Sonntag, 17. Oktober 2010

rhododendron's ranking ... 41/ 2010

So, am heutigen Sonntag brech ich mal wieder eine Lanze für das Niederreißen von Genreschranken und Kredibilitätsbedenken. Hat sich ja auch angekündigt… nachdem sie diese Woche bereits einen kleinen Bericht auf dieser Seite bekommen haben, steigen die neuen, alten Take That mit geballter Robbie-Williams-Power direkt auf Platz 3 ein. Was soll ich auch machen, wenn mir das Stück die ganze Woche über im Ohr rumschwirrt? Verdrängen? Nein! Her mit dem Harmoniegesang! Die Flut lass ich gern über mich ergehen. Ebenfalls diese Woche etwas geschrieben habe ich zu Mr. Paul Smith. Die Pseudo-Single des Maximo-Park-Frontmanns („Pseudo“ deshalb, weil ich nicht weiß, ob sie jetzt tatsächlich eine ist, aber verschiedene Quellen berichten es so) heißt „Our Lady Of Lourdes“ und schafft es gleich auf die 8. Ist aber auch ein schönes Stück Musik. Die anderen 50% der Neueinsteiger machen ein paar alte Bekannte komplett. Zum einen treffen wir auf Platz 13 die fast schon vergessen geglaubten Wombats wieder, die jetzt weniger zu Joy Division, als vielmehr zu New Order tanzen, sprich: vollkommen unüberraschenderweise haben sie die Synthies für sich entdeckt. No Way! Die Berechenbarkeit bringt allerdings auch eine gewisse Ohrwurmqualität mit sich, weshalb ich die neue Single „Tokyo“ trotz allgemeiner Bandabneigung gern hören mag! Und auf der 15 frönt Kele Okereke mal wieder seiner (leider) immer noch aktiven Leidenschaft für Elektro-House-Beats. Auf seiner dritten Single „On The Lam“ sogar mit ordentlich verfremdeter Stimme und einem überdreht-bunten Video. Irgendwie nicht so berauschend, ich hoffe Russell und Co. rufen demnächst mal wieder bei ihm an und drücken den guten Mann mal wieder eine Gitarre in die Hand. Besser ist das!

01.( 01 / #4 ) Foals “2 Trees”
02.( 03 / #5 ) Kings Of Leon “Radioactive”
03.(NEW/ #1) Take That “The Flood”
04.( 02 / #4 ) Pin Me Down vs. Co-Pilots “Curious”
05.( 06 / #2 ) Crystal Castles “Baptism”
06.( 04 / #3 ) The Ting Tings “Hands”
07.( 05 / #7 ) Arcade Fire “Ready To Start”
08.(NEW/ #1) Paul Smith “Our Lady Of Lourdes”
09.( 07 / #9 ) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
10.( 09 / #6 ) Cee-Lo Green “Fuck You!”
11.( 08 / #6 ) Fotos “Mauer”
12.( 10 / #5 ) Marina And The Diamonds “Shampain”
13.(NEW/ #1) The Wombats „Toyko (Vampires And Wolves)“
14.( 11 / #3 ) Blonde Redhead “Not Getting There”
15.(NEW/ #1) Kele “On The Lam”
16.( 12 / #10) Interpol „Barricade“
17.( 13 / #4 ) Delorean “Real Love”
18.( 14 / #2 ) British Sea Power “Zeus”
19.( 16 / #10) Robyn “Hang With Me”
20.( 17 / #6 ) A Classic Education “Gone To The Sea”







Donnerstag, 14. Oktober 2010

Eine kleine Nachtmusik

Hut ab! Das morgen in Deutschland erscheinende Solodebüt von Maximo-Park-Frontmann Paul Smith entpuppt sich als überraschend in sich gekehrter, sperriger Gegenentwurf zur eigenen Band und entwickelt gerade deshalb ganz eigene Stärken...

51Th4jBUfBL-_SL500_AA300_Langsam werden sie ja alle flügge, unsere Indie-Band-Frontmänner. Nachdem diverse Hauptbands dieses Jahr pausieren zwecks unterschiedlicher Gründe, wie Ideenlosigkeit, internen Spannungen oder alternative Familien- bzw. Lebensplanung, machen sich deren stimmliche Aushängeschilder nun daran, eigenes auf den Markt zu werfen. Stillsitzen ist nicht deren Ding, die Ergebnisse könnten aber kaum unterschiedlicher sein. Brandon Flowers macht einfach da weiter, wo die Killers zuletzt aufgehört haben und Kele Okereke macht lieber einen auf Elektrodisco-Boxer. Nun also auch Paul Smith, Frontmelone von Maximo Park. Man durfte gespannt auf das sein, was der gute Mann in den letzten Monaten da primär in seinem Schlafzimmer aufgenommen hat. Kann dieser Mann mehr, als nur gut aussehen, singen und wild auf der Bühne herumspringen und sich damit gleichzeitig aus dem Schatten der eigenen Band befreien, welche zuletzt eher stagnierte, als sich voran zu bewegen? Die Antwort ist ein erfrischendes, aufrichtiges und vollmundiges „Ja!“

Auf „Margins“ beschränkt sich Smith nämlich fast vollständig auf seine Singer/Songwriter-Stärken und hat dabei ganz unbeabsichtigt ein feines Album eingespielt, welches eher ruhige Töne anschlägt und sich so gar nicht in den Vordergrund drängen will, ganz im Gegensatz zur Konkurrenz. Paul Smith stellt die Songs, die Atmosphäre und seine nach wie vor wortgewandten und feinsinnigen Texte vor die eigene Person und versucht gar nicht erst nach Maximo Park zu klingen. Natürlich funktioniert das nicht ganz und gerade am Anfang versprühen „North Atlantic Drift“ und „The Crush And The Shatter“ doch ein wenig den Flair der Hauptband. Diese Songs hätten durchaus in ausgereifterer Form auf das letztjährige „Quicken The Heart“ passen können. Doch danach geht Smith seinen eigenwilligen Weg, reduziert die Instrumentierung und entfaltet auf melancholischen Songs, wie „Improvement/ Denouement“, „While You’re In The Bath“ oder „This Heart“ eine nachdenkliche, gefühlvolle und stellenweise recht düstere Grundstimmung. Smith gibt sich auf der ganzen Platte eher introspektiv und es scheint fast so, als kann er seinen ohnehin immer stets sehr tiefgründigen Texten über das Zwischenmenschliche mit all seinen Widrigkeiten nun endlich in ein Gewand packen, was diesen wesentlich besser steht. Smith kehrt in sich, klingt so gefühlvoll, wie nie zu vor und beweist eindrucksvoll, dass er viel mehr kann, als nur rumhüpfen und große Showmaster-Gesten verbreiten. Romantische Songs, wie „I Drew You Sleeping“ oder „Our Lady Of Lourdes“ treffen auf die bereits angesprochenen düsteren Songs. Das Gefühl der Melancholie lässt der Mann aus Newcastle dabei nie los. „Margins“ bleibt somit eher ein Album für den einsamen Herbstspaziergang am Strand, als für romantische Abende voller Zweisamkeit vor dem heimischen Kamin. Die Instrumentierung gibt sich akustisch reduziert, lässt viel Raum für Hall und Weite und Smith Stimme hält sich häufig einfach mal bewusst zurück. Gerade in dieser Einfachheit liegt die stille Magie des Solodebüts.

Auf „Margins“ stehen ganz klar die Songs im Vordergrund. Paul Smith beweist sich den letzten Zweiflern als Singer/ Songwriter, dessen Ambitionen auch abseits des normalen Pop-Spektrums liegen. Gerade jetzt, wo die Tage wieder kürzer und die Nächte kälter werden, bietet sich „Margins“ als persönlicher Ruhepol bestens an. Es zündet dabei sicher nicht sofort und entwickelt sich. Als Hörer und Maximo Park-Fan sollte man auf keinen Fall den Fehler machen und hier etwas Vergleichbares zu Paul’s Hauptarbeitgeber erwaten. Natürlich schimmern Maximo Park hier und da immer mal durch, aber insgesamt will „Margins“ vor allem zum Zuhören und Nachdenken anregen. Und diese Aufgabe löst es mir Bravur, so dass man sich, auch angesichts der zuletzt etwas schwächelnden Hauptband, durchaus weitere Soloausflüge des Mannes mit Melone vorstellen kann.

Album-Stream @ Simfy

Montag, 11. Oktober 2010

Peinliche Popvorlieben / Teil 06

Wie sich der Blickwinkel im Laufe der Jahre doch verändern kann. Sowohl bei Musikschaffenden, als auch bei Musikkonsumierenden. Ja, die News sind keine News mehr. Take That sind zurück, was sie eigentlich schon seit ein paar Jahren sind, aber diesmal sind sie auch wirklich wieder zu fünft, die Jungs, die jetzt Männer sind. Back For Good… For Real! Und es wird Zeit, dass ich der Men-Band jetzt mal ein paar Zeilen hier widme. Ich oute mich nicht als Fan, aber als Sympathisant. Deshalb ist die Comeback-Single „The Flood“ hier nur Mittel zum Zweck.

Take That „The Flood“

Take That ist auch ein Generationen-Ding. Ein 90er Ding. Wer wie ich in den 90ern musikalisch sozialisiert wurde, der kennt das Thema. Kiddies von heute, sagen wir mal, Baujahr ’92 bis ’94 kennen Take That nicht mehr. Für sie sind sie nur eine Legende und deren Boygroups heißen dann… hmm… Mando Diao oder Kooks. So fielen Take That, das große „Robbie-steigt-aus-Teenies-bringen-sich-um“-Drama und der endgültige Split 1996 in die Zeit, als ich mir auch öfters mal die Bravo kaufte und die Charts verfolgte. Man nahm das immer mit, fand Take That aber natürlich fuuurchtbar. Und das „Never Forget“ ein ziemlich genialer Popsong ist, muss auch keiner wissen. Oder vielmehr „durfte“. Mit den Jahren verändert sich dann auch ein wenig die Sicht auf die Dinge. Angesichts furchtbarer Boyband-Generationen im Nachhinein (ich werfe mal US5 und andere Casting-Katastrophen in den Raum) wirkten die Briten gar nicht mehr so mies. Hey, und Gary Barlow hat die Songs ja auch selber geschrieben und komponiert. Und Robbie Williams Solo war ja, bis zuletzt auch gar nicht mal so unverkehrt, sondern halt ein feistes Showtalent.

Tja, eben bis zuletzt. Und nun schließt sich 2010 tatsächlich der Kreis. Take That sind ja schon seit ein paar Jahren zurück, haben sich jetzt eher auf großflächigen Schmonz-Britpop spezialisiert (für den ich öfters mal ne Neigung hab) und feiern damit, gerade in der britischen Heimat größere Erfolge als früher. Und Robbie? Der hat seine Dämonen nun besiegt, geheiratet und hängt jetzt mit der neuesten Best-Of und seinem Bandcomeback die Solokarriere an den Nagel, was höchst ehrbar ist, weil er seinen Zenit eh hinter sich gelassen hat und sich selber eingestanden hat, dass er da nicht mehr sonderlich viel erreichen kann und will. Also gibt’s eine abschließende Best-Of inkl. Duett mit Ex-Erzfreind Gary Barlow, bei welchem sich beide wieder verstehen und zeigen „Schaut, wir waren einfach doofe Teenager, jetzt sind wir wieder Freunde.“ Oder so ähnlich. So beginnt Robbies neue Best-Of mit dem Barlow-Duett und endet mit „Could It Be Magic“, einen der wenigen Take That Songs, bei denen er damals die Lead Vocals übernehmen durfte. 15 Jahre Egotrip sind genug, alles was er am Ende wollte, ist seine kleine Boyband-Familie wieder haben. Das ist die romantische Erklärung des Ganzen. Geld, Ideenlosigkeit und das bekannte Lampenfieber bezüglich Soloshows sind ja auch noch Argumente. Alles, wie früher, nur etwas weiser halt. Wenn das 90er-Revival Galleonsfiguren braucht, dann bitte schön diese. Und nun bald mit neuem Album „Progress“, das natürlich von Stuart Price produziert wird. Der sorgt natürlich auch dafür, dass sich bei „The Flood“ noch jede Menge Synthie-Spielereien zu dem erwarteten Schmalzpop gesellen. Der Song natürlich als Kampfansage an alle Zweifler… „We were holding back the flood”, “they say we never dance again.“ Man muss das nicht mögen und es bleibt gefälliger Pop für Formatradios, Hausfrauen und Fußballarenen. Das haben sowohl Robbie, als auch Gary, Mark, Howard und Jason in den letzten Jahren erfolgreich zelebriert. Nun also die Bündelung der Kräfte. Fünf Jungs, aus denen Männer geworden sind und die gar nicht den Anspruch erheben, irgendetwas Tiefsinniges, Experimentelles oder Artfremdes zu schaffen. Wie ein guter Tee, man bekommt, was man erwartet. Und irgendwie hat so ein Happy End ja auch etwas Schönes. Außer für die Ärzte (aus Berlin). Die verkündeten damals nämlich in irgendeiner Bravo aus dem Jahr 1996 lautstark, dass sie sich auflösen würden, wenn Take That wiederkämen. Mal sehen, welche Band jetzt konsequenter handelt.

Sonntag, 10. Oktober 2010

rhododendron's ranking ... 40/ 2010

Das gab’s auch lange nicht im Ranking! Stillstand auf den vorderen vier Plätzen. Alles sozusagen beim Alten, außer das Arcade Fire nochmal zwei Plätze gut machen können. Neueinstieg Nummer Eins stammt von den Crystal Castles und deren aktueller Single „Baptism“. Ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich das Album nicht mehr ganz so mies finde, wie noch zu Beginn, wenngleich es immer noch relativ durchschnittlich ist und man Frontschreierin Alice Glass auch durchaus weglassen könnte. Aber in Sachen Sounds ist ihr Kollege, dessen Name mir gerade wieder entfallen ist, ziemlich vorn dabei und auch die neue Single ist ein ordentlicher Stampfer, der vor längst vergessenen Sounds aus den Früh-90ern nicht Halt macht. Außerhalb der Top 10 dann leichte Platzverluste für alle und einen zweiten Neueinstieg von den überaus talentierten British Sea Power. Das neue Album braucht noch eine Weile, aber eine EP namens „Zeus“ wird bereits dankend vorgeschossen und vergnügt sich auf Platz 14. Wem irgendein essentieller Track fehlt, der ist herzlichst eingeladen, den hier mitzuteilen, ansonsten wünsche ich wie immer einen schönen Sonntag!

01.( 01 / #3 ) Foals “2 Trees”
02.( 02 / #3 ) Pin Me Down vs. Co-Pilots “Curious”
03.( 03 / #4 ) Kings Of Leon “Radioactive”
04.( 04 / #2 ) The Ting Tings “Hands”
05.( 07 / #6 ) Arcade Fire “Ready To Start”
06.(NEW/ #1) Crystal Castles “Baptism”
07.( 05 / #8 ) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
08.( 06 / #5 ) Fotos “Mauer”
09.( 10 / #5 ) Cee-Lo Green “Fuck You!”
10.( 08 / #4 ) Marina And The Diamonds “Shampain”
11.( 09 / #2 ) Blonde Redhead “Not Getting There”
12.( 11 / #9 ) Interpol „Barricade“
13.( 12 / #3 ) Delorean “Real Love”
14.(NEW/ #1) British Sea Power “Zeus”
15.( 13 / #7 ) Orchestral Maneuvers In The Dark “If You Want It”
16.( 16 / #9 ) Robyn “Hang With Me”
17.( 14 / #5 ) A Classic Education “Gone To The Sea”
18.( 15 / #2 ) Aeroplane “Superstar”
19.( 17 / #4 ) Magic Kids “Superball”
20.( 18 / #10) Wir Sind Helden “Alles”



Mittwoch, 6. Oktober 2010

Heimatlieder

Die neue Entspanntheit des eigenen Seins. Die Kings Of Leon melden sich nächste Woche mit einem neuen Longplayer zurück und knüpfen da an, wo der letzte aufgehört hab, würzen das Ganze aber mit noch etwas mehr Gefühl...

51nrl1cq-2BIL-_SL500_AA300_Rückblickend muss man sich schon fragen, wann das auf einmal so groß geworden ist, mit diesen Kings Of Leon. Vor Jahren noch eine nette, kleine Bluesrock-Band, welche musikalisch und auch optisch amerikanischer hätte kaum sein können, hat sich die verschrobene Hinterwäldlerband auf den letzten beiden Alben „Because Of The Times“ und „Only By The Night“ spürbar Richtung Pop entwickelt, musikalisch etwas an Form gewonnen, ohne dabei die Wurzeln zu verleugnen und sich in Sachen Frisuren und Klamotten auch deutlich herausgeputzt. Im Fahrwasser von Hit-Singles wie „On Call“, „Sex On Fire“ oder gerade „Use Somebody“ nahmen die Followill-Brüder alles mit, was ging, vom Grammy über die ein oder andere goldene Schallplatte. Jetzt spielen sie in England schon vor einem sechsstelligen Publikum und haben endlich auch die amerikanische Heimat davon überzeugt, dass man doch eigentlich zu schützendes Kulturgut ist. So ist der neue Longplayer „Come Around Sundown“ nun das mit Spannung erwartete Album Eins nach der scheinbaren Welteroberung. Wie gehen die Herren nun mit dem neuen Rockstarstatus um?

Erstaunlich bodenständig, muss man sagen, denn wie das meist in einer solchen Situation der Fall ist, besinnen sich die Kings Of Leon auf ihre Wurzeln und Ursprünge. Man hat den Globus quasi mehrmals umreist, nur um festzustellen, dass es doch zuhause am Schönsten ist. Man betrachte nur mal das Video zur Single „Radioactive“, eine visuelle und musikalische Verneigung vor den Südstaaten und der eigenen Kultur. „Come Around Sundown“ ist also ein etwas melancholisch zurückblickendes Album, welches die musikalischen Wurzeln der Band genauso integriert, wie die in den letzten Jahren dazugekommenen Pop- und Stadionrockelemente. Der Opener „The End“ macht bspw. da weiter, wo „Closer“ auf dem Vorgängerwerk aufhörte, während Tracks, wie „Mary“ sich eindeutig vor den Frühwerken der Followills verneigen. Die Gitarren schrammeln nach wie vor anständig und hallen gleichsam zu treibenden Bassläufen. Und immer wieder Calebs prägnante Stimme, welche den Blues einfach für sich gebucht hat. Kein anderes Organ würde so gut zur Musik der Kings passen, wie seine. Ein markantes whiskey-trunkenes Reibeisen, irgendwo zwischen aggressivem Flehen und melancholischem Klagen. Seit jeher streitbar und auf Albumlänge sicher immer von der eigenen Stimmung abhängig, aber dass sie wie die Faust aufs Auge passt, kann einfach nicht geleugnet werden. Schon gar nicht bei einem so typischen Album, dass mit Songs wie „Back Down South“ oder „Pyro“ bewusst zurückwünscht in die eigene Heimat. Wenn man die Augen schließt, sieht man deshalb auch die Bilder des bereits angesprochenen „Radioactive“-Videos vor sich. Man sieht die Geschichten, die Caleb erzählt vor seinem geschlossenen Auge vorbeiziehen. Melancholische Sommerabende auf dem Land, Geschichten über Frauen, Glauben, die berühmten paar Bier zu viel und das einfache Leben mit Freunden und Pick Up Trucks. Die Kings Of Leon betreiben musikalisch und inhaltlich eine Art melancholische Romantisierung der eigenen uramerikanischen Wurzeln und wirken dabei stets, auch aufgrund ihrer Biographie recht authentisch und weniger kitschig, als bspw. Kollege Brandon Flowers, der daran schon seit Jahren öfters scheitert.

„Come Around Sundown“ durchweht ein recht entspannter Wind, nachdem sich das 2008er „Only By The Night“ eher mit den eigenen Dämonen und vielen düsteren Themen auseinander setzte. Die Kings Of Leon ordnen damit ihre Prioritäten etwas neu, bleiben aber ansonsten ihren gewohnten musikalischem Stil weitestgehend treu. Alles andere würde sich auch irgendwie seltsam anfühlen, gerade wenn es darum geht, sich auf die eigene Heimat zurückzubesinnen. Für alle verkappten Cowboys, die Lust auf eine solche musikalische Reise mit den vier US-Boys haben, gibt es genau das, was man angesichts eines solchen Plattencovers erwarten kann. Etwas Western-Romantik hat bekanntlich noch niemandem geschadet.


Radioactive

Kings Of Leon | MySpace Music Videos


Kings Of Leon @ MySpace

Montag, 4. Oktober 2010

Der Fluch der Vielseitigkeit

Juhu! Es gibt ein neues, tanzbares Mixtape von meiner Wenigkeit. Inklusive unnötig langem pseudo-philosophischem Vorwort. Entscheidet selbst, ob ihr ab hier scrollt oder nicht...

Von James Murphy lernen, heißt Siegen lernen! Oder generell vom New Yorker DFA Label. Bitte erwartet jetzt keine wissenschaftlich fundierte Quellenangabe, aber Murphy hat mal irgendwann gesagt, dass alle DJ’s und jene, die sich gern so schimpfen, in Wirklichkeit nur verkappte Rockstars sind, die’s halt nie geschafft haben (ähnlich wie Musikkritiker, ha!). Bzw. hat er es als „closest thing to being a musician without actually being one“ bezeichnet. Gut so. Jetzt weiß ich nicht von welchem Label-Mitgründer das zweite Zitat stammt. Egal, ob Tim Goldsworthy oder Jonnathan Galkin, einer von beiden meinte auch, dass es als DJ heutzutage nicht mehr unbedingt wichtig ist, tolle Übergänge zu fabrizieren, derbe Mixe abzuliefern oder kramphaft mit Vinyl aufzulegen. Was zählt ist der Dancefloor und wie man es schafft, die Leute zum Austicken zu bringen. Ein Tritt in die Weichteiler aller DJ-Puristen und das noch von jemand, der damit seine New Yorker Brötchen verdient.

Aber es ist was dran an der Aussage. Im Prinzip kann sich heut jeder Idiot Diskjokey schimpfen, denn im Prinzip ist es ja egal, was man macht, so lange man den Menschen eine gute Zeit liefert. Sogar meine Wenigkeit versucht sich dank meiner Zweitidentität PBMR gelegentlich an der heiligen Zunft, wobei mich The Juan McLean, um mal beim Label zu bleiben, vermutlich dafür auslachen würde, was ich handwerklich da verzapfe. Hat aber auch was mit dem Genre zu tun. In unserer feinen Welt muss bekanntermaßen alles einen Stempel haben, auch im DJ-Tum. Spielt man gern Hip Hop, dann gehört man halt zur Black Music. Techno is Techno und dann doch nicht, weil House ja nicht gleich Minimal und nicht gleich Indietronic (Modeschimpfwort für Boys Noize und Freunde) ist. Der Laie soll mal bitte Tech House von Deep House unterscheiden. Und dann gibt es dann noch die Marke Indierock-Schallplattenunterhalte, zu welcher ich mich tendeziell eher zähle. Übergänge sind da eh passé, weil ja Songs gespielt werden. Da ich aber seit meiner musikalischen Frühsozialisation an dem Problem leide, dass mich fast jede Form von Musik auf Dauer nervt und ich eher breitenorientiert bin, bin ich mittlerweile ein wenig davon abgekommen, mich nur auf einen ganzen Abend Allzweck-Indie-Hits zu beschränken, sondern da gern auch mal dezent andere Sachen einfließen zu lassen. Elektro passt ja mittlerweile eh in jeder Form da rein, Dubstep kann auch mal sein und warum sollte man nicht irgendwelche alten Hits aus den 70ern, 80ern und von mir aus auch 90ern einbauen, wenn die musikalische Trennschärfe angesichts all der Retrobewegungen sowieso nicht mehr erkennbar ist? Darin liegt ja auch der Reiz, dem Volk nicht nur zu geben, wonach es krampfhaft dürstet. Gut, Lady Gaga lässt sich immer noch schwer nach New Order spielen, aber eines Tages wird es vielleicht egal sein, ob jetzt nun krampfhaft Phoenix oder Paul Kalkbrenner laufen müssen und die Tanzveranstaltung nun einen Genre-Stempel verpasst bekommt oder nicht. Eine gute Zeit kann man sowohl bei Minimal Techno, als auch bei Joy Division haben. Fragen sie mal die unsäglichen Wombats!


Sehr lange Vorrede, kurzer Sinn. Es ist mal wieder Zeit für ein brandneues Mixtape meinerseits! Richtig! Da das letzte, recht sommerlich orientierte nun jahreszeitenbedingt etwas out-of-date ist, musste also schnell Nachschub her. Der neue Mix trägt den formschönen Titel „Because You Have To Make This Life Liveable“, zitiert wie immer einen Song aus diesem Sortiment und soll diesmal genau das wiederspiegeln, was ich weiter oben beschrieben habe, nämlich einen genreunabhängigen Mix aus guten Songs, die allesamt zusammenpassen, wenngleich sie es auf den ersten Blick nicht tun. Da ist genauso Platz für Indierocker, wie Wolf Parade oder die Friendly Fires, wie für alte 80er Helden wie OMD oder Heaven 17. Poppiges von Passion Pit und Holy Ghost! (DFA-Label, um den Bogen zu schließen) findet genauso Platz wie rein Elektronisches. Gemeinsam haben die 16 Tracks nur meine bedingungslose Liebe zu sich. Und das sie natürlich alle super sind. Also, hört es euch bei Soundcloud an, ladet es an gleicher Stelle herrunter und groovt euch damit entspannt durch den Tag. Und wenn ihr es nicht für mich macht, dann wenigstens für James Murphy. Mit dem wollt ihr euch lieber nicht anlegen!

Because You Have To Make This Life Liveable (Mixtape #/7) by PBMR

Abschließend und der Vollständigkeit halber noch das Tracklisting:

01 Ten p.m. (Intro)
02 Crystal Castles – Suffocation (Memory Tapes Remix)
03 OMD – Electricity
04 Friendly Fires – Strangelove
05 Pin Me Down vs. Co-Pilots – Curious
06 The Ting Tings – Hands (Low Sunday Indie Fix)
07Jamaica – I Think I Like U 2 (Breakbot Remix)
08 Tegan And Sara – Alligator (Passion Pit Remix)
09 Wolf Parade – Ghost Pressure
10 Holy Ghost! – I Know, I Hear
11 Paper Crows – Stand Alright (Monsieur Adi Remix)
12 The National – Afraid Of Everyone (We Plants Are Happy Plants Remix)
13 Yeasayer – Madder Red (MUNK Remix)
14 Phoenix – Rome (Burned Down by PBMR)
15 Hot Chip – Hand Me Down Your Love (Wild Geese Remix)
16 Heaven 17 – Temptation (Brothers In Rhythm Remix)
17 Teenage Fantasy – Cheaters

Sonntag, 3. Oktober 2010

rhododendron's ranking ... 39/ 2010

Willkommen zu einer erneuten, überlebenswichtigen Auflistung von rhododendron’s zwanzig essentiellen Hits der Woche. Juchee! Nichts neues an vorderster Front. Die Foals verteidigen ihre Spitzenposition, bekommen aber schon Besuch von Pin Me Down’s flotter Discopop-Nummer. Von diesem Genre verstehen auch die Ting Tings einiges, immerhin verschreiben sie sich auf dem neuen Album „Kunst“ dann wohl auch dem permanenten 80er-Retro-Wahn. Die Single „Hands“ tut’s zumindest, übertreibt es dabei auch ein wenig, ist aber leider viel zu catchy, um da etwas dagegen zu tun. In der zweiten Hälfte der Top 10 machen es sich die alten Alternative-Helden von Blonde Redhead bequem, deren neue Platte „Penny Sparkle“ wieder gewohnt träumerischen Shoegaze-Pop bietet. Die Single „Not Getting There“ kann auf jeden Fall überzeugen. Die Riege der Neueinsteiger wird anschließend vom belgischen Disco-Pop-Projekt Aeroplane vervollständigt, welche ich ja schon im Rahmen der letztwöchigen Plattenkurzkritiken vorgestellt habe. Die Single „Superstar“ bietet feinsten Zuckerwatte-Pop, der so laut „retro“ schreit, dass man das unnötig überhören kann. Vielleicht etwas zu laut, deshalb gibt es nur Platz 15. Vielleicht gibt es so noch den ein oder anderen Hörtipp für diesen weitesgehend sonnigen Sonntagnachmittag. Enjoy your day!

01.( 01 / #2 ) Foals “2 Trees”
02.( 04 / #2 ) Pin Me Down vs. Co-Pilots “Curious”
03.( 02 / #3 ) Kings Of Leon “Radioactive”
04.(NEW/ #1) The Ting Tings “Hands”
05.( 03 / #7 ) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
06.( 05 / #4 ) Fotos “Mauer”
07.( 06 / #5 ) Arcade Fire “Ready To Start”
08.( 07 / #3 ) Marina And The Diamonds “Shampain”
09.(NEW/ #1) Blonde Redhead “Not Getting There”
10.( 11 / #4 ) Cee-Lo Green “Fuck You!”
11.( 08 / #8 ) Interpol „Barricade“
12.( 10 / #2 ) Delorean “Real Love”
13.( 12 / #6 ) Orchestral Maneuvers In The Dark “If You Want It”
14.( 09 / #4 ) A Classic Education “Gone To The Sea”
15.(NEW/ #1) Aeroplane “Superstar”
16.( 13 / #8 ) Robyn “Hang With Me”
17.( 15 / #3 ) Magic Kids “Superball”
18.( 14 / #9 ) Wir Sind Helden “Alles”
19.( 17 / #10) Klaxons “Echoes”
20.( 18 / #6 ) Trentemøller “... Even Though You’re With Another Girl”



Freitag, 1. Oktober 2010

Kurz und Bündig - 10/10

Eine Mischung aus Lethargie und Real-Arbeitsverweigerung bescherrt Nobono heute glücklicherweise wieder ein paar kleine Plattenbetrachtungen im Rahmen von “Kurz und Bünding”. Folgende Neuerscheinungen der letzten Wochen sollte man sich näher anschauen… oder eher nicht.
Kurz-Und-Buendig-4

Glasser – Ring

Cameron Mesirow ist Glasser, Glasser ist Cameron Mesirow. Die junge Dame aus Los Angeles reiht sich in die Damenriege ein, die sich für ihre Soloprojekte gern mal einen eigenen Namen besorgt. Doch nix mit Diamanten oder Maschinen, hier geht es eher in die Richtung von Natasha Khan aka „Bat For Lashes“. Mesirow macht sphärischen Traumpop, der sich wirklich eher Mrs. Khan als an Florence Welsh orientiert. Breite Flächen aus Synthies und „Ohhhs“ und „Aaahs“ treffen auf Glasser’s zerbrechliches Stimmchen. Damit hat man es schon zum Tour-Support von The XX und Jónsi geschafft, was ja auch nicht gerade die schlechtesten Adressen sind. Nach diversen feinen Vorab-Songs gibt es nun endlich das Debüt-Album „Ring“, das genau da weitermacht, wo man es sich erhofft. Sphärische Pop-Songs entgegen aller strukturellen Erwartung, voller Zerbrechlichkeit und Gefühl. Epische Hymnen in stark reduzierter Form sozusagen. Und dabei wurde das alles zu großen Teilem im Heimstudio aufgenommen. Teilweise erinnert „Ring“ bei Songs wie „Home“ oder „Tremel“ schon stark an die bereits erwähnte Dame von Bat For Lashes, aber das ist ja auch nicht die schlechteste Referenz, was gute, emotionale und wunderbare Musik angeht. Aufgeschlossene Hörer sollten sich „Ring“ auf jeden Fall mal genauer durchhören und dadurch dem Alltag entschweben. Und vielleicht mal auch abseits des obligatorischen Internet-Leaks die Platte kaufen und Mrs. Mesirow unterstützen. Ich hab sie schon auf der Einkaufsliste. Eine der besseren Platten 2010, jetzt schon.

Album-Stream @ Stereogum

Bugged Out! presents „Suck My Deck“ by Friendly Fires

Mix-CD’s gibt’s ja bekanntlich wie Sand am Beach, wo sie gern aufgelegt werden. Gerade in Dance-Bereich hauen die großen DJ’s im Biz ja gern mal regelmäßig ihre pumpenden Sets in kommerzieller Form heraus. Wie soll man da nur die Übersicht behalten? Muss man vielleicht gar nicht, wenn’s einen nicht so interessiert, was Tiesto regelmäßig so spielt. Oder man hört dann eher hin, wenn bestimmte Namen aufpoppen, die man mit Qualität verbindet. In diesem Fall treffen gleich zwei zusammen. Zum einen „Bugged Out!“, je legendäre Partyreihe, die seit den 90ern die wichtigen Hauptstädte Europas und der Welt mit allem beschallt, was qualitativ gute elektronische Musik macht. Namedropping lässt sich auf deren Homepage betreiben. Die Mix-CDs, welche die Partyreihe regelmäßig veröffentlicht bestechen durch die künstlerische Freiheit, welche man den Künstlern lässt. Legendär war der Hot-Chip-Mix, der ganze 40 Jahre Popmusik und denkbar jedes Genre umfasste. Und hier kommt der zweite Name ins Spiel: Die Friendly Fires haben die neueste Mix-CD zu verantworten. Deren Debüt gehört zu den besten Platten der letzten Jahre und hat sich seinen Platz in meinem Herz schon längst erspielt. Gespannt wird auf den Nachfolger gewartet, diese Mix-CD hilft da ein wenig bei der Überbrückung. Die drei Briten mixen darauf 83 Minuten lang feinste Discomusik zusammen, schielen mal eben bei den 80ern vorbei und frönen ansonsten auch ausgeprägt ihrer Leidenschaft für smoothen 90er-Jahre-House. Das spricht mich als ähnlich sozialisierter Mensch natürlich voll an. Egal, ob Munk, Azari and III (mit denen die Friendly Fires auch auf einem neuen, gemeinsamen Track kollaborieren) oder Discodeine… die Auswhal stimmt. Und vor allem betreiben die Fires eben kein sinnloses Namedropping, denn wenn man nicht total in der Geschichte der Dance-Musik drinsteckt, dann kennt man hier eh das Wenigste. Muss man ja auch nicht. Der Mix überzeugt genau deshalb, weil alle so stimmig ineinander läuft, egal aus welchem Jahr oder Subgenre der jeweilige Track stammt. Diese Platte rockt ungemein! Egal ob vor oder während der Party. Wer will kann da auch in den Pool springen.

Homepage des neuen "Bugged Out!"-Mixes inkl. Hörproben

Mark Ronson & The Business Intl. – Record Collection

Irgendwo hab ich neulich mal gelesen, die jüngst vergangenen 00er waren das Jahrzehnt der Produzenten. Könnte was dran sein, denn wann sonst drückten Leute wie Pharell Williams oder Timbaland ihren Stempel den Künstlern so sehr auf? Mark Ronson war dann so etwas wie die britische Ausgabe der ganzen Geschichte und ihm gelangen mit Amy Winehouse’s „Back To Black“, sowie seinem eigenen Coveralbum „Versions“ ziemlich große Würfe. Von nun an standen alle Schlange. Alle wollten Ronson’s reaktivierten Soul-Sound der 60er, den er dank moderner Hip Hop Beats wieder salonfähig machte. Die Nachzügler schossen sowieso wie Pilze auf den Boden. Ronson selber hat mittlerweile die Schnauze voll, in die immer gleiche Ecke gestellt zu werden. Deshalb soll das neue Album alles anders machen! Mark Ronson soll sterben, aber gleichzeitig leben! Also, neue Frisur, neue Band, neue Songs, keine Cover mehr. Und neuer Sound! Mark Ronson hat die Schnauze voll von Bläsern und nimmt nun Synthies. Die 80er! Nein, wie revolutionär! So revolutionär entpuppt sich „Record Collection“ dann aber beim ersten und zweiten Hören gar nicht. Ronson macht immer noch das, was er in der Vergangenheit gemacht hat. Poppiger Hip Hop mit den üblichen groovenden Beats. Statt der Bläser stelle man sich nun einfach nur alte Analog-Synthies vor und schon hat man den „neuen“ Ronson-Sound. Innovativ ist das nicht. Die Gaststars stehen trotzdem wieder Schlange, wenngleich man sich fragt, ob jetzt Boy George oder Simon Le Bon von Duran Duran wirklich nötig gewesen wären. Die Songs klingen auf Albumlänge etwas zu monoton und die Ideen sind arg überschaubar. Ronson’s krampfhafter Versuch, sein Alter Ego zu töten erzeugt ein nettes, aber durch die Bank weg überraschungsarmes Mainstream-Pop-Album, dem ironischerweise das abhanden geht, was Ronson vor 3 Jahren so interessant machte, nämlich das Besondere. Wenn Produzenten versuchen, Popstars zu werden, geht das eh meist schief. Ronson sollte mal bei Timbaland anrufen.

Mark Ronson @ MySpace

Orchestral Maneuvers In The Dark – History Of Modern

Hilfe, noch ein Comeback! Einst gingen die 80er-Helden von O.M.D., Andy McCluskey und Paul Humphrys gegen Ende des besagten Jahrzehnts getrennte Wege, nur um 20 Jahre später dann doch zu merken, dass es allein nicht geht. O.M.D. sind also zurück, weil beide nichts Besseres zu tun haben, das Geld brauchen oder sich einfach wieder lieben. Die Gründe bleiben bei sowas ja immer relativ schleierhaft, muss man ja auch nicht hinterblicken. Was zählt ist die Musik. Und da will die Band, die uns so unkaputtbare Evergreens wie „Electricity“, „Tesla Girls“ oder „Dreaming“ bescherrte es nochmal wissen. Das ist die unweigerliche Botschaft von „History Of Modern“. Alles will die alte Zeit reaktivieren, selbst Peter Saville, die alte Factory-Legende wurde fürs Artwork verpflichtet. O.M.D. versprechen einen Mix aus alten und neuen Sounds und halten diese Ankündigung sogar zu großen Teilen ein. „History Of Modern“ ist ein recht ordentliches Stück Elektro-Pop geworden, das die Balance zwischen altbackenen Sounds und neuen Ideen relativ gut hält. „New Babies, New Toys“ ist ein druckvoller, bassgetriebener Öffner, das zweigeteilte Titelstück lässt einen die vergangenen 20 Jahre Musikentwicklung locker vergessen und zwischendurch wagt man auch mal Momente abseits des Schmonzpops. Das reduzierte „New Holy Ground“ bspw. oder das auf „sexy“ getrimmte „Pulse“, auf dem McCluskeys jugendlich wirkende Stimulationsversuche dann doch etwas gezwungen daher kommen. Am Ende isses vielleicht doch etwas zu viel Pomp, zu viel Glattheit, zuviel O.M.D., eine Band, die man für viele einzelne Singles stets mochte, welche aber auf Albumlänge dann doch viel Halbgares boten. Die alten Fans von früher wird es freuen, denn diese Zielgruppe wird „History Of Modern“ dankbar aufnehmen und trotz neuem Materials in Erinnerungen schwelgen. Dazu klingt McCluskey aber auch ewig jugendlich. Die jüngere Generation ködern sie damit sicher nur bedingt. Aber vielleicht wollen sie das auch gar nicht mehr. Ein Denkmal kann man auch wesentlich schlimmer und peinlicher ruinieren, als diese beiden Herren!

OMD @ MySpace

Aeroplane – We Can’t Fly

Gut Ding will Weile haben. Aeroplane, ein belgisches Danceprojekt machte in den letzten drei Jahren immer mal wieder mit einzelnen Tracks und vielen sehr guten Remixen für Größen wie Robbie Williams, Au Revoir Simone, Friendly Fires oder Grace Jones von sich reden. So wuchs die Fangemeinde dank der wunderbaren Verbreitungsmöglichkeiten des Internets immer weiter, wenngleich die beiden Belgier dabei sicher nie sonderlich reich geworden sind. Nun gibt es tatsächlich ein Album des Projektes, welches nach dem Abgang von Stephen Fasano nun nur noch aus den übrigens 50%, Vito De Luca besteht, der auch den Großteil von „We Can’t Fly“ zu Verantworten hat. Aeroplane’s Arbeiten waren stets interessant, weil sie sich zwar anfänglich noch stark an französischen Acts, wie Daft Punk oder Justice orientierten, sich dann aber Stück für Stück Richtung smoother 80er Pop orientiert haben, der eben nicht direkt auf die Zwölf geht, sondern den Hörer eher zum entspannten Mitwippen einlädt. Das Debütalbum vollendet nun diese Entwicklung konsequent, in dem es sich realtiv überraschend vollständig diesem Pop verschreibt und dabei den Dancefloor häufig aus den Augen lässt. Stattdessen gibt es echte Instrumente, aufbrausende weibliche Gastsängerinnen und Popsongs, die sich definitiv an den späten 70er und frühen 80ern orientieren. Veredelter Schlager-Pop, wenn man böse ist, Post-Disco wenn man es cool ausdrücken will. De Luca hat wahrlich keine belanglose Ansammlung von Tracks gemacht, die er mit seinem Kollegen in den letzten Jahren aufgenommen hat (lediglich eine modifizierte Version von „Caramellas“ befindet sich auf dem Album), sondern ganz neue Richtungen ausprobiert und vor allem richtige, organische Popsongs geschrieben und produziert. Wer hätte das erwartet? Ich nicht. „We Can’t Fly“ ist nicht unbedingt das, was ich mir vom Debüt erwartet und erhofft hab und man muss sich schon auf diese neue Richtung einlassen. Gutfinden muss man das dennoch nicht. „We Can’t Fly“ hat durchaus seine guten Momente, anderes ist dann eher verzichtbar. Etwas schade, aber es bleibt ja die Hoffnung, dass de Luca in Zukunft wieder mehr remixt. Und Kollege Fasano plant angeblich auch ein Album. Halten wir mal die Augen offen.

Stream von "We Can't Fly" auf MySpace

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