Plattenteller

Donnerstag, 29. April 2010

Frisch aus der Pop-Pipeline...

Hier ist was los... innerhalb weniger Tage soviel neues von geliebten Künstlern und Acts... das muss man erstmal setzen lassen... ein kurzer Abriss...

1. Kele "Tenderoni"

Die erste Solosingle vom Bloc-Party-Frontmaskottchen ist erwartungsgemäß ein amtliches Electro-Disco-Brett. Was anderes hat Mr. Okereke für sein Solo-Debüt "The Boxer" ja auch nicht versprochen. Bei "Stereogum" gibt's das ganze schon zum Stream, hier auch bei YouTube. Hat etwas für sich...



2. Interpol "Lights"

Legenden sterben nie, müssen sie auch nicht! Interpol kommen diesen Sommer mit einer neuen Platte zurück. Album Nr. 4 wird wieder ein Hit. Anders geht es nicht, denn das ist ja ein Naturgesetz. Was würde sonst passieren? Das Ende der Gezeiten? Jetzt kann man nicht nur auf der offiziellen Homepage (www.interpolnyc.com) einen ersten Blick auf's neue, protzige 3D-Logo werfen, sondern auch gleich den tollen neuen Track "Lights" runterladen. Alles wie immer. So muss es auch sein! Hier anschauen:



3. M.I.A. "Born Free"

Ja, wir mögen spät dran sein. Jeder redet bereits darüber, jeder macht sich seine eigene Meinung. Kunst oder Krawall? Pop oder Provokation? Warum nicht alles zusammen? Musik muss nicht immer nett sein, Videos müssen nicht immer schön und voller Titten sein (wobei man der Fairness-halber auch hier welche sieht)... "Born Free" ist genau das, was die Welt braucht, mit einem Musikvideo, welches diese Kunstform auch endlich wieder als solche betrachtet. Radikalität schärft ja sicher auch das Bewusstsein. Deshalb hier nochmal für alle, die nicht wissen, wovon wir reden...

M.I.A, Born Free from ROMAIN-GAVRAS on Vimeo.

4. HURTS "Better Than Love"

Radikaler als zwischen M.I.A. und den HURTS aus Manchester kann ein Popverständnis sicher nicht ausfallen. Also gibt es hier em Ende das Gegenteil. Eine Band, die aussieht, als käme sie direkt aus nem alten Nazi-Film mit einer Musik, die man schon längst vergessen hatte. Überladener Kitsch-Pop, der nicht nur in die 80er und frühen 90er schielt, sondern auch direkt darin agiert. Die Idee, die mit "Wonderful Life" noch einen gewissen Reiz ausübte und "neu" wirkte, wird ausgereizt und muss langsam einer gewissen Befürchtung weichen. Ist das der Pop, den wir wieder hören sollen? Wir hatten doch schon Ellie Goulding, Little Boots und Co.? Na ja, jetzt dürfen die Männer auch mal ran. Bitte, wie bei allen Fällen, auch hier ein eigenes Bild machen...

Mittwoch, 28. April 2010

Mondlose Nächte

Cover

Die Deftones waren gut. Sie wurden besser. Sie worden unfassbar großartig. Sie sind immer noch besser. Nur für die Großartigkeit, fehlt auf ihrem neuem Album Diamond Eyes einfach mal etwas Neues.

 

Das neue Album muss man schon fast retro nennen. Nachdem die Partisanen des so genannten New Metal alle anderen Mitbewerber in diesem Genre schlicht und ergreifend überlebt haben, indem sie sich soweit wie möglich von dem Stil entfernten, haben sie nun wieder mit den alten Waffen zugeschlagen: tonnenschwere Riffs vorgetragen von ordentlich tiefergelegten Gitarren, wie man sie zuletzt auf dem ‘95er Adrenaline gehört hat. Danach waren die zwar auch immer noch präsent. Die großartigen Momente der Deftones waren aber eher mehr die, wo sie die Leinwand mit gleichmäßigen dunklen Strichen komplett pechschwarz gefärbt haben. So wie in Be Quiet And Drive, Deathblow, Beware oder dem kompletten White Pony-Album.
Moll-Melodien, Gitarren und andere Sounds, die zu einem tiefen, ambientartigen Sog verschmelzen. Hymnen der mondlosen Nacht. Das sind die Stärken der Deftones, an die fast keine andere Band heranreicht. Interpol vielleicht. Da aber natürlich mit etwas anderen Mitteln.
Diese Momente sind auch auf dem aktuellen Album vertreten: Der Refrain von Diamond Eyes, die hypnotischen Banger You’ve Seen The Butcher und Risk, die Midtempo-Hymnen Beauty School oder Sextape sind so gebaut. Manchmal, wie bei der Vorabsingle Rocket Skates muss man ordentlich Prügel von den Instrumenten und dem Teilzeit-Schreihals Chino Moreno aushalten.
Allerdings tummeln sich hier auch mal schlechte Lieder auf dem Tonträger. So bleibt von 976-EVIL oder Royal eigentlich nicht viel hängen. Und das Andere, was prinzipiell ja gutes Zeug ist, hinterlässt leider den Eindruck, dass man Vieles schon einmal gehört hat. Risk könnte vom Vorgänger-Album sein. Sextape von dem selbstbetitelten 03er Album. Rocket Skates von einem der ersten beiden Alben. Prince wirkt wie eine Kopie von RX Queen. Großartig neue Elemente oder Abwechslung zwischen den Lieder sind nicht zu verzeichnen. Und vor Allem: In seiner Gesamtheit ist Diamond Eyes leider recht ermüdend.
Schade drum.
Das Album erscheint am Freitag.

Hier sind die Songs alle anzuhören.

Hörbeispiel: Sextape (YouTube)

Mittwoch, 21. April 2010

Girl Power 2.0

In England schon ein alltägliches Bild, demnächst auch hier die neue Heilsbringerin des Pop. Eine kurze Betrachtung des Debüt Albums von Marina And The Diamonds, welches im Mai auch offiziell in Dschörmeniiie erscheinen wird...

CoverAch, Mädels... die Klamotten ändern sich, aber die Themen bleiben irgendwie die gleichen. Die Waliserin Marina Diamandis scheint momentan zurecht in aller Munde zu sein, denn hier herrscht der größtmöglichste Konsens des Jahres zu herrschen. Pop-Musik, die unglaublich eingängig ist, aber gleichzeitig nicht totale „Plastik“ mit einer Protagonistin, die gleichzeitig so unglaublich niedlich, wie eigenwillig ist. Alles hält sich so ausgeglichen die Waage, das es niemanden stört, aber umso mehr Leuten gefallen wird. Ein Schelm, der böse Marketingstrategen dahinter vermutet. In England ist Marina mit ihren Diamanten schon das größte, neue Ding, seit… na ja, Florence und ihrer Maschine halt. In Deutschland braucht es dafür sicher noch ein paar Monate, etwas Airplay oder zumindest eine Platzierung im Soundtrack von Heidi Klums Modelsuche.

Marinas „Family Jewels“ ist ein extrem hitlastiges Pop-Album geworden, das seine Indie-Wurzeln nicht verleugnet und somit als Bindeglied zwischen den Welten agiert. Wie ein grundsolider Mix aus Kate Bush, Feist, Florence oder anderen starken Frauen der Pophistorie. Das ist ja auch prinzipiell kein schlechter Referenzrahmen, wie die zuwachsende Hörerschaft der letzten Jahre ja bestätigt. Hier in Schubladen zu denken, bringt uns sowieso nicht weiter. Marina macht Pop, ohne Wenn und Aber. Pianogetrieben aber mit allerhand Versatzstücken. Pauken bei „Girls“, 80er-Basssequencer bei „Shampain“ oder natürlich jede Menge Streicher oben drauf. Und dazu jede Menge Themen, welche der Zielgruppe unter den Nägeln brennen. Sei es die Heiligsprechung des Hedonismus („Shampain“), die Eingestehung der eigenen Zerbrechlichkeit („I Am Not A Robot“), geheimste Wünsche („Obsessions“), Verurteilen der schönen Celebrity-Scheinwelt („Hollywood“) oder was auch immer. Die Botschaft bleibt immer die gleiche: Hört nicht auf das, was der Rest sagt! Seid ihr selbst und seid stolz darauf. Also im Prinzip klassische Girl-Power-Themen, wie sie schon die Spice Girls in den 90ern thematisiert haben. Na ja, aber hier entfallen dann halt die trashigen Outfits, Merchandise-Produkte und der Rest. Und Marina hat ja musikalisch einiges drauf. Vor allem gelingt ihr neben der Fertigkeit eingängige Popsongs zu schreiben, etwas sehr Feines… und zwar, authentisch zu sein! Wenn sie mit kaltschnäuziger, etwas übertriebener Arroganz „TV told me how to feel, so now real life has no appeal to me” in “Oh No!” singt, dann nimmt man es ihr ab. Madame Diamandis spielt mit ihrer Stimme, variiert die Ton- und Stimm(ungs)-lagen nach Belieben und hebt sich dadurch auch sehr positiv von der aktuellen Suppe an Popdamen aus dem Vereinten Königreich ab. In den ruhigen Momenten bleibt sie zerbrechlich, sobald das Pathos, wie bspw. in „Numb“ einsetzt, beherrscht Marina auch die Theatralik. Spätestens hier lässt sich der Kate-Bush-Vergleich dann doch nicht mehr von der Hand weisen. Ist ja auch nicht die schlimmste Referenz. Zwar reizt Marina das Prinzip ihrer Musik am Ende etwas aus und man hat bereits nach zehn Songs das Gefühl, alles wurde gesagt… und irgendwie übertreibt sie’s mit der Girl-Power-Propaganda auch stellenweise etwas, aber na ja… Ich bin ja auch ein Vertreter des männlichen Geschlechtes.

Und als solcher muss ich mal voll und ganz den Hut vor der jungen Dame ziehen. „The Family Jewels“ ist ein formschönes, klassisches Popalbum geworden, dem man sich als popaffinitiver Hörer sicher nur schwer entziehen kann. Ein Meisterwerk sieht sicher anders aus und neu ist die Idee halt auch nicht, zumal da ja, wie gesagt, gerade einige Fische im Fahrwasser mitschwimmen. Aber wenn ich da, sagen wir mal, das frisch ausgeworfene zweite Kate-Nash-Album zum Vergleich nehme, so kommt mir Mrs. Diamandis insgesamt eine Spur eigensinniger, musikalisch versierter und glaubwürdiger herüber. Also, jetzt schon mal Plätze in der „Ich-habs-vor-den-anderen-gewusst“-Liste sichern, bevor dann in ein paar Monaten nicht mehr reinkommt. Für alle, die mal wieder ein unwiderstehliches Popalbum gebrauchen können.



Homepage: www.myspace.com/marinaandthediamonds

Dienstag, 20. April 2010

Das verflixte dritte Album

Cover

Zeit gelassen haben sich Circa Survive ja lange genug, um nach zwei grandiosen ersten Alben, keinen Fan-Kühe melkenden Schnellschuss rauszuhauen. Neue Instrumente, neue Songstrukturen, neue Grundstimmung, neuer Sound. Alle essentiellen Punkte für das schwierige dritte Album wurden abgeklappert und abgehakt. Ein weiteres Highlight ist Blue Sky Noise trotzdem nicht geworden.

Die ersten beiden Werke Juturna und vor allem On Letting Go waren grandios. Perfekte Lieder aneinandergereiht und alles durch träumerisch vielschichtige Songteppiche zusammengekittet. Ganz große Kunst. Dazu noch die schier unerklärlich schöne, hohe Stimme von Antony Green, die in diesem Gewebe aus sich umtänzelnden Gitarren und breakigem Schlagzeug ein weiches Kissen gefunden hat, in das sie sich bequem betten konnte. Die Frage war nur: Was kann da noch kommen?

Die Antwort erstmal: lange nix. Vier Jahre lang musste der geneigte Fan auf ein neues Lebenszeichen seiner Lieblingsband warten. Zwischendurch konnte man zwar von den einzelnen Bandmitgliedern noch einige Leuchtfeuer beobachten, die jedoch nicht so begeistern konnten, wie der Hafen der Hauptband. Aber so war zum Beispiel die Wahnsinnsstimme des Sängers auf seinem Soloalbum Avalon, dass er unter eigenem Namen veröffentlichte, in einem neuen Rahmen hörbar. Nämlich weitgehend verzerrungsfrei bzw. von akustischen Gitarren begleitet. Allerdings funktionierte das eher schlecht als recht. Irgendwie machte sich auf diese Weise nämlich doch sein geringer stimmlicher Umfang bemerkbar und eine Art der Melodieführung, die außerhalb des Gitarrenbausch von Circa Survive oder Saosin (seiner ersten Band, aus der er spontan kurz vorm Durchbruch ausstieg, um die jetzige Band zu gründen) nicht wirklich aufregend klang.

Und leider, leider ist das auch woran das neue Album hauptsächlich krankt. Denn die jungen Herren haben - drittes Album: Veränderung steht auf der Tagesordnung - ihren Klang einer kleinen Runderneuerung unterzogen. Etwas entschlackt und allgemein roher. Nicht mehr so flächig in seinem Zusammenspiel, sondern mit Lücken, Breaks und neuen Instrumenten. So vernimmt der aufmerksame Hörer mal ein Piano, mal eine Orgel, mal klassische Metalriffs inklusive zweistimmigem Gitarrensolo (ohne dicker-Eier-Sound versteht sich), Groupshouts, Wah-wah-, Tremolo- und akustische Gitarren und zum Schluss gar einen astreinen Kinderchor, dem ein Instrumental (!)-Stück vorausgegangen ist. Das alles sind auch alles nette Gimmicks, jedoch passiert etwas, was bei dieser Band der absolute Super-GAU ist: Die Songs werden fassbar. Während der Auditeur von der Wattelawine, der fein ziselierten und engmaschig verknüpften Instrumenten der beiden Vorgängerwerke einfach nur hinweg getragen und mitgerissen wurde, kann er nun Luft holen – die Songs unterscheiden, bei ruhigeren und dünner instrumentierten Teilen rasten und das Geschehene Revue passieren lassen. Und man stellt fest, das sie mit ihren Songs vielleicht doch schon alles gesagt haben.

So fällt auf, dass die Melodiebögen die geformt wurden, doch irgendwie sehr vertraut klingen beziehungsweise direkt von den vorangegangen Stücken geklaut und in neuen Rahmen gesetzt zu sein scheinen. Die Refrains, trotz astreinem Popappeal und Mitsingqualitäten, doch etwas zu schlicht sind. Die Texte immer wieder nach dem gleichen Rezept gebacken worden – spätestens beim fünften Song möchte man das Wort I also Ich nicht mehr personalpronomiert wissen. Es entsteht der Effekt, dass man sich satt und sitt gehört hat. Eine völlig neue Erfahrung im Bezug auf Circa Survive – nachdem man sich die anderen Sachen von ihnen problemlos beide zweimal hintereinander anhören konnte, ist man hier zufrieden wenn das Album durch ist und kann ohne Weiteres andere Musik erklingen lassen. So ist das, wenn man nicht mehr auf eine andere Ebene gehoben wird.

Und so bleiben die sehr guten Songs zwischen den anderen durchschnittlichen Emo-Songs und Halbballaden an einer Hand abzählbar. Neben der wahnsinnigen hakenschlagenden und Gänsehaut-erzeugenden Vorabsingle Get Out, wären noch zu nennen: Die anständige Powerballade Dyed In The Wool, die das Album mit Chor und allem Trara abschließt, den man sich wünschen kann. I Felt Free, das sich anhört wie die Kammerrockversion eines Morrissey-Songs. Frozen Creek, das die alte Magie noch einmal heraufbeschwören kann. Und die sehr schöne Sommernachtsballade Spirit Of The Stairwell, wo die akustische Herangehensweise sogar funktioniert. Ganz hervorragend sogar.

Der Rest muss noch wachsen oder hat wirklich nicht viel Substanz. Ein abschließendes Urteil möchte ich mir nach zweimaligem Durchhören noch nicht erlauben. Schließlich ist das Album ja erst heute erschienen.

 

Hörbeispiele:

Get Out (YouTube)

 

Spirit Of The Stairwell (YouTube)

Montag, 19. April 2010

Tie Me Up and ...

Cover

Pin Me Down heißt das Projekt, das Bloc Party-Gitarrist Russel Lissack gemeinsam mit seiner alten Bekannten Milena Mepris auf den Weg gebracht hat. Die beiden haben uns nun schon seit geraumer Zeit mit kleinen Häppchen ihres Dancepops angefüttert. Nun schafften sie es endlich das große Mahl mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum aufzufahren.

Um es gleich festzuhalten: Time Crisis ist ein massiver Hit. Daran kann auch sein Sound nix rütteln, der sogar fürs lokale öffentlich-rechtliche Popradio geeignet ist. Zu eingängig die Melodie, zu viel gute Laune verbreitend die Harmonien, zu infektiös die gesamte Stimmung dieser niedlichen Uptempo-Nummer.

Nun soll damit nicht gesagt sein, dass das der einzige gute Song ist. Aber dennoch einer von wenigen. Als in Ordnung kann man noch folgende einordnen: Treasure Hunter, das gleichzeitig zum Album als Single auf den Markt geworfen wurde. Das leicht melancholische Pretty In Pink, welches Ende auch noch mit einer astreinen Bloc Party-Gedächtnis-Gitarrenabfahrt punkten kann. Und auch der bereits im Vorfeld herausgebrachte Opener Cryptic kann durch seine hübschen Melodien überzeugen.

Letzterer wurde ja 2008 von Kitsuné gemeinsam mit vier Remixen auf eine EP gepackt. Hörte man sich selbige in voller Länge an, so war doch schnell festzustellen, dass man schon starke Nerven braucht, um diesen Song dann auch zum fünften Mal hintereinander erklingen zu lassen. Dem Duo soll an der Stelle dafür ein kein Strick gekordelt werden, denn – mal ehrlich – welchen Song erträgt man schon fünfmal in Folge? Allerdings stellt sich in der Retrospektive heraus, dass es vor allem die Stimme von Ms. Mepris war, die einem doch sehr viel Geduld abverlangt hat. Der Song ist – wie bereits erwähnt – recht gut. Die Instrumentierung mit Drumcomputer-4/4-Beat, Gitarre, diversen Synths, Keyboards und Co. schon okay. Immerhin lässt sich auch erkennen, dass Russel Lissack sich einen wirklich einzigartigen Gitarrenstil erarbeitet hat, der einen hohen Wiedererkennungswert hat. Den recht engstirnigen Indie- oder gar Rockhörer dürfte es allerdings zutiefst verstören so einen billigen Chartspop zu erlauschern, wie man ihn eigentlich nicht mehr hören wollte. Allerdings ist es genau das, wofür man den meisten Respekt aufbringen könnte. Nämlich das dem erstaunten Bloc Party-Fan hier so unverhohlen ein mainstreamigstes Album angedreht wird. Und zwar ohne “Gänsefüßchen” oder verschmitzten Lächeln, sondern in vollem Ornat und mit heiligem Ernst.

Allerdings – und da kommen wir zum Pferdefuß der ganzen Geschichte – heißt Mainstream nicht, dass man als halbwegs ambitionierter Musiker über die gesamte Laufzeit immer wieder den gleichen Song zelebrieren muss. Zwar wird das Tempo mal variiert, oder der Beat (wie der federleichte Breakbeat bei Oh My Goddess) oder das Instrument (Verzerrung bei Boy Who Cried Wolf, Zuckerbäcker-Streicher bei Curious), aber praktisch nie – nie! – die Stimme. Zwar trifft die gute Frau größtenteils die Töne, wie man es bei einer solchen Aufnahme erwartet, allerdings klingt sie immer dermaßen gepresst, dass man annehmen muss, sie könnte innerlich einen Bleistift in einen Diamanten verwandeln. Der Musik tut sie damit allerdings keinen Gefallen. Auf Dauer kann man dieses gequälte Organ, das – wie sich das für ein Popalbum gehört – auch noch sehr weit in den Vordergrund gemischt wurde, um dort doppelt und dreifach ans Ohr zu preschen, einfach nicht mehr hören. Zumal sie auch einige Melodiewendungen mehr als einmal verwendet. Man könnte es charakteristisch nennen. Oder eintönig.

Und so ziehen die Songs dahin und man wünscht sich im fortschreitenden Verlauf immer sehnsüchtiger das Ende heran. Was sehr schade ist, da gerade Time Crisis so einen guten Eindruck hinterlassen hat (laut last.fm-Statistik einer der meist gehörten Songs des Autor), dass man doch schwer enttäuscht sein muss, dass diese hohe Qualität weder gehalten, geschweige denn getoppt werden konnte.

Pin Me Down erschien heute.








Dienstag, 13. April 2010

Optimism Begins At Home

CoverSeit dem 01.April ist die neue LP von New Young Pony Club erhältlich. The Optimist - so ihr Titel - ist jetzt nicht gerade ein Leuchtfeuer in der gegenwärtigen Poplandschaft. Zwei Perlen fallen aber doch ab

Das Londoner Quintett hat ja mal angegeben, dass es nicht ihr Ziel sei, die größte Band der Welt zu werden. Das ist in Anbetracht ihres bisherigen Erfolgs (etwas Radio-Airplay in Australien und eine Top 40-Single in UK) auch eine realistische Einschätzung ihrer Möglichkeiten. Im Bezug auf einer gewissen Großmäuligkeit zahlreicher aufstrebender Jungbands ein sehr hübscher Konterpunkt. Man gibt sich bescheiden, ist mit dem zufrieden, was man erreichen kann. Und sie werden es auch weiterhin seelenruhig sagen können, denn auch das neue Album ist nicht gerade eine Sensation.
Was ist zu hören? Im Wesentlichen Indierock, wie er bereits seit Jahren zahlreiche Studentendiscos in der ganzen westlichen Welt auditiv durchflutet. Sprich meist unverzerrte dünne Gitarrchen an dünnen, seitenbescheitelten Männchen und Frauchen, die mit flottem Rhythmus und graffitireifen Parolen ihre Unfähigkeit übertünchen schmissige Popsongs zu schreiben. Oder anständig zu rocken. Oder halbwegs zu singen.
Man nennt das ganze dann wohl New New Wave oder ähnlichem Mumpitz. Und einige mögen dazu auch bitte in schöner Regelmäßigkeit ausrasten, damit die ganzen netten jungen Menschen, die da so cool vom NME-Cover nicht-lächeln, wenigstens die Fahrtkosten und den Jahresbeitrag für die Internet-Domain wieder rein bekommen.
Der große Rest darf sich inzwischen diesbezüglich der neuen Etikette anpassen und einmal ganz beherzt gähnen. Ohne Hand vorm Mund und mit Spinatresten zwischen den Schneidezähnen. Denn mehr hat der Kram anscheinend inzwischen nicht mehr verdient. Die guten Bands sind inzwischen zu mehr Funk oder Electro umgeschwenkt oder haben sowieso nie so richtig gepasst. Diese, denen die Plattenfirmen vor 3-4 Jahren einen längerfristigen Plattenvertrag gegeben haben, dürfen - wenn ihnen auch noch musikalische Integrität gewährt wurde - weiter diesen Tinnef veröffentlichen.
Was uns zu New Young Pony Club bringt. Irgendwie bleibt unklar, wer das neue Album The Optimist eigentlich braucht. Denn natürlich hat man sich nicht nur an den furchtbaren Gang Of Four orientiert, sondern auch für die Urgroßeltern des Genres, nämlich The Velvet Underground, die Türen weit geöffnet. Nicht nur, dass die Sängerin Tahita Bulmer sehr ähnlich singt, wie Nico. Auch die Songstrukturen sind ähnlich zerschossen und verdrogt, wie man es Ende der Sechziger noch machen durfte.
Heute, erwartet der Hörer schon, dass man etwas schneller zum Punkt kommt und diesen auch noch mit Melodien pflastert, wie sie The Smiths, die Tränen in die Augen treiben würden. Die Ansprüche sind durch die jahrelange Musikerfahrung einfach gestiegen. Wer den alten Kram hören will, holt halt Papas Schallplatten aus der Mottenkiste. Wer keine Melodien hören will, lauscht seinem Staubsauger. Aktuelle Musik darf und sollte eingängig und kompakt sein, nicht zerfasert und zerfranst. Das wissen sogar die Kaputtnix von Yeasayer.
New Young Pony Club hingegen, haben das lediglich bei zweieinhalb ihrer neuen Songs beherzigt:
Das abschließende Architect Of Love kann mit einer feinen klaren Melodie und Instrumenten-Minimalismus à la The XX gefallen, der natürlich lediglich über den Anfang hält und im Verlauf - wie es sich für ein letztes Lied geziemt - zunehmend mit weiteren Spuren und Nebenschauplätzen vollgestopft wird.
Die Hauptattraktion ist allerdings das wunderschön schwebende Stone, welches mit herrlichen Appeggio-Trance-Synthies, dezent-verhuschtem Beat und wohlgeordnetem Gesang sehr gut gefallen kann. Wenn zum Schluss noch der sehr hübsche Chorgesang einsetzt, ist wirklich alles gerettet. Wahrlich eins der besten Lieder des bisherigen Frühlings. Futter für Nachtschwärmer.
Der latent vibrierende Albumopener Lost A Girl bekommt noch gerade so die Starterlaubnis, der Rest des Albums muss am Boden bleiben und braucht die geschätzten Gehörgänge der vereinten Leserschar nicht zu behelligen.

Hörbeispiele:
Stone (download)

Architect Of Love (YouTube)

England's bestgehütetes Geheimnis

Für alle die es bisher immer noch nicht eingesehen haben. Die Doves sind eine phänomenale Band! Word! Und für alle, die das bisher noch nicht gerafft haben, gibt es seit dieser Woche endlich eine Best-Of, welche diesen Namen auch zurecht trägt!

Normalerweise messe ich Best-Of-Alben ja keine allzu große Bedeutung bei. Oft genug wird ja damit versucht, den Leuten noch kurz vor den Festtagen das Geld aus den Taschen zu ziehen. Oder die Plattenfirma versucht noch bissel Kohle nach dem Ableben von Bands oder deren Verlassen des Labels zu machen. Das dürfte bspw. die neue Oasis-Best-Of im Juni erklären. Warum nun die Doves nach gut 13 Jahren Bandexistenz Bilanz ziehen weiß ich auch nicht genau, aber wenn man mit vier Studioalben in elf Jahren so unglaublich viel gutes Material produziert hat, wie das Trio aus Manchester, dann ist dies nicht nur eine Erwähnung werd, sondern gleich eine erneute Lobpreisung auf Großbritanniens bestgehütetes musikalisches Geheimnis der vergangenen zehn Jahre!

Kaum vorstellbar, dass die Wurzeln der Band in der englischen Dance-Szene der 90er liegen. Bereits Ende der 80er traf man sich erstmals in der legendären Hacienda und produzierte von da an erstmal ein paar Jahre unter dem Projektnamen „Sub Sub“ feinsten Madchester-House. Als da die Luft Ende der 90er raus war und man sich gern mal neu orientieren wollte, wurden die Doves aus der Taufe gehoben. Die Brüer Andy und Jez Williams wollten mithilfe von Jimi Goodwin die Energie der Dancefloors mit konventionellen Instrumenten im Britpop-Genre erzeugen. Eigentlich kaum vorstellbar. Dominieren doch die gefühlvollen Tracks der Band ihr bisheriges Schaffen. So bietet die Best-Of „The Places In Between“ einen reichhaltigen Einblick ins Repertoire des Trios. Allein die Eröffnung mit dem fundamentalen „There Goes The Fear“ legt in sieben Minuten alles emotional in Schutt in Asche. „Don’t look back when you’re leaving town“… nie klang die Sehnsucht nach Flucht und die Befreiung von aller Angst und allen Zweifeln schöner als in diesem Stück Musik. Besagte Stadt wird dann natürlich noch im Stampfer „Black & White Town“ geehrt. Es reiht sich tatsächlich Hit an Hit auf der ersten CD. Die sphärischen Songs des 2000er Debüts „Lost Souls“, wie „Here It Comes“ oder „Sea Song“ umgarnen den Hörern mit allerhand Spielereien und ziehen ihn hypnotisch in den Bann. Doch bereits das Zweitwerk „The Last Broadcast“ öffnet sich mit seinen Hymnen der Welt da draußen. Das stampfend epische „Pounding“, sowie das immer wieder gern gehörte „Caught By The River“ lädt zu großen Gesten ein. Das Drittwerk „Some Cities“ ist leider etwas unterrepräsentiert, hat aber immerhin „Snowden“ als Geheimwaffe in der Hand. Und auch vom letztjährigen „Kingdom Of Rust“ haben sich der traumhafte Titelsong, sowie das groovende „Jetstream“ in die Trackliste geschlichen. Generell ist es der Band ja hoch anzurechnen, dass man sich nicht strikt an den Single-Veröffentlichungsplan hält und so bspw. „Sky Starts Falling“ oder „Winter Hill“ auslässt, dafür aber einige Albumtracks, wie „Words“ oder „10.03“ auf die CD lässt. Geschadet hätte das allerdings nicht wirklich, denn am Ende bleiben die Doves eine Band mit unglaublich gutem Output. Solch wundervoll melodiöse Songs im klassischen Gewand des Britpop sind leider in den letzten Jahren eher selten geworden. Die Doves schaffen es trotz einer gewissen Melancholie immer viel Energie und Optimismus zu verbreiten. Sonnendurchflutete Stadionhymnen, zu der man auch durchaus die obligatorische neue Single „Andalucia“ zählen darf und muss. Hier zeigt die Band mal wieder, was sie drauf hat. Und immer wieder ist es die Stimme von Jimi Goodwin, die einen an die Hand nimmt und durch die Songs führt. Urig britisch, aber doch sehr heimelig. Ein wenig wie Guy Garvey von Elbow. Warum die Doves nicht den gleichen Status haben, wie ihre Kollegen aus Manchester wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Elbow haben vielleicht mehr Gefühl und Musikalität, dafür haben die Doves eindeutig die besseren Popsongs. „The Places Between“ beweist dies eindrucksvoll. Beeindruckend, wie die Discographie der Band diese Zwischenräume spielend leicht ausfüllt.


Und nicht nur auf der Haupt-CD. Die zweite CD versorgt den Hörer mit allerhand Raritäten und unveröffentlichtem Material, ohne dabei die Qualität abzusenken. Ein guter Mix aus seltenen, wenn auch unnützen Sachen („Almost Forgot Myself“ braucht keiner in der Demo), hervorragenden Albumtracks, sowie B-Seiten fügt sich zu einem stimmungsvollen Gesamtbild, so dass man schnell erkennt, dass hier die Tracks mit Sorgfalt und Konzept ausgesucht wurden. So Schmuckstücke wie das melancholische „Northenden“, das ungewohnt fröhliche „Your Shadow Lay Across My Life“, sowie das epische „The Sulphur Man“ sollte man ja auch unnötig unter den Tisch fallen lassen. Die zweite CD repräsentiert ein wenig die experimentellere Seite der Band und lässt sich wunderbar an einem Stück durchhören, besonders mit dem tollen Ausklang durch das ruhige „Ambition“, sowie die etwas bizarre, aber in diesem Kontext passende, „Noise Version“ von „Firesuite“. Und obendrein gibt es dann sogar noch eine DVD mit allen Videos der Band (außer dem neuen zu „Andalucia“), die sich ebenfalls sehen lassen kann, weil man sich visuell immer viel Mühe gegeben hat. Was für ein Gesamtpaket! Beide CDs randvoll gefüllt mit dem wirklich Besten, was diese Band zu bieten hat. Ich weiß, das sagt man ja gern mal im Kontext einer Best-Of-Platte, aber in diesem Fall muss ich das auch als Fan ganz objektiv gestehen… die Songauswahl ist hervorragend und der bestmögliche Einstieg in die wundervolle Welt des britischen Trios. Ich kann nur noch mal mein Unverständnis bezüglich des unzureichenden Bekanntheitsgrades der Doves äußern. Vielleicht sind sie mit ihrem Sound auch etwas zu spät dran gewesen und hätten besser direkt in die 90er gepasst. Aber gute Musik sollte auch abseits von Trends und Hypes existieren. Und genau diese machen die Doves. Wer also bis jetzt keinen Draht dazu gefunden hat, sollte sich einfach noch mal Mühe geben, dem verspielten, epischen Hymnenpop für sich zu erschließen. Schade, dass es jetzt erstmal wieder ein paar Jahre dauern wird, bis die Band einen erneuten Versuch unternehmen wird, die Welt auch abseits von Großbritannien von sich zu überzeugen. Immerhin bleibt uns das bisherige Schaffen ja zur Überbrückung dieser Wartezeit!







Doves - Homepage

Samstag, 10. April 2010

Something To Do

So viel neue Platten. Man verliert leicht die Übersicht. Seit dieser Woche gibt es nämlich auch endlich das Debüt des Londoner Trios We Have Band! Für alle, die sich am momentan angesagten 80er-Retro-Sound nicht satt hören können...

51KNnAFKauL-_SL500_AA300_Endlich kann ich auch mal ein wenig Hipster-mäßig Sätze á la „Die Band kannte ich schon vor allen anderen“ und so raus hauen… Gut, den Zenit ihrer Popularität hat das Londoner Trio We Have Band noch nicht erreicht, dennoch kann die Band mittlerweile eine gewisse Aufmerksamkeit seitens der Musikpresse für sich verbuchen. Verdient haben sie sich diese durchaus. Es war irgendwann im Sommer 2008 als mir ein Kurztrip in Englands Hauptstadt den Erstkontakt mit dieser Band bescherte. Irgendeine hippe Londoner Bar/ Kneipe/ Club/ Szenetreff hatte zum Bandabend geladen. Und während sich die Foals und Does If Offend You, Yeah? im Publikum die Hände reichten, gab es Beschallung durch Nachwuchsbands, die ja bekanntermaßen die statt überwuchern, wie Asbest alte Plattenbauten. Da war einiges aus dem Bereich „nett“ dabei, doch erst als relativ spät We Have Band auf die winzige Bühne stiegen, ihre Synthies anwarfen und zum munteren Tanz einluden, kam Leben in die Bude. Schnell standen die Leute und machten mit zu den zackigen Beats, deren ungeheure Treffsicherheit und Melodieverliebtheit bereits damals bei mir hängen blieb.

Ein wenig dauerte es dann noch, doch Stück für Stück kam die Karriere ins Rollen. Erste Eigenveröffentlichungen bspw. beim Kitsuné Label folgten und schnell hatte man nicht nur die Band, sondern auch ein paar Fans. Nun hat man dann sogar endlich das Album, zu dem ich jetzt nach der langen Vorgeschichte eigentlich kommen wollte. Das Debüt heißt schlicht „WHB“ und repräsentiert die Band und ihren Sound außerordentlich gut. Der schwankt irgendwo zwischen Indie-Rock und -Pop mit ein paar dicken Elektronikanleihen aus den guten alten 80ern. Groovig, verspielt und gern mal hypnotisch hymnisch, stellenweise auch irgendwie bewusst unfertig, hab ich manchmal das Gefühl. Also schwer einzuordnen, aber im Allgemeinen sehr ansteckend und von Kultproduzent Gareth Jones (ja, DER Gareth Jones) astrein auf Clubtauglichkeit und „Retro“ produziert. Während der Beginn des Albums mit dem Intro „Piano“ und dem anschließenden „Buffet“ noch relativ verhalten ausfällt, drückt man den Hörer ab der schnittigen Single „Divisive“ relativ direkt Richtung Tanzfläche. Die wummernden 80er-Bassläufe treffen auf das interessante Gesangsspiel von Darren, Thomas und Dede und laden zum Tanz ein. Generell ist das Wechselspiel zwischen diesen drei unterschiedlichen Stimmen einer der Motoren des WHB-Sounds. Man beschreitet den Gesang unterschiedlich, wechselt sich dabei ständig ab und bereichert alles mit ordentlich Backingvocals, was dem ganzen einen gewissen Drive gibt. Auch live bleibt man nicht immer stur an den Instrumenten hängen. Und so geht es munter weiter, mit dem eingängigen „Love, What You’re Doing?“, sowie den sehr schmissigen Vorabsingles „Oh!“ oder „Honeytrap“. Und „Centerfolds & Empty Screens“ ist wirklich ein richtig amtlicher Hit, der mir, ohne Scherz, bereits 2008 im Ohr hängen geblieben ist. Zum Ende hin drosselt man mit dem hypnotischen „Hero Knows“ wieder ein wenig das Tempo ohne dabei an Qualität einzubüßen. Diese kann man „WHB“ nämlich durchaus zuschreiben. Sonderlich innovativ ist das Ganze dennoch nicht, wenngleich einige Aspekte, wie bspw. der Wechselgesang zwischen den Protagonisten durchaus eine interessante Bereicherung zum bisherigen Spektrum an Retro-80s-Whatever-Bands sind. Und gelegentlich merkt man der Band halt auch an, dass ihre Musik lediglich ein gut durchdachtes Puzzle aus bereits altbekannten Versatzstücken ist und einige Songs, wie „How To Make Friends“ oder „You Came Out“ eher gute Ideen, als gute Popsongs sind. Ein wenig ist man wohl noch auf der Suche nach dem eigenen Sound und gelegentlich auch einer konsequenten Struktur. So ist „WHB“ eher eine Art Sammelsurium der letzten beiden Bandjahre. Dieses wirft aber, und das ist der Grund, warum diese Platte am Ende doch von Interesse ist, einige ordentliche Pophits ab. Diese funktionieren ohne Wenn und Aber auf den Tanzflächen der Indieclubs genauso wie im Hausgebrauch. So ist das Debütalbum von We Have Band sicher kein Meisterwerk geworden, aber eine kurzweilige Ansammlung von Popsongs. Ob ihre Sterne darüber hinaus in Zukunft noch etwas heller am Pophimmel strahlen werden, wird sich aber noch zeigen. Ich bleibe vorsichtshalber einfach mal weiter am Ball, nur um am Ende halt sagen zu können, ich hätte es ja sowieso gewusst ;-)

Kompletter Album-Stream by MySpace:
myspace.com/wehaveband

Download: "Divisive" (Carl Craig Remix)

Dienstag, 6. April 2010

Hipster-Hippies

CoverAuf ihrer Internetseite kann man das aktuelle Album Congratulations von MGMT im Stream hören. Wer diese Chance wahr nimmt, erhält die Gelegenheit, in die aktuelle Entwicklung im NeoHippie-Lager reinzuhören. Denn was man zu Hören bekommt, klingt wirklich wie das Update des '68er San Francisco-Sound. Trippy, fröhlich, melodisch und voller erstaunlicher Textwelten.

Nach dem überwältigenden Erfolg ihres ersten Albums haben MGMT von ihrer Plattenfirma Sony/Columbia einen Vertrag vorgesetzt bekommen, der ihnen in der Gestaltung der nächsten fünf Alben komplette künstlerische Freiheit lässt. Ohne Ausnahme und mit allen Mitteln, die sie brauchen. Merke: MGMT sind die Königskinder der Record Label.
Wenn natürlich solche verqueren Köpfe, wie sie es sind, mit solchen Voraussetzungen sich daran setzen, das zweite Album nach dem Instant Hit-Erstling zusammen zu klöppeln, sollte einem schonmal Angst und Bange werden. Jetzt folgt der kreative Befreiungsschlag! Der Beweis kein One Hit Wonder zu sein! Die Muskelschau der Musikstile! Die Abkehr vom Pop!
Und? Stimmt's? Ja. Irgendwie schon.
Man hört sehr viel sperriges Zeug. Es gibt keine Singlehits mehr wie Kids oder Time To Pretend. Die Songs bleiben nicht sofort hängen. Oft sind sie sogar psychedelisch sehr entrückt. In der Tracklist befindet sich sogar ein verdammtes Zwölfminuten-Brett! Angst! Schrecken! Stampede!
Doch - und das ist der Grund, warum es wirklich ein Befreiungsschlag ist - sie haben ihre Popseelen nicht an den Integritäts-Teufel verkauft. Auch auf dem aktuellen Album gibt wunderbare Melodien, Refrains, Mitsingparts, Hooklines, Ohrwürmer. Die Songs verschrecken einen nicht, sondern laden weiterhin ein. Nur biedern sie sich nicht an, wie Huren im Schaufenster. Sie wirken eher dezent. Schleichen sich hinterrücks an. Und strecken einen früher oder später mit voller Kraft nieder. Irgendwie findet man an vielen Stellen einen Chor, eine Gitarrenlinie, eine Textzeile oder eine Harmonie, die einen absolut gefangen nimmt. So dass letztendlich sogar das schier unfassbare Siberian Breaks (der Zwölfminüter) absolut goutierbar bleibt, eben einfach durch die Tatsache, dass es ein derart aufgeblähter Popsong und eben keine überpomöse Exaltation. Trotz der schieren Größe nachvollziehbar, mitsingbar, begeisternd.
Doch auch die "normal" kurzen Werke können gefallen - der locker-leichte Song For Dan Treacy mit seinen sekündlich wechselnden Harmonien, der vorsichtig-hymnische Titelsong, das sehr stark an frühe Die Ärzte erinnernde, recht flott ins Bein gehende Brian Eno. Und der grandiose Opener It's Working, der mit seinem unsteten Rhythmus, dem leicht bekifften Duett-Gesang und dem Instrumentenoverkill von Oboe bis Spinett auf der rosaroten Wolke Nummer 7 hereingeschwebt kommt.
Die Single-Hitparaden werden und wollen sie damit nicht dominieren, aber sie haben sich definitiv als wirklich ernstzunehmende Teilnehmer im Popzirkus der nächsten Jahre empfohlen. Von der Warte her, ist Congratulations auf jeden Fall mit dem hervorragenden Favorite Worst Nightmare vergleichbar, was die ähnlich Hype-gejagten Jungspunde der Arctic Monkeys auch erstmal in die musikalische Sicherheitszone gerettet hat. Musikalisch liegen aber natürlich Welten dazwischen. MGMT haben es immer noch nicht so mit dem klassischen Rock - hier hören wir Pop, der viele Künstler der späten Sechziger und frühen Siebziger mit Stolz erfüllen würde und auch genau in die Zeit passen könnte. Inklusive der Beatles.
Congratulations erscheint am kommenden Freitag, dem 9.4.

Mittwoch, 31. März 2010

Träumerei

CoverPostrock ist schon eine Sache für sich. Letztendlich ist es wie Krieg. Größtenteils Langeweile. Wenn es losgeht, dann ist es meist verheerend und traumatisch. Nicht, dass Alcest auf seinem neuen Album Écailles De Lune das Genre auf den Kopf stellt. Ein paar andere Ansätze kann der Knabe dem Genre allerdings schon entringen.



Allem voran steht natürlich, dass der Multiinstrumentalist Neige (frz.: Schnee) aus der Blackmetal-Szene kommt. So bricht er gegen Ende des wahnsinningen Openers Écailles De Lune (Part I) und am Anfang des Part II schon deshalb mit den Konventionen, da einfach mal ein astreiner Blastbeat durch die Landschaft krawallt und es aus dem Dickicht des Gitarrengestrüpps heiser krächzt. Keine Sorge, das ist nicht die Regel und doch wieder ein schöner Ansatz, um dem Zyklus aus zarten Gitarrenpickings und fetten Wall Of Sounds, noch etwas mehr zu entnehmen.
Die Regel ist allerdings, dass der Franzose durchaus schöne Songs schreiben kann, die sogar beinahe ins gängige Popschema passen. Jetzt nicht so ganz klassisch mit Strophe-Refrain-Bridge-Refrain, aber doch mit richtig gesungen Melodien, wiederkehrenden Strukturen, Hooklines, flottem Rhythmus. Und trotz allem weiterhin Epik, Flächen, Wände, ätherischer Gesang. Denn neben Black Metal ist für Neige auch Folk und andere naturnahe Musik ein wesentlicher Einfluss. So klingt die Musik oft wie ein entsprechendes Folkstück aber mit einer verzerrten E-, statt einer einfachen Westerngitarre vorgetragen.
Das Schöne ist, dass, obwohl man die Einflüsse Postrock, Black Metal, Folk kombiniert, keine brachiale Noisegewalttätigkeit entwächst, sondern ein sehr eigener Sound. Zwar laut und verzerrt, aber dennoch schwebend, nicht greifbar, undurchdringlich. Trotzdem kurzweilig. Und ... natürlich ... wunder-, wunderschön.
Zum Träumen.

Hörbeispiele: Percées De Lumière (download)

und
Solar Song:

nobono

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