Mittwoch, 28. April 2010

Mondlose Nächte

Cover

Die Deftones waren gut. Sie wurden besser. Sie worden unfassbar großartig. Sie sind immer noch besser. Nur für die Großartigkeit, fehlt auf ihrem neuem Album Diamond Eyes einfach mal etwas Neues.

 

Das neue Album muss man schon fast retro nennen. Nachdem die Partisanen des so genannten New Metal alle anderen Mitbewerber in diesem Genre schlicht und ergreifend überlebt haben, indem sie sich soweit wie möglich von dem Stil entfernten, haben sie nun wieder mit den alten Waffen zugeschlagen: tonnenschwere Riffs vorgetragen von ordentlich tiefergelegten Gitarren, wie man sie zuletzt auf dem ‘95er Adrenaline gehört hat. Danach waren die zwar auch immer noch präsent. Die großartigen Momente der Deftones waren aber eher mehr die, wo sie die Leinwand mit gleichmäßigen dunklen Strichen komplett pechschwarz gefärbt haben. So wie in Be Quiet And Drive, Deathblow, Beware oder dem kompletten White Pony-Album.
Moll-Melodien, Gitarren und andere Sounds, die zu einem tiefen, ambientartigen Sog verschmelzen. Hymnen der mondlosen Nacht. Das sind die Stärken der Deftones, an die fast keine andere Band heranreicht. Interpol vielleicht. Da aber natürlich mit etwas anderen Mitteln.
Diese Momente sind auch auf dem aktuellen Album vertreten: Der Refrain von Diamond Eyes, die hypnotischen Banger You’ve Seen The Butcher und Risk, die Midtempo-Hymnen Beauty School oder Sextape sind so gebaut. Manchmal, wie bei der Vorabsingle Rocket Skates muss man ordentlich Prügel von den Instrumenten und dem Teilzeit-Schreihals Chino Moreno aushalten.
Allerdings tummeln sich hier auch mal schlechte Lieder auf dem Tonträger. So bleibt von 976-EVIL oder Royal eigentlich nicht viel hängen. Und das Andere, was prinzipiell ja gutes Zeug ist, hinterlässt leider den Eindruck, dass man Vieles schon einmal gehört hat. Risk könnte vom Vorgänger-Album sein. Sextape von dem selbstbetitelten 03er Album. Rocket Skates von einem der ersten beiden Alben. Prince wirkt wie eine Kopie von RX Queen. Großartig neue Elemente oder Abwechslung zwischen den Lieder sind nicht zu verzeichnen. Und vor Allem: In seiner Gesamtheit ist Diamond Eyes leider recht ermüdend.
Schade drum.
Das Album erscheint am Freitag.

Hier sind die Songs alle anzuhören.

Hörbeispiel: Sextape (YouTube)

Dienstag, 27. April 2010

Uplifting And Drifting

Ein neues Mixtape zum Start in den Frühling ...

Das wir auf Nobono und speziell meine Wenigkeit den Pop liebt, dürfte ja mittlerweile hinsichtlich bekannt sein. Da darf man ja auch 2010 wieder dazu stehen, ohne ausgelacht oder gepeinigt zu werden. The Geeks were right... auch in meiner Zweit-Idendität als PBMR liebe und schätze ich den elektronischen Pop natürlich sehr, was bereits vergangene Mixtapes zeigen dürften. Nun ist es mal wieder soweit und ich gebe mein insgesamt fünftes Mixtape namens "Nothing Can Stop Us If We Stick Together" zum Download frei! Euch erwartet dabei ein 45minütiger Kurztrip in die wunderbare Welt des Elektro-Pop mit erlesensten Werken aus meiner persönlichen Wertschätzung. Natürlich mit den unwiderstehlichen Hits von The Sound Of Arrows, den Gorillaz oder einigen meiner liebsten Remixe der letzten Wochen und Monate, wie den geilen "Russ Chimes" Remix von Ellie Goulding's "Starry Eyed" oder die "Passion Pit" Neugestaltung von Marina and the Diamonds. Und ein paar Geheimtipps, wie CSLSX, Soft.Nerd oder Memory Tapes dürfen da genausowenig fehlen, wie alte 80er Haudegen wie New Order bzw. die Jungs aus der Tierhandlung. Die fügen sich ja als Originale bedenkenlos in den Retro-Trend ein...

Ja, so sieht's aus. Also, runterladen, auf'm mp3-Player ziehen und dann raus damit in die Sonne oder ins Weltall. Je nachdem, wie die Wochenendplanung so ausschaut. Zum einen gibt's gleich unter dem Tracklisting einen Link zum Download und zum anderen könnt ihr das alles auch erstmals via Soundcloud beziehen! Viel Vergnügen dabei... pretty rhododendron.

Tracklist:

01 Jukebox from Space (Intro)
02 The Sound Of Arrows – Into The Clouds
03 CSLSX – Futuretapes
04 Plastiscines – Barcelona (Lifelike Remix)
05 The Framework – Starlight (PBMR Remix)
06 Holy Ghost! feat. The DFA Celestial Choir – On Board (Friendly Fires Cover)
07 The Teenagers – Sunset Beach (CFCF Remix)
08 Soft.Nerd – Take Me To The Beach, Part 1
09 Gorillaz feat. Little Dragon – Empire Ants
10 Pet Shop Boys – One More Chance (1984 Dub Mix)
11 Fear Of Tigers – Friday Night At Geek Club
12 New Order – Mr. Disco
13 M83 – Graveyard Girl (Yuksek Remix)
14 Ellie Goulding – Starry Eyed (Russ Chimes Remix)
15 Pin Me Down – Time Crisis (Co-Pilots Turbulence Remix)
16 Marina And The Diamonds – I Am Not a Robot (Passion Pit Remix)
17 Memory Tapes – Bicycle

DOWNLOAD - Mixtape "Nothing Can Stop Us If We Stick Togehter"

Anhören @ Soundcloud:
Nothing Can Stop Us If We Stick Together (Mixtape #5) by pbmr

Sonntag, 25. April 2010

rhododendron's ranking ... 16/ 2010

Die Jungs aus Manchester auf Rekordkurs... mal wieder… ganze fünf Wochen thront „Andalucia“ von den den Doves jetzt schon an der Spitze des Rankings. Das haben bisher nur die wenigsten geschafft. Da reicht also schon mal jemand die Bewerbung für den Hit des Jahres ein. Die Konkurrenz bleibt dagegen in Wartestellung. Neu dazu gesellen sich mit The XX alte Bekannte, die aber eine neue Single, das schnittige „Islands“ aus ihrem Mega-Hype-Debüt, auf uns loslassen. Und auch nach einigen Monaten hat das Teil nichts von seinen Ohrwurm-Charakter verloren. Dafür gibt’s gleich Platz 6. Neu in die Top 10 steigen Delorean mit ihrem Soft-Pop ein. Den machen ja bekanntermaßen auch Beach House, die uns auch mit „Zebra“ eine neue Single aus ihrem tollen diesjährigen Album „Teen Dream“ bescherren. Dafür gibt es vorerst Platz 13, mal sehen ob da noch so viel geht, wie beim Vorgänger „Norway“. Auf Platz 16 befindet sich dann noch ein dritter Neueinsteiger, nämlich die alten Dance-Recken von Faithless. Die wollen es mit neuer Platte „The Dance“ noch einmal allen zeigen. Wenn schon 90er Revival, dann aber bitte mit den Originalen. „Not Going Home“ ist zwar kein zweites „Salva Mea“, aber es versprüht immerhin das, was man von Maxi Jazz und Co. erwartet. Dann wünsch ich mal wieder fröhliches Tanzen und Schwelgen.

01.( 01 / #5 ) Doves “Andalucia”
02.( 02 / #7 ) The Drums “Best Friend”
03.( 04 / #3 ) Foals “This Orient”
04.( 03 / #6 ) Hot Chip “I Feel Better”
05.( 05 / #3 ) Dendemann “Stumpf Ist Trumpf 3.0”
06.(NEW/ #1) The XX “Islands”
07.( 07 / #7 ) Foals “Spanish Sahara”
08.( 09 / #2 ) Tokyo Police Club “Breakneck Speed”
09.( 06 / #6 ) Yeasayer “O.N.E.”
10.( 12 / #4 ) Delorean “Stay Close”
11.( 08 / #4 ) Trentemøller “Sycamore Feeling“
12.( 10 / #8 ) We Have Band “Divisive”
13.(NEW/ #1) Beach House “Zebra”
14.( 14 / #2 ) Monarchy “The Phoenix Alive“
15.( 11 / #3 ) LCD Soundsystem “Drunk Girls”
16.(NEW/ #1) Faithless „Not Going Home“
17.( 16 / #4 ) Kate Nash “Do Wah Doo”
18.( 13 / #11) Jónsi “Go Do”
19.( 15 / #5 ) Late Of The Pier “Best In The Class”
20.( 18 / #6 ) MGMT “Flash Delirium”





Mittwoch, 21. April 2010

Girl Power 2.0

In England schon ein alltägliches Bild, demnächst auch hier die neue Heilsbringerin des Pop. Eine kurze Betrachtung des Debüt Albums von Marina And The Diamonds, welches im Mai auch offiziell in Dschörmeniiie erscheinen wird...

CoverAch, Mädels... die Klamotten ändern sich, aber die Themen bleiben irgendwie die gleichen. Die Waliserin Marina Diamandis scheint momentan zurecht in aller Munde zu sein, denn hier herrscht der größtmöglichste Konsens des Jahres zu herrschen. Pop-Musik, die unglaublich eingängig ist, aber gleichzeitig nicht totale „Plastik“ mit einer Protagonistin, die gleichzeitig so unglaublich niedlich, wie eigenwillig ist. Alles hält sich so ausgeglichen die Waage, das es niemanden stört, aber umso mehr Leuten gefallen wird. Ein Schelm, der böse Marketingstrategen dahinter vermutet. In England ist Marina mit ihren Diamanten schon das größte, neue Ding, seit… na ja, Florence und ihrer Maschine halt. In Deutschland braucht es dafür sicher noch ein paar Monate, etwas Airplay oder zumindest eine Platzierung im Soundtrack von Heidi Klums Modelsuche.

Marinas „Family Jewels“ ist ein extrem hitlastiges Pop-Album geworden, das seine Indie-Wurzeln nicht verleugnet und somit als Bindeglied zwischen den Welten agiert. Wie ein grundsolider Mix aus Kate Bush, Feist, Florence oder anderen starken Frauen der Pophistorie. Das ist ja auch prinzipiell kein schlechter Referenzrahmen, wie die zuwachsende Hörerschaft der letzten Jahre ja bestätigt. Hier in Schubladen zu denken, bringt uns sowieso nicht weiter. Marina macht Pop, ohne Wenn und Aber. Pianogetrieben aber mit allerhand Versatzstücken. Pauken bei „Girls“, 80er-Basssequencer bei „Shampain“ oder natürlich jede Menge Streicher oben drauf. Und dazu jede Menge Themen, welche der Zielgruppe unter den Nägeln brennen. Sei es die Heiligsprechung des Hedonismus („Shampain“), die Eingestehung der eigenen Zerbrechlichkeit („I Am Not A Robot“), geheimste Wünsche („Obsessions“), Verurteilen der schönen Celebrity-Scheinwelt („Hollywood“) oder was auch immer. Die Botschaft bleibt immer die gleiche: Hört nicht auf das, was der Rest sagt! Seid ihr selbst und seid stolz darauf. Also im Prinzip klassische Girl-Power-Themen, wie sie schon die Spice Girls in den 90ern thematisiert haben. Na ja, aber hier entfallen dann halt die trashigen Outfits, Merchandise-Produkte und der Rest. Und Marina hat ja musikalisch einiges drauf. Vor allem gelingt ihr neben der Fertigkeit eingängige Popsongs zu schreiben, etwas sehr Feines… und zwar, authentisch zu sein! Wenn sie mit kaltschnäuziger, etwas übertriebener Arroganz „TV told me how to feel, so now real life has no appeal to me” in “Oh No!” singt, dann nimmt man es ihr ab. Madame Diamandis spielt mit ihrer Stimme, variiert die Ton- und Stimm(ungs)-lagen nach Belieben und hebt sich dadurch auch sehr positiv von der aktuellen Suppe an Popdamen aus dem Vereinten Königreich ab. In den ruhigen Momenten bleibt sie zerbrechlich, sobald das Pathos, wie bspw. in „Numb“ einsetzt, beherrscht Marina auch die Theatralik. Spätestens hier lässt sich der Kate-Bush-Vergleich dann doch nicht mehr von der Hand weisen. Ist ja auch nicht die schlimmste Referenz. Zwar reizt Marina das Prinzip ihrer Musik am Ende etwas aus und man hat bereits nach zehn Songs das Gefühl, alles wurde gesagt… und irgendwie übertreibt sie’s mit der Girl-Power-Propaganda auch stellenweise etwas, aber na ja… Ich bin ja auch ein Vertreter des männlichen Geschlechtes.

Und als solcher muss ich mal voll und ganz den Hut vor der jungen Dame ziehen. „The Family Jewels“ ist ein formschönes, klassisches Popalbum geworden, dem man sich als popaffinitiver Hörer sicher nur schwer entziehen kann. Ein Meisterwerk sieht sicher anders aus und neu ist die Idee halt auch nicht, zumal da ja, wie gesagt, gerade einige Fische im Fahrwasser mitschwimmen. Aber wenn ich da, sagen wir mal, das frisch ausgeworfene zweite Kate-Nash-Album zum Vergleich nehme, so kommt mir Mrs. Diamandis insgesamt eine Spur eigensinniger, musikalisch versierter und glaubwürdiger herüber. Also, jetzt schon mal Plätze in der „Ich-habs-vor-den-anderen-gewusst“-Liste sichern, bevor dann in ein paar Monaten nicht mehr reinkommt. Für alle, die mal wieder ein unwiderstehliches Popalbum gebrauchen können.



Homepage: www.myspace.com/marinaandthediamonds

Dienstag, 20. April 2010

Das verflixte dritte Album

Cover

Zeit gelassen haben sich Circa Survive ja lange genug, um nach zwei grandiosen ersten Alben, keinen Fan-Kühe melkenden Schnellschuss rauszuhauen. Neue Instrumente, neue Songstrukturen, neue Grundstimmung, neuer Sound. Alle essentiellen Punkte für das schwierige dritte Album wurden abgeklappert und abgehakt. Ein weiteres Highlight ist Blue Sky Noise trotzdem nicht geworden.

Die ersten beiden Werke Juturna und vor allem On Letting Go waren grandios. Perfekte Lieder aneinandergereiht und alles durch träumerisch vielschichtige Songteppiche zusammengekittet. Ganz große Kunst. Dazu noch die schier unerklärlich schöne, hohe Stimme von Antony Green, die in diesem Gewebe aus sich umtänzelnden Gitarren und breakigem Schlagzeug ein weiches Kissen gefunden hat, in das sie sich bequem betten konnte. Die Frage war nur: Was kann da noch kommen?

Die Antwort erstmal: lange nix. Vier Jahre lang musste der geneigte Fan auf ein neues Lebenszeichen seiner Lieblingsband warten. Zwischendurch konnte man zwar von den einzelnen Bandmitgliedern noch einige Leuchtfeuer beobachten, die jedoch nicht so begeistern konnten, wie der Hafen der Hauptband. Aber so war zum Beispiel die Wahnsinnsstimme des Sängers auf seinem Soloalbum Avalon, dass er unter eigenem Namen veröffentlichte, in einem neuen Rahmen hörbar. Nämlich weitgehend verzerrungsfrei bzw. von akustischen Gitarren begleitet. Allerdings funktionierte das eher schlecht als recht. Irgendwie machte sich auf diese Weise nämlich doch sein geringer stimmlicher Umfang bemerkbar und eine Art der Melodieführung, die außerhalb des Gitarrenbausch von Circa Survive oder Saosin (seiner ersten Band, aus der er spontan kurz vorm Durchbruch ausstieg, um die jetzige Band zu gründen) nicht wirklich aufregend klang.

Und leider, leider ist das auch woran das neue Album hauptsächlich krankt. Denn die jungen Herren haben - drittes Album: Veränderung steht auf der Tagesordnung - ihren Klang einer kleinen Runderneuerung unterzogen. Etwas entschlackt und allgemein roher. Nicht mehr so flächig in seinem Zusammenspiel, sondern mit Lücken, Breaks und neuen Instrumenten. So vernimmt der aufmerksame Hörer mal ein Piano, mal eine Orgel, mal klassische Metalriffs inklusive zweistimmigem Gitarrensolo (ohne dicker-Eier-Sound versteht sich), Groupshouts, Wah-wah-, Tremolo- und akustische Gitarren und zum Schluss gar einen astreinen Kinderchor, dem ein Instrumental (!)-Stück vorausgegangen ist. Das alles sind auch alles nette Gimmicks, jedoch passiert etwas, was bei dieser Band der absolute Super-GAU ist: Die Songs werden fassbar. Während der Auditeur von der Wattelawine, der fein ziselierten und engmaschig verknüpften Instrumenten der beiden Vorgängerwerke einfach nur hinweg getragen und mitgerissen wurde, kann er nun Luft holen – die Songs unterscheiden, bei ruhigeren und dünner instrumentierten Teilen rasten und das Geschehene Revue passieren lassen. Und man stellt fest, das sie mit ihren Songs vielleicht doch schon alles gesagt haben.

So fällt auf, dass die Melodiebögen die geformt wurden, doch irgendwie sehr vertraut klingen beziehungsweise direkt von den vorangegangen Stücken geklaut und in neuen Rahmen gesetzt zu sein scheinen. Die Refrains, trotz astreinem Popappeal und Mitsingqualitäten, doch etwas zu schlicht sind. Die Texte immer wieder nach dem gleichen Rezept gebacken worden – spätestens beim fünften Song möchte man das Wort I also Ich nicht mehr personalpronomiert wissen. Es entsteht der Effekt, dass man sich satt und sitt gehört hat. Eine völlig neue Erfahrung im Bezug auf Circa Survive – nachdem man sich die anderen Sachen von ihnen problemlos beide zweimal hintereinander anhören konnte, ist man hier zufrieden wenn das Album durch ist und kann ohne Weiteres andere Musik erklingen lassen. So ist das, wenn man nicht mehr auf eine andere Ebene gehoben wird.

Und so bleiben die sehr guten Songs zwischen den anderen durchschnittlichen Emo-Songs und Halbballaden an einer Hand abzählbar. Neben der wahnsinnigen hakenschlagenden und Gänsehaut-erzeugenden Vorabsingle Get Out, wären noch zu nennen: Die anständige Powerballade Dyed In The Wool, die das Album mit Chor und allem Trara abschließt, den man sich wünschen kann. I Felt Free, das sich anhört wie die Kammerrockversion eines Morrissey-Songs. Frozen Creek, das die alte Magie noch einmal heraufbeschwören kann. Und die sehr schöne Sommernachtsballade Spirit Of The Stairwell, wo die akustische Herangehensweise sogar funktioniert. Ganz hervorragend sogar.

Der Rest muss noch wachsen oder hat wirklich nicht viel Substanz. Ein abschließendes Urteil möchte ich mir nach zweimaligem Durchhören noch nicht erlauben. Schließlich ist das Album ja erst heute erschienen.

 

Hörbeispiele:

Get Out (YouTube)

 

Spirit Of The Stairwell (YouTube)

Montag, 19. April 2010

Tie Me Up and ...

Cover

Pin Me Down heißt das Projekt, das Bloc Party-Gitarrist Russel Lissack gemeinsam mit seiner alten Bekannten Milena Mepris auf den Weg gebracht hat. Die beiden haben uns nun schon seit geraumer Zeit mit kleinen Häppchen ihres Dancepops angefüttert. Nun schafften sie es endlich das große Mahl mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum aufzufahren.

Um es gleich festzuhalten: Time Crisis ist ein massiver Hit. Daran kann auch sein Sound nix rütteln, der sogar fürs lokale öffentlich-rechtliche Popradio geeignet ist. Zu eingängig die Melodie, zu viel gute Laune verbreitend die Harmonien, zu infektiös die gesamte Stimmung dieser niedlichen Uptempo-Nummer.

Nun soll damit nicht gesagt sein, dass das der einzige gute Song ist. Aber dennoch einer von wenigen. Als in Ordnung kann man noch folgende einordnen: Treasure Hunter, das gleichzeitig zum Album als Single auf den Markt geworfen wurde. Das leicht melancholische Pretty In Pink, welches Ende auch noch mit einer astreinen Bloc Party-Gedächtnis-Gitarrenabfahrt punkten kann. Und auch der bereits im Vorfeld herausgebrachte Opener Cryptic kann durch seine hübschen Melodien überzeugen.

Letzterer wurde ja 2008 von Kitsuné gemeinsam mit vier Remixen auf eine EP gepackt. Hörte man sich selbige in voller Länge an, so war doch schnell festzustellen, dass man schon starke Nerven braucht, um diesen Song dann auch zum fünften Mal hintereinander erklingen zu lassen. Dem Duo soll an der Stelle dafür ein kein Strick gekordelt werden, denn – mal ehrlich – welchen Song erträgt man schon fünfmal in Folge? Allerdings stellt sich in der Retrospektive heraus, dass es vor allem die Stimme von Ms. Mepris war, die einem doch sehr viel Geduld abverlangt hat. Der Song ist – wie bereits erwähnt – recht gut. Die Instrumentierung mit Drumcomputer-4/4-Beat, Gitarre, diversen Synths, Keyboards und Co. schon okay. Immerhin lässt sich auch erkennen, dass Russel Lissack sich einen wirklich einzigartigen Gitarrenstil erarbeitet hat, der einen hohen Wiedererkennungswert hat. Den recht engstirnigen Indie- oder gar Rockhörer dürfte es allerdings zutiefst verstören so einen billigen Chartspop zu erlauschern, wie man ihn eigentlich nicht mehr hören wollte. Allerdings ist es genau das, wofür man den meisten Respekt aufbringen könnte. Nämlich das dem erstaunten Bloc Party-Fan hier so unverhohlen ein mainstreamigstes Album angedreht wird. Und zwar ohne “Gänsefüßchen” oder verschmitzten Lächeln, sondern in vollem Ornat und mit heiligem Ernst.

Allerdings – und da kommen wir zum Pferdefuß der ganzen Geschichte – heißt Mainstream nicht, dass man als halbwegs ambitionierter Musiker über die gesamte Laufzeit immer wieder den gleichen Song zelebrieren muss. Zwar wird das Tempo mal variiert, oder der Beat (wie der federleichte Breakbeat bei Oh My Goddess) oder das Instrument (Verzerrung bei Boy Who Cried Wolf, Zuckerbäcker-Streicher bei Curious), aber praktisch nie – nie! – die Stimme. Zwar trifft die gute Frau größtenteils die Töne, wie man es bei einer solchen Aufnahme erwartet, allerdings klingt sie immer dermaßen gepresst, dass man annehmen muss, sie könnte innerlich einen Bleistift in einen Diamanten verwandeln. Der Musik tut sie damit allerdings keinen Gefallen. Auf Dauer kann man dieses gequälte Organ, das – wie sich das für ein Popalbum gehört – auch noch sehr weit in den Vordergrund gemischt wurde, um dort doppelt und dreifach ans Ohr zu preschen, einfach nicht mehr hören. Zumal sie auch einige Melodiewendungen mehr als einmal verwendet. Man könnte es charakteristisch nennen. Oder eintönig.

Und so ziehen die Songs dahin und man wünscht sich im fortschreitenden Verlauf immer sehnsüchtiger das Ende heran. Was sehr schade ist, da gerade Time Crisis so einen guten Eindruck hinterlassen hat (laut last.fm-Statistik einer der meist gehörten Songs des Autor), dass man doch schwer enttäuscht sein muss, dass diese hohe Qualität weder gehalten, geschweige denn getoppt werden konnte.

Pin Me Down erschien heute.








Sonntag, 18. April 2010

rhododendron's ranking ... 15/ 2010

Hallöchen! Das Ranking grüßt an diesem sonnigen Sonntag mit ein paar sonnigen Hits, teils bekannt und teils neu. Bekannt dürften die vorderen Plätze sein… an „Andalucia“ von den Doves führt immer noch kein Weg vorbei. Vielleicht schaffen es ja die Drums. Oder gar Vokuhila-Superstar Dendemann, der nach seinem Überraschungseinstieg in der Vorwoche gleich noch mal drei Plätze gut macht. Gleiches gilt für James Murphy und sein LCD Soundsystem. Den höchsten Neueinstieg gibt’s dagegen für die kanadischen Indierocker Tokyo Police Club, die mit neuem Album anstreben, den Erfolg des 2008er Debüts zu wiederholen. Noch ist „Breakneck Speed“ aber kein zweites „Your English Is Good“, aber kann ja vielleicht noch werden. Ganz neu ist hingegen die Londoner Popformation „Monarchy“. Deren Debüt-Single „The Phoenix Alive“ entpuppt sich als schnittiger Elektropop-Ohrwurm und bekommt dafür gleich Platz 14 reserviert. Wesentlich länger im Geschäft sind dagegen Tocotronic… entegegen jeden Zweifels. Für den sind sie aber trotzdem. Die neue Single schafft es, trotz wiedermal komischen Videos immerhin noch auf die 19. Ob es dann noch in den nächsten Wochen für die Top 20 reicht wird sich angesichts der Konkurrenz da draußen zeigen müssen.

01.( 01 / #4 ) Doves “Andalucia”
02.( 03 / #6 ) The Drums “Best Friend”
03.( 02 / #5 ) Hot Chip “I Feel Better”
04.( 04 / #2 ) Foals “This Orient”
05.( 08 / #2 ) Dendemann “Stumpf Ist Trumpf 3.0”
06.( 06 / #5 ) Yeasayer “O.N.E.”
07.( 05 / #6 ) Foals “Spanish Sahara”
08.( 07 / #3 ) Trentemøller “Sycamore Feeling“
09.(NEW/ #1) Tokyo Police Club “Breakneck Speed”
10.( 10 / #7 ) We Have Band “Divisive”
11.( 14 / #2 ) LCD Soundsystem “Drunk Girls”
12.( 13 / #3 ) Delorean “Stay Close”
13.( 09 / #10) Jónsi “Go Do”
14.(NEW/ #1) Monarchy “The Phoenix Alive“
15.( 16 / #4 ) Late Of The Pier “Best In The Class”
16.( 11 / #3 ) Kate Nash “Do Wah Doo”
17.( 12 / #9 ) Two Door Cinema Club “Undercover Martyn”
18.( 17 / #5 ) MGMT “Flash Delirium”
19.(NEW/ #1) Tocotronic “Im Zweifel für den Zweifel“
20.( 15 / #8 ) Vampire Weekend “Giving Up The Gun”





Fürs Tocotronic-Video bitte hier klicken:
http://www.tape.tv/musikvideos/Tocotronic/im-zweifel-fuer-den-zweifel

Samstag, 17. April 2010

|:Mottenkiste:| / It’s now that we’re ready

Cover

Seattle war Anfang bis Mitte der Neunziger die Hochburg von krachiger Musik. Das man in dieser Bottich aus Lärm auch durchaus hübsche Melodien verpacken kann, sollte ein Allgemeinplatz sein. Die Band Flop hat zwar nie so richtig die Anerkennung für ihr Tun bekommen. Sie sollten dennoch einmal für ihre Fähigkeit, herrlich eingängige Popsongs zu schreiben geehrt werden. Stellvertretend für ihr gesamtes Oeuvre soll hier das ‘93er Schmuckstück Whenever You’re Ready besprochen sein.

Wer Pop sagt, muss auch Pop-Punk sagen. Denn wer ein wahrhafter Anhänger und edler Verfechter der Eingängigkeit, der Einfachheit, des Direktem ist, sollte die Ohren nicht vor den Hymnen verschließen, die solch halbharte Knaben wie Alkaline Trio, AFI, My Chemical Romance oder Bad Religion emittieren. Man wird fündig werden. Und man wird Mitsingsrefrains für die Ewigkeit finden.

Aber an und für sich braucht man diese Tatsache auch nicht mehr zu erwähnen. Ein etwas unbeachteter Vertretung dieser Gattung der Unterhaltungsmusik sind Flop aus Seattle. Irgendetwas wurde den Trunkenbolden ins Müsli getan, was sie dazu veranlasst hat, Melodien und Harmonien zu komponieren, die einem nur den Mund offen stehen lassen. Was immer es auch war, jeder, der selbst versucht schöne, eingängige Lieder zu schreiben, möchte etwas von dem Zeug abbekommen.

Wie man bereits durch die Gattungsbezeichnung “Pop-Punk” vermuten könnte, ist die Musik, die die Harmonien vorträgt, nicht gerade würdig den Preis für die neuartigste Untermalung von Gesang zu erhalten. Denn letztendlich ist das zu hören, was man halt damals in Seattle fabriziert hat: ein hustender Bass, ein rumpliges Schlagzeug, sowie kratzende und pfeifende E-Gitarren. Darum wollen wir uns an diesem Punkt auch nicht länger aufhalten.

Wohl aber an den Liedern. Oh, was für Songs! Da sind schon ein paar Schmankerl dabei, die es schaffen einem ein peinlich-seliges Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Mit den Mundwinkeln geht’s aufwärts bei diesen Brillanten. Da wären zum Beispiel das Smith-ig flotte Eat, die wunderbaren “ooh-hoo-hoo”-Chöre von Woolworth, das Eröffnungsopus A Wiley, das dann tatsächlich sehr klingt wie Nirvana mit einem etwas klarerem Kurt Cobain am Gesang oder auch der schier unbegreifliche Pre-Chorus von En Route to the Unified Field Theory, um den manche Bands zwei Alben bauen würden. Und vor allem der Song, wodurch man überhaupt hierzulande auf die Band hätte aufmerksam werden sollen. Nämlich das extrem hittige Julie Francaville, dass kurz in der Dokumentation Hype! von Doug Prey angespielt wird, die sich nämlich um die Eintausendundzwei Bands dreht, die Anfang der letzten Dekade in Seattle ihr Unwesen trieben und plötzlich bekannt und begehrt worden wie Goldesel. Man sieht die lustigen Buben von Flop im Studio, wie sie eben diesen Song spielen und wird sofort von dieser überschießenden Melodieseligkeit vereinnahmt. Und so kann sich das über weite Strecken dieses dazugehörigen Albums Whenever You’re Ready ebenso halten. Letztendlich befindet sich in praktisch jedem der siebzehn Stücke eine Hookline, die einen aufhorchen lässt.

Für alle Popjünger sehr empfehlenswert. Zwar schade, dass man solche Sachen erst sehr spät zur Kenntnis nimmt, aber manchmal spielt das Leben einem so mit. Die Band hat aber schon die notwendige Gelassenheit dafür vorgegeben: Whenever You’re Ready!

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