I LOVE REMIXES / #05 - Lifelike

Manchmal kann man schon von der ersten selbst gekauften Platte auf die künstlerische Integrität schließen. Ich meine, ich kann mich da mit dem Eurotrash-Beispiel „Cotton Eye Joe“ von Rednex nicht wirklich mit Ruhm bekleckern. Da hat es Laurent Heinrich schon besser. Er erzählt immer noch mit Enthusiasmus, wie er damals in den 80ern sein ganzes Taschengeld zusammenkratzte um die 12inch Remix EP von „West End Girls“, jenem Überhit der Pet Shop Boys, zu kaufen. So etwas bleibt natürlich hängen und prägt. Seit einigen Jahren macht Heinrich nun schon seine elektronischen Manöver und produziert feinste elektronische Musik unter den Decknamen Lifelike.
Den 80ern fühlt sich Heinrich dabei nach wie vor unausweichlich verbunden, nicht nur weil sein Projekt-Name beim Versuch einen Depeche Mode Klassiker zu remixen („Master and Servant“ – mit der Zeile… „it’s a law, it’s a law – like life“) entstanden ist. Auch ansonsten kann man merken, dass Tracks wie der “Shep Pettibone Remix”, welcher sich auf jener legendären 12’’ befand, hängen geblieben sind und seien es nur die gesampelten Cowbells daraus. Zwar hat Lifelike in den letzten Jahren immer mal wieder eigene Tracks und Singles veröffentlicht, doch er selber sagt in Interviews häufig, dass er den meisten Spass beim Remixen hat. Bei soviel Liebe für diese Gattung muss der gute Mann natürlich selbstverständlich hier auftauchen. Anfangs noch im kleinen, meist französischen Namen, agiert Lifelike mittlerweile international und darf nun auch mal bei Schwergewichtern wie La Roux, Does It Offend You, Yeah?, Vitalic oder eben Moby heran. Der persönliche Knackpunkt in der Karriere war dann auch vermutlich der Remix für Chromeo’s „Needy Girl“, welches es unter anderen in die Playlisten von BBC Radio 1 geschafft hat und u.a. die Jungs von Kitsuné auf den guten Mann aufmerksam machten. Die Zukunft sieht also rosig aus. Die Rezeptur für den ansteckenden Discopop des Franzosen bleibt dabei meist relativ gleich und resultiert dabei auch oft aus seinen Einflüssen, zu denen er frühen 80er New-Wave-Pop zählt. Ein großer New Order Fan ist er auch noch… hach, ein Bruder im Geiste… durch und durch. So dominieren fette Bassläufe und weiche 80er Synthie’s seine Arbeiten, die im entspannten Tempo zum Tanzen, aber auch gern mal chillen einladen. Das beste Beispiel dafür ist vermutlich seine letztjährige Glanztat, der Empire Of The Sun Remix… ein 8minütiger Traum! Manchmal rummst es etwas mehr, manchmal hält man sich zurück, aber stets bleibt das ganze astrein auf Maximum produziert und hochgradig eingängig und voller Referenzen an die 80er Jahre. Ein fast schon ansteckender Groove, der allerdings zu großen Teilen klinisch rein und ohne schräge Boys-Noize-Spielereien bleibt. Wer aber mit packenden und tanzbaren French-House-Retro-Grooves kein Problem hat, der sollte sich ruhig mal diesen 55minütigen Ritt gönnen und vielleicht gleich im Anschluss versuchen, bei Ebay irgendeine schöne 12’’ aus den 80ern zu ersteigern. Selbst wenn es nicht eure erste Platte sein sollte … es ist ja bekanntlich nie zu spät zur Einsicht.
01 Nylon feat. Kate Smith - When You Love Somebody (Lifelike Remix)
02 Plastiscines - Barcelona (Lifelike Remix)
03 Dimitri from Paris pres. 'Electra 80' - Rock This Town (Lifelike Mix)
04 Ercola feat. Annie – Follow Me (Lifelike Remix)
05 The Presets – This Boy's In Love (Lifelike Remix)
06 Moby – Mistake (Lifelike Remix)
07 Vitalic – Second Lives (Lifelike Remix)
08 Chromeo – Needy Girl (Lifelike Remix)
09 Cazals – Somebody Somewhere (Lifelike Remix)
10 DK7 - Fashion Feeling (Lifelike Remix)
11 Sia – Day Too Soon (Lifelike Remix)
12 Relation – Your Tiny Mind (Lifelike Remix)
13 Empire Of The Sun – Standing On The Shore (Lifelike Remix)
14 Van She – Kelly (Lifelike Remix)
DOWNLOAD HERE:
http://uploaded.to/file/56yp2q
Laufzeit: 55:48min
Homepage: www.myspace.com/lifelikevulture
Weitere Teile von "I Love Remixes" ...
#01 – Pretty Boy Makes Rave Download Mixtape
/// incl. Bloc Party, Fleet Foxes, Delphic, Ladyhawke, Get Well Soon, The Whip u.a.
#02 – Fred Falke Download Mixtape
/// incl. The Gossip, Grizzly Bear, Miami Horror, Ke$ha, The Whitest boy Alive, Miike Snow u.a.
#03 – The Twelves Download Mixtape
/// incl. M.I.A., Fever Ray, Metric, A-ha, Pacific!, Noah And The Whale, Yuksek u.a.
#04 – Boys Noize Download Mixtape
/// incl. Tiga, Editors, Late Of The Pier, Apparat, Justice, Feist u.a.
rhododendron - 13. Mär, 13:20

Mit ihrem neuen Album Beat The Devil's Tattoo lassen Black Rebel Motorcycle Club die Verstärker wieder glühend durch den Äther ziehen. Ein phonstarker Drogentripp, wie man es bereits von den ersten beiden Alben gewohnt ist.
Seit dem 01.03.2010 ist das Debütalbum Lights von Ellie Goulding per Import erhältlich. In Deutschland wird es dann am 23.04. erscheinen. Kaufen braucht man es allerdings nicht.
Drei junge Herren aus Großbritannien mit eingängigen und tanzbaren Indie-Poprock-Songs. Das ruft im Allgemeinen mittlerweile ja gern mal ein lautes Gähnen hervor, denn davon hatten wir ja bekanntermaßen in den letzten fünf Jahren mehr als genug. Gut, manchmal waren es auch vier Typen, selten fünf, aber die Röhrenhosen und Wuschelhaare gehörten dennoch zum Equipment dazu. Braucht man also im Jahr 2010 mehr davon? Eigentlich nicht mehr… und deshalb gingen mir auch Two Door Cinema Club ursprünglich mit ihrem locker-flockigen Melodie-Indie-Pop eigentlich ziemlich weit am Allerwertesten vorbei. „Sollen sich mal die jungen Mädchen damit befassen“ dacht ich mir so…
Adam Young ist vermutlich der netteste Mensch auf Erden. Er geht immer nur bei Grün über Ampeln, trinkt gern Brause, mag Käfer, rasiert sich jeden Tag und setzt sich gern mal auf den Balkon und entspannt bei einer schönen alten… sagen wir mal, Platte der Pet Shop Boys. Letzteres kann ich sogar gut nachvollziehen. Und er hat sicher ganz viele Freundinnen und so, aber in der Highschool war er stets der schüchterne, kleine Junge, der sich lieber zuhause vorm PC beschäftigt habt. Doch wie bereits Farin Urlaub es ankündigte, wollte sich auch Young eines Tages rächen und die Herzen aller Mädchen brechen. Vor meinem geistigen Auge spielt sich quasi der Film dazu ab. Jetzt ist Young Owl City und ein Popstar, den man einfach nur knuddeln möchte. So ist Amerika halt!
Jaguar Love bieten mit ihrem Album Hologram Jams feinste Popmusik für alle, die entweder extrem kurze Aufmerksamkeitsspannen aufweisen oder denen anderweitig leicht mal die Sicherungen durchbrennen.
Obwohl sich die beiden Hipster-Label Kitsuné und Ed Banger beide um den guten Mann prügelten und er auch Kontakte zu ihnen pflegte entschied er sich für den Independent-Weg und machte kurzerhand sein eigenes Label „Boys Noize Records“ auf. Dort hat er in den letzten Jahren eine fleißige Anzahl feinster, extrem clubtauglicher Remixe veröffentlicht, die ein breites Spektrum abdecken. Bereits früh wurden angesagte Acts, wie Bloc Party, die Kaiser Chiefs oder auch Para One auf ihn aufmerksam. Als eine Art Durchbruch kann man dann den bereits jetzt in einfschlägigen Kreisen legendären Remixauftrag für die kanadische Songwriterin Leslie Feist bezeichnen. Ridha nahm den ohnehin schon sehr groovigen Rhythmus von „My Moon My Man“ und versah ihn mit typischen Clubflair ohne dabei das Gefühl des Originals zu vergessen. Mittlerweile ein Standard-Track im Repertoire des guten Mannes, und wenn es nur das berühmte, durch die Effektgeräte gejagte Vocal-Sample ist. Die Massen wissen, was damit gemeint ist. Doch warum schafft es Boys Noize gleichermaßen mit recht simplen, aber lauten Techno-Konstrukten Menschen auf der ganzen Welt zu begeistern und mittlerweile vor riesigen Menschenmengen (dieses Jahr u.a. auch auf dem Hurricane/ Southside) zu spielen. Man muss es erlebt haben und sich vor allem darauf einlassen, wenn Ridha Menschen unterschiedlichster Herkunft zum Rave einlädt. Legendär (ja, ich benutze das Wort heut gern einmal) auch der Auftritt beim MELT! 2007, dem ich glücklicherweise beiwohnen durfte. Ridha spielte ein Wahnsinns-Set, bis 7 Uhr in der Früh. Letztendlich musste man ihm den Strom abdrehen. Aber davor brachte er die Menschen auf den Holzdielen zum Toben. Und da lagen sich tatsächlich skinny Indie-Nerd und muskelbepackte Dorf-Discoprolls feiernd in den Armen, vereint durch diese Musik. Eines der surrealsten Bilder, welches ich je auf einem Musikfestival sah. Doch es funktionierte, weil Boys Noize (und sicher auch andere Gesellen des berühmten Nu-Rave-Jahrganges) der Elektronik das gaben, was dem Rock’n-Roll vor zu viel Bands, Hypes, Style und Plattenfirmen in den Jahren davor abhanden gekommen ist: der Mut zu Kantigkeit und zum Schmutz. Statt wilder Schreie sind es verzerrte Bässe, statt Gitarrenriffs haben wir Acid-Lines. Und klare Songstrukturen sind eh nicht vorhanden. Besonders bei seinen Live-Sets verwurschtelt Ridha das Ausgangsmaterial gerne einmal. Das alles entfaltet eine Kraft, wie sie nur Musik haben kann. Es hebt die Stimmung, es ist treibend und entfaltet eben auch bis zu einem gewissen Grad in seiner Härte den Geist des Rock’n Roll.