Plattenteller

Mittwoch, 31. Oktober 2007

rhododendron's finest - teil eins

Meine liebsten Platten des Jahres. Die Plätze 20 - 16.

Abrechnung ist am Ende! Oder vor dem Spiel ist nach dem Spiel? Fakt ist, das musikalische Jahr 2007 ist beendet. Da man ab Mitte November eh nur mit spärlichen bzw. überflüssigen Greatest-Hits-Veröffentlichungen rechnen kann, starte ich an dieser Stelle meinen ganz eigenen Rückblick auf die musikalischen Meisterwerke der letzten Monate. Und dabei fällt mir natürlich auf, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, wirklich alles zu hören und zu bewerten, was dieses Jahr so erschienen ist. Dazu bräuchte ich ne eigene Redaktion, viel mehr Zeit und Lust und sowieso. Sachen wie das Band of Horses Album oder die vom Kollegen-Neuzugang legomännchen vorgestellten Platten der Damen Nash und Murphy hab ich ja auch noch nicht gehört. Deshalb sollte diese Liste auch nicht ein Ewigkeitszertifikat besitzen. Nicht alles, was 2007 erschienen ist, muss ich auch 2007 kennen und lieben lernen. Ich erinnere mich noch an das Stills Debüt von 2003, welches ich erst letztes Jahr ins Herz geschlossen hab. Oder jüngst die Platte von Boxer Rebellion (siehe Mixtape), welche auch schon 2 Jahre alt ist. So ist dies eine Momentaufnahme. Und als Freund guter Populärmusik muss ich sagen, war 2007 ein sehr gutes Jahr. Sehe ich mir die Top 20 an (die in den nächsten Wochen folgen Stück für Stück folgt), erkenne ich mehr als eine Handvoll faszinierender Platten, die eigentlich alle den ersten Platz verdient hätten. Oft nur um haaresbreite sind die Plätze zu Stande bekommen. Und Situationsabhängig ist das ganze sowieso. Selbst das Sigur Rós Album auf Platz 19 ist in bestimmten Momenten aus meiner Sicht das beste Album des Jahres oder Jahrzehnts, genauso ergeht es all den anderen guten Platten dieses Jahr. Von den umjubelten Zweitwerken der ganzen gehypten Indie-Bands aus dem UK, über das düstere Highlight eines neuen Interpol-Albums, hinzu den elektronischen New-Rave-Vorzeigeprodukten der Klaxons oder Simian Mobile Disco oder Damon Albarn’s Bandprojekt The Good, The Bad & The Queen. Dieses Jahr bot so viel. Emotionen und Momente. Jetzt nicht nur auf die Musik bezogen. Nein, es machte aus meiner Sicht mehr Spass denn je, Musik zu entdecken, zu erleben und auch darin aufzugehen. Aber ich werde schon wieder leicht philosophisch, merke ich gerade. Genug der holen Phrasen und Selbstbeweihräucherung. Auf’m Platz ist, was zählt. Beginnen wir mit den hinteren Plätzen. Der erste 5er Block beinhaltet Platz 20 bis 16.

# 20 ... Dave Gahan „Hourglass“

Der Ewig-Hadernde. Die Dämonen, die Depeche-Mode-Frontsau Dave Gahan rief, lassen ihn auch im Alter von 46 nicht schlafen. Sein zweites Solo-Album „Hourglass“ etabliert das Sexobjekt vieler ebenfalls älter gewordenen DM-Fans als durchaus ernstzunehmenden Solokünstler. Gahan zaubert düstere kleine Popsongs in denen er mal wieder über die Endlichkeit des Seins, seine Rolle in der Welt und jede Menge andere Leitthemen philosophiert. Düster klingt das und elektronisch. Und auch sehr modern. Aber ein Depeche Mode Album ist es trotzdem irgendwie nicht. Dazu fehlt Gahan die Genialität eines Martin Gore, komplexe Musik im einfachen Pop-Kontext unterzubringen. Dennoch ist „Hourglass“ stellenweise mutiger als das letzte DM-Album. Es nimmt einen gefangen in die Welt von Gahan. Und es zeigt, dass das Alter nicht automatisch Gelassenheit bringt. Düsteres, kleines Album!
Bester Track: Saw Something
Ansehen: Kingdom


# 19 ... Sigur Rós „Hvarf / Heim“

Die Landschaftsmaler. Das an Sigur Rós aus musikalischer Sicht kein Weg vorbeiführt, dürfte mittlerweile selbst der Letzte verstanden haben. Das vermutlich eigenwilligste und beste Bandkonstrukt, was diese Welt zu bieten hatte beehrt uns in diesen Tag mit seinem ersten Film, der Banddoku „Heima“. Die atmosphärischen Bilder der Konzerte, sowie der schroffen Landschaft Islands vereinen sich mit dieser gewaltigen Musik zu einem audiovisuellen Rausch, den wohl selbst der beste Mix aus LSD und Kokain nur schwer erreichen kann. Über die Musik ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Das Doppel-Album zum Film unterstreicht dies auf souveräne und anrührende Art und Weise. Die neuen Tracks auf „Hvarf“, teilweise bestehend aus Neuaufnahmen alter Songs, bestätigen den Status dieser Band als einzigartig. Wahre Freude kommt aber erst bei „Heim“ auf, welches akustische Ausgaben bekannter Songs der Band darstellt. Egal ob „Starálfur“ oder das todtraurige „Vaka“... ohne Strom und Effekte wirken sie noch eine Spur bewegender. Das dieses Album nicht auf den vorderen Plätzen mitkämpft, liegt nur an der Resteverwertung. Aber das macht wiederum auch keine andere Band so gut, wie diese hier. Da fühlt man sich halt sofort „Heim“!

Bester Track: Starálfur (Acoustic)
Ansehen: Hljómalind


# 18 ... Jamie T. „Panic Prevention“

Der Jungspund. Als Jamie T. irgendwann im Frühjahr 2007 zuerst in Großbritannien aufschlug, war natürlich alles verzückt. Kein Wunder. Was macht der denn? Hip Hop? Britpop? Nur Pop? Ist da nich auch Punk dabei? Ist das überhaupt Musik? Fragen über Fragen, aber man kann das zusammenfassen unter dem Gesichtspunkt, dass diese Musik vor allem eins ist: Neu! Oder auch „fresh“. Je nachdem. Der junge Lad mit der klassischen 21st-Century-Karriere (MySpace, Download-Erfolg etc.) schraubte die Musik zu „Panic Prevention“ in seinem Schlafzimmer zusammen. Er sampelt, er mixt, er rappt, er singt (na ja, so halb), er hat was zu sagen. Über sein Leben in London, über das Nachtleben, über all den Kram, der Jungs in seinem Alter was angeht. Diese Platte schreit „Ich bin jung“ mit jedem Ton. Zwischen wirren Samples und schlimmstem Akzent-Englisch blitzen aber permanent Pop-Momente reinster Art, wie „If you got the Money“, „Salvador“ oder das famose „Calm Down Dearest“, welches neben meinem auch noch andere Sommer gerettet haben dürfte, durch. Dies ist eine Momentaufnahme für 2007. Vermutlich klappt dieses Album auch außerhalb des Sommers ’07 nicht mehr. Vielleicht irre ich mich auch. Und vielleicht überrascht Jamie auch auf dem nächsten Machwerk. Dieses ist jedenfalls unabdingbar gewesen. Fragen sie Bob Hoskins!
Bester Track: Calm Down Dearest
Ansehen: Sheila


# 17 ... Amy Winehouse „Back To Black“

Die Extrovertierte. Ja, sie trinkt gern und gern auch mal viel und gegen andere weiche und (leider auch) harte Drogen ist Madame Winehouse ja auch nicht abgeneigt. Das weiß jeder, der 2007 mal halbwegs die Boulevard-Presse verfolgt hat. Und die brauchte, nachdem Pete Doherty langsam dabei ist zu entgiften, ja neues Futter. Unerhört ist diese Frau! Dabei wird (in fucking Deutschland vor allem) übersehen, dass die Musik, die diese junge Dame macht, eigentlich wichtiger ist. Und Drogen gehören zum Rock’n Roll! Und die Frau soll bitte so bleiben! Und Reporter zum Frühstück fressen bitte. „Back to Black“ hat extremst viel schwarzen Soul. Produzent Mark Ronson gibt Winehouse den Sound der 60er, sie singt über die Themen der Neuzeit. Hauptsächlich natürlich von ihrem verkorksten Liebesleben und dem Hang zu Hochprozentigen. Aber warum nicht. Diese Songs sind Pop as Pop can be. Der Erfolg gönnt man ihr natürlich, die Eskapaden auch, aber nicht diese nervigen Schlagzeilen. Die Stimme dieser Frau erschüttert einen bis ins Mark, das Album ist eine Ansammlung vieler kleiner Meisterwerke. Sie brachte den Soul zurück und auch etwas Kantiges in die ansonsten farblose Popmusik. Please Amy, don’t burn out, please fade out a bit more ;-)
Bester Track: You Know I’m No Good
Ansehen: Tears Dry On Their Own


# 16 ... The Enemy „We’ll Live And Die In These Towns“

Die Frustrierten. Das macht den Unterschied aus. Wenn sich die Jugendlichen musikalisch ihren Frust von der Seele schreien wollen, geschieht das hierzulande nur in drittklassigen Gitarrenbands oder noch schlimm im Hip Hop (ich mein nicht den guten, sondern den schlechten). Nicht so im Mutterland des Pop. Dort sind The Enemy anno 2007 die Band, die es, wie keine zweite versteht, all das auszusprechen, was einem in den britischen Vorstädten und Kleinstädten, weit weg vom schillernden London als junger Mensch auf den Geist geht. Dieses Album ist wie ein Tritt in die Eier, all derer, die’s einfach nicht verstehen wollen. Es handelt vom Unglauben über die Engstirnigkeit vieler Menschen, über die Ausweglosigkeit des alltäglichen Daseins, den Frust, die Gewalt, die Suche nach einem Sinn für all den Mist, den man auf den Strassen Englands sieht. Und nicht nur da. Diese Platte funktioniert universell als Ventil gegen all das, was täglich auf einen eindrischt. Sicher nicht so tief- und feinsinnig, wie Bloc Party weiter vorn, aber mit all dem Hass und dem Frust verpackt in 11 sehr gute bis unglaubliche Indie-Britrock-Songs. So simpel die Refrains von „Away From Here“, „Had Enough“ oder „You’re Not Alone” sind, so wenig verfehlen sie ihre Wirkung. Von den ruhigen Momenten wie dem tollen „This Song“ mal abgesehen. The Enemy schrammeln nicht planlos drauf rum, sondern bedienen sich bestens bei all den Role Models britischer Gitarrenpop-Musik der letzten 30 Jahre. Große Kunst ist das nicht! Aber sie sprechen mit lauter Stimme! Und das machen sie so gut, dass ich sie auch hier verstehen kann.
Bester Track: Away From Here
Ansehen: Had Enough

Freitag, 26. Oktober 2007

ROISIN MURHPY - OVERPOWERED

... do you like disco?

Roisin Murphy packt auf ihrem neuen Album die Disco-Kugel aus! Jetzt ist Schluss mit Jazz-Pop von Matthew Herbert, Roisin möchte tanzen! Deswegen hat sie gleich mal Produzenten wie Richard X, Andy Cato (Groove Armada) und Seiji (Bugz In The Attic) für ihr neuestes Werk verpflichtet. Richard X mag von Remixen für Depeche Mode, Gwen Stefani, Ciara oder durch Pop-Produktionen für die Sugababes („Freak like me“) und Liberty X („Being Nobody“), eine britische Band aus TV-Casting-Überbleibseln, kennen. Auch Groove Armada („I see you baby“) haben kürzlich mit Ex-Sugababe Mutya zusammengearbeitet und Genosse Seiji steuerte jüngst einen Remix zu Britneys "Gimme more" - EP bei. Ob sich das Album nun zur chartstauglichen Konventionalität hinreißen ließ, oder ob das überhaupt einer der Verantwortlichen wollte... wir werden sehen!
Das Album ist insgesamt sehr glatt produziert. Nicht so wie beim Vorgänger, bei dem man noch Ecken und Kanten entdecken konnte. Also heißt hier es auch: Bahn frei für klassische Songstrukturen! Die Refrains möchten eingängig wirken, teilweise etwas übertrieben und man wird manchmal unfreiwillig an Chart-Dance-Musik erinnert. Tracks bei denen dieser Eindruck wirklich nicht von ungefähr kommt sind „You know me better“ und die zweite Single-Auskopplung „Let me know“. Hier hat man teilweise das Gefühl Sophie Ellis Bextor und Dannii Minogue würden gleich um die Ecke kommen und sich als Duett-Partnerinnen ankündigen. Kitsch-Momente sind hier also nicht ausgeschlossen.
Geprägt ist das Album v.a. durch 80er-Jahre Synthesizer Sounds. Doch es gibt auch viele Tracks, die beweisen, dass das sehr wohl auch sehr gut gehen kann. In diese Kategorie kann man eindeutig „Overpowered“, „Dear Miami“, „Primitive“, „Parallel lives“ und „Footprints“ einordnen. Hier wird alles richtig gemacht. Vor allem in „Footprints“ setzen 80-er typische Synthie-Sounds ein, die ein authentisches Oldschool-Gefühl vermitteln.
Die erste Singleauskopplung „Overpowered“, ist schlichtweg ein Wahnsinnssong! Ein dumpfer Beat führt den Track an, er beginnt klarer und lauter zu werden, der einsetzende Gesang wirkt kühl, aber nicht kraftlos. Der Beat pulsiert. Bis zum Ende. Er dröhnt unaufhaltsam durch die Boxen. Man wünscht sich plötzlich das Lied nicht auf der häuslichen Stereo-Anlage anzuhören, sondern ihn in einem tollen Club mit geschlossenen Augen genießen zu können.
Ein wenig R’n b-ig kommt „Tell everybody“ daher. Locker, unbeschwert und abwechslungsreich ist er.
„Cry Baby“ besitzt definitiv Elemente von Dead or Alive’s “You spin me round (like a record”), was auch sofort nach den ersten Sekunden des Tracks klar ist. Die 80-er Party wird also fortgeführt.
Zu den weiteren Spitzenmomenten des Albums gehört eindeutig „Primitive“. Roisins Stimme streicht sanft über die genauso sanften Synthesizer Sounds, wird im Laufe des Tracks immer kraftvoller, wirkt aber dennoch behutsam. Es ist einer der ruhigeren Tracks des Albums. Zu all dem Überfluss wird der Schluss eingeläutet von Streichern. Eine Elektropopballade vom Feinsten.
Genauso wie diese Songs, ist auch „Dear Miami“ ein Track der sich im Ohr breit macht und nicht mehr herauskommen möchte. Hier wird alles richtig gemacht. Ein echtes Glanzstück.
Roisin lädt uns mit ihrem Album alle ein Spaß mit ihr und der Dancefloorplatte zu haben. Nicht zu allen Tracks mag man tanzen, aber mit dem Großteil ihrer Songs ist der Spaß sehr wohl garantiert und man kann unbesorgt die Sause steigen lassen. Dass Roisin sich nicht nur musikalisch neu inszeniert hat, sondern auch visuell, erkennt man deutlich an den neuen Fotografien und Videos zu diesem Album. Sie zeigen Roisin in Kleidungsstücken die eigentlich keine Kleidungsstücke mehr sind. Extravagant. Auffallend. Riesengroß und meist von undefinierbarer Form. Oder mit einem Wort „björkig“. Roisin ist wohl jetzt so etwas wie ein lebendes Ausstellungsstück. Vielleicht versucht sie sich bei der nächsten Single dann im Discokugel-Outfit. Man darf gespannt sein und hoffen, dass die nächste Single „Dear Miami“ sein wird.

Dienstag, 23. Oktober 2007

KATE NASH - MADE OF BRICKS

... she likes to play!


Der NME stellt uns Kate Nash mittlerweile schon als „the new queen of pop“ vor und aus allen Reihen hört man ausschließlich Lob über diese Frau. Exakt drei Adjektive springen einem entgegen wenn man ihre Albumwerbung in einem Magazin sieht: verspielt, elegant, lyrisch brilliant. Nun können wir uns auch endlich hierzulande selbst von „Made of Bricks“ überzeugen.
Dominiert werden die meisten ihrer Songs vom Klavier und ihrem lockerflockigen Sprechgesang. Ganz ehrlich, was wäre Kate Nash ohne diese zwei Punkte? Naja, stimmt, die Songs würden noch durch Gitarren und Sythesizer getragen werden, aber das Elementare für die Inszenierung Kate Nashs würde fehlen. Ein wenig Regina Spektor-artig wenn man so möchte.
Kate Nash ist definitiv eine Frau, die uns Geschichten erzählen möchte. Jedoch keine weithergeholten Geschichten, sondern Geschichten aus ihrem Alltag. Sie sind einzigartig, verträumt und voller Überraschungen. So erzählt Kate uns die Geschichte von „Mariella“ die sich selbst von der Außenwelt isoliert, indem sie ihrem Lippen mit Prit-Stick zusammenklebt, weil sie sich „komisch“ und unverstanden von ihr fühlt. Und Kate verrät uns ganz nebenbei, dass sie auch manchmal eben gerne so wäre wie diese Mariella. Weiterhin kindlich-charmant geht es auf dem Track „Skeleton Song“ zu. Hier singt sie über ihren Kindheitsfreund, einem Skelett, zu welchem sie noch immer eine durchaus intakte Freundschaft pflege. Imaginäre Fantasie-Freunde hatte jeder, aber nicht jeder behält sie noch im erwachsenen Alter. Man sieht, an kindlicher Naivität fehlt es Kate nicht wirklich. Ist es vielleicht genau das, was sie so charmant macht? Ich denke schon. Somit erweist sich das Adjektiv „verspielt“ als folgerichtig.
Geschichten über Geschichten. Doch auch eine Kate Nash kann traurig sein. Auf „Nicest Thing“ geht es eher verletzlich zu. Kate erzählt uns wie es sich anfühlt abgewiesen zu sein. „I wish I was your favourite girl (…) I wish my smile was your favourite kind of smile”, heißt es hier, was zwar kitschig klingen mag, doch das ist egal. Sie vermittelt dem Hörer das Gefühl, dass sie es absolut aufrichtig meint. Es ist nicht schwer zu glauben, dass bei Ernsthaftigkeit in jeder Silbe steckt. Es ist ein Song bei dem man Kate in den Arm nehmen mag und sagen möchte „hey, es ist bald wieder okay“, oder man erinnert sich selbst daran wie sich das Abgewiesensein anfühlt.
Die Texte von Kate Nash können faszinieren, ohne Zweifel. Sie können einem die Mundwinkel ein wenig nach oben heben und können einen über sie schmunzeln lassen. Sie lassen von der ersten Zeile an nicht los. Man MUSS ihnen einfach lauschen, es geht nicht anders. Somit bestätigt sich auch das Adjektiv „lyrisch-brilliant“. Das letzte ihr auf den Leib geschneiderte Adjektiv lässt sich leicht nachempfinden und darüber lässt sich wirklich nicht streiten. Kate ist „elegant“. Eine Foto genügt um das zu wissen. Trägt sie auch etwas anderes als Kleidchen? Aber da ihre Musik durch und durch Kate Nash ist, und sie zudem auch noch diesen tollen Londoner-Akzent hat stellen sich natürlich auch ihre Songs elegant dar.
Teilweise mag man Kate Nash auch albern finden können, wenn sie z.B. fast eine Minute am Song-Ende hysterisch-euphorisch ein „yeah, I’m never-ever-ever-ever-ever-ever-ever-...“ (->„Mariella“) immer lauter werdend ausruft, aber solche Gedanken bekommt man allerhöchstens 2mal auf diesem Album. Alles in allem sind es schöne, intelligente und einzigartige Pop-Songs bei denen kein Blatt vor den Mund genommen wird. Große musikalischen Veränderungen findet man zwar nicht auf dem Album und die Grundstimmung bleibt meist gleich, aber das tut der Sache keinen Abbruch und so sprechsingt oder singt sich Kate Nash aufrichtig durch ihre verträumte Welt. Unsere momentane Lieblingsbritin kann also auch im Longplayer-Format sehr gut überzeugen.

Herzstücke des Albums:
Foundations, Mouthwash, Mariella, Skeleton Song, Nicest Thing

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Gone Up In Flames . . .

Ein Nachruf auf die tolle Band Morning Runner... und irgendwie auch Wut auf die Plattenindustrie

Normalerweise schreibt man einen Nachruf ja, nachdem jemand die Welt der Lebenden verlassen hat. Die gute Nachricht ist, dass Matthew Greener, Tom Derrett, Ali Clewer sowie Chris Wheatcroft noch am Leben sind. Allerdings sind sie nicht mehr Morning Runner, wie die Band heute auf ihrer MySpace Seite bekannt gab. Und zu sagen, dass sei „schade“, ist aus meiner Sicht noch leicht untertrieben. Diese Band hatte das Potential, ganz groß zu werden. Sie hatte die Songs, die Kraft und eine treue, wenn auch kleine Fanschar. Und es passiert sicher täglich, dass viele Bands im Haifischbecken Musikindustrie das Handtuch werfen. Die Aereogramme und The Cooper Temple Clause traf es ebenfalls dieses Jahr. Und ständig muss man als Künstler damit rechnen, dass die Karriere bei schlechten Verkäufen vorbei ist. Ich würde auch nicht so viel Aufriss machen, wären Morning Runner nicht eine der wenigen Bands gewesen, die es geschafft hat, mich allein durch Singles und B-Seiten bereits ein halbes Jahr vor Erscheinen deren Debüt hingegenzufiebern. Und “Wilderness is Paradise“ war ein tolles Debüt. Eines der besten der letzten Jahre. Mit Songs voller Kraft und voll Gefühl, für welche routinierte Bands töten würden. Überhaupt: Kraft und Gefühl... die Balance zwischen diesen beiden Elementen hat kaum eine Band so gut hinbekommen, wie Morning Runner. Am besten dargestellt durch “Burning Benches“, ihren besten Song und eine der feinsten, kleinen Pop-Perlen der letzten Jahre. Die anfänglich melancholische Stimmung schwenkt um, hin zu einem schnellen, energiegeladenen Ende. Wo andere Bands in Pathos und Chris-Martin-like-Seuselmomente abdriften haben Morning Runner nochmal alles rausgeholt. Die Kraft, auch der Trauer, haben sie dadurch so toll repräsentiert. Sein es nun die famosen Albumtracks, wie das tanzbare „Have A Good Time“ oder das traurige „Oceans“ oder auch B-Seiten, wie das hymnenhafte „Gather up“ oder die Klavierperle „Frayed Edges“... diese Band hat Vielseitigkeit und vor allem Qualität an allen Fronten bewiesen. Genützt hat es nichts. Außer halt „Burning Benches“ hat keine Single die Nähe der UK Top 20 spüren dürfen und auch das Album schaffte es nur knapp in die Top 30. Gründe kann man natürlich zuhauf suchen. Wie auch andere Bands wie die von mir ebenfalls sehr geschätzten Thirteen Senses (denen bitte nicht das gleiche passieren soll. Bitte!) hing Morning Runner immer der Stempel „Coldplay-Plagiat“ im Nacken. Dabei haben sie mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr drauf. Und nicht zuletzt war es auch der Druck der eigenen Plattenfirma, die die Band nun unter Druck setze, doch bitte eine Hit-Single abzuliefern. Zu wenig kommerziell ausgerichtet seien die bereits geschriebenen Songs von Album Nr. 2 gewesen. Dem Druck hielt die Band nicht statt. Bassist Tom und Pianist Chris hatten die Schnauze voll. Matt und Ali nicht. Aber sie akzeptieren die Entscheidung, wie sie verlauten ließen. Und so bleibt die Hoffnung, dass wir den ein oder anderen auch irgendwann wieder in Aktion sehen können. Aber, was bleibt sonst noch? Die Erkenntnis, dass sich musikalische Qualität bei großen Plattenfirmen, wie Parlophone (wo sie gesignt waren) eigentlich nichts mehr zählt. Kreativität sowieso nicht mehr. Und Experimente möchte man den Menschen natürlich bitte auch nicht zumuten. Lieber das Altbewehrte, was man in kategorische Schachteln einordnen kann. Aber noch viel schlimmer ist es, das Bands unter diesem Druck zerbrechen können, wie in diesem Fall. Das ist ein Armutszeugnis für eine Industrie, die ihr Kapital auf einer Kunst aufbaut, die keine Kunst mehr sein darf. Quantität schlägt Qualität. Schon lange. Der Trend ist erkennbar. Radiohead releasen spontan ein Album ohne Plattenfirma, die Nine Inch Nails trennen sich von ihrem Majorlabel und andere Bands und Künstler sind mittlerweile soweit, sich gar nicht mehr auf die Verlockungen einer großen Plattenfirma einzulassen. Ein zweischneidiges Schwer ist das aber allemal. Und Diskussionsstoff soundso. Licht und Schatten. Manche Bands verkraften dies. Und andere eben nicht. Und das ist traurig. Und ich konnte sie nicht mal live sehen. Um es am Ende doch noch wie einen Nachruf klingen zulassen, so stimmt doch der gute alte Satz, dass sie in ihrer Musik weiterleben werden. Und zwar in diesen Songs. Farewell!

"Burning Benches"

"Oceans"

"Be All You Want Me To Be" (Live)

Morning Runner @ MySpace

Freitag, 28. September 2007

NOBONO /// Awards 2007



Heute haben wir Geburtstag, denn Nobono wird 200 … Tage alt! In dieser schnelllebigen Blog-Zeit schon eine beachtliche Leistung, ohne uns großartig feiern zu wollen. Nur eine virtuelle Flasche Sekt wird geköpft, dann gearbeitet, denn pünktlich zum Jubiläum haben wir uns etwas für euch einfallen lassen. Zu aller erst die wichtige Durchsage: Ab sofort sind wir unter www.nobono.de.vu erreichbar! Keine komplizierte URL mehr, sondern einfach nobono.de.vu. Ist das was? Wir finden ja! Zudem könnt Ihr von nun an auch unangemeldet unsere Artikel kommentieren, und darum bitten wir immens, denn uns interessiert eure Meinung. Und last but not least: wir feiern heute zum ersten Mal die offiziellen Nobono Jahrescharts. Charts, fernab des kommerziellen Geschehens, geprägt von guter Musik mit künstlerischem Anspruch. Musik um der Musik willen, Musik die verbindet, vereint und berührt. Da ist es nicht wirklich überraschend, dass wir keine großen Überschneidungen mit den Viva Top 100 Jahrescharts oder den aktuellen Nominierungen für die MTV European Music Awards aufweisen können und seien wir ehrlich, möchte man das? Wohl kaum! Gerade bei den aktuell „revolutionierten“ MTV European Music Awards hatten wir in unserer digitalen Redaktion(ssitzung) die Hoffnung, dass ein wenig Geschmack des votierenden Volks dazu beitragen wird, wenigstens die Nominierungen nachvollziehbarer erscheinen zu lassen. Stattdessen wurde MTV in seiner Haltung bestätigt und veranstaltet nun eine Zweitauflage der schon vergangenen „Video“-Awards mit den Größen amerikanischer Prollkultur. Wo bleibt Platz für das, was 2007 künstlerisch und musikalisch für Aufsehen gesorgt hat? Sicher, die Kids mit ihren tosenden Handys voller Handyklingeltöne mögen in der Überzahl sein, aber gab es da nicht noch etwas? "Mehr als das?". Genau, das Comeback des Rave zum Beispiel, der nicht nur Großbritannien mit Freude annehmbare elektronische Musik zurückbrachte. Auch in Amsterdam wurde die damit verbundene Mode geprägt und sogar Deutschland nahm davon Notiz. Wir haben uns damit beschäftigt, auseinandergesetzt und Charts aufgestellt, die den Standards Nobonos gerecht werden.

Und so lief es ab: In einer Art ersten Gruppenphase wurden von rhododendron und doughnut jeweils vier Vorschläge für eine Kategorie abgegeben, sodass jede Kategorie acht Nominierungen aufwies. Anschließend wurde von beiden jeder Künstler in jeder Kategorie mit einer Punktzahl versehen, die von eins bis zehn reichte. Im Anschluss erfolgte die endgültige Auswertung, sodass aus der Zusammenzählung der Punktvergabe eine Top 5 entstand. Ein vollkommen demokratisches System also. Das Ergebnis überraschte vor allem dadurch, dass einige Male eine Punktgleichheit vor allem um Platz 1 sichtbar wurde. Nach einiger Überlegung wollte man keine Stichwahl durchführen, sondern es dabei belassen. Somit ergeben sich für das Jahr 2007 die im Anschluss folgende Charts. Uns würde interessieren, was Ihr dazu zu sagen habt, wie ihr die Dinge seht und was eure Charts für 2007 sind. Also kommentiert und schreibt uns was das Zeug hält.

Herzlichst,
doughnut // Nobono.


Beste Band

1. Editors
2. Interpol
3. Bloc Party
4. Klaxons
5. Athlete


Bester Solokünstler / -künstlerin

1. Jamie T.
2. Malcolm Middleton
3. Feist
... Mika
5. Dave Gahan


Genies an Gitarren / Beste Rock Band

1. Editors / Bloc Party
3. Interpol
4. Kaiser Chiefs
5. Art Brut



Depths through Surface / Beste Pop Band

1. Stars
2. The Good, The Bad & The Queen
3. Klaxons
4. Athlete
5. Shout Out Louds


Clicks'n Clacks / Bester Elektro-Act

1. Maps
2. Simian Mobile Disco
3. Digitalism
4. Roisin Murphy
5. Trentemøller


Styles mit Stil / Bester Hip Hop, R'n'B usw. Act

1. Mark Ronson
2. Jamie T.
3. Justin Timberlake
4. Nelly Furtado
5. Amy Winehouse


Größter musikalischer Dünnpfiff des Jahres

1. Nickelback
2. Bon Jovi
3. Revolverheld
4. Sunrise Avenue
... Itchy Poopzkid


Beste Single des Jahres

1. Maximo Park “Our Velocity”
2. Editors “An End Has A Start”
3. Klaxons “Golden Skans”
4. Kaiser Chiefs "Ruby“
5. Justice “D.A.N.C.E.”
... Stars “Take Me To The Riot”


Bestes Album des Jahres

1. Maps “We Can Create”/ Interpol “Our Love To Admire”
3. Editors “An End Has A Start”
4. Bloc Party “A Weekend In The City”
5. Tocotronic “Kapitulation”


Zu Gut für VIVA und MTV / Bestes Musikvideo des Jahres

1. Justice “D.A.N.C.E.”
2. Madsen “Der Moment”
3. The Bees "Listening Man”
... Klaxons “Golden Skans”
... Stars "Take Me To The Riot“


Bester Newcomer

1. Maps
2. Klaxons
3. Digitalism
... Simian Mobile Disco
5. Jamie T.


Die bessere Volksmusik / Beste Deutscher Band

1. Tocotronic
2. Sportfreunde Stiller
3. Digitalism
... Wir Sind Helden
5. Kilians


Muss man gesehen haben / Bester Live Act

1. The Rifles
2. Editors
3. Interpol
4. Arcade Fire
5. Madsen


Incredible Uncredible / Peinlichste Lieblingssongs des Jahres

1. Kim Frank “Lara”
2. Rihanna feat. Jay-Z “Umbrella”
3. Rob Thomas “Little Wonders”
4. Juli “Dieses Leben”
5. My Chemical Romance “Famost last Words”


Coolste Sau auf Erden

1. Patrick Wolf
2. Carlos D.
3. Eddie Argos
4. Peter S. Brugger
... Robin Hood


Schmutzigste Phantasie des Jahres

1. Scarlett Johansson
2. Lovefoxxx
3. Uffie
... Patrick Wolf
5. Juliette Lewis


"Kino... dafür werden Filme gemacht" / Die Besten Streifen

1. Hot Fuzz
2. Beim Ersten Mal
3. Die Simpsons – der Film
4. Blood Diamond
5. Stirb Langsam 4.0.


Die schönste Sache 2007

1. Ja! New Rave sei Dank! Endlich macht Elektro wieder Spass!
2. Künstler hautnahe! James Chapman (Maps) gibt rhododendron eine Cola aus und „Robin Hood“ schüttelt doughnut während des Rifles Konzerts zwei Mal die Hand.
3. Markus Kavka wird 40 und bleibt weiterhin der letzte echte Deutsche Musikjournalist im TV.
4. Carl Barat und Pete Doherty spielen wieder zusammen!
5. Kaum eine Band aus der coolen „Class of 04/05“ enttäuscht mit ihrem Zweitwerk!

Die schlechteste Sache 2007

1. Von The Police über Genesis bis zu den Spice Girls. Reuniontour mit altem Material. Kontoaufbesserung?
2. DJ Ötzi auf der 1? Killerpilze, Silbermond, Juli & Revolverheld? Ist Deutschland musikalisch noch zu retten?
3. Das Smashing Pumpkins Comeback… Warum? Und vor allem: Warum so schlecht?
4. Kein Platz für Kunst! The Cooper Temple Clause und Aereogramme lösen sich auf!
5. The View, The Films, The Bravery ... der Indie-Rock-Ausverkauf hat begonnen!


Ausblick / Musikalische Hoffnungsträger 2008

1. The Rifles
2. Maps
3. Bloc Party
... Thirteen Senses
5. Mavie

Freitag, 7. September 2007

Wenn alles fließt . . .

Maps. Ein Mann, sein Schlafzimmer und diese unglaublichen Sounds in seinem Kopf. Heraus kommt dabei eines der überraschensten Alben des Jahres ...

Schön das es sowas noch gibt! Ein nicht ganz so lauter Hype von einer nicht ganz so lauten Band aus dem UK. Nix mit Gitarren! Nix mit Nu Rave! Nix mit “The” vorn dran! Ja, nicht mal ne Band ist das. James Chapman hat dieses kleine, famose Debüt in seinem Schlafzimmer irgendwo im englischen Northhampton im Alleingang aufgenommen. Das ganze nennt sich dann Maps. Das glaubt man schon beim Lesen nicht. Und wenn man diese Platte namens „We Can Create“ hört, dann wird einen das noch mehr wundern? Denn dieses Album klingt beim besten Willen nicht nach kleiner Schlafzimmerkunst, sondern nach großer Musik. Die dann allerdings doch nicht so gigantisch ist, sondern sich gern auch mal intim zeigt. Hier beherrschen sphärische Flächensounds und elektronische Spielereien das Geschehen. Der Opener „So High, So Low“ gibt da gleich die Richtung vor. Butterweiche Vocals, harmonische Sounds, die sich aber zwischendrin trotzdem gern mal Ecken und Kanten gönnen. Alles vom Feinsten. Der Rest kann da bedenkenlos anknüpfen. „You don’t know her Name“, „Liquid Sugar“, „Glory Verse“ oder „To The Sky“ seien da als Anspieltipp noch zu empfehlen. Wobei dies auch schon fast egal ist, da es keine wirklichen Ausfälle auf diesem Album gibt. Alles in Allem ist „We Can Create“ ein sehr homogenes, in sich geschlossenes Werk. Man kann problemlos in diese Musik mit den ersten Takten eintauchen und erwacht sicher auch erst wieder, wenn die letzte Pianotaste in „When you leave“ losgelassen wurde. Tempo- und Atmosphärenwechsel gibt es zwar auch, aber die fallen nicht großartig ins Gewicht. Der Grundtenor bleibt bei traurig, melancholischen, manchmal aber auch vorsichtig euphorischen Edel-Popsongs voller Wärme und Gefühl. Musik zum Träumen. Auf Albumlänge mangelt es dann vielleicht noch ein wenig an mehr Ideen und Abwechslung, aber das sollte man vorher wissen. Ansonsten gibt es vollkommen zurrecht gehypte ganz große, kleine Songperlen, die einen dann doch irgendwie gefangen nehmen. Dem jungen Musiker., der seit neuestem auch eine Band um sich scharrt ist somit hoffentlich noch eine lange Zukunft beschert.

"Don't Fear" [mp3]

"To The Sky" [mp3]

"Lost My Soul" [mp3]

"You Don't Know Her Name" [Video]

Donnerstag, 6. September 2007

Timing is Everything

Passend zum Herbstanfang veröffentlichen Athlete mit "Beyond The Neighbourhood" ... tja ... ein schönes Sommeralbum


So, es ist Anfang September, die Tage werden kürzer, grauer und kühler. Doch das war zum Glück nicht immer so. Vor über einem Monat habe ich erstmalig die neue Athlete-Platte Beyond the Neighbourhood" gehört und war damit noch relativ spät dran, weil das Teil bereits seit Mitte Juni im Internet rumgeisterte. Jetzt ist es in England erschienen, bei uns dauert's sogar noch zwei Wochen. Klassischer Fall von falschem Timing. Und die drängenste Frage dazu ist... Warum erst jetzt? Das Album ist fertig, abgemischt, schon längst im Internet geleakt, alles steht und es passt so gut in diese wenigen Sommermomente, die wir 2007 haben. Warum nicht einfach raus damit? Unverständlich, dass man zwischen Plattenfertigstellung und Release eben dieser 3 Monate braucht. Das ist ein Witz! Denn dabei haben die 4 Herrschaften von Athlete auch nichts zu verstecken, denn dieses Album ist ganz hervorragend. Und auch irgendwie überraschend.
Athlete schaffen die große Kunst, wieder einmal anders zu klingen. Dabei ist der große Pathos und die Schwere des UK-No.1- Vorgängers "Tourist" zu großen Teilen verschwunden. Die Band entdeckt die Lust an der Leichtigkeit wieder. Die kleinen Elektro-Elemente, die das Debüt "Vehicles & Animals" 2003 so erfrischend leicht machten kerren zurück. Dennoch ist "Beyond the Neighbourhood" keine vollständige Abkehr vom Großspurpop eines "Tourist" und auch keine totale Wiederkehr zum Casio-Pop des Debüts. Es vermischt vielmehr beide Elemente und wirkt irgendwie dadurch noch eine Spur neuer. Das Album klingt viel erdiger und kompkter, zackige Giatrenriff treffen auf feinste 80er-Synthie's. Hier wird uns großes, aber dennoch kleines Pop-Kino geboten. Nach dem verspielten Elektro-Opener "In Between 2 States", welcher eigentlich die Richtung des Albums vorgibt, geht es mit der ersten Single "Hurricane", sowie "Tokyo" erstmal locker, flockig weiter. Alles wirkt reduziert auf das, worauf es ankommt. Wunderschöne Melodien. Es folgen einige ruhigere Nummern, wie Airport Disco"oder, "The Outsiders", die aber allesamt viel Charme versprühen. Eine ruhige, melancholische Nummer wie "Flying Over Bus Stops" zeigt die Band von ihrer ganz gefühlvollen Seite. Anders als im Vorgänger übertreiben sie dabei nicht. Selbst die melancholischen Augenblicke dieser Platte bestechen durch ihren gewissen Sinn für Leichtigkeit. Nur um im Anschluss mit "Second Hand Stores" gleich wieder die Euphorie der Liebe zu feiern in einem so wunderschönen Song, das selbst Coldplay dafür morden würden. Ganz klar, dies ist ein Album für die kleinen, wunderschönen Momente im Leben. Ein Album für Verliebte, für den Sommer, für das schöne im Leben. Nichts wirkt übertrieben. Der Pathos und Kitsch hält sich extrem in Grenzen und wirkt bei dieser sympathischen Band auch irgendwie authentisch. Und so resümiert Sänger Joel Pott auch zurrecht am Ende... "This is what I sound like". So klingen Athlete 2007. Irgendwie gewohnt, aber doch auch wieder eine Spur anders. Und das macht diese Band einfach so sympathisch, so dass man ihnen endlich auch mal den großen Durchbruch auch außerhalb von Großbritannien wünscht. Denn an der Qualität der Musik mangelt es in keinen Fällen. Das ist vermutlich nicht die tiefschürfenste und innovativste Platte des Jahres, aber mit Sicherheit vom Inhalt her eine der besten. Und wenn man Glück hat, dann funktioniert sie auch noch im Herbst bzw. auch nicht saisonbedingt. Ich kauf mir die natürlich auf jeden Fall noch nach, damit diese Band uns noch erhalten bleibt. Ganzjährig!

Video "Hurricane"

Video "The Outsiders" (Live)

Dienstag, 21. August 2007

Nix mit Samba!

Das brasilianische Künstlerkollektiv CSS macht lieber sexy Disco-Musik!


Sex und Popmusik passen ja schon seit Elvis’ Hüftschwung in den 50ern immer wieder gern zusammen. Manchmal wirkt das plakativ, wie in sämtlichen 50 Cent Videos, aber manchmal auch richtig keck, frech und einfach sexy. Und das von einer Band, deren Name eigentlich was anderes verspricht, und die keinen sexy R’n’B machen, sondern handfesten Elektro-Pop mit einer Prise Rock drin. Das ist nicht Retro, kein 80er-Pop, vielleicht auch nicht unbedingt New Rave... das sind einfach Cansei de Ser Sexy, oder kurz CSS, die beweisen, das trendiger Indiepob nich immer aus irgendwelchen englischen Industriestädten oder New York City kommen muss, sondern auch in Brasilien funktioniert. Dabei bedeutet der Name übersetzt nichts anderes als „Tired of being sexy“. Doch gerade dass ist das Sextett (5 Mädels, 1 Junge) um Frontfrau „Lovefoxxx“ gerade nicht. Und das lassen sie ihr Publikum live und auf dem kessen, selbstbetitelten Debüt auch wissen! Da wird mehr als nur einmal übers Liebe-machen-gesungen, über Alkohol, diverse Exzesse und von der häufigen Verwendung der Begriffe „Bitch“ und „Fuck“ wollen wir mal gar nicht anfangen. Besonders im Stück „Meeting Paris Hilton“ wird dies, verständlicherweise, intensiv praktiziert. Live wurde ihnen schon der Titel „sexiest Live Band on the Planet“ überreicht. Und kein Wunder. Diese Shows sind nicht nur temperaturtechnisch heiß. Sie sind schrill, bund, wild, sexy und wenn Frontfrau Lovefoxxx in hautengen Leoparden-Leggins ins Publikum springt und über’s Liebemachen zu Songs von Death From Above 1979 singt, dann nimmt man ihr das einfach ab und überlegt sich schon mal, ob man „Romantic Rights“, das Debüt von DFA, nichtmal beim nächsten Tächtelmächtel einlegen sollte um dem Ganzen etwas Würze zu verleihen. Wer ihren Indie-Disco-Smashhit “Let’s Make Love and Listen Death From Above“ noch nicht kennen sollte, der war entweder die letzten 12 Monate in Isolation oder halt einfach nur was verpasst. Hier gibt’s das ganze zum Download, dazu Videos und interessante Remixe der Band (denn auch das können sie), die beweisen, dass sich das CSS-Fieber auch problemlos auf andere Acts übertragen lässt. Nix mit Samba, hier is Disco angesagt!

CSS "Let's make Love and Listen to Death From Above" [mp3]

CSS "Alala" [mp3]

Lonely, Dear "The City, The Airport" (CSS Remix) [mp3]

The Cribs "Man's Needs" (CSS Remix) [mp3]

CSS "Off The Hook" [Video]

CSS "Music Is My Hot Hot Sex" [Video, Live at Glastonbury 2007]

Dienstag, 14. August 2007

Erlaubt ist, was Spass macht

Manche nennen es „New Rave“, andere haben sich spontanerweise „New Dance“ ausgedacht, anderen wiederum nennen das auch „New French House“, obwohl davon gar nich viel aus Frankfreich kommt. Am Ende kann man es nennen, wie man will, aber es lässt sich nicht abstreiten: Anno 2007 feiert elektronische Dance-Musik ein vollkommen überraschendes Comeback, welches sich von Großbritannien nun auch mittlerweile über den Rest der Welt ausbereitet. Sicher, war elektronische Musik nie wirklich weg, aber nach der Ominpräsenz der 90er Jahre teilte sich die Gattung in verschiedenste Genres auf und überlies die Charts nun Stück für Stück den Hip Hop und Rock dieser Welt. Und genau aus diesen Clubs heraus kommt es nun wieder zurück an die Öffentlichkeit. Vor allem aber: es klingt wieder cool hip und frisch. Und damit meinen wir nicht den langweiliegn 08/15-Trash-Trance und House, der schon seit Jahren in seiner Belanglosigkeit in deutschen Großraumdiscos und Prollschuppen vor sich hin stampft. Wir reden von elektronischer Musik, voll knarzender Bässe, Effektgeblubber und breiten Synthies, die es schafft, in den hippen Indie-Clubs den alteingesessenen Bloc Party oder Billy Talent den Rang abzulaufen. Diese Musik. Diese Musik ist von den Clubs für die Clubs. Sie ist sperriger als manche Rocksongs, dreckig und tanzbar und bedient sich schamlos bei 80er-Pop, Rave, 90er-Jahre Acid und sowieso überall. 4 wichtige Acts aus 4 Ländern und was man dazu wissen sollte, inkl. Hörproben gibt’s jetzt.


Justice

Die Franzosen Gaspard Augé und Xavier de Rosnay bilden mit ihrem Duo „Justice“ da vielleicht die Sperrspitze dieser Bewegung. Ihr Remix des Simian-Songs „Never be alone” wurde 2006 der Clubhit des Jahres. Die Nummer gab die Marschrichtung vor. Feine 80er Synthies treffen auf dreckige, verzerrte Beats, die es mit jeder harten Rockgitarre aufnehmen können. Ihr kürzlich erschienenes Debüt „†“ strotzt nur so vor unglaublichen Tanzmomenten, mit Nummern die einfach rocken, wie sonst Nix. Ihre aktuelle Single „D.A.N.C.E.“ avanciert zu einem der Sommerhits des Jahres und brachte den beiden Franzosen sogar jüngst eine Nominierung für die MTV Awards in den USA ein. Das Interesse an den Herren ist groß. Live-Auftritte geraten zu Messen und das sie neulich Daft Punk remixen durften kann als der Ritterschlag angesehen werden, dass die neue Generation des French House der alten in Sachen dreckige Beats in nichts nachsteht.

"D.A.N.C.E." [mp3]

Simian Mobile Disco

Und wenn man von Justice redet, kommt man an James Ford und James Shaw auch nicht vorbei. Beide gründeten aus den Resten von eben jener Band „Simian“ ihr eigenes DJ-Team und begannen sofort durch eigene Clubbomben, wie „Tits & Acid“ oder „Hustler“ auf sich aufmerksam zu machen. Es folgten Remixaufträge von den Klaxons, Air, CSS und mittlerweile auch Muse und Björk. Die Nachfrage nach den beiden James’ ist ungebrochen. Auf ihrem Debüt „Attack Decay Sustain Release“ bietet das Duo einen facettenreichen Mix aus French House, Acid-Anleihen der frühen 90er, Breakbeats, reinem Techno und auch Synthiepop aus den 80ern. Der Fokus liegt auf der Vergangenheit, allerdings mit Blickrichtung Zukunft. Viel Geblubber und Gezirpe zeichnet den groovigen Disco-Sound der beiden aus. Sicher, da hören wir auch mehr davon in Zukunft.

"Tits & Acid" [mp3]

Digitalism

Gut zu wissen, dass der Trend auch ausnahmsweise mal an Deutschland nicht spurlos vorrüberzieht. Wir haben nämlich unser eigenes Aushängeschild wenn es um rockigere Beats geht. Digitalism aus Hamburg. Jens Moelle and Ismail Tuefekci setzen dabei nochmehr als die Konkurrenz auf einen Stil-Mix zwischen Rock und Elektronica. Die Beats wirken manchmal sehr organisch, und auch Gitarren werden verwendet. Nummern wie „Anything New“, „Idealistic“ oder „Pogo“ verleugnen ihre Ähnlichkeit zu Daft Punk oder New Order nicht und funktionieren als Rocksongs genauso, wie als Discotracks. Wie auch Justice und Simian Mobile Disco sind sie beim französischen Hip-Label der Stunde, Kitsuné gesignt und haben da vor kurzem ihr wummerndes Debüt „Indealism“ veröffentlicht. Momentan touren die beiden mit ihrem berühmt-berüchtigten Live-Set durch die ganze Welt. Reminisenzen an Kraftwerk werden da deutlich und sind sicher auch nicht unbeabsichtigt. Von den Futureheads, über Tiga, die Klaxons, ja sogar bishin zum Ritterschlag durch eine Remixanfrage von Depeche Mode: diese Jungs sind viel zu heiß für diese Republik!

"Pogo" [mp3]

MSTRKRFT

Zu guter Letzt geht’s noch über den großen Teich. Die Band mit dem kryptischen Namen (mann spricht sie einfach „MasterCraft“ aus) stammt aus Toronto und besteht aus Jesse F. Keeler (ex-Death From Above 1979) und Al-P. Bereits während Jesse mit seinem Prog-Rock-Disco-Projekt „Death From Above 1979“ beschäftigt war, schraubten die beiden gern mal an den Songs der Band herum um sie noch tanzbarer zu machen. Neben all den Faktoren der anderen Acts, zeichnet sich der Sound von MSTRKRFT neben einer deutlichen Rock-Reminisenz auch durch seine deutlichen 80er-Retro-Anleihen aus. Nach dem Ende von DFA wurde das Projekt zu JFKs Hauptaugenmerk. DJ-Auftritte folgten, genauso wie geile Remixe für Bloc Party, The Gossip, Brazilian Girls oder Wolfmother (für welchen sie auch für einen Grammy nominiert waren). JFK dazu: “I love DJing so much! It’s so emotionally rewarding to see a room full of people dancing. That’s better than any experience I’ve ever had.” Dem ist eigentlich nur noch wenig hinzuzufügen. Ihr Debüt „The Looks“ strotzt nur so vor tollen Discotracks und man kann nur hoffen, dass sie aus dem Schatten der Konkurrenz treten

"Monster Hospital" - Remix For Metric [mp3]


So und so. Es bewegt sich viel in dieser Szene. Es wird das wahr, was sich in den letzten Jahren angekündigt hat: die Grenzen verfließen. Gerade durch Acts, wie Klaxons, Shitdisco, The Gossip oder Cansei De Ser Sexy ist der weg frei für neue, spannende Popmusik. Und es ist noch lange nicht vorbei. Acts wie SebastiAn, Crystal Castles, Does It Offend You, Yeah?, Phones, Para One oder Booka Shade sind auf dem Vormarsch. Man kennt sich in der Szene und baut sich gegenseitig in DJ-Sets ein oder remixt den anderen. Und alte Hassen, wie Daft Punk oder LCD Soundsystem werden sowieso nicht langweilig. Die neuen britischen Bands wie Bloc Party, Editors oder Klaxons sind dieser Musik nicht abgeneigt, haben ihre Wurzeln auch teilweise in der Dance-Musik. Hier spielt eine Generation auf, die mit der Dance und Rave Musik der späten 80er und frühen 90er aufgewachsen ist, dazu steht und nun eine neue Generation zum Tanzen animiert. Egal, ob auf Elektro-Parties oder in Indie-Discos. Sicher, es ist ein Trend wie viele andere zuvor auch, aber darum sollte man sich sowieso nicht kümmern. Erlaubt ist, was spass macht, ausgefallen ist. Und darum geht es dieser Musik. Vielleicht passt diese alte Disco-Mentalität gerade deshalb wieder so gut in die heutige Zeit, in eine Welt voller Chaos und Probleme: Sie gibt einem ein gutes Gefühl, sie macht Spass und sie überwindet Genre-Grenzen und ist aufregend. Und da kann man es auch betiteln, wie man will.

Sonntag, 12. August 2007

Aber nur, wenn's nix kostet, ja?

Na, okay. Da sind wir mal nicht so. Eine handverlesene Auswahl toller Links zu Songs, die unbedingt mal heruntergeladen und gehört werden müssen. Und wir machen uns damit nicht mal strafbar ;-)

Cold War Kids "Hospital Beds"

The Gossip "Listen Up!"

Feist "1,2,3,4" (Van She Technologic Remix)

Franz Ferdinand "The Fallen" (Ruined By Justice)

Jamie T "Oh My Girl"

The Thermals "A Pillar Of Salt"

I Love You But I've Chosen Darkness "According To Plan"

Maritime "Parade Of The Punk Rock T-Shirts"

Daft Punk "Human After All" (Justice Remix)

Eagle*Seagull "Photograph"

The Rapture "Whoo! Alright Yeah... Uh Huh" (Simian Mobile Disco Remix)

Emirsian "Overcome"

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