Ausgehen

Dienstag, 25. August 2009

Tanz auf der Trauerfeier

Das Highfield in Hohenfelden sagt „Auf Wiedersehen“ und ich winke mal zum Abschied mit. Ansonsten the same procedure as every year. Ein musikalisches Kondolenzschreiben…

PS: Die hier zu sehenden Fotos stammen alle von der Homepage der TLZ. Da gibt’s auch noch dutzende mehr. Einfach hier klicken…


Akzeptanz und Gelassenheit sind einige der absoluten Vorzüge des “Alters”. Und ja, ich sage „Alter“, obwohl ich vergangenen Monat „erst“ 25 geworden bin. Na jedenfalls entwickelt man da eine gewisse Entspanntheit, was Dinge angeht. Vergangenes Jahr habe ich meine Highfield-Review noch mit ausgiebigem Schimpfen über die Ideenlosigkeit klassischer Rockmusik und die Prolligkeit vieler Festivalbesucher eröffnet. Und um das gleich mal vorauszuschicken: Geändert hat sich daran nicht wirklich etwas. Warum auch? Das Prinzip „Rockfestival“ funktioniert seit Woodstock vor fast exakt 40 Jahren bestens und meist immer gleich. Also zelebrierte man den gepflegten bzw. ungepflegten Eskapismus mit viel Bier, viel Gegröle, viel Gitarren und noch mehr Bier. Wenn Jimi Hendrix das noch erleben dürfte. Dennoch, und das sei dem Festival hoch angerechnet, geht es im Allgemeinen immer recht friedlich und harmonisch zu. Entspannte Idiotie, die irgendwie ansteckt. Fernab der Zivilisation am Stausee Hohenfelden kann man mal endlich all das machen, was normal an Schule, Uni oder Arbeitsstelle nicht geht. Arbeit Nervt halt! Wo waren eigentlich Deichkind an diesem Wochenende? Und so setzt sich das Publikum aus einem bunten Haufen unterschiedlichster Charaktere zusammen. Vom hippen „Ich-komm-aus-Berliiiiiin“-Indie-Starlett bis zum Dorfproll in Camouflage-Badeshorts findet man hier alles vor. Von denen die sich ganz zeitig schon aufs Festivalgelände begeben bis zu denen, deren Alkoholpegel bereits vor 20 Uhr auf bedrohlichem Level ist und die den Zeltplatz teilweise während des ganzen Wochenendes nicht verlassen. Bester gehörter Satz in diesem Kontext: „Hä? Ihr geht euch Musik anschauen? Ihr seid ja spießig!“ Ja, ich bin spießig, aber in dem Zusammenhang steh ich dazu. Selbst-Profilierung bei 25.000 elektrisierenden Besuchern ist auch ein recht schwieriges Unterfangen, also lass ich’s gleich sein. Deshalb geht’s mit uncooler aber zweckmäßiger Billig-Regenjacke (die zum Glück nicht wirklich benötigt wurde) am Freitag schon gegen Nachmittag aufs Gelände.

Erster Anlaufpunkt des Wochenendes war Get Well Soon. Seit dem Erscheinen Anfang 2008 ist der Wahl-Münchner Konstantin Gropper mit seinem Projekt fast ununterbrochen on the road, wie man so schön neudeutsch sagt. An ihrer Kraft und Intensität haben diese Songs aber nach wie vor nichts verloren. Noch immer ist „I Sold My Hands For Foot, So Please Feet Me“ ein unglaubliches Monster von Song. Höchste Zeit, dass ich mir das Album nochmal anhöre. Ansonsten ist die Show aber relativ unverändert gegenüber 2008 und da es keine neuen Songs gab, darf man gespannt sein, was denn Album Nummer Zwei, wann auch immer es kommt, zu bieten haben wird. Bei den Wombats freu ich mich darauf nicht wirklich. Die spielten im Anschluss ihren very british Indie-Poprock von der Stange und da grad nichts anderes lief, schaute ich halt mal hin. Und an ihrer Überflüssigkeit haben die aus meiner Sicht auch nach wie vor nichts verloren. Das Debüt, dessen seltsamer Name mir gerade entfallen war, bot außer den recht ordentlichen Hitsingles kaum Weiterhörenswertes. Und die neuen Songs… Gut, die konnte ich als solche nicht identifizieren, aber na ja. Der Mehrheit im Publikum hat’s gefallen und das ist ja auch okay. Aus den Ohren aus dem Sinn. Ich möchte ja nicht sagen, dass dies bei Wilco im Anschluss ähnlich war. Aber die waren mir vorher nur vom Hörensagen ein Begriff. Und von der Tatsache, dass sie im Altherren-Musikjournalismus des Rolling Stone Magazins immer hochgelobt werden. Hmm, ob dies ein gutes Kriterium ist? An sich aber ein solides Set, welches die Band aus Chicago abliefert. Und angesichts der Wombats und der ewig gleichen Mainstream-Rock-Beschallung durch die Hosen, Ärzte oder Beatsteaks auf dem Zeltplatz war dieser ur-blusige US-Folkrock (darf man das so beschreiben, liebe Wilco-Fans?) eine gelungene Abwechslung. Gute Band! Doch natürlich dienten Wilco nur dazu, sich einen guten Platz zu sichern. Von diesem konnte man sich anschließend das Heimspiel des Erfurters Clueso mit samt Band anschauen. Und das war mal richtig überraschend. Überraschend gut nämlich. Schon beeindruckend, welch erstaunliche Entwicklung dieser kleine Lausbub in den letzten Jahren genommen hat. Vom kleinen Hip Hopper hin zu einem der interessantesten und sympathischsten Popstars des Landes, dessen musikalisches Spektrum mittlerweile recht vielseitig angelegt ist.

Und Songs wie „Gewinner“ sind halt einfach mal gute Songs. Das sieht die Mehrheit der Leute an diesem Abend genauso und macht es dem jungen Mann leicht. Kein Wunder, ist er doch der einzig brauchbare Popstar des Bundeslandes und damit auf der sicheren Seite. Die Masse geht gut ab und kann wortgenau mitsingen. So werden gerade die Balladen, wie das wunderbare „Chicago“ zu einem echten Gänsehauterlebnis. Spätestens, wenn er als Zugabe das ruhige „so sehr dabei“ als Schwanengesang auf das Highfield anstimmt. Denn das Festival muss ja bekanntlich den Stausee Hohenfelden räumen. Zu groß sind die Schäden für die Bauern und den See. Na ja, irgendwie unnütz. Aber na gut, zurück zur Musik. Eine erstaunlich souveräne Darbietung von Clueso war das allemal. Grönemeyer kann schon mal in Rente gehen. Jedenfalls war ich jetzt gut eingestimmt um meine persönliche Haupt-Wunschband des Tages, nämlich Maximo Park, die im Anschluss spielten. Seit jeher eine meiner Lieblingsbands, die es geschafft hat, seit 2005 drei sehr gute Alben unters Volk zu bringen. Auch das neue Album, „Quicken The Heart“ ist wieder so eins, auch wenn man das nicht sofort hören mag. Los ging’s aber erstmal mit „altem Scheiß“, nämlich „Graffiti“ vom Debüt. Da war die Hütte schon am Abhotten. In den nächsten 70min gab’s dann ein buntes Set aus allen Alben. Dazu neben einer solide spielenden Band (wie immer ein humorvoller Anblick: Keyboarder Lukas) wie immer ein herrlich aufgedrehter Paul Smith. Die Frontsau, wie immer, im stilsicheren Anzug und auf 180. Er wirbelt herum, feuert das Publikum an, zuckt und tanzt und schafft es dabei immer noch mit allerhand pathetischen Gesten diese wundervollen, kleinen Poprock-Songs zu singen. Ach, und was für welche… „The Kids Are Sick Again“, „Books From Boxes“, „Going Missing“ oder die tolle neue Single „Questing, Not Coasting“… alle waren sie dabei. “The Coast is always changing” wäre die Krönung gewesen, dafür gab’s aber überraschenderweise das kunstvolle, ruhige „Acrobat“ vom Debütalbum. Eine tolle Vorstellung, wenngleich der Sound nicht so berauschend war. Hmm, das übliche Problem in der ersten Reihe. Deshalb, und weil’s etwas zu voll wurde, ging ich im Anschluss nach hinten, um mir den Hauptact des Tages, die <bArctic Monkeys anzuschauen. Diese kamen pünktlich zur Geisterstunde um Mitternacht auf die Bühne und überraschten auf ganzer Linie. Die jungen Herren aus Sheffield scheinen angesichts des neuen Albums „Humbug“ wirklich ein wenig reifer geworden zu sein. So begnügt man sich an diesem Abend nicht damit, dem Publikum zu geben, was es haben möchte. Die Songs des kultigen Debütalbums kann man an ein paar Fingern abzählen. Das totgespielte „I bet you look good on the dancefloor“ wird widerwillig gespielt, aber auf “When the Sun goes down” wird bspw. komplett verzichtet. Interessant. Dafür gibt’s zu großen Teilen die etwas ruhigeren und verworrenen Songs des neuen Albums „Humbug“. Großes Tennis, das beweist, dass die Band mehr drauf hat als Wombats-ähnliche Disco-Songs zu schreiben. Die Ambitionen des Quartetts kommen weiter hinten nicht so sehr an, aber vorn ist der Applaus größer. Ich persönlich freue mich über persönliche Favouriten, wie „If you were there, beware“ vom letzten Album und so viel Mut. Wortkarg waren sie schon immer. Das ist okay. Und auf jeden Fall macht es immer noch Spass, „Humbug“ zu hören und dabei die Songs zu entdecken. Ein mehr als gelungener erster Tag ging deshalb zu Ende. Und ich war dann sogar so uncool, dass ich am Partyzelt und dem x-ten Mal „Hello Joe“ vorbei ging um mich direkt ohne Los Richtung eigenes Zelt zu begeben.

Kurz war die Nacht dann allerdings trotzdem. Is ja immer so. Da hilft nur eins! Aufstehen, Weitertrinken, Weiterfeiern! Oder so ähnlich. Während viele noch ihren Rausch ausschliefen gings gegen Nachmittag ganz entspannt aufs Festival um noch ein paar musikalische Highlights zu finden. Spinnerette war sicher keines davon. Die US-Rockband um die frühere Distillers-Frontfrau Brody Dalle macht so absolut nichtssagenden US-Alternative-Rock, dass man ihr deshalb gar nicht böse sein kann. Oh, und ich hab gelernt, dass sie mit Josh Homme verheiratet ist. Dennoch hab ich hier erstmal weiter hinten etwas gechillt. Danach wollte ich allerdings munter werden, wozu sich die mexikanische Band Panteon Rococo bestens eignete. Ein luftig leichter aber enorm tanzbarer Mix aus Rock, Pop, Ska und lateinamerikanischen Klängen machte Bock auf Arschwacklen, Händeklatschen und andere Bewegungsspielarten. Eigentlich nicht so Musik, die ich privat höre, aber in diesem Fall einfach genau richtig an diesem schönen, warmen Sommertag. Und es macht immer Spass eine Band mit Spielfreude zu sehen. Im Prinzip dass, was letztes Jahr an gleicher Stelle Gogol Bordello für mich waren. Diese musikalische Vielfalt an unterschiedlichen Rockspielarten ist ja auch ein großer Pluspunkt dieses Festivals. Denn wo bekommt man schon mexikanischen Rock gefolgt von deutschem Indierock? Im Anschluss standen nämlich die unverwechselbaren Tomte auf dem Spielplan, zu denen ich in den letzten Jahren eine innige Liebe entwickelt habe. Zum einen, weil sie ganz wunderbare Popsongs in unpeinlicher deutscher Sprache schreiben und zum anderen, weil Bandleader Thees Uhlmann einfach so’n Vollsympath ist. Auch an diesem Tag. Das Set beginnt mit einem kurzen Akustik-Cover von „Human“ von den Killers (!) und mündet dann gleich in die famose „Schönheit der Chance“. „Alles real, nix fake!“ propagandiert Uhlmann. Danach spielen Tomte ein solides Set aus ihren größten Hits, bei dem das Publikum gut mitgeht und mitsingt. Ach, und einen Flashmob gab’s. Ist aus dem eigentlich was geworden? Ich hab mitgemacht, mich trifft keine Schuld. Und ganz nebenbei gibt sich Uhlmann, der „Godfather of german Indie-Rock“ (O-Ton: Ich) als Anekdotenerzähler, der von nächtlichen Badeunfällen berichtet und gegen die NPD wettert. Hinter mir schreien einige „Langeweilig!“, aber so isser halt. Eine Figur, an der sich die Geister scheitern. Ein toller, leider zu kurzer Auftritt der Band. Die Überpünktlichkeit brachte mich aber dazu endlich mal einen Abstecher drüben ins Zelt zu wagen, wo ich dann noch die ersten Songs von Metric mitbekommen sollte. Die Band um die extrem attraktive und extrem talentierte Emily Haines spielte vor vollem Haus bzw. Zelt und schien, wie ich mir später sagen lies, das Publikum gut im Griff zu haben. Mir war’s dann leider etwas zu voll und ich entschloss mich wieder Frischluft zu schnappen, um einen lauschigen Sonnenuntergang am See zu genießen. Die Musik dazu lieferten Vampire Weekend, die mir mit ihrem selbst betitelten Debüt mein persönliches Sommeralbum für 2008 bescherten. Was gibt es also mehr, als die Kombination Sonne und Vampire Weekend auch an diesem Abend zu genießen? Gespielt wurden alle relevanten Hits des Debüts und schon einige sehr vielversprechende Vorboten des Nachfolgers. Das Publikum wurde im Verlauf der Performance zusehens munterer und interessierter, wenngleich man natürlich primär auf den Mini-Hit „A-Punk“ wartete. Aber auch „Blake’s Got A New Face“ funktionierte ganz gut. Ein sehr stimmungsvoller, kurzweiliger Auftritt. Danach war allerdings die Sonne untergegangen und die Party sollte richtig losgehen. Dafür eignet sich Deutschlands landeseigner Punkrock-Stimmungsmacher Farin Urlaub natürlich bestens. Dieser enterte kurz nach halb 9 mitsamt seinem Racing Team die Hauptbühne und wurde da wärmstens empfangen. Die Masse des Publikums ist bei einem Farin Urlaub Gig mittlerweile eh ähnlich dem eines Ärzte-Auftritts. Kaum ein Ärzte-Fan, der nicht auch Farins Solo-Zeug mag. Umgedreht gibt es das sowieso nicht. Immerhin gehen auch die größten Ärzte-Hits auf das Konto von Jan Fedder aka Herr Urlaub. Und einen großen musikalischen Unterschied zu seinen Solo-Sachen kann ich auch nicht ausmachen. Das bleiben schmissige, eingängige und ungefährliche Poppunk-Songs, wenngleich der Bläseranteil bei den Solosachen größer ist. Textlich widmet sich Urlaub ebenfalls den begehrten Themen Liebe/ Gesellschaft und Schwachsinn. Vielleicht ne Spur ernster, das macht vielleicht das Alter. Kein Wunder dass dieser blonde 45jährige Berliner mit den nie langweilig werdenden „Teen Angst“-Themen nach wie vor eine breite Altersschicht anspricht. Als die Band mit Spielen beginnt, geht ordentlich die Post ab. Vielleicht etwas zu sehr. Ärzte-Fans moshen halt gern. Vielleicht etwas zu viel für meinen Geschmack und vielleicht auch für den von Herrn Urlaub, der das Konzert kurz unterbricht um das Publikum zum Friedlichsein zu animieren. Sehr löblich! Is mir dennoch etwas zu viel Kampf und zu wenig Konzert, also geh ich ein wenig weiter hinten. Da ist die Stimmung auch gut, aber man kann noch atmen und bekommt nicht die schwitzenden Körper irgend welcher halbnackter Farin-Fans hautnahe zu spüren. Das Racing Team spielt einen fulminanten Auftritt und macht Spass, auch wenn es mir als Laie schwer fällt, da was auseinander zuhalten. Dennoch gute Arbeit, doch mich zog es noch kurz rüber ins Zelt um da noch ein paar Songs der viel umjubelten Maccabees mitzubekommen. Bisher waren die mir nämlich bis auf den Namen relativ fremd, muss ich sagen. Hört sich nach nettem Indierock an. Sänger Orlando Weeks trifft in etwa die Stimmlage eines Win Butler (Arcade Fire) und hat die Gitarre soweit oben hängen, dass man ihm fast Bela B. auf den Hals hetzen möchte. War irgendwie nett, aber nicht sonderlich spektakulär. Müsste man vielleicht noch mal reinhören. Danach war ich allerdings definitiv bereit für eine Pause, am besten in Form eines guten Dresdner Handbrotes. Yammi! Also entspannte ich ein wenig im Coca Cola Soundwave Tent (immer noch furchtbarster Name der Welt) während der Umbaupause. Draußen spielten The Offspring, die ich mir aber erspaarte. Vor zehn Jahren wäre ich da vielleicht hingegangen, aber heutzutage gibt mir das nix mehr. Während die anderen also noch in nostalgischen Erinnerungen schwebten, genoss ich die kurze Erholung, um dann im Zelt mal kurz aus der Lethargie gerissen zu werden. Und wie! Die letzte Band des Abends sollten da nämlich die wunderbaren Baddies sein. Ich meine, im Prinzip ist diese ganze Indie-New-Wave-Rock-Welle aus England ja seit einiger Zeit tot und ich persönlich bin all dieser Franz-Ferdinand-Klone langsam überdrüssig. Aber an diesem Abend kommt diese Band auf die Bühne spielt innerhalb einer Stunde ein famoses Set aus kantigen, schroffen Post-Punk-Songs, die gleichzeitig schroff, wie druckvoll, wütend wie eingängig sind. Keine Ahnung, wie es diese Band geschafft hat, aber für einige Momente fühlte es sich an, als sei dies die Entdeckung des nächsten großen Dings! Und dabei meine ich die Joy-Division-Größenordnung! Das relativiert sich natürlich im Laufe des Auftritts wieder, aber in diesem Moment war ich vollkommen überwältig von ihrem energetischen punktgenauen Rock und dem Auftritt der Band. Die sahen zwar alle aus wie Versicherungsvertreter, legten sich aber ordentlich ins Zeug. Besonders Lead-Sänger Michael Webster, welcher den zappelnden Gitarrenroboter gibt und eine mit durchstechenden Blick ins Mikro schreit. Nach all dem Mainstream-Rock des Festivals oder auch all dem Elektro-Kram, den ich zuletzt auf dem MELT! gehört hatte, war diese Band irgendwie erfrischend für meine Ohren und Beine. Schroff, aber schön und mit ansprechender Direktheit. Ob sich das auch auf der bald erscheinenden Debütplatte „Do The Job“ so gibt, bleibt abzuwarten, aber an diesem Abend waren die Baddies für knapp 60 Minuten für mich die wichtigste und beste Band der Welt! Und das ist ein Gefühl, an das ich mich gern zurückerinnere. Damit hat auch dieser Festivaltag einen gebührenden Abschluss gefunden. Die Baddies bedanken sich dafür, dass ihre Zuschauer sich neuer Musik öffnen, was natürlich einen schönen Kontrast du den draußen aufspielenden Faith No More darstellt. Die Band hatte ihren musikalischen Zenit sowieso schon hinter sich gelassen, als ich angefangen habe, aktiv Musik zu hören. Ist zwar schön, dass die sich damals 1998, als das Highfield das erste Mal stattfand auflösten und nun pünktlich zum letzten wiederkommen, aber es stellt sich einem einfach die Frage: Wer braucht diese Band 2009 noch bzw. wieder? Cross-Over? Himmelherrgott… Mike Pattons Solosachen waren da ja wesentlich interessanter. Hier wirkt die Band wie eine alte Kirmesband, die ihre alten Kamellen spielt. Immerhin passen die trashigen Anzüge dazu. Zwischendurch beschwert sich Patton, welcher mittlerweile ein wenig aussieht wie Robert Downey Jr., warum denn das Publikum nicht komplett austickt. Vielleicht, weil es zu wenig Grund dazu gibt. Meine Generation kann damit einfach nichts anfangen. Vielleicht wenn ich 5 Jahre älter wäre, aber so besitzt diese Band einfach Null Relevanz und ich verzieh mich nach kurzem Gastspiel wieder Richtung Zeltplatz.

Und wo wir gerade bei seltsamen 90er-Jahre-Band-Revivals sind… da schlag ich doch spontan gleich die inhaltliche Brücke zum Sonntag und Deutschlands Antwort auf eben dieses Revival: Selig! Die sollten an diesem noch heißeren Abschlusstag für mich die erste Band des Tages sein. Allerdings tut der Vergleich mit Faith No More hier ziemlich hinken. Immerhin sind Selig nicht nur mit neuen Kamellen am Start, sondern haben ein neues Album mit dabei, welches beim Publikum sehr gut ankommt. Die Altersschichten scheinen auch etwas durchmischter zu sein, als am Vorabend. Und so spielt man bspw. „Ist es wichtig?“ als sperrigen Anfang oder die Allzweck-Schmuseballade „Ohne dich“, welche auch nach 15 Jahren immer noch einer der besseren deutschsprachigen Songs ist und vom Publikum ordentlich intoniert wird. Frontmann Jan Plewka hat sich farblich unter das Motto „rot und eng“ gestellt und genießt das Comeback sichtlich. Also, schlecht war das nicht, muss ich sagen. Gute Vorstellung! Danach erstmal Pause. Generell ist dieser Sonntag relativ ereignisarm und dient eher zum entspannten Ausklang meinerseits, was angesichts der Vortage durchaus okay ist. Also legt man sich auf den leicht verdorrten Rasen, während im Hintergrund die furchtbaren AFI einen undeutbaren Scheiß zusammenspielen. Anschließend spielen Apocalyptica aus Finnland und das gar nicht mal so schlecht. Ich meine, die machen Cello Metal… das ist so dämlich, dass man es schon wieder gut finden muss. Außerdem sehen die Typen aus, wie direkt aus „World of Warcraft“ entsprungen. Gespielt wird ein Mix aus Metallica-Covern und ein paar eigenen Songs. Klassik-Einsprenkler inklusive. Macht eigentlich Laune und es rockt recht gut. Als am Ende „Enter Sandman“ gespielt wird und das Publikum dazu den Gesang übernimmt macht das einfach nur Spass. Es ist das 200. Konzert der aktuellen Apocalyptica-Tour und auch das Letzte. Ein würdiger Abschluss, würd ich sagen. Recht unterhaltsam, privat aber nichts für mich. Nichts mehr für mich sind dann im Anschluss die Deftones, die ich mir aber, auch bedingt durch meine kurze aber intensive Teenager-Nu-Metal-Phase gern noch mal anschaue. Der alten Zeiten wegen. Wenngleich die Deftones immer die gute Seite dieses furchtbaren Kurzzeit-Genres repräsentierten. Offen für Experimente und bekannt für den charismatischen Sänger Chino Moreno, der es schafft binnen Sekunden von wütendem Geschrei auf zerbrechlichen Gesang umzuschwenken. Auch 2009 klappt das noch und die Band kommt gut an, spielt am Ende das unverwüstliche „Change (In The House Of Flies)“, sowie „Back in School“. Herrlich altmodisch! Ich hätte mich noch über „Digital Bath“ gefreut. Na ja, schöne Sache zum Erinnern. So ähnlich müssen sich die Faith No More-Fans am Vorabend gefühlt haben. Danach lief erstmal eine Weile nichts. Im Zelt spielten Blitzen Trap schrulligen Südstaaten-Rock der Marke „Okay“, während Rise Against auf der Hauptbühne die Massen zu austauschbarem US-Krach-Punk zum Toben brachten. Das ich vorher noch nie etwas von der Band gehört hatte beweist nur, dass ich in dem Genre nicht wirklich beheimatet bin. Nee, ich fühl mich da, ganz männlich, natürlich eher von homosexuell angehauchten Indie-Pop angesprochen! Und so sollte dieses Festival im Coca Cola Tent mit dem famosen Patrick Wolf enden! Und was für ein Ende! So hatte sich dann doch ein großer Pulk an Menschen mit Geschmack und Unlust auf Campino und Co. eingefunden, als Wolf gegen halb 10 die Bühne betrat. Und natürlich stilsicher in eine Kombination aus Gold mit… ähm… noch mehr Gold. Wolf treibt die schwule Diva mittlerweile endgültig auf die Spitze und sieht aus, als sehr er beim ABBA-Coverband-Casting bis in die letzte Runde gekommen. Ein feiner Anblick! Als er dann mit seiner akkuraten Begleitband loslegt, kann die Abschlussparty beginnen. Das Publikum gibt sich erst etwas verhalten bis verwundert, taut dann allerdings ordentlich auf und schließt sich der Spielfreude des Protagonisten an. Wolf ist gut drauf, klettert in den Bühnengraben und fast sogar ins Publikum, umarmt die Ordner und freut sich über die verschwitzte Unterwäsche, welche ihm auf die Bühne geworfen wird. Männer, wie Frauen liegen ihm in der ersten Reihe zu Füßen… vielleicht sogar mehr Männer. Das wird mit einem kleinen Strip belohnt. Und sagen wir mal so… das was da unter dem goldnen Gewand getragen wird, überlässt nichts der Fantasie. Spielend leicht schafft Patrick Wolf den Sprung durch alle Genres. Egal, ob Rock, einfühlsames Singer-Songwritertum oder einfach nur Disco… er kann alles und man nimmt ihm diese Vielseitigkeit auch zu jedem Zeitpunkt ab. Zwischendurch bedankt er sich ganz artig und verrät, dass er gerade am Deutschlernen ist. Das wird natürlich im Land der Dichter und Denker gern aufgenommen. Am Ende ist der Jubel gewaltig und es gibt noch mal eine Zugabe des erblondeten Entertainers sowie noch mal ordentlich Publikumskontakt. Ein fulminantes Ende dieses Festivals! Hatte der Sonntag doch noch Sinn!

Nach so einem geilen Auftritt wirken Die Toten Hosen auf der Hauptbühne dann gleich noch mal doppelt so lahm, wie man es erwartet hätte. Sicher, die Düsseldorfer Altpunks sind deutsches Kulturgut und ein Lied bzw. Refrain kann jeder Deutsche mindestens mitsingen, aber irgendwie ist das so gar nicht mehr meine Welt. Und das obwohl ich in jungen Jahren ein paar Songs ganz gern mochte. Aber na ja, wer halt nach 20 Jahren immer noch nicht die Schnauze voll hat von den ewig gleichen Mitgröhl-Hymnen übers Durchhalten, Herzschmerz und vor allem Alkohol, der soll sie halt feiern, die guten, alten Zeit. Immerhin ist Campino ganz locker drauf an diesem Abend. Ich könnte mir schon denken, dass der mittlerweile auch mal mehr Bock auf anspruchsvollere Sachen hätte, aber Hosen-Frontmann bist du halt auf Lebenszeit. Egal ob mit 25 oder mit 45. Muss man einfach mit! Vielleicht wär ich mit ’nem Pegel jenseits der 2 Promille auch noch mal mitgezogen… der alten Zeiten wegen halt. Aber so irgendwie nicht. Dennoch ein imposanter Abschluss, wenn am Ende tausende Leute zusammen „You’ll Never Walk Alone“ grölen. Damit ist dann aber auch endgültig Schluss! Das Highfield gibt zur Abschiedsvorstellung noch mal eine Art Best of mit den größten Hits der letzten 20 Jahre und einem Publikum von 14 bis 40. Die Blaupause eines Rockfestivals. Und natürlich soll das Highfield 2010 wiederkommen mit neuer Adresse und im Osten wie man versichert. Dennoch ist man am nächsten Tag irgendwie leicht wehmütig. Denn eigentlich ist das eine schöne Landschaft da am Stausee Hohenfelden. Und wenn man dann die Unmengen an übrig gebliebenen Müll sieht versteht man die Bauern schon ein wenig, aber schön wär’s schon gewesen, wenn man sich einen Ruck gegeben hätte. Mit der Location stirbt halt das essentielle Stück Highfield. Ob dies nächstes Jahr an andere Stelle genauso gut funktioniert bleibt fraglich. Ich hab mich jedenfalls schon mal mehr oder weniger verabschiedet. Das Highfield 2009 war, wohl auch aufgrund der überschaubaren Highlights, ein recht entspanntes Festival mit hohem Unterhaltungswert aber wenig musikalischen Offenbarungen. Und trotz des Umzugs werden sicher auch im nächsten Jahr viele Menschen kommen, um den guten alten Zeiten bzw. dem hemmungslosen Eskapismus zu frönen. Und das ist ja auch okay so. Jedenfalls wurde die Trauerfeier 2009 eher zum Besäufnis als zur Beerdigung. Das Leben geht halt weiter. Dann sag ich mal: Bis zum Festivalsommer 2010. Egal, wann oder wo genau.

Montag, 27. Juli 2009

Let's do something real . . .

Einmal mehr schlagen Delphic zurück, jene spannende, neue britische Band, die mich dieses Jahr bereits live zweimal verzücken konnte (siehe den jüngsten MELT!-Bericht). Hinzu kommt mit "Counterpoint" einer der stärksten Songs des Jahres, dem nun Ende August die neue Single "This Momentary" folgt. Und außerdem hat man ein Debüt-Album in der Mache, welches von keinem Geringeren als Ewan Pearson produziert wird. Elektrisierender Rave-Pop, der ganz an die alten Zeiten erinnert. Dem fröhnt auch das neue Video, welches ein paar Hochglanzimpressionen des zerfallenen Osteuropa zeigt. Mehr 90er geht gar nicht. Dennoch befinden wir uns im Jahr 2009 und die Ewartungshaltung an's Debüt dieser Band steigt einmal mehr an! Schön, wenn es das noch gibt!

Mittwoch, 22. Juli 2009

Don't look back in Anger /// Das MELT! 2009 - Teil 02

Fast schon zu viel Eindrücke, um sie alle hier wiederzugeben. Der zweite Teil meiner musikalischen Festival-Zusammenfassung.

Der Morgen nach der Sinnflut war dann zur allgemeinen Neuorientierung geeignet. Nach der Inventur musste es halt weitergehen. Der Pavillon wurde mit Tape und Ersatzteilen anderer, kaputter Pavillons notdürftig wieder fit gemacht, die Sachen so gut es ging getrocknet bzw. beim Super-Discounter KIK neue besorgt. Die haben übrigens sehr stylische Holzfällerhemden. Warum dafür 25 Euro bei H&M ausgeben, wenn’s da auch für 3 geht? Das nur nebenbei. Und so wurde dem durchwachsenen Wetter mit eifrig Spirituosenkonsum und gutem Humor getrotzt, so dass die MELT-Party abends weiter gehen konnte. Anlaufpunkt Nr. 1 für mich waren die Filthy Dukes um 8 auf der Gemini Stage. Auf ihrem zackigen Debüt „Nonsense In The Dark“ verknüpft das Gespann gekonnt elektronische Club-Musik mit Pop, Rock und dem ein oder anderen Psychodelic-Element. Und auch live wächst das ehemalige DJ-Gespann mittlerweile zur Band heran, auch wenn Sänger Tim Lawton noch Probleme hat, jeden Ton einigermaßen zu treffen. Zum Munterwerden taugen die flotten Beats aber auf jeden Fall, wenngleich ich im Anschluss wohl zu den wenigen Leuten gehöre, die freiwillig auf die absolute Hype-Kultband The Whitest Boy Alive verzichten. Die habe ich dieses Jahr schon gesehen und vom Hocker gerissen hat mich das nicht. Mehr als nettes Mitwippen ist da nicht drin, weshalb ich mich lieber zum wirklich schönen Strand bei der Red Bull Music Academy (dieses Produktplacement nervt!) verzog, um da erstmal gemütlich mit Getränk in der Hand im Liegestuhl die Wellen rauschen zu hören und zu beobachten, wie eine kleine Gruppe Menschen sichtlich Spass hatte auf dem noch etwas Nassen Sand zu knackigen Elektrobeats abzurocken. Laut Timetable müsste Daniel Haaksman aufgelegt haben, aber Namen sind bei den kleinen Elektro-Floors eh nur Schall und Rauch. Eine schöne Sache. Ehe man da allerdings versackt, gings weiter und zwar zum Zelt, um der wundervollen Anna Ternheim beizuwohnen. Die kleine skandinavische Elfe verzauberte das Publikum mit grundsympathischem Singer/Songwriter-Sound. Ein schöner Kontrast zu dem ganzen Elektro-Gekloppe auf allen anderen Bühnen. Auf jeden Fall sollte man sich diese Frau vormerken. Wirkt wie die unnervige Variante von Amy McDonald. Nach dem Hörgenuss sollte aber auch wieder etwas getanzt werden, weshalb ich mich zur Mainstage verzog, wo Punkt Mitternacht zur Geisterstunde Phoenix anfangen sollten. Die Tatsache, dass ich mich zwischen einer Gruppe 15jähriger britischer Fans und ein paar Deutschen Anfang 30 befand, welche jedes Wort mitsingen konnten, rief mir erstmal ins Bewusstsein, dass die Band ja jetzt auch schon seit 10 Jahren im Geschäft ist. Und von dem 5 MELTs, die ich bisher hatte ist sie mit diesem dritten Auftritt auch mein Top-Act des Festivals. Und 2009 machen Phoenix so viel Spass, wie lange nicht mehr. Denn mit „Wolfgang Amadeus Phoenix“ ist jüngst das beste Album seit ihrem Debüt erschienen. Davon wurden natürlich einige Songs gespielt. Das Set beginnt mit „Lisztomania“, dem todsichersten Hit des Jahres und surft dann ein wenig durch die Band-Historie, wenngleich ich überrascht bin, dass bspw. „Everything Is Everything“ oder das tolle „Too Young“ ausgelassen werden. Na ja, kann man nix machen. Luxusproblem auch irgendwie. Immerhin sind neue Songs, wie “Lasso“ oder „Rome“ wunderbar. Das Set endet mit „1901“, welches angesichts der Publikumsreaktionen als ein weiterer todsicherer Klassiker in die Band-Historie eingehen wird. Während des ganzen Auftrittes war das Grinsen nicht aus meinem Gesicht zu bekommen. Pop in Hochform! Irgendwann um diesen Zeitraum müssen auch MSTRKRFT angefangen haben, ihr Set auf dem Red Bull Floor zu spielen. Doch die Suche nach den beiden Kanadiern entwickelte sich eh zum Running Gag des Samstags. Aus dem ursprünglichen Plan, Freitag zu spielen wurde sowieso nix und nun wurde auch der Samstags-Slot um 2h vorgezogen. Das sagten zumindest die Info-Tafeln und kurzzeitig auch die Leute am Infostand. Doch die änderten ihre Meinung wieder und sagten: „Nee, die spielen halb 3 auf der Gemini“. Ja, schön und gut, das taten sie aber dann doch nicht. Leider verpasst aufgrund schlechter Informationspolitik bzw. doofen Personal. Ebenfalls leider verpasst habe ich dann Fever Ray, was ich mittlerweile etwas bereue, da ihr Auftritt wohl einer der besten gewesen sein muss. Stattdessen habe ich mich von der Liebe zu meiner Lieblingsband hinreißen lassen und bin zu Bloc Party an die Hauptbühne gegangen.

Ach, Bloc Party, Bloc Party! Letztendlich schloss sich hier ein Kreis. Vor 5 Jahren habe ich sie hier erstmals gesehen. Da waren noch wesentlich weniger Leute da, aber die Stimmung war super, obwohl die Band damals mit Telekom-Werbe-Leuchtstäben (ja, das gab’s auch 2005 schon) beworfen wurde. Daran sollte sich Kele Okereke später ebenfalls noch erinnern und dafür prompt mit erneutem Bewerfen bestraft werden. Ansonsten muss ich trotz meines Die-Hard-Fantums und meines insgesamt siebten BP-Gigs eingestehen, dass der Auftritt eher enttäuschend war. Sicher, die Band hat nach wie vor die besten Songs. „Song For Clay“ hat immer noch soviel Wut, „One More Chance“ funktioniert als neue Disco-Single bestens und „Uniform“ ist wie die Faust ins Gesicht all der Stylo-Möchtegern-Rockstars im Publikum. Doch die besten Songs täuschen nicht über eine schwache Performance hinweg. Zum einen war der Sound recht mies… war Russells Gitarre bei „Flux“ überhaupt eingestöpselt? Zum anderen hatte die Band keinen guten Tag. Anscheinend hatte der späte Slot um halb 2 dafür gesorgt, dass Okereke mehr Drogen als gewöhnlich eingenommen hat. Dementsprechend lasch wurde gespielt und gesungen. Teilweise hatte er auch wenig Lust drauf. Da wurde lieber das Publikum beleidigt, weil die nicht ausflippten. Hmm, bei dem Angebot verständlich. Da hilft auch kein Sprung in die Masse. Dennoch war das Ende dann für Band und Publikum versöhnlich. Dennoch nicht der Oberknaller und vielleicht sollte die Band langsam wirklich mal über eine längere Pause nachdenken.

Pausen gibt’s auf’m MELT! natürlich angesichts des dichten Programmplanes nicht, so dass im Anschluss ein Kurzbesuch bei Berlins neuem Kult-DJ Paul Kalkbrenner anstand. Ja, der Mann, aus „Berlin Calling“. Und wie der Zufall es auch wollte, ertönte gerade dann das traumhafte „Sky And Sand“ von der Big Wheel Stage, als ich da hinging. Hätte das MELT! 2009 eine Hymne gehabt, dann wäre es dieser Song gewesen! Einmal warmgetanzt ging es halb 4 morgens zurück zur Hauptbühne, wo Digitalism anfingen zu spielen und bewiesen, warum sie Deutschlands Elektronik-Import Nr. 1 sind. Da stand niemand still! Was für eine Performance! Unterstützt mit bunten Visuals und einem Schlagzeuger konnte das Duo beweisen, dass sie den Sprung vom DJ-Team zur Live-Band spielend schaffen, zumal die neuen Tracks von „Idealism“-Nachfolger auch wesentlich stärker nach Band als nach Club klingen. Dennoch wurden gerade die „Klassiker“, wie „Idealism“ oder „Pogo“ frenetisch gefeiert. Ein echtes Highlight! Schon wieder! Doch die Nacht war natürlich nicht vorbei, denn auf der Gemini sollte es noch einige Stunden weitergehen. Dort lieferten die Star-DJs Erol Alkan und Boys Noize ein gemeinsames Set voller Elektro-Bretter ab, das sich gewachsen haben sollte. Assi-Techno auf hohem Niveau! Zwar schaffte es Boys Noize nicht ganz sein mittlerweile schon legendäres 2008er-Set an gleicher Stelle zu wiederholen, aber ne ordentliche Party war das trotzdem. Zwar zeigten sich schon erste Ermüdungserscheinungen, aber immer wenn man der Meinung war, man konnte nicht mehr, baute das türkischstämmige Duo geschickt einen Knaller und eine überraschende Wendung in das Set ein, um die Masse wachzurütteln. Länger als 2 Minuten wurde eh kaum ein Track gespielt. So viel auch der Wunsch nach einer Zugabe frenetisch aus, die dann in Form alter 90er-Jahre-Klassiker kam. Und mit „Zombie Nation“ von Kernkraft 400 kann man eh nix falsch machen. Dann wurde gezeigt, wie wach das Tanzvolk um 7 Uhr morgens noch war! Was für ein Abend, was für ein Morgen! Die einzige die fehlte war die Sonne! Aber die kam dann halt am Sonntag!

Der Sonntag hat beim MELT! seit jeher die Funktion des chilligen Ausklangs nach dem Party-WE, ganz wie im richtigen Leben. Daran hat auch die Belegung mit dem Hauptact seit Björk vergangenes Jahr nix geändert. Glücklicherweise blieb es trocken, wenn auch recht windig. Und so wurde tagsüber versucht, so gut es geht wieder auf zu Kräften zukommen, insofern das ohne wirklich viel Schlaf überhaupt möglich war. Der Sonntag sollte dann ganz in Britischer Dominanz sein, was nicht verwunderlich ist, wenn man mal eben die größten Bands des Landes einlädt. Die verhielten sich okay. Klar, sind Briten etwas prolliger als andere Völker und hier Hang zum Alkoholismus ist beeindruckend. Dennoch hab ich da schon schlimmere Deutsche erlebt. All die (meist betrunkenen oder druffen) Briten, mit denen ich geredet habe, waren stets unglaublich nett und an der deutschen Sprache interessiert. Wenngleich es da eher um Wendungen geht, mit welchen man junge Frauen zum Geschlechtsakt überreden kann. Immerhin besser als nichts. Das nur zur Richtigstellung.

Da ich selber dann doch nicht so schnell aus’m Trott kam, wie ich dachte, wurde der erste Act des Tages, Patrick Wolf leider größtenteils verpasst. Lediglich „The Magic Position“ bekam ich mit und das machte Lust auf mehr von diesem lustigen androgynen Mann im Brüno-Outfit. Na ja, vielleicht an anderer Stelle. Nach einem kurzen Abstecher zum Red Bull Strand (wo man immer noch super chillen konnte), sollte es auf der Mainstage mit Glasvegas weitergehen, von denen ich dachte, sie würden mich vielleicht mit einem guten Auftritt über das enttäuschende Debüt-Album hinwegtäuschen. Doch nichts da. Die Band wird ihren Ruf als „Flop des Jahres“ einfach nicht los. „Scheißvegas“ spielten unmotiviert ihr Set runter und es wurde wieder einmal schmerzhaft deutlich, wie abwechslungsarm diese Jesus-And-The-Mary-Chain-Gitarrenwand-Schmonzetten tatsächlich sind. Die Band tritt eine Idee immer wieder breit und langweilt damit zu Tode. Und Sänger James Allan ist ein selbstverliebter Sack der nervigen Sporte. Sein scheinbar einziges Ziel bestand an diesem Tag wohl darin, Frauen für seine Umkleidekabine zu gewinnen. Das machte er allerdings mit einer Penetranz, dass ich ihm beinahe wünschte, irgendeine junge Dame würde es hinter sich bringen und sich erbarmen. Symbolhaft sein zu erwähnen, dass einige Besucher (mich kurzzeitig inklusive) bei der Performance eingeschlafen sind. Der nächste Aufreger waren dann im Anschluss Polarkreis 18 aus Dresden. Allerdings ist der Aufreger weniger die Band an sich, sondern das Publikum. Natürlich wird die Band vom coolen, hippen Indie-Volk jetzt gehasst, weil sie ’nen Nummer-1-Hit hatte. Das hörte ich nämlich viele Leute sagen. Deutschland ist natürlich das Land des Sozial- und Karriereneids. Da hat sich eine Band jahrelang wirklich nach oben gespielt und hatte auch viel Zuspruch, aber sobald sie einen Schritt weiter geht und sich einem großen Publikum öffnet (und sich dabei musikalisch treu bleibt), wird da gleich „Ausverkauf“ gebrüllt. In England wär das natürlich was anderes. Und ne Massenband, wie Bloc Party wird trotzdem abgefeiert, obwohl die wesentlich mehr verkauft als die Band aus Dresden. Is klar. Dafür haben PK18 wesentlich mehr drauf, als all die Kantes und Tocotronics dieser bunten Republik. Gegen solche Nörgler und Engstirnigkeiten muss die Band um den charismatischen Felix Räuber nun immer wieder anspielen. Doch sie schlägt sich dabei nach wie vor sehr gut und spielt mit Verstand und musikalischem Können gegen diese Wand an. Auch an diesem Sonntag. Da können die hochgestreckten Mittelfinger einiger Spasten nichts ändern. Räuber kokettiert dabei locker mit dem Ausverkauf-Vorurteil und der Applaus wird langsam lauter (auch wegen eines Exhibitionisten im hinteren Teil des Publikums). Die Show ist ansonsten perfekt durchgestylt und am Ende macht „Allein Allein“ trotzdem irgendwie Spass. Ein paar Zweifler werden Polarkreis 18 an diesem Tag wieder umgestimmt haben. Das machen sie immer. Und deshalb werden sie hoffentlich auch weiterhin diesen Weg gehen. Wir haben selten mal eine Band von internationalem Format im Land, also sollten wir uns eher freuen.

Danach übernahmen die Briten dann langsam das Zepter. Kein Wunder, denn als nächstes standen Kasabian auf dem Plan. Mit denen ist es schon eine verrückte Sache. In ihrem Heimatland spielen die psychodelischen Retro-Rocker gar nicht mehr unterhalb riesiger Sportarenen, aber hierzulande haben sie sich bisher nicht durchsetzen können. Vielleicht sind sie dafür zu britisch und zu Eigen. Ein paar gute Songs besitzen sie ja, aber insgesamt klingt das alles wie irgendwie schon zig Mal da gewesen. Allerdings wird schnell deutlich, warum Kasabian als gute Live-Band gelten. Der Sound rockt ordentlich und Frontmann Tom Meighan kann zwar nicht unbedingt optisch punkten, aber versteht es, dass Publikum zum Mitmachen zu animieren. Das klappt auch soweit ganz gut und mit Songs wie „Empire“, „Club Foot“, „Fire“ oder zum Abschluss „LSF“ hat man auch einige Crowd-Pleaser im Angebot. Dafür spendet man gern Applaus, auch wenn ich in Sachen Kasabian trotz dieses Live-Gigs hinterher nicht schlauer bin. Aber diese Gedanken verfliegen schnell, dann der Headliner wird erwartet. Und zu diesem Zeitpunkt bin ich auch in der richtigen Stimmung. Eine seltsame Mixtur aus Alkohol, Schlaf- und Hygienemangel, der Abgeschiedenheit von menschlicher Zivilisation und die fast 24stündige Dauerbeschallung mit Musik bringen mich spätestens Sonntag in die richtige Stimmung für <Oasis<. Legenden live! Alle, die gemotzt haben, das die Könige des Cool Britannia als Headliner gebucht wurden, können mich mal kreuzweise. Oasis Wert für die britische Musik der letzten, sagen wir mal, 10 Jahre kann gar nicht hoch genug gemessen werden. Im Zeitraum zwischen 1994 und 1996 waren sie ganz offiziell die größte und wichtigste Band der Welt und nach diversen schwächeren Platten sind sie heut wieder qualitätsmäßig auf einem recht guten Level zu finden. Doch die Gallaghers sind sich auch durchaus bewusst, dass sie ihren Zenit bereits vor Jahren hinter sich gelassen haben, weshalb sie an diesem Abend alles richtig machen und eine einzige Retro-Show spielen. Nur 3 Songs vom neuen Album gibt’s, ältere Platten werden komplett ausgelassen, der Großteil des Sets bedient sich bei „Definitley Maybe“ und „Morning Glory“. Und das ist auch vollkommen richtig so. Aber Noel hat ja mal vor Jahren gesagt, er ist sich absolut im Klaren, dass dies ihre besten Songs sind. Und so wird ordentlich was abgefeuert… „Cigarettes & Alcohol“, „Roll With It“, „Supersonic“, „The Masterplan“. Hit auf Hit! Die Masse freuts. Noel fragt, wer denn aus Manchester sei. Eine recht hohe Anzahl von Händen wird gehoben, was der schrullige Songwriter dem Publikum nicht wirklich abnimmt. Bruder Liam gibt stattdessen wie immer das Großmaul, welches starr und arrogant herum steht, ab und an mal jemanden grimmig anschaut und unverständliche Kommentare ins Mikrofon rotzt. Mehr muss er auch nicht. Allgemein wirkt die Band aber recht gut gelaunt. Und so millionenfach „Wonderwall“ bereits gecovert und heruntergespielt wurde, wenn die Band es zusammen mit tausenden Fans intoniert ist dies immer noch der Hammer. Und wenn Noel nur auf der Akustik-Gitarre „Don’t look back in Anger“ anstimmt, ohne dabei viel singen zu müssen (denn natürlich kann fast jeder im Publikum diesen Song auswendig), dann bekomme nicht nur ich Gänsehaut. Und dann erst noch dieses Finale. Die 90er-Jahre-Aufbruchs-Hymne „Live Forever“ hat nichts von ihrer Kraft verloren und das epochale „Champagne Supernova“ bleibt sowieso einer der größten Songs aller Zeiten. Nach dem obligatorischen Beatles-Cover zu „I Am The Walrus“ ist nach genau 90min Schluss. Mit einem letzten Jubelschrei verabschiede ich die Band, bin vollkommen fertig, wenngleich das Festival auch noch nicht ganz fertig ist. Auf der Gemini spielt Tiga die letzten Tanzwütigen in Grund und Boden. So sehr, dass das Publikum nach dem unvermeintlichen Schluss um 2 Uhr die Bühne partout nicht verlassen will und mit Stangen und Bechern anfängt, mehr oder weniger rhythmisch auf die Brüstung einzuschlagen und dabei einfach weiterzutanzen. Braucht es ein symbolträchtigeres Bild, als dieses?

Mitbekommen hab ich davon selber wenig, denn mein letzter Termin hieß dann Passion Pit, welche noch mal alle Kraftreserven im Zelt mobil machten und sich die Herzen der Zuschauer mit wunderbar hymnischen Disco-Pop eroberten. Ganze zwei Zugaben musste das Quartett aus Massachusetts spielen, bevor dann das MELT! 2009 endgültig vorbei war.

Von den Klassikern, wie Oasis, bis hin zu so heißen Newcomern, wie Passion Pit zeigt sich die enorme Spannweite und Vielseitigkeit des Festivalkonzepts. Und es ist nicht nur die Musik, auch die Menschen sind so vielseitig, wie nur möglich. Und sicher haben betrunkene Briten, Kids auf Speed und junge Mädels mit riesigen Hornbrillen (welche definitiv KEINE Brille im Alltag brauchen) auch immer einen gewissen Nervfaktor, aber all diese Menschen sind letztendlich trotzdem mehr oder weniger wegen der Musik da und schaffen es über 3 Tage hinweg ohne große Probleme miteinander zu feiern. Diese Vielseitigkeit unter einen Hut zu bringen ist sicher der faszinierendste Aspekt dieses Festivals. Und obwohl nach wie vor nicht alles perfekt war, so halte ich es ganz mit den Worten von Noel Gallagher… Ich blick nicht ärgerlich auf einige Ungereimtheiten zurück, sondern freue mich, dass mein Lieblingsfestival 2009 wieder zu alter Stärke gefunden hat. Ach, man kann ihm einfach nicht böse sein, weshalb es auch im nächsten Jahrzehnt sicher so weitergehen darf.

Dienstag, 21. Juli 2009

Don't look back in Anger /// Das MELT! 2009 - Teil 01

Rave-Overkill, der Spass machen kann. Nach dem durchwachsenen Vorjahr stimmt das MELT! Festival am vergangen Wochenende versöhnliche Töne an. Hier sind die ersten Eindrücke vom Freitag. Der Rest folgt später...“

Wenn mich einer fragt, warum ich 2009 zum fünften Mal in Folge trotz der fortschreitenden Extension des ehemalig intimen Festivals hin zum audiovisuellen Overkill, besonders durch das chaotische und schwache Vorjahresfestival symbolisiert, fahre, dem gebe ich nur eine Antwort: Liebe! Symbolisiert zum Einen durch die unkaputtbar-gute Location um die Bergbaubagger von Ferropolis und zum Anderen durch das perfekte Gespür der Macher, jedes Jahr genau die Bands einzuladen, die ich wirklich sehen will. Ich kann mich nicht erinnern, dass das MELT! in den letzten Jahren irgendwann ein schwache Line-Up hatte. Die Qualität der Quantität spricht hier für sich. Aber der Reihe nach. Und so gebe ich der einstigen Liebe „MELT!“ noch einmal eine Chance, obwohl es sich nach 2008 viel verspielt hat. Der damalige Sprung zum großen 3-Tages-Festival ging einher mit organisatorischem Chaos, maßloser Überfüllung, Drogen-Druffies und allerhand Problemen, welche bei vielen Besuchern einen faden Beigeschmack hinterließen. Es sei vorweggenommen, dass das MELT! 2009 nicht alles perfekt machte, aber vieles besser, als 2008. Gut, die Druffies gab’s immer noch und exzessiver Drogenkonsum wird immer Hand in Hand mit elektronischer Musik gehen. Ansonsten hatte man aber an einigen Kritikpunkten gearbeitet. Die Kapazitäten wurden auf 20.000 begrenzt und so war es auch wieder möglich, sich auf dem Gelände frei zu bewegen. Der unsinnige MELT!-Klub wurde abgeschafft, ein paar weniger unfreundliche Ordner eingestellt und teilweise eine bessere Informationspolitik betrieben. Teilweise!

Wer wie ich bereits Donnerstag angereist ist, wusste nicht unbedingt etwas von der Absage der Foals, welche viele sicher hart getroffen hat. Die Schweinegrippe hatte sich im Lager der Band breit gemacht. Und während für Sänger Yannis Philippakis (Achtung Wortwitz) „just another hospital“ angesagt war, sprangen die wunderbaren Delphic kurzerhand von ihrem Slot 2h nach hinten und füllten denen der jungen Fohlen. Vorher spielten noch die Cold War Kids, die aber eher nervten, obwohl ich das Debüt ganz okay fand. Dennoch einer dieser Acts, wo man sich 2 Jahre später bereits fragt, was man damals an denen gut gefunden hat. Kooks-Syndrom! Jedenfalls taten Delphic auf der Mainstage alles richtig und spielten mit ihren elektrischen Dance-Hymnen genau das richtige, um dein kleinen Haufen vor der Mainstage zum Schwitzen zu bekommen. Angesichts der subtropischen Temperaturen war dies eine leichte Aufgabe. Ich freu mich auf’s Debüt! Und dass die Band noch einige Foals-Fans unbeabsichtigt für sich gewinnen konnten, ist sicher auch nicht so verkehrt. Danach blieb erst mal kurz Zeit, das Gelände zu erkunden und sich mit diversen Neuerungen vertraut zu machen. Und dem Publikum. Das ist wie immer ein bunter Haufen, wobei da dass „bunt“ durchaus wörtlich zu verstehen ist. Vom normalen Indie-Dresscode, bis hin zum Bad-Taste-Party-Outfitt oder verrückte Verkleidungen (Captain Future war anwesend!)... jeder versucht irgendwie aus der Masse herauszustechen. Wenn dies aber Tausende Leute gleichzeitig versuchen, geht dieser Plan natürlich nach hinten los, denn SO bildet man erst recht eine Masse. Jugendkulturen sind schon eigenartig. Im Prinzip sind alle verkappte Rockstars, die diese 3 Tage nutzen, um sich mal so zu geben. Die überdrehte ADS und Web-2.0.-Generation muss halt auch mal Dampf auslassen, bevor es sich wieder mit Abitur und Bachelor herumschlagen muss. Nichts spricht gegen ein paar Tage Eskapismus zu guter Musik. Wer dafür exzessiv Drogen konsumieren muss, soll das machen. Wenn einem die Druffis um 4 Uhr morgens total daneben an der Big Wheel Stage anquatschen und ihre Klamotten nach einem Mix aus Erbrochenem und Eigenurin riechen, kann ich nur müde lächeln. Und 17jährige, die einen aufgedreht nach Speed fragen? Gottes Willen, die sollen sich mal lieber ne Freundin suchen. Aber wer’s nötig hat, hat’s nötig. Meine Droge heißt, ganz oldschool Musik (ach ja, und Alkohol, of course) und da ging’s gleich weiter mit den famosen Post-Rockern This Will Destory You im Zelt (Innentemperatur: gefühlte 50 Grad). Schön, dass auch für so spröde und vielseitige Musik immer noch Platz auf dem MELT! ist. Dementsprechend fanden sich hier auch eher der „erwachsene“ Teil des Publikums wieder. Mich persönlich zogs aber schnell weiter, weil ich mich noch mal dem anderen Teil anschließen wollte. Die Klaxons, sozusagen die Blaupause der New-Rave-Bewegung, gaben verspätet ihr MELT!-Debüt auf der Hauptbühne. Da schaut man gern vorbei, zumal auffällt, wie gut doch einige Hits aus dem 2007er Debüt „Myths of The Near Future“ waren. Nun heißt es warten auf das zweite Album, die ersten Hörproben daraus machen bereits Lust auf mehr. Vielleicht doch keine Eintagsfliege. Zwischendurch wurde die Nahrungsaufnahme am Pizzastand noch kurz mit einem Abstecher zur Big-Wheel-DJ-Stage verbunden, wo Rex The Dog ein sehr grundsolides Set hinlegte und mit seinen zackigen Retro-Beats die Masse am riesigen Kohlebagger zum Tanzen brachte. Sehr fein! Zurück zur Hauptbühne, um gleich noch die letzte Nummer der Klaxons mitzubekommen.

Anschließend ging’s nach vorn, um sich dort Plätze für die Norweger von Röyksopp zu sichern. Deren Auftritt sollte das Tageshighlight darstellen und das Publikum mitreißen. Kaum zu glauben, wozu zwei schlaksige Skandinavier an Keyboards fähig sind. Nach der sphärischen Eröffnung spielt das Duo eine Setlist voll mit allen Hits und Gastsängerin, multifunktional den Job aller weiblichen Kollaborateurinnen der Band übernimmt. Besonders die Songs vom tollen neuen Album „Junior“ überzeugen, wie die traumhafte Ballade „You Don’t Have A Clue“ oder der Disco-Traum „The Girl And The Robot“. Als sich die gute Dame dann maskiert als Fever Ray ausgibt und „Tricky Tricky“, sowie das geniale „What Else Is There?“ darbietet, ist das Weltklasse! Die Party nimmt ihren Höhepunkt, als „Only This Moment“, „Poor Leno“ (also ich hab Erlend Øye an dem Tag schon auf’m Gelände gesehen, da hätte der doch mal vorbeischauen können) sowie ein mir unbekannter, aber extrem tanzbarer, bratziger Elektro-Song das Set beenden. Richtig, richtig geil war das! Weniger geil waren im Anschluss die Crystal Castles, welche auf einer hoffnungslos überfüllten Gemini Stage „spielten“... na ja, also relativ. Außer dumpfen Beats und undefinierbarem Geschrei von Sängerin Alice hab ich auch nichts weiter vernommen. Aber anscheinend ist das die Band der Stunde. Warum auch immer. Egal, Bier geholt und weitergegangen. Waurm die Veranstalter allerdings nicht so blickig waren, die Hype-Rave-Whatever-Band der Stunde auf die Hauptbühne zu verlegen, sei an dieser Stelle mal in den Raum gestellt. Mein Ziel hieß nun aber La Roux, von denen ich gerade so angetan bin, dass ich sogar schweren Herzens die unglaublich netten und tollen Travis zurücklasse. Die vier Songs die ich mitbekomme sind natürlich toll und Fran Healey bleibt einfach der netteste Mensch der Welt. Daran ändert sich nix. Dennoch weiter Richtung Zelt. Dort betrat Elly Jackson aka La Roux pünktlich gegen halb 1 die Bühne der immer noch extrem stickigen Location, unterstützt von einem Drummer, sowie jeweils Frau und Mann am Keyboard. Die Songs vom selbstbetitelten Debüt sind allesamt schick tanzbare Pop-Ohrwürmer, Jacksons’ Stimme herrlich markant. So markant, dass sie viele natürlich auch nervt, aber es spricht ja nix über etwas Kontroverse im Pop. An diesem Abend halten jedenfalls Stimme und Haartolle, was sie versprechen. Als am Ende dann mit „In For The Kill“ und „Bulletproof“ die UK-Megahits ausgepackt werden, sind alle Ohren offen und es wird mitgesungen, so laut es geht. Wer weiß, ob La Roux eine zukünftige Pop-Konstante wird, vielleicht ergeht’s ihr ja auch so, wie mir mit den Cold War Kids, aber für 2009 hat sie die Hits auf jeden Fall auf ihrer Seite. Angestachelt davon, wollte ich natürlich weiter tanzen und bei so was eignet sich natürlich der Gang zum großen Bagger und der Big Wheel Stage bestens, wo Matthew Herbert gerade ein astreines Set hinlegte. Da lies es sich erst mal ein paar Minuten aushalten, bevor es weiter zur Gemini Stage ging, wo gerade Gossip ihren Slot beendeten. Auch hier alles hoffnungslos überfüllt. Warum spielt eigentlich gerade diese Band nicht auf der Hauptbühne? Die Single „Heavy Cross“ steht doch in Deutschland mit einem Bein in den Top 10. Jedenfalls sah Beth Ditto wieder mal sehr stilsicher aus. Unvorteilhafte Kleidung als Konzept! Die ersten Reihen dürfte es freuen. Im Anschluss wurde sich dann aber noch mehr über Simian Mobile Disco gefreut, welche ab halb 3 damit beschäftigt waren, das Publikum zum Ausflippen zu bekommen. Fitzlige und hämmernde Beats taten ihr Übriges, um dies zu garantieren. Die Masse tobte, besonders bei den Hits vom Debüt, wie „It’s The Beat“ oder „Hustler“. Und dabei turnten davon nur zwei schlaksige Keyboard-Nerds an ihren Geräten herum. Die Anti-Rockstars schlechthin sozusagen. Gefeiert wurden sie trotzdem von vielen. Der Rave-Overkill sozusagen, besonders weil aufgrund des langsam einsetzenden Regens immer mehr Leute unter die kleine Bühne drängten. Irgendwann war’s mir dann auch zu viel und da anscheinend vielen das Prinzip von physikalischer Verdrängung nicht bekannt war, ging ich lieber davor. Regenjacke an und weitergemacht. Auch wenn’s irgendwann nicht mehr ging. Denn was pünktlich zum Ende des Disco Duos da vom Himmel kam, war ein Guss, wie man ihn in dieser Form selten erlebt. In den nächsten zweieinhalb Stunden regnete es dauerhaft mit einer Intensität und Niederschlagsmenge, die selbst den härtesten Briten überraschen durfte. Alle weiteren Festivalaktivitäten wurden abgebrochen. Moderat gingen frustriert vor ihrem Auftritt nach hause, aus Trentemøller trat wohl gar nicht mehr an. Statt Party hatte die Rettung des Hab und Guts auf dem Zeltplatz erst einmal Vorrang. Komplett durchnässt wurde dann die nächsten Stunden draufgeachtet, wass Wind und Regen das Zelt nicht wegwehten. Der Pavillon war eh schon kaputt und diverse Nahrungsmittel und Grillkohle durchnässt. Als dann auch noch ein paar hamsternde Briten unser Wasser klauten, war die Stimmung kurzzeitig mal relativ am Boden. Dabei hätten sie einfach mal ein paar Eimer aufstellen müssen und sie hätten genug Trinkwasser für Tage gehabt. Irgendwann wurde der Regen dann leiser, sowie der Wind und das Verlangen den Zeltplatz zu patrolieren schwächer und ich schlief ein. Ein langer erster Abend auf dem MELT! ging zu Ende.

Sonntag, 28. Juni 2009

Alea iacta est!

The old king is dead, long live the kings. Meine persönlichen Könige des Pop spielen ein tolles Konzert in einer unvorteilhaften Location. Ein paar Eindrücke vom Konzert der formidablen Pet Shop Boys in der Leipziger Parkbühne...

Fans der Pet Shop Boys ist durchaus bekannt, dass das britische Popduo das Reisen mit dem Fernverkehr bevorzugt. Gerade in Deutschland ist ihre Liebe zur Deutschen Bahn bekannt. Neulich wurde das sogar in einem Interview im hauseigenen Propagandablatt „Mobil“ erwähnt. Super! Und ironischerweise war die Deutsche Bahn vergangenen Freitag Schuld daran, dass meine Wenigkeit später als geplant in Leipzig eintraf, um Neil Tennant und Chris Lowe beim Abschluss des kleinen Deutschland-Teils ihrer „Pandemonium“-Tour zu sehen. Doch kurz nach 19 Uhr lief immer noch der Soundcheck in der Leipziger Parkbühne... hatten die Boys etwa auch Reiseverzögerungen dank DB? Wäre doch wünschenswert.
Bereits das Einlasssystem der Leipziger Parkbühne, bei welchem sich zwei separate Warteschlangen durch eine schmale Öffnung quetschten. Clever! Ein weiteres logistisches Problem der Location wurde dann beim Betreten dieser deutlich. Okay, die Boys füllen keine Stadien mehr, hierzulande, aber müssen sie deshalb in einer dermaßen winzigen Ortschaft spielen? Und muss man so viele Leute auf so engen Raum packen? Sardinendose Parkbühne. Was ja alles nicht so schlimm wäre, denn solche Sommernächte können auch manchmal kühl sein und zum Kuscheln einladen... Schlimm wird’s halt erst, wenn man nichts sieht. Und das war eben der Fall, wenn man wohl jenseits von Reihe 10 stand. Irgendwie ist da architektonisch was falsch gelaufen. Ich meine, man sieht von hinten immer wenig, aber auf so kleinem Raum schon reichlich seltsam... Na ja, Augen auf und durch!


So machte ich es mir also in den hinteren Bereichen bequem, fernab der Hardcore-Fans und umgeben von eben dem Klientel, dass man weiter hinten immer antrifft. Kleinfamilien, die ihre Kids mitschleppen, Hausfrauen, bierseelige Familienväter, die heut mal allein mit den Kumpels losziehen und deshalb mal wieder „Mann“ sein dürfen. Außerdem diverse Pärchen, die ihren jeweiligen Partner mitschleppen, „um mal gemeinsam was zu unternehmen“. Musikkenntnis hin oder her. Gut, Rhythmusgefühl muss auch nicht immer sein. Applaus gibt’s den ganzen Abend, aber während der Songs herrscht eine eigenartige Bewegungsarmut, gepaart mit Unwissenheit über das, was einem da präsentiert wird. Und ich hab sogar Leute gesehen, die sich gar nicht bewegt haben. Ich hab’s gesehen! Fußwippen? Negativ! Sogar ein Lächeln war manchmal zu viel des Guten. Wir sind ja auch nicht wegen der Musik hier, sondern... ja, ähm... warum sind diese Menschen eigentlich da? Wegen Das Gezeichnete Ich? Na ja, vielleicht. Zumindest erspielte sich der Berliner Keane-Verschnitt mit einigen flotten und musikalisch hochwertigen Songs durchaus Sympathien, auch bei mir. Wenngleich man der Vorband dann doch eingestehen muss, nach 5 Songs bereits alles gesagt zu haben. Aber immerhin dankend angenommen. Kurz nach 10 hatte der Sommerhimmel seine gewünschte Dunkelheit erreicht und das Publikum war durch diverse Kompakt-Minimal-Techno-Bretter gut angeheizt worden. Also, weiter vorn versteht sich. Bei der Hausfrauenfraktion wurde natürlich gemeckert, dass es solang dauert mit dem Umbau. Aber die Zeit brauchen Herr Tennant und Herr Lowe, denn was da aufgebaut wurde, war eine sehr gut aussehende Bühnenshow, vielleicht die Beste, die sie seit Jahren hatten. Eben weil, die Genialität im Detail liegt. Und in der Einfachheit. Das Konzept, basierend auf Würfeln, ist einfach, wie effektiv. Und schön bunt und stylisch. Die Show beginnt mit dem Intro von „More Than A Dream“ und geht sofort in das fetzige „Heart“ über. Von hier an gewinnen die Jungs auf ganzer Linie. Die folgende Show macht alles richtig... richtige Bühnenshow, tolle Tänzer, gute Effekte und Projektionen, sowie die absolut richtigste Songauswahl, die man treffen kann. Die komplette Show, das komplette Konzept reiht sich nahtlos in die Frischzellenkur ein, welche die Jungs dank ihres diesjährigen Knaller-Albums „Yes“ erfahren haben. Nach „Did You See Me Coming?“ wird sofort “Can You Forgive Her?” angestimmt, aber nur kurz… der Song wandelt sich sofort in “Pandemonium” um, nur um dann noch mal in ersteren Song zurückzukehren. Man kann gegen Stuart Price haben, was man will, aber ihn als musikalischen Produzenten dieser Tour zu engagieren war eine goldrichtige Idee. Price ist Fan und Kreativkopf zugleich... und das merkt man in jeder Sekunde. Er reißt Tennant und Lowe, wie schon das Produzentenduo Xenomenia aus den bisherigen Sicherheiten und lässt sie risikofreudiger werden. Die Mashups an diesem Abend sind das beste Beispiel dieser Idee. Der abgenudelte Bierzelt-Hit „Go West“ wird über den Beat der 80er-B-Seite „Paninaro“ gelegt und taugt schon recht zeitig im Set auf, erstmals seit Jahren nicht am Ende. Ein Tritt in die Erwartungen der Fans. „Left To My Own Devices“ beginnt mit „Closer To Heaven“ als Intro und das orchestraler tritt gegenüber dem trancigen eindeutig in den Hintergrund. „Integral“ vermischt sich mit „Building A Wall“... allerdings nur ganz kurz. Die Songs fungieren als Interlude, bevor besagte Würfelbühne dann passenderweise in sich zusammenbricht. Danach „Go West“... und das 20 Jahre nach dem Mauerfall. Get it? Anschließend werden die Formatradiohörer ordentlich vergrault, indem man eine Art Medley des Debüt-Albums „Please“ abfeuert. Ich meine, welch Traum für mich als langjähriger Fan, noch mal „Two Divided by Zero“ zu hören. Der Anfang, inkl. immer noch frischer 80er-Jahre-Bobby-Orlando-Beats. Mehr oldschool geht nicht. Dass die Boys mit solchen Sounds voll in der Zeit liegen, verdeutlicht einmal mehr ihre musikalische Relevanz. Wie geil. Danach geht der Song fließend in den damaligen Album-Closer „Why Don’t We Live Together?“ über. Die Tänzer verkleiden sich als Hochhäuser und Chris Lowe mischt sich unter sie. Eine einstudierte Tanzeinlage, die trotzdem voller Herz steckte. Und zwischendurch hört man auch Elemente vom 85er „In The Night“. Yeah! PSB in NYC! Danach werden die scheintoten hinteren Reihen noch mal kurz mit „Always On My Mind“ geweckt. Da wird mal kurz der Becher mit dem vierten Bier in die Luft gehalten... aber das war’s dann auch. Kurze Zeit später schwebt der Fanboy im siebten Himmel, als mit „Do I Have To?“ doch tatsächlich die B-Seite eben dieses Elvis-Covers angestimmt wird. Wer hätte das gedacht... zielsicher gleich das unwiderstehliche „King’s Cross“ hinterher, Neils Klagelied über die Thatcher-Ära. Im Anschluss „The Way It Used To Be“, der beste, weil gefühlvollste Song von „Yes“, sowie das wunderbare „Jealousy“ vom „Behaviour“-Album. Dazu eine starke Ausdruckstanzleistung. Und so ging es auch weiter. Egal ob das Coldplay-Cover „Viva La Vida“ (mit textlich passenden „Domino Dancing“-Zitaten drin) oder „West End Girls“ ganz am Ende, welches seine eigene 12inch-Version zitiert ... die Pet Shop Boys wagen viel an diesem Abend. Kunst und Pop... wieder einmal auf wundersame Art und Weise miteinander verbunden. Am Ende klatschen die Leute laut und die Familienväter ziehen weiter in die Kneipe, die Kleinfamilien schließen ihre heut überflüssigen Regenjacken und ziehen nach hause. Gesehen hat man nicht viel und einige stört das. Die Pet Shop Boys selber haben an diesem Abend bewiesen, dass sie zur Zeit einen kreativen Lauf haben, wie schon seit Langem nicht mehr. Vielleicht ist es auch die Popwelt, die sie wieder eingeholt hat. Wenn all die neuen, jungen aufstrebenden Lady Gaga’s, Killers oder La Roux’ dieser Welt sich so stark an Tennant und Lowe orientieren, dann haben vielleicht auch die Originale eine ordentliche Daseinsberechtigung. Die Leute, die nur wegen „It’s A Sin“, „Go West“ und „Suburbia“ oder der guten, altern Erinnerung ihrer eigenen Jugend gekommen sind, mögen das vielleicht gar nicht in einem so großen Rahmen sehen, aber vielleicht hat denen die ein oder andere Überraschung heut auch einmal gut getan. Denn, und das sei auch noch zu erwähnen, die biertrunkenen Mitvierziger haben am Ende auch bei „Being Boring“ mitgesungen. Und das war sicher nicht nur die Promille. Ein Eindruck bleibt: die Pet Shop Boys machen 2009 so viel Spass, wie schon lange nicht mehr. Deshalb hoffe ich, dass sie auf dieser Tour noch mal wieder kommen. Eine größere Konzertlocation dürfte da durchaus drin sein. Und ich selber nehme das nächste Mal einfach einen Zug eher.

Setlist ///

01 More Than A Dream (Intro)
02 Heart
03 Did You See Me Coming?
04 Pandemonium / Can You Forgive Her?
05 Love Comes Quickly
06 Love Etc.
07 Integral/ Building A Wall
08 Go West
09 Two Divided By Zero
10 Why Don't We Live Together?
11 Always On My Mind
12 Closer To Heaven / Left To My Own Devices
13 Do I Have To?
14 King’s Cross
15 The Way It Used To Be
16 Jealousy
17 Suburbia
18 All Over The World
19 Se A Vida È (That’s The Way Life Is)
20 Viva La Vida
21 It's A Sin
22 Being Boring
23 West End Girls

Montag, 15. Juni 2009

Der alte Mann und die Massen

Er kam, sang ... und verschwand wieder. In den rund 80 Minuten dazwischen präsentierte sich Morrissey vergangenen Freitag in Berlin von seiner besten Seite. Ein hoffnungslos subjektiver Konzertbericht.

Fast musste man sich schon Sorgen um den altgewordenen Showdinosaurier Stephan Patrick Morrissey machen. Auf dem neuen Album „Years Of Refusal“ hadert der ewige Querulant weniger mit dem Leben als früher, sondern sonnt sich in einer gewissen, ihm auf jeden Fall, zustehenden Altersmilde. Und auch über ein baldiges Karriereende angesichts seines fünfzigsten Geburtstags vergangenen Monat wurde immer wieder geredet. Er selber sieht sich mit 60 nicht mehr auf der Bühne stehen, auch weil er seine Relevanz und Glaubwürdigkeit gefährdet sieht. Und dann noch die Gesundheit. Diverse Konzertabsagen pflastern die „Tour of Refusal“. Ob nun manchmal aus Lust und Laune oder aus gesundheitlichen Gründen war nicht immer erkenntlich. Dennoch führte gerade letzterer Faktor vor einigen Wochen zum großen Massen-Canceln und Frust bei vielen Fans. Ein hartnäckiges Virus machte Moz zu schaffen und die Ärzte verordneten strenge Bettruhe um eine vollständige Genesung zu ermöglichen. Welch Glück, dass Morrissey dann rechtzeitig zur Deutschland-Tour tatsächlich noch fit wurde. Und wie. Nein, ich benutze nicht Begriffe wie „Auferstehung“ oder „Comeback“, aber vergangenen Freitag zeigte der Mann aus Manchester in der Berliner Columbiahalle, wie viel Feuer noch in ihm steckt!

Moz’s Vorliebe für kleinere Hallen auf dieser Tour machte den Auftritt in der knapp 3000-Mann-fassenden Columbiahalle zu einem recht intimen und intensiven Erlebnis. Seit Uhrzeiten bis auf den letzten Platz ausverkauft, verhaarten die Jünger gespannt und gedrängt auf die Ankunft ihres Messias. Stilsicher wurde man mit Aufwärmmusik aus den Bereichen „klassische Oper“ und „Die größten Hits der 50er“ auf eine Zeitreise geschickt, was ganz im Sinne des Hauptacts geschah. Vor diesem gab es noch einen Support-Act. Doll & The Kicks, die nette, x-te britische Variante der Yeah Yeah Yeahs. Nett, stimmungsvoll, für beide Geschlechter gut anzusehen, aber irgendwie auch belanglos. Aus den Augen aus den Sinn. Danach hieß es „Lighten Up, Morrissey“ (besagter Song der Sparks lief nämlich) und Warten auf den selbigen. Natürlich wie immer untermalt mit Musik aus der guten alten Zeit, als Vinyl-Singles noch heilige Grale waren. Die Videocollagen mit alten Musiksendungsschnipseln kennt man ja seit einigen Jahren von ihm. Passt und erzeugt Atmosphäre. Vor allem lässt es einen erahnen, wie es damals war, für einen wie Morrissey mit dieser Musik aufzuwachsen. Und man wird etwas wehmütig, weil man erahnt, welchen Wert und welche musikalische Qualität diese griesligen Schwarzweiß-Videos wirklich haben. Und vor allem, wie viel Stil, der doch heutzutage in einer Welt voller Lady Gagas und „Boom Boom Pows“ irgendwie verloren gegangen ist. So wirkt Morrissey mit samt seinem musikalischen Background natürlich wie ein Relikt alter Zeiten. Aber Gott segne ihn dafür, dass er ein solches ist! Aber die Charaktere Morrissey und Gott lassen sich an diesem Abend sowieso nicht großartig trennen, denn als der Vorhang fällt und die Band unter klassischer Klavierbegleitung auf die Bühne kommt ist großer Jubel angesagt. Vornweg der Bandleader! Selbstsicher, gut gelaunt und bereit, dem Volk zu geben, wonach es sich düstet.

Der Start ist souverän und zielsicher. Die Band spielt „This Charming Man“ in einer rotzig, schrammligen Gitarrenrock-Version, die Johnny Marr sicher nicht gefallen würde, aber der wird an diesem Abend sowieso weder gefragt noch vermisst. Weiter geht’s mit „Billy Budd“ vom 94er Album „Vauxhall & I“, sowie „Black Cloud“ von der aktuellen Platte. Die Band ist heiß und spielt auf Tempo. Die Zuschauer verkommen, gerade in den vorderen Bereichen, wo ich zugegen war, zu einer reinen Masse, die dem Meister bei jeder Geste blind folgt. Dieser ist erstaunlich gut drauf, bekennt, dass er nach all den Jahren wohl doch erkennen muss, Deutscher zu sein und gibt sich auch ansonsten sehr gesprächsbereit. Die großen Gesten wirken souverän wie eh und je. Das Mikrokabel wird wieder zur Peitsche, die er auch gern mal Richtung Publikum schleudert. Nach wie vor ist Morrissey der Inbegriff des schroffen Entertainers, den er auch an diesem Abend wieder gibt. Er meistert dies mit einer erstaunlichen Gratwanderung zwischen Würde und Selbstparodie. Zwischendurch wird gelächelt und gelitten, wie es sonst kein zweiter kann. Und wie viel davon mit Fünfzig noch authentisch ist, kann man sicher hinterfragen… das Publikum, inklusive mir, kauft ihm jeden Handwink ab. Die Songauswahl entspricht zu großen Teilen den Tracks, die er bereits während der kompletten Tour spielt. Ein solider Mix aus diversen Solo-Stücken und Smiths-Klassikern. Über letztere freut man sich natürlich immer sehr. „Ask“ versprüht gute Laune, „How Soon is Now?“ ist wuchtig und intensiv wie eh und je, „Girlfriend In A Coma“ witzig und das man mal „Some Girls Are Bigger Than Others“ live hören würde, ist ja auch ne feine Sache, wenngleich diese Version natürlich bei weitem nicht die Genialität der Studioversion erreicht. Vermutlich auch ein Grund, warum sie in den letzten 25 Jahren kaum gespielt wurde. Ach, und „I Keep Mine Hidden“ ist eh einer der wenigen überflüssigen Smiths-Songs. Da war die Luft dann schon raus. Hinzu gesellen sich tolle Solo-Klassiker. Ein reduziertes, aber stimmungsvolles „Why Don’t You Find Out For Yourself?“ wird vom Publikum inbrünstig mitgesungen, „Seasick, Yet Still Docked“ rührt zu Tränen und die alte B-Seite „The Loop“ verkommt zum kurzweiligen Rockabilly-Moment. Die neuen Songs passen hervorragend rein, sind aber leider etwas unterrepräsentiert. Einer der stärksten, auch live, ist dabei „OK by Myself“, welcher, würde Moz’ seine Karriere jetzt schon beenden wollen, als finales Statement mehr als in Ordnung gehen würde. Da gibt er, zusammen mit der perfekt aufeinander eingespielten Band, noch mal alles. Dementsprechend herzlich fällt der Applaus aus, unter welchem sich die Band noch einmal auf die Bühne begibt. Zum Verbeugen und um natürlich noch das unverzichtbare „First Of The Gang“ anzustimmen. Jetzt gibt man auf beiden Seiten, Bühne wie Publikum, noch mal einiges. Letzte Verrenkungen für die begehrten Handschläge mit Moz, sowie Stageinvasionen inklusive. Danach, und das sei hiermit der einzige Kritikpunkt, neben der Tatsache, dass die Veranstalter die Columbiahalle immer so voll stopfen, war Schluss… leider! Aber mehr ist vielleicht nicht mehr drin. Muss ja auch nicht mehr sein. Die Jünger des heiligen St. Patrick haben bekommen, wonach sie verlangt haben. Auch nach über einem Vierteljahrhundert hängen wir weiterhin, wie gespannt an seinen Lippen und beten, zu wem auch immer, dass uns dieser komische, kauzige alte Mann noch ein paar Jährchen erhalten bleibt. „One Day Will Be Farewell“ heißt einer der Songs auf dem neuen Album. Nach diesem Abend bin, zumindest ich, wieder ein wenig optimistischer, dass dieser Tag noch in weiter Ferne ist.

Setlist /// 01 This Charming Man 02 Billy Budd 03 Black Cloud 04 Ask 05 When Last I Spoke To Carol 06 How Can Anybody Possibly Know How I Feel? 07 How Soon Is Now? 08 I'm Throwing My Arms Around Paris 09 The World Is Full Of Crashing Bores 10 Girlfriend In A Coma 11 Why Don't You Find Out For Yourself? 12 Seasick, Yet Still Docked
13 Some Girls Are Bigger Than Others 14 One Day Goodbye Will Be Farewell 15 I Keep Mine Hidden 16 Irish Blood, English Heart 17 Let Me Kiss You 18 The Loop 19 I'm OK By Myself 20 First Of The Gang To Die


Mittwoch, 10. Juni 2009

Alles beim Alten

Ein Kult geht um im Land... Die kleine Wiederauferstehung des Dave Gahan. Solider Neustart der Depeche Mode Welttournee im Leipziger Zentralstadion. Ein Augenzeugenbericht...

Welch Ironie des Schicksals. Das Depeche Mode Konzert im Leipziger Zentralstadion am Montag war ursprünglich ein Zusatzkonzert. Also für alle die gedacht, welche nicht schnell genug mit dem Ticketkauf für das Konzert am 07.06 waren. Der Vorverkauf verlief schleppend. Es drohte ein halbvolles Stadion und verzweifelte Angebote á la „Kaufen sie ein Ticket für die Show und sie bekommen das neue Album gratis dazu“ machten die Runde. Doch dann kam der Tag, an dem Frontmann Dave Gahan was Falsches zum Mittag gegessen hat und alles war anders…. Lange Story, kurze Zusammenfassung: Die Magenverstimmung bringt einen Tumor zum Vorschein, welcher aber rechtzeitig und sauber entfernt wird. Die Tour, gerade erst begonnen, wird unterbrochen… die Stimmung der Fans durchläuft eine Achterbahnfahrt nach der anderen. Und so wurde aus dem einstigen halbvollen Zusatzkonzert über Nacht der fulminante Neustart der Welttournee. Jene, welche die Karten schon vorher hatten, dürften sich ins Fäustchen lachen. Die Letzten werden die Ersten sein.



Nach einem erfolgreichen Umtausch meiner Vortagstickets fand ich mich dann so kurz nach halb 5 im „Front Of Stage“-Bereich (der irgendwie auch nur wirkte, als hätte man das Stadion in zwei Hälften geteilt wieder), um sich schon mal mit all den anderen Tausend die besten Plätze zu sichern. Dann hieß es warten und zusehen, wie sich das Leipziger Zentralstadion langsam füllte. Trotz finanzieller Pleite, schöne Location. Zur Einstimmung gab’s auch zwei Vorgruppen. Den Anfang machte Anthony Gonzalez mit seinem Projekt M83 und zwei Mitmusikern. Diese präsentierten Breitband-Elektropop, der live auch erstaunlich gut rüber kam. Der Rolle als Anheizer war man sich durchaus bewusst, weshalb man auf die wunderbar kitschigen Balladen des aktuellen Albums „Saturdays=Youth“, zugunsten einiger stampfender Elektrobretter verzichtete. Klang geil, war super, aber dem Publikum zu großen Teilen egal. Als Vorgruppe hat man es bei Depeche Mode Fans sowieso schwer, weil diese eher getreu dem Motto „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ agieren. Neue Musik? Pff? Neue Bands? Egal. Ein Depeche Mode Konzert hat nur Depeche Mode zu gehören! Respekt an die, die es trotzdem versuchen. Polarkreis 18 beispielsweise, welche sich redlich bemühten mit Intelligenz, Musikalität und Showkonzept gegen ein zu großen Teile desinteressiertes Publikum anzuspielen. Dass die Band etwas drauf hat, dürfte jedem klar sein, der sie mal live gesehen hat. Endlich eine deutsche Kombo von internationalem Format und Felix Räuber hatte schon mal die Chancen bei „Allein Allein“ große Stadiongesten auszutesten. Es sei ihnen von Herzen gegönnt, die werden ihren Weg gehen und am Ende war der Applaus gar nicht mal so leise. Sowieso ist das Konzertpublikum bei DM Konzerten ja ein bunter Haufen seltsamer Gestalten. Vom bierbäuchigen Familienvater, über die immer-wieder-gleich schwarzen Dark-Wave-Gestalten, bis hin zur Hausfrau oder Menschen mit akuter Türsteher-Bodybuilderattitüde, welchen man lieber nicht allein im Dunkeln begegnen will. Fast jede Form von Mensch findet man hier, ob man das gut findet oder nicht. Das stimmt schon mit der Music und den Masses. Da wird viel geraucht, noch mehr getrunken und über die gute alte Zeit geredet, als iTunes-Bundles noch 12inches hießen und Dave Gahan noch enge weiße Hosen und dicke Lederjacken trug. Die fehlen heut im Stadion natürlich auch nicht. Versteht sich, trotz sommerlicher Temperaturen. Depeche Mode Gigs sind in Deutschland immer noch ein Happening. Volksfest of the Universe, Hauptsache die Stimmungskracher kommen. Und sie kamen. Mitsamt Band.

Kurz nach 21 Uhr hatte das Warten ein Ende. Für die Fans und für die Band. Endlich rollte der Synthiepopzug weiter, die Stimmung im Stadion ist bestens, als sich die Analogsynthie-Türme von „In Chains“ aufbauen. Als Dave Gahan dann im Jacket die Bühne betritt ist dann sofort wieder Alles beim Alten, nur halt etwas älter. Gahan’s 3-Tagebart bekommt seine grauen Stellen, Gore’s Gesicht lässt auf den Großleinwänden auch die ein oder andere Furche erkennen und Fletch’s Plautze lässt sich sowieso nicht mehr kaschieren. Hier altert eine Band in Würde und mit ihren Fans. Aber heut Abend ist das vergessen, denn heut ist noch mal „Party like it’s 1988.“ Vorerst wird man aber von der Band in die unromantische Gegenwart gerissen, denn nach dem Opener gibt’s erstmal „Wrong“ und „Hole To Feed“ vom neuen, leider an diesem Abend etwas unterrepräsentierten Album „Sounds Of The Universe“. Danach ist aber auch Schluss mit dem neuen Kram, denn dann gibt’s die Songs, die das Volk hören will. Also nicht, alle, weil mir persönlich entlocken die bereits tausend Mal runtergedudelten „Walking In My Shoes“, „Policy Of Truth“ oder „I Feel You“ nur noch ein müdes Lächeln. Ja, gute Songs, aber … pff. Dieses Gefühl von emotionaler Gleichgültigkeit beschlich mich dann im weiteren Verlauf des Abends noch öfters. Das liegt nicht an der Band. Die hatte nach anfänglicher Unsicherheit viel Spass, besonders Stehaufmännchen Gahan genoss sein eigenes Comeback bestens und grinste jedes Honigkuchenpferd an die Wand. Das täuscht nicht darüber hinweg, dass sich die Überraschungsarmut, an welcher Depeche Mode Shows seit Jahren leiden im Jahr 2009 auf ein hohes Level begeben hat. Das fängt bei der Setlist an, die seit Jahren auf Nummer Sicher geht, geht bei den Songs weiter, die seit ca. 15 Jahren in den immer gleichen Versionen gespielt werden und endet beim Showablauf. Man weiß, wo Gahan sich die Jacke auszieht, man kennt die Sprüche („Thank You“, „Yeah“, „That’s Right“, „Let Me See Those Hands!“, „Mardddin“), die Bewegungsabläufe und an welcher Stelle Mr. Gore dem Publikum vorgestellt wird. Alles schön, nett, und für Leute, die das erstmals sehen, sicher interessant, aber ansonsten einfach nur langweilig. Depeche Mode hat live der Mut verlassen, Sachen auszuprobieren und mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Und man kann ihnen nicht mal einen Vorwurf machen. Sie haben Spass, das Publikum hat Spass, aber letztendlich ist es ne Routine. Berufsroutine vielleicht. Und wenn man das so sieht, dann haben Depeche Mode in Leipzig natürlich sauber abgeliefert. Die Songs waren da, das Publikum dabei und „Enjoy The Silence“ machen selbst 1000 schlechte Coverversionen, Formatradioeinsätze oder Dorfdiskonächte kaputt. Dazu ist der Song zu gut. Doch dann gibt’s noch diese raren, überraschenden Momente. Wenn Martin Gore zur Piano-Begleitung „A Question Of Lust“ intoniert, dann hat das etwas Erhabenes und wenn Dave mit dem Publikum noch ne spontane Extrarunde beim Einsingen von „Peace“ dreht und dabei lachen muss, dann sind das so kleine, feine Momente, welche aus der Routine herausragen. Ansonsten alles beim alten, falls ich’s nicht schon erwähnt habe. Die Fans gröhlen, die Arme wedeln bei „Never Let Me Down Again“, Gore’s Anzug glitzert, Fletch tut immer noch so, als wäre sein Mikro wirklich eingesteckt und Dave entledigt sich dann irgendwann auch endlich seiner Weste. Ob dass seine Ärzte gut geheißen haben? „Master And Servant“ wird wieder ausgegraben. So viel Sex und Sado Maso nimmt man den gestandenen Familienvätern zwar nicht mehr ab, aber: Spass machts trotzdem. Und mit dem Anton-Corbijn-Soft-Fußfetischporno, der im Hintergrund zu „Strangelove“ läuft, haben auch die Familienväter im Publikum was zu glotzen. Und gerade wenn man denkt, die Las Vegas Show von Depeche Mode wird klischee-mäßig durchgezogen, schüttelt die Band noch ein goldrichtiges Ass aus dem Ärmel, nämlich die Entscheidung, das Konzert ruhig ausklingen zu lassen. Gore und Gahan stimmen zu reduziertem Soundbild das traumhafte „Waiting For The Night“ von dem unkaputtbaren Jahrhundertwerk „Violator“ an. Für 3min herrscht ausnahmsweise mal wirklich Stille im Stadion. Damit ist alles gesagt. Leipzig jubelt, die Band hat ihre Feuertaufe bestanden und Dave Gahan ist nicht umgekippt. Ein Mix aus Nostalgie, Schweiß und verschüttetem Bier liegt in der Luft. Die Lichter gehen an, die Massen gehen nach hause oder tanzen auf den Aftershow-Parties zu all den Hits, die sie grade gehört oder lange nicht mehr gehört haben. Everything’s alright tonight… once again.
Und ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, es wäre alles schlecht im Hause DM. Im Gegenteil… das neue Album ist toll und beweist, dass die Band noch kreativ sein kann, wenn auch heutzutage in anderen Bereichen, als auf der Bühne. Und so sehr ich mich an diesem Montag Abend das ein oder andere Mal über die Setlist oder betrunkene Wave-Popper geärgert habe… heute sitz ich hier, blick zurück und denke, „Mensch, war doch irgendwie wieder cool.“ Und ich werde auch das nächste Mal dabei sein, wenn der Show-Dinosaurier Depeche Mode in der Stadt ist. Wenn man diese Band einmal liebt, dann wird man sie nicht mehr los. Und genau deshalb sind all diese Menschen da gewesen und deshalb kommen sie auch immer wieder zurück. Es wird zwar nie wieder so sein, wie früher, selbst bei nem Mitzwanziger, wie mir. Aber wen interessiert das eigentlich noch? Kritik an Depeche Mode ist nicht mehr möglich und auch nicht angebracht. Die Einzigen, die sie aufhalten können, sind wirklich nur sie selber. Und da das nicht der Fall ist, sehen wir uns wohl ganz routiniert auch im nächsten Jahrzehnt wieder. Mit mehr Falten, mehr grauen Haaren und mehr Hits.

Setlist /// 01 In Chains 02 Wrong 03 Hole To Feed 04 Walking In My Shoes 05 It´s No Good 06 A Question Of Time 07 Precious 08 Fly On The Windscreen 09 Jezebel 10 A Question Of Lust 11 Come Back 12 Peace 13 In Your Room 14 I Feel You 15 Policy of Thruth 16 Enjoy the Silence 17 Never Let Me Down Again 18 Stripped 19 Master And Servant 20 Strangelove 21 Personal Jesus 22 Waiting For The Night

Mittwoch, 13. Mai 2009

Undefinierbar, Ungreifbar, Unendlich schön!

Er konnte einfach nicht anders... Eine weitere Gastrezension unseres Münchner Außenkorrespondenten soft.nerd! Diesmal gibt's Traumhaftes vom Bat For Lashes Konzert im Ampere zu berichten.

Bat for lashes.. ein name.. eine frau.. eine band und zwar eine richtige band.
Das beschauliche münchner ampere ist diesmal sehr gut gefüllt. Ausverkauft, aber mit Maß. Jeder, der mal auf einem "über"-ausverkauften konzert war, kann nachempfinden, wie schön es doch ist, wenn man unbeschwert atmen und sehen kann und trotzdem nicht das gefühl hat, alleine vor der bühne zu stehen.
Anscheinend habe ich gerade ein gutes händchen beim kartenkauf, denn kurz vorab: es hat an nichts gefehlt. das war auch schonmal anders. ich blicke da in eure richtung trail of dead!

Eine frau, kaum kleiner als ich (und das will schon was heißen) mit songs, die soviel größer sind, als sie selbst. Und eine band, die es sich zur aufgabe gemacht hat, sie zu unterstützen.. aber mal ehrlich gesagt, welche band kann so wahnsinnig gut spielen, so abgestimmt aufeinander, wie phoenix es gern sein wöllten, und schafft es dann noch sich bei der ganzen musikalischen euphorie, dezent zurückzunehmen.
Sicher, es waren genug indie-hipster(innen) da, um das konzert noch vor beginn als kult und legende des feminismus zu erklären (was ich mir bei konzerten von fever ray richtig schlimm vorstelle), sicher, es waren genug althippies der berühmt-berüchtigten marke 68er vertreten, die das konzert "einfach nur als gute sache/rundes ding" bezeichnen werden.. aber glaubt mir, es war mehr als das


Natasha Kahn betritt samt band, nach 2 ziemlich einstimmenden, aber doch der erwartungshaltung strotzenden hauptacts, die bretter, die die welt bedeuten. Dass es bat for lashes um alles geht, versteht man sofort. Sie betritt die bühne - und man atmet schwer. So schwer, als hätte sich der stillstand als akzeptanz ins eigene leben eingeschlichen. Sowas nennt man beiläufig respekt, aber wenn man bei den beiden durchaus talentierten vorkünstlerinnen sich noch getraute, zu reden, zu trinken und zu lachen, scheint bei bat for lashes der abend begonnen zu haben.
Man stelle sich eine sehr zaghafte, mit tee bewaffnete frau vor, bei der man kaum glaubt, die stimme komme von ihr. Gepaart mit einer wirklich atemberaubenden bühnenpräsenz (ob man sie nun ansprechend findet, oder nicht.. sympathisch kommt sie allemal rüber) und einer extremst eingespielten band, die gerade soviel perfektionismus an den tag legt, wie solch eine gewissermaßen angenehm durchproduzierte platte benötigt, als auch sich soviel zurücknehmen kann, wie die songs es zur entfaltung brauchen. und das braucht die musik unbedingt. dynamik, hier und da nepalglöckchenketten, details und eine stimme, die viel emotionaler rüberkommt, als auf der cd.

Die setlist ist eine exzellente mischung aus songs vom zweiten album und den grandios introvertierten stücken vom debüt. Allein die ex-single "what's a girl to do" entfaltet in solch einem rahmen wahre hitqualitäten, die einen zum mittanzen bewegen, wogegen man sich vorher wahrscheinlich dachte: bei bat for lashes geh ich lieber zum lachen in den keller, als die emotionalität und zerbrechlichkeit des abends kaputtzumachen. Nichts, absolut garnix gegen ihre songs, aber wer hätte schon erwartet, dass man dazu tanzen kann, als gäbe es kein morgen? die songs bekommen dadurch übrigens eine angenehme, leicht euphorisch-hymnische note.

Mit einem souveränen -halzschmerzenbedingten- set, die krankheit merkt man ihr natürlich keineswegs an, beendet sie diesen wunderschön melancholisch-tanzbaren abend mit "daniel". dieser hit fasst das können der band, der songwriterin und die atmosphäredes abends so zusammen, dass man fast meinen möchte, man würde wöchentlich zur bat for lashes-wohlfühl therapie gehen..Dass es ein paar insider-reinrufe bei daniel gab, erspar ich mir zu erläutern, denn es würde jetzt im nachhinein alles zerstören, was natasha und ihre band den ganzen abend ohne umweg aufgebaut hat.
Doch: Natürlich sind die songs tendentiell traurig, aber niemals introvertiert gehalten. Denn das passt nicht zu natasha's bühnenshow, die ein wenig an die unpeinliche variante der 80er im zebrabody (ich halte meine fantasie zurück) erinnert. Aber dadurch fragt man sich wiederrum selbst: was will diese künstlerin? Ist sie die letztendlich eine inhaltlich ernsthafte version von ladyhawk, oder doch eine moderne reinkarnation von lamb? Darüber hinaus: an björk hab ich überhaupt nicht gedacht, so einzigartig ist ihre stimme.. Am ende stellt man fest, es ist etwas ganz eigenes. Es scheinen alle komponenten von aussage über arrangement im popkontext, bis hin zu persönlichkeit und wiedererkennungswert mehr als erfüllt und gegeben zu sein. Ob das die perfektion der popmusik ist, kann man nicht allein entscheiden. Aber, um mir dieses bescheidene urteil zu erlauben: sie ist/sind verdammt nah dran..

Als ich den heimweg antrete, regnet es sommerlich und der geruch von frühling liegt über der stadt. Vielleicht ist jetzt das schlechte wetter endgültig im urlaub. Und wenn der frühling kontinuierlich ab sofort einzug hält, dann fällt es einem schwer zu glauben, sie sei nicht noch wettergöttin nebenbei.was sein soundtrack wird. Und das obwohl alles so wunderbar herbstlich sein könnte, ohne tellerrandblick.

Montag, 27. April 2009

Manege frei für die Emotionen!

Ein euphorischer Gastbeitrag von Soft.nerd über das gestrige Konzert von Anthony & The Johnsons im Münchner Circus Krone. Die fehlende Groß- und Kleinschreibung sei ihm zu verzeihen.

Meine Lieblingskonzertliste muss neu geordnet werden:
Platz 3 LCD Soundsystem, Elserhale (R.I.P.)
Platz 2 Damien Rice (Herkulessaal)
Platz 1 Antony and the Johnsons im Circus Krone

Soft.Nerd kommt von der Bandprobe, ist total verwirrt aufgrund einer morgendlichen Panikattacke zum Thema "Wo ist eigentlich mein Schlüssel?". Der Tag scheint gelaufen. Auch nach 7 Folgen Family Guy. Ich versuche mich wirklich aufzuraffen, das ticket nicht einfach nur ein stück papier sein zu lassen-und gehe hin. allein, ohne mp3 player, oder irgendwas zum beschäftigen.

Pünktlich auf die minute bin ich beim einlass und nach 10 minuten geht es auch schon rein. ungefähr 10 meter weiter warten alle wieder 20 minuten. dann gehts doch endlich (weiter) rein. plätze fassen ist angesagt. ellebogengesellschaft, here i come!

nachdem ich meinen platz gefunden habe stellt sich eine merkwürdige ruhe in mir ein. hat schon fast was andächtiges, der circus krone. dabei hatte ich hier mal helge schneider gesehen!
nun beginnt eine harte zeit. warten bis halb neun. ich beobachte die leute, lausche gesprächen heimlich, mache ein gedankenspiel, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn blinds die vorgruppe wären und es bald losgeht. dann geht die klingel. einmal, zweimal, ein drittes mal und die lichter senken sich bis in vollendete dunkelheit, die nur noch von den (leider pflichtmäßigen) notausgangs-schildern unterbrochen wird.


es geht los, ein (!) kalter spot scheint auf die bühne herab. alles wirkt kühl, fast schon verloren. eine geisterhafte gestalt nähert sich der lichtung und beginnt zu klangcollagen ausdruckstanz in minimalistischer form zu vollführen. der kenner erkennt es am bauch: das kann nicht antony sein, sondern eine ballettänzerin. in bizarrsten kostümen, mit denen sie zwei große spitzen in der hand hält, die von vorn so aussehen wie möwenflügel und von oben vielleicht wie degen. das zweite lied ist ein alter knarziger synthie (analog, man merkt es am rauschen), der von einer peitschenden industrial snare und ein paar flächen bedrohlich ergänzt wird. beim dritten lied ist niemand mehr auf der bühne. das lied besteht aus raubtiergeräuschen, die 6 minuten lang von links nach rechts wandern. die ersten fangen erst an zu kichern, dann unterhalten sich die meisten gäste. banausen! bei ligeti hat man auch erstmal abgewunken und konzentriere mich auf das spotlicht auf der bühne. dabei denke ich an antonys aktuellen albumtitel "the crying light", erkenne den zusammenhang und denke über eine publizistische karriere bei der spex nach. dann kommt noch ein kurzes tänzchen ohne musik. da sind sie alle wieder still!

sofort danach betritt die band und antony in voller dunkelheit die bühne. pro song wird mehr licht. was folgt ist ein spektakel, was man zu beginn gar nicht so überreißt. erst beim dritten song "her eyes are underneath the stars", oder so, durchfährt mich eine gänsehaut, die mir den reiz eines indischen nagel-bettes näher bringt. ich denke mir "was zur hölle" und muss mich zusammenreißen, nicht nur das eine mal, nicht einfach loszuheulen. sie spielen fast alle songs -makellos- und darüber hinaus erzählt antony, der recht wenig sagt, aber in seinen worten und seiner redestimme sensibel, optimistisch und konzentriert sein vereint wenige sachen. zum beispiel warum es in den zirkus krone verlegt wurde ("my tourpromoter told me hey theres a circus in town, you could play there instead!"), oder entschuldigt sich bei den leuten, die ihn von hinten sehen müssen, aufgrund der halbkreisarchitektur ("Sorry for you guys over there, that you have to see my underwear"). der rest besteht aus standing ovations und drei zugaben, davon ein song unveröffentlicht und mit erklärung, worum es in dem song geht (die 2. auferstehung christi, aber als frau).

antony, danke für die rettung des tages. and yes, i kiss your name!

grüße,
the emphatic nerd

Anthony & The Johnsons @ MySpace

Sonntag, 12. April 2009

Steigende Halbwertszeit

Sie kamen, spielten und siegten! The Rifles spielten gestern ein überzeugendes Konzert in Dresden. Hirn und Herz und Hexenkessel! Ein Kurzbericht . . .

Die Eintagsfliege ist ein effektives Tier... sie lebt kurz, intensiv und tritt dann, ohne viel Tamm-Tamm wieder ab! Gibt’s auch in der Musik, hört man ja öfters. Und auch unter all den neuen, spannenden Bands der letzten Jahre ist diese Art durchaus verbreitet, verstärkt auch im Vereinigten Königreich. Solche Bands tragen dann Namen wie Milburn, The Films oder The Blood Arm. Das Debüt feiern alle ab, aber dann trennt sich die Spreu vom Weizen und man verliert das Interesse und geht maximal noch auf die Konzerte, um die „alten Klassiker“ zu hören. Und seien wir ehrlich? Wen interessierten denn die Nachfolgealben von den Fratellies oder Long Blondes? Ist halt meist so. Das Überangebot ist Schuld! Zugegeben Eine gewisse Skepsis brachte ich aber schon mit am gestrigen Abend! Würden sich die Leute „Great Escape“ verweigern, nur um auf „Repeated Offender“ zu hoffen?

Das meine Sorge bei den Rifles vollkommen unbegründet war, hatte das Konzert im Dresdner Beatpol (immer noch blöder Name... StarClub im Herzen) bewiesen. Denn da zeigte sich wieder einmal, dass die Band aus London ne Macht ist! Musikalisch, textlich und auch in Sachen Live-Darbietung. Und obwohl es mit dem neuen Album „Great Escape“ diverse unschöne logistische Probleme gab (Singles-Streichung, Terminverschiebung, Namensänderung, verhaltene Kritiken), tut dies dem Konzerterlebnis keinen Abbruch. The Rifles sind auch 2009 noch eine Macht und ihre Musik zeigt keine Abnutzungserscheinung. Steigende Halbwertszeit quasi!
Gut, was man sich mit der „Vorband“ Mitropamusik gedacht hat, ist ne andere Frage. Ein kleiner, blonder Mann, der lustige Texte und Improvisationen auf vorgefertigte Elektrobeats vom Band sang und rappte. Die Beats waren aber ganz gelungen, wenngleich man ihm doch manchmal Mikrofonversagen wünschte (kurzzeitig passierte das sogar). Anfangs noch wie ne Art PeterLicht auf Speed, entpuppte sich das Ganze schnell als ne Art Indietronic-Variante von Scooter. Irgendwie lustig, aber irgendwie auch nervig. Selbstüberschätze Rockstarposen schön und gut... aber bitte nur, wenn man die auch mit Musik rechtfertigen kann. So war’s witzig, aber irgendwie auch überflüssig. Gejubelt wurde trotzdem, wenngleich sich da der ein oder andere Buh-Ruf zurecht unter diesen Jubel mischte.


Na ja, ist ja auch egal, denn mehr oder weniger pünktlich gegen 22 Uhr tauchte dann das britische Quartett auf und war bereit, den StarClub (Yes!) in Grund und Boden zu spielen... gut, oder zumindest, um ordentlich zu rocken! Und das taten sie auch! Beim Opener „Science Is Violence” ist man noch etwas zurückhaltend, zumal die Nummer live irgendwie nicht den Druck entfaltete, den sie als Opener des aktuellen Albums hat. Aber spätestens beim zweiten Track, „She’s Got Standards“ ist das Publikum knetbares und willenloses Wachs in den Händen der Band um Frontmann Joel Stocker. Die darauffolgende Stunde feuert die Band eine recht ausgewogene Mischung ihrer beiden Alben ab zu der sich mit „Darling Girl“ noch eine B-Seite gesellt. Eines wird deutlich: die Songs des phänomenalen Debüts „No Love Lost“ zünden immer noch sofort. Der Moshpit flippt bei den ersten Klängen jedes Songs aus und die Stimmung steigt. Egal, ob „Repeated Offender“, „Robin Hood“ oder das immer noch famose “Hometown Blues”… diese Songs haben immer noch eine unbändige Kraft, eine so mitreißende Melodie... da können sich alle anderen Bands mal ordentlich was abschauen. In diesen Momenten laufen die Rifles zur Höchstform auf. Party like it’s 2006 again! Die andere erfreuliche Erkenntnis des Abends: die Songs von Album Nr. 2 fügen sich problemos zwischen den alten ein. Und das Dresdner Publikum hat, zumindest im vorderen Bereich (für hinten kann ich nicht sprechen) ordentliche Textsicherheit mitgebracht, zumindest was die Mitgröhl-Teile angeht. So entpuppen sich „The Great Escape“ und „Toe Rag“ als große Hymnen, trotz oder gerade wegen des etwas gedrosselten Tempos. Aber auch „History“ gewinnt noch mal Fahrt gegenüber dem Album (dank langem, exzessivem Outro) und mit „Romeo & Julie“ packt man dann die Geheimwaffe aus. Der „Ohoho“-Teil der Bridge entwickelt sich zum geflügelten Gesang des Abends und überbrückt auch die Pause bis zur Zugabe, nach welcher die Band den Song prompt noch einmal spielt... diesmal akustisch. Akustik ist ein gutes Stichwort... denn was die Bands letztendlich auch noch vom Durchschnitt unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie auch so wunderbare Balladen, wie „Spend a Lifetime“ oder „Narrow Minded Social Club“ schreiben können. Hier treiben die 4 ihre Melodieverliebtheit auf die Spitze und stehen damit wahrlich in der Tradition großer britischer Bands. Die Balladen werden in den richtigen Momenten eingesetzt, um den Publikum kurz noch etwas Verschnaufpause zu gönnen. Am Ende wird dann noch mal Fahrt aufgenommen, mit dem treibenden „The General“ und dem Standard-Abschluss, „Local Boy“, welches ich zwar eigentlich gar nicht mal so sehr mag, aber hey: Mitmachen muss man trotzdem! Nach gut 70min ist Schluss und das ist der einzige Vorwurf den man der Band machen muss... denn: da ging noch was! Das Publikum konnte und wollte noch, die Fitness war da, aber anscheinend fehlte ihnen dazu die Spontanität. Denn die Geschwindigkeit, mit welcher nach „Local Boy“ Hintergrundmusik und Saallicht angingen war schon sehr beeindruckend. Da wurden verdutze und verschwitze Gesichter zurückgelassen. Für „Fall To Sorrow”, “One Night Stand” oder auch irgend ne Uralt-B-Seite wär da noch Platz gewesen… das Publikum wäre ihnen sowieso bedingungslos überallhin gefolgt.

Aber gut, wir jammern da auf hohem Niveau. Ungeachtet dessen kann man den Rifles auch unschwer einen Vorwurf machen. Live wischen sie auch bei mir an diesem Abend die letzten Zweifel weg und erklären auf eindringliche und sympathische Art und Weise, warum sie nach wie vor eine der wichtigsten und besten Bands in dieser verschwommenen Masse aus britischen Gitarren-Schrammelbands sind... sie haben einfach mit die besten Songs, egal ob „No Love Lost“ oder „Great Escape“. Melodien, die ins Ohr gehen, ein Rhythmus, der in die Beine geht und Lieder, mit Texten, voller Wahrheit, Wut, und, wenn man so will, auch Weisheit. Daran hat sich auch 2009 nichts verändert. Eintagsfliegen sehen anders aus! Das Projekt „Welteroberung“ sollten die Rifles dann aber trotzdem mit neuer Plattenfirma angehen.

Setlist /// 01 Science In Violence 02 She’s Got Standards 03 Sometimes 04 Repeated Offender 05 Darling Girl 06 Peace And Quiet 07 The Great Escape 08 Out In The Past 09 History 10 Hometown Blues 11 Toe Rag 12 Spend a Lifetime 13 Romeo & Julie 14 Robin Hood 15 Romeo & Julie (Acoustic) 16 Narrow Minded Social Club 17 The General 18 Local Boy

The Rifles @ MySpace

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