Montag, 8. November 2010

Lieblingsalben 2010 /// Platz 50 - 41

Alle Jahre wieder. Auch 2010 folgt wieder eine mehr oder minder aufwendige Aufdröselung meiner Lieblingsplatten des Jahres. Seid in den nächsten Wochen eingeladen, dieser beizuwohnen.

Man kennt das ja. Hier sowieso schon zur Genüge. Also für den erlesenen Kern an Menschen, die hier schon länger umherwandeln, steht am Ende des Jahres, wie immer nicht nur die unsere kleine Nobono-Awards-Bekanntgabe, sondern auch meine unglaublich protzige Liste an Lieblingsalben für eben dieses, an. Als mit Charts und Auflistungen sozialisierter Popjunkie für mich natürlich eine Selbstverständlichkeit. Glaube, seit 2004 mach ich mir wirklich immer aktiv Gedanken um die Liste. Damals hieß der Sieger Keane, heute spielen die gar keine Rolle mehr. Ach, zur Info… die weiteren Gewinner waren Bloc Party (2005+2007), die Arctic Monkeys (2006), Elbow (2008) und zuletzt 2009 The XX. Das nur dazu. Richtig gewonnen haben sie dabei nie etwas, außer mein Herz vielleicht. Wenngleich ich nicht weiß, ob man sich davon was kaufen kann. Ladies? Aber ich schwenke ab… es ist also Zeit für rhododendron’s Lieblingsalben 2010, denn erstaunlicherweise habe ich auch in diesem Jahr wieder viel zu viel Musik gehört, vielleicht sogar mehr als im Jahr davor. Bedingt durch die Anwesenheit meiner Magisterarbeit, durch die ich mich beim Schreiben permanent hab berieseln lassen und die Abwesenheit eines wirklichen 9-to-5-Jobs (was dann wohl 2011 droht) hatten meine Ohren quasi ein Luxusjahr hinter sich. Und wenngleich sich die Musikwahrnehmung natürlich leider immer stärker verändert, je mehr man die eigene Jugend hinter sich lässt und desto mehr Musik man in diesem voranschreitenden Leben schon gehört hat, so sehr macht es dennoch nach wie vor Spaß, gibt Entspannung, verändert Emotionen, bietet einen Anker und ein cleveres Klugscheißer-Instrument zur Gesprächsführung. John Miles, die alte Nokia-Prom-Nights-Resterampensau hatte dann mit seinem „Music was my first love…“ doch recht. Damn!

Top-Albums-2010-Logo
Bereits im November damit zu kommen ist in Ordnung, die paar interessanten Alben, wie bspw. Ting Tings, Polarkreis 18 oder der Tron-Soundtrack von Daft Punk lassen eh noch auf sich warten und würden sowieso nicht mehr die notwendige Aufmerksamkeit erhalten. Da ich mich dieses Jahr an eine großspurige Top 50 wage, möchte ich auf jeden Fall einen grundlegenden Fehler der Vorjahre vermeiden, nämlich das zuuu lange Schwafeln. Die Platten sind ja soweit bekannt, vor allem weil ich oder Kollege FallOnDeafEars ja hier in den vergangenen Monaten auch viele dieser Werke intensiv besprochen haben. Und 50 Kurzkritiken müssen ja auch nicht sein. Dann tendier ich ja auch eigentlich immer nur dazu, nur die Sachen noch mal zuschreiben, die hier bereits geschrieben wurden. Und ich hab ja auch noch ein anderes Leben. Ernsthaft! Deshalb soll die Würze dieses Jahr einfach mal in der Kürze liegen, gerade auf den hinteren Plätzen. Der Rest bleibt. Ich acker mich hier in Zehnerschritten bis zur Spitze vor, Kommentare sind zwischendurch wie immer gern willkommen und wer mag, kann auch die Nr. 1 tippen, bekommt dafür aber weder einen Präsentkorb, noch mein Herz. Das gehört anderen… teilweise also den folgenden Platten. Hier kommt der erste Schwall, die Plätze 50 bis 41. Viel Spaß damit!

50. Röyksopp “Senior“
Nach der Grundschule quasi direkt ins Altersheim. Oder so ähnlich. Röyksopp haben dieses Jahr das Schwesternalbum zum elektropoppigen „Junior“ von 2009 veröffentlich (damals Platz 12 in meiner Jahresliste) und kaum einer hat es mitbekommen. Ist ja auch nicht so wichtig. „Senior“ versteht sich eher als düsterer Gegenentwurf zum hellen Vorgänger, ist wieder wesentlich ruhiger, instrumentaler und klassischer gehalten. Düstere Entspannungsmusik, die allerdings bis auf einige Momente nicht über B-Seiten-Niveau herauskommt. Da bleib ich lieber in der Krabbelgruppe.
Anspieltipp: „The Fear“

49. Ellie Goulding “Lights“
Das ging ja dann doch schnell am Ende. Irgendwann im Herbst 2009 lief mir das sehr eingängige „Under The Sheets“ von einer jungen, noch relativ unbekannten englischen Pop-Sängerin namens Ellie Goulding über den Weg. Ein halbes Jahr später gibt’s den Major-Deal, Hochglanzfotos, -videos und –popmusik. Eigentlich muss man die Frau uneingeschränkt hassen. Ihre Stimme ist nicht berauschend, ihre Songs werden so erbarmungslos auf Formatradio produziert und generell ist das einfach der Feind. Aber nicht nur Mitblogger FallOnDeafEars wird mir zustimmen, dass diese blöden Popsongs uns leider mehr als nur einmal in den Ohren hängen geblieben sind. Ein popaffinites Gehör kommt da leider nur schwer dran vorbei. Denn darauf hat es die Plattenfirma ja abgesehen. Auf Albumlänge vielleicht dann doch zuviel des Guten, aber in Maßen eine okaye Sünde.
Anspieltipp: „Under The Sheets“

48. Dendemann “Vom Vintage Verweht“
Vor ein paar Wochen fand ich mich plötzlich in einer Gesprächsgruppe aus alten Deutsch-Hip-Hop-Cracks wieder, welche über die gute, alte Zeit, als Deutschrap noch kein Migrations- und Intelligenzproblem hatte, philosophierte. Da hatten Torch und Co. noch Flow und die Reime schossen nur so um sich. Zitat: „Das Soloalbum von Dendemann war ja nich richtig fett, geiler Rap, aber die zweite jetzt“ – „Ja, voll Pop und so“ – „Voll doof“ – „Yo, Man!“ So ähnlich. Aber genau da liegt der Hund begraben. Dendemann hat den Untergang des Deutschrap-Abendlandes längst gecheckt, verabschiedet sich aber nicht komplett von diesem, wie es Jan Delay (Funk-Pop), Max Herre (Folk) oder Ferris MC (Deichkind) tun. Stattdessen richtet er das ganze neu aus, lässt sich nen Vokuhila wachsen und sagt „Stumpf Ist Trumpf“. Herausgekommen ist ein Rap-Album, das rockt, überrascht und so wortgewandt ist, dass selbst Dirk von Lotzow nicht fehlen darf. Und das sogar mir gefällt! Wer hätte das gedacht? Die Konkurrenz ist nach wie vor am Ende, Mann, Grund bleibt unser Dendemann!
Anspieltipp: „Papierkrieg“

47. Nada Surf “If I Had A Hi-Fi“
Es ist schon eine long and winding road des langsamen, aber stetigen Qualitätsabfalls, welchen Nada Surf seit ihrem 2002er Meisterwerk „Let Go“ (Platz 10 in meiner letztjährigen Liste der besten Platten der 00er) bewandern. Irgendwie bekommen sie es nicht mehr so hin, wie damals. Und noch schlimmer, sie wissen das auch und spielen live auch einen Großteil der alten Hits. Vorläufiger Tiefpunkt, das diesjährige Cover-Album „If I Had A Hi-Fi“, welches bis auf ein paar nette Ausnahmen, wie den Covern von Kate Bush, den Go-Betweens oder Depeche Mode, wenig Brauchbares zu bieten hat. Nada Surf spielen schwache Originale so, als wären es ihre schwachen eigenen Songs ohne dabei einen Überraschungseffekt erzielen zu wollen. Die Macht der Gewohnheit, der Tod jeglicher Kreativität.
Anspieltipp: „Enjoy The Silence“

46. She & Him “Volume Two“
Wie schreibe ich denn was über She & Him, ohne auf Zooey Deschanel einzugehen? Ach, ich bin zu faul, ich mach’s einfach. Für die einen ist die Frau mit dem Rehaugen-im-Scheinwerfer-Blick die personifizierte Indie-Ikone, welche seit diesem Jahr ja auch noch mit dem Death-Cab-Ben verheiratet ist, für die anderen einfach nur nervig. Ich tendiere, aus schauspielerischer Sicht eher auf zweiteren Punkt, denn die Frau kann das einfach nicht, da sie denkt, weit aufgerissene Augen stünden für tiefgründiges Mienenspiel. Nee, is nich. Bei der Musik sieht’s etwas besser aus, aber nur etwas. Das zweite Album mit Kollege M. Ward ist (wen wundert das) zuckersüßer Indie-Pop, mit säuselnden Texten, viel Streichern und Piano. Irgendwie eingängig, gerade zu Beginn der Platte, aber auf Albumlänge dann doch etwas zu eintönig, vorhersehbar und klischeehaft. Macht mich stellenweise sogar etwas wütend über diesen Zustand. Und das ist sicher nicht beabsichtigt.
Anspieltipp: „In The Sun“

45. Belle & Sebastian “… Write About Love“
Die eigentliche Leistung besteht darin, dass ich mir überhaupt mal ein Album der Indie-Legenden Belle & Sebastian vollständig angehört habe. Somit also wieder eine musikalische Lücke geschlossen. Das war’s dann aber auch schon. Denn so fein, intelligent, bewusst altmodisch und gut gemacht die Musik des Künstlerkollektivs auch ist, so sehr ist sie doch hochgradig monoton, vorhersehbar und irgendwie belanglos. Fast schon ein Widerspruch, denn die Texte sind ziemlich gut und die verstehen auch ihr Handwerk. Aber auf Albumlänge fällt es dann doch schwer, genauer hinzuhören, da diese Form von Musik eher zum Nebenbeihören verleitet. Diese Harmlosigkeit zerrt irgendwie an meiner Aufmerksamkeitsspanne. Generelles Problem. Aber zwischenzeitlich tut es immer mal gut, so ein handwerklich einwandfreies Indie-Album zu hören, welches sich diese Genrebezeichnung durch intelligente Musik verdient hat, die sich reichlich wenig um Trends und Hypes schert.
Anspieltipp: „Write About Love“

44. Tokyo Police Club “Champ“
Na, so was hab ich schon befürchtet. Ein so unglaublich hittiges und zielsicheres Debütalbum, wie „Elephant Shell“ kann man gar nicht richtig toppen. Dieses Album der Kanadier von Tokyo Police Club kam damals aus dem Nichts und hat mich sofort gepackt. 10 Instant-Hits in gerade mal einer halben Stunde. Die Halbwertszeit von „In a Cave“ oder „Your English Is Good“ hält übrigens auch noch zwei Jahre später an, zu unwiderstehlich schreien diese flotten Indie-Rock-Songs nach Jugend und Sommer. Und der Nachfolger hat’s da sowieso schwer. Zwar ist „Champ“ immer noch recht kurzer und netter Indierock, aber es fehlt einfach an eindeutigen Melodien, guten Songs und der gewissen Frische, die das Debüt noch versprühte. Vielleicht ist damit auch das letzte aufkeimende Flämmchen in Sachen Indie-Rock bei mir erloschen, vielleicht auch nicht. Feststeht, das „Champ“ aus meiner sich, zu keime Zeitpunkt mit dem Debüt mithalten kann und die ganze Zeit eher so klingt, als würde es dies krampfhaft versuchen. Sorry, guys!
Anspieltipp: „Breakneck Speed“

43. Goose “Synrise“
Drei Jahre können aber auch ne verdammt lange Zeit sein, muss ich sagen. Gerade im schnelllebigen Musikbusiness. Goose aus Belgien hätte ich beinahe vergessen, obwohl deren Debüt 2007 wie eine Bombe in die New Rave Welle einschlug und mit compressor-bearbeiteten Dance Hymnen sowohl live, als wie auch auf den Dance-Floors für ordentlich Zunder sorgte. Dann wurde es nach intensiver Tour wieder ruhiger. Dann tourten sie wieder, dann wieder nicht. Irgendwann fragte man sich, wo denn nun dass neue Album bleibt. Relativ still und heimlich ist „Synrise“ dann diesen Oktober erschienen. So still, dass ich es erst ne Woche nach Release mitbekommen hab. Passt auch zum Album, das glücklicherweise nicht krampfhaft versucht, wie der Vorgänger zu klingen, da diese Art von Musik eh langsam durch ist. Stattdessen gibt sich der Zweitling, etwas melodiöser, breitflächiger und liebäugelt wieder mit Pop, wie den Songs „Can’t Stop Me Now“ oder „Words“ aber auch sphärischen, trancigen Instrumentals, wie dem titelgebenden Opener oder „Bend“. Musikalisch vielseitiger und auf Stimmung getrimmt. Das zündet zwar nicht so augenblicklich, wie das Debüt und stellenweise klingt das etwas bemüht so, als wolle man den Anschluss an Delphic halten, aber es ist durchaus interessant. Vielleicht erfährt der Rest der Welt ja noch von dieser Veröffentlichung. Irgendwie.
Anspieltipp: „Can’t Stop Me Now“

42. Hundreds “Hundreds“
Diese Milners! Eva und Philipp sind musizierende Geschwister aus … öhm, ich glaube, Berlin. Ist ja auch egal. Auf jeden Fall aus Germany und auf jeden Fall ziemlich gut. Keine Selbstverständlichkeit, muss man ja leider sagen. Das Prinzip ist recht schnell erkannt. Eva singt ganz wunderbar gefühlvoll auf minimalistischen Beats von Bruder Philipp, die teils elektronisch, teils akustisch sind. Auf jeden Fall immer schön reduziert. So lautet die Devise. Und dieses System funktioniert auf dem selbstbetitelten Debüt der Hundreds ausgesprochen gut. Nie übertreiben sie’s, stets hält man die Balance zwischen Pop und kleinen Experimenten und immer stehen die Songs im Vordergrund. Die sind ausgesprochen gut produziert und irgendwie doch ziemlich eingängig. So ist das Album der Hundreds ein eher unterschwelliges, aber sehr effektives kleines Pop-Album, das nun hoffentlich seinen Weg auch über die Konzertbühnen der Republik hinaus antritt.
Anspieltipp: „Machine“

41. Shout Out Louds “Work“
Beim Tokyo Police Club hab ich’s ja angedeutet… im Laufe der musikalischen Eigenentwicklung und Interessenverschiebung bleiben einige Bands gern mal auf der Strecke. Musik, die man früher gern hörte und heute eher weniger bzw. wenn, dann nur die alten Sachen aus nostalgischen Gründen, während neue Sachen eher uninteressant sind. Diese Liste umfasst bei mir bspw. Eskobar, Art Brut, die Kaiser Chiefs oder Mando Diao. Zusehens Verzichtbares. Ein ähnliches Schicksal droht wohl den schwedischen Shout Out Louds, wenngleich es irgendwie wenig Sinn macht, denn die Qualität ihres schmucken Indie-Pops ist nach wie vor sehr hoch, zumal sich das diesjährige „Work“ auch wieder etwas vom Pomp des Vorgängers entfernt und insgesamt etwas kantiger und direkter klingt. Schnittige Popsongs sind immer noch drauf und ich hör sie mir auch sehr gern, häufig mal an und von den genannten Bands sind die fünf Schweden sicher die mit dem geringsten Qualitätsabfall, aber dennoch hat mich „Work“ irgendwie relativ kalt gelassen. Trotz ganz passabler Songs. Ein seltsames Mysterium. Vielleicht löst dann das vierte Album eventuell diesen Nebel auf.
Anspieltipp: „1999“

Sonntag, 7. November 2010

rhododendron's ranking ... 44/ 2010

Etwas später als sonst, aber immer noch pünktlich zum Sonntagabend folgt an dieser Stelle wieder mein Ausflug in die aktuelle Welt der bunten Populärmusik. Angeführt, wie vergangene Woche von den Gorillaz sowie dem ewigen Dauerbrenner von Take That. Und auch die Helden und Lykke Li können jeweils zwei Plätze gut machen. Außerdem haben wir zwei alte Bekannte unter den Neueinsteigern. Die Drums sind zwar mittlerweile nur noch zu dritt und man darf angesichts dieser Tatsache auch gespannt sein, ob sie den eigenen Hype überleben werden, aber das ändert nichts daran, dass die neue Single „Me And The Moon“ ein ziemlicher Hit ist und deshalb vollkommen zurrecht Platz 6 bekommt. Daran ändert auch das dämliche Hipster-Poser-Video nichts. Genauso wie die Herren aus New York, ist auch Robyn aus Schweden dieses Jahr schon Gast in unserer kleinen Runde gewesen. Nun kommt, marketingtechnisch natürlich geschickt eingefädelt noch ein drittes „Body Talk“-Album, welches gleich noch die besten Songs der ersten beiden beinhaltet, was natürlich irgendwie ziemliche Geldmacherei ist. Immerhin sind noch weitere neue Songs drauf vorhanden. „Indestructible“ ist einer davon und leider auch wieder viel zu gut, als das ich mich noch länger darüber aufregen möchte. In Sachen Popmusik ist diese Frau 2010 einfach nicht zu überhören. Der Rest stellt sich hinten an und wir werden sehen, wie sich das Bild in der nächsten Woche gestaltet.

01.( 01 / #3 ) Gorillaz ft. Daley “Doncamatic”
02.( 02 / #4 ) Take That “The Flood”
03.( 05 / #2 ) Wir Sind Helden “Bring Mich Nach Hause”
04.( 03 / #7 ) Foals “2 Trees”
05.( 07 / #2 ) Lykke Li “Get Some”
06.(NEW/ #1) The Drums “Me And The Moon”
07.( 04 / #5 ) Crystal Castles “Baptism”
08.(NEW/ #1) Robyn “Indestructible”
09.( 08 / #3 ) Kisses “Kisses”
10.( 06 / #8 ) Kings Of Leon “Radioactive”
11.( 09 / #6 ) The Ting Tings “Hands”
12.( 10 / #4 ) Paul Smith “Our Lady Of Lourdes”
13.( 13 / #2 ) Kanye West “Runaway”
14.( 12 / #4 ) The Wombats „Toyko (Vampires And Wolves)“
15.( 11 / #7 ) Pin Me Down vs. Co-Pilots “Curious”
16.( 15 / #10) Arcade Fire “Ready To Start”
17.( 16 / #3 ) Hurts “Stay”
18.( 14 / #12) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
19.( 17 / #9 ) Fotos “Mauer”
20.( 19 / #5 ) British Sea Power “Zeus”



Freitag, 5. November 2010

Gegen die Kreativpause

Er kann einfach nicht anders. Rasmus Kellerman, die Stimme von Tiger-Lou singt sich von seiner eigenen Band und Vergangenheit frei… glücklicherweise nur in Teilen. Ein Augenzeugenbericht vom gestrigen Konzertabend im Berliner Comet Club.

Singer-/Songwriter Rasmus Kellerman ist wie die meisten Songschreiber ein Suchender, aber vor allem auch kein Rastender. Er hat es ja versucht, betont er an diesem Abend im gemütlichen kleinen Comet Club in Berlin auch zwischendurch, aber er kann einfach nicht aufhören, Songs zu schreiben. Sein einstiges Hauptprojekt, Tiger Lou liegt nach der letzten Platte „A Partial Print“ auf Eis, weil man nach eigener Aussage nicht mehr wusste, was man nach diesem Werk noch folgen lassen sollte. Und eigentlich wollte der Schwede pünktlich zum Dreißigsten die Dinge neu angehen und vielleicht mal was anderes, sinnvolleres als Musik machen. Nix da, auf einmal flossen die neuen Songs wie selbstverständlich aus ihm heraus, so dass nach nicht mal einem Jahr Pause 2010 die Neuerfindung in Form des Albums „The 24th“ erschien, dem ersten Soloalbum unter seinem eigenen Namen. Und obwohl er jüngst wieder mal in einem seiner kurzweiligen Blogeinträge ankündigte, vielleicht erstmal doch die Erfüllung abseits der Musik zu suchen, gibt dieser Abend in Berlin die Entwarnung: er hat noch lange nicht genug und die neuen Ideen sprudeln immer noch aus ihm heraus. Was soll er auch dagegen machen, denkt er sich und grinst so verschmilzt ins Publikum, wie man nur grinsen kann, wenn so entspannt ist, wie der gute Herr Kellerman.

Ganz allein ist er an dem Abend dann doch nicht. Tiger-Lou-Gitarrist Mathias Johansson unterstützt seinen Chef mit E-Gitarre und Backing Vocals, während Kellerman seine Stimme und eine Akustikgitarre bleiben. Mehr braucht man auch nicht. Heut geht es nur um die Musik, das Hörerlebnis guten, ehrlichen Songwritings. Kein Schnicksnack. Ein Stuhl, zwei Mikros und jeweils ein Bier. Beide freuen sich sichtlich über die nette Abwechslung zu ihrem Arbeitsalltag und genießen jede Minute ihres kleinen Liederabends. Das Berliner Publikum, anfangs noch gewohnt schnatternd, verstummt mehr und mehr mit jedem Song, unterbricht die Stille lediglich mal für frenetischen Jubel. Das muss drin sein. Ansonsten blickt Kellerman entspannt in die Zukunft, das macht er auch bei der Songauswahl deutlich. Altes Tiger-Lou-Material sucht man vergebens und so schön es auch gewesen wäre, irgendwie mal Tracks wie „Oh Horatio“, „Sam As In Samantha“ oder „Nixon“ in abgespeckter Form zu hören, so wenig vermisst man sie am Ende. Immerhin schafft es das sympathische „Last Night They Had To Carry Me Home“, sowie das uralte „Gone Drifting“ ins Set. Ansonsten will sich Rasmus Kellerman bewusst als Rasmus Kellerman und nicht als „der Typ, der bei Tiger-Lou singt“ präsentieren. Dafür greift er anfangs auf die wunderbaren Folk-Pop-Nummern von „The 24th“ zurück, die auch durch zusätzliche Reduzierung an diesem Abend noch an Größe gewinnen. Der optimistische Titelsong gleich zu Beginn. Man sieht die Bilder von Rasmus’ scheinbar recht zufriedenstellender Kindheit vor seinem Auge vorbeiziehen und kann die Glücksmomente nachvollziehen. Besonders bei den sehr ruhigen, melancholischen Songs „Five Years From Now“ oder „Talk Of The Town“, welche ohnehin zu meinen Favoriten auf der Platte gehören, sind songgewordene Träume an diesem Abend. Pure Glückseeligkeit, trotz oder gerade wegen ihrer Melancholie. Dafür hat der gute Mann ja bekanntermaßen eh ein Händchen. Selbst der traurigste Tiger-Lou/ Rasmus-Kellerman-Song strahlt am Ende immer noch ein Fünkchen Hoffnung aus. Das gewisse Etwas, welches es dazu braucht, haben sie auf jeden Fall. Vielleicht ist es auch die warme Stimme von Kellerman, welche das rettende Licht in der Dunkelheit des Tunnels der Traurigkeit darstellt. Egal, wie er das macht, er macht es super, nach wie vor. Einer der Besten seiner Zunft.

Und die wichtigste Erkenntnis des Abends bleibt… er macht weiter, egal in welcher Form, aber die tollen Songs über das Leben, seine Widrigkeiten und schönen Seiten, sowie Geschichten aus seinem Leben und Umfeld, bleiben und entstehen nach wie vor. Eine Handvoll wird an diesem Abend bereits präsentiert. Frisches Material, gewohnt einfühlsam und qualitativ hochwertig. Was auch immer kommen wird, egal, ob Album, EP, Tiger-Lou-Platte oder was ganz Anderes… es wird kommen. Kellerman geht die Dinge anscheinend etwas entspannter an, als früher. Sollte man ja ab dieser Lebensphase vielleicht auch. Das Publikum ist begeistert, Kellerman dankt brav, lächelt viel und strahlt permanent das Gefühl aus, gern da zu sein. Unbezahlbar sozusagen. Als ein Zwischenruf aus den hinteren Reihen nach dem Uralt-Track „Not True Devil Girl“ von der ersten Tiger-Lou-EP verlangt, versucht sich Kellerman engagiert am eigenen Stück, welches er laut eigener Aussage seit fast zehn Jahren nicht mehr gespielt hab. Mithilfe des Zurufers und der eigenen Erinnerung kämpft er sich ganz leicht durch einen Großteil des eigenen Songs, Kollege Mathias macht gute Mine zum spontanen Spiel und steigt mit ein ohne überhaupt zu wissen, was er denn da spielt. Der Blickkontakt und die nonverbale Kommunikation zwischen beiden Protagonisten wird zum Abendhighlight. Am Ende erinnert sich Kellerman dann doch nicht mehr wirklich, bricht die Nummer etwas eher ab und hat die Sympathie aller Gäste trotzdem auf seiner Seite. So einfach kann’s gehen. Rasmus Kellerman präsentiert sich 2010 endlich wieder gelassen, entkrampft und als bodenständiger Typ von Nebenan, der nach Konzertende am Bühnenrand noch die Restbestände der eigene Platte vertickt, ein Schwätzchen hält und in meinem Fall sogar ganz unkompliziert die eigene Mailadresse weiterreicht zwecks Uralt-Plattenerwerbs und dabei so ehrlich und nett agiert, dass man sich wünscht, alle Künstler wären etwas mehr von diesem Schlag. Kellerman bleibt ein Gewinn für uns alle, auch in Zukunft. Denn, so versichert er im Bühnenrandgespräch am Ende noch einmal, Musik wird er sein Leben lang weiter machen. Diese Erkenntnis werden alle Besucher, denke ich, mit Freude zur Kenntnis nehmen.

Setlist:

01. The 24th
02. The Greatness & Me
03. Five Years From Now
04. Last Night They Had To Carry Me Home
05. For The Weekend
06. Talk Of The Town
07. My OK
08. A House By The Ocean
09. Gone Drifting
10. Not True Devil Girl
11. Woodlands
12. You Can’t Say No To Me

13. Somewhere In London
14. Caught In A Light

(Songtitel und Reihenfolge können evtl. abweichen)


Zur Verdeutlichung ein Video von einem anderen Auftritt:

Samstag, 30. Oktober 2010

Nobono Awards 2010

Awards_2010_logo
Liebe Mitleserinnen und –leser,

als MTV vor kurzem verriet, dass the one and only Justin Bieber die diesjährigen Europe Music Awards nominiert, wurde uns mal wieder schlagartig bewusst, dass Musikawards eher unbedeutend sind. Sagen ja auch meist die Künstler selber, wenngleich man an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussagen durchaus zweifeln kann. Ist auch eher eine antiquierte Veranstaltung, die früher dazu taugte, mal die Lieblingsbands live im TV zu sehen und dort Werbung zu machen für aktuelle und zukünftige Releases. Braucht heut keiner mehr, denn das Fernsehen und solche Großevents sind im Zeitalter des Internets sowieso längst mit Bedeutungslosigkeit gestrafft wurden. Also tummeln sich bei MTV seit ca. 4 Jahren sowieso nur immer die üblichen Verdächtigen, die dem Sender irgendwie noch ’nen Gefallen zu schulden scheinen. Aber das ist ja nicht unsere Zielgruppe. Feststeht, Herbstzeit ist Awardszeit und so finden auch auf diesem kleinen Blog zum mittlerweile schon vierten Mal die unkaputtbaren Nobono Awards statt! Imaginäre Preisverleihungen sind sowieso wirtschaftlich effektiver und bedeuten weniger Trubel. Wir müssen uns nicht mit Starallüren und Werbepartnern herumschlagen, sondern konzentrieren uns ganz und ausschließlich auf den popkulturellen Rückblick auf das Jahr 2010. Die Reflexion des ersten Jahres dieser neuen Dekade gestaltet sich dabei wieder als kurzweiliger Konsens der beiden Autoren rhododendron und FallOnDeafEars, sowie Blog-Vorruheständler doughnut, deren Musikgeschmäcker in gleichen Maßen unterschiedlich, wie kongruent sind. Wie immer wurden Nominierungen und Votings fein sauberlich sotiert und ohne Gewähr zu den folgenden Top-5-Listen zusammengetragen, welche allerhand Überraschungen für den geneigten Leser bereithalten. Ich verrate nur, dass die beiden F’s „Foals“ und „Fußball“ eine entscheidende Rolle spielen werden. Wer sich also dafür interessiert, was wir dieses Jahr so gut oder weniger gut fanden, mit was wir popmusikalisch so angeben oder uns eher für schämen, der ist herzlich eingeladen, einen näheren Blick auf die folgenden Zeilen zu lenken und uns mitzuteilen, ob er uns zustimmt oder nicht. In der Zwischenzeit genießen wir unsere imaginären Geschenkkörbe im imaginären Backstagebereich mit dem kostenlosen Fantasiebuffet. Hmmm, wenn man mal so recht überlegt, haben reale Veranstaltungen auch so ihre guten Seiten. Aber solange uns Justin Bieber oder Katy Perry erspart bleiben, bevorzugen wir lieber diese schöne Scheinwelt.

Herzlichst,
die Menschen von Nobobo


Band des Jahres

Foals2Ja, es war ein gutes Jahr für die Foals aus London. Deshalb überreichen wir den Indierockern voller Stolz den Preis als Nobono’s liebste Band des Jahres 2010. Sie treten damit die Nachfolge der Pet Shop Boys an. Knapp dahinter müssen sich die Elektropopper von Delphic, sowie die Comicallstars Gorillaz geschlagen geben.

1. Foals
2. Delphic
3. Gorillaz
4. Arcade Fire
5. Broken Bells

Bester Solokünstler/ -künstlerin

M-I-A-Kontrovers und ehrgeizig wie jeher. M.I.A. gewinnt in diesem Jahr den imaginären Preis für die beste Solokünstlerin. Da können sich die Herren der Schöpfung nur hinten anstellen. Island-Elfe Jónsi und Schweden-Folker Rasmus Kellerman haben da genauso das Nachsehen wie der deutsche Konstantin Gropper. Letztes Jahr gewann Bat For Lashes den Preis. Da fällt mir gerade ein, dass ein Duett beider
Siegerinnen durchaus etwas Kurzweiliges hätte.

1. M.I.A.
2. Jónsi / Rasmus Kellerman
4. Get Well Soon
5. Marina And The Diamonds

Beste Rock Band

Foals1Kollege FallOnDeafEars merkte anlässlich der Auswertung recht treffend an, dass man diese Subgenre-Kategorien doch eigentlich gar nicht braucht, zumal die Unterscheidung, wer jetzt wo reingehört auch nie ganz eindeutig ist. Hmm, vielleicht ein Verbesserungsvorschlag fürs nächste Jahr. Dieses Jahr gewinnen auf jeden Fall die Foals. War ja klar. Aydo Abay aka Ken teilt sich zusammen mit den Klaxons die Vize-Position. Letztes Jahr gewannen die White Lies an dieser Stelle. Selbst da ist die genretechnische Einteilung nicht 100%ig möglich. Verdammt!

1. Foals
2. Ken/ Klaxons
4. Kashmir
5. Madsen

Bester Pop Act

TwoDoorClub1Recht eindeutig viel das Voting in der Pop-Kategorie aus. Mit einem sehr eingängigen Debüt im Nacken gewinnt der Two Door Cinema Club diese Kategorie und tritt damit das schwierige Erbe der Jungs aus der Tierhandlung an. Sehr gut gemacht, Jungs. Die Gorillaz haben schon wieder das Nachsehen und der Rest begnügt sich immerhin mit der Teilhabe an dieser Veranstaltung.

1. Two Door Cinema Club
2. Gorillaz
3. Belle And Sebastian
4. Yeasayer
5. Hot Chip

Bester Elektronischer Act

DelphicWir zelebrieren mal wieder die Vielseitigkeit der elektronischen Musik. Hier ist wirklich alles dabei. Die poppigen Indietronic-Beats von Delphic können den Sieg für sich verbuchen, während die sphärischen Klangwelten von Anders Trentemøller sich mit der Vize-Position begnügen müssen, dicht gefolgt vom Brachial-Techno von Boys Noize. Abschließende Info zum Vorjahressieger: Simian Mobile Disco.

1. Delphic
2. Trentemøller
3. Boys Noize
4. Ou Est Le Swimming Pool
5. Calvin Harris

Unser Held des Jahres

ThomasMuellerDer Konsens-Sympathieträger des Jahres. Es müllert wieder im deutschen Fußball. Er kam aus dem Nichts, wurde mal eben Torschützenkönig bei der WM und überzeugt uns mit seiner natürlichen Art und Weise und dem Fakt, dass er in Interviews auch mal redet, was er denkt. Nimm das, Poldi, wir haben unseren Thomas. Christoph Schlingensief’s Tod kann da auch nicht viel retten. Trotzdem großer Mann. Und wer Platz 5 nicht kennt, sollte mal diverse Internetsuchmaschinen anschmeißen.

1. Thomas Müller
2. Christoph Schlingensief
3. Fred Falke/ Yannis Philippakis
5. Steven Slater

Most Sex Appeal

Bethany-JospehNachdem mit Ladyhawke und Tom Smith von den Editors bereits letztes Jahr ein pärchen unsere oberflächliche Fleischbeschau gewonnen hat, behalten wir die Tradition bei und präsentieren auch dieses Jahr wieder Ball-Königin und König an der Spitze. Indie-Neu-Ikone Bethany Cosentino und Hollywood-Beau Jospeh Gordon-Levitt geben aber auch ein hübsches Paar ab. Für Herrn Fischer und Frau Hendricks (die mit dem großen… ähm, Schauspieltalent) heißt es daher hinten anstellen.

1. Bethany Cosentino/ Joseph Gordon-Levitt
3. Roman Fisher
4. Christina Hendricks
5. Rose Elinor Dougall

Single des Jahres

Foals-SingleAuch in der Single Kategorie räumen die Foals dieses Jahr ab. Respekt, aber „Spanish Sahara“ ist auch ein wunderschönes Stück Musik, selbst wenn Kollege doughnut darauf beharrt, nur für den Single Edit abgestimmt zu haben. Egal, hier gewinnt der Song und deshalb Gratulation. Dahinter werden sich die Plätze geteilt. Und auch Nobono kommt an „Wonderful Life“ von den Hurts nicht vorbei. Kann man uns ja nicht verwehren.

1. Foals „Spanish Sahara“
2. Hurts “Wonderful Life” / Klaxons “Echoes”
4. Doves “Andalucia” / Everything Everything “MY KZ, UR BF”

Album des Jahres

Foals-AlbumAlso das kommt jetzt auch nicht mehr wirklich überraschend. Ja, „Total Life Forever“ ist unser Album des Jahres. Wie sollte es auch nicht? Damit machen die Foals ihren Triumph hier richtig perfekt, außerdem sind sie die erste Band in unserer noch jungen Awards-Geschichte, die den Preis nach 2008 ein zweites Mal gewinnt. Ansonsten gleicht die das Ranking der Auflistung der Band-Kategorie, außer das sich die sehr feinen The National noch mit eingeschlichen haben!

1. Foals “Total Life Forever”
2. Delphic “Acolyte”
3. Gorillaz “Plastic Beach”
4. Arcade Fire “The Suburbs”
5. The National ”High Violet”

Remix des Jahres

RussChimesJa, wir lieben Remixe, das dürfte jeder, der hier öfters mal vorbeischaut gerafft haben. Dieses Jahr sind wir uns bezüglich des Gewinners erstaunlich einig und küren Russ Chime’s treibende Neuinterpretation von Ellie Goulding’s „Starry Eyed“ zum besten Mix des Jahres! Allein gegen dieses House-Piano hat selbst Boys Noize eine Chance. Auch die restlichen platzierten landen zum Reinhören ein. Letztes Jahr hat Fred Falke hier gewonnen, der vermutlich bereits zwei neue Mixe gleichzeitig produziert, während ich diese paar Zeilen eintippe.

1. Ellie Goulding „Starry Eyed“ (Russ Chimes Remix)
2. The Chemical Brothers „Swoon (Boys Noize Summer Mix)“
3. William Fitzsimmons „So This Is Goodbye“ (Pink Ganter Remix) / Au Revoir Simone „Shadows (Jens Lekman Remix)“
5. Ou Est Le Swimming Pool “These New Knights” (Jocks Remix)

Unscheinbarster Superhit des Jahres

OurHusbandDa wir die Tradition aufrecht erhalten, jedes Jahr eine neue Kategorie einzuführen, präsentieren wir an dieser Stelle eine Auflistung von Hits, die überhaupt keine waren, es aber eigentlich hätten sein müssen. Versteckte Lieblinge der Redaktion sozusagen. Und „Villages“ von Our Husband ist auch ein Traum von Musik, weshalb wir diesen imaginären Preis voller Freude an sie überreichen möchten. Wer den Song noch nicht kennt, bitte schnellstens anhören. Das gilt natürlich auch für den Rest dieser wunderbaren Geheimtipps. Go on and spread the news!

1. Our Husband „Villages“
2. Beach House „Norway“ / Yeasayer “O.N.E”
4. John Grant ft. Midlake „I Wanna Go To Marz“
5. Tocotronic “Im Zweifel für den Zweifel”

Musikvideo des Jahres

M-I-A-VideoDas Musikvideos auch nach dem Tod des Musikfernsehens immer noch gut und geistreich sein können, darüber sind wir uns ja hoffentlich einig. Man muss halt nur etwas länger im Internet danach suchen, zumal YouTube ja auch langsam wegfällt. M.I.A.’s kontrovers diskutiertes „Born Free“-Video kann deshalb dieses Jahr bei uns gewinnen, vor allerhand anderer schöner Visualisierungen unter die sich sogar Kollegin Gaga gemischt hat, die beweist, dass auch auf MTV und Co. noch was geht, wenn man die nötigen Moneten in der Hinterhand hat.

1. M.I.A. „Born Free“
2. We Have Band „Divisive“
3. Lady Gaga ft. Beyoncé „Telephone“
4. Sia „Clap Your Hands“
5. Mayer Hawthorne “I Left My Heart In San Francisco”

Peinlichster Lieblingssong des Jahres

Gaga-EminemUnd wo wir gerade bei Lady Gaga sind. Natürlich dominiert diese Frau auch dieses Jahr wieder die Peinliche-Song-Auflistung bei uns und verteidigt den Titel bzw. taucht gleich zweimal auf. Vielleicht sollten wir die gute Frau nächstes Jahr mal anders einstufen. Immerhin teilt sie sich den Preis mit Stehaufmännchen Eminem und seiner Kampfansage an alle Kritiker. Letztes Jahr gewann übrigens „Poker Face“ vor „Just Dance“. Muss ich da noch was sagen?

1. Lady Gaga „Bad Romance“/ Eminem “Not Afraid”
3. Owl City “Fireflies”
4. Lady Gaga “Alejandro” / Swedish House Mafia “One”

Bester Newcomer

TwoDoorClub2Neue Karrieren im Musikbusiness anzufangen ist natürlich auch 2010 möglich. Der Two Door Cinema Club gewinnt unseren Nachwuchspreis mit gehörigem Abstand auf Danger Mouse und dem Dude von den Shins, dessen Namen ich immer vergesse. Sorry, Man! Ansonsten befinden sich hier einige erlauchte Gäste in der Runde. Letztes Jahr gewannen The XX, welche sich dieses Jahr eher darauf beschränkten, ihr Rentenkonto durch übermäßiges Touren aufzufüllen.

1. Two Door Cinema Club
2. Broken Bells
3. Marina And The Diamonds
4. The Drums/ The Unwinding Hours/ We Have Band

Bester Live Act

SoulwaxUnsere Live-Kategorie ist dieses Jahr ein ziemlicher Tritt in die Weichteile konventioneller Rockbands. Lediglich Allzeckwaffe Madsen halten da die Fahne hoch, ansonsten dominieren die Elektrorocker von Soulwax 2010 deutlich und gleich dahinter kommt mit Boys Noize ein Mann der keine Instrumente live spielt und Atari Teenage Riot, die einfach nur auf Krawall aus sind. Ein kleines bisschen Anarchie darf hier auch mal erlaubt sein! Yeah!

1. Soulwax
2. Boys Noize
3. Atari Teenage Riot
4. Jónsi/ Madsen

Bester deutscher Act

GetWellSoonRelativ knapp gings dieses Jahr in unserer heimatlichen Kategorie zu. Konstantin Groppers Projekt Get Well Soon geht zum weiten Mal nach 2008 als Sieger hervor, während sich Alex Ridha, Judith Holofernes und Dirk von Lotzow, sowie alle die noch dazu gehören das zweite Treppchen teilen müssen. Immerhin können wir uns darauf einigen, dass 2010 mal wieder ein gutes Musikjahr für deutsche Acts war. Da brauchte es selbst Vorjahressieger Peter Fox nicht, der lieber in Rente geht.

1. Get Well Soon
2. Boys Noize/ Tocotronic/ Wir Sind Helden
5. Fotos

Beste Sache 2010

Maradonna-BeatenKönig Fußball auf Nobono. Na ja, für diese WM machen wir eine Ausnahme und üben uns in erster Linie in Schadenfreude darüber, dass hochbezahlte Werbeikonen wie Messi, Ronaldo oder Rooney bei der WM eher auf die Nase geflogen sind. Unsere Elf darf dabei auch nicht fehlen, genauso wie das Small-Talk-Thema Nr. Eins, nämlich das Wetter! Danke, Petrus!

1. Sympathische WM-Fußball ohne Heiligsprechungen von Spielern/Teamchefs
2. Endlich mal richtig Sommer und Winter
3. Nationalmannschaft leistet Sympathieträgerarbeit
4. Aereogramme's not dead!
5. Surfpop/Hippie-Revival mit MGMT, Best Coast, The Smiles etc

Größer Mist 2010

VuvuzelasAuch die Anti-Kategorie gewinnt ein Relikt dieser Fußball-Weltmeisterschaft. Vermissen wird die unsäglichen Plastiktröten sowieso keiner. Und kommt mir nicht mit Kulturgut und Toleranz-Argumenten, denn da sind wir ja ruckzuck schon bei Platz 2 in der Liste. Politisch können wir auch sein und Vorjahressieger Schwarz-Gelb steckt sowieso hinter einem Großteil der hier aufgelisteten Untaten. Bestimmt hat der Gudio auch das Berlin Festival dichtgemacht.

1. Trööööööööt! Vuvuzelas!!!
2. Sarazzin-Hysterie
3. Stuttgart 21
4. Berlin-Festival
5. Bundespräsidentenwahl

Nervigster Song des Jahres

Unheilig1Geboren um zu leiden! Von uns aus hätten Unheilig für immer in der Gothic-Szene verrotten können, aber nein, es musste ja der Major-Deal mitsamt Betroffenheitspop werden, den alle vom Rammstein-Fan bis zur Hausfrau gut finden. Nix da! Auch der Rest dieser Auflistung ließt sich wie eine Liste des Grauens. Der Sell-Out der fantastischen Vier erreichte 2010 übrigens ein neues Niveau. We don’t love to get entertained by you!

1. Unheilig „Geboren Um Zu Leben“
2. Ke$ha „Tik Tok“/ Train „Hey Soul Sister“
4. Culcha Candela “Monsta”
5. Die Fantastischen Vier „Gebt uns ruhig die Schuld“

Furchtbarster musikalischer Act 2010

Unheilig2Ehrensache, dass der Graf auch hier einen Preis einsacken kann. Zwangsausweisung wäre doch auch hier eine Option. Platz zwei an die unsägliche Frau mit dem Dollarzeichen, der fleischgewordene Tritt in die Weichteile der Emanzipation. Da kann selbst Vorjahressieger David Guetta nix gegen anrichten (vermutlich würde er die Acts lieber produzieren), aber immerhin reicht’s noch für einen Platz in der Top 5.

1. Unheilig
2. Ke$ha
3. Rihanna
4. David Guetta/ KoRn

Enttäuschendstes Album 2010

PinMeDownWenn das Sprichwort “Nur gemeinsam seid ihr stark” dieses Jahr auf eine Band zutritt, dann wohl auf Bloc Party. Immerhin sind wir von den Soloausflügen von Russell und Kele ziemlich gefrustet, weshalb die beiden ersten Plätze an 50% von rhododendron’s Noch-Lieblingsband gehen. Und wer hier in der Auflistung die früher so triumphalen Interpol vermisst hat, dem dürfte bei Platz 3 ein Licht aufgehen. Hoffen wir, dass es bei allen nur eine Phase bleibt und wir in Zukunft wieder Besseres erwarten können.

1. Pin Me Down „Pin Me Down“
2. Kele „The Boxer“
3. Interpol „Interpol“
4. Owl City „Ocean Eyes“
5. Brandon Flowers „Flamingo“

Film des Jahres

InceptionWir haben uns in der Tat nicht von den Traumebenen und Sex Appeal von Mr. Gordon-Levitt beeindrucken lassen und kühren „Inception“ von Christopher Nolan an dieser Stelle mal eben zu unserem Lieblingsfilm des ausgehenden Jahres. DiCaprio darf auch gleich noch von Platz 2 winken, während er Rest vom Filmfest von uns auf jeden Fall eine Sehempfehlung ausgesprochen bekommt.

1. Inception
2. Shutter Island
3. Kick-Ass
4. Four Lions
5. Männer, die auf Ziegen starren

Musikalische Hoffnungsträger für 2011

FriendlyFiresUnd schon sind wir am Ende unserer kleinen Selbstdarstellung angekommen. Auch für 2011 freuen wir uns wieder auf spannende neue Musik, welche wir auf diesem Blog durchkauen werden. Insbesondere das Zweitwerk der tollen Friendly Fires steht bei uns auf der Wunschliste. Und Bloc Party müssen, wie gesagt, ordentliches Einschmeicheln betreiben um da noch was zu retten. Der Running Gag bleiben aber die Rifles, die glaub ich seit Beginn der Awards jedes(!) Jahr in dieser Kategorie auftauchen. 50% der Band haben neulich erst gekündigt, was evtl. bedeutet, dass wir sie das letzte Mal hier sehen. Oder halt nicht. Only time will tell

1. Friendly Fires
2. Bloc Party
3. M83/ Mogwai/ The Rifles

rhododendron's ranking ... 43/ 2010

Huch? Heut schon Sonntag? Ja, ob ihr es glaubt oder nicht, aber ich verbringe meine Sonntage nicht permanent damit, mir Gedanken über dieses Ranking zu machen und es dann zu posten. Diese Woche hab ich dafür bspw. den ganzen Tag keine Zeit, also gibt’s meine Top 20 heut mal nen Tag eher. Dafür auch mit einer brandneuen Nr. 1. Nach fünf Wochen wechseln die Gorillaz mit ihrer neuen, sehr eingängigen Popsingle die Foals ab. Reicht ja auch. Insgesamt gibt’s drei Neuzugänge. Die dieses Jahr überaus sympathischen und guten Wir Sind Helden präsentierten auf der 5 ihre neue sehr schöne Single, den Titelsong zum aktuellen Album „Bring Mich Nach Hause“. Das entsprechende Musikvideo kann ich hier leider nicht verlinken, also bitte mal bei tape.tv vorbeischauen. So melancholisch hat man die Berliner selten erlebt. Fetzt! Auch Lykke Li meldet sich zurück. Die blonde Schwedin präsentiert eine ganz neue, frische Single namens „Get Some“, welche etwas mehr Schmackes hat, als die Nummern ihres Debüts. Erinnert gelegentlich sogar etwas an Yeasayer, wenn man mich fragt. Auf jeden Fall hochgradig tanzbar. Ein weiteres Comeback gibt es auf der 13, denn da befindet sich Stehaufmännchen Kanye West. Und immer wenn man diesen Mann eigentlich abschreiben und abwatschen möchte, kommt er wieder mit einem tollen neuen Superhit um die Ecke. „Runaway“ ist so einer. Und sicher, er ist ein Egoschwein, hoffnungslos selbstverliebt und übertreibt es mit dem neuen Mega-Maxi-Kurzfilm-Musikvideo wieder hemmungslos, aber was will man machen. Die Popmusik braucht halt solche Figuren und Kanye ist nach wie vor eine davon. Und eigentlich will er ja gar nicht wegrennen. Bleibt bitte dran, denn in wenigen Stunden werden die diesjährigen Nobono Awards publiziert.

01.( 02 / #2 ) Gorillaz ft. Daley “Doncamatic”
02.( 03 / #3 ) Take That “The Flood”
03.( 01 / #6 ) Foals “2 Trees”
04.( 05 / #4 ) Crystal Castles “Baptism”
05.(NEW/ #1) Wir Sind Helden “Bring Mich Nach Hause”
06.( 04 / #7 ) Kings Of Leon “Radioactive”
07.(NEW/ #1) Lykke Li “Get Some”
08.( 08 / #2 ) Kisses “Kisses”
09.( 06 / #5 ) The Ting Tings “Hands”
10.( 09 / #3 ) Paul Smith “Our Lady Of Lourdes”
11.( 07 / #6 ) Pin Me Down vs. Co-Pilots “Curious”
12.( 12 / #3 ) The Wombats „Toyko (Vampires And Wolves)“
13.(NEW/ #1) Kanye West “Runaway”
14.( 10 / #11) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
15.( 11 / #9 ) Arcade Fire “Ready To Start”
16.( 15 / #2 ) Hurts “Stay”
17.( 14 / #8 ) Fotos “Mauer”
18.( 13 / #8 ) Cee-Lo Green “Fuck You!”
19.( 18 / #4 ) British Sea Power “Zeus”
20.( 17 / #3 ) Kele “On The Lam”






Kanye West - Runaway

Montag, 25. Oktober 2010

Kurz und Bündig / Best-Of-Spezial

Im Herbst werden nicht nur die Blätter bunt und die Tage grau und kalt, nein, auch in der Musikindustrie gibt es das immer gern wiederkehrende Phänomen der Greatest-Hits und Best-Of-Platten, welche oft einen letzten ausweglosen Versuchen der Plattenfirmen darstellt, in der Vorweihnachtszeit noch ein paar Umsätze zu machen. Diese Compilations bieten dann weniger für die Fans der besagten Künstler etwas, sondern eher für den typischen Gelegenheitskäufer getreu dem Gedankengang „Person xy mag doch irgendwie Künstler xy, also könnt ich doch da mal eine CD kaufen.“ Ein aussterbendes Phänomen, aber noch gibt es genug Menschen, die sich gern die x-te Best-Of von Sting und Co. ins Wohnzimmer stellen und da die größten Hits abfeiern. Die Bands können da oft gar nicht mal viel dagegen machen, sagen aber zum ein oder anderen Gelegenheitskäufer auch nicht Nein. Gute Miene, zum bösen Spiel. Und da mit steigender Best-Of-Platten-Zahl auch die regulären Alben, welche zur Winterzeit erscheinen abnehmen, lohnt sich ein vollständiges „Kurz und Bünding“ diesmal gar nicht, weshalb ich mal fünf Best-Of-Platten erwähne, welche jetzt bzw. vor nicht allzu langer Zeit auf den Markt gekommen sind. Kaufen muss man die natürlich trotzdem nicht.

Kurz-Und-Buendig-5

Pet Shop Boys – Ultimate

Sie gelten seit frühester musikalischer Sozialisation als eine meiner Lieblingsbands und stets musste ich mich dafür rechtfertigen. Doch mittlerweile genießen die Pet Shop Boys ja in der Welt der Musikkritiker und Künstler recht hohes Ansehen und im Zuge des allgemeinen Revivals von kommerziellem 80er-Pop á la Hurts brauchen die Herren Tennant und Lowe sich nicht mehr zu verstecken. Erst letztes Jahr haben sie mit dem famosen „Yes“ bewiesen, dass sie die jüngere Konkurrenz immer noch locker in die Tasche stecken können, falls sie wollen. Nun gibt’s nach 1991 und 2003 die dritte Best-Of-Scheibe des dynamischen Synthie-Duos, die so dermaßen überflüssig ist, dass ich auch gar nicht mehr weiter darüber reden muss. Eine 19-Track-starke, chronologische Auflistung der größten Single-Gassenhauer, welche seltsamerweise dennoch großartige Nummern, wie „Rent“, „It’s Alright“ oder „You only tell me you love me when you’re drunk“ ausspart. Dazu ein billig-zusammengeschusterter neuer Track namens „Together“, welcher in dieser Qualität auf einer Greatest-Hits-Platte wirklich nichts zu suchen hat. Fans ködert man mit einer interessanten, vollgepackten Bonus-DVD, welche alte TV-Auftritte und den feinen diesjährigen Glastonbury-Auftritt beinhaltet. Muss aber auch nicht sein, gibt ja YouTube. Und für alle anderen, die sich für die tolle Welt von Tennant/ Lowe interessieren reicht das ausgiebige, interessant zusammengestellte und feine „PopArt“-Doppel-Album von 2003 immer noch völlig aus.

Zum Anhören... "Being Boring" (1990)

Mew – Eggs Are Funny

Den lustigsten Titel für eine Best-Of wählen mit Sicherheit die dänischen Kunstpopper von Mew. „Eggs Are Funny“ bezieht sich auf einen der ersten Songs, den sie damals, noch zu Schulzeiten schrieben. Die jetzt erscheinende Ansammlung alter Hits gibt einen guten Einblick in die gut zehnjährige Schaffensperiode des Quartetts, das mittlerweile zu einem Trio zusammengeschrumpft ist. Die Verteilung der Songs ist fragwürdig, aber vermutlich hat sich die Band, wie immer, schon irgendwas dabei gedacht. Allein vom tollen internationalen Debüt „Frengers“ stammen 6 der 15 Songs, während der Nachfolger „And The Glass Handed Kites“ lediglich durch zwei Nummern vertreten wird. So entspricht „Eggs Are Funny“ aber wenigstens eher den Ideen der Band. Und essentielle Songs, wie „Am I Wry? No“, das wundervolle „She Came For Christmas“, das verträumte „Silas The Magic Car“ oder das einfach nicht enden wollende Meisterwerk „Comforting Sounds“ sind sowieso drauf. Gerade im Vergleich mit Frühwerken wie „Salvia“ zeigt sich die Entwicklung dieser Band, deren Sound immer verzwickter und eigensinniger wurde und zuletzt immer stärker mit konformen Rhythmen und Strukturen bracht. Das gipfelt dann etwa auch beim einzigen neuen Track „Do You Like It?“, bei dem man ständig das Gefühl hat, dass da alles nicht so sitzt, wie es laut Pop-Empfinden eigentlich sitzen müsste. Es bleibt spannend zu sehen, wohin der Weg denn nun in den nächsten Jahren geht. Vielleicht nehmen sie ja auch noch mal ein paar Songs aus ihrer Schulzeit auf. Zuzutrauen wäre ihnen das allemal.

Zum Anhören ... "Am I Wry? No" (2003)

Athlete – Singles 01-10

Auch das Londoner Quartett Athlete zählt seit Jahren zum engeren Favoritenkreis, wenn es um meine Lieblingsbands geht. Ja, ich muss jetzt auch nicht noch mal vom wunderbar, leicht sommerlichem Debüt „Vehicles And Animals“, dem gesetzten, melancholischen Nachfolger „Tourist“ und dem vollkommen unterschätzten Pop-Kleinod „Beyond The Neighbourhood“ anfangen. Alles schon mal an anderer Stelle hier geschrieben. Durchforstet doch einfach mal das Archiv von Nobono. Da steht auch, dass das letztjährige „Black Swan“ dann leider ziemlich schwächelte, sowohl bei Fans, wie auch bei Kritikern. Der Vorgänger tat das auch schon irgendwie, so dass die Erfolgskurve von Athlete leider in den letzten Jahren etwas nach unten zeigt. Die Best-Of ist also eine gute Zwischenstation, um auf die letzten zehn Jahre zurückzublicken und vielleicht den entscheidenden Schnitt zu machen. Auf CD 1 bekommt man das, was der Titel sagt, nämlich alle Singles seit 2001, sowie einen neuen, alten Track namens „Back Track“, der auch vor zehn Jahren entstand, aber nie veröffentlicht wurde. Nun, fertig produziert, reiht er sich hervorragend ins Bandschaffen ein, auch weil er so herrlich nach den Frühwerken klingt, so dass man das Gefühl hat, das langsame Abdriften in belanglose Formatradiowelten wäre nie passiert. Vielleicht ist dieser Song ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft, vielleicht versucht die Band einfach wieder, die Sachen etwas unverkrampfter zu sehen. Die zweite CD empfiehlt sich mit ebenso vielen, tollen B-Seiten ebenfalls wärmstens. Ein perfektes Rundumpaket, dass ich jedem Fan guter Gitarrenpopmusik nun wärmstens ans Herz legen möchte. Auf die Zukunft!

Zum Anhören ... "Tourist" (2005)

Robbie Williams – In And Ouf Of Consciousness

Es ist schon eine gewisse Kunst, den Absprung zu schaffen. Für Musiker sowieso. Gerade Popmusik ist immer an bestimmte Zeiten gebunden, fast jeder hat dabei irgendwann einen Zenit und jeder lässt den logischerweise auch hinter sich. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Ordnet man die Prioritäten? Zieht man sich ganz zurück? Macht man auf gutem, wenn auch nicht überragendem Niveau weiter? Geht man in ganz neue Richtungen und macht einfach einen Schnitt? Es gibt viele Optionen und viele Beispiele, sowohl negative, wie positive. Ich erspaar mir eine Nennung und komme direkt zu Robbie Williams, den man sicher nicht mögen muss, der aber stets gute und akzeptable Popsongs hergestellt hat. Ein Massenphänomen, mit Licht- und Schattenseiten. Dass die Luft seit einiger Zeit raus ist, dürfte auch klar sein. Selbst Robbie Williams hat keine Lust mehr auf Robbie Williams. Keine Lust mehr auf die großen Soloshows, das Lampenfieber, den Druck und das Playboy/Drogenwrack-Image. Jetzt geht Williams auf die 40 zu, ist verheiratet und hat seinen Frieden mit Take That geschlossen, weshalb er seine Zukunft vorerst da drin sieht. So soll sich mit der neuen Best-Of der 20jährige Kreis seines Egotrips endlich schließen. Er beginnt mit dem Versöhnungsduett zwischen Williams und Gary Barlow und endet mit einem Song von Take That. So erzählt dieses Doppelalbum die rückwirkende Geschichte einer Sololaufbahn, die einige Highlights und Evergreen mit sich brachte und den beeindruckenden Lebenslauf eines Megastars darstellt, der die Generation, die wir ich, seine Karriere verfolgt hat, irgendwie geprägt hat. Vielleicht gibt es diese Megastars auch in Zukunft nicht mehr. Vielleicht bleibt das Take-That-Comeback auch nur ein Intermezzo und er kommt in veränderter Form wieder. Vielleicht hat dieser lustige Mann aus Stoke-on-Trent auch einfach seinen privaten und musikalischen Frieden gefunden. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen.

Zum Anhören ... "No Regrets" (1999)

Oasis – Time Flies … 1994 - 2009

In Sachen „Das richtige Ende finden“ sind Robbie’s ehemalige Buddies von Oasis dann eher das komplette Gegenteil. Jahrelang gab’s so häufig Zoff zwischen den beiden Gallaghers, dass das vorzeitig endgültige Ende letztes Jahr dann natürlich zu keinem Zeitpunkt überraschte, aber irgendwie doch keiner mehr damit rechnete, weil Oasis zu diesem Zeitpunkt eh nur noch eine gut geölte Nostalgie-Maschine waren, die zwar in den letzten Jahren stets immer mal wieder tolle Songs, wie „Stop Crying Your Heart Out“ oder „Falling Down“ veröffentlichte, aber stets mit der Bürde ihrer absoluten Hochphase in den 90ern leben musste. Die Band hatte das, bei aller Ironiefreiheit, längst kapiert und spielte in den letzten Jahren immer wieder die Songs, die eine ganze Generation von Menschen geprägt hatte. Auch ohne ein Gespür für die damalige Zeit, sind „Champagne Supernova“, „Roll With It“ oder „Live Forever“ unkaputtbare Hymnen für die Ewigkeit und Popdokumente einer Zeit des Aufbruchs und Neuausrichtung. Kaum zu fassen, wie die Zeit verflogen ist. Das ehemalige Label hat nun noch mal schön alle Hits zusammengepackt, nachdem die Compilation „Stop The Clocks“ vor einigen Jahren eher Fan- und Bandfavoriten vereinte. Damals sträubte sich die Band dagegen. Jetzt kann die alte Kuh aus Manchester gemolken werden. Geld stinkt ja bekanntermaßen nicht. In naher Zukunft werden sich dann Noel Solo und Liam mit dem restlichen Oasis versuchen, aus dem immer noch fallenden Schatten zu befreien. Vielleicht nur um am Ende einzusehen, dass sie zusammen eigentlich ganz gut funktionieren. Bei diesen beiden weiß man ja bekanntlich nie.

Zum Anhören ... "Some Might Say" (1995)

Sonntag, 24. Oktober 2010

rhododendron's ranking ... 42/ 2010

An diesem sonnigen Herbstsonntag können sich die Foals mal wieder entspannt zurücklehnen. Bereits zum fünften Mal in Folge steht „2 Trees“ an der Spitze des Rankings und geht damit zum Ende des Jahres nochmal auf Rekordjagd. Damon Albarn meint da aber noch, ein Wörtchen mitreden zu können, denn sein Pop-Projekt Gorillaz veröffentlicht zusammen mit Sängerin Daley eine brandneue, extremst eingängige Single namens „Doncamatic“, welche es in dieser Form noch nichtmal auf dem diesjähirgen Album „Plastic Beach“ gab. Dafür gibt’s direkt Platz 2. Ebenfalls eingängig sind die Kisses, deren Debüt-Album „The Heart Of The Nightlife“ nun endlich erscheint und die mit der neuen, selbstbetitelten Single gleichmal die Acht entern, wenngleich die letzte lediglich zwei Plätze weiter unten anzufinden ist. Nicht schlecht für eine neue Band, aber ich steh halt auf diesen sommerlichen Popsound. Etwas weniger sommerlich geht’s dann im neuen Hochglanz-Video der Hurts zu. Da überwiegen eher die raue See und der bewölkte Himmel. Dennoch sehr anständig, dieses „Stay“, wenngleich es natürlich kein zweites „Wonderful Life“ darstellt. Immerhin Platz 15. Ist ja auch schon mal was.

01.( 01 / #5 ) Foals “2 Trees”
02.(NEW/ #1) Gorillaz ft. Daley “Doncamatic”
03.( 03 / #2 ) Take That “The Flood”
04.( 02 / #6 ) Kings Of Leon “Radioactive”
05.( 05 / #3 ) Crystal Castles “Baptism”
06.( 06 / #4 ) The Ting Tings “Hands”
07.( 04 / #5 ) Pin Me Down vs. Co-Pilots “Curious”
08.(NEW/ #1) Kisses “Kisses”
09.( 08 / #2 ) Paul Smith “Our Lady Of Lourdes”
10.( 09 / #10) Kisses “People Can Do The Most Amazing Things”
11.( 07 / #8 ) Arcade Fire “Ready To Start”
12.( 13 / #2 ) The Wombats „Toyko (Vampires And Wolves)“
13.( 10 / #7 ) Cee-Lo Green “Fuck You!”
14.( 11 / #7 ) Fotos “Mauer”
15.(NEW/ #1) Hurts “Stay”
16.( 12 / #6 ) Marina And The Diamonds “Shampain”
17.( 15 / #2 ) Kele “On The Lam”
18.( 18 / #3 ) British Sea Power “Zeus”
19.( 16 / #11) Interpol „Barricade“
20.( 17 / #5 ) Delorean “Real Love”





Mittwoch, 20. Oktober 2010

[Neues] James Blake - Limit To Your Love

Der Minimalismus von The XX scheint endlich die ersten Kinder zu gebären. Ein schönes Beispiel haben wir hier mit James Blake aus dem Vereinten Königreich und seiner Jazz/Dub-Mischung Limit To Your Love.
Der Gesang erinnert stark an Antony Hegarty (Antony And The Johnsons). Die Musik ist zweigeteilt, einerseits der klassische Soul-Teil; anderseits ein ziemlich heftiges Bassgewummer, was den Song nahe an den guten alten TripHop ranbringt. Dazu ein träger, sporadischer Beat, minimale Instrumentierung mit Klavier oder Bass und die kleine feine reine Melodie, wunderschön intoniert.
Dazu noch ein faszinierendes Video, in dem eigentlich Nichts passiert, das man sich aber dennoch gerne dreimal hintereinander anschaut.
Minimalismus also visuell und auditiv, aber gleichzeitig ein brillantes Liedschreib-Niveau. So muss das sein!



PS.: Der Song ist im Original von Feist (vom Album The Reminder), wie ich mich gerade belehren lassen musste. Das tut dem Ganzen aber kein Abbruch. Diese Interpretation ist trotzdem ein Geniestreich.

Montag, 18. Oktober 2010

Stachelkind

Cover

Mal wieder Zeit für komische Musik. Also jetzt nicht im Pop-Sinne. Sondern eher im Indie-Sinne. Aber wenn Kollege rhododendron im vollen Ernst Take That bespricht, kann man auch mal ein Wort über I Blame Coco verlieren. Ihr Album The Constant wurde mit Schützenhilfe des Majors Island auf den Markt gehauen und ist ein gefälliges Electropop-Album, das ganz auf den Zeitgeist zugeschnitten ist und auch durch einige bemerkenswerte Titel gefallen kann.

Um das gleichmal hinter uns zu bringen: I Blame Coco ist eine britische Künstlerin namens Eliot Paulina Sumner. Der erfahrene Musikhörer wird bei dem Nachnamen auch prompt hellhörig werden. Und richtig: Kein großes Geheimnis – es ist die Tochter eines gewissen Gordon Sumner, besser bekannt unter seinem dämlichen Künstlernamen Sting.
Was verbindet deren Musik? Nix. Der Nachwuchs macht solche Musik, wie sie heute erfolgreich ist. Der Vater solche, wie sie heute die jungen Menschen größtenteils nicht mehr interessiert. Was aber weitergegeben wurde, ist definitiv eine sehr angenehme Rauigkeit der Stimme, die Coco sehr deutlich von anderen Konkurrentinnen im “Mädels machen Electropop”-Sektor abhebt. Sie klingt erwachsen, selbstbewusst und gleichzeitig sehr attraktiv und warm. Da hört man gerne mal länger hin.
Ob auch ein gewisses Talent im Songwriting ein dominantes Gen im Erbgut ist, lässt sich hier nicht hundertprozentig schlüssig bewerten. Fraglos sind ein paar feine Titel unter den 13 Tracks, die allerdings auch zum Großteil Hilfe von professionellen Liederautoren, wie Steve Kipner (u.a. Physical von Olivia Newton-John) oder Klas Åhlund (früher bei Teddybears STHLM) erhalten haben. Die beiden Titel, für die Miss Sumner allein Credits bekommt – Quicker, mit seinem erstklassigen Rave-Piano kann gefallen; der entspannte Reggae No Smile ebenso – sind durchaus nicht zu verachten. Andere Sachen, kann man getrost unter den Tisch fallen lassen: Party Bag, Turn Your Back On Love oder das abschließende It’s About To Get Worse sind nur langweilig bis nervig. Hervorzuheben sind außerdem das zweite Reggaestück Only Love Can Break Your Heart mit seiner hypnotischen Melodie (das übrigens tatsächlich etwas an den Englishman in New York erinnert und im Original von Neil Young stammt), Caesar (featuring der unvermeidlichen Robyn, Single No.1) und natürlich das ganz und gar fabelhafte Eröffnungsduo Selfmachine (Single No. 2) und In Spirit Golden (Single No. 3). Das sind richtig gute Werke, die auf durchaus das Potenzial zum Hängenbleiben haben.
Die Musik? Synthies, Drumcomputer eine vereinzelte Gitarre – nix Auffälliges, nix Schlechtes. Lieder um die dreieinhalb Minuten. Die Beschreibung Electropop wurde hier quasi einmal über 45 Minuten durchexerziert. Muss man nicht mögen, muss man nicht kaufen. Man muss allerdings auch nicht, wenn es im Radio kommt – was recht wahrscheinlich ist -, zwangsläufig umschalten. Die Lieder kann man genießen.

The Constant erscheint am 02. November.

Hörbeispiel: In Spirit Golden

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Kurz und Bündig - 07/2011
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