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Sonntag, 28. Dezember 2008

Die Besten des Jahres - Teil Sechs (Plätze 10 bis 6)

Und hier sind sie nun: meine 10 besten Alben des Jahres 2008! Zumindest die erste Hälfte... die zweite folgt hoffentlich noch vor Jahresende...

10. Sigur Rós „Með Suð í Eyrum Við Spilum Endalaust“

Konkurrenzlos… Im Prinzip hätte es jedes Album von Sigur Rós verdient, Album des Jahres zu werden. Denn in dem Moment, wo man diese Musik hört und sie fühlt, ist sie eh die größte Musik auf Erden. Da gerate ich gern immer wieder erneut ins Schwärmen. So auch auf dem diesjährigen Werk, mit dem treffenden Titel „Mit einem Summen im Ohr spielen wir ewig weiter“. Man kann also nur hoffen, dass das Summen auch in den nächsten Jahren noch des öfteren in den Ohren der Band zu hören sein wird. Album Nr. 5 ist wieder einmal traumhaft melancholische Musik, die sich nicht vor großen Gesten und Gefühlen scheut. Dabei erweitern die schrulligen Isländer ihr Repertoire um viele neue Elemente. Songs, wie „Inní mér syngur vitleysingur“ oder „Við Spilum Endalaust“ präsentieren sich im fröhliche Pop-Format, ohne sich dabei anzubiedern, die erste Single „Gobbledigook“ lädt sogar zum Tanzen ein. Doch wer nun nach den anfänglich fröhlichen Songs und dem Albumcover ein heiteres Sommeralbum erwartet, der wird in der zweiten Hälfte beruhigt. Da laufen Sigur Rós wieder zu melancholischen Höchstleistungen auf und präsentieren sich in alter, emotionaler Stärke. Wobei der Sound generell entschlackter wirkt. Nun ist auch mal Zeit für eine fast reine Akustik-Ballade, wie „Illgresi“ oder einen erstmals englischsprachigen Song, wie „All Alright“. Sigur Rós beschränken sich auf das wesentliche, wirken leichter und in ihrer Musik konkreter. Wobei man sich natürlich nach wie vor Soundmonster, wie das epische „Festival“ oder das phänomenale „Ára bátur“ gönnt. Besonders letzteres ist in seiner epischen Breite ein Meisterwerk und vermutlich das Beste, was diese Band je aufgenommen hat. Diesen Song sollte man dringend gehört haben, bevor man stirbt. Und das meine ich mit allerhöchster Ernsthaftigkeit! Sofern man die Songqualität bei Sigur Rós überhaupt noch differenzieren kann. Dazu ist sie einfach zu hoch. Auch diesmal wieder
Beste Songs: Inní mér syngur vitleysingur, Við Spilum Endalaust, Àra bátur, Suð í Eyrum

09. Hot Chip „Made In The Dark“

Nerdy… Hot Chip sind definitiv die Art von Typen, die man früher in der Schule mit zusammengeknülltem Papier beworfen hat. Uncoole Brillen, furchtbare Pullis, unergonomische Körper... Nein, so sehen keine Popstars aus. Oder doch? Kaum eine Band brachte dieses Jahr so viel Spannung in den Pop, wie dieses Kollektiv von Musik-Fricklern. So entpuppt sich „Made In The Dark“ als eines der vielschichtigsten Alben des Jahres, ohne dabei den Ohrwurm-Charakter zu vernachlässigen. So bietet dieses Album alles. Elektro, Pop, R&B, eine Prise Soul und Hip Hop, Indie-Rock und herzerweichende Balladen. Wer Hot Chip bisher eher als unscheinbare Indie-Band abgetan hat, der erkennt nun, mehr als auf den Vorgängeralben die Ambitionen hin zu echtem, großem Pop. Und dabei nimmt sich die Band selbst auch nicht zu ernst und spielt mit den Erwartungen. Wie könnte man sonst einen so tollen Song wie „Shake A Fist“ erst aufbauen, nur um ihn in der Mitte mal eben komplett über den Haufen zu werfen um die Studiosynthies zu testen. Oder wie kann man einen R&B-Schnulze wie „Wrestlers“ überhaupt ernst nehmen? Tja, würde diese Band nicht einfach mal ihr Handwerk verstehen und eine ganze Reihe kleine Superhits auf einem Album vereinigen. Am Anfang mag man „Made In The Dark“ noch nicht vollständig verstehen, aber das kommt auf jeden Fall mit der Zeit. Wenn man dieses Album zu schnell abschreibt, dann entgeht einem einem der ein oder andere gute Song. Die Mannen um Alexis Taylor machen 2008 den mit Abstand spannendsten Pop, der vor allem live zu einer unglaublichen Feier einlädt. Mit „Ready For The Floor“ haben sie schon Richtung Singlehit geschielt. Und wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann wird das nächste Jahrzehnt ei n Hot-Chip-Jahrzehnt. Erinnert euch dann bitte an meine Worte. The Geeks were right!
Beste Songs: Shake A Fist, Ready For The Floor, We’re Looking For a Lot Of Love, Hold On, Wrestlers

08. The Stills „Oceans Will Rise“

Wiedergutmachung… Wer mich einigermaßen kennt, dem ist bekannt, dass ich selten einen Hehl daraus mache, wenn es darum geht, “Logic Will Break Your Heart”, das Debüt-Album der Stills als eines der wichtigsten Alben meines Lebens zu bezeichnen. Und das hat weniger was mit emotionaler Bindung, aber auch viel mit der hochwertigen, musikalischen Qualität des Debüts aus dem Jahr 2003 zu tun. Damit machten sich die Stills für mich und viele andere unsterblich. Nur, um vor 2 Jahren mit dem Nachfolger einen kompletten Rohrkrepierer zu veröffentlichen, der gar nichts, aber auch rein gar nichts von dem Charme des Vorgängers hatte. Doch als ich die Stills schon abgeschrieben hatte, legten sie mit Album Nr. 3, „Oceans Will Rise“, dieses Jahr ein Album vor, das mit jeder Silbe „Es tut mir leid!“ schreit und um Wiedergutmachung bemüht ist. Und das schöne dabei ist: das funktioniert sogar, ohne dass das Album eine Kopie des Debüts ist. Allerdings orientiert man sich soundtechnisch wieder deutlich stärker dran. Da ist er wieder, dieser hallige, melancholische, 80er-Jahre-infizierte Indierock der Kandier, den ich so ins Herz geschlossen hab. Songs wie „Snow In California“, „Being Here“ oder „Dinosaurs“ sind locker auf “Logic”-Niveau. Tracks wie “Everything I Build” oder “Statue Of Sirens” rühren zu Tränen. Es ist nicht nur der Sound, es sind auch die Songs. Und angesichts dieser tollen Nummern fragt man sich doch, was beim Vorgänger, „Without Feathers“ so schief lief. Na ja, alle haben mal ein schlechtes Album. Hoffen wir, dass es dieser kleinen, feinen Band nicht noch mal in der Form passiert. The Stills haben ordentlich Potential, auch wenn sie, wie auf diesem Album über Weltuntergangsszenarien singen. Lasst euch beim Kauf auch bitte nicht vom Schädel aufhalten. Und „Logic“ solltet ihr euch eh kaufen. Und dieses andere Album vergessen wir mal lieber. ;-)
Beste Songs: Snow In California, Being Here, Everything I Build, Dinosaurs, Statue Of Sirens

07. Get Well Soon „Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon“

Alleskönner… Vor einem Jahr genoss Konstantin Gropper irgendwie noch einen gewissen Insiderstatus. Nun, Ende 2008, sollte dieser Mann allen Musikfachleuchten des Landes bekannt sein. Und Ende 2009 dann hoffentlich auch dem Rest der Welt. Er arbeitet ja dran. Denn was dieser Mann mit Get Well Soon vorgelegt hat, ist nicht mehr oder weniger, das Beste was seit Jahren musikalisch aus diesem Land gekommen ist. Vor internationaler Konkurrenz muss sich Gropper auch überhaupt nicht verstecken, denn dieses Album ist wirklich großartig! Das er sich für sein Debüt die aus heutiger Sicht schier luxuriöse Zeit von 4 Jahren gelassen hat, merkt man der Platte auch an. Für ein Debüt wirkt sie unglaublich ausgereift, unglaublich detailliert und auf den Punkt gebracht. Man hat das Gefühl, dass jeder Ton genau da sitzt, wo er sitzen soll. Alles wirkt durchdacht. Kein Wunder, hat Gropper doch einen Großteil der Instrumente doch selber eingespielt und arrangiert. Entstanden ist ein großes, episches Popwerk, das sowohl leise, wie auch stadiontaugliche Momente bietet. Ein Singer/Songwriter-Album mit Hang zur großen Geste. Den Vorwurf, dass sich Gropper musikalisch bei vielen bekannten Sachen der letzten 20 Jahre bedient hat muss er sich gefallen lassen. Wenn man hinhört, erkennt man Nick Cave, Connor Oberst, Arcade Fire oder Sigur Rós an vielen Ecken und Enden heraus. Kann man ja auch machen. Wem dabei einer abgeht. Was am Ende aber zählt sind die Songs und das was sie bewirken. Und die Songs sind durchweg super. Es gibt keinen Ausfall und das Album vermittelt trotz seiner Abwechslung eine gewisse Geschlossenheit, besonders durch Gropper’s Stimme, die sich immer wieder traurig, melancholisch zu Wort meldet. Und wer mal auf die Texte achtet, der wird durchaus mitbekommen, dass der Mann in seinem Songwriting auch nicht vor dem ein oder anderen Gag Halt macht. Eine rundum gelungene Platte, die in den richtigen Momenten Leben retten und Menschen zusammenbringen kann. Ein großes Album, dass wie eine Compilation, der besten Songs der letzten Jahre fungiert. Und ich wünsche diesem Mann, dass er bald die Brixton Academy ausverkauft und die Tür für deutsche Musik abseits von Tokio Hotel auch auch international öffnet. Dieses Album ist die beste Bewerbung. Jetzt auch mit neuer EP zu haben, welche das nur bestätigt.
Beste Songs: You / Aurora / Seaside, (If This Head Is Missing) I Have Gone Hunting, Help To Prevent Forrest Fires, I Sold My Hands For Food So Please Feet Me, Wichtes! Witches! Rest Now In The Fire

06. Tokyo Police Club „Elephant Shell“

Sonnenschein… Unverhofft kommt oft! Nach der Flut der letzten Jahre schaltet man ja schon gelegentlich auf Durchzug, wenn die Presse eine neue junge Indierockband hervorhebt. Doch das entpuppt sich oft als Fehler. Denn so wären bei na Tokyo Police Club an mir vorbeigeschrammt, deren diesjähriges Debüt ja mit Spannung erwartet wurde. Und was soll man da sagen? Dies ist mein persönliches Sommeralbum 2008! In gerade mal einer halben Stunde zünden hier nacheinander 11 Hits ohne Aussetzer. Es ist wirklich so: Ein Album, 11 Ohrwürmer! Lebensrettende Powerpoprock-Songs, die permanent mit ihrer Jugendlichkeit, Frische und auch leichter Melancholie mitreißen. Tokyo Police Club sind wie eine frische Brise, der man sich einfach gern ergibt. Wenn man Songs wie „Juno“ oder das phänomenale „Your English Is Good“ hört, dann ist das für diese drei Minuten die wichtigste und beste Musik auf Erden. Dieses Album ist ein kleines Mysterium. Ich kann die Genialität gar nicht in Worte fassen. Ich meine, an sich ist das keine neue Musik und keine innovative Musik. Es sind einfach nur elf fantastische, energetische Songs, auf den Punkt gebracht. Alle Bandmitglieder harmonieren so gut zusammen, dass diese Songs einfach nur gut werden können. „Your Future Is Ours“ singen sie und man möchte ihnen auch einfach nur Recht geben. Dieses Album ist jung, laut, aber trotzdem melodiös und irgendwie halt auch traurig. Ach, ich fang schon an, mich zu wiederholen. Weil mir die Worte eben fehlen. Egal, ob ihr 15 oder 35 seid... Dieses Album muss euch einfach mitreißen. Vielleicht tut’s das auch nur bei mir. Ist mir auch egal. „Elephant Shell“ ist das vielleicht unscheinbarste Meisterwerk dieses Jahres. Das größte kleine Album 2008. Und es funktioniert auch Jahreszeiten und –zahlen unabhängig. Da bin ich mir ganz sicher. Wir sehen uns 2009 wieder...
Beste Songs: In A Cave, Juno, Tessellate, Your English Is Good

Dienstag, 23. Dezember 2008

Die Besten des Jahres - Teil Fünf (Plätze 15 - 11)

Kurz vorm besinnlichen Fest, besinne ich mich noch einmal auf die wichtigsten Alben des Jahres. Wir nähern uns den Top 10, diesmal mit fünf weiteren Alben

15. Does It Offend You, Yeah? „You Have No Idea What You’re Getting Yourself Into"

Undefinierbar… Wer vom englischen Guardian den Preis für den bescheuersten Bandnamen des Jahres verliehen bekommt, der ist schon mal auf der Gewinnerseite. Ist der Ruf erst ruiniert, rockt es sich ganz ungeniert. Anfang des Jahres sorgte diese britische Band mit ihrem wilden Mix aus Electro, Punk und Pop für eine Explosion der Gehörnerven! Diverse Singles und Remixe ließen bereits erahnen, was denn da auf uns zukam. Doch am Ende hatten wir, getreu des Albumtitels, keine Ahnung, auf was wir uns da genau einlassen. So ist das Debüt ein bunter Mix aus der breiten Palette dieser Band. Der bratzige Elektro-Sound, den sie live so überzeugend rüberbringen, wird durch Instrumentals wie „Weird Science“ oder „Battle Royale“ vertreten, während „With A Heavy Heart“ einfach nur rockt, wie Sau und einem Faustschlag in die Kauleiste gleich kommt. Und dann kamen dann noch die überraschenden Songs wie „Dawn Of The Dead“ oder „Being Bad Feels Pretty Good“ dazu, die sich unverfroren an den 80ern bedienen und in ihrer Eingängigkeit und Formatradiotauglichkeit den krassen Kontrast zu all dem Rest dieser Band darstellen. So ist das Debüt zwar komplett ohne einen roten Faden, sondern eher ein Sammelsorium der Arbeit der letzten zwei Jahre, aber dafür recht abwechslungsreich. Die Werkschau einer Band, die eh nur live richtig funktioniert. Dann entfesselt sie eine unbändige Kraft, die man durchaus dem Punk zu schreiben kann. So sind DIOYY? eine Band der Moderne. Dieses Album ist der Soundtrack zu ihren Gigs. Das sich dabei auch potentiell gute Songs finden, macht Hoffnung auf mehr in der Zukunft.
Beste Songs: Battle Royale, With A Heavy Heart (I Regret To Inform You), Dawn Of The Dead

14. Tiger Lou „A Partial Print“

Ambitioniert… war es, das dritte Album des Schweden Rasmus Kellermann, welcher in den letzten Jahren erfolgreich eine Band um sich scharren konnte, die mittlerweile auch nicht nur wie eine Backingband, sondern wie eine eigene Einheit agiert. Das Resultat dieser Einheit heißt „A Partial Print“ und fungiert als ein Ganzes! Ein Album, welches man ohne Pause genau eine Stunde durchhören kann und dabei erkennt, wie die Songs miteinander verknüpft sind und sich thematisch immer wieder um ähnliche Themen drehen. Kein Wunder, denn ursprünglich bestand das Album nur aus 3,4 Tracks, jeweils in Überlänge. Deshalb funktioniert „A Partial Print“ auf Albumlänge so gut, wie kaum ein anderes Album dieses Jahr. Die Übergänge sind meist fließend, der Grundton ist düster, melancholisch. Thematisch dreht sich’s um das große Ganze. Was bleibt, nachdem wir fort sind? Nur dieser „Partial Print“? Die Band spielt sich dabei in einen Rausch, Tiger Lou klingt härter und direkter als je zuvor, vergisst dabei aber nie die Melancholie, die diese Songs nun mal umweht. Die Orientierung an dem traurigen Düsterrock der 80er Jahre ist da sicher nicht verkehrt. Ein famoses Album für die Nacht, den Winter und die Stunden allein. Dynamisch und doch irgendwie lethargisch, wie ein innerer Konflikt. Zwar braucht man eine ganze Weile, bis man die einzelnen Songs aus dieser Einheit einzeln herauskristallisieren und differenzieren kann, aber das war ja auch nie die Absicht des Künstlers, wenn wir mal ehrlich sind.
Beste Songs: The Less You Have To Carry, Coalitions, Crushed By A Crowd, A Partial Print

13. Polarkreis 18 „The Colour Of Snow“

Sozialneid… Gut, mittlerweile hängt sicher dem ein oder anderen „Allein Allein“ zum Hals raus. Kann man ja verstehen. Ein super Song bleibt es trotzdem. Wer zu Beginn des Jahres auf einen Nr.1 Hit der Band aus Dresden gesetzt hätte, wäre sicher für dämlich erklärt wurden. Und dann auch noch in Deutschland? Und dann auch noch solch ambitionierter Kunstpop, wie dieser? Am Ende bleiben Polarkreis 18 eine Band, die sich ihren Erfolg erarbeitet und letztendlich auch verdient hat. Sie sind einfach gut. Dass jeder spießige Indie-Nerd gleich „Ausverkauf“ brüllt ist dann immer so ein deutscher Nebeneffekt. Diese Band hat einen der schönsten Pop-Songs des Jahres produziert, eine Nummer für die viele poplige und erfolglose Indie-Bands töten würden. Aber na ja, so ist das halt. Wenn wir das ganze Tamtam dann auf die Musik reduzieren, dann geht „The Colour Of Snow“ konsequent den Weg des Vorgängers weiter. Die kunstvollen Popspielereien der Band werden in Form gepresst und der Einsatz eines echten Orchesters macht sich mehr als positiv bemerkbar. So klingen sie stellenweise epochal (Prisoner), stellenweise butterweich (130/70) oder direkt wie aus einem Film entsprungen (River Loves The Ocean). All die Formatradiohörer, die sich das Album nur wegen des Hit gekauft haben, werden wohl überrascht sein, wie sehr dieser eine Seltenheit darstellt. Denn Polarkreis 18 geben sich nicht konform, sondern vielseitig und vor allem musikalisch hochwertig. Die Band hebt sich erfreulicherweise von all den provinziellen deutschen Bands ab und hat ihren ambitionierten Sound verfeinert, der in keine Schublade gesteckt werden will. Für Pomp sind die Töne manchmal zu leise, für Pop zu eckig, für Indie zu glatt. Was man dieser Musik lediglich anhört ist, dass sie einfach sehr gut gemacht ist. Das muss sich am Ende des Tages vom Spex-Redakteur bis zum BWL-Student jeder eingestehen. Polarkreis 18 sind ein Glücksfall für dieses Landes. Wenn sie diesen Weg so eigensinnig weitergehen, dann besteht doch noch Hoffnung, dass wir im Ausland mehr reißen können, als nur Rammstein und Tokio Hotel. Eine wunderschöne kleine, aber doch große Pop-Platte ist das!
Beste Songs: Tourist, Allein Allein, Prisoner, 130/70, Happy Go Lucky

12. Santogold „Santogold“

Verwechslung… warum vergleichen eigentlich Leute immer M.I.A. und Santogold miteinander? Weil sie beide Schwarz sind und lustige 80er Klamotten tragen? Na ja, musikalisch erkennt man nämlich nur leichte Parallelen. Während bei M.I.A. alle Zeichen auf Innovation und verrückte Beats stehen, gibt sich Santogold trotz aller Hippness wesentlich konventioneller. Ohne dabei aber zu sehr in die Vergangenheit zu schielen. Ihr selbstbetiteltes Debüt verdient dabei dennoch sämtliche Hype-Meldungen des Jahres, ist es doch ein wundervolle kleine Ansammlung an Popmusik verschiedenster Genres. Zwar gibt es auch Songs wie „Creator“ oder „Starstruck“, die sich an M.I.A. anlehnen, ansonsten gibt’s aber vor allem viel Gitarren zu hören. Egal, ob’s rockt („You’ll Find a Way“, „Say Aha“) oder etwas melodiöser („L.E.S. Artistes“, „I’m a Lady“)… die Songs sind stets sofortige Ohrwürmer und das ist das, was hier am Ende angerechnet werden muss: Santogold bietet ein Album, welches durchgängig mit richtig großen Hits vollgepackt ist. Dabei schafft sie es spielend, Pop, Elektro, Hip Hop, New Wave und andere Spielarten unter einen Deckel zu bringen. Wer auch nur einen Funken Ahnung für gute Songs in seinem kleinen Zeh hat, der wird mir da bedenkenlos zustimmen. Diese Dame kann eine ganze Menge und sie versteht es auch, das rüberzubringen. Nein, mir fällt nicht ein negatives Wort zu diesem Album ein. Bitte alle bedenkenlos kaufen! Danke!
Beste Songs: L.E.S. Artistes, Say Aha, Creator, Lights Out, Anne

11. Vampire Weekend „Vampire Weekend“

Afrobeat… Das Unwort des Musikjahres 2008? Irgendwie braucht die Presse ja jades Jahr einen Hype, auf den sie sich stürzen kann. Und wenn es so was dieses Jahr gab, dann das. Gut, Vampire Weekend haben nie ein Geheimnis draus gemacht, dass ihr schrulliger kleiner Indierock seine Inspiration teilweise in traditioneller afrikanischer Musik findet. Warum auch nicht? Ist doch immer schön, wenn Bands mal die klassischen Indierock-Pfade verlassen. Egal, wie man das Kind nun benennt, am Ende bleibt das Debüt von Vampire Weekend immer noch eine wundervolle, heitere, kleine Popplatte, die definitiv mein Sommeralbum des Jahres 2008 war. So heiter und unbeschwingt, wie bei „Oxford Comma“, „Campus“ oder dem flotten Tanzbodenmonster „A-Punk“ waren dieses Jahr kaum Songs. Da bleibt auch gern mal Platz für romantische Momente, wie bei „I Stand Corrected“. Das aber am Ende auch nur zum Tanzen einlädt. Und besonders die lustige Cemballo-Melodie von „M79“. Warum dauernd trauern? Es ist nicht nur das sonnige Gemüt dieser Platte, sondern auch die Tatsache, dass die Obernerds von Vampire Weekend auch textlich versuchen, ihrer Rolle gerecht zu werden. Schüchterne Bücherwürmer werden Rockstars. Eine erfreuliche Entwicklung im Indierock dieses Jahr. Mit Vampire Weekend trinkt man eher ne Limo nach dem Gig, als das man Groupies vögelt. Vermutlich würden sie denen noch was vorlesen. Ist ja auch egal. Fakt ist: dies ist ein wunderschönes Pop-Album, eines der besten Debüts der letzten Jahre und eine erfreuliche, harmonische Abwechslung von den irgendwie immer gleich ähnlich Bands der letzten Jahre. Funktioniert, denk ich mal, auch im Winter
Beste Songs: Oxford Comma, A-Punk, M79, I Stand Corrected

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Patrick Wolf - Battle

Anfang 2009 steht uns etwas grandioses ins Haus. Es nennt sich "Battle" und wird das neue Doppelalbum des lieben Herrn Wolfs sein. Aktuell kann man den Megamix des Albums aus sieben angeschnittenen, mehr als vielseitigen neuen Tracks auf www.bandstocks.com kostenlos anhören. Was man da hört ist großes, großes Übergrößenkino. Den Songausschnitten zu Urteil ist das wohl das beste
was Patrick je gemacht hat.
Ein Teil von "Battle" wird düster, der andere Teil sollte dies zwar auch werden, doch da Patrick wieder neu verliebt ist und laut seines Myspace-Bulletins mit seinem "Husband" halbnackt um seinen Weihnachtsbaum tanzt, wird der andere Teil wohl eher fröhlich ausfallen. Man gönnt es ihm gerne. Zudem hat der junge Herr sich ein neues Konzept überlegt um die Platte fertigstellen zu können. Jeder der mag kann für die Entstehung des Albums 10 Pfund investieren, indem er sich auf bandstocks.com anmeldet. Patrick verspricht allen investierenden Fans Special Editions, Vorabkopien, Remixe und wahrscheinlich noch mehr Firlefanz. "Du kannst in die Fertigstellung und die Produktion des Albums investieren," so Wolf, "und du erhälst einen Anteil an der Platte. Du wirst also fast Teil der Plattenfirma, wie ein Mitbesitzer." Leider müssen wir noch ein wenig auf die Battle Doppel-CD warten. Es steht nur fest, dass sie irgendwann Anfang 2009, erscheinen wird. Böse Zungen behaupten sogar, die Platte würde erst nächsten März in den Läden stehen. Genau wie das neue PJ Harvey Album. Wie wollen wir das nur aushalten?


Hier nochmal der Link zum BATTLE Megamix

www.bandstocks.com

Montag, 8. Dezember 2008

Die Besten Des Jahres - Teil Vier (Plätze 20 - 16)

So, Endspurt bei den besten Platten des Jahres. Nun sind nur noch 20 Stück übrig, die unter die Lupe genommen werden. Jeweils in Fünfer-Blöcken betrachtet. Hier nun die Plätze 20 bis 16.

20. British Sea Power „Do You Like Rock Music?“

Rhetorisch... ist sie schon irgendwie, diese Frage. Natürlich, liebe BSPs! Das neue British Sea Power- Album entpuppte sich zu Beginn des Jahres als erste richtig starke Platte, deren Eindruck auch gut 10 Monate später immer noch so gut ist, wie am ersten Tag. Vielleicht sogar stärker, denn nicht alle Songs entfalten ihre Kraft sofort. Dabei qualifizieren sich die Herren hier für den Job der nächsten guten, großen Rockband des Landes. Nicht nur schreibt diese Band unglaubliche Hymnen, wie das epische „Waving Flags“ oder das epochale „Canvey Island“, Nein, auch tolle Balladen, wie „No Need To Cry“ beherrscht man spielend. Dabei wirkt die Band wie die ideale Symbiose aus dem feisten Gitarrenrock britischer Frischlingsbands wie den Arctic Monkeys und dem epischen Bombast von Arcade Fire. Dazu kommen intelligente und politische Texte und das Gespür für Melodien, die einen berühren. Und ja, das wirkt wie ein Promotiontext. Warum auch nicht? Im UK ist das Album ein Achtungserfolg geworden. Aber solange sich Razorlight-Platten da drüben immer noch besser verkaufen als dieses Werk, ist das Ziel dieser Band, intelligenten Gitarrenrock wieder cool zu machen, noch lange nicht erreicht. Eine Band von der wir in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr hören werden.
Beste Songs: Waving Flags, Canvey Island, No Need To Cry, Open The Door

19. Burial „Untrue“

Verjährt... Ehe jetzt alle Musiknerds und Hobbyredakteure aufschreien: Ja, ich weiß, das „Untrue“ von Burial streng genommen aus dem Jahr 2007 stammt. Dennoch hat es sich erst zu Beginn des Jahres in die Gehörgänge vieler Menschen geschoben und ist da geblieben. Auf das Zweitwerk des immer noch unbekannten britischen Dubstep-Künstlers Burial konnten sich fast alle einigen. Sogar Leute, wie meine Wenigkeit, die mit dieser Musik sonst mal gar nichts anfangen können. Und jeder Künstler, der das schafft verdient einen gehörigen Applaus. Burial lässt seine Musik sprechen. Deshalb ist er egal. Denn seine Musik erzählt so viel, ohne dabei eigentlich viel zu sagen. Was „Untrue“ so einzigartig macht, ist seine Atmosphäre, die sich auf dem kompletten Album durchzieht, ohne je langweilig zu werden. Dabei passiert in diesen ruhig groovenden Dub-Beats einfach zu viel. Überall blitzen Geräusche und Samples auf. Wortfetzen durchbrechen die Beats, Effekte erhellen das die Melodien. Und über allem schwebt diese seltsame dunkle Wolke der Nacht. Dieses Album ist die ideale Nachtmusik für die Großstadt. Gespenstisch, treibend, aber doch zurückhaltend. Und vor allem mit einem ganzen Dutzend Ideen versehen. Wer es auf den ersten Blick langweilig oder monoton findet, der sollte es sich einfach auf den mp3-Player ziehen und damit nachts durch die Häuserschluchten einer Stadt wandern oder durch ihr U-Bahn-Netz fahren. All das spiegelt „Untrue“ wieder, von vorn bis hinten. Sicher eines der zeitlosesten Alben für alle Liebhaber guter Musik.
Beste Songs: Ghost Hardware, Endorphin, Raver

18. PeterLicht „Melancholie & Gesellschaft“

Liedermacher... ist sicher ein eher belächelter Begriff in der deutschen Musiklandschaft. Man denkt an Reinhard May oder Konstantin Wecker und versteht nicht, warum man diese Musik hören sollte. Und generell... Deutsch? Seit Jahren gibt es keinen Menschen, der es schafft die deutsche Sprache so unpeinlich in Popmusik zu verpacken, wie PeterLicht aus Köln. Wie Burial lässt auch er seine Musik sprechen, denn das Gesicht sehen nur jeweils die, die ihn live erleben. Sein diesjähriges Album „Melancholie & Gesellschaft“ untermauert seinen einzigartigen Status in Deutschland erneut. Dabei ist der Titel wie schon beim Vorgängeralbum, vom Ende des Kapitalismus (sieh dann, die Geschichte hat ihn eingeholt), Programm. Diese Platte ist sicher die ambitionierteste und ernsteste Platte dieses kleinen Mannes. Teilweise sogar regelrecht traurig. Licht singt vom Räume schaffen in der hektischen Zeit, vom Tod und dem Umgang mit diesem, sowie vom Ende des Sommers und dem Ende eines Lebensabschnittes. Verpackt in tollen Wortspielen mit etwas bissigem Witz, aber dennoch durchgängig wahr und real. Wer sich die Mühe macht, PeterLicht genau zuzuhören, der wird viele Weisheiten fürs Leben finden. Geht mir zumindest so. Sicher, nicht alles ist gleich so verständlich, aber dafür ist er ja auch nicht Madsen oder Ärzte. PeterLicht macht Popmusik, wie sie in diesem Land leider häufig fehlt. Intelligent, bewegend, eingängig und melodieverliebt. Die überschwänglichen Meinungen der Kritiker sprechen für ihn, sein geringer Bekanntheitsgrad leider für das Defizit an Menschen in diesem Land, die bereit sind, dieser Musik zuzuhören. Aber er arbeitet ja dran…
Beste Songs: Räume räumen, Trennungslied, Heimkehrerlied

17. The Ting Tings “We Started Nothing“

Hitmaschine… Es gibt eine Art Album, vor dem ich gehörigen Respekt habe. Ja, sicher, dass sind auch meist so komplexe, in sich geschlossene Alben, wie das von Burial. Aber richtig klasse und vor allem beeindruckend sind für mich auch ab und zu mal jene Alben, die ausnahmslos nur Hits beinhalten. Sowas gibt’s ja ab und an mal. Mir fällt spontan das Rifles-Debüt von 2006 ein. Und dieses Jahr war das definitiv das Debüt der Ting Tings aus Manchester. Das Beeindruckende an „We Started Nothing“ ist dabei nicht eine gewisse Tiefsinnigkeit oder musikalische Ausgereiftheit, sondern die schlichte Tatsache, dass jeder dieser 10 Songs ein potentieller Pop-Hit ist, der problemlos im Indie-Club und im Frühstücksformatradio laufen kann. Menschenübergreifende Megahits. „That’s Not My Name“ oder „Great DJ“ kennt jeder aus eben diesen Situationen. Aber auch „Be The One“ oder „We Walk“ sind absolut genial und gehören einfach geliebt. Ich bin seit jeher ein Fan von guter Popmusik. Und das hier ist gute Popmusik! Nicht sonderlich tiefsinnig, sicherlich nicht sonderlich innovativ, aber einfach mit sehr guten Songs, für andere töten würden. Dass das natürlich jeder mag und die Ting Tings das diesjährige Paradebeispiel für die endgültige kommerzielle Ausschlachtung des ehemals coolen Indierocks sind… geschenkt! Dieses Album kann einfach problemlos an einem Stück gehört haben. Es macht gute Laune, es regt zum beschwingten Mitwippen und Mitsingen ein. Wer sich dem entziehen kann, verdient meinen Respekt. Aber verzeiht mir einfach, wenn ich dabei schwach werde.
Beste Songs: Great DJ, Shut Up And Let Me Go, Be The One, We Walk

16. Travis „Ode To J. Smith“

Trotzig... Am Ende hatten Travis einfach mal die Schnauze voll, immer nur Travis zu sein. Das letzte Album „The Boy With No Name“ lief dann doch nicht so, wie man wollte. Und so entschied man sich 2008 zur Flucht nach vorn. Schritt Nummer Eins… dem ganzen einen Namen geben. In diesem Fall „J. Smith“, quasi als Synonym für jemand anderes. Nur nicht über sich selbst schreiben. Das war einer der Hauptpunkte für Sänger Fran Healy. Dazu gab’s noch eine deutlich reduzierte Studiozeit und das Ziel, möglichst direkt zu klingen. Und dieses Ziel hat die Band, gepaart mit tollen Songs, vollends erreicht. Sicher, „Ode To J. Smith“ ist kein schnelles Indierock-Album geworden. Aber Songs wie „Something Anything“ oder „Long Way Down“ zeigen die Schotten so rockig, wie seit dem Debütalbum vor 12 Jahren nicht mehr. Den Hang zu traumhaften Melodien werden sie dabei aber logischerweise auch nicht mehr los. Müssen sie auch nicht, solange dabei so unglaublich packende Songs, wie das melodische „Quite Free“ oder das traumhafte „Song To Self“ herauskommen. Und obwohl jeder dachte, dass die Zeit von Travis abgelaufen sei, beweisen sie hier mal ganz locker das Gegenteil mit 11 direkten und unwiderstehlichen Gitarrenpopsongs und ihrem stärksten Album seit vielen Jahren. Travis bleiben die sympathischste Band der Welt und ihre Musik ist immer noch ganz vorn mit dabei, wenn es darum geht, die schönste überhaupt zu sein.
Beste Songs: J. Smith, Something Anything, Quite Free, Song To Self

Sonntag, 7. Dezember 2008

Die Nobono Awards 2008


Oh no-bo-no, oh no-bo-no wie popkulturell bist du-huuu?! … Ihr seht es schon: Wir befinden uns in alljährlicher Weihnachtsstimmung! Kein Wunder, denn da draußen war es in den letzten Wochen so schneeweiß wie schon lange nicht mehr und die frostigen Temperaturen ließen uns in den Häusern verharren um in digitalen Redaktionssitzungen das Jahr 2008 Revue passieren zu lassen. Zugegeben, dieses Jahr etwas näher gen Jahresende als letztes Jahr, aber die Verpflichtungen!
Nun, wir haben ein paar tolle News für euch. Wie ihr bemerkt, ist nobono noch immer online. Als kleiner funkelnder Stern am Blog-Himmel versuchen wir euch (und wir hoffen wirklich, dass wir es mittlerweile zu ein paar Stammlesern gebracht haben) mit den wirklich wichtigen Infos rund um gute Musik zu versorgen. Wir hoffen, dass uns dies auch 2008 gelang, denn es fehlen uns nur noch knappe 100 Tage bis zum zweijährigen Bestehen. Und seien wir ehrlich, letztes Jahr schon ausgesprochen können wir nur wiederholen, dass zwei Jahre für Blogverhältnisse recht lang sind. Nicht nur, dass wir unermüdlich weiter machen und gemacht haben, wir bekamen auch Verstärkung in unserer virtuellen Redaktion, nämlich das liebe Legomännchen. Da sich nobono seit jeher als Projekt verschiedener Köpfe versteht, war es keine Frage, einen weiteren in Sachen Popkultur sehr kundigen Jungen mit an Bord zu nehmen. Und wer weiß, was das Schlachtschiff nobono (damit hätten wir auch hier einen Tocotronic-Verweis abgearbeitet) noch alles für das Jahr 2009 in der Hinterhand hat. Lasst euch überraschen und schaut vorbei! Zu den Awards:

Ja, die Awards, Ladies and Gentlemen! Nach mehrwöchigen Vorbereitungen stehen sie nun schlussendlich fest und werden euch im Folgenden präsentiert. Es handelt sich um die zweiten nobono-Awards in der Geschichte unseres Blogs und wie immer könnt ihr sicher sein, dass wir nur das Beste für euch zusammengetragen und in einem Voting herausgestellt haben. Musik, die sich jenseits von MTV und Co., die nicht in den üblichen Award-Shows dieser Welt zu finden ist. Genau: Nicht in den VIVA Top 100 und auch nicht bei den MTV European Music Awards zu finden. Nun, fast. Wir erinnern uns: War da was? … Nicht wirklich! Im Vorfeld wurde entschieden, welche Kategorien überhaupt gewählt werden sollten. Hier gab es nur minimale Veränderungen. Anschließend haben rhododendron, legomännchen und ich Vorschläge für die jeweiligen Kategorien abgegeben, woraus dann schließlich nach altbekanntem Votingsystem (man erinnere sich an das letzte Jahr) eine Top 6 resultierte. Auch, wenn im Folgenden jede Kategorie für sich kurz erläutert wird, kann man hier schon einmal grundsätzlich festhalten, dass besonders bereits etablierte Bands besonders enttäuscht haben. Junge, neue Bands hingegen, insbesondere auch aus Deutschland, konnten uns dafür mehr überzeugen. Doch seht lieber selbst, denn hiermit präsentieren wir euch das offizielle Ergebnis der nobono-Awards 2008. Auf das wir uns im nächsten Jahr wiedersehen. Ein frohes Fest und einen guten Rutsch!
Herzlichst, doughnut

Band des Jahres

In der Königsdisziplin der besten Bands des Jahres ist der Kampf erwartungsgemäß besonders schwer. Trotz aller gehypten Bands 2008, setzen sich am Ende die Routiniers durch. Sigur Rós aus Island sind unsere liebste Band und auch die Britpop-Altmeister Elbow können sich gegen neuere Bands, wie die Foals oder MGMT durchsetzen. Im letzten Jahr gewannen hier die Editors.

1. Sigur Rós
2. Elbow
3. Foals / MGMT
5. The Kills
6. Bloc Party / Polarkreis 18


Beste(r) Solokünstler(in) des Jahres

Wer hätte das vor einem Jahr, gedacht, dass die Deutschen Künstler 2008 ein so gutes Jahr erleben würden? Konstantin Gropper und sein Projekt „Get Well Soon“ sichert sich die Krone dieses Jahr und tritt die Nachfolge von Jamie T. an. Und mit PeterLicht gibt’s noch mehr Deutsches! Die „Siegerin“ bei den Damen ist quasi Santogold.

1. Get Well Soon
2. Santogold
3. PeterLicht
4. Bat For Lashes / Tiger Lou
6. Morrissey


Bester Rock Act

Entgegen dem gängigen Klischee, das Rockbands immer aus mindestens 4 Leuten (Gitarre, Gesang, Bass, Drums) bestehen müssen, gönnen wir den Titel dieses Jahr einem Duo, nämlich den Kills! Beim Rest stimmt die Anzahl der Bandmitglieder dann wieder. Der Vorjahressieger, Bloc Party befindet sich erneut im Ranking. Respekt dafür!

1. The Kills
2. The Rifles
3. Kings Of Leon
4. Bloc Party
5. Nada Surf / The Stills


Bester Pop Act

Nobono weiß es längst. Pop kann auch abseits von Britney Spears und den Sugababes funktionieren. Und nirgends funktionierte es 2008 besser, als bei den Last Shadow Puppets mit ihren tollen 60s-Pop. Sie hängen dir Konkurrenz deutlich ab. Letztes Jahr gewannen die Stars aus Kanada diesen Award.

1. The Last Shadow Puppets
2. Goldfrapp
3. Coldplay
4. Emiliana Torrini / Neon Neon
6. Hercules And Love Affair


Bester Elektroact

Frauenpower hinter den Synthies! Elektro-Legende Miss Kittin kann den Preis für den besten elektronischen Act 2008 mit nachhause nehmen. Damit schlägt sie männliche Konkurrenz, wie einen Hund auf Platz 2 und einen extrem lauten Jungen aus Berlin auf Platz 3. Da sagt noch einer, wir tun nichts für die Emanzipation. Im letzten Jahr ging der Preis übrigens an das Projekt Maps.

1. Miss Kittin
2. Rex The Dog
3. Boys Noize
4. Crystal Castles
5. Metronomy
6. Ellen Allien / Cut Copy


Bester Urban/ Hip Hop Act

Gut, wir geben’s zu. Um richtigen Gangsterrap zu verstehen, sind wir bei Nobono vermutlich zu weiß, aber das heißt nicht, dass wir mit der Stilrichtung “Urban” nichts anfangen können. Die Kreativexplosion M.I.A. kann den Award dieses Jahr vollkommen zurrecht mit ins Studio nehmen. Sie tritt das Erbe von Vorjahressieger Mark Ronson an, der dieses Jahr eher mit der Demontage der Kaiser Chiefs beschäftigt war.
M-I-A-
1. M.I.A.
2. The Streets
3. Kanye West / Peter Fox
5. Kenna
6. N*E*R*D


Bester neuer Act

Nobono denkt auch an die Zukunft. 2008 hat wieder viele neue Bands hervorgebracht, von denen dies die unser Meinung nach 6 Besten sind. Die Foals schlagen damit die Konkurrenz von MGMT. Schön, dass mit Get Well Soon und 1000 Robota auch zwei deutsche Acts die Top 6 erreicht haben. Macht ja mal wieder Hoffnung. Der Sieger 2007 war, ihr ahnt es sicher, der James aka Maps.
Foals1
1. Foals
2. MGMT
3. Get Well Soon
4. The Last Shadow Puppets
5. Does It Offend You, Yeah?
6. 1000 Robota


Single des Jahres

Der ultimative Song 2008 kommt von MGMT! Da sind wir uns mal extrem einig! Was für eine euphorische Hymne. Ähnlich dem Vorjahressieger „Our Velocity“. Dahinter folgen die Kills, Hot Chip oder die Presets. Nix mit „I Kissed A Girl“, Freunde! Diese Singles waren wirklich wichtig!

1. MGMT “Time To Pretend”
2. The Kills “Last Day Of Magic”
3. Hot Chip “Ready For The Floor” / Miss Kittin “Kittin Is High”
5. The Presets “This Boy’s In Love”
6. The Rifles “The Great Escape”


Album des Jahres

Als Newcomer gleich das beste Album des Jahres abräumen? Respekt, liebe Foals. Ihr elektrisierendes „Antidotes“ schlägt sogar den Kritikerliebling von Elbow, sowie den Millionenseller von Coldplay. Im Prinzip sind aber alle Alben sehr gut. Im vergangenen Jahr gab es an dieser Stelle übrigens einen Pat zwischen den Platten von Interpol und Maps.

1. Foals “Antidotes”
2. Elbow “The Seldom Seen Kid”
3. The Last Shadow Puppets “The Age Of The Understatement”
4. Coldplay “Viva La Vida Or Death And All His Friends”
5. Goldfrapp “Seventh Tree”
6. Bloc Party “Intimacy”


Bestes Musikvideo 2008

YouTube ist das neue MTV! Wer es leid ist, immer zu warten bis im Nachtprogramm der „Musiksender“ noch irgendwann Videos laufen, der greift halt zum Internet. Schade eigentlich für so hervorragende, kreative Videos, wie unser Gewinnerclip von Björk. Auch die Videos von The BPA oder White Williams strotzen nämlich vor Qualität. Schaut sie euch ruhig mal an. Das Gewinnervideo vom letzten Jahr, „D.A.N.C.E.“ von Justice dürfte hingegen immer noch bekannt sein.

1. Björk “Wanderlust”
2. The BPA feat. Dizzee Rascal “Toe Jam”
3. Grace Jones “Corporate Cannibal”
4. White Williams “Violator”
5. The Kills “Cheap and Cheerful” / Vampire Weekend “A-Punk”


Bester Remix des Jahres

Nobono liebt Remixe! Jetzt auch ganz offiziell mit dieser neuen Kategorie, in welcher wir die besten Neuinterpretationen des Jahres küren. Der Brasilianer Gui Boratto darf sich diesen Award mitnehmen, denn sein treibender Remix der Goldfrapp-Single „A&E“ gefiel uns am besten. Der gleiche Song findet sich übrigens mit anderem Remix noch mal in den Top 6 wieder. Anscheinend haben Goldfrapp ein gutes Händchen, was ihre Remixer angeht.

1. Goldfrapp “A&E (Gui Boratto Remix)”
2. Tocotronic “Explosion (Berlin String Theory Version)”
3. Dave Gahan “Love Will Leave (Das Shadow Rewerk)”
4. Hot Chip “Ready For The Floor (Soulwax Dub)”
5. Björk “Wanderlust (Ratatat Remix)” / Goldfrapp “A&E” (Maps Remix)


Bester Live Act

Die Isländer von Sigur Rós sind nicht nur unsere Band des Jahres, nein, sie gewinnen auch den Preis für den besten Live Act. Ihre außergewöhnlichen Shows sind dank ihrer wundervollen Musik längst legendär. Der Rest deckt alle möglichen Felder ab. Von Stadionrock á la Coldplay, bis hin zur Kunst von Björk oder dem schmissigen Indierock der Vorjahressieger Rifles.

1. Sigur Rós
2. Coldplay
3. Hot Chip
4. Björk / Madsen
6. The Rifles


Beste deutsche Künstler

Man kann es nicht anders sagen… 2008 war ein ziemlich gutes Jahr für deutsche Musik. Besonders Konstantin Gropper überzeugte mit seinem Projekt „Get Well Soon“ und erhält den Preis dieses Jahr zurrecht. Auch Slut und Polarkreis 18 bewiesen, dass es durchaus Bands hierzulande gibt, die international konkurrenzfähige Musik machen können. Hoffen wir auch im nächsten Jahr auf eine weiterhin so positive Entwicklung. Dann vielleicht auch wieder mit Tocotronic, den Vorjahressiegern.

1. Get Well Soon
2. Slut
3. PeterLicht / Polarkreis 18
5. Boys Noize
6. Ellen Allien


Incredible Uncredible/ Peinlichster Lieblingssong

Ja, auch wir sind nur Menschen... oder eher Tänzer? Jedenfalls sind auch wir nicht vor massenkompatiblen Chartspop geschützt. Und manchmal finden wir ihn auch gut. Erinnert sich noch einer an diese furchtbar kitschige Kim Frank Single letztes Jahr? Das war unser Favourit 2007! Und dieses Jahr sind’s eher die Pop-Ladies. Rihanna voran, Christina und Britney dahinter. Ihrer trendigen Hinwendung zum Elektropop können auch wir uns nicht entziehen.

1. Rihanna “Disturbia”
2. Christina Aguilera “Keeps Gettin’ Better”
3. Kylie Minogue “In My Arms”
4. Gabriella Cilmi “Sweet About Me” / Ich+Ich “So Soll Es Bleiben”
6. Britney Spears “Womanizer”


Die coolste Sau des Planeten 2008

Gleichstand bei den coolsten Personen der Erde! Und unterschiedlicher könnte das Pärchen nicht sein. Auf der einen Seite eine umstrittene Buchautorin mit Fabel für Körperflüssigkeiten, auf der anderen Seite ein kleiner putziger Aufräumroboter mit großem Herz. Cool sind sie beide. Genauso wie der Rest der Liste. Und sogar für ältere Semester wie Bowie und William Shattner haben wir Platz.

1. Charlotte Roche / Wall-E
3. David Bowie
4. PJ Harvey / Danny Crane & Alan Shore
6. Mike Skinner


Schmutzigste Phantasie des Jahres

Mit der Vorliebe für Intimitäten, bei denen „Death From Above 1979“ gehört werden kann, schafft man es, bei uns Eindruck zu schinden. Deshalb ist dieses Jahr nicht Scarlett Johansson, sondern CSS-Frontfrau (wahlweise auch „-sau“) Lovefoxxx unsere attraktivste Frau im Showgeschäft. Und da wir auch beide Geschlechter vertreten ist auch Andrew von MGMT, sowie der schnucklige Alex Turner dabei. Bei Fragen, einfach mal die Google-Bilder-Suche anwerfen.

1. Lovefoxxx
2. Jenny Lewis / Andrew Van Wyngarden
4. Alex Turner / Laura-Mary Carter
6. Jamie Bell



Die beste Sache 2008

Das kann man schwer toppen! Als Nada Surf zur Zugabe bei „Blankest Year“ die Zuschauer auf die Bühne holen, dürfen doughnut und ich quasi nicht fehlen. Zwei Minuten mal Rockstar sein! Da kann selbst Barrack Obama nicht mithalten. Ansonsten ist das MELT! ein wichtiges Thema. Letztes Jahr hatte übrigens die New-Rave-Bewegung die Nase vorn, die sich ironischerweise dieses Jahr so halb beim größten Mist mit vergnügt. So schnell kann’s halt gehen.

1. rhododendron und doughnut auf der Bühne beim Nada Surf-Gig! Blankest Year-Moment!
2. Barrack Obama! The White House Goes Black!
3. Björk auf dem MELT! Audiovisueller Overkill!
4. Nochmal MELT! 2h Durchrocken bei Boys Noize! Und keiner weiß, warum!
5. Charlotte Roch liest aus Feuchtgebiete vor!


Der größte Mist 2008

Ja, wir können auch politisch. Egal, ob nun Ende des Kapitalismus oder Neues Denken… die Finanzkrise war der dümmste Mist für uns in diesem Jahr. Das schlägt sogar die Unfähigkeit unserer Fußballmannschaft, den EM-Titel zu holen. Ansonsten spielt die Kommerzialisierung wie immer eine entscheidende Rolle. Und Peter Hook! Aber der nervt auch immer, wenngleich er das ja darf…

1. Die Finanzkrise ... Kapituliert der Kapitalismus schlussendlich?
2. Vize-Europameister .. wie man EM-Titel leichtfertig vergibt!
3. Druff, Druff, Druff! Das MELT! überfüllt mit Menschen, die Rave-Kultur mit Drogen!
4. Mia. Wer braucht Eigenständigkeit, wenn er Erfolg haben kann?
5. Peter Hook nervt immer noch / Und Udo Lindenberg ist zurück. Warum eigentlich?


Nervigster Song des Jahres

Symbolischerweise sind es natürlich all diese „Hits des Jahres“, die uns gerade so auf die Eier gehen. Kid Rock’s schwachsinniger Sommerhit, der nur auf einem simplen „Sweet Home Alabama“-Klau beruht schießt dabei den Vogel ab, vor dem homophoben Nervsong von Katy Perry oder der endgültigen Zerstörung des ehemals guten „Seven Nation Army“ durch unzählige betrunkene Fußball- und auch Allgemein-Prolls. Na schönen Dank auch!

1. Kid Rock “All Summer Long”
2. Söhne Mannheims “Das hat die Welt noch nicht gesehen”
3. Katy Perry “I Kissed A Girl”
4. The White Stripes “Seven Nation Army” (Proll-Gröhl-Version)
5. Leona Lewis “Bleeding Love”
6. Nickelback “Rockstar”


Beschissenster Act des Jahres

Respekt für Titelverteidigung! In der noch jungen Geschichte der Awards können sich nämlich Nickelback schon den Rekord zuschreiben, zweimal in Folge zu beschissensten Band der Welt gewählt worden zu sein. Den Platz teilen sie sich aber dieses Jahr mit den unsäglichen Jennifer Rostock, dem krampfhaften Versuch, der Majorplattenfirmen, einen coolen deutschen Rockact zu kreieren. Der Rest bedarf auch keiner weiteren Erklärung.

1. Nickelback / Jennifer Rostock
3. Kary Perry / Guns’n Roses
5. Kid Rock
6. Rosenstolz



Enttäuschenstes Album 2008

Ja, auch das gibt es leider jedes Jahr. Alben, auf die man sich eigentlich freut und die dann irgendwie richtig enttäuschen. Wer Nobono aufmerksam liest, den wird es nicht verwundern, dass dieser unrühmliche Award 2008 an „Narrow Stairs“ von Death Cab For Cutie geht. Irgendwie hatte man da mehr erwartet. Und auch der Rest ist entweder zu schwach oder zu schlecht. Für die Künstler ein Zeichen zum Nachsitzen.

1. Death Cab For Cutie ”Narrow Stairs”
2. Mia. „Willkommen Im Club“
3. Feeder „Silent Cry“
4. Madonna “Hard Candy”
5. Kaiser Chiefs “Off With Their Heads”
6. Tomte “Heureka” / The Verve “Forth”


Bester Film des Jahres

Unterschiedlicher können Filme nicht sein. Auf der einen Seite das ruhige schwarz-weiß Biopic eines zerstörerischen Rockstars, auf der anderen Seite der knallig bunte, computeranimierte Hollywood-Film. Dennoch verdienen sowohl „Control“, als auch „Wall-E“ den Preis in diesem Jahr. Und auch der Rest der Filme lädt durchaus zum Videothekenbesuch in Zukunft ein.

1. Control / Wall-E
3. Young At Heart
4. So ist Paris
5. Cloverfield / Ben X



Musikalische Hoffnungsträger für 2009

Tja, Terminverschiebungen sind nie was Nettes. Fragen sie mal die Rifles! Die standen letztes Jahr hier an der Spitze für größte Hoffnung im Jahr 2008. Und nun ist das Album immer noch nicht draußen. Aber im Januar dann. Und deshalb belegen sie zusammen mit Altmeister Morrissey dieses Jahr wieder einen Platz im Ranking. Der eigentliche Preis geht an das erhoffte neue Material von Ex-Sneaker Pimps-Frontmann Chris Corner aka „IamX“. Mal sehen, ob das wenigstens 2009 herauskommt.

1. IamX
2. Morrissey / The Rifles
4. We Have Band / Glasvegas
6. White Lies / South Central



Und das waren sie dann, die zweiten jährlichen Nobono-Awards. Wir hoffen, ihr konntet wichtige Impulse für euer Leben finden. Oder auch nicht. Je nachdem. In jedem Fall lasst uns wissen, was ihr von den Ergebnissen haltet. Welche Bands und Menschen hätten wir berücksichtigen sollen und welche haben wir vollkommen umsonst erwähnt. Hinterlasst uns nen Comment!
Vielen Dank, eure rhododendron, doughnut und legomännchen!

Freitag, 28. November 2008

Die Besten Des Jahres - Teil Drei (Plätze 30 - 21)

So, heut versuch ich mich mal etwas knapper zu fassen. Obwohl die Platten immer besser werden, denn es geht ja schnurstracks auf die Top 10 zu. Es folgen die Plätze 30 bis 21 meiner Alben des Jahres 2008. Viel Spass beim Lesen!

30. MGMT „Oracular Spectacular“
Hype... Und was für einer! Nimm das, Intro! Dein Album des Jahres ist bei nur die 30! Dabie ist das Debüt der beiden Pop-Hippies aus den USA gar nicht mal so schlecht. Mit „Time To Pretend“ beinhaltet es nicht nur einen der Megahits des Jahres 2008, sondern auch noch viele weitere, bunte Popsongs, die sich permanent so anhören, als seien sie aus allen Genres zusammengeklaut. Bunt gemischt mit verrückten Texten und noch verrückteren Videos macht das MGMT zu Vorreitern einer neuen Indie-Bewegung, die sich dem Hippietum der 60er, sowie dem Psychodelischen dieser Zeit nicht verschließen mag. Das dann die kleinen Indie-Hype-Mädels halt auf einmal Stirnbänder statt Haarreifen tragen ist dann noch was ganz anderes. Kurzum: die Singles dieses Albums sind allesamt Megahits, die noch Jahre nachwirken werden. Der Rest… hmmm, ist okay, kickt mich aber nicht so sehr, wie den Rest der Welt.
Beste Songs: Time To Pretend, Kids, Of Moons, Birds & Monsters

29. The Killers „Day & Age“
Schlage... das war wohl der erste Gedanke, der einem kam, als man sich mit dem neuen Killers Album „Day & Age“ beschäftigt hat. Oder zumindest mit „Human“. Aber egal. Alles was ich dazu sagen will, steht hier nur ein paar Zeilen tiefer, in meiner Kritik zu eben jenem Album. Was soll ich da also noch schreiben? Ich wiederhol mich einfach mal: Dieses Album ist sehr gut, besonders für die Killers, von denen man das nach dem schwachen „Sam’s Town“ nicht unbedingt erwartet hat. Es ist halt pompöser Indiepoprock, der mehr denn je in die 80er schielt. Wer kein Rockalbum erwartet, sondern astreinen Retropop, der wird auch entdecken, dass sich unter all den Keyboardflächen jede Menge guter Songs verbergen. Diese Band hat noch lange nicht fertig!
Beste Songs: Human, Spaceman, A Dustland Fairytale, Goodnight Travel Well

28. South „You Are Here“
Undankbar... ist die Musikwelt ja öfters mal. Denn, wenn viele behaupten, die Kultserie „O.C. California“ hätte damals viele Bands bekannter gemacht, ist dies nur die halbe Wahrheit. Sicher, Death Cab und die Killers werden sich nicht beschweren. Die frisch aufgelösten Phantom Planet werden von dem einen Song auch ne Weile leben können. Aber was ist mit South? Deren respektables „Paint the Silence“ schaffte es zwar auf den Soundtrack, aber den Durchbruch brachte das trotzdem nicht. Dabei haben sie mit „Colours in Waves“ aus dem Jahr 2003 einen der besten Songs der letzten 10 Jahre geschrieben. Und auch 2008 mangelt es nicht an musikalischer Qualität. Das neue Album „You Are Here“ ist wundervoll, gefühlvoller Indierock, der trotz aller sommerlicher Leichtigkeit auch eine gewisse Melancholie versprüht. „Better Things“ und „Tell Me“ sind lockerleicht, „Every Light Has Blown“ hingegen eine der schönsten Balladen des Jahres. Was muss denn noch passieren, dass diese Band endlich auch von allen Leuten gut gefunden wird? Braucht „Grey’s Anatomy“ mal wieder einen schönen Song am Ende der Folge? Das muss doch drin sein…
Beste Songs: Wasted, Better Things, Every Light Has Blown

27. Death Cab For Cutie „Narrow Stairs“
Traurig... Eigentlich ist “Narrow Stairs” für mich das enttäuschendste Album des Jahres. Und doch bekommt es immerhin noch Platz 27? Respekt! Das spricht zum einen für das hohe Niveau, auf dem ich hier klage und zum anderen für das immer noch hohe Niveau dieser Band. Doch wie heißt es schon so schön in einem der Songs? „You Can Do Better Then Me“. Und diese Band kann auch mehr, als das. Angesichts der kontinuierlichen Steigerung von Album zu Album, die schließlich in dem phänomenalen „Plans“ von 2005 endete, stiegen auch die Erwartungshaltungen. Und dieses Album erfüllt sie einfach nicht. Zu viele Songs dümpeln vor sich hin. Ihnen fehlt die Spannung, das Außergewöhnliche, der besondere Kick. Sicher, bei „No Sunlight“, dem tollen „Grapevine Fires“ oder dem romantischen „The Ice Is Getting Thinner“ ist die Band dann auf der Höhe ihres Schaffens. Aber ansonsten ist einfach zuviel Schatten neben dem Licht. Zusammen mit dem schwachen Konzert letzte Woche hinterlassen Death Cab For Cutie 2008 einen durchwachsenen Eindruck. Vielleicht wird ihnen Bald klar, wohin die Reise geht. Auf diesem Album wirken sie zu unentschlossen.
Beste Songs: I Will Possess Your Heart, No Sunlight, Grapevine Fires,

26. Neon Neon „Stainless Style“
Fluxkompensator... Erfahrene Zeitreisende wissen längst, dass dieses Utensil unverzichtbar für die Reise in die Vergangenheit ist. Neon Neon wissen dies längst und widmeten ihr Debüt vollständig dem Zeitreise-Delorean von Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft“. Sowas ist nicht nur grundsympathisch, sondern auch grundrichtig. Selbst die Killers haben es dieses Jahr nicht besser hinbekommen, nach den 80ern zu klingen. „Stainless Style“ ist perfekter Retropop mit allerhand Verweisen auf die Popkultur dieses verrückten Jahrzehnts. Dass das Album für den Mercury Prize nominiert wurde, ist mehr als verständlich, denn kaum ein Stück Pop war 2008 zielsicherer, wie diese kleine Space-Opera. Zwischendurch gibt’s auch jede Menge Hip Hop, der sich mit dem Retropop immer wieder abwechselt. Das nimmt dem Ganzen etwas den roten Faden, sorgt aber im Allgemeinen für viel Spaß! Pop, Baby!
Beste Songs: I Told Her On Alderaan, I Lust U, Steel Your Girl

25. Kings Of Leon „Only By The Night“
Gewaltig... Während es bei der Frage nach den nächsten U2 in den letzten Jahren immer nur um Coldplay, Green Day oder die Killers ging, hat sich still und heimlich eine Band nach oben gespielt, die niemand für diesen Job auf dem Plan hatte. Doch 2008 ist das Jahr, wo die Kings Of Leon endlich richtig groß und richtig bekannt werden. Wer in England mal eben spielend die Wembley Arena ausverkauft, mit dem ist zu rechnen. Die Band findet auf dem aktuellen Album die perfekte Balance zwischen ihrem kantigen US-Südstaatenrock und dem hymnenhaften Stadionrock von U2, von denen sie sich als deren Support vor Jahren wohl einiges abgeschaut haben. Dazu kommen noch viele gute Hits, wie das omipräsente „Sex On Fire“, das hymnische „Use Somebody“ oder das knackige „Notion“. Es würde mich doch sehr wundern, wenn diese Band in den nächsten Jahren nicht an vorderster Front in Sachen Rockmusik mitkämpfen würde. Bitte uneingeschränkt mitsingen, Welt!
Beste Songs: Crawl, Sex On Fire, Use Somebody

24. Black Kids „Partie Traumatic“
Grässlich... das Debüt der Black Kids aus Florida ist eigentlich eines dieser Alben, welche man nicht mögen darf. Es ist viel zu glatt für eine Indierockplatte, wirkt in seiner Unbekümmertheit geradezu naiv und es klaut sich seine Klänge aus allen möglichen Ecken zusammen. Egal, ob Pulp, Smiths oder The Cure… hier findet sich alles wieder, was der britische Indierock die letzten 20 Jahre so rausgehauen hat. Das Problem daran ist… es ist einfach zu gut! Die Hits sind zu unwiderstehlich. Dieses Album bietet keinen schlechten Song. Im Gegenteil: fast jeder Track könnte im Formatradio zum „Hit der Woche“ gewählt werden. „Partie Traumatic“ ist eine unverschämte Ansammlung von Ohrwürmern, die obendrein noch jede Menge gute Laune machen und zum Tanzen einladen. Das die Songs dabei typische Banalitäten aus dem Leben dieser U20-Band erzählen nervt zwar etwas, aber na ja… wer hier emotionale Führung sucht, ist eh falsch gewickelt. Wer guten Pop sucht, der kommt nicht an diesem Album vorbei. Ihr nennt es musikalischen Fast Food? Ist es auch! Aber Burger schmecken halt verdammt gut
Beste Songs: Hit The Heartbreaks, I’m Not Gonna Teach Your Boyfriend How To Dance With You, I’ve Underestimated My Charm Again

23. Yeasayer „All Hour Cymbals“
Oooommm!... Warum redet bei diesem Neo-Hippie-Hype nur jeder von MGMT? Dabei haben Yeasayer aus New York City das wesentlich bessere und wesentlich psychodelischere Album herausgebracht. „All Hour Cymbals“ ist eine intensive, aber doch ganz leichte Reise durch mehrere Jahrzehnte Popmusik. Durch alle Zeiten, durch alle Länder. Von Singer/ -Songwriter, über Indie, 80er Pop, Ethnorock bis hin zu ganz anderen exotischen Klängen… dieses Album ist eine spannende Wundertüte, bei dem man nie weiß, was als nächstes geschieht. Nur eines wird dabei immer wieder deutlich: Dies ist wunderschöne Musik! Auch wenn es schwer erklärbar ist, woran dies festzumachen ist. Für alle, die Musik lieben und dabei keine Angst vor Grenzen haben ist dieses Album eine wunderschöne Hörerfahrung. Yeasayer bringen Sounds zusammen, die augenscheinlich nicht zusammen passen, aber doch wirken, als seien sie für einander geschaffen. Permanent passiert hier etwas an allen Ecken und Enden. Ein Album, wie ein kleiner Schatz… man muss es erst entdecken und entschlüsseln, dann macht es richtig Spaß! Mehr as ein Geheimtipp!
Beste Songs: Sunrise, 2080, Waves

22. Slut „StillNo1“
Kulturkürzungen... sind in Deutschland Gang und Gebe. Ein Grund, warum viele talentierte Musiker dieses Landes, die eben mal nicht versuchen, wie Rosenstolz oder gängige Deutschpoprock-Kacke zu klingen, einfach nicht von der Musik leben können. Und egal, ob Blackmail oder The Notwist genial klingen… hier nützt ihnen das nichts. Und in anderen Ländern kennt man sie nicht. Die deutsche Nationalität als Brandmarke für ambitionierte Musiker? Slut geht’s nicht anders. Dabei haben sie mit “StillNo1” 2008 ein Album herausgebracht, welches die internationale Konkurrenz mal eben locker in die Tasche steckt. Allein die erste Hälfte! „Come On“ ist episches, für „StillNo1“ würde Chris Martin Morde begehen und „If I Had A Heart“ verneigt sich perfekt vor dem New-Wave-Rock der 80er. Dass die zweite Hälfte dann nicht mehr ganz dieses Niveau halten kann, verhindert dann wohl, dass Slut dieses Jahr ganz weit vorn mitspielen können. Wenngleich „Failed On You“ ein wahrer Traum ist. Ein extrem gutes Album einer Ausnahmeband, die leider abseits der Tourneen auch mal Hartz IV beantragen muss. Deutschland kann einem leid tun, wenngleich wir auch gelegentlich so schöne Musik haben, wie diese hier.
Beste Songs: StillNo1, If I Had A Heart, Wednesday, Failed On You

21. The Whip „X Marks Destination“
New Rave... Kennen sie den noch? Den “Hype 2007”? Neonstäbe und bunte T-Shirts? Außer viel Lärm und nem guten Klaxons Album war da gar nicht so viel. Sollte man The Whip aus Manchester auch in diese Ecke stecken? Wem’s das einfacher macht, der soll ruhig. Ansonsten hat diese Band ein hervorragendes Debüt vorgelegt, das Lust auf mehr macht. Was dem Album leider irgendwie fehlt, ist ein roter Faden. So wirkt es etwas zerstückelt, wenngleich es abwechslungsreich ist. So gibt es neben knackigen Elektrobrettern, wie „Fire“, „Divebomb“ und „Blackout“ auch astreine Popsongs, wie „Frustration“ oder das tolle „Sirens“, die förmlich mit jeder Silbe „New Order“ schreien. Darf man ja auch, wenn man bei denen um die Ecke wohnt. Sind The Whip nun „Madchester 2.0.“? Nicht wirklich, aber sie sind gut und sie haben viele gute Ideen. „X Marks Destination“ ist dabei eher Werkschau, als konzepiertes Album, hat aber einen ordentlichen Groove und regt zum Tanzen an. Guter Elektropop!
Beste Songs: Trash, Sirens, Blackout

Mittwoch, 26. November 2008

Horizonterweiterung vorausgesetzt!

Das kontroverseste Album des Herbstes kommt natürlich nicht von Guns'n Roses sondern von The Killers. Und es ist wirklich gut, wenn die Leute mal aufhören würden in Schubladen zu denken...

Auf den ewigen Kreislauf des Musikgeschäftes kann man sich verlassen. Zuerst kommt eine Band und mischt die eingefrorene Musiklandschaft mit neuem Sound auf, dann wird sie zusehens erfolgreicher, spricht auf einmal alle möglichen Menschen an und ist am Ende schlussendlich eine dieser riesigen Massenacts, gegen die sich wiederum neue Bands auflehnen. Ist doch so. Denkt mal drüber nach. Beispiele gibt’s genug. Coldplay sind da wohl das beste, wenngleich es bei denen nicht unbedingt einen Verlust, musikalischer Qualität bedeutet, finde ich ja. Die Kooks und Kaiser Chiefs dieser Welt sind da eher die Negativbeispiele. Bei den Killers aus Las Vegas verhält es sich insofern anders, als das die Band nie einen Hehl aus ihren Ambitionen gemacht hat. Als das Debüt „Hot Fuss“ 2004 erschien stellte es, gerade durch seinen Hang zum britischen 80er-Pop und zur großen Geste, eine willkommene Alternative zu den anderen, jungen Rockbands á la Strokes und Franz Ferdinand da. Zumal das Debüt der vier Amerikaner eine Menge Hits aufweisen konnte.
Die Schelte kam mit „Sam’s Town“. Das hatte dann nur wenig gute Hits und die Veränderung der Band wird wohl über das Wort „Ambitionen“ definiert. Denn wenn man schon immer viel wollte und dann auf einmal die Möglichkeit dazu hat, dann geht das meist schief. So war denn „Sam’s Town“ etwas zu schwülstig, etwas zu überambitioniert, etwas zu viel des guten. Ohne gute Songs vor allem.
Nun „Day & Age“ an dem sich die Geister in der Musikpresse ja bereits scheiden. Der Rockpomp des Vorgängers fällt weg… wird aber durch 80er-Pop-Pomp ersetzt. Ja, ich rede hier von unzähligen Flächensynthies, Discobeats, Harmoniegesang und dem guten alten Saxophon. Wenn man so was nicht verträgt, sollte man die Killers 2008 besser vergessen. Und bevor man sie zerpflückt, sollte man verstehen, was sie überhaupt wollen. Die Killers sind nicht die coole kleine Indie-Band, wie sie Franz Ferdinand sind, sie sind nicht die Herzschmerz-Balladen-Band wie Coldplay. Sie sind auch weit davon entfernt, sich musikalisch wie Bloc Party in allen Genres auszutoben. The Killers machen Pop! Richtigen Gitarrenpop alter Schule! Erinnert ihr euch noch an die uncoolen Genesis der 80er? Das wollen die Killers! Deren Polarisierung besteht aus ihrer Glattheit, dem bewussten Spielen mit dem verhassten, glatten Radiopomp dieser Dekade. So klingt „Day & Age“ wie ein musikgewordenes Stück Torte. Ganz viel Zucker, ganz viel Glanz, viel zu viel von allem. In seiner Konsequenz ist dieses Album geradezu beeindruckend. Die Tatsache, dass die Killers so offensichtlich uncool agieren, macht sie fast schon wieder cool. Hier ist eine Band, die bewusst eher nach den Pet Shop Boys klingen will, als nach Joy Division… dazu gehört Mut und Selbstbewusstsein. Und daran mangelt es den Jungs um Brandon Flowers nicht.

Das kann man und muss man wohl als „cooler“ Mensch zwangsläufig hassen, aber man kann es auch versuchen zu verstehen, wenn man bereit ist, den eigenen Horizont über die Genregrenzen der Szene heraus zu erweitern. Eins ist Fakt… „Day & Age“ ist wesentlich besser als „Sam’s Town“. Das liegt primär an den guten Songs! Klar, „Human“ könnte auch ne Schlagerproduktion sein, „A Dustland Fairytale“ ist komplett überladen und die Synthieflächen bei „The World We Live In“ sind echt breit. Aber Fakt ist… wenn man den Pomp wegnimmt erkennt man richtig gute Popsongs. Und wenn „Day & Age“ eine Erkenntnis liefert, dann die Tatsache, dass die Killers doch noch Songs vom Schlage ihres Debütalbums abliefern können. Ich bin mir fast sicher, dass, wenn man die Songs ins Gewand von „Hot Fuss“ gepackt hätte, es wesentlich besser verstanden werden würde. Dazu sind die Songs relativ gut. Gut, Ausfälle wie „I Can’t Stay“ order „Neon Tiger“ gibt’s auch, aber gut, die gab’s selbst auf „Hot Fuss“ und auf 2/3 von „Sam’s Town“. Aber die Band sträubt sich bewusst gegen die Wiederholung. The Killers sind keine coole Indierock-Band. Sie machen, seit jeher den „Glamorous Indie-Rock’n Roll“, den sie auf dem Debüt angekündigt haben. Und „Day & Age“ hätte mit weniger Pomp sicher auch funktioniert, aber das war wohl nicht Sinn des Ganzen. Dieses Album ist gar nicht mal so übel, sogar recht gut, vorausgesetzt man versucht es zu verstehen und gibt sich Mühe die Songs hinter dem Pomp und den Gesten des Herrn Flowers zu verstehen. Die Gefahr, dass die Killers jetzt eine dieser nervigen Bands werden, die man nur hassen kann und gegen die sich am Ende wieder neue Bands auflehnen werden, ist stets präsent. Oder sie drehen sich beim nächsten Album um 180 Grad. Auf jeden Fall scheinen ihnen im Gegensatz zur Konkurrenz noch nicht die Ideen auszugehen. Und solange man als Band immer wieder polarisiert und überrascht, ist das auf jeden Fall spannender, als wenn man sich wie andere Bands ihres Jahrganges gar nicht mehr bewegt.

The Killers @ MySpace

Dienstag, 18. November 2008

Die Besten des Jahres - Teil Zwei (Plätze 40 - 31)

So, weiter geht’s. Ohne viel Umschweife kommen jetzt die Plätze 40 bis 31 in meinem persönlichen Jahresranking 2008. Viel Spass beim Lesen!

40. Booka Shade „The Sun & The Neon Light“
International... Wenn man über die erfolgreichen deutschen Acts im Ausland redet, fallen meist die stereotypischen Namen Rammstein, Tokio Hotel oder von mir aus auch Scooter. Doch was viele nicht wissen… in ihrem Fach gehören Booka Shade aus Berlin zurzeit zur Weltspitze! Und legen mit ihren pulsierenden, minimalistischen Elektrobeats auf den größten Festivals der Welt auf, Coachella inklusive. Warum wird schnell klar! Ihr dieses Jahr erschienenes zweites Album ist die perfekte Symbiose zwischen düsteren Elektrobeats, Minimal und auch Pop. Dabei gibt sich das Duo vielfältig, mal schnell, mal melodisch und teilweise sogar ruhig bis akustisch. Dazu eine astreine Produktion. Nachtmusik für alle Menschen, die etwas von Elektronik verstehen. Deutschland bleibt Kraftwerk-Land!
Beste Songs: Charlotte, The Sun & The Neon Light, Psychameleon

39. Hercules And Love Affair „Hercules And Love Affair“
Glamourös... Zugegeben: es gibt kaum einen Hype, den ich dieses Jahr weniger verstanden habe, als diesen, mal mit Ausnahme des Grace Jones Comebacks. Dennoch muss man Hercules und seiner Liebesgespielin unterstellen, ein recht feines Pop-Album aufgenommen zu haben. Warum nun gerade der schwule Disco-Pop der frühen 80er (quasi bevor der Synthiepop salonfähig wurde) der heißeste Scheiß 2008 sein soll sei mal so in den Raum gestellt. Denn nichts anderes wird hier gefeiert. Das ganze Album schreit „Retro“ und kokettiert mehr als gekonnt mit jener vergangenen und auch teilweise verdrängten Epoche. Und Anthony Hagerty mit seiner süßlich-schwülstigen Falsett-Stimme ist da auch noch der perfekte Interpret. Und „Blind“ ist nun halt wirklich einer der unwiderstehlichsten Popsongs des Jahres. Das Album ist gut, aber keine Offenbarung. Aber wenn man sich zum Ausgehen fertig aufbretzelt gerade der richtige Hintergrundsound.
Beste Songs: Hercules’ Theme, Blind, You Belong

38. Crystal Castles „Crystal Castles“
Nintendo-Fans... dürften ihre Freude dran haben. Denn der ein oder andere Sound aus einem der damaligen Spiele findet sich auf dem Debüt dieses verrückten kanadischen Duos wieder, welche wieder einmal das Märchen des schnellen Aufstiegs repräsentieren. Mit wenig Aufwand zu viel Hype! Und der Aufwand ist echt gering. Denn dieses Album ist weder sonderlich originell, geschweige denn gut produziert. Aber vermutlich macht dies den speziellen Reiz des Elektropunks der beiden aus. Denn im Gegensatz zur Konkurrenz wird das „Punk“ hier durchaus ernst genommen. Sängerin Alice schreit das ein oder andere Mal, während ihr Partner den ein oder anderen wirren Analogsound aus seinen Geräten leiert. Und zwischendurch blinzelt immer wieder mal der ein oder andere tolle Pop-Moment durch, wie bei „Courtship Dating“ oder „Knights“. Ein Sound mit Wiedererkennungswert. Aber sonst? Hmmm. Es groovt gut. Bleibt abzuwarten, was diese Band nach dem Hype in Zukunft noch bringen kann. Hier finden sich auf jeden Fall mehr als nur ein paar Ansätze
Beste Songs: Untrust Us, Vanished, Knights, Courtship Dating

37. Kleerup „Kleerup“

Hitgarant... Zumindest in Schweden ist Andres Kleerup mittlerweile eine feste Produzentengröße. In den Bereichen Pop hat er sie schon alle im Heimatland gehabt. Egal, ob Cardigans, Shout Out Louds oder Roxette: Kleerup’s an der Disco-Musik der frühen 80er-orientierter Elektro-Pop ist im Norden gerade sehr angesagt. Und so was sollte uns immer aufhorchen lassen! Auch auf dem Debüt hat er allerhand feine Damen des Landes versammelt. Lykke Li oder Neneh Cherry zum Beispiel. Und Robyn, die ihren großen 2007er Hit „With Every Heartbeat“ auch Kleerup’s Fähigkeiten verdankt. Ist eigentlich sein Song und deshalb vollkommen zurrecht hier mit drauf. Aber auch ohne Gastsängerinnen bietet er feinsten Pop mit tollen Flächensynthies und Kuhglocken. In Sachen Pop ist dieser kleine Mann grad ganz groß unterwegs. Würde mich nicht wundern, wenn die Welle auch noch auf den Rest Europas überschwappt. Wunderschöne Sache!
Beste Songs: Hero, With Every Heartbeat (feat. Robyn), Tower Of Trelick.

36. Tomte „Heureka“
Zufrieden... scheint Thees Uhlmann mittlerweile zu wirken. Mit Mitte 30 hat sich endlich der Erfolg von Tomte eingestellt, privat ist er Vater geworden und es scheint alles bestens zu laufen. Hat der markante Tomte-Leitwolf nun also die Dämonen in sich zufrieden gestellt? Teilweise ja. Weshalb man „Heureka“ fast schon den Status eines Alterswerkes geben kann. Es wirkt gesetzter als die Vorgänger, vielleicht auch glatter, mit mehr Hang zur Geste. „Du nennst es Pathos, ich nenn es Leben“ schreit Uhlmann da seinen Gegnern entgegen. Ansonsten hadert er in den kryptischen Texten wie immer mit dem Leben und philosophiert übers Betrunkensein und die Liebe. Viele alte Fans mögen das nicht verstehen, ich hingegen versteh ihn schon. Manchmal kann es so leicht sein, einfach nur zufrieden zu sein. Diese Platte ist okay. Das ist ihr größtes Problem. Der schwachen ersten Hälfte steht eine starke zweite gegenüber. Man muss das Beste draus machen. Jeder für sich. Da stimmt mir Thees sicher zu!
Beste Songs: Der letzte große Wal, Und Ich wander, Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören

35. Deichkind „Arbeit Nervt!“
Asssozial… und Spaß dabei! Deichkind sind eine der un- bzw. missverstandensten Bands dieses Landes. Für die einen der totale Stuss und der Untergang des Abendlandes, für die anderen kleveres Künstlerkollektiv, welches lediglich dem bereits untergehenden Abendland den Spiegel vorhält. Aber egal, ob Idiotie oder Ironie… dieses Album ist ein fettes Teil! Kaum einer hätte gedacht, dass die Hamburger nach „Remmidemmi“ noch mal was Relevantes hinbekommen. Doch hier ist es! Ein abwechslungsreiches Album zwischen Hip Hop, Elektro und Pop, gespickt mit allerhand intelligenten und enttarnenden Botschaften zwischen den Raps. „Arbeit Nervt!“ ist die Partyhymne 2008, „Luftbahn“, der Elektrolore-Song, den Alexander Marcus gern geschrieben, „Travelpussy“ und „Kopf Über“ in ihrer Dämlichkeit einfach phänomenal. Wer auch nur einen Funken Humor und Popaffinität hat, der muss dieses Album lieben. Und entweder darüber philosophieren oder trinken. Der Band wär beides recht.
Beste Songs: Arbeit Nervt!, Luftbahn, Komm Rüber

34. Rex The Dog „The Rex The Dog Show“
Tierlieb... gibt sich Jake Williams. Der Londoner Produzent hält sich meist dezent im Hintergrund, während er seinen Hund Rex in Form einer putzigen Cartoonfigur ins Rampenlicht stellt. Und sollte der Hund tatsächlich, wie beschrieben, für die Musik verantwortlich sein, handelt es sich hier um den coolsten Hund der Welt. Lassie kann einpacken! Dieses Jahr gab’s endlich das erste Rex The Dog Compilation-Album mit einigen Tracks und Remixen, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben, sowie neuen Sachen. Und kaum ein Elektrosound gefiel mir 2008 besser, als seiner! Wie kaum ein andere schafft es Rex wirklich den Klang der 80er mit der Frische von 2008 zu verbinden. Somit schafft er grandiose Elektrohouse-Stücke mit unverwechselbarem Klang, die sowohl bei den Indietronic-Nerds, als auch in der Großraumdisco funktionieren. Ein unverwechselbarer Sound, mit Hochglanzproduktion gepaart. Fett! Dafür hat sich der Rex sicher ein Leckerli verdient.
Beste Songs: Maximize 2008, Circulate, Tony The Beat (Remix for the Sounds)

33. Keane „Perfect Symmetry“
Rundneuert... sollter er klingen, der Sound des dritten Keane-Albums. Sogar von Disco war die Rede! Und von “Mr. Madonna” Stuart Price im Studio. Am Ende isses doch nur ein normales Keane-Album geworden. Auch 2008 macht das britische Trio immer noch ihren freundlichen, teilweise harmlosen Piano-Pop. Die Unterschiede sind dezent… Öfters hört man jetzt mal ne Gitarre, ein Saxophon oder nen Flächensynthie aus den 80ern, aber das war’s dann auch. Generell liebäugelt „Perfect Symmetry“ mehr denn je mit dem Jahrzehnt der Schulterpolster. Tim Rice-Oxley hat da ordentlich in den 80er geschaut. Spandau Ballet wären neidisch. Das ist dann aber auch das Problem. Keane repräsentieren nach wie vor diesen aalglatten Hochglanz-Piano-Pop, der beiweilen einfach nervt und nach dem dritten, vierten Song belanglos wirkt. Auf dem Debüt fiel das nicht auf, weil das ausnahmslos aus Hits bestand. Auch das dritte Album besitzt solche, besonders die Singles, wie „Spiralling“ oder der Titeltrack. Aber der Rest… der ist meist einfach ne Spur too much… oder too little. Wie auch immer man das will. Keane nisten sich in der Gefälligkeit ein und fühlen sich da wohl. Ich aber leider nicht mehr so sehr, wie noch vor ein paar Jahren. Nehmt’s mir nicht übel, Jungs.
Beste Songs: Spiralling, Perfect Symmetry, You Don’t See Me

32. R.E.M. „Accelerate“
Dagegen... Überhaupt nicht gefällig werden R.E.M.! Schaut euch die mal an, Keane! Da erwartet man nichts und bekommt am Ende viel mehr. So wie mit „Accelerate“, auf dem die Band in knapp 30 Minuten einfach mal ein Statement abgibt und sagt: „Hallo. Wir sind noch da? Wir haben noch Saft, wie haben noch was zu sagen!“ Rockrente wird aufgeschoben! Dieses Album hat mehr Zunder als viele Alben von Bands, die nur halb so alt sind. „Living Well Is The Best Revenge“ ist neben auch der beste Anfang, den so ein Album haben kann. „Man-Sized Wreath“ legt gleich nach. Und R.E.M.-Hits wie „Hollow Man“ gibt’s obendrein auch noch. Da verzeiht man Michael Stipe und Co. auch, dass es in der Mitte der Platte etwas schwächelt, nur um am Ende noch mal alles zu geben. „I’m gonna DJ at the End of the World“ schreit Stipe am Ende! Das dürfte all die “Losing My Religion”-Formatradiohörer abschrecken und ich danke Gott und der Band dafür. Und ja, das ist Indierock, wie er sein sollte! Akzeptiert das!
Beste Songs: Living Well Is The Best Revenge, Supernatural Superserious, Accelerate

31. Nada Surf „Lucky“
Sympathisch... Gegen Nada Surf etwas haben, ist doch ungefähr gleich bedeutend, als ob man etwas gegen kleine Babytiere haben würde. Muss man ja auch nicht. Dafür liefert das Trio aus New York seit Jahren wundervoll-gefühlvollen Indierock ab, ohne dabei irgendwie zu altern. Ich hab Frontmann Matthew dieses jahr hautnahe gesehen… der sieht mit Anfang 40 besser aus als ich. Und obwohl er gerade glücklich ist, hadert er auf „Lucky“ immer noch mit dem Leben. „Everyone’s right, no one is sorry. That’s the start and the end of the story“. Alles andere als Zustimmung wäre Majestätsbeleidigung. “See These Bones” ist einer ihrer besten Songs ever! Danach folgen einige weitere Hits, wie „Beautiful Beat“ oder „Weightless“, aber leider, auch ein paar Songs, die so nebenbei existieren. Sie stören nicht, bedeuten aber auch nicht viel. Und das die Band sich quasi überhaupt nicht weiter entwickelt kann man ihr vorwerfen, muss man aber nicht. Dazu sind die Songs einfach zu entwaffnend schön. Und solange das auch beim nächsten Album so sein wird, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Weder um die Band, noch um alles andere…
Beste Songs: See These Bones, Whose Authority, Beautiful Beat

Donnerstag, 13. November 2008

Die Besten des Jahres - Teil Eins (Plätze 50-41)

Tja, das war’s dann wieder. Wir alle haben ein weiteres Jahr unserer Existenz auf diesem Planeten herumgebracht… 2008 ist (fast) vorbei! Was für ein Jahr? Wir sahen das Ende des Kapitalismus, die Metamorphose des White House ins „Black House“, die deutsche Fußballnationalmannschaft, die irgendwie versuchte, wie 2006 zu spielen, aber es nicht wirklich gebacken bekommen hat, das Kommen und Gehen von allen möglichen Sachen und Hypes… und letztendlich sogar die Veröffentlichung von Guns’n Roses’ Album „Chinese Democracy“. Nach 14 Jahren! Donnerwetter! In meine persönlichen Top 50 des Jahres hat es Axel Rose’s Spätwerk aber dann doch nicht geschafft. Denn da kommen nur die Besten rein! Und das ist schließlich das, worum es bei Nobono geht! Musik! Bzw. Musik mit Qualität! Um nicht mehr und weniger wird es bei meinen Lieblingsplatten 2008 gehen, die ich in den nächsten Wochen regelmäßig an dieser Stelle vorstellen möchte. Eine Top 50 zu generieren ist keine leichte Aufgabe und sicher handelt es sich dabei nur um eine Momentaufnahme. Ich kann ja, weiß Gott, auch nicht alle Alben eines Jahres durchhören! Und vielleicht habe ich einige auch noch nicht so schätzen gelernt, wie ich sie vielleicht hätten schätzen sollen. Oder ich raff sie erst in nem Jahr. Kommt ja auch öfters vor so was. Sei es, wie es ist. Dies sind meiner Meinung nach halt momentan die 50 Besten des Jahres! In den ersten drei Teilen werde ich die die Plätze 50 - 21 kurz anschneiden, bevor ich dann die Top 20 dem Anlass entsprechend etwas detaillierter unter die Lupe nehme. Alles klar soweit? Dann kann’s ja losgehen…

50. Cut Copy „In Ghost Colours“
Retrospektive... Mit besonderem Wert auf den Wortteil “Retro”. Mit Ausnahme von Neon Neon hat keine Popband 2008 den Sound der guten alten 80er besser ins Jetzt produziert als dieses australische Trio. Dicke Basslinien, New-Order-Gedächtnisgitarren und den Hauch Plastik, den man dafür halt braucht. Alles zu finden auf diesem netten Debüt. Allerdings bringt dieser Sound dann auch das Problem dieser Zeit mit sich… die kantenlose Glattheit der Musik. Zumal das Werk dann auf Albumlänge nicht das taugte, was die guten Vorabsingles „Lights & Music“ oder „Hearts On Fire“ versprachen. Dennoch sehr solide. Und vor 22 Jahren wär’s der absolute Brecher gewesen.
Beste Songs: Feel The Love, Hearts On Fire, So Haunted, Lights And Music

49. Kaiser Chiefs „Off With Their Heads“
Festgefahren... Das haben sich die Kaiser Chiefs 2008 mit ihren ewig gleichen Britrock-Hymnen. War das Debüt 2005 noch locker in meinen Top 20 und das letztjährige Album immerhin noch in den Top 30, so hat es Nr. 3 dieses Jahr nur ganz knapp in die Top 50 geschafft. Mit Ausnahmen der unten genannten Tracks eine ziemliche Enttäuschung. Die Band wirkt uninspiriert, müde und ideenlos. Und selbst Mark Ronson schafft es nicht die da rauszuholen. Netter Formatradio-Indierock. Dennoch sollten sie sich mal ne Pause gönnen und (O-Ton Obi-Wan Kenobi) „ihr Leben überdenken“. Dann bleiben die Köpfe vielleicht sogar dran
Beste Songs: Like It Too Much, You Want History, Addicted To Drugs

48. Dido „Safe Trip Home“
Taufrisch... Denn erscheinen tut es erst morgen. Die Tatsache, dass es Madame Armstrong trotzdem bereits in die Top 50 geschafft hat ist ihr deshalb hoch anzurechnen. Noch mehr die Tatsache, dass sie sich nach dem Welterfolg der ersten zwei Alben Zeit genommen hat für das dritte. Und noch viel besser ist es, dass sie nicht den kompletten Overkill-Weg (Mehr Pop, Mehr Erfolg, Mehr Stuart Price) zum Erfolg geht, sondern mit „Safe Trip Home“ ein wunderschönes, sehr dezentes, sehr ruhiges und weniger Hit-, sondern viel mehr songorientiertes Album aufgenommen hat. Ideal für die ruhigen Abendstunden, egal ob allein oder zu zweit. Dido bleibt das nette Mädchen der Popszene. Vielleicht zu nett und zu ruhig. Das ist ihr einziger Fehler, aber da steht sie sicher drüber …
Beste Songs: Don’t Believe In Love, Northern Skies

47. The Long Blondes „Couples“
Vergangenheit… Mit einem so schnellen Ende der Long Blondes noch vor Verstreichen der Jahresfrist hatte dann doch keiner gerechnet. Obwohl die Chancen von vornherein nich sooo super standen. Das Debüt hatte einige Hits, war aber am Ende auch nur eine von vielen Indie-Rock-Platten aus dem UK, die während des Hypes der letzten Jahre veröffentlicht wurden. Auf dem Nachfolger probierte sich die Formation aus Sheffield deshalb aus diesem Schatten zu lösen. Elemente von Disco und noch mehr Pop wurden mit in den Sound aufgenommen. Vielleicht ne Spur zu viel Pop. Den Kritikern gefiel’s weniger und gekauft wurde es auch weniger. Als Gitarrist Dorian Cox dann einen Schlaganfall erlitt gab’s ein jähes Ende. Schade. Denn guter Pop ist selten. Sie bleiben eine der besseren Randnotizen!
Beste Songs: Century, Guilt

46. Godlfrapp „Seventh Tree“
Verkatert... waren Goldfrapp wohl irgendwie nachdem sie auf den letzten Studioalben ausführlich dem Glammer-Disco-Electro-Pop frönten. Deshalb ist „Seventh Tree“ entsprechend ruhig und dezent aufgefallen, stellenweise schon fast akustisch wie beim tollen Opener „Clowns“. Der Fokus liegt mehr denn je auf Allison Goldfrapp’s wundervoller Stimme, die wie ein zartes und zerbrechliches Echo durch alle Songs weht. Und „A&E“ ist einer der schönsten Popsongs des Jahres! Der Rest ist wundervolle Frühlingsmusik, voller Liebe und Gefühl. Vielleicht auf Dauer etwas einseitig und durchwachsen, aber bis man das merkt, schwebt man schon längst woanders
Beste Songs: A&E, Clowns, Little Bird

45. Adam Green „Sixes & Sevens“
Multitaskingfähig... ist Adam Green ja schon seit Jahren. Er erfüllt gleichzeitig die Rolle des Entertainers, Singer-/Songwriters und komischen Kauzes mit Bravur. Aus vollkommen unverständlichen Gründen hat das deutsche Indie-Volk schon vor Jahren nen Narren an ihm gefressen. Also „unverständlich“ deshalb, weil’s nicht zu Deutschland passt. Das diesjährige Album zeigt Adam wieder mal auf gekonnt hohem Niveau mit tollen Songs, die diesmal auch nicht vor Gospel oder Panflöten Halt machen. Wer Adam Green bisher mochte, mag ihn auch jetzt. Der Rest kann ihn ruhig hassen. Mich würde einfach mal interessieren, ob er auch mal Songs jenseits der Dreieinhalb-Minuten-Grenze aufnehmen kann. Wär doch ein Versuch wert, oder?
Beste Songs: Tropical Island, Morning After Midnight, Rich Kids

44. Oasis „Dig Out Your Soul“
Arbeitsaufträge... erfüllen Oasis schon seit Jahren. Immer mal ein Album, immer mal ne Tour, immer mal über Bands motzen, die die Band in der Zwischenzeit an Relevanz überholt haben. Irgendwie geht das schon seit 10 Jahren so. Damals hatten Oasis ihren Status als größte Band der Welt zwecks Überheblichkeit abgegeben und seitdem spielen sie zwar mit, aber keine große Rolle mehr. Ist denen aber längst egal. Den Fans sowieso. Aber das entpuppt sich als Glücksgriff, denn auf „Dig Out Your Soul“ spielt die Band so frei, wie lange nicht mehr. Nicht alles ist da sonderlich neu, aber nach langer Zeit wirkt es nicht mehr wie der Versuch, sich selbst zu wiederholen. Außerdem sind wieder richtig gute Songs dabei. Sagen wir mal so… Oasis waren schon mal wesentlich langweiliger, als 2008.
Beste Songs: I’m Outta Time, Waiting For The Rapture, Falling Down

43. Snow Patrol „A Hundred Million Suns“
Nachahmer... als solche werden Snow Patrol ja gern beschimpft. Spätestens seit dem großen Durchbruch des letzten Albums heftet ihnen immer der Makel des Coldplay-Clones an. Dabei gibt’s Snow Patrol schon viel länger und sie sind eine Band, wo man sagen kann, der Erfolg wurde sich mühsam erarbeitet. Und Sänger Gary Lightbody ist ein toller Songschreiber. Schon immer. Auch auf dem neuen Album gelingen ihm wieder tolle Songs. Vor allem der epische Schlusstitel „The Lightning Strike“ entschädigt für viel Durchwachsenes auf diesem Album, das sicher einige Highlights bietet und vielen gefallen wird… aber im Ernst: an das geniale „Final Straw“ kommen sie wohl nie wieder ran. Es steht ihnen aber auch frei, mir das Gegenteil zu beweisen
Beste Songs: If There’s A Rocket Tie Me To It, Crack The Shutters, The Lightning Strike

42. Lykke Li „Youth Novels“
Zuckersüß... Schweden und Pop passt halt einfach so gut zusammen, wie Italien und Pizza oder Amy und Crack. Die zarteste Pop-Versuchung des Landes hieß dieses Jahr Lykke Li. Und schau an… die kann auch mehr als nur unschuldig schauen und naiv piepsen. Das Debüt „Youth Novels“ bietet richtig schöne Pop-Songs, irgendwo zwischen Pop und Hippie-Folk. Und dazu diese Stimme… hach… also leichter und selbstverständlicher wie auf „Dance, Dance, Dance“ hat dieses Jahr niemand über die Thematik Tanz geträllert. Wer eine fröhliche Variante von Feist sucht, wird hier fündig.
Beste Songs: Dance, Dance, Dance, Little Bit,

41. CSS „Donkey“
Versaut… gaben sich Cansei de ser Sexy auf ihrem gleichnamigen Debüt. Da sang Sängerin Lovefoxxx (allein der Name gehört in eine ganz andere Abteilung) mit Lolita-ähnlicher Stimme von Geschlechtsverkehr zu Disco-Punk, Schlampen und Alkohol. Party eben! Genauso klang das Debüt. Viel davon konnte die Band auch auf das diesjährige Zweiwerk „Donkey“ rüberretten. Der bewerte Mix aus Indierock und Elektropop ist geblieben, wenn gleich man merkt, dass die Band mittlerweile ihre Instrumente wesentlich besser beherrscht. Das nimmt dem ganzen natürlich etwas die Verspieltheit, zeigt aber gleichzeitig auch, dass die Brasilianer einiges drauf haben. So ist „Donkey“ insgesamt wesentlich durchdachter und rockiger. Und markante Hits, wie das unwiderstehliche „Move“ gibt’s nach wie vor. Jetzt kann man nur hoffen, sie fangen jetzt nicht an, ernste Musik zu machen ;-)
Beste Songs: Left Behind, Move, How I Became Paranoid, Rat Is Dead (Rage)


So, das war der erste Teil. Der zweite folgt hoffentlich demnächst. Habt ihr eine andere Meinung zu einer der Platten? Dann hinterlasst sie doch an dieser Stelle in Form eines Comments. Bis bald!

Samstag, 1. November 2008

Nobonos Gespür für Schnee

Polarkreis 18 veröffentlichen mit "The Colour of Snow" eines der besten Alben im Spätherbst 2008.

Felix Räubers Leben verläuft in diesen Tagen sehr schnelllebig. Das ist kein Wunder, hat sich doch seit der Veröffentlichung von „Allein allein“ sehr viel um die junge Dresdner Band ereignet. Berücksichtigt man, dass Polarkreis 18 bereits seit über zehn Jahren als Band fungieren (nicht seit Beginn in der heutigen Besetzung), so kann man die Worte des charismatischen Sängers kaum anzweifeln. Was ist also passiert? 2007 veröffentlichen die sechs Jungs ihr erstes selbstbetiteltes Album unter Motor Music. Ein Album, welches kaum einer anderen deutschen Veröffentlichung seiner Zeit gleicht. Der Hang zur Elektronik und zum Experimentellen, gepaart mit der beachtlichen Stimme Räubers lassen schnell Vergleiche zu Sigur Rós oder aber AIR aufkommen. Polarkreis 18 zeigen sich davon unbeeindruckt, es geht ihnen ausschließlich um die Musik. Jahrelang haben sie an den Songs gefeilt und gearbeitet, eine erste Vorabversion gab es unter dem Titel „Look“ bereits exklusiv auf Konzerten zu kaufen. Dennoch: Polarkreis 18 bleibt trotz überwiegend positiver Kritiken eher ein Geheimtipp im hiesigen Musikgeschäft. Zurück in die Gegenwart, also Herbst 2008. Nur knapp ein Jahr nach dem Debüt folgt schon der zweite Wurf „The Colour of Snow“, begleitet von der Vorabsingle „Allein Allein“ unter dem neuen Label Universal Music. „Allein Allein“ wird zugleich der offizielle Soundtrack der Krabat-Verfilmung von Marco Kreuzpaintner (Sommersturm) nach der Vorlage Otfried Preußlers. Der Film und der Clip zur Single, welcher die einzelnen Bandmitglieder in der paradiesischen Natur Norwegens von einem Helikopter gefilmt zeigt, verschaffen der Band einen enormen Popularitätsschub. „Allein Allein“ steigt in die Top 10 der deutschen Singlecharts ein und schafft es dort innerhalb weniger Wochen auf #1. Parallel debütiert das Album auf Platz 14 – das erste Album der Band schaffte es derweil nicht in die deutschen Top 100.
Doch was kann dieses Album eigentlich? Wird der schnell gefolgte Output der Qualität gerecht, die das Debüt als Maßstab im vergangenen Jahr hinterlassen hat?
Der Fehler wäre, „The Colour of Snow“ mit dem selbstbetitelten Debüt vergleichen zu wollen. Unlängst ließ Felix Räuber verlauten, dass man nun „nicht mehr nach einem Sound, sondern nach Songs gesucht habe“. In der Tat klang „Polarkreis 18“ nach Arbeit, nach vielerlei Experimenten und nicht zuletzt daher im Abschluss unverschämt perfekt – gerade für den ersten Wurf. Die Skepsis gegenüber Album zwei ist also gerechtfertigt, wird „The Colour of Snow“ jedoch kaum gerecht. Was Polarkreis 18 dieser Tage veröffentlicht haben, klingt geradliniger, größer und voller, noch selbstbewusster und vielleicht gerade deswegen nach opulentem Pop. Eine Tatsache, die viele Fans der ersten Stunde übel nehmen und auch wegen der Prädikation „Pop“ der großen Firma Universal Music zuschreiben wird. Beobachtet man den Schritt von Album 1 zu Album 2 also nicht als konsequente und logische Entwicklung, kann man ihn eben auch als eine Art Widerspruch auffassen. Wo „Polarkreis 18“ eine Spielwiese für das deutsche Indievolk war, ist „The Colour of Snow“ eine für das hiesige Krabat-Publikum, doch genau das sind und macht Polarkreis 18 als Band aus. Wie sonst könnte man eine klassische Hymne an die Einsamkeit schreiben, in der Tausende Menschen (der Refrain wurde während eines Konzerts mithilfe des Publikums aufgenommen) zusammen einen Refrain wie „Allein allein“ singen? Laut Felix Räuber zeigt die Hymne genau das, was wir sind: Jeder für sich allein, was uns alle vereint, zusammenbringt und letztlich zu Polarkreis 18 führt. Das man für die Aufnahmen zum Album schließlich noch ein ganzes Orchester ins Studio eingeladen hat, scheint also kaum noch ein Zeugnis von Größenwahn – auch wenn Räuber diesen gerne der Band zuschreibt. Die Arrangements von Sven Helbig (u.a. Pet Shop Boys, Rammstein) begleiten den Hörer durch das ganze Album und lassen ihn durch eine emotional berührende Soundlandschaft wandeln. Auf diesem Weg fallen besonders Songs wie „Allein allein“, der Titeltrack des Albums oder 130/70 auf, die nicht nur mit ihrer perfekt konzipierten Geradlinigkeit glänzen, sondern auch nach „Single“ schreien und vor allem eines tun: berühren. „Prisoner“ hingegen weiß durch seinen vielseitigen Sound und einem weiteren Deutsch/Englischen Gesang zu überraschen. Unübertroffen bleibt das wunderbare „River loves the Ocean“ , das den Hörer in die traumhaftesten Klanglandschaften a la Herr der Ringe versetzen dürfte, bevor man im finalen Track „Happy go lucky“ wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Auch hier gibt es große verwobene Orchestersounds zu hören, einen traumatischen Refrain und eine plötzlich einsetzende Stille, in der nur noch Räubers Stimme zu hören ist: „It’s not easy / simplicity“. Spätestens hier muss dem Hörer bewusst werden, welches großartige Album einer jungen deutschen Band er gerade gehört, nein erlebt hat.
Die Voraussetzungen mögen in der über zehnjährigen Bandgeschichte nicht immer einfach gewesen sein, doch Polarkreis 18 zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie das bestmögliche für ihre Musik getan haben. Und sie stehen gerade erst am Anfang. Dort, wo wir sie gerade als „Tourist“ durch eines der besten Alben im Spätherbst 2008 begleitet haben. Polarkreis 18 sind angekommen.

"Tipp: Allein alene (Nephew Remix)"

"Allein allein" (Video)

"Polarkreis 18 - Im Schauspielhaus Dresden"

"Klangfilm"

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