Mittwoch, 2. Juni 2010

Missverstandene Clowns

Sie surfen auf einer Welle von Vorschusslorbeeren und wollen dabei doch so viel mehr sein, als nur Spassmacher. The Drums gaben am Montag ein kurzes, aber auf jeden Fall kurzweiliges Konzert im Berliner Postbahnhof. Ein Augenzeugenbericht …

Die Wolken hängen tief, die Luftfeuchtigkeit liegt irgendwo zwischen 95 und 100% und die Temperaturen siedeln sich irgendwo im niedrigen zweistelligen Bereich ein. Nein, es sieht nach vielem aus an diesem Montagabend in Berlin, nur nicht nach einem beschaulichen, lauen Frühsommerabend. Hawaii-Hemden und Surfbretter bleiben also an diesem Abend im Schrank, als sich die Drums aus New York im Berliner Postbahnhof ein Stelldichein geben. Aber manchmal muss man sich den Sommer halt auch selber machen, wenn er persönlich eher mit Abwesenheit glänzt. Den junge Herren von der East Coast kann’s sicher auch egal sein, denn überhaupt ist dieses ganze Klischee mit der Surfpop-Band ja nur ein großes Missverständnis. Da macht man einmal einen Song zum Thema Surfen und schon denkt man, hier herrscht Jux und Tollerei. Dabei sind die Drums, wie sie selber behaupten, eigentlich Freunde der gepflegten Melancholie und ihre Songs sind eigentlich keine naiven Sommersongs, sondern von tiefster Traurigkeit. Hmm, ich weiß nicht, ob man ihnen das unbedingt glauben sollte, denn ihre Außenwirkung ist definitiv eine andere.

Drums-LiveNatürlich, wie sich das, für eine gerade so extrem gehypte Kombo gehört, wird der Postbahnhof deshalb an diesem Abend von jede Menge Berliner Hipstern und solchen, die es werden wollen heimgesucht. Von angehenden Abiturientinnen bis zu alten Haudegen mit grauen Schläfen ist da alles vorhanden, was man einer solchen Band ja schon einmal hoch anrechnen muss, immerhin erscheint das Album offiziell ja erst diesen Freitag und vorher geleakt war es meines Wissens an diesem Abend auch noch nicht. Die Hits kennt man trotzdem, weil sich die Band ja in den letzten Monaten im Internet gut herumgesprochen hat. Dabei ist das ja alles keinesfalls, wie an diversen Orten behauptet wird, die größte Erfindung seit der Mikrowelle oder den Strokes, sondern recht gewöhnlicher Indie-Poprock, der sich seine Versatzstücke aus der Geschichte klaut. Etwas Smiths hier, etwas Cure da und natürlich halt auch die Beach Boys, Surfen hin oder her! Aber in der Retrokiste kann man ja gern wühlen. Und das R-Wort haben sich die Drums ja ohnehin auf die Fahne geschrieben. Egal, ob Sound, Videos, Fotos oder klamottentechnisches Erscheinungsbild… hier gilt alles nach 1987 als notorisches Feindbild, so scheint es. Aber vielleicht ist es gerade diese bewusste Abneigung gegen ein modernes Erscheinungsbild, welche die Band so interessant hat. Egal, ob Kalkül oder Kunst- es erweckt Aufmerksamkeit, denn die Hütte war schon gut gefüllt. Nach einer verzichtbaren Berliner Indie-Rock-Band namens „Use Your Fucking Headphones“ (nicht weil die jetzt so schlecht waren, sondern weil ich all diese Versatzstücke in den letzten fünf Jahren schon ca. 400 Mal an anderer Stelle gehört habe und sich mein Kopf da weigert, Interesse dran zu zeigen) ließen sich die Herren Drums dann etwas Zeit und betrachten nach einer unnötig langen Umbaupause mit unnötig viel Michael-Jackson-Songs gegen 22.15 Uhr die Bühne und boten dem Publikum eine extrem kurzweilige Show.

So, wie man sich die Band vorstellt, sehen sie auch aus. Direkt aus der Zeitmaschine. Und dann noch diese Namen… Jonathan Pierce, Jacob Graham, Adam Kessler, Connor Hanwick! So müssen Musiker heißen. Frontmann Jonathan hatte die graue Stoffhose natürlich bestmöglich nach oben über sein großes weißes Shirt gezogen. Tennissocken-Alarm! Und dann ging es gleich mal mit dem schnittigen „It Will All End In Tears“ vom Debüt-Album los und die Band spielte gut auf. Und Pierce brachte sich in Stimmung. Dramatische Gesten, wildes Zucken und jede Menge Ausdruck in allem was er tat und sang… das sollte die Richtlinie des Abends werden und spätestens beim zweiten Track „Best Friend“ begann man dann die Bühne vollständig für sich einzunehmen. Natürlich Pierce, der ein wenig wirkt, wie eine Mischung aus Ian Curtis auf Ecstasy und einem wahnsinnigen Michel aus Lönneberga. Auf jeden Fall mit ordentlich Show. Auch Kollege Graham steht ihm bei diesem Stück in Nichts nach, sondern legt einen unterhaltsamen Ausdruckstanz mit dem Tamburin hin. Ein Wunder, dass sich die beiden dabei nicht über den Haufen rennen! Ein Schelm, der einen Choreographen dahinter vermutet. Aber gerade in einem Land, wo gerade alle steil auf die Natürlichkeit einer gewissen Grand-Prix-Gewinnerin gehen, zeigen Pierce und seine Kollegen auch, wie’s anders geht. Komplette Hingabe und Übertreibung bitte schön! Man gönnt sich ja sonst bekanntermaßen nichts. Das sorgt natürlich für einen gewissen Unterhaltungswert, lässt aber auch an der Seriosität, welche die Band immer gern betont, so seine Zweifel aufkommen. Die Songs tun ihr Übriges dazu. Das sind natürlich formidable Popsongs, was ja sicher der Hauptgrund für den momentanen Hype ist bzw. sein sollte. Die Drums spielen mit „Me And The Moon“ oder „Book Of Stories“ ein paar neue, bisher noch unbekannte Stücke aus dem Album, welche Lust auf dieses Werk machen. Die Mehrheit der Meute freut sich aber natürlich auf die Stücke der letztjährigen „Summertime!“-EP, die allesamt in die Gehörgänge gehen. Egal, ob das swingende „Make You Mine“, das pathetische „Submarine“ oder das Cure-Rip-Off „I Felt Stupid“… hier sind wahre Schätze versteckt, voller eingängiger Mitsingmomente und kurzweiliger Texte. Das sorgt auch live für den ein oder anderen Schmunzler, wenn sich bspw. Pierce im Refrain von „Don’t Be A Jerk, Johnny“ in die Rolle seiner Partnerin hineinversetzt, welche er später dann im selben Song auch gern mal als „Horse Shit“ bezeichnet. Aber die naive Tragik schwingt natürlich mit. Jenny war einst so schön, doch jetzt ist sie faul und unnütz. Ja, die Drums wählen einfache Worte für einfache Gefühle. Hey, und wenn die Sonne schon scheint, warum sollte man da nicht einfach mal zum Strand surfen gehen? Die einfache Ansage der Mitpfeifnummer „Let’s Go Surfing“ verfehlt ihre Wirkung anscheinend nie, deshalb bildet der Song auch heute wieder das Highlight des Abends. Da kommt durchaus mal Sommerstimmung im Publikum auf, welches sich ansonsten aber eher an die Wetterbedingungen außerhalb der Halle hielt. Der Zugabenblock bestand dann aus einem weiteren neuen, sehr atmosphärischen Track, sowie den EP-und-nun-auch-Album-Smasher „Down By The Water“, bei dem schon mal die Feuerzeuge angemacht wurden. Schade, dass „Saddest Summer“ nicht berücksichtigt wurde, dann wär die „Summertime!“ komplett gewesen. Ein schönes Finale dann mit der aktuellen Single „Forever And Ever, Amen“. Und dann war’s das auch schon, nach gerade mal 45 Minuten! Hmmm, mehr kann vielleicht bei einer neuen Band nicht unbedingt erwarten, aber schade war’s schon, denn man hatte das Gefühl, Publikum und Musiker hätten gerade erst angefangen, zarte Bände der Zuneigung zu knüpfen. Aber in der Kürze liegt halt für die Drums die Würze. Gute Popsongs müssen halt auch nicht länger als 3:30 sein… und bitte nicht allzu viel auf einmal davon.

Was bleibt nun also für ein Live-Eindruck vom neuesten, heißen Scheiß aus der schnelllebigen Welt der Populärmusik? Ein eigentlich guter, wenngleich wir hier vielleicht einfach mal auf’m Teppich bleiben sollten. The Drums sind eine vorzügliche Indie-Popgruppe, welche aber keinesfalls Vorreiter einer neuen Welle (surfbrettunabhängig) sind, sondern lediglich eine sehr schicke und gute Referenzliste vorzuweisen haben. Und wenn man dann nicht nur bei den Besten abkupfert, sondern auch in der Lage ist, wirklich eingängige Popsongs zu schreiben, dann rechne ich das einer Band natürlich hoch an. Aber eine Offenbarung sind die nun auch nicht. Die beanspruchte Tiefe lässt sich in all den netten, wenn auch gelegentlich mal etwas bissigen und spaßigen Schlagerlyrics nicht wirklich herausfiltern, aber da verstehe ich sie sicher einfach nur falsch. Naive, aber unglaublich eingängige Popsongs, hervor getragen von einer sehr kurzweiligen Live-Band, die gerade durch ihren Hang zur vollkommen übertriebenen Geste angesichts der eher einfachen Pop-Songs für das ein oder andere Grinsen auf den Lippen des Publikums sorgten. Und wenn sie dann da so mit ihrem ulkigen Klamotten in purer Selbstdarstellung ihre schmissigen Popsongs spielen, dann ist das echt mal einen Konzertticketkauf wert, wenngleich die ganze Zeit die Frage im Raum schwebt, ob die sich wirklich selber ernst nehmen können. Aber das ist nun mal das Los, welches so missverstandene Spaßmacher halt tragen müssen, nehme ich an. Ob dies alles für mehr als nur einen Sommer (wann auch immer der kommt) reicht, wage ich noch gar nicht abzuschätzen. Muss ja auch nicht. Manchmal zählt halt auch einfach mal der Moment. Fuck It, Let’s go surfing!

Setlist:

01 It Will All End In Tears
02 Best Friend
03 Submarine
04 I Felt Stupid
05 Book Of Stories
06 Make You Mine
07 Don’t Be A Jerk, Johnny
08 Me And The Moon
09 Let’s Go Surfing

10 Skippin’ Town
11 Down By The Water
12 Forever And Ever, Amen

Sonntag, 30. Mai 2010

rhododendron's ranking ... 21/ 2010

Piep, piep, kleiner Satellit! Es gibt aber auch wichtigeres an diesem Sonntag, als Deutschlands wieder-einmal-Poprettung, diesmal in Form einer kleinen Schmollmund-Abiturientin. Hat denn überhaupt einer mitbekommen, dass Dennis Hopper verstorben ist? Ts, ts, ts … ganz ohne Punktevergabe aus diversen EU-Beitrittskandidaten kommt dagegen mein allwöchentliches Ranking aus. Hier zählen allein meine Punkte! Wuahaha! Die meisten gehen wieder an die Drums, passend zum Konzert morgen abend. Dahinter folgt nun schon die Australierin Sia mit „Clap your Hands“. Drei Plätze mehr, ebenfalls für The National. Höchster Neueinstieg diese Woche sind Muse mit ihrem Twilight-Song auf Platz 10. Ungeachtet der Tatsache, dass sie da ihre Seele für den Teenager-Teufel verkaufen, ist der Song aber ganz in Ordnung, wenngleich er für Muse-Verhältnisse nur B-Seiten-Niveau hat. Die restlichen beiden Newcomer machen die Pop-Ladies unter sich aus. Zum einen die schüchterne Ellie Goulding, die zwar mit ihrem Bubblegum-Pop ähnlich nervt wie Frau Meyer-Landrut, aber leider ist „Guns And Horses“ ein ziemlicher Ohrwurm. Und auf der 19 macht es sich Berufs-Discogirl Uffie bequem. Kaum zu glauben, dass es jetzt tatsächlich noch ein Debutalbum gibt. Vielleicht unerwartet gut. Dann gehen meine 12 Punkte vielleicht an Frankreich.

01.( 01 / #3 ) The Drums „Forever And Ever, Amen“
02.( 05 / #2 ) Sia “Clap Your Hands”
03.( 03 / #4 ) Kele “Tenderoni”
04.( 02 / #8 ) Foals “This Orient”
05.( 04 / #10) Doves “Andalucia”
06.( 07 / #5 ) Crystal Castles “Celestica”
07.( 10 / #2 ) The National “Bloodbuzz Ohio”
08.( 08 / #4 ) M.I.A. “Born Free”
09.( 06 / #4 ) Marina And The Diamonds “I Am Not A Robot”
10.(NEW/ #1) Muse “Neutron Star Collision (Love Is Forever)”
11.( 09 / #4 ) Editors “Eat Raw Meat = Blood Drool”
12.( 12 / #6 ) The XX “Islands”
13.( 13 / #6 ) Beach House “Zebra”
14.( 11 / #5 ) Mew “Beach”
15.(NEW/ #1) Ellie Goulding “Guns And Horses”
16.( 16 / #3 ) HURTS “Better Than Love”
17.( 14 / #12) The Drums “Best Friend”
18.( 15 / #12) Foals “Spanish Sahara”
19.(NEW/ #1) Uffie ft. Pharell “ADD SUV”
20.( 18 / #11) Hot Chip “I Feel Better”





Samstag, 29. Mai 2010

A Midsummer’s Day Dream

Cover

Nun will man den jungen Musikern nicht grundsätzlich einen Hang zum überbordernden Drogenkonsum unterstellen. Aber wer es schafft derart entrückte Musik zu produzieren, die repetitiv, hypnotisch und von vorn bis hinten mit Klang zugebombt ist, der muss sich auf jeden Fall derartigen Gerüchten stellen. The Depreciation Guild haben das Ganze dann auch noch völlig unverdächtig Spirit Youth genannt.

Mit diesem Album kann der Sommer kommen. Die faulen Nachmittage auf der Wiese. Man liegt da, von der Hitze ermüdet, vermeidet jede Regung. Im Hintergrund hört man Kinder toben, allerlei Insekt schwirrt durch die Luft. Alles ist friedlich. Man schaut in den Himmel, wie die zwei knallweißen Wolken ziehen und sich in Super-Slow-Motion transformieren, zerreißen, sich wieder zusammenfinden und entweder irgendwann auflösen oder hinterm Horizont verschwinden. Das Buch hat man zur Seite gelegt, weil man nicht mehr weiß, wie man sich zum Lesen positionieren soll. Ein sanfter Wind, der angenehm kühlend über die Haut weht, hat außerdem immer mit zarter Hand versucht die Seiten umzublättern. Man lässt ihn nun gewähren. Das Buch wird beiseite gelegt, man selbst nur noch auf dem Rücken. Und die Ohrstöpsel flüstern einem vorsichtig in Ohren. Minimal angezerrte Gitarren, durch alle Effektgeräte der Welt gejagt wurden, damit sie länger und dichter klingen. Ein Schlagzeug, dass scheinbar in einer Duschkabine steht und von dort aus unter den Gitarren herpoltert. Darüber einerseits die fragile Stimme von Kurt Feldman (sonst Drummer bei The Pains Of Being Pure At Heart) und anderseits, hübsche Orgeln, Synths, Chöre, Solo-Gitarren und so weiter. Obwohl alles vollgestopft ist bis zum Rand, wirkt diese Postrock-Variante nicht laut, sondern einfach nur butterweich, träumerisch. Wunderschön. Doch im Unterschied zum Rock von der Post, wird hier nicht lange instrumental rumgeschwelgt, sondern schöne Popsong vorgetragen. Dies zwar auch eher langsam und mit starker Kifferschwere in der Intonation, aber wer will bei der Hitze schon hetzen? Das Genre heißt doch Dream Pop, oder? Das ist Musik von Tagträumern für Tagträumer. Also: Keine Eile! Und so wird man von einem Song zum nächsten getragen, die vor einem vorbeiziehen wie diese Wolke am Himmel. Eigentlich passiert Nichts weiter, aber man hört genauso fasziniert zu, wie man zuschaut. Wenn man mal kurz nicht aufpasst, weil die Gedanken auch ins Wandern kommen, macht das keinen großen Unterschied, beides – die Wolke und die Musik entfleucht einem nicht so schnell. Man kann keine einzelnen Lieder unterscheiden, man kann nachher keine einzige Zeile mitsingen, man wurde nie überrascht, das Album fängt an, wie es aufhört. Trotzdem ist man geneigt, sich nach einem Durchgang, den nächsten gleich hintendran zu geben. Einfach zu schön das Ganze, zu passend. Zu friedlich. Wie dieser Sommertag.

Spirit Youth erschien am 28.05.2010.

Hörbeispiel: Dream About Me (vimeo)

The Depreciation Guild - "Dream About Me" from Jack Ferry on Vimeo.

|:Mottenkiste:| / Pomp und Grandezza

Cover

Die Norweger Delaware haben anno 2003 das extrem überladene …and everything reminds me auf den Markt gehauen. Obwohl es so klingt, als könnte man damit die größten Stadien der Welt füllen, hat es letztendlich nur für ein paar gammeligen Kaschemmen außerhalb von Norwegen gereicht. Obwohl sie schon beim Major-Label Sony BMG gelandet sind, der allerdings nicht so richtig wusste, wie man dieses Hitalbum vermarktet. Das verstehe wer will.

Bands, die meinen ihre Emotionalität mithilfe von Streichern, Richard Clayderman-Pianos, Midtempo, hymnenhaften Gesang und einem entrockten Sound ausdrücken zu müssen, sollten einem erstmal sehr suspekt sein. Und wenn man willkürlich in irgendein Titel dieser Platte reinlauscht, wird dieser Eindruck auch unterstützt. Hier macht jemand auf ganz große Geste. Der ganze Hofstaat für kitschige Musik steht Spalier, um Richard Holmsen mit seiner butterweichen Stimme den Geleit zu bieten, wie er den Soundteppich zu Schmachtfetzen zerreißt.
Und was für welche! Sowas würde sogar 30 Seconds To Mars die Schamesröte ins Gesicht treiben.  Doch trotz dem, dass man die Scheibe lieber im plüschigen Versteck hört, als im offenen Cabrio, muss man doch gestehen, dass sich hier Songperle an Songperle zu einer schönen Powerballaden-Kette reiht. Und damit sind natürlich nicht nur die Refrains gemeint, hier stimmt zum großen Teil alles. Die Streicherarrangements könnte Andrew Lloyd Webber nicht besser machen. Das Glockenspiel zur Eröffnung bei Everything Sometimes, zaubert ein Lächeln aufs Gesicht. Die Strophe aus Secret würde bei vielen Bands bereits als vollwärtiger Refrain durchgehen. Bei Delaware ist das erst der Anfang, der eigentlich Refrain, wäre bei anderen schon das absolute Finale grande, kurz hinterm Ausverkauf. So wird man Song um Song weichgespült, bis die Gitarren beim vorletzten About You einem so hart vorkommen wie Death Metal, obwohl sie doch nur leicht angezerrte Akkorde schrammeln. Doch gerade die Tatsache, dass die Norweger sich dafür nicht zu schade sind und offenbar den Ausverkauf nicht fürchten, sondern völlig ungeniert die größten Schmalzfässer aufmachen, ringt doch einfach nur Respekt ab.
Seit den Anfängen der Christenheit, wurde von so genannten Säulenheiligen berichtet, die ihre Tage damit verbrachten auf Säulen zu leben und zu beten, manche davon mit permanent ausgebreitet Armen. Sechzehn Stunden am Tag. Wer mal versucht, dass nur drei Minuten nachzustellen, weiß, was das für eine Leistung ist. Delaware gebahren sich ebenfalls als Säulenheilige und schleudern einen Refrain nach dem dem anderen ins Rund, die dazu einladen bei Sonnenuntergang mit wehenden Haar am schönsten Kliff der weißesten und höchsten Steilküste der Welt zu stehen und die Arme auszubreiten. Immerhin fünzig Minuten lang. Ihre Fähigkeit eine übergroße Melodie nach der nächsten rauszuschleudern und gleichzeitig diese mit stets überraschenden Harmonien abzupolstern, ist wohl das, was das Album so erstaunlich macht.
Natürlich ist das auf Dauer anstrengend und Last Night trotz vollem Einsatz einfach nur langweilig. Aber im Wesentlichen überwiegt das Licht die paar Schatten. Das gleißendste und wärmste, dass man sich vorstellen kann. Plus Glitzereffekt.

Hörbeispiel: Always (RuTube)

Donnerstag, 27. Mai 2010

I LOVE REMIXES / #09 - RICHARD X

I_Heart_Remixes_Logo_SMALL

Ah, erinnert sich noch wer an die guten alten Mash-Ups? Das Zusammenmixen zweier Musikstücke ineinander? Ich meine, die gibt’s natürlich immer noch, aber Anfang des Jahrtausends gab es da mal einen relativ großen Hype, der vom Underground ganz schnell in den Mainstream schwappte. Todsichere Geldmaschine eigentlich, denn aus zwei Hits kann man leicht einen dritten machen. Glücklich die, welche damals den Hype für sich nutzen konnten. Beispielsweise Produzentenguru Danger Mouse, der ja seiner Zeit mit einem Mash-Up aus ’nem Beatles- und einem Jay-Z-Album bekannt wurde. Der Brite Richard Philips ist auch so einer. Damals irgendwann um die Jahrtausendwende hat er angefangen, kleine Bootleg-Mash-Ups zu zimmern und sorgte unter dem Pseudonym „Girls On Top“ für einige Aufmerksamkeit in der Undergroundszene.

Richard_X_PictureLetztendlich war es ein Mash-Up der Songs „Freak Like Me“ von Adina Howard und „Are Friends Electric?“ von Gary Numan, welches Philip berühmt machte. Als irgendjemand in einer Major Plattenfirma so blickig war und das Hitpotential erkannte, wurde aus Philips dann ganz offiziell Richard X und dann durfte er zu Beginn gleich mal im heimischen Studio die britische Pophoffnung „Sugababes“ produzieren. Muss ein sehr witziges Bild abgegeben haben. Sie vertonten Richard’s Mash-Up erneut und „Freak Like Me“ wurde zum riesigen Hit, der Mr. X daraufhin Tor und Türen öffnete. Damit wurde dann erstmal das Konto ordentlich vollgepackt. Zwar erinnert sich heute keiner mehr an die britische Casting-Eintagsfliege „Liberty X“, aber deren anfängliche Hits hat Philips produziert und damit zumindest gut Kohle gescheffelt. Ja, im Pop fühlt sich der bekennende Human-League-Fan sichtlich wohl. In der ersten Hälfte der 00er besonders im R’n’B-Pop, auf welchen sich X spezialisierte. So arbeitete er u.a. mit Kelis und M.I.A zusammen und remixte bspw. TLC oder Louis Austen. Nach dem anfänglichen Hype (mit 3 britischen Top 10-Hits in Folge), verzog sich Philips wieder mehr hinter die Kulissen und widmete sich weniger dem bootlegen, als vielmehr dem eigenen Produzieren. Und da standen natürlich viele schlange. In den letzten Jahren hat Richard X seine Finger bei allerhand Mainstream-Popproduktionen gehabt, wie bspw. Sophie Ellis-Bextor, Roísín Murphy, Sam Sparro oder bspw. die aktuelle Goldfrapp-Single „Alive“. Der Arbeitsethos bleibt gleich… Philips trimmt alles auf bedingungslosen Hit. Pop ’til you drop halt.

Und dafür kommen nur die Besten in Frage! Auch bei den Remixen, von denen Richard X nur 2,3 pro Jahr annimmt. Primär müssen ihm die Sachen nämlich gefallen. So viel Eigensinn kann auch mal gewürdigt werden. Deshalb widmet sich das heutige Mixtape der „I Love Remixes“-Serie den besten Remixen aus der Feder von Mr. Philips. Erwartet ein ordentlichen Groove mit jede Menge Pop-Affinitität dahinter. Allein der Opener, das phänomenale „Fugitive“ der Pet Shop Boys zählt zu dem Besten, was die beiden in den letzten Jahren aufgenommen haben. Das lässt hoffentlich auch auf zukünftige Zusammenarbeit hoffen. Während einige der Frühwerke, wie der Remix für Louis Austen oder R’n’B-Girlie Ciara noch eher Richard’s pop-urbane Seite präsentieren, wandte er sich in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts immer mehr zu clubbigen Disco-Beats hin, was in solchen Smashern wie dem Nine Inch Nails-Remix oder dem jüngsten Hot Chip Remix mündet. Synthie-Smasher, die sich nicht vor den 80ern scheuen. Dafür hat Philips ja sowieso eine Schwäche. Immerhin befinden sich ja hier neben den Pets auch noch New Order, Depeche Mode, Yazoo und sogar Soft Cell im Mix. Muss man mehr sagen? Ich bin gespannt, was uns dieser nette Mann noch so in den nächsten Jahren abliefern wird. Auf jeden Fall solltet ihr die Augen offen halten, wann immer der Name mal irgendwo in den Liner-Notes auftaucht. Und nun viel Spass mit dieser kleinen Elektropop-Wundertüte…

01 Pet Shop Boys – Fugitive (Richard X Extended Mix)
02 Hot Chip - I Feel Better (Richard X Remix)
03 Yazoo - Situation (Richard X Remix)
04 St. Etienne – Method Of Modern Love (Richard X 'Join Our Clique' Mix)
05 Louis Austen ft. Peaches – Grab My Shaft (Richard X Edit)
06 Ciara ft. M.I.A. - Goodies (Richard X Remix)
07 Goldfrapp – Rocket (Richard X One Zero Remix)
08 New Order – Bizarre Love Triangle (Richard X Remix)
09 Neon Neon – I Told Her On Alderaan (Richard X Remix)
10 Nine Inch Nails – Only (Richard X Remix)
11 Dragonette – Pick Up The Phone (Richard X 12'' Remix)
12 Depeche Mode – Enjoy The Silence (Richard X Extended Mix)
13 Soft Cell – Speedy Films (Richard X Remix)

DOWNLOAD HERE:
http://uploaded.to/file/ey1sn9

Laufzeit: 59:54 min



Homepage: www.blackmelody.com

Sonntag, 23. Mai 2010

rhododendron's ranking ... 20/ 2010

Heute ist nicht nur Pfingstsonntag, Nein, es ist auch der Tag an dem rhododendron’s liebste TV-Serie, LOST, endet. Aber gut, das scheint den Durchschnitts-Nobono-Besucher eher wenig zu interessieren. Dafür vielleicht eher das allwöchentliche Ranking, welches wieder von den Drums und den Foals angeführt wird. Dahinter macht aber Kele noch mal einen kleinen Sprung und landet auf der drei. Der höchste von zwei Neueinsteigern stammt dabei von der australischen Sängerin Sia Furler, welche mit ihrer neuen Single „Clap Your Hands“ einen schmissigen Frühlingshit abliefert, der ziemlich in meinen Gehörgängen hängen bleibt. Das quietschbunte Video tut da sicher sein übriges. Ansonsten können sich die Crystal Castles und M.I.A. noch etwas verbessern. Der zweite Neueinsteiger stammt von The National, die uns mit der neuen Gratis-Single „Bloodbuzz Ohio“ ein neues, spannendes Stück Melancholie-Indie-Rock präsentieren. Allein die tolle Stimme von Matt Berninger rechtfertigt den anivisierten zehnten Platz. Dann wünsch ich allen noch ein entspanntes Restwochenende, egal was ihr dabei so schaut oder halt auch nicht.

01.( 01 / #2 ) The Drums „Forever And Ever, Amen“
02.( 02 / #7 ) Foals “This Orient”
03.( 06 / #3 ) Kele “Tenderoni”
04.( 03 / #9 ) Doves “Andalucia”
05.(NEW/ #1) Sia “Clap Your Hands”
06.( 04 / #3 ) Marina And The Diamonds “I Am Not A Robot”
07.( 08 / #4 ) Crystal Castles “Celestica”
08.( 10 / #3 ) M.I.A. “Born Free”
09.( 05 / #3 ) Editors “Eat Raw Meat = Blood Drool”
10.(NEW/ #1) The National “Bloodbuzz Ohio”
11.( 07 / #4 ) Mew “Beach”
12.( 09 / #5 ) The XX “Islands”
13.( 13 / #5 ) Beach House “Zebra”
14.( 11 / #11) The Drums “Best Friend”
15.( 14 / #11) Foals “Spanish Sahara”
16.( 15 / #2 ) HURTS “Better Than Love”
17.( 12 / #7 ) Dendemann “Stumpf Ist Trumpf 3.0”
18.( 16 / #10) Hot Chip “I Feel Better”
19.( 17 / #10) Yeasayer “O.N.E.”
20.( 19 / #8 ) Trentemøller “Sycamore Feeling“



Montag, 17. Mai 2010

Alles hat seine Zeit

Seit vergangener Woche gibt es ein Coveralbum von der US-Indierock-Legenden Nada Surf. Wie? Gar nicht mitbekommen? Macht nichts, denn viel verpasst man dabei auch nicht...

71t0I7vDGQL-_SL500_AA300_In seiner Bandvita hat das New Yorker Trio Nada Surf ja eigentlich schon vieles, was eine anständige Karriere im Musikbusiness fast schon automatisch mit sich bringt. Die klassischen Indie-Alben der 90er („High/Low“, „The Proximity Effect“), das große Meisterwerk, welche den Hörerradius merklich erweiterte („Let Go“) und die Messlatte so hoch setzte, dass die Nachfolger („The Weight Is A Gift“, „Lucky“) sich daran nur die Zähne ausbeißen konnten. Und jünger wird man ja mit Mitte 40 auch nicht mehr… was fehlt also neben einem spröden Alterswerk noch? Das obligatorische Coveralbum und das liefert uns die Band dieses Jahr mit „If I Had A Hi-Fi“ ab. Kein Mensch hat sie wirklich danach gefragt, aber danach fragen uns Nada Surf ja auch nicht. Album Nr. 6 ist eindeutig eine Herzens- und auch Spaßangelegenheit. Nada Surf betreiben die intensive Aufrechterhaltung der eigenen Adoleszenz und liefern dabei eine Platte mit viel Licht und Schatten ab.

Positiv anrechnen muss man es den Herren aber, dass die Auswahl der zu covernden Songs keinnen Marketingplan verfolgt, sondern letztendlich einen Querschnitt aus Lieblingssongs der Band darstellt, welche sie zum Zeitpunkt der Albumaufnahmen hatten. Das garantiert dann auch einige Überraschungen, hauptsächlich welche der unbekannteren Art und Weise. Sicher, „Enjoy The Silence“ von Depeche Mode mag man ja noch kennen, aber der Rest ist Glückssache und davon abhängig, inwieweit man in den Discographien von Kate Bush, Spoon oder den Go-Betweens bewandert ist. Ich bin es nicht und so bin ich auch weniger dazu geneigt, zu vergleichen, sondern mehr die Songs aus der Sicht der Herren Caws, Lorca und Elliot zu bewerten. Letztendlich kann man den Vorgang ganz kurz zusammenfassen: Nada Surf nehmen sich unterschiedlichste Songs, welche sie sie mögen und lassen sie so klingen, als wären sie ihre eigenen. Nicht mehr und nicht weniger ist „If I Had A Hi-Fi“… Das macht damit natürlich gleichermaßen viel richtig, wie falsch. Erneut verpassen Nada Surf die Chance, mal aus ihrem gewohnten Soundumfeld auszubrechen. Wo Nada Surf drauf steht, ist halt auch Nada Surf drin. Und es ist sicher mal lustig, bekanntere Songs, wie eben den großen Depeche-Mode-Klassiker mal im typischen Indie-Poprock-Gewand zu hören, aber auf kompletter Albumlänge machen sich halt wieder die alten Abnutzungserscheinungen bemerkbar, welche ich schon in meiner Rezension zu „Lucky“ kritisiert habe. Letztendlich machen Nada Surf seit gut 10 Jahren den stets gleichen Sound. Melodieverwöhnter US-Indierock mit der ewig jugendlich klingenden Butterschmelz-Stimme von Matthew Caws, sowie den dazugehörigen Backingvocals seiner Bandkollegen. Viel „Oooohhhs“ und „Aaaahs“, etwas Melancholie und dazu herrlich kurzweilige Texte aus Caws Feder. Letztere fehlen diesmal natürlich, was ein kleines, aber durchaus wichtiges Defizit darstellt, gerade wenn der Sound so austauschbar ist. Denn irgendwie beschleicht mich dieses Gefühl sehr häufig auf diesem Album. Nicht, das es schlecht ist oder so, wenngleich die Cover natürlich nicht an die Qualität eines Originalen Nada-Surf-Tracks herankommen… aber letztendlich ist bei Nada Surf irgendwie musikalisch schon alles ausgeschöpft wurden. Kleinere Ausflüchte aus dem Soundbild, wie bei „The Agony Of Lafitte“ oder dem feinen Kate-Bush-Cover „Love And Anger“ bleiben die Ausnahme. Oder auch der schöne Streicher-Zwischenteil im Moody-Blues-Cover „Question“. Aber irgendwie kommt es einem dennoch bekannt vor. Nichts gegen Kontinuität, liebe Nada Surf, aber es ist doch auch in Ordnung, mal irgendwie aus den gewohnten Soundschemata auszubrechen. Gerade bei einem Coveralbum hätten sich doch mal ein paar Möglichkeiten aufgetan.

Aber Nada Surf lassen wieder eine Chance verstreichen, etwas zu wagen. „If I Had A Hi-Fi“ recycelt erfolgreich alle Nada Surf Eigenarten der vergangenen Platten. Fast schon, als wollte man auf Krampf ein Gefühl aufrechterhalten, welches sich in dieser Form sowieso nicht mehr reproduzieren lässt. Dieses ewig gleiche Muster kann man als Band aber nur dauerhaft durchziehen, wenn man auch die Songs dazu im Gepäck hat. Und gerade auf diesem Coveralbum ist dies nicht der Fall. Es mag eine Herzensangelegenheit der Band gewesen sein, aber es sind halt alles keine weltbewegenden Songs auf dem Album. War ja auch nicht Ziel der Aktion und jemand, welcher die Band das erste Mal aktiv hört, mag sich daran auch nicht wirklich stören. Wenn man, wie ich, allerdings schon ein paar Jahre dabei ist, dann hinterlässt dies alles mittlerweile irgendwie einen faden Beigeschmack. Caws und Kollegen können sich nicht ewig etwas vormachen. Die Zeit steht halt leider nicht still, so bitter diese Erkenntnis auch ist. „If I Had A Hi-Fi“ reiht sich als kurzweiliges, aber irgendwie auf Dauer belangloses Coveralbum in meinen allgemeinen Interessenschwund an dieser Band ein. Vielleicht kann mich ein neues Nada-Surf-Album mit eigenen, stärkeren Songs und vielleicht endlich mal ein paar frischen Ideen wieder daran erinnern, warum diese Band einst vor Jahren mein Herz im Sturm eroberte. Aber gleichzeitig macht sich da auch eine gewisse Skepsis breit, ob ihnen das überhaupt noch mal gelingt. Also bleibt mir am Ende nur ein resignierendes Bandzitat: What can you do but go on?

DOWNLOAD - "Electrolution" (Bill Fox Cover)

Sonntag, 16. Mai 2010

rhododendron's ranking ... 19/ 2010

Ein wenig bitten lässt sich der Sommer ja schon noch. Bis zum 07. Juni muss er sich aber langsam auskäsen, denn da erscheint das von mir heiß erwartete Debüt der Drums aus New York! Der hoffentlich perfekte Soundtrack zur heißen Jahreszeit. Das nächste Argument steht schon bereit. Nachdem sich „Best Friend“ nach verdienten zehn Wochen aus den Top 10 verabschiedet, legt das Quartett mit dem wunderbaren Popstück „Forever And Ever, Amen“ nach und sichert sich damit gleich mal die Spitzenposition. Respekt dafür, Männer! Ansonsten können sich Kele, die Crystal Castles und M.I.A in sofern verbessern, als dass sie sich erstmal in den Top 10 einleben. Für ein paar alte Recken reicht es dann halt nicht mehr. Der zweite Neueinstieg diese Woche stammt von den HURTS, welche dieses Jahr ja mit „Wonderful Life“ bereits einen ziemlichen Hit im Ranking ablieferten. Nun gibt’s die neue Single „Better Than Love“, die trotz überdimensional viel Pop noch nicht komplett überzeugen kann. Deshalb vorerst nur Platz 15. Vielleicht dann demnächst mehr. Einen schönen Sonntag noch, ich geh jetzt erstmal zum Strand surfen!

01.(NEW/ #1) The Drums „Forever And Ever, Amen“
02.( 01 / #6 ) Foals “This Orient”
03.( 02 / #8 ) Doves “Andalucia”
04.( 03 / #2 ) Marina And The Diamonds “I Am Not A Robot”
05.( 05 / #2 ) Editors “Eat Raw Meat = Blood Drool”
06.( 08 / #2 ) Kele “Tenderoni”
07.( 04 / #3 ) Mew “Beach”
08.( 11 / #3 ) Crystal Castles “Celestica”
09.( 07 / #4 ) The XX “Islands”
10.( 12 / #2 ) M.I.A. “Born Free”
11.( 06 / #10) The Drums “Best Friend”
12.( 09 / #6 ) Dendemann “Stumpf Ist Trumpf 3.0”
13.( 14 / #4 ) Beach House “Zebra”
14.( 10 / #10) Foals “Spanish Sahara”
15.(NEW/ #1) HURTS “Better Than Love”
16.( 13 / #9 ) Hot Chip “I Feel Better”
17.( 15 / #9 ) Yeasayer “O.N.E.”
18.( 16 / #3 ) Two Door Cinema Club “Something Good Can Work”
19.( 20 / #7 ) Trentemøller “Sycamore Feeling“
20.( 17 / #7 ) Delorean “Stay Close”



Freitag, 14. Mai 2010

Trennungsängste

Seit heute steht das Drittwerk vom James Murphys LCD Soundsystem offiziell in den Verkaufsregalen. Der Mann, welche im vergangenen Jahrzehnt so unnachahmlich Disco und Punk mixte, macht auch hier nichts falsch. Allerdings bleibt ein fader Beigeschmack beim Durchhören...

41l8-b3-RxL-_SL500_AA300_Eigentlich wollte James Murphy nicht mehr. Der DFA-Labelchef und selbsternanntes Gehirn hiner dem LCD Soundsystem wollte sein Projekt eigentlich nach den ausgiebigen Touren zum 2007er „Sound Of Silver“ zu Grabe tragen und sich auf neue Dinge konzentrieren. Nötig hätte er es ja auch nicht mehr. Seit der Debütsingle „Losing My Edge“ aus dem Jahr 2002 gilt Murphy sowieso als Heilsbringer der New Yorker Dance-Szene, der es mit LCD, seinem Label und den darauf befindlichen Acts wie The Rapture geschaff hat, die verschiedenen Genres Punk, Indie und Disco spielend leicht miteinander zu verknüpfen, lange bevor irgend jemand die Hype-Wörter „New“ und „Rave“ in einem Atemzug erwähnte. LCD Soundsystem war stets eine spielend leichte Verknüpfung verschiedenster Elemente. Intelligente Indie-Disco-Musik, die sowohl live, als wie auch auf Platte bestens funktionierte.

Und eigentlich sollte ja jetzt zum Ende der Dekade auch Schluss damit sein. Murphy meinte, dass alles mit LCD gesagt sei, was zu sagen wäre. Ganz unrecht hat er damit nicht, denn entgegen aller Behauptungen hat er mit „This Is Happening“ nun doch noch ein drittes Studioalbum produziert, nur um dabei in Interviews zu betonen, dass es vermutlich doch das letzte LCD Album sein wird. Da hat wohl jemand ausgeprägte Trennungsängste. Aber Murphys Bedenken im Vorfeld waren schon nicht ganz unbegründet. Denn beim Hören von „This Is Happening“ wird tatsächlich deutlich, dass Murphy eigentlich in den letzten 5 Jahren schon alles gesagt hat, was er sagen wollte. Der spritzigen Unbekümmertheit des selbstbetitelten 2005er Debüts und der musikalischen Perfektionierung von „Sound Of Silver“ hat Album Nr. 3 letztendlich nichts mehr hinzuzufügen, außer der Erhaltung des Status Quo. Letztendlich betreibt Murphy den Plagiarismus am eigenen Werk. Man hat das Gefühl alles irgendwie schon mal gehört zu haben. „Drunk Girls“ ist die obligatorische dreieinhalb Minuten-Single in der Tradition von „Daft Punk Is Playing My House“ oder „North American Scum“, „One Touch“ oder „I Can Change“ sind typische lange Tanzflächenfüller in der Tradition von „Get Innocuous!“ und wie sehr „All I Want“ auf das gute „All My Friends“ hinüberschielt, sollte auch gleich klar sein. Das ist natürlich kein Vorwurf, denn letztendlich ist ein überraschungsarmes LCD Soundsystem Album immer noch besser als manch anderer Schrott, der denkt, er könne Disco und Rock miteinander verknüpfen. Die Beats sind wieder mal astrein, die Instrumentierung versprüht das gewohnte DFA-Flair und Murphy selber lebt sein Mitteilungsbedürfnis wieder gewohnt ausgiebig aus, indem er seine spannenden lyrischen Ergüsse über die Discobeats singt und gern auch mal schreit. Alles beim Alten im LCD-Land, auch wenn am Ende der Platte ein wenig die Luft raus ist und man irgendwie die obligatorische Ballade vermisst, wenngleich das dezent groovende „Home“ natürlich ein adäquater Ersatz ist.

Mehr kann und muss man dazu auch nicht schreiben. Gewohnt souveräne Exkurse in anspruchsvolle und abwechslungsreiche Dance-Gefilde sind auch mit „This Is Happening“ sicher. Die Gitarren, Synthies und dicken Basslinien funktionieren wie eh und je und man bekommt genau das, was man auch von Murphy und seinen Mitmusikern erwartet. Da liegt aber auch der Hund begraben. Das A-Ha-Gefühl der ersten Alben fehlt praktisch komplett, da man permanent das Gefühl hat, alles schon mal gehört zu haben. Das sagt natürlich nichts über die Qualität aus und daran muss man sich natürlich auch nicht stören, aber man kann es, gerade wenn man von den Vorgängern mehr gewohnt ist. Im Prinzip war nach dem tollen „Sound Of Silver“ wirklich schon alles gesagt. Aber gönnen wir mal James weiterhin seinen Spaß, denn „This Is Happening“ ist ja eigentlich ein gutes Album und live wird das diesen Sommer auf den Festivals sowieso wieder eine Messe. Und vielleicht überwindet der Bandchef dann auch seine Ängste und erkennt, dass es doch besser ist, aufzuhören, bevor man sein ganzes Pulver verschossen hat. Und das hat der gute Mann ja sicher nicht nötig…

Album-Stream auf der offiziellen LCD Homepage!

nobono

currently resting in peace. 2007 - 2011

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelles ...

Protest!!
Oh, menno!wie schade.ich befürchte, eine n21-protestwelle...
stephox (Gast) - 29. Aug, 13:17
A Start Has An End
Unser Blog verzieht sich aus der Blogosphäre. Ein paar...
rhododendron - 22. Jul, 16:45
stimmt!
ich stimme dir zu 100% zu. langweilig war das gestern,...
Astrid (Gast) - 19. Jul, 17:19
Götterdämmerung
Für ein einzelnes Gastspiel beehrt der Altmeister der...
rhododendron - 19. Jul, 13:48
Chillaxing
PBMR präsentiert sein 'finales' Mixtape ... relaxte...
rhododendron - 16. Jul, 14:26
Danke
Hört man immer wieder gern. Besonders schön, wenn's...
rhododendron - 8. Jul, 13:49
blog
ich verfolge hin und wieder deinen Blog und wollte...
ZoneZero (Gast) - 6. Jul, 18:04
Kurz und Bündig - 07/2011
Once more with feeling... ein verliebter Traumtänzer,...
rhododendron - 1. Jul, 15:55

Durchforsten ...

 

Besucherzahl seit März 2010 ...

Status

Existent seit 6627 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Aug, 13:17

Credits


Ausgehen
Diskurs
Listen
Mixtape
Mottenkiste
Plattenteller
Ranking
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren