Von Pornos und Suppen
Schmutzfink ertappt? Bereits mit wässrigen Lefzen auf etwas Schmutz und Fleisch gehofft? Nö, sorry. Geht doch wieder nur um Popmusik: Auf ihrer Internetseite sind derzeit alle Songs des neuen Thieves Like Us-Album hörbar, welches auf den mediokren Namen Again And Again getauft wurde. Also neues Futter für Leute, denen Hot Chip und Yeasayer zu faul sind. Zur Überbrückung.
So ganz kann die Cleverness der genannten Bands allerdings nicht erreicht werden. Die Lieder an sich sind zwar recht spannend instrumentiert und können teilweise sogar mit halbwegs guten Momenten punkten. Als ganze Songs funktioniert das jedoch nur im Einzelfall. Als Beispiel sei mal der unglaublich sexy Titel Shyness seziert: Der Anfang mit seinem herrlich soften und dennoch funkigen Sample, lässt an und für sich Großes erwarten. Man sieht schon vor dem geistigen Auge, wie sich Schlafzimmertüren schließen, Augenlider auf Halbmast stehen, Anderes dafür auf ganzem Mast, Lingerie sich löst, heftig geatmet wird und die roten Lichter angehen. Voll Porno, ey! (Sagt das eigentlich jemand wirklich ernsthaft und unironisch?) Auch die Strophe und der Refrain, die dem folgen kann man ganz gut finden. Auf Dauer hätte man sich allerdings entweder noch ein weiteres Element gewünscht oder halt einen an sich stärkeren Song. Dummerweise wird es nämlich langweilig. Grau. Erotik eines Graubrotes. So wird wohl weiterhin Let’s Get It On die Beischlafhymne bleiben und Shyness verkommt zur Einschlafhilfe. Jungens, Jungens lasst besser das Kiffen sein!
Und so setzt sich der Trauermarsch fort. Das Beat-Bassline-Ensemble bei One Night With You ist genial, der Rest altbacken. So Clear kann mit seinen Plucker-Synthies und dem synkopischen Bassgeholper einen Rausch auslösen, wenn nicht die windschiefen Gitarren dazwischen grätschen würden. Der Sound von Lover Lover ist ordentlich fett, regelrecht massiv hervorquellend. Die Gesangsmelodie hingegen vom Reißbrett. Forget Me Not ist ein rundum gelungener Song, nur schon recht oft von anderen Bands gehört. Der supersmoothe Beat von Love Saves könnte Snoop Dogg neidisch machen – bei den Gesangskünsten verhält es sich eher andersum (was ein sehr schlechtes Zeichen ist). Die restlichen Lieder sind einfach nur so entweder schwach oder langweilig.
Ein gehäufter Esslöffel Melodie und eine Prise spannendere Struktur hätte der ganzen Suppe wohl noch ein paar lecker Fettaugen verpasst. So bleibt das leider nur ein fade gewürztes Wässerchen. Da sich kann das nomadische schwedisch-amerikanische Trio wohl noch etwas von den Chefköchen von Yeasayer abgucken. Viel Erfolg.
Again And Again ist bereits als MP3-Album erschienen und wird am 06.Juli auch physisch verfügbar sein.
Hörbeispiel: Shyness


Brasilien kann durchaus mehr zu bieten haben als nur Samba, Fußball und Korruption. Wie wär’s denn bspw. mit feinstem Minimal-Techno? In diese Richtung bewegen wir uns nun bei der neuen Ausgabe der „I Love Remixes-„Serie. Somit wird es nach dem abwechslungsreichen Genre-Hopping bei M83 und Bloc Party nun wieder etwas gradliniger, wenngleich der junge Herr aus São Paolo sich innerhalb des oft engen Genres durchaus differenziert bewegt. Die Rede ist von Gui Boratto, welcher es innerhalb einiger Jahre geschafft hat vom Newcomer zu Aushängeschild des Kölner Kultlabels „Kompakt“ zu avancieren. Der Mann, der einst in der Werbebranche arbeitete und sein Hobby später zum Beruf machte, hat dies vor allen seinen ersten beiden Alben „Chromophobia“ (2007) und „Take My Breath Away“ (2009) zu verdanken, auf denen er sich gern mal abseits des üblichen Minimal-Einheitsbreis austobt.
Ganz Europa übt sich momentan im Griechenland-Bashing! Diese Ouzo-trinkenden Finanzjongleure aber auch! Die FORSA sieht die Stimmung der Deutschen gegenüber den Griechen eher negativ. Gibt es denn nichts Nettes über die Pleitegeier zu sagen? Immerhin ist Yannis Philippakis ein Netter gegen den man nichts haben darf. Der Wahl-Londoner mit griechischer Abstammung macht seit einigen Jahren mit seiner Hauptband, den Foals, von sich hören. Wer diese nach ihrem 2008er Debüt “Antidotes“ als Hipster-Eintagsfliege abstemplen wollte, der hat sicher nur halbherzig hingehört. Denn natürlich waren zackige Disco-Smasher wie „Cassius“ oder „Balloons“ prädestiniert dafür, kleine Indie-Rock-Happen für Zwischendurch zu sein. Doch darüber hinaus bestand das Album ja nicht nur daraus, sondern auch aus so feinfühlig großen Soundkonstruktionen, wie „Red Socks Pugie“ oder „Big Big Love“… es kündigte sich bereits damals an, dass die Herren um Philippakis einiges mehr zu bieten haben, als die Konkurrenz. 