Dritter Versuch, Zweite Version
Recycling in eigener Sache. Es folgt eine leicht optimierte Neu-Version meiner letztjährigen Kritik zum dritten Album der Thirteen Senses, welches nun endlich nach Monaten der Ungewissheit offiziell im Handel erscheint. Von einer Band und ihrem fortwährenden Kampf gegen Windmühlen…
Nun also doch. Lange hatte man nichts von den Thirteen Senses gehört, die einst zu einer der hoffnungsvollsten Bands des Vereinten Königreichs zählten. Doch das war zu einer Zeit, als die Musikwelt vor ca. 7 Jahren noch ein wenig anders aussah. Franz Ferdinand waren gerade dabei alles über den Haufen zu werfen und von Nur Rave, Twitter oder Lady Gaga war noch keine Spur. Alles irgendwie übersichtlicher. Die von Travis und Coldplay losgetretene Britpop-Welle der späten 90er flaute also gerade ab. So gesehen waren die Thirteen Senses aus Cornwall sogar relativ spät dran mit ihrem 2004er Debüt „The Invitation“. Dennoch konnte man damit einige Kritiker- und Fanherzen für sich gewinnen. Besonders meines, denn ich bin nach wie vor ein riesiger Verehrer dieses traumhaften Meisterwerkes, dass ich ganz klar zu den qualitativ besten Debüts der letzten zehn Jahre zähle. Für die Band war also alles drin. Snow Patrol und James Blunt hätten sie locker in der Pfeife rauchen können, aber im Anschluss lernte man dann leider die Schattenseiten der Industrie kennen. Von Hundert auf Null. Der Nachfolger „Contact“ war ein kolossaler Flop, der es gerade mal so in die UK Top 100 schaffte. Dabei hatte das Album durchaus helle Momente, aber die Band hatte am Ende irgendwie den roten Faden darauf verloren. Schlechte Promotion tat ihr übliches, so dass die Band sang- und klanglos ihren Plattenvertrag und viele Fans verlor. Ein Schock, von dem man sich immer noch erholt.
Das dritte Album „Crystal Sounds“ tauchte dann vergangenes Frühjahr ganz spontan zum monatelangen Stream auf der der Bandhomepage auf und sollte helfen, das Trauma in Wohlgefallen umzuwandeln. Selbstproduziert, selbst eingespielt und nun auf b-sirius, einem Unterlabel von Pias Records veröffentlicht. Die ursprünglich 9 Tracks des Streams wurden um vier erweitert und sollen nun der Welt helfen, diese Band lieben zu lernen oder sich, wie in meinem Fall, wieder in sie zu verlieben. Geht da noch was im Kampf gegen die Windmühlen? Eigentlich schon, denn handwerklich ist „Crystal Sounds“ ein recht gutes Album geworden, mit 13 Tracks sogar noch mal etwas besser, als mit 9. Es ist natürlich kein zweites „Invitation“, aber es merzt ein wenig die Fehler von „Contact“ aus, in dem sich die Band auf ihre Stärken beruft. Und das heißt natürlich gefühlvolle Britpop-Balladen voller Melancholie und gern mal etwas Kitsch. Die Schuster bleiben bei ihren Leisten. Der Reigen der neun Songs wird durch das nette, wenn auch etwas lange Titelstück eröffnet. „A little wiser now“ stellt Sänger Will South darin fest. Ist wohl was dran… im Anschluss zeigt die Band aber, dass sie durchaus noch in der Lage ist, ein paar anständige Hits aus dem Ärmel zu schleudern. Trotz furchtbarem Video ist die schnittige Single „The Loneliest Star“ ein ziemlicher Ohrwurm, während man sich beim eingängigen „Home“ sofort heimisch fühlt und da erstmals wieder den Geist spürt, welcher einst das Debüt durchwehte. Mit dem ziemlich flotten, aber gefühlvollen „Imagine Life“ kann die Band dann ebenfalls punkten und zeigt, dass sie auch abseits der reinen Balladen etwas zu bieten haben. Funktioniert hier besser, als beim Zweitwerk. „Suddenly“ und „Animals“ entpuppen sich im Anschluss als Kitsch-Nummern, welche in der Qualität etwas abfallen. Ambitioniert und durchaus reizvoll. Mit „After The Retreat“ gibt’s danach den obligatorischen Rohrkrepierer des Albums, was aber vorkommen kann. „I Saw Stars Disappear“ ist dann schon wieder hochgradig melodramatisch und zelebriert einmal mehr die orchestrale Seite der Band, die mehr als auf den anderen Alben, diesmal in den Vordergrund tritt. Wo haben die denn das Orchester her? „Answer“ gibt sich dann wieder als klassischer Thirteen-Senses-Song. Und dann „Out There“ als purer Orchesterkitsch auf 8-Minutenlänge, der fast schon eine kleine Symphonie darstellt. Vielleicht das ambitionierteste Stück, welches die Band bisher aufgenommen hat. Bei der 9-Track-Version des Albums ein würdiger Abschluss, hier geht’s anschließend noch etwas weiter. Das reduzierte „Send Myself To Sleep“ ist ganz wunderbar, „Concept“ und „In The Crowding“ allenfalls ganz okay.

Es offenbart sich nach dem Genuss der aufgepimpten 2011er-Version von „Crystal Sounds“ allerdings nach wie vor das Grunddilemma dieser Band und ihres Sounds. Er ist zu harmlos, zu kitschig, zu vorhersehbar. Das war er aber schon immer und macht auch ein wenig den Charme der Band aus, in einer Zeit, in der jede Kapelle auf 80er-Retro-Hochglanz-Pop getrimmt zu sein scheint, sowieso mehr denn je. Doch dieser Sound besitzt auch stets das Risiko, zu übertrieben und zu beliebig zu sein. Eine Grenze, die auf „Crystal Sounds“ das ein oder andere Mal übertreten wird. Dieser Sound funktioniert, aus meiner Sicht, nur, wenn die Songs gut sind. Wenn sie überzeugend in Melodie und Struktur sind und somit die Mängel überstimmen können. Es gelingt wieder besser, als auf „Contact“, aber vermutlich sollte ich mich langsam damit abfinden, dass „The Invitation“ wohl ein glücklicher Einzelwurf bleiben wird. Ein gutes Album ist „Crystal Sounds“ am Ende aber doch geworden. Kein überragendes, aber auch kein wirklich furchtbares. Irgendwo in der Mitte. Doch ob die Mittelmäßigkeit einer Band, mit solchen Ambitionen und dieser Vergangenheit reicht, wird sich zeigen. Es braucht nur diesen einen Hit, der so platziert wird, dass ihn die Welt auch hören wird. Dann funktioniert vielleicht auch der Rest. Ob es „Crystal Sounds“ also 2011 schafft, aus dem Meer an Veröffentlichungen entscheidend herauszuragen, um die Band voranzubringen steht weiterhin in den Sternen. Ein mehr als passables Album hat man in jedem Fall vorzuweisen. Nun auch physisch.
Nun also doch. Lange hatte man nichts von den Thirteen Senses gehört, die einst zu einer der hoffnungsvollsten Bands des Vereinten Königreichs zählten. Doch das war zu einer Zeit, als die Musikwelt vor ca. 7 Jahren noch ein wenig anders aussah. Franz Ferdinand waren gerade dabei alles über den Haufen zu werfen und von Nur Rave, Twitter oder Lady Gaga war noch keine Spur. Alles irgendwie übersichtlicher. Die von Travis und Coldplay losgetretene Britpop-Welle der späten 90er flaute also gerade ab. So gesehen waren die Thirteen Senses aus Cornwall sogar relativ spät dran mit ihrem 2004er Debüt „The Invitation“. Dennoch konnte man damit einige Kritiker- und Fanherzen für sich gewinnen. Besonders meines, denn ich bin nach wie vor ein riesiger Verehrer dieses traumhaften Meisterwerkes, dass ich ganz klar zu den qualitativ besten Debüts der letzten zehn Jahre zähle. Für die Band war also alles drin. Snow Patrol und James Blunt hätten sie locker in der Pfeife rauchen können, aber im Anschluss lernte man dann leider die Schattenseiten der Industrie kennen. Von Hundert auf Null. Der Nachfolger „Contact“ war ein kolossaler Flop, der es gerade mal so in die UK Top 100 schaffte. Dabei hatte das Album durchaus helle Momente, aber die Band hatte am Ende irgendwie den roten Faden darauf verloren. Schlechte Promotion tat ihr übliches, so dass die Band sang- und klanglos ihren Plattenvertrag und viele Fans verlor. Ein Schock, von dem man sich immer noch erholt.Das dritte Album „Crystal Sounds“ tauchte dann vergangenes Frühjahr ganz spontan zum monatelangen Stream auf der der Bandhomepage auf und sollte helfen, das Trauma in Wohlgefallen umzuwandeln. Selbstproduziert, selbst eingespielt und nun auf b-sirius, einem Unterlabel von Pias Records veröffentlicht. Die ursprünglich 9 Tracks des Streams wurden um vier erweitert und sollen nun der Welt helfen, diese Band lieben zu lernen oder sich, wie in meinem Fall, wieder in sie zu verlieben. Geht da noch was im Kampf gegen die Windmühlen? Eigentlich schon, denn handwerklich ist „Crystal Sounds“ ein recht gutes Album geworden, mit 13 Tracks sogar noch mal etwas besser, als mit 9. Es ist natürlich kein zweites „Invitation“, aber es merzt ein wenig die Fehler von „Contact“ aus, in dem sich die Band auf ihre Stärken beruft. Und das heißt natürlich gefühlvolle Britpop-Balladen voller Melancholie und gern mal etwas Kitsch. Die Schuster bleiben bei ihren Leisten. Der Reigen der neun Songs wird durch das nette, wenn auch etwas lange Titelstück eröffnet. „A little wiser now“ stellt Sänger Will South darin fest. Ist wohl was dran… im Anschluss zeigt die Band aber, dass sie durchaus noch in der Lage ist, ein paar anständige Hits aus dem Ärmel zu schleudern. Trotz furchtbarem Video ist die schnittige Single „The Loneliest Star“ ein ziemlicher Ohrwurm, während man sich beim eingängigen „Home“ sofort heimisch fühlt und da erstmals wieder den Geist spürt, welcher einst das Debüt durchwehte. Mit dem ziemlich flotten, aber gefühlvollen „Imagine Life“ kann die Band dann ebenfalls punkten und zeigt, dass sie auch abseits der reinen Balladen etwas zu bieten haben. Funktioniert hier besser, als beim Zweitwerk. „Suddenly“ und „Animals“ entpuppen sich im Anschluss als Kitsch-Nummern, welche in der Qualität etwas abfallen. Ambitioniert und durchaus reizvoll. Mit „After The Retreat“ gibt’s danach den obligatorischen Rohrkrepierer des Albums, was aber vorkommen kann. „I Saw Stars Disappear“ ist dann schon wieder hochgradig melodramatisch und zelebriert einmal mehr die orchestrale Seite der Band, die mehr als auf den anderen Alben, diesmal in den Vordergrund tritt. Wo haben die denn das Orchester her? „Answer“ gibt sich dann wieder als klassischer Thirteen-Senses-Song. Und dann „Out There“ als purer Orchesterkitsch auf 8-Minutenlänge, der fast schon eine kleine Symphonie darstellt. Vielleicht das ambitionierteste Stück, welches die Band bisher aufgenommen hat. Bei der 9-Track-Version des Albums ein würdiger Abschluss, hier geht’s anschließend noch etwas weiter. Das reduzierte „Send Myself To Sleep“ ist ganz wunderbar, „Concept“ und „In The Crowding“ allenfalls ganz okay.

Es offenbart sich nach dem Genuss der aufgepimpten 2011er-Version von „Crystal Sounds“ allerdings nach wie vor das Grunddilemma dieser Band und ihres Sounds. Er ist zu harmlos, zu kitschig, zu vorhersehbar. Das war er aber schon immer und macht auch ein wenig den Charme der Band aus, in einer Zeit, in der jede Kapelle auf 80er-Retro-Hochglanz-Pop getrimmt zu sein scheint, sowieso mehr denn je. Doch dieser Sound besitzt auch stets das Risiko, zu übertrieben und zu beliebig zu sein. Eine Grenze, die auf „Crystal Sounds“ das ein oder andere Mal übertreten wird. Dieser Sound funktioniert, aus meiner Sicht, nur, wenn die Songs gut sind. Wenn sie überzeugend in Melodie und Struktur sind und somit die Mängel überstimmen können. Es gelingt wieder besser, als auf „Contact“, aber vermutlich sollte ich mich langsam damit abfinden, dass „The Invitation“ wohl ein glücklicher Einzelwurf bleiben wird. Ein gutes Album ist „Crystal Sounds“ am Ende aber doch geworden. Kein überragendes, aber auch kein wirklich furchtbares. Irgendwo in der Mitte. Doch ob die Mittelmäßigkeit einer Band, mit solchen Ambitionen und dieser Vergangenheit reicht, wird sich zeigen. Es braucht nur diesen einen Hit, der so platziert wird, dass ihn die Welt auch hören wird. Dann funktioniert vielleicht auch der Rest. Ob es „Crystal Sounds“ also 2011 schafft, aus dem Meer an Veröffentlichungen entscheidend herauszuragen, um die Band voranzubringen steht weiterhin in den Sternen. Ein mehr als passables Album hat man in jedem Fall vorzuweisen. Nun auch physisch.
rhododendron - 22. Feb, 16:22

Die Stimme wird zum Dreh- und Angelpunkt, bei beiden Alben, wenngleich Fokus und Umsetzung variieren. James Blake zeigt auf seinem selbstbetitelten Debüt vollen Einsatz, sinkt mit kraft- und vor allem gefühlvoller Stimme von Liebe und Schmerz und garniert dies immer wieder mit kleinen Spielereien. Minimalistische Beats treffen auf ein durchweg gern mal klassisch agierendes Piano und diverse Vocoder- und Auto-Tune-Spielereien, dass selbst Will.I.Am schwindelig werden könnte. So pitcht sich Blake gern mal zu seinem eigenen Backing-Vokalisten hoch, zerstückelt sie Stimmfragmente auf unterschiedliche Art und Weise und fügt so den im Herzen recht klassischen Balladen eine gewisse experimentelle und dezent verstörende Note hinzu. Seine Stimme agiert dabei als auditiver Anker, der das Gefühl in einer differenzierten Musikalität widerspiegelt. Jamie XX macht hingegen mit Gil-Scott Heron scheinbar was er will und kann. Das Album „We’re New Here“ ist deutlich weniger „Post“ und wesentlich mehr Dubstep, als Kollege Blake. Breakbeats, mal schnell, mal langsamer, jede Menge Samples, seien es verstümmelte Rave-Flächen oder gepitchte Vocals.
An allen Ecken und Enden passiert irgendwas, wenngleich eigentlich gar nicht so viel passiert. Paradoxerweise lebt nämlich auch dieses Album ein wenig von der Reduktion. Und von der markanten Stimme seines Sängers. Wenngleich hier nicht der alte Soul-Man das Zentrum des Geschehens ist, sondern häufig zum Sample an sich verkommt und sich Smiths Spielereien unterordnen muss. Ist ja auch nicht verwunderlich, den streng genommen handelt es sich hier ja um eine Remixplatte. Doch sein rauchiges, erfahrenes Organ ist das Element, das diesem Album tatsächlich bei allem Sampling auch etwas Seele gibt. Herons Blues repräsentiert eine gewisse Reife und Authentizität, welche sich eigentlich ein wenig mit den urbanen Beats des Jung-Produzenten beißen müsste, sich aber am Ende doch ganz ordentlich fügt. Vergangenheit trifft, na ja, sagen wir mal die Gegenwart zumindest. Die Kombination eines klassischen Soulgesangs mit hippen Soundspielereien mag sicher nicht sonderlich innovativ sein, bleibt aber auch im x-ten Update gewissermaßen reizvoll.
Wer diesen Blog schon lange liest, der weiß, dass ich seit meinem ersten Kontakt mit der britischen Alternative Rock Band The Boxer Rebellion, Ende 2007 auf einem Konzert der Editors, quasi ehrenamtliche Promoarbeit leiste. Konzertkritiken gab’s hier genauso sehr, wie mehr als eine geschriebene Lobpreisung auf die musikalischen Ergüsse des Londoner Quartetts. Ich habe diese Band so vielen Menschen ans Herz gelegt, sogar eine überteuerte Ur-Import-Version ihres Debüts nebst T-Shirt gekauft. Die Band hatte es auch nötig. Denn leider wollte sich der Erfolg trotz fantastischer Musik nicht richtig einstellen. Nach dem Debüt „Exits“ wurde man beim Major rausgeworfen, der Nachfolger „Union“ wurde erst jahrelang aufgeschoben und ein Publisher gesucht, bevor man es am Ende vorerst nur digital auf eigene Faust veröffentlichte und somit als erste Band ohne Label, die US-Charts knackte. Und sich permanent live hochspielen tat und tut man sowieso. Lange Rede, kurzer Sinn, diese Band ackert für ihren Erfolg und nun sollen, im Jahr 2011, mit dem dritten Album, endlich die Früchte dieser Arbeit geerntet werden. Endlich!
Den Vorwurf, es beim zweiten Album immer etwas zu übertreiben müssen sich ja viele Newcomer gern mal gefallen lassen. Gab es im Laufe der letzten Jahre genug… Einfach mal bei Bloc Party, den Killers oder Editors nachfragen. Alles muss eine Spur größer, perfekter, ausgefeilter und ausladender von statten gehen. Warum? Weil man es kann… oder den dringlichen Wunsch verspürt, es zu müssen. Immerhin hat man jetzt Erfolg, etwas Geld und Erfahrung in Sachen Produktion. Warum also nicht in die Tat setzen. Diesen Vorwurf kann und muss man irgendwie auch den White Lies aus London machen. Wenn, ja… wenn das nicht so unüberraschend käme und sie den Schritt nicht irgendwie schon auf dem Debüt gewagt hätten. Schon da ging es gern mal ausladender zu und in Sachen Produktion hat man schon damals dick aufgetragen. Die Nummer Eins im UK gab dem Trio dann auch Recht. Die Mischung dunkler New-Wave-Magie á la Joy Division mit der Radiokompatibilität der Killers funktionierte und warf einige ordentliche Hits ab.