Sonntag, 12. September 2010

rhododendron's ranking ... 36/ 2010

Ein Sonntag ist ein Sonntag, ist ein Sonntag! Da nützt es auch nichts, dass ich noch ziemlich übermüdet vom Berlin Festival bin, dem ich dieses Wochenende beiwohnen… ja, ähm, durfte… bzw. eher muste. Aber mehr zu diesem Paradebeispiel in Sachen „Schlechte Organisation“ gibt’s hier in den nächsten Tagen auf Nobono. An dieser Stelle erstmal pflichtbewusst das Ranking, wie eh und je. Gedanken hatte ich mir schon vorher gemacht. Die Newcomer von Kisses holen sich nun endlich von Interpol die Nummer Eins. Respekt dafür. Die Top 10 selber werden ordentlich durch den Fleischwolf gedreht, weil wir ganze drei Neueinsteiger haben. Auf der Vier z.B. die noch relativ unbekannte Kombo „A Classic Education“, deren aktuelle Single „Gone To Sea“, aber ein schönes Stück klassischer Indiependent Rock ist. Und bei dem Video fängt man bereits jetzt an, den dazugehörigen Sommer zu vermissen. Neu auf der Sechs sind die Fotos aus Deutschland, welche ich eigentlich schon gar nicht mehr auf dem Zähler hatte. Glücklicherweise klingt deren neues Album „Porzellan“ nicht mal ansatzweise, wie ihrre früheren Platten und gefällt gerade dadurch ordentlich. Die Single „Mauer“ ist da noch nicht mal repräsentativ, aber dennoch sehr gelungen. Einen ganz anderen Weg geht Cee-Lo Green. Die Stimme von Gnarls Barkley ist mal wieder solo unterwegs und präsentiert mit dem schnittigen „Fuck You“ die erste Single aus seinem neuen Album. Ein fröhliches Stück Pop mit Retro-Anleihen und einem charismatischen Performer. Dafür gebe ich die Acht. Und ein „Fuck You“ gibt es dann auch noch gesondert für die Veranstalter des besagten Festivals, aber dazu später mehr. Das muss erstmal als Cliffhanger reichen.

01.( 02 / #4 ) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
02.( 03 / #2 ) Arcade Fire “Ready To Start”
03.( 01 / #5 ) Interpol „Barricade“
04.(NEW/ #1) A Classic Education “Gone To The Sea”
05.( 05 / #3 ) Orchestral Maneuvers In The Dark “If You Want It”
06.(NEW/ #1) Fotos “Mauer”
07.( 04 / #6 ) Wir Sind Helden “Alles”
08.(NEW/ #1) Cee-Lo Green “Fuck You!”
09.( 06 / #5 ) Robyn “Hang With Me”
10.( 07 / #7 ) Klaxons “Echoes”
11.( 08 / #3 ) Yeasayer “Madder Red”
12.( 10 / #8 ) Kele „Everything You Wanted“
13.( 11 / #3 ) Trentemøller “... Even Though You’re With Another Girl”
14.( 14 / #2 ) MGMT “Congratulations”
15.( 12 / #9 ) The Pass „Treatment Of The Sun“
16.( 09 / #2 ) Does It Offend You, Yeah? “We Are The Dead”
17.( 15 / #7 ) Ellie Goulding “The Writer”
18.( 13 / #6 ) Metric “Eclipse (All Yours)”
19.( 16 / #6 ) Marina And The Diamonds “Oh No!”
20.( 19 / #6 ) Jónsi “Animal Arithmetic”





Montag, 6. September 2010

Gewalt-und-Wiesen-Musik

CoverDie sehr feinen Klaxons haben nun schon vor geraumer Zeit ein neues Album namens Surfing The Void zu Markte getragen. Dieses sollte auf dieser Seite besser mal besprochen werden. So soll es nun hiermit geschehen.






Ross Robinson gehört irgendwie nicht zu den Produzenten, die sich derbe mit Credibility bekleckert haben. Seine Hauptwerke sind die von Slipknot, KoRn und Limp Bizkit, womit er als Begründer des NuMetal-Genres bezeichnet sein kann, dass unter Musikfachkräften nicht gerade höchstes Ansehen genießt. Demzufolge auch Mr. Robinson. Womit ihm allerdings nicht Recht getan ist. Denn in sein Wirken fallen auch die besten Alben von At The Drive-In, den Blood Brothers, Glassjaw oder auch ein gutes Werk von The Cure. Alles hochemotionale und dennoch unpeinliche Musik, die auch mit ordentlich Schmackes versehen ist. So kann man seinen Sound wohl bezeichnen.
Nun also Klaxons. Die passen mit ihrer Indiemusik nicht gerade in die recht Metal-lastige Diskographie ihres Produzenten. Sind jetzt aber dennoch drin. Und prompt wird der Lautstärke-Pegel mal ordentlich nach oben getrieben. Die Drums klingen recht massiv, der verzerrte Bass nimmt eine deutlich dominantere Position ein, die Gitarren fiepsen oft recht noisig herum, die Arrangements sind von wesentlich mehr Breakdowns und Knalleffekten bestimmt. Doch glücklichweise sind das immer noch die Klaxons, die - wie gehabt - ihr Händchen für leicht abgespacete aber dennoch wunderschöne Popsongs beweisen. Ab und zu - wie bei dem Vorab-Promo-Track Flashover oder dem Titelsong lassen sie zwar schon ganz schön den Knüppel aus dem Sack, doch im Großen und Ganzen haben wir es hier mit recht psychedelischen und betont chaotisch-komplizierten und - zum Glück dennoch - kompakten Popsongs zu tun.
Somit ist das Werk zwar weder für die Wall Of Death noch für den Engtanz geeignet, aber für die Leute, die die Klaxons im Prinzip schon immer mochten, sie jedoch auf Dauer etwas zu ermüdend fanden. Denen wird hier mit süßen Melodien Honig ums Maul geschmiert, nur um dann mit einer heftigen Bassattacke eine trockene Rechte in die gleiche Körperregion zu verpassen. Herrlich!

Sonntag, 5. September 2010

Peinliche Popvorlieben / Teil 04

Humor ist eine grenzwertige Sache. Das dürfte klar sein. Während sich manche am filigranen und hintersinnigen Wortwitz eines Loriot erfreuen, lachen viele auch über die ewiggleichen „Meine-Frau-kann-nicht-den-Fernseher-anmachen“-Witze eines Mario Barth. Manche stehen auf feinfühlige Satire, andere auf Pippi-und-Kacka-Witze. Woody Allen oder Adam Sandler? Das ist hier die Frage. Oder auch nicht. Ich glaube, es gibt viele Abhandlungen darüber, was witzig ist und was nicht. Der Mensch lacht auch gern mal, wenn er eigentlich nicht lachen sollte. Wie viele haben damals zu Beginn der 00er Jahre mal bei „Jackass“ oder „South Park“ reingeschaut, wegen dem dummen Humor, es für blöd gefunden, sind aber doch irgendwie immer mal wieder beim Zappen hängen geblieben. Manchmal ist es halt witzig, wenn jemand von ’nem Baum fällt. Schadenfreude ist ein hohes Gut! Humor ist vielseitig und streitbar. So auch in diesem Fall aus der Abteilung „So dämlich, dass man schon wieder lachen kann!“

Laserkraft 3D „Nein Mann!“

Der neueste Hype aus den deutschen Clubs, Hipster-Läden und Studentendiscos ist ein Techno-Projekt aus Mannheim bzw. Kaiserslautern. Der Name: „Laserkraft 3D“. Die Single, die einen wahlweise mit Kopf-Schütteln, Ausbürgerungsphantasien oder einem dicken Grinsen hinterlässt: „Nein Mann!“. Die Idee, das Konzept dieses Tracks allein ist schon mal ganz knuffig. Man nehme einen 08/15-Techno-Beat (den man evtl. in das Subgenre Minimal einordnen kann), versehe das mit überspitzen Spoken-Worts-Phrasen, die man in der Form vielleicht schon mal irgendwie in dem Umfeld gehört hat und fertig ist der Lacheffekt. Der Protagonist entpuppt sich als schon etwas ausgepowerter Druffi, der im Refrain immer wieder betont, dass er doch nur weiter tanzen will, selbst wenn um ihn herum schon alles am Auf- und Abbrechen ist. „Strophe“ Nummer Eins: die Freundin, die krampfhaft gehen will und kein Verständnis für den Dauertanz ihres Mackers hat. Schnauze voll vom Elektro-Gehacke und des Ignorierens von David Guetta im DJ-Set. Allein für diesen Seitenhieb auf den nervigsten Produzenten, der in der Pop-Welt momentan herumgeistert muss der Song hier Erwähnung finden. Als Gelegenheits-Indie-DJ kenn ich die ewigen „Ey, sach ma, haste auch was von Dääävid Gätttaaa?“-Sprüche zur Genüge. Strophe Zwei: die Disco-Schlampe, die den Tänzer mit in die nah gelegene Wohnung schleppen will. Nix da, es wird weitergetanzt. Strophe 3, der Türsteher, der unwiderruflich klarmacht, dass der Ofen aus ist und alle nach Hause wollen. Nix da! „Noch’n bisschen tanzen!“ Selbst als der DJ am Ende in der Original Version vom Clubbesitzer abgedreht wird, geht die Sause noch etwas weiter. Der naive Protagonist offenbart seine Argumente. Was will man da noch sagen?



Musikalisch ist das natürlich einfach ziemlich mittelmäßig, lediglich die Idee täuscht über alles hinweg, aber vielleicht liegt da ja auch der Sinn. „Nein Mann!“ ist eine recht clevere Widerspieglung des all abendlichen Clubtreibens, egal, ob man dem freundlich (Protagonist) oder eher kritisch (dessen Anhang) gegenübersteht. Das ewig monotone Gehacke des Beats, dem gelegentlich mehr oder auch weniger tiefgründige kompositorische Absichten unterstellt werden, die Tanzwut, die nicht enden soll und das übliche Volk, was sich in den entsprechenden Clubs herumtreibt. Man lacht, weil es eine kleine Überspitzung der Normalität ist. Man kann das ein wenig witzig finden, muss es aber nicht. Dazu ist der Track weit entfernt von der Qualität eines „3 Tage Wach“ oder gern auch einiger Deichkind-Nummern. Während Lützenkirchen und die Hamburger Elektro-Rapper auch zur Ironie stehen, weiß man nach dem Hörern auch nicht richtig, ob Laserkraft 3D das nun ernst oder eher spaßig meinen bzw. ob dahinter irgendwelche unterschwellige Sozialkritik steckt. Die einen werden es vermutlich so sehen, während die anderen eher dazu abfeiern werden, bis eben die Tanzfläche leer geräumt wird. Ein sehr ambivalentes Stück elektronischer Musik ist es, dieses „Nein Mann!“ Es obliegt also jedem, ob er es peinlich oder witzig findet. Humor ist halt am Ende auch eine höchst individuelle Angelegenheit.

rhododendron's ranking ... 35/ 2010

Ich hab hier ja schon öfters mal das neuzeitliche Problem angesprochen, dass man im Jahre 2010 Singles nicht mehr so deutlich ausmachen kann, wie man eigentlich möchte. Aber wenn ich sie als Kriterium für den Einstieg ins Ranking nehme, dann muss ich halt drauf achten. Die heutigen Neueinsteiger bekommen wohl keine wirkliche Maxi- oder Single-CD mehr gesponsort. Vielleicht irgendwie ne vereinzelte 7’’ für die Fans. Ein Video gibt’s zum Glück immer noch. Im Falle von Arcade Fire aus Kanada ist das aber sowieso schon lange nicht mehr eindeutig erkennbar. Videos machen die gar nicht und jetzt gibt’s gleich zwei neue, die irgendwie auch keine sind. „We Used To Wait“ bekommt einen seltsamen interaktiven Kurzfilm und „Ready To Start“ eine schwarz/weiß-Konzertaufnahme. Immerhin. Ich entscheide mich jetzt einfach mal für Letzteres als „Single“ und gönne ihr von Herzen den Einstieg auf Platz 3. Feines Teil! Auch die Band mit dem lustigen Namen, Does It Offend You, Yeah?, ist zurück. Die neue Single „We Are The Dead“ gibt unweigerlich den Maßstab fürs neue album vor: alles muss in Schutt und Asche gerissen werden, vor allem live. Ist doch mal ne Ansage. Außerhalb der Top 10 gibt’s neben einigen Plartzverlusten auch noch die neue MGMT-Single „Congratulations“ auf der 14. Zu dem Video sag ich auch nichts, aber vielleicht hätte denen mal einer das Yeasayer-Video aus der Vorwoche zeigen sollen. Bei der Idee „Hippie-Muisk mit bizarrer Puppe“ belegen sie also nur die Vizeposition. Happens!

01.( 01 / #4 ) Interpol „Barricade“
02.( 02 / #3 ) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
03.(NEW/ #1) Arcade Fire “Ready To Start”
04.( 03 / #5 ) Wir Sind Helden “Alles”
05.( 06 / #2 ) Orchestral Maneuvers In The Dark “If You Want It”
06.( 05 / #4 ) Robyn “Hang With Me”
07.( 04 / #6 ) Klaxons “Echoes”
08.( 08 / #2 ) Yeasayer “Madder Red”
09.(NEW/ #1) Does It Offend You, Yeah? “We Are The Dead”
10.( 07 / #7 ) Kele „Everything You Wanted“
11.( 11 / #2 ) Trentemøller “... Even Though You’re With Another Girl”
12.( 10 / #8 ) The Pass „Treatment Of The Sun“
13.( 09 / #5 ) Metric “Eclipse (All Yours)”
14.(NEW/ #1) MGMT “Congratulations”
15.( 15 / #6 ) Ellie Goulding “The Writer”
16.( 14 / #5 ) Marina And The Diamonds “Oh No!”
17.( 12 / #12) Arcade Fire “The Suburbs”
18.( 13 / #11) The Coral “1000 Years”
19.( 16 / #5 ) Jónsi “Animal Arithmetic”
20.( 17 / #7 ) A-ha “Butterfly, Butterfly (The Last Hurrah)”





Donnerstag, 2. September 2010

Verlust als Chance

Alles auf Anfang? Oder alles zu Ende? Morgen erscheint hierzulande endlich das vierte Album der New-Yorker-Ausnahmeband Interpol. Die Entwarnung vornweg: es ist wieder mal hervorragend geworden. Eine Selbstverständlichkeit war das aber nicht...

41GKdg5O9IL-_SL500_AA300_Nein, gute Vorzeichen sehen anders aus. Der schmerzliche Weggang von Carlos Dengler, die ungewissen Äußerungen über die Zukunft und dann auch noch ein selbstproduziertes Album, welches genauso heißt, wie die Band. Das macht man ja meist, wenn einem sonst nix mehr einfällt. Das vierte Album von Interpol hatte einen holprigen Start und wird jetzt ungewollt zum Schicksalswerk erkorren, welches über die Zukunft des Neu-Trios entscheidet. Mann, Mann, Mann! Als ob die New Yorker nicht schon an sich große Fußstapfen gehabt haben, die sie ausfüllen müssen. Nämlich ihre eigenen. Kaum eine Band hat es in den vergangenen Jahren geschafft, mich musikalisch so zu erfüllen, wie diese Band. Als ich Ende letzten Jahres meine Lieblingsalben der ausgehenden Dekade aufgestellt habe, waren sie die Einzigen mit drei Alben in den Top 25. Das will einiges heißen und das lässt auch einiges erwarten. Wohin geht die Reise? Schwanengesang oder Neubeginn?

Ein wenig muss man die Dinge aber schon relativieren. Carlos D. ist weg, das Album „Interpol“ hat er schon noch mit aufgenommen. Über seinen Zufriedenheitsgrad bei dieser Aufgabe kann man nur spekulieren. Immerhin hat der stilsichere Mann am Bass noch seine Dienstpflicht getan. Er mag zwar nicht der wichtigste Teil der Band gewesen sein, aber in Sachen Stil und Ausstrahlung war er unverzichtbar. Aber vielleicht wurden diese Punkte auch überbewertet. Vielleicht hatte die Band sich nicht nur diesbezüglich festgefahren und wollte mal aus diesem „Düstere-Band-in-schicken-Anzügen“-System heraus. Klamottentechnisch gibt man sich 2010 wesentlich vielseitiger und beim Sound? Da bleibt man glücklicherweise den eigenen Leisten treu, wenngleich man bei der musikalischen Schusterei einige neue Feinheiten in den bekannten Interpol-Sound hineinarbeitet. Ich hab früher gern mal betont, dass es mir gerade bei Interpol immer herzlich egal war, ob sie sich verändern, so lange sie mit ihren Songs weiterhin diese unnachahmliche Atmosphäre erzeugen. Dabei haben sie sich eigentlich auch stets verändert, allerdings nur immer zu einem gewissen Teil, so dass man fast meinen könnte, alles wäre, wie immer. Verworrene Beschreibung für vielschichtige Musik. Nach dem überraschend gradlinigen und eingängigen 2007er Werk „Our Love To Admire“ entscheided sich die Band glücklicherweise nicht weiter in diese Richtung zu gehen, wenngleich das vielleicht auch hätte funktionieren können. Aber man zieht sich wieder aus dem Scheinwerferlicht zurück in die Dunkelheit und entfaltet da wieder die Magie der Anfangstage.

Interpol-2010
Nicht ohne Stolz… „Success“ der bisher kompakteste und eingängiste Opener der Bandgeschichte. Kein großes Epos, sondern ein direkter und düsterer Song mit dem typischen Interpol-Drive und einem Paul Banks der uns wieder kryptisches um die Ohren ruft. „Dreams of long life, what safety can you find?“ Die Skepsis der Strophen trifft auf einen vorsichtig optimistischen Refrain und der simplen Feststellung “I have succeeded“. Worüber, darüber hüllt man sich im Schweigen. Danach wird es mit “Memory Serves” gleich eine Spur pathetischer und ausladender. Bleierne Schwere liegt in der Luft, gepaart mit einer gewissen Erlösung, welche der Refrain mit sich bringt. Es ist der übliche Schaukampf der Gefühle, der Interpol auch auf dem vierten Album beherrscht. Das kleine Licht in einem Wald voller Dunkelheit finden, das ist es, was die Band will. Paul Banks fleht, Daniel Kessler schlägt die Saiten an, wie man es erwartet, Sam Fogerino treibt alles voran und Carlos, ja, Carlos ist auch noch da, längst nicht mehr so präsent wie noch bei den ersten beiden Platten, aber sein Basslauf und seine kompositorischen Ideen schimmern natürlich durch. Deshalb durchweht einen ein leichtes Gefühl von Bitterheit. Wie soll man die Band nun sehen, die ein wichtiges Teil ihrer bisher einwandfrei funktionierenden Maschine verloren hat? Das muss dann wohl wirklich erst ein eventuelles fünftes Album zeigen, denn hier erleben wir die klassischen Interpol noch einmal in ihrer Blüte. „Lights“ wäre ein viel typischerer Opener gewesen, allein durch seinen dramaturgischen Aufbau. Doch man setzt ihn an vierter Stelle, wo er ebenfalls funktioniert, genauso wie die schmissige Single „Barricade“, welches die zweite Hälfte des Albums einläutet. Hier versucht die Band stärker aus dem bisherigen Korsett auszubrechen, wenngleich man stets Anleihen an frühere Werke findet. „Always Malaise“ hat mit seinem dezent psychodelischen Groove durchaus Ähnlichkeiten mit „Hands Away“ vom Debüt-Album. „Safe Without“ zieht einen dank Kesslers Gitarrenloop genauso in den Bahn, wie „Try It On“, bei welchem sich die Gitarre bewusst zurückhält und Sam Fogerino sich an einem für die Band ungewohnten Breakbeat versucht. Regelrecht leichtfüßig, wenngleich wir uns natürlich immer noch in der finstersten Nacht befinden. Und die ist voller Angst und Zweifel, genauso wie „All Of The Ways“, bei dem Banks den verzweifelten und eifersüchtigen Liebhaber gibt und dabei von einem mehr aus düsterer Magie umgeben ist. Sind das Denglers symphonische Vorstöße, die er immer anbringen wollte? Die Antwort wird im Nebel verloren gehen. Dieser Nebel wird am Ende nocheinmal gelichtet, wenn „The Undoing“ einen fast schon optimistisch aus diesem Nachtflug entlässt. Klar, Happy-Go-Lucky sieht anders aus, aber ein leichter Unterton ist heraushörbar. Ein versöhnliches Finale, teils sogar auf Spanisch.

Es bleibt ein mehr als positiver Effekt nach dem Hören zurück. Interpol wenden sich wieder dem Dunkel zu und halten weiterhin die Balance zwischen ihren gewohnten Spielarten und ein paar neuen Ideen. Es werden neue Beats, Riffe und Songstrukturen angewendet und Paul Banks variiert mit seiner hypnotischen Stimme wesentlich mehr als früher. Er steuert auch seine eigenen Backgroundvocals dazu, die manchmal auch nur aus schwer verständlichem Murmeln oder verzweifelten Ausschreien bestehen, egal ob hoch oder tief. Aber es zieht einen unweigerlich in seinen Bann. Interpol erweitrern die eigene Nische und liefern ein sehr starkes Album ab, welches in Sachen Intensität und Atmosphäre wieder zu den Anfängen zurückgeht, aber die Entwicklung der letzten Jahre nicht außen vor lässt. Und schon wieder werden die Fußspuren fürs nächste Album höher gelegt. Und wär ich masochistisch veranlagt, würde ich der Band sogar nahe legen, vielleicht lieber jetzt zu gehen, als sich komplett auf das Trio-Experiment einzulassen und somit Gefahr zu laufen, das eigene Denkmal zu zerstörren. Aber vielleicht ist es gerade das, was diese Band braucht, um weiter zu existieren. Bei aller Angst um die Zukunft hinterlässt das Album „Interpol“ einen hervorragenden und sehr starken Eindruck. Die Zukunft der Band Interpol sieht also gar nicht so düster aus, wie man denken mag.

Kompletter Albumstream @ MySpace

Dienstag, 31. August 2010

Copy & Paste

Eigentlich ist schon alles über sie geschrieben, aber auch unser kleiner Blog mag um die Hurts nicht wirklich herumkommen. Schon allein die Unrechtfertigung dieses Hypes ruft mich jetzt mal auf den Plan, ein paar Zeilen zum jüngst erschienenen Debüt "Happiness" zu schreiben...

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Erinnerungen sind toll! Seien wir mal ehrlich. Egal, ob es sich um Menschen, Ereignisse, bestimmte Lebensabschnitte oder bestimmte Songs geht. Wir erinnern uns gern zurück, tendenziell eher an die besseren Sachen, als an die schlechteren. Da funktioniert die kognitive Selektion ganz gut. Und der geneigte Musikliebhaber erinnert sich eben gern an Songs, Bands und die damit verbundenen Momente zurück. Der erste Kuss, die erste Party-Nacht, die guten Sounds halt… manchmal geschieht das auch kollektiv, wenn sich gern viele Leute an bestimmte Zeiten erinnern wollen bzw. dies zumindest meinen, zu wollen. Solche Retrowellen gab es schon immer in der Musik. In den 80ern gab’s ein Revival des 50er-Jahre-Rock’n-Roll’s, der Punk kommt genauso immer mal wieder, wie halt der Post-Punk inkl. Indie-Rock Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Die Musikwiederverwertung funktioniert zirkular, wenn das eine nervt, kommt das Andere wieder. Bleiben wir also kurz bei den 80ern. Die sind irgendwie prädestiniert dafür, immer wieder aufzutauchen. Das entsprechende Revival gibt’s eigentlich aller paar Jahre. Jetzt ist es also wieder soweit… die Schulterpolster und seltsamen Frisuren bleiben im Schrank, die Glanzzeiten des Pop werden hingegen reaktiviert. Die Menschen sind wieder bereit dafür.

Jetzt also die Hurts, über die irgendwie schon alles geschrieben wurde. Die Rückkehr zur großen 80er-Geste, retro durch und durch. New New Romantics in Zeiten der weltweiten Krise. Ich meine, was will man auch erwarten, wenn einem das Manchester Duo Theo Hutchcraft und Adam Anderson mit schicken Nazi-Scheiteln und adretten Hemden, sowie tiefem Hundeblick in schwarz/weiß vom Cover aus anklotzen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, sowohl beim Look, als auch bei der Musik. Ästhetik über allem mag man da fast meinen. So wird aus der Newcomer Band mit entsprechender Major-Label-Unterstützung weniger ein Musikact, sondern vielmehr die Vermittlung eines ganzen Lebensgefühls. Hier sind sie die 80er, durch und durch. Jedes Detail wurde kopiert und nun wird uns allen suggeriert, dass es halt auch so ist. Wenn ich allein alle Bands aufzähle, die in den Plattenkritiken zu „Happiness“ bereits erwähnt wurden. Hier muss also die ultimative Symbiose aus Tears For Fears, Depeche Mode, den Pet Shop Boys, OMD, New Order und Bronski Beat kommen... Wahnsinn! Ist allerdings nicht so. Und damit kommen wir jetzt mal endlich zur Musik: „Happiness“ ist ein ganz nettes und gefälliges Pop-Album, welches nach gutem Start allerdings sehr schnell Ermüdungserscheinungen erzeugt, gerade deshalb weil diese Band anscheinend alles sein will und damit hofft, die eigenen Defizite zu überbrücken. Dabei geht’s ja ganz gut los. „Silver Lining“ reißt mit kilometerweitem Pathos die graue Wolkendecke auf und verbreitet düstere Hoffnung. Die Single „Wonderful Life“ hat mich vor einem halben Jahr bereits aus den Socken gehauen. Nun hat sie aufgrund von übermäßig viel Airplay und einer leicht unnötigen Überproduktion auf dem Album ein wenig an Faszination verloren, aber ein handwerklich feiner Popsong bleibt er dennoch. Eine düstere Melancholie, mit viel Dramatik, eingebettet in klassische Popgewänder… das zieht. Auch bei „Blood, Tears & Gold“. Irgendwie sehr eingängig, da kann man als Freund guter Popmusik nichts Schlechtes dran finden. Aber ab dann geht der Abstieg los, langsam aber schleichend. Und den Hörer beschleicht langsam das Gefühl, dass da nix weiter kommt, als das, was er auf den ersten paar Songs schon gehört hat. Große Gesten, große Schulzen und die fadenscheinige Verkündung von Romantik und Gefühl. So gehen die Songs dann meist im Midtempo bzw. Balladenbereich los. Kollege Hutchcraft wirft sein, zugegeben sehr feines Stimmchen in den Ring und nach und nach fügt sich eine Schicht dazu. Ganz nach dem „Copy und Paste“-Verfahren. Hier noch’n dicker Synthie, da noch ein paar fette Streicher. Und nie den Chor und die Mehrstimmigkeit nie vergessen. Und dicke Pauken bitte! Alles muss groß sein, alles übertrieben. Kennt man den Opener „Silver Lining“, kennt man auch den Rest vom Schützenfest. Die Songs heißen dann halt „Illuminated“, „Evelyn“ oder „Unspoken“. Gerade letzteres klang in der damaligen EP-Version auch aufgrund seiner Reduktion sehr angenehm, doch nun wird auch hier die ewig gleiche Schablone aufgesetzt. Es baut sich auf, es kommen Streicher, Pauken und Bombast. Bitte immer mehr von allem!

Alles was dieser Band suggeriert wird, kommt also nicht wirklich auf. Zu kaum einem Zeitpunkt wird die Qualität der oft zitierten Originalbands erreicht. Die breite Schicht an Synthiespuren und balladesquem Weltschmerz-Schnulz ist in keinster Weise emotional oder authentisch. Stets wirkt alles zu übertrieben, zu unecht, zu gekünstelt… da gönnt man sich doch lieber noch einmal zum x-ten Mal „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood. Und die beiden schwachen Uptempo-Nummern „Stay“ und „Better Than Love“ lassen wir mal lieber außen vor. Man merkt, dass das nicht die liebste Baustelle des Duos ist. Nein, das sind die Power-Pathos-Balladen. Und davon gibt’s mehr als genug. Am Ende ist sogar Kylie Minogue bei „Devotion“ dabei. Auch hier guter Anfang, schwacher Abgang. Lediglich „Water“ zeigt am Ende das etwas weniger durchaus mehr sein kann. Es geht doch, wenn die Band nicht immer permanent in eine solche Schmalzsackgasse laufen würde. Alle Ecken und Kannten werden glatt gebügelt, alles wirkt übertrieben und fast schon haarscharf an einer Parodie. Man höre nur mal auf Hutchcrafts kraftlose Texte voller austauschbarer Standard-Phrasen. Wenn man das mal übersetzt und dann die Instrumentierung und Produktion so lässt, dann fehlt auch nicht mehr wirklich viel für nen guten Schlager. Vielleicht zieht das deshalb so gut in Deutschland. Vielleicht wünschen sich die Hörer das suggerierte Gefühl von früher zurück. Die Romantik der 80er, die Zeit der Jugend als Popmusik noch Qualität hatte. Vielleicht funktionieren die Hurts deshalb so gut, auch im schlimmsten Formatradio. Sie passen zwischen die alten Hits, ohne wehzutun. Und neue Generationen kennen das halt noch nicht. Das alles sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Happiness“ eigentlich eine recht durchschnittliche, einseitige und sehr reaktionär produzierte Platte ist, welche ohne den entsprechenden Push durch das Label vielleicht gar nicht die Aufmerksamkeit bekommen hätte, die sie jetzt bekommt. Das wird anderen guten 80er-Retrobands der letzten Jahre nicht ganz gerecht. Und den Hurts schon mal gar nicht. Aber so ist das mit den Erinnerungen ja auch. Sie verblassen halt irgendwie mit der Zeit und werden nicht mehr so wahrgenommen, wie sie tatsächlich einmal passiert sind. Und dann kann man sich halt auch mal mit einer eher mittelmäßigen Kopie wieder darüber hinwegtäuschen.

Hurts @ MySpace

Sonntag, 29. August 2010

rhododendron's ranking ... 34/ 2010

Pünktlich zur Abendstunde folgt eine aktuelle Version meiner Top-20-Lieblingssingles dieser Woche. Angeführt wird das Ranking wie in der Vorwoche von Interpol. Zur „Barricade“ gibt’s jetzt übrigens auch ein recht nettes Video. Schaut euch das mal an. Immer noch irgendwie seltsam, sie zu dritt zu sehen. Neueinsteiger gibt’s natürlich auch wie immer. Den höchsten gibt es für das Comeback der alten 80er-Haudegen von „OMD“. Wahnsinn! Gut 20 Jahre nicht in Originalbesetzung zusammengearbeitet und dann auf einmal sowas. „If You Want It“ klingt dann auch wirklich so, als sei die Zeit stehengeblieben. Aber irgendwie auf positive, nicht so nervige Art, wie bei den Hurts. Fein! Yeasayer waren zu den Glanzzeiten dieses Duos noch mit der eigenen Kindheit beschäftigt, aber für die 80er haben sie ja auch was übrig. So auch bei der neuen Single „Madder Red“, die auf die 8 einsteigt. Und das dazugehörige Video reiht sich nahtlos in die bisherigen Werke der New Yorker ein. Herrlich seltsam. Da liebt es Anders Trentemøller eher klassich. Das Video zur neuen Single “... Even Tough You’re With Another Girl“ passt perfekt zur melancholischen Grundstimmung. Dafür gibt es Platz 11. Ansonsten büst der Rest leicht Plätze ein. Von einigen alten Geliebten, wie den Gorillaz und den Foals müssen wir uns dann auch bald verabschieden. Die Foals beenden damit übrigens ihre 25-wöchige Dauerexistenz in den Top 20. Eine neue quasi-neue-Single mit der geremixten Version von „Spanish Sahara“ gibt es zwar auch schon, aber besagter Song war ja bereits vor nem halben Jahr hier als Promosingle dabei. Nur, falls ihn irgendjemand demnächst vermissen sollte.

01.( 01 / #3 ) Interpol „Barricade“
02.( 03 / #2 ) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
03.( 04 / #4 ) Wir Sind Helden “Alles”
04.( 02 / #5 ) Klaxons “Echoes”
05.( 05 / #3 ) Robyn “Hang With Me”
06.(NEW/ #1) Orchestral Maneuvers In The Dark “If You Want It”
07.( 06 / #6 ) Kele „Everything You Wanted“
08.(NEW/ #1) Yeasayer “Madder Red”
09.( 08 / #4 ) Metric “Eclipse (All Yours)”
10.( 07 / #7 ) The Pass „Treatment Of The Sun“
11.(NEW/ #1) Trentemøller “... Even Though You’re With Another Girl”
12.( 10 / #11) Arcade Fire “The Suburbs”
13.( 09 / #10) The Coral “1000 Years”
14.( 13 / #4 ) Marina And The Diamonds “Oh No!”
15.( 12 / #5 ) Ellie Goulding “The Writer”
16.( 11 / #4 ) Jónsi “Animal Arithmetic”
17.( 16 / #6 ) A-ha “Butterfly, Butterfly (The Last Hurrah)”
18.( 14 / #11) Gorillaz “On Melancholy Hill”
19.( 15 / #2 ) The Cribs “Housewife”
20.( 17 / #12) Foals “Miami”





Donnerstag, 26. August 2010

Die Reifeprüfung

Überraschend Angekommen. Ab morgen gibt es ein neues Album von Wir Sind Helden, welches vor allem dadurch überrascht, dass Deutschlands netteste Popband auf einem so hohem Niveau zeigt, mit dem zumindest ich gar nicht mehr gerechnet hätte...

Ein wenig bieder wirkt es schon, das Cover der neuen Helden-Platte. Seriös im gut bürgerlichen Outfit der… ja, was ist das, 20er Jahre? Keine Ahnung, ich bin da modehistorisch nicht bewandert, aber die Aussage soll schon mal stehen: Da sind wir wieder, geschniegelt und herausgeputzt, aber mit einem gewissen Ernst. Glücklicherweise werden Wir Sind Helden jetzt nicht zu Spaßbremsen, sondern setzen nach der erstmals etwas längeren Pause die Prioritäten etwas anders. Zum Glück!

51ufqENWJfL-_SL500_AA300_Denn eigentlich, muss ich gestehen, hatte ich zuletzt ein wenig die Lust an dem Quartett aus Berlin verloren, nachdem ich schon seit dem 2003er Debüt „Die Reklamation“ an vorderster Front dabei war. Die Nachfolgealben steigerten sich sogar noch, soundtechnisch stagnierte die Band aber auf dem 2007er „Soundso“, wenngleich aber auf sympathisch hohem Niveau. Aber irgendwann hat sich das Prinzip der ewig quirligen Gitarrenpop-Band mit NDW-Anleihen halt auch etwas ausgereizt. Trotzdem blieben die Helden vor allem stets ein was, und zwar hochgradig authentisch und sympathisch. Irgendwie waren sie der durchschnittlichen deutschen Konkurrenz immer einen Schritt voraus in Sachen Wortwitz, Intelligenz und „Unpeinlichkeit“. Jetzt also die Rückkehr, nach Baby- und Bandpause. Und was für eine Rückkehr! Im Prinzip hatte ich in der Form schon gar nicht mehr damit gerechnet, aber das Viertwerk „Bring Mich Nach Hause“ ist das bisher überraschendste, reifste und somit auch beste Helden-Album bisher. Hier spielt keine hippe Nachwuchsband mehr auf, sondern gereifte Musiker, die sich ihren Status in der hiesigen Poplandschaft nicht mehr großartig erspielen müssen, sondern den bewussten Schritt nach vorn gehen. Das neue Album ist jetzt aber, wie gesagt, keine bierernste Angewohnheit, es geht aber generell etwas nachdenklicher und tiefgründiger zur Sache. Vielleicht liegt’s halt auch am Elternglück das Paares Holofernes/ Roy, vielleicht auch einfach an einer distanzierten Sichtweise auf die Dinge. „Bring Mich Nach Hause“ handelt vom Suchen und Finden, mit einer gewissen Gewichtung auf ersteres vielleicht. Single und Opener „Alles“ präsentiert sich als kleine Motivations-Hymne und Gegenpol zu den täglichen Existenzängsten, während der Titeltrack ein verzweifeltes Flehen von Frau Holofernes zu sein scheint, in welchem sie den Weg nach hause sucht. So weht allen Songs ein gewisses Gefühl von Melancholie bei. Die nachdenkliche Ballade von Wolfgang und Brigitte zum Beispiel über die Tücken der Liebe oder das unglaublich traurige „Meine Freundin war im Koma…“, bei welchem Judith mit brüchiger Stimme auf leisem Piano versucht, den Verlust einer Freundin zu verarbeiten. Das Leben ist kein Ponyhof, wenngleich das Quartett auch die schönen Seiten nicht auspaart. „Was Uns Beiden Gehört“ verbreitet gute Laune, auch „23:55, Alles Auf Anfang“ hat ordentlich Schmackes, während mit der Powerpop-Nummer „Kreise“ schon eine nächste potentielle Single in den Startlöchern steht.

Was „Bring Mich Nach Hause“ außerdem so angenehm zum Hören macht, ist der Fakt, dass die Helden ihre neue Nachdenklichkeit auch soundtechnisch unterstreichen. Die üblichen, klirrenden 80er-Synthies fehlen erfreulicherweise, hingegen halten Bläser, Banjos und Akkordeon Einzug ins Instrumentarium. Alles wirkt etwas organischer, bodenständiger. Kann man auch gern als Folk-Pop bezeichnen, muss man aber nicht. Klar gibt es die klassischen Helden-Nummern nach wie vor, aber Songs wie das mit Jazz-Anleihen spielende „Dramatiker“ oder die oben erwähnte todtraurige Klavierballade über die komatöse Freundin, die nie wiederkam, zeigen ganz neue, spannende Seiten an der Band. In der Reduktion auf die Musik liegt das neue System, da ist auch mal Zeit für ein langes Gitarrensolo am Ende von „Im Auge des Sturms“ mit einem Outro, das selbst die Beatles damals hätten nicht besser hinbekommen können. Das alles hinterlässt einen hervorragenden Eindruck, einen richtigen Ausfall gibt es kaum. Wir Sind Helden sind der eigenen Konkurrenz wieder einmal ein paar Schritte voraus und haben die Reifeprüfung bestanden. Sicher, das ist natürlich weiterhin Pop, aber „Bring Mich Nach Hause“ zeigt, dass man in diesem Pop-Rahmen jede Menge Spielraum haben kann, um den eigenen Horizont zu erweitern. Am Ende bleiben die Helden nach wie vor Sympathieträger, irgendwie gehaltvoller, irgendwie ne Spur besser. Und zumindest mich haben sie damit wieder nach hause ins eigene Fanlager gebracht.

Album komplett anhören bei MySpace


Wir sind Helden - Alles

Montag, 23. August 2010

Techno für den Tempelhof

Heute in gut 3 Wochen ist der Spuk schon wieder vorbei. Ich rede nicht nur vom Sommer, sondern auch von der Festivalsaison im Allgemeinen und dem Berlin Festival im Speziellen. Na ja, so richtig sollte man die Sause im sillgelegten Berliner Tempelhof Flughafen auch nicht zu den klassischen Festivals zählen, immerhin geht der ganze Spuk nur zwei Tage, ist Indoor und campen muss man auch nicht, es sei denn man findet ein ruhiges Plätzchen hinter irgendeiner Parkbank.

Ein Erlebnis wird das Indie-Festival mit akutem Elektronik-Einschlag sicher allemal. Neben so üblichen Verdächtigen, wie Hot Chip, den Editors, Boys Noize oder James Murphy mit seinem LCD Soundsystem (der vor der Frührente nochmal alles mitnimmt, was geht), gibt's auch ein paar spezielle Leckerbissen, wie Altmeister Norman Cook aka Fatboy Slim, die Post-Punk-Urgesteine Gang Of Four oder Fever Ray bei einem ihrer seltenen Auftritte in unsere Breitengraden. Dürfte für fast jeden was dabei sein. Zumindest für FallOnDeafEars und meine Wenigkeit, weshalb wir uns trotz akuter Nicht-Hipsterness unter all die Großstädter werfen werden und neben hemmungslosem Hedonismus mit Limonaden-Genuss auch tolle Klugscheißer-Dialoge wie "Hörst du diesen Synthie? Der ist doch von Tears For Fears geklaut?" führen. Und na ja, Spass haben. Hätten wir nen Twitter-Account würden wir live davon berichten. Haben und wollen wir aber nicht. Aber hinterher hier vielleicht in Bericht-Form.

Na ja, um die Vorfreude noch zu steigern gibt's auch wieder ein exklusives Mixtape von meiner Wenigkeit, namens "This Is Techno!". Darauf gibt's auf etwas mehr als 50 Minuten meine persönlichen Favouriten und Künstler, auf die ich mir schon nen Wolf freue. Trotz Genrevielfalt vor Ort, ist der Mix eher elektronisch-herb geraten, passt also gut, um die Endorphine rechtzeitig vorher nach oben zu treiben. Wer also auch vor Ort ist und noch was für's Warm-Up benötigt oder einfach nur mal wieder Lust hat, sich die Gehörgänge mit elektronischem Shit durchzublasen, der ist herzlich eingeladen, sich das gute Teil via Soundcloud anzuhören und runterzuladen. Es wird nur bis zu dem Festivalwochenende (10./11.09.) online sein. Also heißt es schnell sein. Der frühe Vogel bekommt die Beats! Hier noch das Tracklisting und anschließend viel Spass beim Anhören und Festivalvorfreuen!

01 Intro “stolen” from 2Many DJs
02 Soulwax – I Love Techno (NightVersion)
03 Atari Teenage Riot – Activate!
04 Boys Noize & Erol Alkan – Avalanche!
05 Goose – Bring It On (Teenage Bad Girl Remix)
06 Housemeister – Famous
07 Editors – Papillon (The Japanese Popstars Remix)
08 Blood Red Shoes – I Wish I Was Someone Better (Metal On Metal Remix)
09 We Have Band – Honey Trap (Original vs. Co-Pilots Turbulence Remix)
10 Fever Ray – Triangle Walks (Rex The Dog Remix)
11 Hot Chip – I Feel Better (Richard X Remix)
12 Robyn – Don’t Fucking Tell Me What To Do (Mylo & Sharooz Mix)
13 Boys Noize – Nott!
14 LCD Soundsystem – You Wanted A Hit (Soulwax Remix)
15 Peaches ft. Gonzales – Red Leather
16 Fatboy Slim – Sunset (Bird Of Prey )
17 Caribou - Sun

'This Is Techno!' (Berlin Festival Mix 2010) by PBMR

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