Sonntag, 11. Juli 2010

Noise And Kisses

Cover

M.I.A. hat ein neues Album gemacht. Wer das nicht mitbekommen hat, lebt mutmaßlich außerhalb der Medienwelt. Egal ob Musikexpress, Zeit oder Spiegel, alle reden von dem neuen Werk. Und loben es. Dafür, dass hier Politik so unwiderstehlich in ein ansprechenden Musikkontext gebracht wurde. Doch auch für texttaube Menschen wie den nobono-Rezensenten, kann das Album Maya (bzw. darf man es wohl auch /\/\/\y/\ schreiben) ein schöner Zeitvertreib sein.

 

Denn hier bekommt man mal recht ernsthaft den Kopf gewaschen. Schon die Vorabsingle Born Free, ließ einen schon erstmal ob des recht heftigen Sounds schlucken. Das ist Punk, das Avantgarde, das ist eine ernsthafte Alternative. Noch heftiger geraten dann noch Meds And Feds mit seinen sehr ordentlichen Zerrgitarren-Sample und dem heftig stampfenden Beat. Einladung zum Headbangen! Doch auch Steppin’ Up mit seinem schönen Bohrmaschinen-Sound ist nicht von schlechten Eltern und rüttelt mal ernsthaft an den Nerven. Am effektivsten ist diesbezüglich aber fraglos Teqkilla das sich mit stolz geschwellter Brust, den “Gestörtester Song im Mainstream”-Orden ans Revers heften kann. Was passiert neben Kopfspalter-Klängen und Beatprügeleien? Miss Arulpragasam rappt recht entspannt vor sich hin, was das Alles so herrlich ambivalent wirken lässt und doppelt dringlich. Aber nicht zähnefletschend aggressiv, sondern es macht richtig Spaß der Britin beim Zerlegen der Stereoanlage zuzuhören. Und Popper, aufgepasst! Auch wenn sich der Klang weit außerhalb von dem befindet, was man sonst dem Radio entnehmen kann, werden einem hier dennoch mit traumwandlerischer Sicherheit Ohrwürmer in die Gehörgänge gesetzt. “Shot of teqkilla in me” skandiert man noch den ganzen Tag vor sich hin, genauso wie den Schlachtruf “I was booooorn free!”.
Doch dann sind ja auch noch die andere Hälfte Lieder, die einen wiederum ganz lieblich umschmeicheln. Story To Be Told groovt beispielsweise wunderbar träumerisch vor sich hin, Tell Me Why versucht sogar den Popmoment mittels eines sehr catchy Refrain mit der Brechstange zu erzeugen, genauso wie die herrliche erste Single XXXO. Und vor allem die liebliche Reggae-Abfahrt It Takes A Muscle hätte ich auch in der “Sommerloch”-Rubrik einbinden können. Da droht keine Gefahr und man wird regelrecht eingelullt. Auch das abschließende Space klingt schließlich zutraulicher, als es die latent abgedrehte Vorabversion There’s Space For Ol Dat I See angedroht hat.
Natürlich ist Voraussetzung, dass man ein offenes Ohr besitzt, sowohl für die Noise-Daumenschrauben als auch für die Pop-Küsse. Dann allerdings breitet sich vor einem das spannendste Album des bisherigen Jahres aus, das – vermute ich zumindest – eine recht lange Halbwertszeit haben dürfte, wenn man denn erstmal angefixt ist. Denn neben dem Offensichtlichen, was einem von der ersten Sekunde an entgegen schreit – egal ob Pop oder Krawall – ist natürlich festzustellen, dass hier sehr feine, pulsierende HipHop / Dancehall-Stücke entsponnen wurden.
So weit zum Musikalischen. Vermutlich kann man sich jetzt noch seitenlang über die textliche Sprengkraft von Maya auslassen. Aber da mich das – wie erwähnt – nicht so wahnsinnig interessiert, überlasse ich das gerne den Kollegen oder man muss sich halt in den gängigen Politik-Wochenmagazinen darüber informieren.

Maya erschien am Freitag, dem 09.Juli.

Hörbeispiel: Teqkilla

M.I.A. - Teqkilla found on Hip-Hop

rhododendron's ranking ... 27/ 2010

So, heute wieder an gewohnter Stelle, nämluch Sonntag. Die WM ist dann auch schon vorbei, der heiße Sommer bleibt aber natürlich. Versteht sich ja von selbst. Um sich bei der Hitze nicht zu überanstrengen, lässt es das Ranking in dieser Woche etwas ruhiger angehen. Die vorderen Plätze werden von alten Bekannten eingenommen, Neueinsteiger gibt es nur zwei Stück. Zum einen das beglischen Elektro-Projekt Aeroplane, welches in der Vergangenheit schon mit tollen Remixen für bspw. die Friendly Fires oder Cut Copy für Aufsehen sorgte. Nun kündigt sich tatsächlich bald ein eigenes Album mit ihren entspannten Sommergrooves an. „We Can’t Fly“ ist die erste digitale Single daraus und die sichert sich gleich mal Platz 9 im Ranking. Etwas weiter unten treffen wir die alte Bekannte Kate Nash, deren neue Single „Kiss That Grrrl“ da weitermacht, wo die letzte aufgehört hat, nämlich bei locker flockigem 60s-Pop. Das war’s dann übrigens auch. Ein besonderes Lob gebührt übrigens an dieser Stelle noch mal den Doves. Deren Single „Andalucia“ hält sich mittlerweile seit phänomenalen 16 Wochen unter den ersten 20, auch wenn die Luft jetzt anscheinend bald raus ist. Ein toller Song bleibt er aber nach wie vor!

01.( 01 / #4 ) Gorillaz “On Melancholy Hill”
02.( 04 / #3 ) The Coral “1000 Years”
03.( 02 / #5 ) Foals “Miami”
04.( 05 / #2 ) M.I.A. “XXXO”
05.( 03 / #3 ) Interpol “Lights”
06.( 07 / #3 ) MGMT “It’s Working”
07.( 06 / #4 ) Arcade Fire “The Suburbs”
08.( 09 / #5 ) Vampire Weekend “Holiday”
09.(NEW/ #1) Aeroplane „We Can’t Fly“
10.( 12 / #4 ) Kent “Gamla Ullevi”
11.( 08 / #8 ) Sia “Clap Your Hands”
12.( 10 / #6 ) Stars “Fixed”
13.( 13 / #11) Crystal Castles “Celestica”
14.( 11 / #4 ) Robyn “Dancing On My Own”
15.( 15 / #2 ) Hey Champ “Neverest”
16.( 14 / #9 ) The Drums „Forever And Ever, Amen“
17.(NEW/ #1) Kate Nash “Kiss That Grrrl”
18.( 16 / #4 )The Pains Of Being Pure At Heart “Say No To Love”
19.( 18 / #16) Doves “Andalucia”
20.( 17 / #8 ) The National “Bloodbuzz Ohio”



Freitag, 9. Juli 2010

Reisefieber

Auch außerhalb von Deutschland gibt es interessante Musikfestivals. In Tschechien beispielsweise! Vom 03.07. bis 06.07. fand dort bereits zum 15ten Mal das dortige Rock For People-Festival statt. Es folgt ein deutscher Vor-Ort-Bericht, der nicht an Lob spart . . .

Sommerzeit ist Festivalzeit! Und auch Urlaubszeit! Je nachdem, wie man es haben will. Oder vielleicht auch gleich beides zusammen. Warum denn nicht? Die deutsche Rock-Festivallandschaft ist mir ja mittlerweile auch ein wenig bekannt. Riesige Massenveranstaltungen, wie Rock am Ring oder Hurricane reizen mich da nicht mehr so sehr und das geliebte, aber mittlerweile ziemlich überlaufene und kommerzialisierte MELT! hat nach fünf Jahren Dauerbesuch in Folge auch mal eine Pause verdient. Und um Karten fürs Haldern Festival hab ich mich schon wieder zu spät gekümmert. Also, warum mal nicht die Zelte im europäischen Ausland aufschlagen? Das Angebot ist ja groß genug. Doch wohin nur? Roskilde ist zu teuer, die britischen Festivals sind es ebenso und außerdem komplett überlaufen… und dann auch noch hauptsächlich mit druffen Briten. Richten wir den Blick doch mal nach Osten… Perfekt! Tschechiens größtes Rockfestival, das „Rock For People“ ist mit gut 25.000 Zuschauern gar nicht mal so groß und mit knapp 65 Euro geradezu ein Schnäppchen. Drei Tage dauert es trotzdem und das diesjährige Line-Up versprach auch einige Favoriten.

12314
Die Entscheidung für „Rock For People“ habe ich dabei zu keinem Zeitpunkt bereut. Der große Dank des kleinen Deutschen kommt dabei von Herzen, muss ich sagen. Das Gelände entpuppt sich dabei gleich mal als echter Glücksgriff. Der verlassene Flughafen bei Hradec Králové übt dabei seinen ganz eigenen Reiz aus. In den still gelegten Hangars ist genug Platz für kleinen Bühnen und Bierbänke, darüber hinaus gibt es jede Menge kleine verwinkelte Ecken und überall etwas zu entdecken. Notfalls einfach den Landebahnen folgen. Natürlich gibt es auch hier die üblichen Imbissstände und unerhöht viele Bierzapfsäulen. Allerdings sind diese preislich wesentlich angenehmer, als in Deutschland und auch das Essen wirkt insgesamt eine Spur vielseitiger und weniger künstlich, als auf deutschen Festivals. Vom Döner bis zu ungarischen Wurstspezialitäten ist da alles vorhanden, also falls man sich für das Essen interessiert. Und auch sonst hauen einem nicht tausend Sponsoren permanent irgendwelche Produkte um die Ohren, wie das hierzulande übrig ist. Das Hauptsponsoring teilen sich hier die Telekom und die nationale Sparkasse, welche auch den beiden großen Bühnen ihre Namen geben. Musikalisch übt man sich in Vielseitigkeit, wenngleich das „Rock For People“ eher traditionelle Genres, wie Alternative Rock, Punk Rock und gern auch mal Ska oder Hardcore anspricht. Aber wer denkt hierbei schon in Genres? Am wenigsten vermutlich die einheimischen Besucher, die sichtlich dankbar und offen für alle Formen von Musik zu sein scheinen. Dieses Gefühl der Übersättigung, welches man vor deutschen Konzertbühnen gelegentlich hat, scheint gar nicht bekannt zu sein. Warum auch? Außerhalb von Prag scheint da auch nicht sooo viel zu gehen, was aber keine Beleidigung des Landes sein soll. Viel eher ist es ein Segen, weil hier wirklich die Musik im Vordergrund steht. Sicher, es gibt auch ein paar vereinzelte Facebook-Hipster, aber ansonsten sind hier alle Alters- und Bildungsschichten auf entspannte Art und Weise nebeneinander vorhanden. Klamotten und Frisuren scheinen da relativ egal zu sein. Wen es interessiert, den interessiert es auch, wen nicht, den nicht. Gut drauf sind alle, drogentechnisch wirklich druff und hackedicht wirklich die wenigsten. Eine angenehme Abwechslung, wie ich finde. Da wirken die wenigen, grölenden deutschen Fans fast schon etwas peinlich. Immerhin wollen die Menschen hier anscheinend wirklich etwas von ihrem Geld sehen. Positive Rahmenbedingungen sozusagen, welche in der Tat wirklich anstecken.

Da geraten die Bands fast zur Nebensache. Es sind aber auch viele Künstler da. Natürlich viele aus dem eigenen Land, aber auch aus England, Italien, Spanien, den USA oder sogar Deutschland (Mutabor bspw.)… Alle gleichermaßen anzuschauen ist dabei gar nicht möglich. Auf kleineren Bühnen tummeln sich in Zelten und Hangars einige interessante Nachwuchsbands aus Tschechien, die meine Wenigkeit leider nur im Vorbeigehen erwischen konnte. Überall ist halt Musik… und sei es der rappende Türke am Dönerstand oder eine Blaskapelle, die, so scheint es, permanent übers Gelände zog. Man möchte fast einen Osteuropa-Hype ausrufen. Lassen wir das mal lieber bleiben. Es folgen ein paar kurze Worte zu den Bands, die ich sehen konnte und bei denen ich mich noch an die Namen erinnerte.
The Mahones z.B., die Sonntagnachmittag die ersten waren. Kanadier, die aber irisichen Folk-Punk spielen. Muss man nicht verstehen. Oder mögen. Aber hübsche Akkordeonspielerin hatten sie dabei. Mit Sexiness konnten dann später auf der Hauptbühne The Inspector Cluzo aus Frankreich nicht aufwarten, obwohl sie anscheinend gern auf Geschlechtsverkehr stehen. Immerhin sangen und sprachen sie fast ausgiebig vom „F“-Wort. Alles wurde da gef***t… Sarkozy, seine Frau, Michael Jackson, andere Bands, Spießer und der eigene nicht vorhandene Bassist. Die beiden Franzosen präsentierten sich nämlich als Schlagzeug/Gitarre-Duo in der Tradition der White Stripes. Aber auch die mögen sich natürlich nicht und deshalb wurden die natürlich auch verbal gef***t. Die ganze Fickerei macht mich noch wahnsinnig! Musikalisch irgendwie Mist, wenngleich sie so ihre Prince-Momente hatten und das Publikum motivierten und auch ein paar Leute auf die Bühne holten. Aber irgendwie nix Besonderes. Die permanenten Kampfansagen auf den eigenen Individualismus und die Kommerzverweigerung wirkten ein wenig aufgetragen. Gegen einen Erfolg, wie die White Stripes hätten sie Jungs nämlich sicher nix einzuwenden. Gleiches gilt sicher auch für Coheed And Cambria. Die Band um den schrillen Frontlockenkopf Claudio Sanchez gab ich mir aber aus etwas Entfernung. Zu einem Fan von amerikanischen Alternative Rock mit Screamo-Elementen wurde ich auch auf diesem Festival nicht. Sorry, Jungs. Aber tolle Stimme, Mr. Sanchez! Danach war erstmal Zeit für Englands Trip-Hop-Urgestein Tricky. Der präsentierte einen interessanten Genremix aus Trip-Hop, Rock und jede Menge Atmosphäre. Allein der dritte Song im Set (Namenstechnisch bin ich da nicht bewandert) dauerte gefühlte 15 Minuten und baute sich dabei immer wieder auf und ab. Die Band fügte sich den Anweisungen des Chefs, bei dem es so schien, als ob man nie genau wüsste, was als nächstes auf dem Plan stehen würde. Tricky bewegt sich in einer eigenen Welt, führt seine Tänze und Gesänge, wie ein Schamane auf und wirkt dabei gleichzeitig faszinierend, wie Angst einflößend. Die Songs gehen anscheinend solang, wie er will. Und wenn ihm der Sphärenpop etwas zu viel wurde, dann wird halt mal was anderes gemacht. In diesem Fall hieß das, einfach mal ein Motörhead-Cover ins Set einbauen und Chaos stiften. So holte Tricky zu einer langen, rotzigen Version von „Ace Of Spades“ gefühlte hundert Menschen auf die Bühne, umarmte jeden Einzelnen und ließ einfach mal die Sau raus. Nicht schlecht, Herr Specht! 12177Auf der Hauptbühne fingen danach die wiedervereinigten Skunk Anansie an. Mir stellten sich da primär zwei Fragen: „Wer hat die vermisst?“ und „Hatten die außer ‚Hedonism’ noch einen zweiten Hit?“ Anscheinend ja, aber trotz Aufwachsens in den 90ern überließ ich die Band um Frontfrau Skin da mal lieber dem restlichen Publikum, denen das ganze aber sichtlich gefiel. Und um das 90er-Feeling dennoch ordentlich aufkommen zu lassen, gab ich mir natürlich als krönenden Abschluss des Abends die unverwüstlichen Rave-Altmeister von The Prodigy. Was ein Fest! What you expect is what you get. Ich meine, seinen wir mal ehrlich: The Prodigy machen keine gute Musik und zerren primär von der Vergangenheit und ihrer Hochphase von 1994 bis 1997. Daran ändert auch das aktuelle Album „Invaders Must Die“ nichts. Der dritte Frühling, den die Band damit ausgelöst hat, funktioniert nur, weil sie sich da hervorragend selber kopieren und es das allgemeine Rave-Revival gerade zulässt. Aber ansonsten funktioniert die Prodigy-Maschine nach dem ewig gleichen, wenn auch effektiven Prinzip: Uffe Zwölf! Dicke Beats, laute Gitarren und Bässe und die ewig hängengebliebenen Front-MCs Maxim Reality und Keith Flint, welche natürlich die ewig gleichen Phrasen in die Mikros grölen. Viel „Fuck“ ist dabei und Mr. Reality fragt sehr häufig, wo denn seine „people“ nun sind. Vor deiner Nase natürlich! Das Publikum ist laut, euphorisiert und feiert dabei natürlich „Firestarter“, „Breathe“, „Voodoo People“, aber auch neue Tracks, wie „Omen“ oder „Take Me To The Hospital“. Hauptsache es bollert! Und das tut es ja auch. Und deshalb will ich die Band auch nicht schlechter reden, als sie ist. Das System funktioniert und unterhält blendend. Mein durchgeschwitztes T-Shirt sei mein Zeuge! Wenngleich mich nach gut einer Stunde langsam die Kräfte verlassen und man merkt, dass die Band darüber hinaus anfängt, mit ihrem Sound ein wenig zu langweilen. Ein Highlight war’s ohnehin! Party like it’s 1996! Den Rest ersparte ich mir in dieser Nacht, zu müde war ich.

12359Der Montag war dann wieder erwartungsgemäß heiß, lies es musikalisch aber etwas ruhiger angehen. Immerhin hatte man dann etwas Zeit, sich mal Hradec Králové anzuschauen. Urlaub muss sein! Irgendwann am späten Nachmittag spielten dann Disco Ensemble aus Finnland, aber die hatten auch nur eine Songidee auf Lager. Und das war keine gute! Es folgte auf der Hauptbühne der ehemalige Dead-Kennedys-Frontmann Jello Biafra, der etwas später auftauchte, als geplant. Seine Band und er waren wohl im falschen tschechischen Ort gelandet, hieß es. Der lustige alte Mann wirkte dann ein wenig, wie die Punk-Ausgabe eines Morrissey. Mit viel Gesten, viel Mikrofonkabel und allerhand lustigem Small-Talk. Natürlich über die böse Politik und das doofe Amerika. Und die bösen Kommerz- und Ausbeuterfirmen halt. Wobei ich nicht wissen möchte, von wem der gute Mann sein Equipment hat. Na ja, wenn die Leute, die sagen, Punk sei nicht tot, noch einen Beweis dafür brauchen… Biafra gibt ihn! Zeit für noch ein Bier. Vermutlich hatte Jello auch was gegen das schöne Wetter, es folgte das unvermeidliche Hitzegewitter mit fettem Platzregen. Pünktlich dann, als das große Anstellen vor der Hauptbühne angesichts des Hauptacts Muse begann. Vor enterte noch die blaugefärbte Juliette Lewis die Bühne und tat das, was sie am Besten konnte. Grimassenschneiden, Cool rocken, schreien und sich ordentlich verrenken. Das hob die Stimmung dann nach dem Regen doch ein wenig. Bleibt schon ne coole Rock-Lady, die gute Frau. Aber auch nur Zwischenstation auf dem Weg zum eigentlich Tageshighlight: Muse! Laut eigenen Aussagen hat es das Festival etwas Glück (ein Termin der Band ist aufgefallen) und viel Geld gekostet die Stadionrocker (hartes Urteil, aber das ist mittlerweile leider die Realität) aus dem Vereinigten Königreich zu bekommen. 12328Aber das Geld ist in jedem Fall gut angelegt, denn Muse sind und bleiben die vielleicht beste Live-Band der Welt. Millionen Fans können nicht irren, so auch an diesem Abend, als sich die Band durch ein fast anderthalbstündiges Set ihrer aktuellen „Ressistance“-Tour spielt. Das gestaltet sich erwartungsgemäß überraschungsarm, liefert aber dafür die erwarteten Hits. Immerhin wird gleich mit „Uprising“, „Supermassive Black Hole“ und „New Born“ eröffnet. Für die alten Fans gibt’s wenigstens noch „Citizen Erased“ vom 2001er „Origin Of Symmetry“. Außerdem jede Menge Interludes, bei denen Matthew Bellamy und Kollegen ihrem Hang zu gutem handfesten Gitarrenrock frönen. Und immerhin erspart man uns den „Twilight“-Song. Dafür spart man nicht an Bühnenshow, viel Licht und jede Menge Lasern, sowie großen Gesten. Das sieht toll aus und reißt auch anständig mit. Aber das machen solche Songmonster, wie bspw. der Abschluss „Knights Of Cydonia“ ja sowieso. Dennoch wirkt das alles ein wenig zu glatt und eingespielt. Muse scheinen Opfer jener Krankheit zu werden, die alle großen Bands befällt… eine gewisse Überraschungsarmut und Überprofessionalität. Na ja, wollen wir mal nicht das Haar in der Suppe suchen. Die Show war trotzdem astrein. Einen wunderschönen Abschluss für den Tag bescherten mir dann die formidablen Archive, welche auf der Zweitbühne einen spannenden Mix aus Progrock, Trip-Hop, Elektronik und schöner Lichtshow boten. Sehr stimmungsvolle, abwechslungsreiche Tracks des Musikerkollektives. Ein wenig wie eine weniger anstrengende Variante von Radiohead, möchte man meinen. Vielleicht eine Band, mit der ich mich jetzt endlich mal näher auseinandersetzen sollte.

12476Der finale Tag war dann ein wenig bewölkter und bot auch etwas mehr Regen. Blieb man einfach etwas länger im Zelt. Pünktlich zu den britischen Hardcore-Rockern Gallows hörte der dann aber auch auf. Die stark tätowierten Jungs um den charismatischen Frank Carter hätte das sowieso nicht aufgehalten. Und obwohl ich mit dieser Musik im Alltag sicher wenig anfangen kann, so kann ich mir eine gewisse Wertschätzung gegenüber der Band nicht verkneifen. Das, was sie machen, machen sie sehr gut. Ihre Wut wirkt ehrlich und authentisch… selbst wenn sie sich gegen das noch etwas träge Publikum wendet. Man schreit, man treibt. So muss Punk vermutlich sein. Wäre ich ein junger, frustrierter, britischer Teenager wäre das meine Band! So bin ich aber ein halbwegs zufriedene Mitzwanziger, der sich an diesem Nachmittag lieber der kleineren Bühne widmete. Dort standen nun die Krawallbrüder von Does It Offend You, Yeah? auf dem Programm, deren explosiver Elektrorock mich bereits 2008 auf dem MELT! begeisterte. Mittlerweile hat man die Band ein wenig umgestellt, beherrscht die eigenen Instrumente etwas besser und hat ein neues Album in den Startlöchern. Ansonsten alles beim Alten. Die lieblichen Pop-Songs, welche das Debüt stellenweise noch hatte will man dabei sogar gänzlich weglassen. Dafür soll es noch lauter und basslastiger werden. Hauptsache direkt in die Fresse! Nichts anderes passiert natürlich hier. Bratziger Elektro-Rock, ständiger Auf- und Abbau und Frontmann James Rushent, welcher das Publikum immer wieder an den Eiern packt und es so Stück für Stück zum mitmachen zwingt. Erfolg einkalkuliert. DIOYY? fahren ein ähnlich idiotensicheres Konzept, wie The Prodigy, wirken dabei halt nur etwas frischer und unverbrauchter. Sicher für jedes Festival ein Glücksgriff. Auch diesmal bestätigt sich der Ruf als kurzweilige Live-Band. Den haben ja bekanntermaßen auch The Subways, welche anschließend an der Reihe sind. Das Rock-Trio gibt dem Publikum, was es erwartet und dieses dankt es mit bedingungslosem Stimmungsmachen. Zieht anscheinend weltweit, nur nach wie vor nicht bei mir. Ich halte die Subways immer noch für eine der überflüssigsten Bands des Planeten. Überraschungsarmer Standardrock ohne jegliche neue Idee. Ständig nach dem gleichen Muster aufgebaut. Die einzige Funktion der Songs ist es, das Publikum, mit einem knackigen Refrain (darf auch gern simpel gehalten werden) zum Mitgröhlen- und Moschen zu bewegen. Einstudiert wirkende Gesten und belanglose Texte gehören auch dazu. Ja, wem das Spaß macht, der soll ihn haben, ich find die Band einfach furchtbar belanglos. 12581Na ja, gute Miene zum bösen Spiel, immerhin kommen danach die Editors und da will man sich ja einen guten Platz sichern. Ehrlicherweise muss ich aber eingestehen, dass mir da vielleicht auch beim mittlerweile siebten Auftritt, den ich von dieser Band miterleben durfte, die Kritikfähigkeit abhanden gekommen ist. Gut sind die natürlich immer, weil ihre Songs stimmen und Tom Smith einfach mal ein optischer Magnet ist. Auch an diesem Tag wieder gut gekleidet und mit Sex Appeal vollgestopft! Das Set ist dabei eine ebenfalls recht überraschungsarme Ansammlung an Singles, die man kennt und liebt. „Bullets“ darf dabei genauso wenig fehlen, wie „Racing Rats“, „Eat Raw Meat“ oder die Krankenhaus-Raucher. Fan-Geschenke sollte man da ja auch nicht erwarten. Immerhin haben die Editors aber den besseren Twilight-Song, als Muse. Gespielt wird er trotzdem nicht. Das Set endet mit einem gewohnt schmissigen „Papillon“ und es tut gut, die Band mal wieder gesehen zu haben. Das Publikum war ebenfalls gut drauf, hielt sich in Sachen Ekstase aber etwas zurück. Muss ja auch nicht immer. Damit waren die persönlichen Highlights zufrieden stellend abgegrast und alles andere war nur Bonus. Das Genießen des Geländes mitsamt den kulinarischen Köstlichkeiten bspw. Auf Billy Talent und NOFX verzichte ich gern. Wer brauch die schon, wenn man Kryštof haben kann? Wer? Ja, Tschechiens anscheinend bekanntester Rock- und Popstar (so hab ich’s mir zumindest erzählen lassen) spielte auch noch und es war schön, aus einiger Entfernung zu sehen, wie er seine Landsleute mit schmissigen und durchaus kurzweiligen Popsongs unterhielt. Ein lustiger, langhaariger Mann mit Akkustikgitarre, der durch alle Altersschichten zu begeistern scheint. Warum auch nicht?
12602
Den Abschluss des Festivals markierten dann Morcheeba, welche noch einmal positiv überraschten. Wer die Band als gefällige Loune-Pop-Band abstempeln möchte, mag zwar auch nicht komplett falsch liegen, sieht aber nur einen Teil des Ganzen. Denn das Trio mitsamt Begleitband ist zudem live noch recht atmosphärisch und hat auch einen gewissen Groove, der absolut passend als stimmungsvoller Abschluss eines solchen Festivals ist. Die entspannten Beats mitsamt der weichen Stimme von Frontfrau Skye passen halt auch perfekt zu einem finalen Tänzchen unter dem Sternenhimmel. Besonders wenn der große Hit „Rome wasn’t build in a day“ gespielt wird. Soviel Liebe zum Ende… fast schon entwaffnend schön. Da gibt’s eigentlich kaum etwas zu kritisieren und ich bleibe voller Lob für dieses feine, entspannte und doch stimmungsvolle Festival und werde auch nächstes Jahr mit dem Gedanken spielen, da vorbeizuschauen. Falls es die Reisepläne halt zulassen. Dĕkuji und Ahoj!

PS: Die Fotos stammen allesamt von der Rock For People Homepage

Dienstag, 6. Juli 2010

Peinliche Popvorlieben / Teil 2

Da möchte ich doch gleich mal meinen unbeirrbar zweifelhaften Musikgeschmack mit einfließen lassen. Dafür ist diese neue Kategorie einfach zu einladend.

Dass ich ein Faible für Britney Spears-Musik habe muss ich gleich mal an der Stelle gestehen. Nicht nur das nun hier vorgestellte, sondern auch die großen Hits Toxic, I'm A Slave 4 U, Lucky und das sogar in meiner Top 50-Liste erwähnte Everytime halte ich allesamt für zum Neidischwerden schöne Popsongs, die leider nur den Makel haben von dieser sehr fragwürdigen Künstlerin interpretiert worden zu sein. Aber genau darum geht es ja hier.
In den letzten Tagen hat sich nun ein weiteres Stück dazu gesellt.

Britney Spears - And Then We Kiss (Junkie XL-Remix)

Nicht nur Britney Spears ist an diesem Stück peinlich. Auch der Autor Mark Taylor hat sich mit seinen Werken für solch' kredibile Künstler wie Dannii Minogue, Cher, Enrique Iglesias, Pussycat Dolls, Lionel Richie, Diana Ross, Rod Stewart und Tina Turner nicht gerade mit Integritätsruhm bekleckert. Und Junkie XL ist zwar durch eine recht nette Version von A Little Less Conversation (für die Marsianer unter den Lesern: ELVIS) bekannt geworden, aber Vorlagen für seine Neuinterpretationen haben auch Dog Eat Dog, Rammstein, Michael Bublé, Avril Lavigne und HED (P.E.) geliefert. Auf diese Auswahl ein herzhaftes "Würg!", wie Kollege rhododendron gern zu sagen pflegt. Aber manchmal ergibt auch Minus mal Minus mal Minus Plus. Sogar plus plus.
Erschienen ist dieser clash of daft artists auf der 2005er Kollektion B In The Mix: The Remixes, wofür das Label Jive mal nicht unter Aufwand aller Kräfte die Werbetrommel rührte. Woraufhin diese - extra für diese Sammlung geschriebene - Single eigentlich keinerlei Beachtung fand. Was eine Schande ist, da der Song wirklich schön ist.
Oh mein Gott, und wie schön! Schon die feinen Interpol-Gitarren, verwoben mit erstklassigen Unwinding-Hours-Streicher am Anfang lassen mich bereits dahinschmelzen. Dann noch dieser federleichte Beat, der das Lied dezent an Gong von Sigur Rós erinnern lässt. Aber eine Stimme, die nunmal klingt wie Britney Spears klingt: gepresst, Auto-Tune bereinigt, eindimensional. Allerdings für diese Interpretation wahnsinnig emotional und einfach passend. Wahnsinn.
Und so mäandert dieser Mix durch alle Schmalzuntiefen und Kitschstromschnellen, dass es eine wahre Freude ist. Manchmal muss es einfach doch over the top sein. Die Pet Shop Boys haben eine ganze Karriere darauf aufgebaut, höhö.
Okay, bevor ich noch mehr Namen droppe und dadurch eventuell in den Schmutz ziehe, solltet ihr lieber selbst euch mal ein Bild von diesem sehr feinen Song machen.


Britney Spears - And Then We Kiss - MyVideo
(Dieses Video ist nur so ein peinlicher (!) Fanzusammenschnitt. Ein richtiges Video wurde leider nicht produziert.)

PS: Der Begriff Remix ist natürlich etwas irreführend, da zu dem Lied natürlich nie ein Original erschienen ist. Also ist dies die einzig verfügbare Version. Aber besser geht es ja eh kaum.

Sommerloch-Musik #3

Madrugada - Sister

Heute ist der Sommer mal nicht wohlig durchwärmend und die Sonne lebensenergiespendend. Heute gibt es ein Lied für die zahlreichen Tage, wo die Sonne einfach nur unbarmherzig runterbrennt. Wo sie keine lebensspendende Kraft mehr hat, sondern man vielmehr dabei zusehen kann, wie sie das Gras versengt. Jede Bewegung ist ein verdammter Kraftakt, jede Regung hat einen Wasserfall aus Schweiß zur Folge, jeder Atemzug kostet Überwindung. Der Asphalt flimmert. Kein Luftzug weht. Alles brütet. Alles brennt. Erdrückend.
Die Innenräume sind so stickig wie die äußere Umwelt. Selbst die Fliegen kleben nur müde an der Wand. Oder auf dem Gesicht, man ist aber zu träge sie zu verscheuchen. Der Mund ist trocken wie die Wiese im Freibad, aber das Trinken bringt keinen Nutzen, außer weitere Transpiration. Bleischwer liegt die Hitze auf dem Land, auf der Stadt, in der Straße, im Haus, auf dem Körper.
Genauso die Musik. Träge, minimalistisch, bleischwer, endlos. Man könnte es auch gerne als düstere Nachtmusik interpretieren oder als Soundtrack zum Drogentrip. Jedoch hatte ich bei diesem Lied sofort die Assoziation einer diesen furchtbaren Straßenbahnfahrten, wo die Atmosphäre flirrt, alle lethargisch bis kataton aus dem Fenster stirren, keiner ein Wort sagt und die Fortbewegung in Zeitlupe zu erfolgen scheint. "So viele Haltestellen hat die Linie doch gar nicht."
Das mag sicher mit der Ähnlichkeit zu entsprechender Westernmusik zu tun haben, die für solche Szenen aus der Trickkiste geborgen wird. Die sporadischen Bottleneck-Gitarren-Slides, die seltenen aber vollen Akkorde, der verschleppte Schlagzeug-Rhythmus. Und der Gesang eines Kieferlahmen. Zäh wie Kaugummi. Aber faszinierend in seiner Langsamkeit. Kathartisch.
Ich hoffe also, dass ihr für diese Hundstage genug freie Zeit findet, euch diesem trägen Nichtstun hinzugeben und nicht zu schwer hetzen müsst. Seid nicht erbost darüber, sondern seht es als erzwungene Meditation. Möge Sister der Norweger (schwitz!) von Madrugada euch in die richtige Stimmung bringen.

Montag, 5. Juli 2010

Sommerloch-Musik #2

The Foxboro Hot Tubs - Mother Mary

Fast immer, wenn man diesen Song irgendwo anspielt, kommt die Frage, was denn das ist, das klänge ja cool. Unsereins muss dann völlig begeistert erläutern, dass das die Foxboro Hot Tubs sind, ihres Zeichens Nebenprojekt der Platin-Pop-Punker von Green Day, bei dem sie ihre Liebe zum 50's Rock'n'Roll ausleben konnten. Mit Bravour, wohlgemerkt. Daraufhin meist ein erstauntes Naserümpfen.
Wie authentisch das jetzt tatsächlich geraten ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich nehme mal an, dass das doch halbwegs so klingt wie die Musik von damals. Umso erstaunlicher, dass die Musik die circa 2004 herauskam genau diesen Sound vorwies und prompt als der heißeste Scheiß nach der Sonne angepriesen wurde (Libertines, Futureheads, Kaiser Chiefs ... younameit). Wie schön geklaut von den Ursprüngen des Rock And Roll!
Nun ja, das ist aber jetzt nicht das Thema. Sondern dass wir hier einen fröhlich-beschwingten und recht zackig-kompakten Popsong auf Halde haben, der leider viel zu wenig Beachtung fand. Jedoch hoffe ich, bei einigen Lesern wenigstens diesen Sommer versüßen kann, denn dazu hat er das Zug. Leute, viel Spaß in der Sonne. Mit The Foxboro Hot Tubs und dem sehr hübschen Mother Mary.

Runterladen.
bei YouTube streamen

Samstag, 3. Juli 2010

Sommerloch-Musik #1

Wie Kollege rhodo bereits erwähnte, gähnt vor uns und euch ein recht gewaltiges Sommerloch. Neue Musik gibt es eh kaum. Wenn doch ist sie wenig erwähnenswert. Und natürlich versuchen wir auch den ein oder anderen Nerd, wie uns, anzusprechen. Allerdings verkrümeln die sich inzwischen hoffentlich lieber an den Baggersee, als irgendeinen Diskurs zu verfolgen, ob sich Künstler Bla von Künstler Blubb oder Kapelle Bling hat beeinflussen lassen. Oder nicht.
Daher soll an dieser Stelle jetzt des Öfteren der ein oder andere Song vorgestellt werden, den man ruhigen Gewissens an den Strand oder in den Garten oder den Park mitnehmen kann, sich dabei die Sonne auf die Plauze knallen und den Sommer jede einzelne Faser des Körpers gewinnen lassen. Viel Spaß.


The Flaming Sideburns - Loose My Soul

Den Anfang machen fünf Herren aus dem SommerSonneStrand-Land Nummer 1: Finnland. Die gibt es offenbar schon geschlagene fünfzehn Jahre, allerdings haben die Knaben erst 2001 das Debütalbum namens Hallelujah Rock'n'Rollah unter die Leute gebracht. Auf diesem befindet sich an prominenter erster Stelle ein Song namens Loose My Soul, der einfach nicht anders kann als gute Laune zu verbreiten. Schon der Anfang mit seinem Fußballstadion-Sample und der spanischen Ansage von Sänger Jorge Eduardo Martinez (der - man merkt es wohl am Namen - kein Finne, sondern Argentinier (uuuuh!) ist), bringt einen sofort in Feierlaune, auch wenn man dem Fußball nicht zugeneigt ist. Darauf folgt erstklassiger High-Energy-Rock, wie er Anfang des Jahrtausends sehr populär - zum Beispiel durch The Hellacopters oder die Backyard Babies - war. Das ist zwar nicht spektakulär innovativ, wird aber durch die fünf Finnen in einer solchen Perfektion interpretiert, dass man eigentlich einfach nicht mehr stillsitzen kann. Da kommen sogar Tetraplegiker ins Schunkeln, harr harr. Die Lautsprecher spucken eine fröhliche Gitarrenwand und eine leidenschaftliche Gesangslinie nach der anderen raus, bis schon reines Serotonin aus den Hochtöner getropft kommt.
Also wer - wie ich - zunehmend von dem heißen und sonnigen Wetter genervt ist, möge sich bitte mal diese drei Minuten Glücks-Therapie geben und kann sich dann wieder mit frisch gewonnen Kräften untern Rasensprenger, Baum oder Lebensabschnittspartner legen. Viel Vergnügen.
Wir halten also schlussendlich fest: Die Argentinier scheinen singen zu können, ob sie auch Fußball spielen können, werden sie dann später zeigen. Und: Gut jetzt, ich verzieh mich erstmal in die Nordsee, man kommt ja um in der stickigen Bude. Und das solltest DU auch machen. Ja DU. Nicht immer so viel nobono lesen, ha ha!


Freitag, 2. Juli 2010

rhododendron's ranking ... 26/ 2010

Ja, is denn heut schon Sonntag? Nein, keine Angst, ihr seid nicht versehentlich in ein Zeitloch gefallen oder ähnliches. Es ist tatsächlich erst Freitag und das Ranking meiner 20 aktuellen Lieblingssingles gibt’s ausnahmsweise schon mal heute. Grund dafür… ich fahr auch mal auf ein Festival, in diesem Fall das „Rock For People“ in Tschechien. Ob es da W-Lan auf’m Zeltplatz gibt weiß ich nicht, aber selbst wenn… man muss es nicht übertreiben. Also hier der aktuelle Stand der Dinge: das wunderbare „On Melancholy Hill“ von den Gorillaz schnappt sich diese Woche die Spitzenposition und gibt den Foals erstmal eine Pause. Einen erstaunlichen Satz machen The Coral. Wohl auch angesichts des Sommerausbruchs klettert das sonnige „1000 Years“ direkt hoch auf die 4. Dahinter befindet sich Kratzbürtse M.I.A., deren neue Single „XXXO“ nach dem etwas lauten „Born Free“ etwas gradliniger daherkommt. Da kann man ja schon fast von einem Pop-Ohrwurm sprechen. Respekt! Leichte Platzgewinne außerhalb der Top Ten für unsere schwedischen Vertreter, Robyn und Kent. Der zweite Neueinsteiger stammt von Hey Champ, welche uns mit „Neverest“ ein schickes Stück 80er-Retro-Pop bescherren. Davon kann ich ja bekanntermaßen oft nicht genug bekommen. So sieht’s aus. Dann wünsch ich allen ein schönes, heißes Wochenende. Und ganz ohne Fußballverweis geht’s dann auch nicht: Buenos Dias, Argentina! Damit hätten wir dann auch endlich mal Udo Jürgens hier zitiert. Fein!

01.( 02 / #3 ) Gorillaz “On Melancholy Hill”
02.( 01 / #4 ) Foals “Miami”
03.( 03 / #2 ) Interpol “Lights”
04.( 11 / #2 ) The Coral “1000 Years”
05.(NEW/ #1) M.I.A. “XXXO”
06.( 05 / #3 ) Arcade Fire “The Suburbs”
07.( 08 / #2 ) MGMT “It’s Working”
08.( 04 / #7 ) Sia “Clap Your Hands”
09.( 07 / #4 ) Vampire Weekend “Holiday”
10.( 06 / #5 ) Stars “Fixed”
11.( 12 / #3 ) Robyn “Dancing On My Own”
12.( 15 / #3 ) Kent “Gamla Ullevi”
13.( 09 / #10) Crystal Castles “Celestica”
14.( 10 / #8 ) The Drums „Forever And Ever, Amen“
15.(NEW/ #1) Hey Champ “Neverest”
16.( 14 / #3 )The Pains Of Being Pure At Heart “Say No To Love”
17.( 13 / #7 ) The National “Bloodbuzz Ohio”
18.( 16 / #15) Doves “Andalucia”
19.( 17 / #9 ) Kele “Tenderoni”
20.( 18 / #5 ) Athlete “The Getaway”



Donnerstag, 1. Juli 2010

I LOVE REMIXES / Zwischenstand

I_Heart_Remixes_Logo_SMALL
Der Sommer erreicht seinen Temperaturhöhepunkt anscheinend in diesen Tagen. Das Land schwitzt und irgendwie fühlt man sich zu träge, überhaupt irgendetwas zu tun. Fragen sie mal die Bundesregierung... auch auf Nobono droht ein Sommerloch, aber das darf ja auch mal sein. Zwischendurch sollte es mal erlaubt sein, sich zurückzulehnen und etwas zu resümieren. So auch bei unserer unterhaltsamen kleinen Mini-Serie "I Love Remixes". Da sind wir jetzt bei Ausgabe 10 angekommen und das ist doch ein guter Zeitpunkt um erst einmal ein kleines Päuschen einzulegen. Nein, vorbei ist die Serie noch nicht, dafür warten noch einige großartige Künstler auf ihre Chance, aber ich nutze den Moment, um an dieser Stelle nochmal auf alle bisher veröffentlichten Mixtapes hinzuweisen. Den Hörer erwarten kurzweilige, elektronische Hörerlebnisse unterschiedlichster Art und Weise. Seien es die hämmernden Bässe von Boys Noize und Soulwax, der smoothe House eines Fred Falke, Ruhiges von M83 oder Minimal von Gui Boratto... da dürfte für jeden Fan elektronischer Musik etwas dabei sein. Und deshalb jetzt hier nochmal zusammenfassend und mit neuen Download-Links versehen... viel Spass mit den bisherigen Ausgaben. Und vielleicht lässt sich ja doch der ein oder andere trotz des Wetters zu einem spontanen Tänzchen motivieren.

#01 – Pretty Boy Makes Rave
Download Mixtape
/// incl. Bloc Party, Fleet Foxes, Delphic, Ladyhawke, Get Well Soon, The Whip u.a.

#02 – Fred Falke
Download Mixtape
/// incl. The Gossip, Grizzly Bear, Miami Horror, Ke$ha, The Whitest boy Alive, Miike Snow u.a.

#03 – The Twelves
Download Mixtape
/// incl. M.I.A., Fever Ray, Metric, A-ha, Pacific!, Noah And The Whale, Yuksek u.a.

#04 – Boys Noize
Download Mixtape
/// incl. Tiga, Editors, Late Of The Pier, Apparat, Justice, Feist u.a.

#05 – Lifelike
Download Mixtape
/// incl. The Presets, Empire Of The Sun, Vitalic, Chromeo, Plastiscines, Moby u.a.

#06 – M83
Download Mixtape
/// incl. Depeche Mode, White Lies, Goldfrapp, Deftones, Maps, Van She u.a.

#07 – Bloc Party
Download Mixtape
/// incl. Placebo, Does It Offend You, Yeah?, The Maccabees, Kate Nash, Tunng u.a.

#08 – Gui Boratto
Download Mixtape
/// incl. Massive Attack, Pet Shop Boys, Adam Freeland, Trentemøller, Simian Mobile Disco u.a. u.a.

#09 – Richard X
Download Mixtape
/// incl. Hot Chip, New Order, Goldfrapp, Nine Inch Nails, Dragonette, Depeche Mode u.a.

#10 – Soulwax
Download Mixtape
/// incl. The Gossip, MGMT, LCD Soundsystem, The Chemical Brothers, The Beatles, Daft Punk u.a.

Dienstag, 29. Juni 2010

Peinliche Popvorlieben / Teil 1

Zeit für eine neue Kategorie auf unserem alten Blog-Flaggschiff! Das wir Pop lieben dürfte ja mittlerweile bekannt sein, egal aus welchen Bereichen der stammt. Und ein popaffinitives Gehör macht halt auch nicht bei den Charts oder sonst wo stopp. Nur so lässt es sich erklären, dass hier neben Rasmus Kellerman oder Trent Reznor auch schon Ellie Goulding und Co. besprochen wurden. Vom teilweisen Lady-Gaga-Triumph bei den Nobono-Awards 2009 mal ganz abgesehen… nein, wir alle haben sie und halten sie geheim… peinliche Lieblingssongs! Doch jetzt nicht mehr! Ab jetzt wird dazu auch gestanden und das alles gegebenenfalls auch verteidigt. Nobono präsentiert ab jetzt öfters mal seine Peinlichen Popvorblieben.

Heute: Cheryl Cole ft. Will.I.Am „Three Words“



Für den Anfang muss mal wieder die viel gescholtene englische Fußballnationalmannschaft herhalten. Das war wohl nix. Wembley 2.0. und eine geistig offensichtlich abwesende Mannschaft waren dann doch ne Spur zu einfach. Auch Nationalspieler Ashley Cole fiel da wieder einmal nicht sonderlich auf. Großes hat dieser Mann während des Turniers nicht geleistet. Eine seiner Leistungen ist sicher die Tatsache, dass er mal mit Popsternchen Cheryl Cole verheiratet war. Diese war Teil der Girls Aloud, jener Girlgroup die hierzulande glücklicherweise aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen verschwunden ist… seit letztem Jahr macht sie auch Solo von sich reden. Und so quälte uns die laut landesinterner Umfragen angeblich sexieste Frau Englands (es besteht da dringender Diskussionsbedarf) bereits mit dem unsäglichen „Fight For Ths Love“. Danke, Heidi Klum! Ashley Cole wurde es wohl dann auch zu viel und die Ehe ging in die Brüche, wohl auch weil Mrs. Cole seit vergangenem Jahr lieber intim mit Will.I.Am wurde. Ja, genau, dieser Will.I.Am! Die omnipräsente Schwarzaugenerbse, die mittlerweile überall seine Finger im Spiel hat. Besonders bei Cheryl Cole… körperlich, wie musikalisch. Denn nicht lange dauerte es, bis die obligatorische Kollaboration anstand. Bereits letzten Herbst im UK ein Hit, wird das Teil nun auch hier gepuscht. Und es überrascht dann doch von seinem Klang und seinem Aufbau. Das beeindruckende an „Three Words“ ist sicher die Tatsache, dass es aus dem üblichen „Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain“-Schema heraus fällt, was man ja von diesen beiden Popstraftätern erwartet hätte. Doch Will.I.Am macht’s dann doch mal anders. Er konstruiert „Three Words“ um genau einen Loop herum, der sich ständig wiederholt und kreiert dabei einen Song, der immer weiter Spannung aufbaut und letztendlich in einem stampfenden Dance-Beat mündet. Weil, Elektro macht ja jetzt eh jeder und so. Gerade dieser spannungsbeladene Aufbau macht durchaus Laune, da man es wirklich reduziert angeht und die Stimmen von Cheryl Cole (austauschbar, wie eh und je) und William (überraschend gut, trotz AutoTune) über dezente, erst verhaltene Instrumentierung laufen lässt. Die romantische Annäherung in Duettform übt trotz Austauschbarkeit der Interpreten einen gewissen Reiz aus. Aber bitte nicht auf den dämlichen Text achten! Umso spannender der Disco-Ausbruch mit anschließendem Abriss. Fast schon trancig wirkt die Grundstimmung des Songs. Und dann solltet ihr erstmal die Version von Delphic hören, welche das noch unterstreicht. Gerade vom Aufbau und der Struktur her mal eine erfrischende Abwechslung, die zeigt, dass das der Hahn Will.I.Am auch mal ein Korn finden kann, wenn er denn mal etwas wagt.

nobono

currently resting in peace. 2007 - 2011

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelles ...

Protest!!
Oh, menno!wie schade.ich befürchte, eine n21-protestwelle...
stephox (Gast) - 29. Aug, 13:17
A Start Has An End
Unser Blog verzieht sich aus der Blogosphäre. Ein paar...
rhododendron - 22. Jul, 16:45
stimmt!
ich stimme dir zu 100% zu. langweilig war das gestern,...
Astrid (Gast) - 19. Jul, 17:19
Götterdämmerung
Für ein einzelnes Gastspiel beehrt der Altmeister der...
rhododendron - 19. Jul, 13:48
Chillaxing
PBMR präsentiert sein 'finales' Mixtape ... relaxte...
rhododendron - 16. Jul, 14:26
Danke
Hört man immer wieder gern. Besonders schön, wenn's...
rhododendron - 8. Jul, 13:49
blog
ich verfolge hin und wieder deinen Blog und wollte...
ZoneZero (Gast) - 6. Jul, 18:04
Kurz und Bündig - 07/2011
Once more with feeling... ein verliebter Traumtänzer,...
rhododendron - 1. Jul, 15:55

Durchforsten ...

 

Besucherzahl seit März 2010 ...

Status

Existent seit 6626 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Aug, 13:17

Credits


Ausgehen
Diskurs
Listen
Mixtape
Mottenkiste
Plattenteller
Ranking
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren