|:Mottenkiste:| + Der heiße Scheiß - Ken't get enough ...
Verzeiht bitte, dass die Überschrift so discountermäßig kalauert, aber die Band Ken macht es ja selbst nicht besser. Yes We Ken heißt das neuste Machwerk. Zu diesem Behufe muss einfach mal ihr grandioses erstes Album Have A Nice Day entmottet und ausgekistet werden.
Ken ist ja eigentlich mal das Nebenprojekt des Blackmail-Sängers Aydo Abay (ich kaufe ein "Y") gewesen. Seitdem selbiger aber entnervt ob des Band-Nepotismus unter den Ebelhäuser-Tyrannen bei der Erpressung das Handtuch warf, ist Ken nun mehr oder weniger Hauptprojekt.
Natürlich fühlt sich die Musik zunächst sehr stark nach der früheren Hauptband an. Das liegt im Wesentlichen natürlich an der - trotz der heftigen Erinnerbarkeit an Brian Molko (Placebo) und Luke Steele (The Sleepy Jackson, Empire Of The Sun) - markanten Stimme des Sängers. Und gerade die ersten beiden Titel auf Yes We erinnern mit ihren kraftvoll-rauhen Gitarren-Getöne massiv an Blackmail. Hardcore-Shouts hin, Piano her. Die Melodieführung, die Arrangements, das Drumming ist doch schon sehr altbacken. Macht die Sache nicht weniger gut, nur entzieht es sich jeglicher Begründung. Doch spätestens mit dem eingängig betitelten Y.K.I.W.G.T.T.End.O.T.W.W.Y. hat es sich dann mit dieser Referenz und dem klassischen Rock im Allgemeinen gegessen. Der Orbit grüßt (I'll Sleep When You're Dead), Radiohead schicken Postkarten vom Proggen (Women Who Love Men Who Take Drugs To Make Music To Take Drugs To), Aphex Twin grinst fies und freundlich (Pirates Vs. Ninjas Vs. Zombies Vs. Robots), Paul Van Dyk wird von Pink Floyd und Muse belästigt (Dead As A Dodo). Wie auch immer, die Band hat mal ordentlich Electro-Lyte und ausufernde, schwebende Songsstrukturen gefrühstückt.
Das alles artet aber nie aus, bleibt kompakt und nachvollziehbar. Und ist von beängstigender Qualität.
Unfassbar, welche Mengen kreatives Nitro seit dem Weggang von Blackmail bei Herrn Abay in den Tank kommen. Und auf dem Tonband freigesetzt werden. Hier wird nicht krampfhaft der Abstand gesucht, hier wird im Wortsinne progressiv nach vorn gearbeitet und das liedschreiberliche Talent in einem wesentlich offeneren Klangrahmen auf die CD geklatscht.
So muss es sein.
Hörbeispiel: Get A Life
Das erste Album Have A Nice Day der Recken von Ken wurde stets sträflich unterschätzt. Das mag an dem sehr simplen Titel liegen oder einfach daran, dass hier keine coole Band aus NYC ihr Unwesen treibt, sondern die Typen aus Koblenz, die außer dem Sänger auch nicht gerade ein Augenbonbon darstellen.
Dabei wird hier so viel geboten. Von dem sehr spaßig verkackten Einstieg mit The Big Fib bis zum sphärisch beruhigenden Schlusspunkt mit on(n) wird einem hier ordentlich der Indiemarsch geblasen.
Der Nachfolge-Doppelschlag I Am Thief und Stop! Look! Sing Songs of The Revolution hingegen wurden schon hin und wieder fachblättrig abgehandelt. Dabei ist schon der Erstschlag das opus magnum.
Sicher, Husk und Voltage Point sind keine überragenden Titel, was aber dafür mehrfach im Folgenden wettgemacht wird. Das schmissige Tilt, dass mit Orgel und zeitlosem Songwriting Oasis hat neidgrün werden lassen, das beschwingte Whirlpool Of Terror, dass jeden Songschreiber auf der Welt die gleiche Farbe ins Gesicht malt und natürlich die anderen hervorragend komponierten, melancholisch-düsteren Nummern, die jeden Liebhaber der Molltonarten freudentränend vor der Anlage knien lassen.
Hier sitzt alles an der richtigen Stelle, franst nicht aus, sondern wird auf 44 sehr unterhaltsame Minuten komprimiert, die einen von den anfänglichen treibenden und rau rockenden Titeln immer weiter nach unten ziehen, bis schließlich schwerste Traurigkeit und absolute Niedergeschlagenheit das Gesamtbild bestimmen.
Dabei wird es jedoch nie unkonzentriert, sondern die bleiben dem reinsten und schönsten Pop verpflichtet.
Hörbeispiel Whirlpool Of Terror
Ken ist ja eigentlich mal das Nebenprojekt des Blackmail-Sängers Aydo Abay (ich kaufe ein "Y") gewesen. Seitdem selbiger aber entnervt ob des Band-Nepotismus unter den Ebelhäuser-Tyrannen bei der Erpressung das Handtuch warf, ist Ken nun mehr oder weniger Hauptprojekt.Natürlich fühlt sich die Musik zunächst sehr stark nach der früheren Hauptband an. Das liegt im Wesentlichen natürlich an der - trotz der heftigen Erinnerbarkeit an Brian Molko (Placebo) und Luke Steele (The Sleepy Jackson, Empire Of The Sun) - markanten Stimme des Sängers. Und gerade die ersten beiden Titel auf Yes We erinnern mit ihren kraftvoll-rauhen Gitarren-Getöne massiv an Blackmail. Hardcore-Shouts hin, Piano her. Die Melodieführung, die Arrangements, das Drumming ist doch schon sehr altbacken. Macht die Sache nicht weniger gut, nur entzieht es sich jeglicher Begründung. Doch spätestens mit dem eingängig betitelten Y.K.I.W.G.T.T.End.O.T.W.W.Y. hat es sich dann mit dieser Referenz und dem klassischen Rock im Allgemeinen gegessen. Der Orbit grüßt (I'll Sleep When You're Dead), Radiohead schicken Postkarten vom Proggen (Women Who Love Men Who Take Drugs To Make Music To Take Drugs To), Aphex Twin grinst fies und freundlich (Pirates Vs. Ninjas Vs. Zombies Vs. Robots), Paul Van Dyk wird von Pink Floyd und Muse belästigt (Dead As A Dodo). Wie auch immer, die Band hat mal ordentlich Electro-Lyte und ausufernde, schwebende Songsstrukturen gefrühstückt.
Das alles artet aber nie aus, bleibt kompakt und nachvollziehbar. Und ist von beängstigender Qualität.
Unfassbar, welche Mengen kreatives Nitro seit dem Weggang von Blackmail bei Herrn Abay in den Tank kommen. Und auf dem Tonband freigesetzt werden. Hier wird nicht krampfhaft der Abstand gesucht, hier wird im Wortsinne progressiv nach vorn gearbeitet und das liedschreiberliche Talent in einem wesentlich offeneren Klangrahmen auf die CD geklatscht.
So muss es sein.
Hörbeispiel: Get A Life
Das erste Album Have A Nice Day der Recken von Ken wurde stets sträflich unterschätzt. Das mag an dem sehr simplen Titel liegen oder einfach daran, dass hier keine coole Band aus NYC ihr Unwesen treibt, sondern die Typen aus Koblenz, die außer dem Sänger auch nicht gerade ein Augenbonbon darstellen.Dabei wird hier so viel geboten. Von dem sehr spaßig verkackten Einstieg mit The Big Fib bis zum sphärisch beruhigenden Schlusspunkt mit on(n) wird einem hier ordentlich der Indiemarsch geblasen.
Der Nachfolge-Doppelschlag I Am Thief und Stop! Look! Sing Songs of The Revolution hingegen wurden schon hin und wieder fachblättrig abgehandelt. Dabei ist schon der Erstschlag das opus magnum.
Sicher, Husk und Voltage Point sind keine überragenden Titel, was aber dafür mehrfach im Folgenden wettgemacht wird. Das schmissige Tilt, dass mit Orgel und zeitlosem Songwriting Oasis hat neidgrün werden lassen, das beschwingte Whirlpool Of Terror, dass jeden Songschreiber auf der Welt die gleiche Farbe ins Gesicht malt und natürlich die anderen hervorragend komponierten, melancholisch-düsteren Nummern, die jeden Liebhaber der Molltonarten freudentränend vor der Anlage knien lassen.
Hier sitzt alles an der richtigen Stelle, franst nicht aus, sondern wird auf 44 sehr unterhaltsame Minuten komprimiert, die einen von den anfänglichen treibenden und rau rockenden Titeln immer weiter nach unten ziehen, bis schließlich schwerste Traurigkeit und absolute Niedergeschlagenheit das Gesamtbild bestimmen.
Dabei wird es jedoch nie unkonzentriert, sondern die bleiben dem reinsten und schönsten Pop verpflichtet.
Hörbeispiel Whirlpool Of Terror
The Fall On Deaf Ears - 26. Feb, 23:48

Und „Film“ ist da ein gutes Stichwort, denn die Show ordnet sich einer kleinen filmischen Rahmenhandlung unter, die mit dem Albumintro „Nausea“ beginnt und die dort erzählte Geschichte des kleinen Mädchens, welches bei einem Waldspaziergang über eine seltsam geformte Wurzel stolpert weiterspinnt und das Albumkonzept so mit surrealen Bildern von Landschaften, Menschen und sehr gern auch mal Tieren untermalt. Und jenem Mädchen, das munter weiter erzählt von ihren Träumen, Ängsten und anderen seltsamen Anwandlungen. Zusammen mit dem Sound von „Vexations“ ergibt sich ein wunderbares Gesamtbild, das audiovisuell zu begeistern scheint, auch weil Get Well Soon das Albumkonzept fast lückenlos durchziehen. Gut, es finden sich noch „People Magazine Front Cover“ vom Debüt, sowie die Weihnachtssingle „Listen! Those Lost At Sea Sing A Song On Christmas Day“ im Set, aber ansonsten werden die Unannehmlichkeiten des Albums recht konsequent durchgezogen. Alle Songs, mal mit Ausnahme des kurzen Instrumentalstücks „We Are Still“ werden auch in der exakt gleichen Reihenfolge (also, falls ich mich nicht verhört habe) wiedergegeben und entfalten live, obwohl sie meist 1:1 wie auf Platte gespielt werden, ungeahnte Kräfte. Ein Freudenfest in Sachen Melancholie. Songs wie „We Are Free“ oder „A Voice In The Louvre“ entfalten in ihrer nachdenklichen Verzweiflung auch oft das Gefühl von Befreiung. Eine sehr seltsame Kombination, aber kurz zusammengefasst muss man einfach erkennen, dass diese Musik wahnsinnig gut gemacht ist. Hochgradig musikalisch, ehrlich, authentisch und gelegentlich sogar ein wenig eingängig. Wie bspw. das relativ lockere „Werner Herzog Gets Shot“, das hier etwas reduzierter vorgetragen wird. Ansonsten verweigern sich Gropper und seine Mitmusiker selten der Opulenz und es ist beeindruckend, wie voll der Klang trotz der Anwesenheit von „nur“ 6 Musikern wirklich ist, wenngleich da natürlich ein paar Elemente, wie die Waldhörner auch vom Band kommen, denn für den Gebirgsjägerverein war dann doch kein Platz mehr auf der Bühne. Und bei „We Are Ghosts“ übernimmt die Band am Ende sogar selber die Rolle der Geister und singt den Refrain von der Leinwand aus, während sie sich in real die Seele aus dem Leib spielen. Doch ist nicht nur die Schwere, die begeistert, es sind auch die ruhigen Momente, die bewegen. Etwa der langsame Schleicher „That Love“ vom neuen Album oder die sich zwischendurch ins Set mogelnde Version von „Tick Tack! Goes My Automatic Heart“, die den Höhepunkt des Abends darstellt und die Show für einige Minuten in Sphären bringt, die man nicht anders als mit dem Wort „Perfektion“ bezeichnen kann. Als Konstantin das Stück akustisch nur mit stimmlicher Unterstützung von Schwester Verena beginnt, hören auch langsam die letzten Menschen im Raum mit Small Talk und Bierflaschen-Geklapper auf. Als dann die Band einsteigt wird’s episch, während man sich für das Ende noch einmal zurücknimmt und die Geschwister Gropper noch einmal abseits des Mikrofons ganz intim weitersingen. Und auch das Publikum macht zögerlich mit. Ein magischer Musikmoment an dessen Ende ein frenetischer Jubel steht, der außergewöhnlich lang und herzlich ausfällt. Gropper sagt brav und ehrlich „Danke“, lächelt fein, hält sich aber ansonsten zurück mit Ansagen. Unser Glück, wie er später angesichts seines selber als eher schlecht eingeschätzten Wortwitzes, feststellt. Aber immerhin wurde das Büfett gelobt. Ist ja auch etwas. Nach drei weiteren Stücken endet der Film mit dem düsteren Nachhallen von „We Are The Roman Empire“ und einem anständigen Abspann am auf der Leinwand an dessen Ende auch dem Publikum gedankt wird. Der Film ist vorbei. Und die Moral von der Geschicht? „Change Your Life“ ruft uns die Protagonistin des Märchens noch in die Dunkelheit. Es sind manchmal die einfachsten Phrasen, die hängen bleiben.
Maria Solheim (Jahrgang '82) stammt aus dem sonnigen Norwegen und entschied sich bereits ziemlich früh dazu, Töne zu sortieren, diesen gedichtete Texte zuzuordnen und jenes dann öffentlich vorzutragen. Bei einem Volkfest, bei dem sie eben dieser Beschäftigung nachging, hatte - wie es sich für ein modernes Märchen geziemt - ein patenter Plattenfirmenbonz die Lauscherchen im Radarmodus laufen gehabt und so die Fünfzehnjährige keck vom Fleck weg in ein kleines Studio geschleift, wo sie ihr erstes Demo auf Band lötete.
Als vor drei Jahren die Aereogramme bekanntgaben sich aufzulösen, half es wenig als Trost ihr letztes, großartiges Album, welches ganz wunderbar und programmatisch mit My Heart Has A Wish That You Would Not Go betitelt wurde, zu hören. Denn es war so groß, traurig und voller Schönheit, dass es einen nur die Augen tränen ließ, als schwömme man in einen Zwiebelsaftbad. Und glaubt es oder nicht, aber die beiden Schotten konnten das noch steigern.
Ausverkauft war der kleine Club im Brückenpfeiler dabei schon seit einigen Wochen, weshalb sich davor auch eine imposante Meute an Menschen wieder fand, die dennoch auf Tickets hoffte. Hier hätte man sein 9,50 Euro Kärtchen sicher zu einem guten Preis losbekommen. Aber nützt nichts, wir wollten halt die Band sehen. Der Bang Bang Club war dann auch dementsprechend recht ordentlich gefüllt. Jede weitere Person hätte vermutlich die Kapazitäten gesprengt. Auf eine Vorband verzichtete man glücklicherweise auch und das Trio entpuppte sich als pünktlich, so dass es kurz nach 22 Uhr dann endlich losgehen konnte. Vorbei war der Auftritt übrigens schon wieder kurz vor 11. In der knappen Stunde dazwischen spielte, fitzelte und ravete sich die Band durch die Stücke ihres Debüts, leider mit Ausnahme des schönen Albumclosers „Remain“. Warum eigentlich, Delphic? Der Rest vom Fest groovte aber ordentlich und ließ selten eine Pause zwischen zum Applaudieren zwischen den Stücken. Wie eine Art Live-DJ-Set lässt die Band gern mal die Stücke nahtlos ineinander übergehen und stellt diese damit ganz in den Dienst des Dancefloors. Von der aktuellen Single „Doubt“ geht’s bspw. direkt hinüber zur nächsten, „Halcyon“. „Submission“ drosselt dann ein wenig das Tempo und lässt der guten alten Gitarre mal den Vortritt, während „Red Lights“ die Beats wieder etwas mehr pumpen lässt und dabei vor allem auf leichte Trance-Elemente setzt. Das Set gleicht einem trancendalen Flug, untermalt von Beats, pumpenden Basslinien, Sequenzer- und Synthieflächen. Die Texte von bedeutungsschwanger bis bedeutungslos wirken eher wie die klassischen Dancefloor-Lyrics… „Give me something I could believe in“, „Let’s do something real“ und so weiter und sofort. Das Mitsingen gerät eher zur Nebensache, Hauptsache die Musik bleibt immer in Bewegung, immer im Rausch. Allein „This Momentary“ wird auf gefühlte 10 Minuten ausgebaut, auch „Counterpoint“ gewinnt noch mal an Länge. Und der abschließende Titeltrack von „Acolyte“ hat das sowieso nicht nötig, denn der ist ja bekanntermaßen schon fast 9 Minuten lang. Die Grenzen und Strukturen zerfließen, Delphic verfestigen ihren Ruf, Elemente der Dance- und Indiemusik zu gleichen Anteilen miteinander zu verschmelzen. Der groovende Beweis dafür, dass sich Rave und Hymne nicht ausschließen. Die Referenzen, seien es New Order oder die Chemical Brothers werden ja von der Musikpresse eh mittlerweile munter durch den Raum geworfen. Live sind die Hands-Up-Rave-Momente eindeutig zu spüren. Gerade deshalb ist es ein wenig verwunderlich und schade, dass sich das Berliner Publikum der Soundekstase zu großen Teilen zu verweigern scheint. Fast wirkt es so, als kommt man zur vorsichtigen und noch zögerlichen Besichtigung dieser neuen Kapelle. Als ob man mal schauen wollte, was denn das ist, über das der NME und seine Kollegen so viel schreibt. Pauschalisieren möchte ich zwar nicht, denn vereinzelt werden Teile des Publikums mitgerissen, aber hier wäre doch Potential im Bang Bang Club gewesen, es der guten alten Hacienda gleichzutun und sich ganz dem Sound hinzugeben. An der Musik lag es jedenfalls nicht. Aber Spaß ist ja bekanntlich was man selber draus macht und so versuchte ich für mich zumindest ein Optimum aus der ganzen Sache herauszuholen und die individuelle Schweißquote nach oben zu treiben. 
