Montag, 29. März 2010

Vorwärts in die Vergangenheit

CoverWir schreiben das Jahr 2010. Die ganze Popwelt wird von Synthesizern beherrscht. Die ganze Welt? Nein das kleine angelsächsische Dorf Sunderland leistet beharrlich Widerstand. Auch das neue Album der The Futureheads namens The Chaos, klingt wie schon das Debüt anno 2004 klang. Hektische Gitarren, astreiner Chorgesang, zackig-eingängige Songs mit deftigem britischen Akzent vorgetragen.

Im Prinzip ist somit das ganze Album bereits in der Präambel beschrieben. Es soll mir aber erlaubt sein mal noch ein, zwei Gedanken dazu zu formulieren.

Erstens: Wieso hat der Taube-Ohren-Mann schon Zugang zu diesem Werke, obwohl es doch erst am 26.April das Licht der Welt erblicken wird? Nun, wer diese CD momentan vorbestellt, bekommt das Album bereits jetzt im MP3-Format vorweg geliefert. Unabhängig, ob man die Futureheads jetzt toll findet oder nicht, sollte man diesen klugen Zug einfach mal anerkennen und hoffen, dass es unter den Bands und Plattenfirmen Schule macht, auch um diese schwindsüchtige Industrie - von der wir letztendlich doch alle abhängig sind - noch etwas länger am Leben zu erhalten. Denn so fühlt sich vielleicht doch der ein oder andere animiert, ein Album zu kaufen, wenn man dadurch als Käufer quasi eine Art exklusiven Status erhält. Es sollte allerdings dazu erwähnt werden, dass The Chaos auf dem bandeigenen Label Nul Records veröffentlicht wird und man sich von daher solchen Experimenten hingeben muss, um überhaupt bestehen zu können.

Zweitens: Die Songs sind allesamt nicht schlecht. Manche besser, wie das sehr energetisch-agile Struck Dumb, das hakenschlagende The Connector oder das komplexe Queen-in-Kurzform Jupiter, manche schlechter wie I Can Do That das seine Titelzeile bis zum Erbrechen wiederholt oder auch Sun Goes Down, das nicht gerade variabel ist und daher recht schnell auf den Geist gehen kann.
Ein Lied sticht aber vor allen anderen hervor: Heartbeat Song ist so unvergleichlich catchy und lädt bereits mit dem zweiten Refrain zum Mitsingen ein. Der Sommer beginnt mit diesen Tönen bereits jetzt wenn es eigentlich noch kühl und teils regnerisch ist. Diese Single wird am 12. April erscheinen. Wir werden mal schauen, ob sie entsprechend bekannt wird, um im Sommer dann alle Abifeiern dieser Welt zum Kochen zu bringen. Oder halt den Studentenclub Ihres Vertrauens. Das Zeug dazu hat es auf jeden Fall.

Außerdem hätten es drittens die Knaben endlich mal verdient, entsprechende Anerkennung von der breiten Masse zu bekommen, da dies eine der unsäglichen "The"-Bands war, die wenigstens ihre Instrumente und ihre Stimmen beherrscht haben, recht clevere Songs schrieben und auch - gerade mit dem Drittwerk This Is Not The World - mal soundmäßig ordentlich Arsch getreten haben. Dass sie nun zwar damit rettungslos altmodisch klingen und dadurch schon wieder nerven könnten, muss man leider unter "Ironie des Schicksals" einsortieren, aber vielleicht klappt es ja mit Hilfe des Überhits Heartbeat Song ja doch.

Sonntag, 28. März 2010

I LOVE REMIXES / #06 - M83

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Öfters mal was anderes! Nachdem wir uns bei den letzten Minimixen dieser schicken kleinen Reihe meist direkt Richtung Dancefloor begeben haben, kommt heut der lebende Beweis dafür, dass die Gattung „Remix“ mehr sein kann als nur eine von Bässen wummernde Songvariation für die Clubs. Und für diese bewusste Andersausrichtung steht seit Jahren ein Mann… Anthony Gonzalez! Das würde zwar als Künstlername auch reichen, aber trotzdem nennt er sich einfach nur M83. Und wenn man sich schon nach einer Galaxie (Messier 83) benennt, dann kann man vom Sound her auch einiges erwarten. Seit Jahren versorgen M83 sowohl mit ihren Eigenkompositionen, als auch mit ihren Remixen den Markt mit großartigen Soundspielereien, die oft so wirken, als wären sie nicht von dieser Welt.

m83colors2Angefangen hat alles zu Beginn des Jahrtausends im Französischen Städtchen Antibes. Damals waren M83 noch ein Duo. Doch Gonzalez’ Kollege Nicolas Fromageau stieg bereits nach dem zweiten Album 2004 aus. Seitdem schmeißt Gonzalez den Laden allein, holt sich aber immer regelmäßig Gastmusiker ins Boot. Dabei hat der anfangs noch sehr experimentelle Sound in den letzten Jahren eine deutliche Wandlung erfahren, welche besonders auffällt, wenn man sich die vier Studioalben von M83 mal in chronologischer Reihenfolge anhört. Die Produktion ist mit den Jahren wesentlich ausgefeilter geworden, genauso wie die Genrevielfalt. Von Shoegaze, bis Retropop, von Gitarrenwänden bis Disco-Beats… Hauptsache alles klingt einigermaßen dick produziert. Breite Synthieflächen sind Standard, genauso wie möglichst viele Spuren, Harmoniegesang und generell butterweiche Instrumentierung. Als wenn Jesus And The Mary Chain LSD geschluckt hätten oder so ähnlich. Das hat aber natürlich voll seinen Reiz, auch bei mir. Gerade das 2008er Album „Saturdays = Youth“ habe ich in den letzten Jahren extrem zu schätzen gelernt, versammelt Gonzalez darauf doch eine erstaunliche Anzahl Popsongs, die Goldfrapp bspw. seit Jahren nicht mehr in dieser Schönheit hinbekommen. Aufmerksamkeit bei Musikpresse und Fans hat das Projekt damit in den letzten Jahren sowieso erzeugt. Und auch die Remixe von M83 zeugen davon. In diesem Fall sollte man nämlich kein 55minütiges Discoset, wie bei den bisherigen Teilen erwarten. Es ist vielmehr eine Art Reise durch verschiedene Klangwelten. Gibt sich der Start mit den Mixen für Depeche Mode oder Telex noch klassisch discoesque, so wird ab dem immer noch tollen Bloc Party Remix aus dem Jahr 2005 das Tempo anständig gedrosselt und der Hörer mit in entfernte Galaxien genommen. Bei Remixen von M83 zählt eher das Motto Qualität statt Quantität. Lediglich 16 Stück wurden in den vergangenen zehn Jahren produziert, wovon sich allerdings 14 in diesem Set befinden. Für die Statistiker, es fehlt der Placebo-Remix aus dem Jahr 2004, welcher hier nicht ganz reinpasste, sowie der allererste Remix für Steve & Rob aus dem Jahr 2000, der aber so unglaublich selten ist, dass ihn evtl. nicht einmal die Band selber besitzt. Ansonsten ist alles dabei, von zerhackten Experimenten (Deftones), fröhlichem Gitarrenwand-Pop (Abstract Keal Agram), Depeche Mode-Tributen (White Lies) bis hin zu romantischen Reduktionen (Fires Of Rome). Alles in seiner Form einzigartig. Und gerade, wenn am Ende mit dem unglaublichen Van She Remix noch mal alles gegeben wird, dann macht die Benennung nach der Galaxie tatsächlich Sinn. Nicht von dieser Welt!

Ganz klar, Gonzalez und Kollegen machen sich die Songs zu Eigen, so dass sie einfach einen deutlichen M83-Anstrich bekommen. Und gerade, weil hier Mut bewiesen wird und die Songs an der Tanzfläche vorbei produziert werden, ragen M83 stets, Qualität hin oder her, aus dem Einheitsbrei der unzähligen Electro-Dance-Remixe heraus. Wer also die Chance hat, mal über einen zu stolpern, der greift besser zu. Genauso wie bei den Eigenproduktionen von M83. Also betrachtet diese 55 Minuten heute einfach mal als kleine Abwechslung zum normalen Disco-Einheitsbrei. Wenn ich es schaffe, euch damit ein bisschen für dieses Projekt zu begeistern, dann habe ich meine Tagesaufgabe schon erfüllt. Jeden Tag eine gute Tat halt…

01 Depeche Mode – Suffer Well (M83 Remix)
02 Telex – How Do You Dance? (M83 Remix)
03 Fortune - Mission (M83 Remix)
04 Bloc Party – The Pioneers (M83 Remix)
05 Deftones – Rocket Skates (M83 Remix)
06 Abstract Keal Agram – Jason Lytle (M83 Version)
07 Midnight Juggernauts – Shadows (M83 Remix)
08 Maps – To The Sky (M83 Remix)
09 Goldfrapp – Black Cherry (M83 Remix)
10 Bumblebeez – Vila Attack (M83 Remix)
11 Kids Indestructible – Trans-Peninne Express (Remixed by M83)
12 White Lies – Nothing To Give (M83 Remix)
13 Fires Of Rome – Set In Stone (M83 Remix)
14 Van She – Kelly (M83 Remix)

DOWNLOAD HIER:
http://uploaded.to/file/1wkh2d

Laufzeit: 55:34min



Homepage: www.myspace.com/m83

rhododendron's ranking ... 12/ 2010

Da sind sie wieder, die Titelverteidiger. Wir erinnern uns: im Jahr 2009 legten die Doves aus Manchester mit „Kingdom Of Rust“ die erfolgreichste Single des Jahres hier im Ranking vor. Die Erwartungshaltung ist natürlich da groß. Wird es dieses Jahr wieder funktionieren? Momentan stehen die Chancen zumindest insofern gut, dass die Band mit der neuen Single „Andalucia“ diese Woche gleich aus dem Stand heraus die Foals von der Eins kickt! Gegen so viel geballten sonnengetränkten Britpop können die anderen halt nur abstinken. Respekt, wir werden den Rest im Auge behalten. Ansonsten kehrt nach den fünf Neueinsteigern der Vorwoche etwas Ruhe im Ranking ein. Die restlichen Künstler behalten entweder ihre Plätze oder verlieren nur leicht. MGMT können noch mal zwei Plätze zulegen. Den zweiten Neueinsteiger gibt es für Late Of The Pier, welche mit ihrer aktuellen Single „Best In The Class“ Platz 16 entern. Ein schwungvoller Start in den Frühling! Zeitumstellung hin oder her!

01.(NEW/ #1) Doves “Andalucia”
02.( 01 / #3 ) Foals “Spanish Sahara”
03.( 02 / #2 ) Hot Chip “I Feel Better”
04.( 03 / #7 ) Jónsi “Go Do”
05.( 04 / #3 ) The Drums “Best Friend”
06.( 06 / #4 ) We Have Band “Divisive”
07.( 05 / #5 ) Vampire Weekend “Giving Up The Gun”
08.( 08 / #2 ) Yeasayer “O.N.E.”
09.( 07 / #6 ) Two Door Cinema Club “Undercover Martyn”
10.( 10 / #2 ) Jamie T “Emily’s Heart”
11.( 09 / #6 ) Delphic “Halcyon”
12.( 12 / #2 ) Arctic Monkeys “My Propeller”
13.( 11 / #9 ) Gorillaz ft. Mos-Def & Bobby Womack “Stylo”
14.( 13 / #9 ) HURTS “Wonderful Life”
15.( 17 / #2 ) MGMT “Flash Delirium”
16.(NEW/ #1) Late Of The Pier “Best In The Class”
17.( 15 / #11) Miike Snow “Silvia”
18.( 16 / #6 ) The Unwinding Hours “Solstice”
19.( 14 / #5 ) Goldfrapp “Rocket”
20.( 19 / #12) Beach House “Norway”



Samstag, 27. März 2010

Kampf gegen Windmühlen

Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Thirteen Senses? Ich jedenfalls schon. Und auch wenn es sonst kaum einer mitbekommen hat... es gibt ein neues Album, wenngleich auch momentan nur zum Anhören. Hier die Details...

Lang, lang ist’s her. Na gut, auch nicht so lang. Dennoch sah die Musikwelt vor ca. 6 Jahren noch ein wenig anders aus. Franz Ferdinand waren gerade dabei alles über den Haufen zu werfen und von Nur Rave, Twitter oder Lady Gaga war noch keine Spur. Alles irgendwie übersichtlicher. Die von Travis und Coldplay losgetretene Britpop-Welle der späten 90er flaute also gerade ab. So gesehen waren die Thirteen Senses aus Cornwall sogar relativ spät dran mit ihrem 2004er Debüt „The Invitation“. Dennoch konnte man damit einige Kritiker- und Fanherzen für sich gewinnen. Besonders meines, denn ich bin nach wie vor ein riesiger Verehrer dieses traumhaften Meisterwerkes, dass ich ganz klar zu den qualitativ besten Debüts der letzten zehn Jahre zähle. Für die Band war also alles drin, aber im Anschluss lernten sie dann leider die Schattenseiten der Industrie kennen. Von Hundert auf Null. Der Nachfolger „Contact“ war ein kolossaler Flop, der es gerade mal so in die UK Top 100 schaffte. Dabei hatte das Album durchaus helle Momente, aber die Band hatte am Ende irgendwie den roten Faden darauf verloren. Schlechte Promotion tat ihr übliches, so dass die Band sang- und klanglos ihren Plattenvertrag verlor und ihn bis heute auch nicht wiederhat.

thirteensenses
Tragische Vorgeschichte zu einem an sich tollen Ereignis. Wie aus dem Nichts gibt es jetzt nämlich ein neues Album der Band! Zwar noch nicht physisch oder digital veröffentlicht, aber seit vergangener Woche streamt die Band ihr Drittwerk „Crystal Sounds“ gratis auf der hauseigenen Homepage. Ohne Anzeichen eines VÖ-Datums oder CD-Covers. Und ein Label hat man ja auch noch nicht. Ist dies etwa das Bewerbungsschreiben? Geht da noch etwas im Kampf gegen die Windmühlen? Eigentlich schon, denn es ist schon beeindruckend welch gutes Album die Jungs in Eigenregie im heimischen Studio zusammengezimmert haben. „Crystal Sounds“ ist natürlich kein zweites „Invitation“, aber es merzt ein wenig die Fehler von „Contact“ aus, in dem sich die Band auf ihre Stärken beruft. Und das heißt natürlich gefühlvolle Britpop-Balladen voller Melancholie und gern mal etwas Kitsch. Die Schuster bleiben bei ihren Leisten. Der Reigen der neun Songs wird durch das nette, wenn auch etwas lange Titelstück eröffnet. „A little wiser now“ stellt Sänger Will South darin fest. Ist wohl was dran… im Anschluss zeigt die Band aber, dass sie durchaus noch in der Lage ist, ein paar anständige Hits aus dem Ärmel zu schleudern, nach denen sich Snow Patrol sicher die Finger lecken würden. „The Loneliest Star“ begeistert mit wuchtigem Refrain, während man sich beim eingängigen „Home“ sofort heimisch fühlt und da erstmals wieder den Spirit spürt, welcher das Debüt durchwehte. Mit dem ziemlich flotten, aber gefühlvollen „Imagine Life“ kann die Band dann ebenfalls punkten und zeigt, dass sie auch abseits der reinen Balladen etwas zu bieten haben. Funktioniert hier besser, als beim Zweitwerk. „Animals“ entpuppt sich im Anschluss als siebenminütiges Kitsch-Epos, mit dicken Streicherwänden, welches zwischendrin mal spontan die Richtung wechselt. Ambitioniert und durchaus reizvoll. Mit „After The Retreat“ gibt’s danach den obligatorischen Rohrkrepierer des Albums, was aber vorkommen kann. „I Saw Stars Disappear“ ist dann schon wieder hochgradig melodramatisch und zelebriert einmal mehr die orchestrale Seite der Band, die mehr als auf den anderen Alben, diesmal in den Vordergrund tritt. Wo haben die denn das Orchester her? „Answer“ gibt sich dann wieder als klassischer Thirteen-Senses-Song. Irgendwie abgedroschen… Gott, aber so wunderschön. Und am Ende wird dann noch mal richtig aufgefahren… „Out There“ ist purer Orchesterkitsch auf 8-Minutenlänge, der fast schon eine kleine Symphonie darstellt. Vielleicht das bisher ambitionierteste Stück, welches die Band bisher aufgenommen hat. Funktioniert trotz hohem Kitschfaktor sehr gut, auch weil es scheint, als ob man einiges seit „Contact“ dazu gelernt hat. Besonders in dem Bereich „Stärken und Schwächen“. Die Thirteen Senses versuchen nun nicht mehr allzu sehr, wie andere Bands zu klingen, sondern scheinen ihren Sound langsam zu finden. Der lehnt sich natürlich immer noch an all die genreverwandten Bands an und driftet stellenweise diesmal halt etwas arg in kitschige Gefilde ab, gerade was die Streicher angeht. Aber einfach ist wohl nichts mehr, denn dieses Album schielt eindeutig auf den Erfolg und möchte trotz Eigenständigkeit nichts dem Zufall überlassen. „Seht her, liebe Plattenfirmen… wir können doch was.“ Ein gutes Album ist „Crystal Sounds“ am Ende nämlich wirklich geworden. Das Debüt wird als persönliche Messlatte vermutlich auch nicht mehr erreicht, aber immerhin verweigert man sich dem völligen qualitativen Abstieg. Was jetzt passiert, wissen wohl alle Beteiligten nicht so genau. Ob es „Crystal Sounds“ schafft, aus dem Meer an Veröffentlichungen entscheidend herauszuragen, um die Band voranzubringen steht in den Sternen. Wünschen würde ich es ihnen aber nach wie vor von ganzem Herzen.

Das komplette Album bei Soundcloud anhören...
Crystal Sounds - Full Album Stream by ThirteenSenses

Thirteen Senses @ MySpace

Dienstag, 23. März 2010

Frühlingserwachen

Ein Album, wie ein Rauschzustand. Nächste Woche erscheint das Solo-Debüt von Jónsi, welches, ganz unüberraschend, natürlich ein ziemliches Meisterwerk geworden ist. Eine Liebeserklärung...

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück… was Goethe in Versform schon längst wusste, hat, so scheint es zumindest, der isländische Wunderknabe Jónsi Birgisson nun in musikalischer Form aufgenommen… das längst überfällige Soloalbum des Sigur-Rós-Frontelfen ist wie der musikgewordene Sieg des Frühlings über den Winter, nicht nur weil es pünktlich zum Jahreszeitenwechsel erscheint. Und dann heißt das gute Teil auch noch „Go“ … der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück! Die raue Landschaft Islands hat Jónsi auch ein wenig zurück gelassen. Es bricht Licht in den Nebel des Sigur-Rós-Gewandes. So geht das Solodebüt den Weg konsequent weiter, den bereits das letzte Album seiner Hauptarbeitgeber leicht eingeschlagen hat. Keine epischen 9min-Post-Rock-Werke mehr, sondern kompaktere, gezieltere Songs, die sich dem Pop nicht komplett verweigern, sondern ihn um einige Facetten ergänzen wollen.

So präsentiert Jónsi auf 40min 9 großartige Hymnen voller Euphorie und Virtuosität, durchsetzt von tollen Melodien und üppiger Instrumentierung. Trotz einiger Balladen gibt man sich gern in Aufbruchsstimmung angesichts dessen, was der Frühling mit all seinen Farben bringen mag. „We should always know that we can do anything” proklamiert Birgisson bereits im ersten Song und beschwört die Kraft und Energie der endlosen Sommer herauf. Mehr von allem! Auch „Animal Arithmetic“ wird zum schnellen Lauf durch die Wiesen und Felder untermalt mit einem spannenden Mix aus Percussions, Elektronik und viel Orchester. Und eindeutiger als mit „Fuck it, let’s go and live“ kann man Lebensfreude nicht mehr besingen. Auch in „Boy Lillikoi“ wird das schlechte dieser Welt und sämtliche Zweifel mit orchestraler Wucht hinweggespielt. „Your spirit still burns and so life goes on“. Entwaffnete Euphorie verpackt in ein episches Klanggewand. Stärker als noch bei Sigur Rós oder dem letztjährigen „Riceboys Sleeps“-Projekt mit Lebenspartner Alex setzt Jónsi bei seinem Soloausflug auf die Kraft klassischer Instrumente, die er zusammen mit interessanten, kleinen Elektroelementen zu gelegentlich wirklich reinrassigen Popsongs vermixt. Doch stets umgibt die Musik auch diesmal etwas überirdisches, etwas das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Und das ist halt, neben der musikalischen Untermahlung durch den Komponisten Nico Muhly auch wieder die einzigartige Stimme von Jónsi. Ein magisches Goldkehlchen, welches sich stets zu den höchsten Höhen aufschwingt und in gleichen Maasen gefühlvoll, zerbrechlich, aber doch kraftvoll wirkt. Eine gleichermaßen fremdartige, wie vertraute Stimme, die weiterhin mehr von einem Fabelwesen, als von einem Menschen hat. Daran ändert auch der Wechsel in englische Sprache nichts, zumal die Jónsi wohl wie wirklich dialektfrei hinbekommen wird. Muss er auch nicht. Die Stimme bleibt das Markenzeichen, kombiniert mit der außergewöhnlichen Musik, welche sich auch diesmal schwer einordnen lässt. Orchestraler Hymnenpop, gepaart mit stampfenden Beats und folkloristischen Einsprengseln. Wie eine Disco im Zauberwald oder halt das große Frühlingserwachen. „Go“ ist ein absoluter Traum und das aus meiner Sicht, bisher schönste Album dieses Jahres. Birgisson erschließt sich scheinbar mühelos neue musikalische Horizonte ohne dabei die eigene Vergangenheit zu verleugnen. Außergewöhnliche Musik in jeder Hinsicht. Ein Album, dass ich wärmstens jedem Musikfreund ans Herz legen muss. Der alte Dichtermeister würde mir sicher beipflichten… Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!



Jónsi Homepage

Sonntag, 21. März 2010

rhododendron's ranking ... 11/ 2010

Noch etwas müde von einem langen Wochenende in der Hauptstadt… aber auf ein Ranking verzichte ich natürlich keinesfalls. Und was für eines! Man könnte ja fast behaupten, ich mache hier Frühjahrsputz, denn immerhin haben wir satte 5 Neueinsteiger am Start! Da wird natürlich einiges durcheinander gewirbelt. Außer die Nummer Eins, denn die wird felsenfest, wie in der Vorwoche von den Foals gestellt. Dahinter kommen aber schon Hot Chip mit neuer Single „I Feel Better“. Ein absoluter Ohrwurm und Floorfiller (auch hier spielen die Erfahrungen des Wochenendes mit). Außerdem gibt es dazu das bisher sinnfreieste, aber lustigste Video des Jahres. Bitte anschauen. Ebenfalls häufig sinnfrei bzw. so unglaublich vieldeutig sind die Videoclips der New Yorker von Yeasayer. Mit „O.N.E.“ (neu auf Platz 8) gibt es die zweite, extrem ansteckende Auskopplung aus dem genialen „Odd Blood“. Und auch in diesem Video gilt: Bunt ist mehr! Das hat Jamie T eigentlich nicht nötig, weshalb das Video zur aktuellen Single „Emily’s Heart“ eher eine schlichte und schöne Botschaft bzw. Geschichte besitzt. Wunderschöne Nummer, dafür gibt’s Platz 10. Und wie Jamie T hauen auch die Arctic Monkeys noch einmal eine Single aus ihrem 2009er-Werk heraus. Das schnittige „My Propeller“ schnappt sich Platz 12 und kommt mit einem ebenso schnittigen Schwarz/Weiß-Video daher. Und die Riege der Neueinsteiger komplettieren dann die New Yorker Hipster-Hippies von MGMT mit der neuen Single „Flash Delirium“, die sie erst gar nicht veröffentlichen wollten, es dann doch taten und sich nun im Nachhinein auch noch dafür entschuldigen. Aus denen soll mal einer schlau werden. Obwohl das Teil nicht so eingängig ist, wie die Hits des Debüts, kann man ihm einen gewissen Charme nicht absprechen. Da ist sicher noch etwas Spielraum nach oben in den nächsten Wochen. Wir dürfen gespannt sein.

01.( 01 / #2 ) Foals “Spanish Sahara”
02.(NEW/ #1) Hot Chip “I Feel Better”
03.( 02 / #6 ) Jónsi “Go Do”
04.( 05 / #2 ) The Drums “Best Friend”
05.( 03 / #4 ) Vampire Weekend “Giving Up The Gun”
06.( 06 / #3 ) We Have Band “Divisive”
07.( 04 / #5 ) Two Door Cinema Club “Undercover Martyn”
08.(NEW/ #1) Yeasayer “O.N.E.”
09.( 07 / #5 ) Delphic “Halcyon”
10.(NEW/ #1) Jamie T “Emily’s Heart”
11.( 08 / #8 ) Gorillaz ft. Mos-Def & Bobby Womack “Stylo”
12.(NEW/ #1) Arctic Monkeys “My Propeller”
13.( 09 / #8 ) HURTS “Wonderful Life”
14.( 10 / #4 ) Goldfrapp “Rocket”
15.( 11 / #10) Miike Snow “Silvia”
16.( 13 / #5 ) The Unwinding Hours “Solstice”
17.(NEW/ #1) MGMT “Flash Delirium”
18.( 12 / #6 ) Burning Hearts “Night Animal”
19.( 14 / #11) Beach House “Norway”
20.( 17 / #9 ) Muse “Resistance”







Mittwoch, 17. März 2010

Nobono 2.0

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Juchee! Hier seht ihr unseren Haupt-Design-Nerd, welcher momentan akribisch damit beschäftigt ist, das alte Schlachtross Nobono pünktlich zum Frühjahrsbeginn wieder etwas flott zu machen. Nach drei Jahren Betriebszeit war eine kleine optische Frischzellenkur natürlich mehr als überfällig. Jetzt beißt das Gelb auch nicht mehr allzustark. Das Ganze wird in den nächsten Tagen sicher noch ein wenig optimiert. Der Rest bleibt aber beim Alten. Immernoch massig viel Plattenbeurteilungen und lyrische Ergüsse über aktuelle Veröffentlichungen der Popmusik. Ich hoffe es gefällt nachwievor. Bleiben sie uns und dem Nerd auch in Zukunft gewogen! Wo und wie auch immer. Es grüßt das Nobono-Team!

|:Mottenkiste:| / Vom Überleben

CoverBei Soundcloud gibt es seit einigen Tagen ein neues Stück der progressiven Emostudenten von Circa Survive namens Get Out. Es klingt auch recht fein, kann jedoch nicht mit der Größe ihres letzten Werkes On Letting Go von 2007 mithalten.

Dieses vermochte nämlich emotionale Berge zu versetzen.
Fangen wir schon einmal mit dem Cover an. Ganz große Kunst. Ein Mädchen, welches sich selbst fortbewegen vermag, indem sie mit brennendem Haupt einen Ballon befüllt, der sie zu mobilisieren im Stande ist. Das alles in schönen dunklen, aber kräftigen Farben gehalten, die dem Gemälde von Esao Andrews einen latenten Glanz verleiht. Je weiter man jedoch im Booklet voranblättert, desto mehr zerfällt das Bild bis nur noch ein kleinerer Farbtupfer um das fliegende Mädchen vor weißem Grund zu sehen ist. Wundervoll.
Es setzt sich fort mit dieser Stimme. Oh diese Stimme! Sie gehört zu Anthony Green (ja, das ist ein Männername und bekleidet dementsprechend auch ein männliches Wesen). Dieser war auch mit mittelstarken Ergebnis bereits Solo und akustisch in Avalon unterwegs und des Weiteren bei der Debüt-EP der brillanten Emorocker von Saosin, denen sehr viele Vorschusslorbeeren zuteil wurden und von diversen fachlichen Stellen durch die musikalische Qualität und das Charisma des Frontmanns eine glänzende Zukunft bescheinigt.
Auf diese gab der Sänger mal eben zwei feuchte Fürze und teilte seinen Kollegen kurz vor der mutmaßlichen Durchbruch-Tour mit, dass er sich musikalisch und vor allem szenisch nicht zugehörig fühle und daher lieber eine neue Band gründen wolle.
Diese war dann Circa Survive. Oh, was für ein Bandname! "Um's Überleben" oder "Vom Überleben"! So schön unkitschig pathetisch, dass einem ganz warm circa Herz wird.
Anno 2005 erschien dann das Debütalbum Juturna (übrigens die römische Göttin der Quellen und Brunnen, welch' schönes Symbol für den Neuanfang), welches den radikalen Schritt vom wahrscheinlichen Chartbreaker in die Ungewissheit eines Neuanfangs bereits ab der ersten Sekunde fundiert begründet. Denn praktisch ab dem ersten Akkord von Holding Someone's Hair Back wird die abspielende Stereoanlage verhext. Von einer öden und profanen Ansammlung von PVC, Metall und Magneten zu einem geheimnisvoll schimmernden Quell der musikalischen Magie und einem überwucherndem Kaleidoskop der Emotionen.
Meist in dem schöneren und edleren Tongeschlecht Moll gehalten, werden erstklassige Songs zu schier unmenschlichen Arrangements montiert.
Nein, vielmehr verwoben. Im tiefsten Sinn des Wortes. Die zwei Gitarren existieren nicht nebeneinander her, sondern umspielen sich permanent wie ein junges verliebtes Paar, die Läufe greifen ineinander, tragen sich, entfernen sich und krallen sich wieder aneinander. Getragen oder vielmehr umgeben werden von dem sich ebenfalls ergänzenden und bereichernden Zusammenspiel von progressiv-breakigem Schlagzeug (oder kurz: der Trommler trommelt sich ordentlich einen Wolf) und verträumt-laufigem Bass. Auf diesem mal lockeren, mal festen Geflecht aus Instrumenten, Läufen, Rhythmen und Harmonien darf sich dann die honigsüße Mädchenstimme von Anthony Green ausbreiten. Honigsüß deshalb, weil sie hoch ist. Sehr hoch. Beängstigend hoch für einen Mann. Dennoch klingt er so, als hätte er noch Platz nach oben. Die Stimme klingt nie dünn, eiert nicht und bekommt teilweise auch eine gewisse Rauheit verpasst.
An dieser Stelle auch Chapeau an Brian McTernan (Darkest Hour, Thrice), der es schafft, dass das ganze Geflecht dann auch so klingt, als wäre jedes einzelne Instrument kurz vorm Untergehen im Soundbrei, dies aber gerade so nicht passiert. Der Kompressor blinkert zwar, kommt aber nie zum Dauerleuchten.
Formell bezieht sich die Beschreibung zwar jetzt noch auf Juturna, gilt aber genauso für On Letting Go. So großartig unterscheiden sich die beiden Alben nämlich nicht. Warum also Zweiteres hervorheben?
Nun, es wurde noch etwas dichter verarbeitet. Die Geräuschwände lassen inzwischen überhaupt keine Lücke mehr. Was ich, als geneigter Postrocker, astrein finde. Die Songs sind stehen nun auf sicherem Fundament. Kompositorisch makellos. Null Füllmaterial. Jeder Song kann gefallen. Aber - und das ist das eigentlich Erstaunliche - ist es dennoch nicht möglich einen Favoriten herauszupicken und speziell an Mann zu bringen. Denn alles fließt. Jetzt nicht im Philosophisch transzendentem Sinne, sondern im musikalischen. Trotz formeller Trennung der Titel, wird man so eingelullt, dass das gesamte Album wie im Fieberwahn vorüberzieht. Wenn es endete, kann man sich an keine einzige Melodie erinnern, alles ist unter den Ohren zerflossen, ohne nur einen Moment sperrig zu sein.
Hier passiert Pop. Die Lieder klingen alle gleich. Hohes Stimmchen. Nix bleibt hängen. Moment! Das hatten wir doch erst letzte Woche bei Ellie Goulding! Warum ist das jetzt gut? Und die zierliche Engländerin nicht?
Nun, wenn die Musik aus ernsthaften Instrumenten und nicht aus einem digitalen System kommt, bringt das im Allgemeinen mehr Glaubwürdigkeit. Vor allem aber ist hier Nix auf Hit gebürstet. Die Songs sind also catchy, aber nicht cheesy.
Die Gleichförmigkeit der Titel bringt keine Langeweile mit sich, sondern eher einen Trancezustand. Dieser Rauschzustand scheint auch initiiert worden zu sein und nicht ein zufälliges Nebenprodukt.
Und wir haben es hier mit echten, ernsthaften Emotionen zu tun. Auch wenn das Emo-Genre immer gern belächelt wird. Die fast schon körperliche Manifestation ungefilterter Emotionalität ohne vorher durch irgendeine Coolness- oder was weiß ich -was-Kontrolle zu müssen, sollte jedem ernsthaften Musikhörer doch eigentlich ein heiliges Gut sein. Und wenn nun ein Emo-Musiker sich der Musik und der Szene entsagt ohne diesen Habitus abzulegen kommt es zu einem wahren Feuerwerk aus der Gefühlskanone, die den interessierten Hörer direkt in die Körpermitte trifft und aber einfordert, den Kopf dabei auszuschalten. On Letting Go halt.

Da ja, wie bereits erwähnt, es schwer ist einen unbedingten Anspieltipp zu nennen und das Album am besten in seiner Gesamtheit wirkt verweise ich einfach auf diese YouTube-Playlist, wo alle Titel angehört werden können. Bei mir hat damals The Difference Between Medicine and Poison is in the Dose gereicht, um mich total anzufixen. Inzwischen bin ich von Semi Constructive Criticism am meisten gefangen. Viel Freude beim Entdecken.

Montag, 15. März 2010

Rubik's Disc

CoverDas neue Album Head First von Goldfrapp vermag wieder auf der Tanzfläche zu verzaubern, wenn man damit zurecht kommt, dass man von Tänzern umgeben ist, die aussehen als wären sie Flashdance entsprungen.

Als Paradebeispiel sei gleich an erster Stelle das ganz und gar zauberhafte Dreaming genannt, was zwar von einem recht handfesten Beat und dicken 80s-Synthies unterfüttert ist, aber dennoch so flächig voranträumt, wie es im Titel bereits vermerkt ist, dass der von mir so geliebte musikalische Trancezustand schneller fertig ist, als eine Minuto-Büchse.
Auf ihrem halbwegs legendären ersten Album haben Will Gregory mit seinen unfassbaren Klangepen und Alison Goldfrapp mit ihrer Weichspülerstimme es geschafft, dass jedes einzelne Lied einen in Rekordgeschwindigkeit von dieser Welt beamt. Mit Album Numero Zwo wurde dieses Element zugunsten von funky Discobeats zunehmend verdrängt, was die Musik natürlich geerdet hat und auch eine wichtige Weiterentwicklung darstellte. Die Magie jedoch, die war nur noch sporadisch da. Und kam mit den nachfolgenden Werken nicht wieder.
Auch wenn das 08er Werk Seventh Tree das Discoelement wieder etwas ausbremste und ruhige Lieder dominierten, waren die doch eher am Lagerfeuer als in der Schwerelosigkeit angesiedelt.
Auf ihrem Neuwerk gibt es sie wieder ... die Lieder die einen ins Schweben bringen, wie weiland Utopia oder Deep Honey. Das genannte Dreaming, das leicht an Calvin Harris' Flashback erinnernde I Wanna Life und vor allem das nur traumhafte Hunt. Der Rest lässt für meinen Geschmack die 80er zu weit rein. Alive zum Beispiel klingt extrem nach Olivia Newton John und wie sie Xanadu singt und auch Believer und der Titeltrack klingen wie direkt aus dem Oldie-Radio aufgenommen. Und was für ein Retrostomper die Single Rocket ist, sollte sich inzwischen rumgesprochen haben.
Allerdings werden Goldfrapp - wenn die liebe Alison sich nicht entschließt Reißzwecken zu gurgeln - immer den Bonus haben, dass sie eine der zauberhaftesten, sexiesten und Steine erweichendsten Stimmen im gesamten Musikbusiness zu bieten haben. Daher kann man sich wahrscheinlich ihre Musik immer anhören.
Ach ja: Die Texte sind simpel und musikalisch wie immer und die Songs haben natürlich die üblichen Poplängen von drei bis maximal fünf Minuten. Aber das braucht man bei diesem Duo eigentlich nicht mehr erwähnen.
Head First erscheint am Freitag, den 19.März 2010.

Hörbeispiele:
Hunt
Dreaming

Das gesamte Album ist natürlich inzwischen schon bei YouTube (einfach nach Goldfrapp suchen) hörbar.

Sonntag, 14. März 2010

In The Ghetto

CoverDas nunmehr fünfte Album von Portugal. The Man (innerhalb von 3 1/2 Jahren!!) namens American Ghetto beschreibt den bereits eingeschlagenen Weg weiter fort. Keine stilistischen Überraschungen, die ihr ohnehin schon vorhandenes übliches Genre-Potpourri aus Americana, Blues, Indie und anderem Hippiekram nicht noch steigert.

Um es gleich mal kurz und unumwunden rauszuhauen: Der eingeschlagene Weg war von Anfang bereits so breit, dass die 16-spurige US 101 in Los Angeles gelb vor Neid werden kann. Allerdings mutiert der Hörer dadurch zum übersättigten, dickleibigen Einzelkind, dass permanent nach neuen, aufregenden Sachen quängelt. Es ist paradox: Man wünscht sich, dass die Portländer doch mal ein neues musikalisches Kapitel aufschlagen würden, dabei bieten sie einen Variantenreichtum, der anderen Bands die Tränen in die Augen treiben könnte.
Diesmal wurde die Farbpalette noch um ein paar feine elektronische Einsprängsel bereichert. An allen Ecken und Enden, zischt nun hier irgendein Synthie, knurrt irgendein Moog, triphopt ein Drumcomputer, heult ein Soundeffekt oder das gesamte Klangbild wird recht radikal durch den Flanger gejagt, wie es ein schlechter Dorf-DJ macht, wenn er diesen Effekt neu ins Repertoire aufgenommen hat. Ansonsten hören wir die üblichen Midtempo-Hymnen, die immer zu verhuscht oder zu exaltiert daherbronsen. Die Gitarren klirren dünn wie eh und je, wobei man jeweils das abgehackte, seitengescheitelte Indie-Akkordgeschrammel hört und gleichzeitig die rotnackigen Country-Pickings auf der zweiten Gitarre. Der Bass kullert seine sexy Linien in die Lenden, das Schlagzeug spielt seine breakigen Beats und John Baldwin Gourley plärrt mit seiner immer noch hübschen Stimme zwischen Operndiva in Grundschülerin.
Also, wie bereits erwähnt, keine nennenswerten Neuerungen, trotz Effekt-Turnstunde und Sound-Bastelecke.
Die Songs zaubern natürlich wie eh und je und können gefallen. Jedoch scheint ihr Talent eingeschlafen zu sein, wahrhaft magische Momente einzuflechten, wie sie es auf den ersten drei Alben noch geschafft haben. Hier fehlen einfach die absoluten Überreißer, die die Zeit zum Stehen bleiben zwingen können. Kein AKA M80 The Wolf, kein Gold Fronts, kein My Mind, kein Colours. Wobei man der Ehrlichkeit halber erwähnen muss, dass 1000 Years mit seiner flirrenden Atmosphäre durchaus in die Nähe dieser Region kommt, allerdings ohne die Stadtgrenze zur Transzendenz zu überschreiten.
Der Rest poppt so vor sich hin, ohne einen aber wirklich am Schlafittchen zu packen. Zumindest den erfahrenen Portugal.The Man-Hörer. Alle, die mit dem Schaffen noch nicht vertraut sind, würden wahrscheinlich vor Freude darüber, dass es so eine geile Band gibt, die so überwältigende Musik macht, ihr Hab und Gut veräußern, um den Recken hinterher zu reisen.
American Ghetto ist seit dem 2.März als Download erhältlich.









rhododendron's ranking ... 10/ 2010

Das war ja abzusehen! Nach meiner überschwenglichen Ersteindrucksschilderung der neuen Foals-Single “Spanish Sahara” in der vergangenen Woche, konnte ja nichts anderes passieren, als der direkte Durchmarsch bis auf Platz 1 im Ranking. Hochverdient natürlich! Genauso wie der Einstieg der neuen Drums Single auf Platz 5. Mit dem schmissigen „Best Friend“, welches voll bittersüßer Ironie ist, macht die Band extreme Vorfreude auf das Debütalbum. Der bisherige Output lässt großartige Popsongs erahnen. Ich bin mal gespannt, ob sie die Erwartungen erfüllen können. Der Rest im Ranking verliert dann diese Woche wieder leicht, mit Ausnahme der Unwinding Hours, deren ruhiges „Solstice“ sich noch mal einen Platz nach oben schieben kann. Vervollständigt werden die Neueinsteiger diese Woche vom französischen Elektroprojekt Vitalic, deren neue, instrumentale Single „Second Lives“ es auf Platz 16 schafft. Vielleicht geht da nächste Woche noch etwas mehr. Für heute entlasse ich euch erstmal wieder in den Sonntag.

01.(NEW/ #1) Foals “Spanish Sahara”
02.( 02 / #5 ) Jónsi “Go Do”
03.( 01 / #3 ) Vampire Weekend “Giving Up The Gun”
04.( 03 / #4 ) Two Door Cinema Club “Undercover Martyn”
05.(NEW/ #1) The Drums “Best Friend”
06.( 04 / #2 ) We Have Band “Divisive”
07.( 06 / #4 ) Delphic “Halcyon”
08.( 07 / #7 ) Gorillaz ft. Mos-Def & Bobby Womack “Stylo”
09.( 05 / #7 ) HURTS “Wonderful Life”
10.( 10 / #3 ) Goldfrapp “Rocket”
11.( 08 / #9 ) Miike Snow “Silvia”
12.( 09 / #5 ) Burning Hearts “Night Animal”
13.( 14 / #4 ) The Unwinding Hours “Solstice”
14.( 11 / #10) Beach House “Norway”
15.( 12 / #8 ) Shout Out Louds “Fall Hard”
16.(NEW/ #1) Vitalic “Second Lives”
17.( 13 / #8 ) Muse “Resistance”
18.( 18 / #3 ) Caribou “Odessa”
19.( 15 / #3 ) Kashmir “Mouthful Of Wasps”
20.( 17 / #2 ) Crookers feat. Miike Snow “Remedy”





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