rhododendron's ranking ... 44/ 2009

In der 44. Woche bleiben die vorderen Plätze des Rankings recht stabil, aber dahinter gibt’s wie immer ein paar Neuinteressierte. Gleich auf Platz 4 ist es mal wieder Zeit für eine weitere Neuentdeckung aus dem zuletzt beliebten Bereich „Britische-Popmädchen-machen-Synthiepop“… diesmal heißt das Mädchen Elli Goulding und der Pop in diesem Fall „Under The Sheets“. Einen gewissen Ohrwurmcharakter kann ich dieser Nummer auch nicht wirklich abstreiten. Mal sehen, wie lang mich die gute Dame begeistern kann, bevor sie die Nervquote einer Little Boots erreicht. Julian Casablancas, sozusagen die männliche Antwort darauf, kann selber nochmal zwei Plätze gut machen. Die Arctic Monkeys sogar 3… damit willkommen in den Top 10. Außerhalb dieser befindet sich auf Platz 13 mit „Bye Bye Bayou“ da neue Lebenszeichen von LCD Soundssytem. Ein gewohnter Club-Burner. Da kann man ja froh sein, das James Murphys angekündigte Zangspause doch am Ende so kurz geworden ist. Ein neues Album soll im März erscheinen! Wann das Album der Newcomer „Ou Es Le Swimming Pool“ erscheint kann ich nicht sagen. Nen Preis für den ausgefallensten Bandnamen des Jahres dürfte aber locker drin sein. „Dance The Way I Feel“ ist ein nettes Stück Retro-Elektropop, welches sich im hinteren Bereich der Top 20 platzieren kann. Und ab dafür!

01.( 01 / #4 ) The Sound Of Arrows “Into The Clouds”
02.( 03 / #2 ) Florence And The Machine “You’ve Got The Love”
03.( 02 / #7 ) The xx “Basic Space”
04.(NEW/ #1) Ellie Goulding “Under The Sheets”
05.( 07 / #3 ) Julian Casablancas “11th Dimenson”
06.( 05 / #2 ) Vampire Weekend “Horchata”
07.( 04 / #6 ) Empire Of The Sun “Without You”
08.( 06 / #10) Editors “Papillon”
09.( 08 / #4 ) Röyksopp “This Must Be It”
10.( 13 / #2 ) Arctic Monkeys “Cornerstone”
11.( 12 / #5 ) La Roux “I’m Not Your Toy”
12.( 09 / #9 ) Jamie T “Chaka Demus”
13.(NEW/ #1) LCD Soundsystem “Bye Bye Bayou”
14.( 10 / #3 ) Ladyhawke “Magic”
15.( 11 / #4 ) Everything Everything “My Keys, Your Boyfriend”
16.( 12 / #4 ) Death Cab For Cutie “Meet Me On The Equinox”
17.(NEW/ #1) Ou Est Le Swimming Pool “Dance The Way I Feel”
18.( 15 / #4 ) Kent “Töntarna”
19.( 17 / #3 ) Mew “Repeaterbeater”
20.( 16 / #8 ) Robbie Williams “Bodies”





Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Plätze 50 - 41

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50. Bright Eyes “I’m Wide Awake, It’s Morning” (2005)
So, die Hälfte hätten wir bereits geschafft, widmen wir uns also den oberen 50. Und es gibt kaum ein besseres Album, um einzusteigen, als der große Klassiker „I’m Wide Awake, It’s Morning“ von Conor Oberst aka Bright Eyes. Allein der Albumtitel gehört zu meinen All-Time-Favourites. Was wurde dieses kleine Folk-Album damals zu Beginn des Jahres 2005 in der Musikpresse gelobt. Oberst war der Wunderknabe schlechthin. Ein Typ, der bereits mit Anfang 20 unglaubliche Singer/Songwriter-Eigenschaften vorweisen kann. Selbst in diversen Lifestyle-Magazinen konnte man dem jungen Mann mit den tiefgründigen Augen und der Emo-Tolle damals nicht entkommen. Die Vorschusslorbeeren sind aber durchaus verdient, denn obwohl ich prinzipiell wenig mit Folk anfangen kann, muss selbst ich die Qualität dieses Albums neidlos anerkennen. Zu gut ist die Songauswahl auf Obersts 2005er Werk. Denn neben den sehr guten Texten und dem Gefühl, dass die Songs vermitteln, ist auch eine recht hohe Hitdichte im Pop-Sinne zu finden. So lädt bereits der Opener „At The Bottom Of Everything“ (inkl. Spoken-Words-Intro) zum munteren Mitsummen ein, obwohl wir uns thematisch mitten in einem Flugzeugabsturz befinden. Auch die weiteren Songs sind eingängig und kreieren Bilder im Kopf des Hörers. „We Are Nowhere And It’s Now“ als Bestandsaufnahme eines Wartenden oder „Old Soul Song“, als romantisch-melancholische Ballade, indem eine Kamera zum wichtigsten Utensil in einer Demonstration wird. Oder in „First Day Of My Life“, dem einfachsten, ehrlichsten und vielleicht gerade dadurch, in meinen Augen schönsten Liebeslied, das in den letzten Jahren entstanden ist. Trauer, Depression, aber auch Freude und Zuversicht… dieses Album deckt thematisch jede Menge ab, ist dabei erstaunlich gut gemacht und mit wundervollen Songs bestückt. Connor Oberst ist ein guter Geschichtenerzähler. Auf Dauer vielleicht etwas zu viel Geschichten für meinen Geschmack, aber zwischendurch gerne auch unverzichtbar.
Hörpflicht: “Old Soul Song (For A New World Order), “First Day Of My Life”, “Road To Joy”

49. Doves “Lost Souls” (2000)
Ach, da sind sie ja wieder: Die Doves aus Manchester. Nach Platz 65 mit „Some Cities“ hier der erste Wiederholungstäter. Diesmal ist es das wesentlich sphärischere und breitschichtigere Debüt-Album des Trios, namens „Lost Souls“. Dieses Album umweht dabei eine ganz eigene und besondere Atmosphäre, auf die ich mich auch nach Jahren immer wieder gern einlasse. Bereits das erste verspielte Blubbern beim Opener „Firesuite“ lässt einen automatisch die Augen schließen und mit der Musik mit fließen. Irgendjemand hat mir mal gesagt, die Musik eigne sich besonders gut zum Einschmeißen von bewusstseinserweiternden Substanzen. Ich lass das jetzt mal im Raum stehen, aber ein Fünkchen Wahrheit ist da schon dran. Im Gegensatz zu den späteren Alben schimmern die formidablen Britpop-Songs der Doves hier meist durch eine Wand aus schrägen Sounds, Effekten und butterweichen Soundteppichen durch. Gut, gelegentlich bricht man auch aus, wie beim rockig-poppigen „Catch The Sun“ oder dem epischen „The Cedar Room“, welches mehr die späteren Doves erkennen lässt. Doch ansonsten wirkt der Grundton verhalten, abwartend und entspannt melancholisch, ohne dabei in der Traurigkeit zu versinken. Für mich ist dieses Album immer ein toller Soundtrack für laue Sommerabende oder entspanntes Liegen am Strand gewesen. Und immer wieder ist es die warme Stimme von Jimi Goodwin, welche die Songs trägt. Ja, das hab ich schon bei „Some Cities“ geschrieben und das werd ich, soviel sei schon mal verraten, auch noch mal innerhalb dieser Auflistung schreiben, aber es ist halt einfach die Wahrheit. „Lost Souls“ ist ein Kapitel für sich, vom ersten bis zum letzten Ton. Wundervolle Britpop-Songs voller Gefühl, die zumindest ich mir immer und immer wieder anhören kann. Auch heute noch. Und auch zu anderen Jahreszeiten.
Hörpflicht: “Firesuite”, “The Man Who Has Everything”, “The Cedar Room”

48. Friendly Fires “Friendly Fires” (2008)
Oh wunderbare, wunderbare Friendly Fires! Ich merke ja selber, dass es mit zunehmendem Alter immer schwerer wird, die gleiche Euphorie für neue Musik zu entwickeln, wie dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Vielleicht lasse ich mich auch immer schwerer mitreißen. Doch oft wird mir ja das Gegenteil bewiesen, wie vor knapp einem Jahr, als mir das unglaublich tolle Debüt-Album dieses Trios aus dem britischen St. Albans über den Weg gelaufen ist. So Feuer und Flamme war ich schon lange nicht mehr für ein Album. Das selbst betitelte Debüt der Friendly Fires ist eines der kurzweiligsten, hitlastigsten Pop-Alben der letzten Jahre und definitiv eines der besten Debüts der letzten 10 Jahre.
Wie kann man diese Musik am besten beschreiben? Energetischer, tanzbarer Indie-Rock mit starkem Ausschlag Richtung Pop, Elektronik und … ähm… Samba? Na ja, Percussionalarm ist schon gegeben, besonders beim Opener „Jump In The Pool“. Heftiger Cowbell-Dauereinsatz! Was für ein Ausrufezeichen! Die typischen jingle-jangle-Indie-Gitarren vermischen sich spielend leicht mit lockeren Bassläufen und breiten Synthieflächen. „Paris“, das flehende Liebeslied, genauso wie das unglaublich groovige „Lovesick“. Selbst eine ruhige Nummer, wie „Strobe“ besitzt dieses Treibende, Tanzbare, welches das Album von Anfang bis Ende durchzieht. Hier ist wirklich mal der Uralt-Spruch „All Killer, No Filler“ angebracht! Wie auch immer es diese Band gemacht hat… sie hat aus all diesen Fragmenten am Ende einen Sound gebastelt, welcher 1:1 allen meinen Vorlieben entspricht. Ich kann einfach nicht anders, als dieses Album uneingeschränkt zu lieben. Der 2009er Nachfolgehit „Kiss Of Life“ hat ja im Sommer bereits bewiesen, dass diese Band auch für Album Nr. 2 noch genug Ideen hat. Es gibt wenig Momente in diesem Jahrzehnt, wo der gute alte Pop spannender war, als auf diesem Album. Entweder verglüht diese Band jetzt in der exakt gleichen Geschwindigkeit, wie ihr Stern aufgestiegen ist, oder sie beschert uns auch in der nächsten Dekade noch einige Überraschungen. Bitte, bitte letzteres!
Hörpflicht: „Jump In The Pool“, „Paris“, „Strobe“, „Lovesick”

47. The Libertines “Up The Bracket” (2002)
Ausnahmsweise waren die Amis mal etwas eher dran zu Beginn dieses Jahrzehnts. Die New Yorker Strokes hatten da nämlich die Retro-Rock-Welle losgetreten und wie hieß die Antwort aus dem Vereinigten Königreich? Richtig, Pete Doherty! Und Blutsbruder Carl Bârat war auch dabei. Zusammen mit den anderen beiden, deren Namen irgendwie immer unwichtig sein werden, gründeten sie die Libertines und somit war der Hype geboren. Das größte britische Ding seit Oasis! Wie immer. Für den NME war’s sicher das größte Ding seit den Pilzköpfen, immerhin lagen die Libertines damals bei diversen Ewigkeitslisten immer knapp hinter den Beatles. Doch dem ganzen Presseecho zum Trotz kommt so was ja nicht von ungefähr. So ist „Up The Bracket“ eine gute Frischzellen-Kur für die britische Rockmusik gewesen. Nach all dem Coldplay/Travis/Starsailor-Schwulst der letzten Jahre, war es mal wieder Zeit, ein wenig aus der Lethargie zu erwachen und einfach drauflos zu spielen. Das machen die Libertines natürlich in bester Garagen-Atmosphäre ohne dabei aber die Melodien zu vernachlässigen. Das ist auch eine ihre größten Stärken. Neben dem rauen Sound haben Bârat und Doherty nämlich auch stets ein Gespür für tolle Melodien gehabt. „Time For Heroes“, „Tell The King“ oder „I Get Along“ seien hier mal exemplarisch erwähnt. Hoher Mitsingfaktor, der auch gern mal ins alkoholisierte Gröhlen wechseln kann. So schräg die Hauptsongschreiber des Quartetts auch waren, eine gewisse Genialität kann man Pete und Carl einfach nicht abschreiten. Letztendlich definierte „Up The Bracket“ in großen Teilen schon die Richtung, welche Franz Ferdinand und Konsorten zwei, drei Jahre später richtig ausgekostet haben. Lauter, schroffer und dennoch melodieverliebter Britrock zweier begnadeter Songwriter, die sich aber nach dem selbstbetitelten Nachfolger erstmal für ein paar Jahre zerstritten haben. Die Nachfolgebands Babyshambles und Dirty Pretty Things zeigten aber, dass in diesem Fall das alte Motto „Nur gemeinsam seid ihr stark!“ gilt. Mittlerweile ist Doherty aus den Gossipmeldungen raus und hat sich auch mit Carl wieder vertragen. Eine Reunion für 2010 ist realistischer als je zuvor. Vielleicht braucht die Welt dann wieder den explosiven, punkigen Rocksound des Duos, vorrausgesetzt, sie wissen noch, wie das geht.
Hörpflicht: „Vertigo“, “Time For Heroes” „Up The Bracket“, „I Get Along”

46. Maximo Park “Our Earthly Pleasures” (2007)
Paul Smith sieht nicht nur unglaublich gut aus und ist eine olle Rampensau… Nein, der Maximo Park-Frontmann ist auch einer der intelligentesten Texter in der britischen Musiklandschaft. So zeichnen sich Smiths Songs stets durch eine gewisse Feinfühligkeit und diverse lyrische Spielereien aus. Außerdem versteht er es, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte zu wählen und die richtigen Akzente zu setzen. Mit so was kann man mich leicht beeindrucken. Auch auf dem Zweitwerk „Our Earthly Pleasures“ aus dem Jahr 2007 hat Smith wieder einiges zu erzählen bzw. zu besingen. 12 wunderbare kleine Popsongs über das Leben. Über Liebe und Verlust, Tod, menschliches Verlangen und, logischerweise, Bücher. Diesmal auch in Kartons. Der dringliche, nervöse Sound des 2005er Debüts „A Certain Trigger“ ist dabei einem etwas gesetzteren Pop-Outfitt mit mehr Piano gewichen. Für viele Fans des Debüts immer noch eine Streitfrage, aber ich hatte damit nie ein Problem. Denn die wunderbaren Melodien mit Smiths melodischem Gesang und seinen sophisticated lyrics sind geblieben. Daneben wurde „Our Velocity“ für mich du einer persönlichen Hymne des Jahres 2007, weitere Songs wie das Smiths-artige „Books From Boxes“, das melancholische „Your Urge“, sowie die immer noch unkaputtbare und unterschätze Hymne „Sandblasted And Set Free“ haben sich ihren Platz in meinem jungen Herzen erkämpft. Sicher auch ein Album voller Erinnerungen an eine Zeit des Aufbruchs und Neudefinition in meinem Leben, wenngleich das mittlerweile auch mit einem bittersüßen Nachgeschmack genossen werden kann. Was bleibt sind die wunderbaren Songs und das wunderbare Gefühl, dass sie vermitteln. Sicher, es ist kein „A Certain Trigger“, aber es hat einen ganz eigenen Klang. Man sollte Maxïmo Park nicht als kleine, feine Tanzrock-Kapelle abstempeln, sondern als eine wichtige, durchaus auch mal tiefsinnige, aber dennoch nicht schwermütige, musikalische Fußnote der aktuellen Popmusik. Und drei sehr gute Alben in 5 Jahren sprechen da eine eindeutige Sprache!
Hörpflicht: “Our Velocity”, “Books From Boxes”, “By The Monument”, “Sandblasted And Set Free”

45. Athlete “Vehicles & Animals” (2003)
Ach, Athlete! Sicher eine der kurzweiligsten spannendsten und mir persönlich liebsten Bands des vergangenen Jahrzehnts. Dennoch war das damals schon ein ziemlicher Kulturschock mit „Vehicles & Animals“. Also, zumindest für mich. Nachdem ich mir zuerst das zweite Album "Tourist" geholt hatte, war ich mehr als überrascht als ich meinen Ohren das Debüt servierte. Von der Melancholie und Schwere des Nachfolgers ist hier nichts zu spüren... stattdessen erwartet uns fröhlicher, frecher und frischer Pop, jenseits jeglicher Britpop-Klischees. Zum Glück, kann man da nur sagen! Das für den Mercury Prize nominierte Album besticht mit einer netten Ansammlung fröhlicher, kleiner Popsong, denen auch gern mal das Prädikat „Casio Pop“ anhaftet. Kein Wunder, denn neben den Gitarren blitzt die Elektronik an vielen Ecken immer wieder durch, jedoch immer recht kess und verspielt, ohne einen dabei zu erschlagen. "El Salvador" kommt als Opener schon extrem sommerlich rüber. Eine flotte Melodie zum Mitsingen und Mitwippen, ein Beat dem man sich nicht entziehen kann. Dazu dieser stetige Wunsch des Ausbrechens untermalt mit einer jugendlichen Unbekümmertheit der Band, die immer wieder mitreißt. Sei es in der Anti-Rockstar-Hymne „Westside“ oder in der sympathischen Liebeserklärung „You Got The Style“. „Uh, it’s getting hot in here, must be something in the atmosphere“ … nicht schlecht. Richtig schön wird es dann bei dem immer noch unkaputtbaren “Shake Those Windows”, der vielleicht besten Nummer, welche diese Band bisher geschrieben hat. Eine wehmütiger, aber doch stets aufmunternder Rückblick auf die Jugend und die Musik. Unverzichtbar! Eine Platte voll guter Erinnerungen an einige persönliche Sommer. Leider hat die Band später nie wieder die Leichtigkeit dieses Debüts erreichen können. Zwar ist dies nicht so schlimm, weil so immerhin Abwechslung in der Musik garantiert wird, aber angesichts einer schwachen Formatradio-Platte, wie dem diesjährigen „Black Swan“ aus diesem Jahr, wünsch ich mir schon manchmal die alten Tage zurück, als die Band noch unverkrampfter zu Werke ging und die Fenster zum Wackeln brachte. Ein wundervolles Album, dessen ganz eigene Magie auch heute noch vorhanden ist.
Hörpflicht: “El Salvador”, “One Million”, “Shake Those Windows”

44. Sigur Rós “Takk...” (2005)
Die Isländer von Sigur Rós waren bei der Aufstellung dieser Liste sicher das größte Problem, muss ich ganz ehrlich eingestehen. Einfach, weil ich der Meinung bin, dass dieses Quartett die schönste Musik unserer Zeit macht. Von meinem Standpunkt aus. Immer wenn Sigur Rós bei mir laufen, ist es die schönste Musik auf Erden. Märchenhaft, Elfengleich, nicht von dieser Welt sozusagen… gut, geht mir auch bei anderen Bands so, aber bei Sigur Rós ist dies etwas Besonderes, etwas Magisches, das geschieht, wenn diese Musik, ja, spricht. Deshalb natürlich die Frage, wie man so etwas in den Top 100 Kontext presst, wo doch eigentlich fast alle Alben in den Top 10 sein müssten. Da muss man natürlich stark differenzieren, was aber auch nicht so leicht ist, da alle Sigur Rós Alben auf ihre Art und Weise genial sind und keine Schwachstellen haben. Also sind es andere Kriterien. Der a-ha-Effekt ist sicher bei den ersten Alben größer, genauso wie die jahrelange emotionale Bindung. Deshalb kommt das 2005er „Takk…“ „nur“ auf Platz 44, was aber angesichts der vielen Konkurrenz keine Schande ist. Auch das vierte Album der Band ist ein Wunderwerk seinesgleichen. Mann legt diese CD ein und entschwindet für etwas mehr als eine Stunde in einer Welt voller fantastischer Klänge und Musiken, voller Gefühl und Emotion. Lichtjahre von dem entfernt, was es da draußen noch gibt, weit weg von all der Hektik, dem Stress und der Angst, die der zivilisationsbedingte Alltag so mit sich bringt. Und man findet sich wieder irgendwo in Island... an den felsigen Küsten, den grünen Hügeln, am Meer, Keine Menschen, kein Nichts... nur diese Musik. Selten passten Herkunftsland und Band so gut zusammen, wie hier. Aber es muss auch nicht Island sein. Das ist ja das schöne an dieser Musik. Sie macht einen in gleichen Maasen traurig und melancholisch wie auch optimistisch und hoffnungsvoll. "Takk...", zu deutsch „Danke, ist nach dem etwas experimentelleren "( )" wieder näher am 200er Debüt "Agaetis Byrjun". Insgesamt arbeitet die Band aber weiterhin daran ihren Sound und ihre Strukturen klarer zu machen, ohne dabei etwas von ihrer Vielschichtigkeit einzubüßen. Das Piano steht mehr im Vordergrund und man öffnet sich langsam den Pop, wie „Hoppípolla“ zeigt. Ansonsten würde es einfach nicht gerecht sein, weitere Songs gesondert herauszugreifen. Sigur Rós sind eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Musikwelt. Keine Band klingt wie sie. Sie sind ein Unikat und schaffen es sowohl unglaublich einfühlsam und eingängig, wie gleichzeitig sehr laut und sperrig zu sein und mit ihren Klängen eine eigene Welt zu kreieren. Nachwievor und immer wieder aufs Neue. Hoffentlich bleiben sie uns noch sehr lang erhalten.
Hörpflicht: “Hoppípola”, “Sæglópur“, „Gong“, „Andvari“

43. South “With The Tides” (2003)
Da will man mal eben live recherchieren und muss feststellen, dass sich die Band, über die man schreiben möchte, dieses Jahr aufgelöst hat. Das gibt dem ganzen natürlich eine traurige Note. Sehr traurig sogar, denn es ist eigentlich nicht fair. South, ein britisches Indierock-Trio aus London hatten alles Potential der Welt. Die richtigen Songs vor allem. Wunderbare kleine Songs, die sich der Konkurrenz (ich sach jetzt ma Death Cab oder Nada Surf) ruhig stellen konnten. Ja, sie hatten ja sogar ’nen Song auf dem „O. C. California“ Soundtrack, als der Hype um diese olle Lifestyle-Serie überschwappte. Doch leider sind sie nie über den Status eines kleinen Geheimtipps hinausgekommen. Woran liegt so was dann eigentlich? Ist das nur Pech? Mit den falschen Leuten zusammengearbeitet? Immerhin war Ian Brown einer der frühen Förderer. Ich weiß es einfach nicht. Vermutlich werd ich mir jetzt posthum noch ein paar South Sachen dazu kaufen. Zum Gedenken. So, wie ich’s beim 2003er Zweitwerk „With The Tides“ gemacht habe. Ab und an finde ja auch ich mal in meinem doch oft mainstream-orientierten Geschmack versteckte Schätze, die sonst relativ unbekannt sind. Meine Motivation hieß in diesem Fall „Colours In Waves“ und ist offiziell einer der schönsten Songs des Jahrzehnts. Eine wunderbare Gitarrenhymne, welche die Atmosphäre der Wellen wunderbar musikalisch rüberbringt. Dazu auch die wunderbare Stimme von Sänger Joel Cadbury, in welche ich mich gleich verguckt habe. Also gleich das Album per Second Hand erstanden und glücklicherweise wurde ich auch nicht enttäuscht. „With The Tides“ hat mir mit seinem wunderbar melancholisch-melodischen Indierock einen ganzen Sommer versüßt und funktioniert darüber hinaus immer noch. Viele elektronische Spielelemente geben dem Klang eine gewisse Vielschichtigkeit. Die Melodien sind einprägsam, wie bei „Motiveless Crime“ oder „Loosen Your Head“ und stets umweht die Band dabei etwas atmosphärisches, fast so wie bei den Doves, die ich ja auch sehr schätze. Auch die ruhigen Balladen, wie „Straight Lines To Badlands“ oder das wundervolle „9 Lives“ überzeugen auf ganzer Linie. Nein, es macht wirklich keinen Sinn, warum diese Band nicht Größeres erreicht hat. Das hier ist besser als vieles, was die Konkurrenz in den letzten Jahren abgeliefert hat. Auch das 2008er Album „You Are Here“ war von ähnlicher Qualität. Kann man nur hoffen, dass die Nachfolgebands noch weniger Erfolg haben und man sich auf die alte Band besinnt. Zumindest bei mir haben sie einen sehr guten Eindruck hinterlassen.
Hörpflicht: “Motiveless Crime”, “Colours In Waves”, “Nine Lives”

42. Morning Runner “Wilderness Is Paradise Now” (2006)
Und wo wir gerade bei der großen Ungerechtigkeit sind... hier kommt eine Band, die davon ebenfalls ein Liedchen singen kann: Morning Runner. Sie kamen, hinterließen einen tollen Eindruck und verschwanden danach auch schon wieder, doch für ca. ein Jahr haben sie es geschafft, mich total zu begeistern. Selten habe ich so gespannt auf das Debüt einer Band gewartet, wie auf das dieses britischen Quartetts. Jeden mp3-Bootleg-Schnipsel habe ich im Vorfeld gesammelt und dieses Album sofort importiert, als es erschienen ist. Monate vor dem deutschen Release. Man ließ sich dafür aber auch Zeit. Ganze drei sehr gute Singles ließen die Vorfreude bei mir vor Albumrelease ansteigen. Der Auslöser ist „Be All You Want Me To Be“. Nachwievor ein kleines Meisterwerk. Und auch das komplette Album ist eines geworden. Das Besondere an dem Sound der Jungs aus dem englischen Reading ist vielleicht ihre Vielseitigkeit. Der Opener „It’s not like Everyone’s my Friend“ erschlägt einen förmlich mit markanten Gitarrenriffs und Matthew Greener, der leidenschaftlich ins Mikrofon schreit. Daran sollte man sich auf dem Album schon mal gewöhnen. Wo Coldplay und Co. beim Leiden oft in mitleidiges Säuseln abdriften, gibt diese Band noch einmal Gas. Matthew Greeners Stimme schwankt zwischen Zerbrechlichkeit und energetischen Schreien, seine Texte zwischen Trauer und Zuversicht. Energie trotz Melancholie. Allein das famose „Burning Benches“ geht in gut 3 Minuten von Null auf Hundert. Es beginnt als ruhige Klavierballade und endet voller Kraft. Das unterstreicht das Gefühl, das Flehen in Greeners Songs noch zusätzlich. Aber Songs wie „Have A Good Time“ oder „Gone Up In Flames“ zeigen auch, dass man das Tempo durchgängig hoch halten kann, während die ruhigen Balladen „Hold Your Breath“ und „Oceans“ zur Albummitte ein wenig das Tempo drosseln. Danach zieht man mit Songs wie „Work“ noch einmal an. Daraus auch einer meiner persönlichen Lieblingszitate… „What’s a movement If you don’t move?“ Enough said. Das traurige „Best For You“ entlässt uns im Wiener Walzer Schritt aus diesem wirklich, wirklich wundervollen Debüt. Und da hätte noch so viel mehr kommen können, doch die Band ist am Ende an ihrer Plattenfirma zerbrochen und so vielleicht auch an sich selbst. Das Major Label wollte mehr Hits, doch die Band wollte nicht soweit gehen und hat die Arbeiten am Nachfolger abgebrochen. Warum ist man denn nicht zu einem Indie Label gegangen? Vielleicht war da noch mehr im Busch. Momentan kein Lebenszeichen. Vielleicht kommt da noch irgendwann etwas. Vielleicht bleibt es aber auch nur ein frommer Wunsch eines vereinzelten Fans. So bleiben Morning Runner ein großes Ausrufezeichen in der britischen Musiklandschaft dieses Jahrzehnts! Ich wünsche ihnen nur das Beste!
Hörpflicht: “Burning Benches”, “Oceans”, “Be All You Want Me To Be”, “Best For You”

41. The xx “The xx” (2009)
Ganz frisch und schon für die Ewigkeit. Wenn nicht mehr großartige Sachen dazwischenkommen, dann ist „The xx“ von gleichnamigen Band mein Album dieses Jahres (entsprechende Liste folgt später) und somit bereits bestens für die Top 100 des Jahrzehnts qualifiziert. Das kann ich schon nach zwei Monaten Dauerhörens mit Sicherheit so sagen. Kaum ein Album hat mich in letzter Zeit so bewegt. Da ist etwas ganz Besonderes am Werk, auch wenn einige das anders sehen. Puristischer geht’s dabei gar nicht. Das Quartett aus London entfaltet mit einfachsten Mitteln eine düstere Schönheit voller Melancholie und Zerbrechlichkeit, die aber auch gut in die Ohren geht. Zwei Gitarren, ein Bass und getriggerte Beats aus’m Drum-Computer sowie ein paar leichte Elektroversatzstücke reichen aus, kombiniert natürlich mit unglaublichen Hits, die eigentlich alles sein wollen, nur nicht eben solche. Und es ist dieser düstere New Wave Touch, der mich auch diesmal, wie schon bei Bands wie Joy Division oder Interpol, in den Bann zieht. Traurig, melancholisch, trist, aber immer wieder voller Momente der Hoffnung. Bspw. Wenn Sängerin Romy Madley Croft mit ihrer wunderbaren Stimme das Mikro ergreift und in „Islands“ den Angebeteten ansingt. Oder Wenn bei „Heart Skipped Beat“ leichte Hoffnung in der Dunkelheit aufkeimt. Besonders im Wechselgesang mit Bandkollegen Oliver Sim macht Crofts fragiler Soul unglaublich Sinn. Beide ergänzen sich bestens und führen so ihre eigenen, kleinen Dialoge. Introvertierte Liebeslieder in düsteren Zeiten. Ideal für die Nacht, für den Herbst und für alle einsamen Momente. Dieses Album ist so unglaublich groß und wunderbar anzuhören, dass es mir fast sogar die Tränen in die Augen treibt. Lange wurden Verzweiflung, Isolation und Dunkelheit nicht mehr so gut in Musik verpackt, wie hier. Alle Songs sind ausnahmslos zu empfehlen. Und natürlich sieht diese Band aus wie eine Schülerband und baut all ihre Songs auf einer simplen Grundidee auf. Das macht sie aber mit abwechslungsreichen Melodien und einer Idee, die wesentlich spannender ist, als die von Glasvegas. Ich werde mir Freude verfolgen, wohin der Weg dieser Band in den nächsten Jahren führen wird.
Hörpflicht: „VCR“, „Islands“, „Shelter“, „Night Time“

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Rainbow Party - (1) Shakedown

Nanu? Ein unbekannter Name!
Ja, ich habe die Ehre in die sehr ehrwürdigen Web-Hallen des NoBono aufgenommen worden zu sein, um die Seite a) zu bereichern und das Spektrum der Popmusik hier mal zu erweitern oder b) in den Ruin zu stürzen und auf die Halde mit BetaMax und HD-DVD zu kommen.
Werden wir mal schauen.

Normalerweise gehört es sich so, dass man zu dieser Gelegenheit Kuchen mitbringt und sich dann erstmal mit Lebenslauf, Familienstand und ein paar närrischen Anekdoten vorstellt. Aber da scheiß ich einfach mal drauf.
Meine Art der Vorstellung wird sein, dass ich von nun an jede Woche Mittwoch 5 meiner Lieblingsstücke der vergangenen zehn Jahre vorstelle. Analog zu dem Mammutprojekt, was der Rhododendron hier gerade veranstaltet.
Nur warum nehme ich nicht auch ganze Alben? Nun zum einen gibt es - meiner Meinung nach - sehr wenige Alben, wo ausschließlich sehr gute Songs vertreten sind und die dann auch noch so einen geilen Fluss aufbauen, dass ich das Album gar nicht mehr loslassen und immer weiter hören will. Letztendlich gibt es nur sehr viele LPs, die ich ein-, zweimal durchhöre und wo dann eh nur 2 Lieder dauerhaft hängen bleiben. Und zum Anderen stoße ich auch oft einfach nur so auf einzelne Lieder, die mich total in ihren Bann ziehen, dass der Rest niemals mithalten kann.
Und so möchte ich den lieben Lesern hiermit einfach ein paar Kleinode vorstellen, auf dass sie sie (wieder-) entdecken, oder sich in ihrem musikalischen Geschmack bestätigt fühlen.
Ihr werdet sicherlich schnell feststellen, dass ich recht häufig die Worte melancholisch, traurig, verzweifelt, oder deprimierend verwende. Das liegt aber wahrscheinlich in der Natur der Sache, dass die fröhlichen Dinge sich meist nicht so tief ins Gemüt verankern, bzw. die negativen Sachen uns intensiver emotional fordern. Das verstehe wer will. Ich scheine aber nicht der Einzige zu sein, dem es so geht.

Die Reihenfolge stellt nicht zwangsläufig ein Ranking dar, da ich mich mit solchen Sachen immer etwas schwer tue. Aber natürlich gibt es zum Schluss nur meine 5 absoluten Toptitel. Der Rest sollte ein buntes Sammelsurium der Absonderlichkeiten und naheliegenden Sachen sein. Es wird auch zweimal thematische Specials geben, bei denen es hier mal aus anderen Hörnern tröten wird, als man es hier bisher gewöhnt war. Denn wie bei einer Rainbow Party viele Lippenstifte ... na ihr wisst schon ... so haben auch meinen Musikgeschmack sehr unterschiedliche Sachen von Thrash Metal bis Chart-Pop geprägt.

50.) JJ72 - October Swimmer, 2000



Wer iss'n das? JJ72 ist eine kleine irische Band, die Anfang dieses Jahrzehnts mit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album recht erfolgreich in UK und Irland waren. Da Nachfolger hat trotz Erfolg in der Nordsee hierzulande nicht mehr allzu viele vom Sessel geworfen. Eigentlich dachte ich bis gerade eben noch, dass sie ein ziemlicher One-Hit-Wonder waren. Naja ... anscheinend konnte sie länger von dem Erfolg zehren als gedacht.
Eine Single, die sich veröffentlichten, hieß "October Swimmer" und ist einfach nur durch seine pure Schönheit hier in diese Liste gerutscht. Ich verbinde damit nix, der Text ist mir egal und ehrlich gesagt auch wie die Band aussieht. Aber dieser Song! Beginnt leise und verhalten, mit dieser kleinen feinen reinen Melodie, die sich fortlaufend durch das gesamte Lied ziehen wird und dabei aber langsam zu einem emotionalen Höhenrausch aufgeworfen wird. Immer mehr Instrumente setzen ein, um Mark Greney dabei zu unterstützen, seine Stimme in immer bedenklichere Höhen zu schrauben.
Und etwas kurz nach dem Übertreiben finden sie sogar einen Schlusspunkt. Fantastisch!

49.) Hot Chip - Boy From School, 2006


Hot Chip - Boy From School dir. Garth Jennings

Ramzi | MySpace Video


Dieser Track hat die No.1-Trance-Stimmung, die ich mir bei nicht-bratzigen Electro-Titeln immer so wünsche. Ein unnerviges Sample, was durchgezogen wird. Und dazu herrlich trippiger Gesang, der so warm und schön klingt, dass man sich fühlt, als deckte man sich damit zu. Irgendwie könnte das Teil von Paul Van Dyk stammen, was ich als absolutes Kompliment verstanden haben möchte. Ich weiß gar nicht, was ich noch groß drüber schreiben soll, denn schließlich dürfte "Boy From School" so bekannt sein wie "One Night In Paris" und wer beim Hören nicht sofort in eine tänzerisch-träumerige Stimmung versetzt wird, muss ... Mitglied bei Manowar sein, oder so.

48.) Azure Ray - Nothing Like A Song, 2003



Schließt die Augen und lasst euch von diesen beiden Damen aus Nebraska forttragen. Über Felder und Auen, über die Wolken und der ganze Klischee-Quatsch. Ja, diese Musik ist federleicht, ohne Ecken und Kanten und gefällt sogar meiner Mutter. Dieses Lied ist unschuldig, falls man das so sagen kann. Diese sanften Stimmen und die herrliche Streicherbegleitung jagen mir einfach eine Gänsehaut nach der nächsten über die Unterarme.
Wen es dann noch interessiert: das sind die beiden Background-Sängerinnen der Bright Eyes und dementsprechend auch auf dem Saddle Creek-Label vertreten, was früher mal ein Garant für neue analoge Folkmusik war. Zum Glück haben es die beiden Damen damit nicht so genau gesehen und spätestens mit dem Album "Hold On Love", dem dieser Song entnommen ist, mit der Hilfe von Mike Mogis den Stücken einfach alles gegeben was sie brauchen. Elektronik, Orchester, Zurückhaltung oder Pomp. Alles war dabei. Und dieses Lied ist der Klimax davon. Hübscher geht es kaum.

47.) Aphex Twin - Vordhosbn, 2001



Auf diesen Song hat mich der Eric (morgen!) über ein Video auf YouTube aufmerksam gemacht. Nein, das ist nicht das offizielle, sondern eins, was einer mal so zusammengeschnipselt halt. Aber wie! Deswegen, schaut euch dieses Video an und lasst es auf euch wirken. Von der düster-traurigen Stimmung einnehmen. Und auch etwas verwirren und meschugge machen. Mittendrin dachte sich der Regisseur, dass es mal nett wäre die angespielten Instrumente fix einzublenden. Spätestens zu dem Part sollte man dann verstanden haben, was für ein unglaublicher Aufwand hinter dieser Schneidearbeit steckt. Irgendwann ist das Werk dann vorbei und es wird einem klar, was für ein unfassbares mitreißendes Material man gerade bezeugt hat. Und dann sollte man verstanden haben, was an Aphex Twin so toll ist. Wer es bis dahin nicht schafft: Gute Nacht, träumt süß.

46.) Radiohead - How To Disappear Completely (And Never Be Found), 2001



Weltflucht wurde nie passender vertont, als auf diesem Machwerk, was auf dem etwas weirdem 2001er "Kid A" zu finden ist.
Zu zarter, zurückhaltender Instrumentierung singt Thom Yorke mit seinem unverwechselbarem Leiden-Christi-Gesang von dem sehr nachvollziehbaren Gefühl der absoluten Entfremdung von seiner Umwelt. Stück für Stück gerät der Hörer immer weiter in Trance, wird von den sanften Wogen der Sounds von einer Seite auf die andere geschunkelt. Der Raum um ihn wird größer und weiter. Sollte er sich gut drauf einlassen und ohne Ablenkung sein, kann sogar eine Art Meditation stattfinden, die natürlich auf Radiohead'sche Manier gen Ende doch nicht sein soll. Etwas Dissonanz darf bei den Indie-Meistern natürlich nicht fehlen. Der ideale Einstieg um Radiohead zu verstehen. Und für mich eines der schönsten Depri-Lieder überhaupt.
(Das Video ist übrigens nicht offiziell.)

Dienstag, 27. Oktober 2009

Meine 100 Alben 2000 - 2009 / Plätze 60 - 51

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60. The Postal Service “Give Up” (2003)
Endlich eine Band, die ihrem Namen auch wirklich gerecht wird. Der amerikanischen Post ist es letztendlich zu verdanken, dass Soundtüftler Jimmy Tamborello und Ben Gibbard von Death Cab For Cutie dieses wunderbare kleine Album neben ihren Hauptaktivitäten produzieren konnten. Wohl auch, weil das Internet vor 6,7 Jahren noch nicht das war, was es heute ist, waren beide gezwungen ihre Ideen per Post hin und her zuschicken, da sie wohl auch geographisch nicht unbedingt in der selben Nachbarschaft wohnten. So zeichnet sich Tamborello für die Musik und Gibbard für Texte und Melodien verantwortlich. „Give Up“, das bisher einzige Produkt ihre postalen Zusammenarbeit ist ein wunderbares kleines Indie-Pop-Album, dass sich besonders durch das häufig bewusste Weglassen von Gitarren und herkömmlichen konventionellen Instrumenten auszeichnet. Stattdessen gibt es feines Synthiegeklimper und zackige Elektrobeats und allerhand Spielereien. Ganz nebenbei produziert das dynamische Duo dabei noch ein paar astreine Hits, wie das tolle „Such Great Heights“, welches bereits jetzt ein moderner Indie-Disco-Klassiker ist, oder das traumhafte „Sleeping In“ oder „We Will Become Silhouettes.“ Dazu singt Gibbard einige seiner besten Texte, mal witzig, mal wie immer hoffnungslos romantisch. Insgesamt ist dies ein recht kurzweiliges Popalbum geworden, welches gekonnt die musikalischen Welten von Bands wie Röyksopp oder den Pet Shop Boys mit denen von Death Cab und Co. vereinigt. Ich weiß gar nicht, ob dieses Album letztendlich den Genre-Begriff „Indietronic“ erfunden hat, oder nur einfach bekannter gemacht hat. Jedenfalls trifft er die Songs ganz gut. Ein weiteres Album wird es wohl vorerst nicht geben. Aber vielleicht packt die beiden ja in den nächsten Jahren noch mal die kreative Lust, neue Songideen zu entwickeln, dann ist der Nachfolger auch ein Kandidat für das Abschlussranking der 10er Jahre.
Bester Song: „Such Great Heights“

59. Coldplay “X&Y” (2005)
Ist schon ne verdammte Axt mit dieser Erwartungshaltung… Coldplay können ein Liedchen davon singen. Immerhin wurden ihre beiden ersten Alben zu Millionensellern, welche gleichzeitig von herausragender musikalischer Qualität sind. Wie toppt man das Ganze letztendlich? Ursprünglich sollte das Drittwerk „X&Y“ eine Neudefinition von dem werden, was Coldplay ausmacht. Irgendwie stellte sich aber relativ etwas Ernüchterung ein. Chris Martin und seine Jungs wählen den leichten Weg und überschätzen sich dabei ein wenig. Anstelle der Weiterentwicklung glättet man die letzten Ecken und Kanten ihrer Songs, füllen den Rest mit Streichern und Retro-Synthesizern auf und übertreiben es etwas. „Square One“ funktioniert als üppiger Opener trotzdem hervorragend, aber einige Songs, wie „What If“ und „X&Y“ ersticken relativ aussagelos im Kitsch und bekommen erst gar nicht die Möglichkeit, zu berühren. Das tolle „Fix You“ schafft es trotzdem, besonders weil es im sensationellen Finish noch mal alles gibt. Und ansonsten gibt es nicht nur Schwachstellen auf diesem Werk. „Talk“ mitsamt seinem Kraftwerk-Sample ist einfach ein geborener Hit und bei „Swallowed In The Sea“ kann man irgendwie schön mitschunkeln. Und mit "Til Kingdom Come" beweisen die Jungs am Ende auch noch, dass sie einfache Songs machen können. Insgesamt ist das Album ist ganz gut, aber Weniger wäre halt hier Mehr gewesen. Durch die Bombastproduktion einiger Nummern verlieren diese nämlich dass, was früher mal Coldplay ausgemacht hat. So hat es das Gefühl einfach schwer gegen all die Gitarrenspurren und Synthie-Effekte. Ich mag die Platte immer noch recht gern, aber sie hat die letzten Jahre kontinuierlich an Begeisterung verloren, besonders im Angesicht des sehr guten Nachfolgers „Viva La Vida“. Die Band sieht es mittlerweile ähnlich. So ist „X&Y“ am Ende ein recht gutes Übergangsalbum einer Band geworden, die sich auf den Sprung zur Welteroberung macht. Coldplay sind, so viel sei schon mal verraten, die einzige Band mit vier Alben in den Jahrzehnt-Top-100. Es darf also ab jetzt munter spekuliert werden, wo denn die anderen drei gelandet sind.
Bester Song: “Fix You”

58. The Last Shadow Puppets “The Age Of The Understatement” (2008)
Scheint ja so, als ob Alex Turner mit den Arctic Monkeys oder seinem Privatleben mit UK-Starlett Alexa Chung nicht ausgelastet genug ist. Der Mann ist ein Arbeitstier, durch und durch. So blieb im Vergangenjahr mal eben Zeit, um ein Herzensprojekt wie die Last Shadow Puppets verwirklichen. Sein Partner dabei Miles Kane, der damals noch bei den Rascals spielte, die aber mittlerweile verlassen hat. Auf diesem Album frönen die beiden Jungspunde ihrer offensichtlichen Liebe zum Gitarrenpop der guten alten 60er mit allem was dazu gehört. Tonnen von Streichern (meisterhaft von Owen Pallett arrangiert), Harmoniegesang und vor allem kurze und knappe Popsongs, die in zweieinhalb Minuten einfach alles sagen, was sie sagen müssen. So ist „The Age Of The Understatement“ grad mal etwas mehr als eine halbe Stunde lang. Länger müssen Alben auch gar nicht sein, wenn sie gut sind. Das war vor 40 Jahren so und ist heut keinesfalls anders. Turner und Kane wissen das und konzentrieren sich deshalb auf die Songs als solche. Diese sind, mit einem Wort, einfach traumhaft! Es fällt mir gar nichts Schlechtes ein und ich werde auch noch weit über ein Jahr später immer noch von der hohen Qualität dieser Musik umgehauen. Zu gut sind die Melodien, zu perfekt ist die Instrumentierung, zu treffsicher das Arrangement. All das gibt diesem kleinen Album einfach eine epische Größe, so dass es, wäre es vor 40 Jahren erschienen, durchaus heute ein Klassiker wäre. Nur, dass der Sound heut einfach besser ist. Egal, ob der epische Titelsong, das sonnige „Standing Next To Me“, das düstere „In My Room“, das traumhafte „The Meeting Place“... alles passt zusammen, wie eine Symphonie in Popform. Ein Album, wie eine Zeitreise, ein Urlaub von all dem, was sich heute Popmusik schimpft. Warum diese Jungs keiner nach einem Bond-Song gefragt hat und warum dieses Album nicht mit drei Dutzend Grammys überhäuft wird, verstehe wer will. Gut, es ist hoffnungslos altmodisch. Aber manchmal hat die Musik so etwas nötig. Um sich auf das zu besinnen, was wichtig ist. Und ein Nachfolgealbum haben die beiden nicht ausgeschlossen. Ein Schritt den ich sehr, sehr begrüßen würde.
Bester Song: “The Meeting Place”

57. Damien Rice “O” (2002)
Einer der schlimmsten Trends der vergangenen Jahre ist sicher dieses nervige Unterlegen von TV-Serien mit eigentlich wunderbarer Musik, die man an diesen Stellen gar nicht erwartet. Auf der anderen Seite ist das für den Künstler mittlerweile die beste Promotion. Fragen sie mal Snow Patrol. Oder Emiliana Torrini. Die hätte ohne Heidi Klum’s Topmodel-Mist sicher keinen Blumentopf in den deutschen Charts gewonnen. Wenn man sich den Wikipedia-Eintrag des irischen Singer/Songwriters Damien Rice anschaut, gibt’s da nen ganzen Abschnitt über sein musikalisches Auftauchen in allen möglichen Medien. Dem 2004er Film „Hautnah“ und dem dort verwendeten „The Blower’s Daughter“ hat Rice sicher einiges zu verdanken. Und so gesehen ist das halt immer eine Hassliebe mit den TV-Serien und Filmen. Denn, um mich damit selbst zu entlarven… mein erster Kontakt war der tolle Song „Delicate“, welcher damals natürlich in einer Schlusszene bei der besten TV-Serie dieser Dekade, „Lost“, lief. Tja, also bin ich selber ein Opfer der Maschinerie. Wer weiß, ob ich von dem jungen Mann sonst irgendwie Notiz genommen hätte. Das Album hab ich oft und sehr gerne gehört und immer noch fasziniert dieser Klang, voller Ehrlichkeit und Wärme. Egal, über was Rice singt, sei es Liebe, sei es Schmerz, Trauer oder Wut… stehts kommt es dabei, so scheint es nicht nur, von Herzen. Authentisch, ehrlich und berührend. „Canonball“… was für ein wunderbarer Song… „Cold Water“… wie bewegend. Ein Song schöner, als der andere. Auch nach all diesen Jahren hat dieses wunderbare Stück nichts von der Wärme und Emotionalität verloren, die es damals hatte. Ein Album sowohl für die einsamen Stunden im Winter, als auch für traute Zweisamkeit. Und das ganze klingt dann so schön, dass ich auch ganz schnell milde gegenüber den TV-Produzenten gestimmt bin. Leben und Leben lassen.
Bester Song: „Delicate“

56. Wir Sind Helden „Von Hier An Blind“ (2005)
Die Berliner Band Wir Sind Helden ist sicher DIE Ausnahmeerscheinung in der deutschen Popmusik des zurückliegenden Jahrzehnts. Dafür dass sie eine Welle an deutschsprachiger Pop/Rockmusik losgetreten haben, die uns seitdem mit teils furchtbaren Auswüchsen, wie bspw. Silbermond überrollt, haben sie stets über den Dingen gestanden und musikalisch stets überzeugt, selbst als sich der kommerzielle Großerfolg eingestellt hat. Während andere deutsche Bands, wie die Sportfreunde oder Rosenstolz im Zuge steigender Popularität schnell in der Belanglosigkeit aus Schlager und Ideenlosigkeit verschwinden, spielen die Helden auf konstant hohem, musikalischen und textlichem Niveau. Dazu ist die Band auch zu sympathisch, zu bodenständig und Front-Hippiemädchen Judith Holofernes zu klug und zu geschmackssicher. Bereits das Debüt „Die Reklamation“ war ein munterer Weckruf für die deutsche Musiklandschaft, auf dem 2005er Nachfolger „Von Hier An Blind“ perfektioniert die Band ihren Sound fügt der durchgeknallten NDW-Note noch eine gehörige Prise Melancholie und Tiefsinn in den Texten bei. Neben den Partyhits, wie „Gekommen um zu bleiben“ oder dem Titeltrack, können so gerade Songs, wie „Echolot“, „Ich werde ein Leben lang üben…“ oder „Bist Du Nicht Müde?“ punkten. Und so ein wunderbar kraftvoller, wie gleichzeitig nachdenklicher Opener wie „Wenn Es Passiert“ muss einer Band erstmal gelingen. Das ganze wirkt erstaunlich unpeinlich, erstaunlich ehrlich und musikalisch auf internationalem Niveau. Zu den perfekten Popsongs gesellt sich nun also auch noch produktionstechnische Perfektion dazu. Eine Band, die man trotz ihrer Popularität einfach immer noch lieben darf. Nach dem sehr guten Nachfolger „Soundso“ und der verdienten Baby- und Bandpause wird hoffentlich nächstes Jahr wieder angegriffen. Die deutsche Musiklandschaft hätte es mal wieder nötig und vielleicht überrascht uns die Band musikalisch ja sogar noch mal und beweist, dass nicht alle deutschen Bands langläufig an Qualität verlieren. Wer jetzt zweifelt, sieht nicht klar.
Bester Song: „Wenn Es Passiert“

55. Bloc Party “Intimacy” (2008)
Puh! Bloc Party, Bloc Party... hmmm, wo fang ich da nur an, ohne nicht schon auf das vorzugreifen, was ich später im Verlauf der Top 100 noch über sie sagen möchte? Am besten beschränken wir uns mal nur auf „Intimacy“, das dritte Album, das im Sommer 2008 quasi aus dem Nichts kam. Während jeder dachte, dass die Band nach der aufwendigen Tour zum Vorgänger „A Weekend In The City“ erstmal etwas Pause machen würde, kündigten die ihr drittes Album an… nur ein paar Tage vor dem digitalen Release. Damit hatte man die Leute promotiontechnisch natürlich schon mal auf seiner Seite. Natürlich muss „Intimacy“ dabei zwangsläufig ein wenig im Schatten der beiden übermächtigen Vorgänger stehen, gut ist es aber dennoch, trotz einiger Schwachstellen. Dem eher verhaltenen, glatten Vorgänger setzt die Band einen treibenden Anfang entgegen. „Ares“ ist verstörendes Chaos voller Kraft und Rave-Sirenen, „Mercury“ alles, nur kein Rocksong. Hier verwirft die Band mal wieder aufs Neue alles, was man von ihr erwartet hat. Auch die ruhigen, sehr minimalistischen und elektronischen Balladen, wie „Biko“ oder „Signs“ lassen die Band wieder im neuen Licht erscheinen. „Intimacy“ ist Sänger Kele Okereke’s Seelenstrip. Ein Album voller Wut, Trauer und emotionalen Balast, den es zu verarbeiten gilt. In den lauten, wütenderen Momenten, wie bei „One Month Off“ oder „Better Than Heaven“ spürt man die Authentizität dieses Mannes am Deutlichsten. Die Texte berühren nach wie vor, leisten sich dabei aber kleinere Aussetzer, auch songtechnisch. „Halo“ und „Trojan Horse“ wirken eher wie schwache Kompromisse um die konventionellen Fans der Band nicht zu vergraulen. So mangelt es „Intimacy“ ein wenig an der Geschlossenheit, welche die Vorgänger noch boten. Dennoch zeigt es den inneren Drang der Band zur musikalischen Extension und Neudefinition. Eine moderne Band, die zwischen den Stühlen steht. Es bleibt abzuwarten, wie die Zukunft dieser Band aussieht. Mit dem Italo-Disco-Verschnitt „One More Chance“ haben sie ihre musikalische Bandbreite vielleicht etwas überdehnt und die Stimmen, die nach einer Rückbesinnung zu mehr Kanten und mehr Inhalt schreien, werden, auch von meiner Seite aus, lauter. Nach gut 5 Jahren Dauerarbeit ist die Band momentan leicht ausgebrannt und hat sich erstmal eine Zwangspause verordnet. Wie lange sie dabei wirklich still sitzen werden, wird sich zeigen.
Bester Song: “Signs”

54. Embrace “Drawn From Memory” (2000)
Ich möchte ja nicht irgendwie nostalgisch werden, aber irgendwie war die Welt vor 10 Jahren doch noch viel angenehmer. Kein 9/11, keine Wirtschaftskrise, kein Westerwelle als Außenminister, kein Klimawandel (gut, den gab’s schon, aber die Menschheit hat’s halt nich gerafft), keine Generation von ADS- und medienverseuchten Emo-Teenagern, keine Social Networks, kein Atzenmusik, kein Hype aller zwei Minuten, keine Downloads… irgendwie war alles noch ein wenig unkomplizierter und sicher auch ne Spur ehrlicher, wenngleich das sicher auch daran liegt, dass man noch jünger war und sich als Jugendlicher mit ganz anderen Themen rumschlagen musste. Und musikalisch war das Jahrzehnt ja bestens ausgerüstet, wie man anhand dieser Auflistung sieht. Doch ab und an legt man ein altes Album rein und wünscht sich in die Zeit zurück, als melancholischer Britpop noch Spaß machte und nicht durch Coldplay, Snow Patrol (und viele andere Bands, die ich mag) zur Allerweltsmusik gemacht wurde. Dann hör ich mir doch gern die frühen Travis an oder dieses wunderschöne Embrace-Album aus dem Jahr 2000. Heute würden diese seichten Gitarrenpopsongs mit ihrem leichten Hang zur Übertreibung sicher niemanden mehr hinterm Offen hervorlocken, dazu ist „Drawn From Memory“ sicher an die damalige Zeit gebunden, denn eigentlich isses ja fast noch ein Überbleibsel der 90er, die mit dieser Musik und Bands wie Oasis oder The Verve ja die Hochphase des Britpop waren. So verbinde ich mit den großen Hymnen dieses Albums, wie „The Love It Takes“, dem optimistischen „You’re Not Alone“ oder dem träumerischen Titelsong vor allem gute Erinnerungen an eine Zeit der Unschuld und musikalischen Sozialisation in diese Richtung. Denn den Coldplays und Embraces dieser Welt hab ich’s letztendlich zu verdanken, dass ich mich dann irgendwann mal mit 14/15 angefangen habe, mich musikalisch abseits der Charts oder Mitschüler zu orientieren. Deshalb kann der Band nicht hoch angerechnet werden. Christian, wenn du das liest, wirst du mir beipflichten, oder? Am Ende singt Danny McNamara, dass er die Zeit seines Lebens hatte. Muss man mehr sagen? Bitte mal gut 6 Minuten in diesen Song fallen lassen. Es funktioniert immer noch, nach all der Zeit und all dem eher durchschnittlichen Kram, den Embrace später gemacht haben.
Bester Song: “I Had A Time”

53. Trentemøller “The Last Resort” (2006)
Wenn man den Leuten sagt, dass man auch gern mal elektronische Musik hört, dann wird das ja oft missverstanden und man wird sofort in die Techno-Party-Ecke geschmissen. Ja, sicher, die mag ich auch gern mal hören bzw. dazu die Puppen tanzen lassen, aber es geht auch gern anders… Anders Trentemøller um genauer zu sein. Puh, was’n Wortspiel. Reißer! Trentemøller macht Minimal Techno, wenn man das vielleicht Genre-technisch so einordnen kann oder will. Na ja, aber so „minimal“ ist der am Ende gar nicht. Was den Dänen von der Konkurrenz abhebt, ist die Fähigkeit mit seinen Tracks Atmosphäre zu erzeugen und Bilder zu zeichnen. Während er bei Remixen stets den Tanzhammer auspackt, umgibt sein Debütalbum „The Last Ressort“ eine ganz andere, vielschichtigere Atmosphäre. Das Cover ziert ein gespenstisch-nebliger Wald und so klingt auch seine Musik. Düster, experimentell, nicht unbedingt gradlinig, sondern vielschichtig. Allein der fulminante Opener „Take Me Into Your Skin“ wechselt mehrmals seine Form und Farbe und weiß zu begeistern. Im weiteren Verlauf schöpft Trentemøller die CD-Länge bestens aus (das komplette Album ist fast genau 80min lang) und nimmt den Hörer mit auf eine düster-groovende Reise in die Nacht. Dabei wird es gelegentlich etwas tanzbarer und härter, aber nie im Übermaß. Stets schimmert die Melancholie und Introspektive seiner Tracks durch. Und die ganzen kleinen Elemente, die sich abspielen… hier ein kleiner Effekt, da ein Echo. Auch produktionstechnisch macht es einfach Spaß diese Platte zu hören und zu analysieren. Der Sound ist klar, wie die kalte Nachtluft, die ihn umweht. „The Last Resort“ ist eines der elektronischen Ausnahmealben dieses Jahrzehnts, das sicher vom prolligen Techno-Dude bis zum Indie-Nerd ein breites Publikum ansprechen kann. Wie dieses Album interpretiert und gehört wird, muss jeder letztendlich für sich selbst entscheiden. Ich folge Trentemøller jedenfalls gern auf seinem dunklen Weg.
Bester Song: „Take Me Into Your Skin“

52. Feeder “Comfort In Sound” (2002)
Die Umstände unter denen das vierte Feeder-Album entstanden sind waren sicher nicht die besten, aber musikalisch hat es der Band auf jeden Fall die richtige Richtung gegeben. Kurz vorher hatte Schlagzeuger John Lee Selbstmord begangen und die Band so vor eine neue Situation gestellt. Vorher war man eher eine spaßige Fun-Britrockband, welche bspw. „Seven Days In The Sun“ sang. Doch der plötzliche Tod von Lee zwang die Band zum nach- und umdenken. Sänger Grant Nicholas schrieb daraufhin einige herzerwärmende Songs voller Trauer, Ratlosigkeit, aber auch Hoffnung, welche sich allesamt auf diesem Album wieder finden. „Come Back Around“ hieß die erste Single, deren Adressat natürlich recht eindeutig auszumachen war. So strotzen die Balladen „Just The Way I’m Feeling“, „Forget About Tomorrow“ oder “Summer’s Gone” voller Kraft und sicher auch etwas übertriebenen Pomp, aber vielleicht sind es gerade die Umstände, in denen sie entstanden sind, die das ganze für mich so authentisch machen, zumal Nicholas nach wie vor eine der angenehmsten, wärmsten und kraftvollsten Stimmen der britischen Musikszene besitzt. Nebenbei versprühen Songs wie „Comfort In Sound“ oder „Find The Colour“ auch einen leisen Optimismus. Die abschließende, fast siebenminütige Ballade „Moonshine“ sei übrigens jedem Menschen da draußen zu empfehlen, besonders eben nachts, zum Mondschein, dann entfaltet das Stück ungeahnte Kräfte. Es ist witzig, dass es Feeder nie großartig geschafft haben, außerhalb von Großbritannien Erfolg zu haben, denn dieses Album wäre ja bestens dazu geeignet gewesen. Sicher keine sonderlich innovative Musik und stellenweise aus heutiger Sicht etwas zu kitschig, aber dieses Ranking soll ja nicht nur die heutige Sicht auf die Dinge behandeln, sondern auch den Blick auf die Vergangenheit und gerade deshalb ist dieses Album für mich gefüllt mit Erinnerungen an einige gute Momente in meinem Leben, an die ich mich immer wieder gern zurückerinnere, wenn ich es höre. John Lee wäre stolz auf seine Bandkollegen.
Bester Song: “Forget About Tomorrow”

51. Pet Shop Boys „Yes“ (2009)
Meine fast bedingslose Verehrung der Pet Shop Boys dürfte mittlerweile weit über die Grenzen dieses Blogs hinaus bekannt sein. Neil Tennant und Chris Lowe sind das Beste was britische Popmusik in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Sie sind intelligent, stil- und hitsicher und schreiben nebenbei wunderbare Songs, traumhafte Melodien. Und das seit 25 Jahren! Und ich hätte am wenigsten gedacht, dass ihn mit „Yes“ in diesem Jahr noch mal ein so großer Wurf gelingt, denn vor der Veröffentlichung war durchaus Skepsis angebracht. Erfolg um jeden Preis sollte garantiert werden, das „kommerziellste Album seit Jahren“ wurde versprochen und notfalls sollten auch die Girls-Aloud/Sugababes-Produzenten Xenomania nachhelfen. Das wirkte mehr, wie zwei Herren um die 50 in der Midlife-Crisis. Doch all der Zweifel wurde mit dem phänomenalen „Love etc.“ weggewischt, der besten PSB-Single seit Ewigkeiten, die es, wie das Album, darüber hinausschaffte nach Jahren mal wieder ein Zielpublikum weit unter 30 anzusprechen. Der Musikpresse und dem allgemeinen 80er-Revival sei Dank. „Yes“ ist am Ende genau das, was der Titel ankündigt. Euphorie-Plaste-Pop, hoffnungslos melodieverliebt und naiv und gerade dadurch in seiner Konsequenz, Glätte und Eingängigkeit fast schon rebellisch. Intelligenz und Tiefsinnigkeit, verpackt in scheinbar oberflächlichen Elektro-Pop. Schon lange nicht mehr klangen Tennant und Lowe dabei so zielsicher, wie auf „Yes“. Kein schwacher Song, dazu jede Menge Hits. Neben der Single natürlich noch das famose „All Over The World“, welches vielleicht jetzt doch noch Weihnachtssingle wird und der größte Hit des Albums ist. „Beautiful People“ spielt sich mit schönem Streicher-Arrangement durch die 60er, „King Of Rome“ erinnert an alte „Behaviour“-Zeiten, während „Pandemonium“ noch mal Gas gibt, während „The Way It Used To Be“ sicher einer der spannendsten PSB-Songs der letzten Jahre ist. Man kann eigentlich jeden Song dieses Albums nehmen. Am Ende bleibt es offensichtlich. Die Pet Shop Boys leben die Unwiderstehlichkeit des Pops. „Yes“ ist ihr bestes Album der letzten zehn Jahre. Hier fügen sich die Puzzelteile besser zusammen, als auf den Platten zuvor. Und wie gesagt, wenn Lady Gaga, die Killers oder MGMT schon dem elektronischen Glamour-Pop der 80er zelebrieren und sich als Fans des Duos geäußert haben, dann ist es für die Originale noch lange nicht Zeit, in Rente zu gehen
Bester Song: „All Over The World“

Sonntag, 25. Oktober 2009

rhododendron's ranking ... 43/ 2009

Schichtwechsel an der Spitze! The xx beenden ihr zweiwöchiges Gastspiel auf Platz 1 und räumen diesen für die schwedischen Retro-Popper The Sound Of Arrows, deren zuckersüßer Popsong „Into The Clouds“ mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Nebenbei gibt es auch wieder Neueinsteiger in den Top 10. Englands neue Popsensation Florence And The Machine kann mit ihrer wunderbaren neuen Single „You’ve Got The Love“ direkt in meinem Herzen punkten und sich damit Platz 3 sichern. 2 Plätze dahinter befindet sich die Comeback-Single der wunderbaren Vampire Weekend, welche uns mit „Horchata“ den düsteren Herbst versüßen und auf sonnige Gedanken bringen. Ganz toller, kleiner Popsong ist das, der Lust auf das Zweitwerk „Contra“ macht. Ansonsten können sich einige Acts in den Top 10 behaupten, während La Roux und Everything Everything sie verlassen müssen. Auf Platz 13 befindet sich mit der neuen, balladesquen Single der Arctic Monkeys mein dritter Neueinsteiger in dieser Woche. Ein toller Song, dem allerdings das dämlichste Musikvideo des Jahres mitgeliefert wird. Bitte weiter unten anklicken, um sich selbst zu überzeugen.

01.( 02 / #3 ) The Sound Of Arrows “Into The Clouds”
02.( 01 / #6 ) The xx “Basic Space”
03.(NEW/ #1) Florence And The Machine “You’ve Got The Love”
04.( 03 / #5 ) Empire Of The Sun “Without You”
05.(NEW/ #1) Vampire Weekend “Horchata”
06.( 04 / #9 ) Editors “Papillon”
07.( 07 / #2 ) Julian Casablancas “11th Dimenson”
08.( 08 / #3 ) Röyksopp “This Must Be It”
09.( 05 / #8 ) Jamie T “Chaka Demus”
10.( 10 / #2 ) Ladyhawke “Magic”
11.( 06 / #3 ) Everything Everything “My Keys, Your Boyfriend”
12.( 09 / #4 ) La Roux “I’m Not Your Toy”
13.(NEW/ #1) Arctic Monkeys “Cornerstone”
14.( 11 / #3 ) Death Cab For Cutie “Meet Me On The Equinox”
15.( 14 / #3 ) Kent “Töntarna”
16.( 15 / #7 ) Robbie Williams “Bodies”
17.( 17 / #2 ) Mew “Repeaterbeater”
18.( 12 / #12) The Twang “Barney Rubble”
19.( 13 / #13) Delphic “This Momentary”
20.( 18 / #14) Friendly Fires “Kiss Of Life”





Samstag, 24. Oktober 2009

Wie ein dunkler Traum

Nicht, dass wir es hier unter den Tisch fallen lassen. Ein kurzes Statement über das wunderbare dritte Album der Editors muss an dieser Stelle angebracht sein.

Ein wenig seltsam fühlt sich das dritte Editors-Album beim ersten Hören schon an. Denn bereits das Titelstück zu Beginn gibt den Weg vor. Eine treibende Sequenzer-Basslinie trifft auf Tom Smiths düstere Liebeserklärung gegenüber seiner Heimatstadt London, sowie auf breite Synthieflächen, die uns direkt in die 80er mitnehmen. Bereits der erste Song kreiert eine bedrohliche, aber durchaus vertraute Atmosphäre, die bestimmend ist für den Rest des Albums. Auch das kontrollierte Chaos am Ende von Track Nummer Eins beweist dies. Die Neuerfindung der Editors überrascht und zieht dabei aber gleichzeitig sofort in den Bann. Die Dunkelheit besiegt im Gegensatz zum Vorgänger „An End Has A Start“ diesmal das Licht und serviert uns auf 9 Songs ein Album voller großer Momente und traumhafter Songs… vorausgesetzt man hat Lust darauf, über die Dunkelheit zu träumen. Die Einflüsse von Depeche Mode, über New Order bis hin zum Blade-Runner-Soundtrack, wie die Band immer wieder im Vorfeld betonte, hört man an allen Ecken und Enden. Die Bassläufe sind düster, die Beats mechanisch präzise und kalt. Dazu singt Sänger Tom Smith mit düster-flehender Stimme von allerhand pessimistischen Thematiken. Im Prinzip klingen die Editors ganz neu, aber irgendwie auch doch nicht, denn die Songs sind so gut, wie eh und je und die Melodien sind da, entweder eindeutig, wie bei „Papillon“ oder „Like Treasure“ oder versteckt wie beim introvertierten „The Big Exit.“ Statt der üppigen Gitarrenwände bilden nun Synthesizer und Sampler den zentralen Kern des Sounds. Eine Veränderung, die durchaus Sinn macht. Zu sehr war das Quartett zuletzt von sich selbst genervt und so setzt man dem Trend Richtung Stadionrock, Coldplay und Formatradio eine erstaunliche Kompromisslosigkeit entgegen. Sicher, so sperrig ist es am Ende auch nicht, denn Songs wie „Papillon“ oder „Eat Raw Meat = Blood Drool“ bleiben einfach gute Popsongs mit tollen Melodien und spannenden Arrangements. Doch die Editors gehen nun einen neuen Weg, probieren sich in neuen Bereichen aus und fordern nun etwas Bereitschaft vom Hörer, sich auf die Reise einzulassen. Wenn man dies tut, dann nimmt einen „In This Light And On This Evening“ auf eine spannende Reise, hinein in die Dunkelheit und Melancholie. Somit untermauert diese Band ihren Status als eine der spannendsten und bewegensten Bands, die es in den letzten Jahren gab und bewegt sich weiterhin kontinuierlich nach oben auf der Erfolgskurve. Zum Glück schlagen sie dabei einen spannenden vielseitigeren Weg ein, als die Konkurrenz.

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