Freitag, 1. April 2011

Ein gutes Gefühl

Einmal mehr begeistertern die Brit-Rocker von The Boxer Rebellion auf deutschen Bühnen. Ein, mit Selbstzitaten gespickter Bericht vom Konzert im Berliner Magnet Club.

sxsw-boxerrebellion
“Copy” und “Paste” sind Kernthemen unserer Zeit, das weiß man nicht schon seit dem Fall zu Guttenberg. Aus diesem Grund, und weil ich nach einigen Konzertkritiken mal was neues probieren möchte, probiere ich mich heute beim Bericht zum gestrigen Konzert von The Boxer Rebellion in Berlin mal eben fleißig am Selbstzitieren. Gründe dafür gibt es genug. Grund Nr. 1: Wer sich mal etwas durch das Archiv des „Nobono“-Blogs wühlt, der findet da eh ein paar Lobpreisungen aus den letzten Jahren. Albenbesprechungen zu allen drei Alben („Exits“, „Union“, „The Cold Still“), erste Konzerterfahrung als Editors Support im Jahr 2007, Solokonzerte in München und Dresden. Der lange, stetige Weg einer Band, die sich ihren Erfolg mühselig verdient hat und erspielt hat. In der Tat. Entsprechende historische Ereignisse kann man nachlesen. Zitat 04.05.08.: „Und dann gibt es da Bands, wie The Boxer Rebellion aus London, die all das haben, was an Musik wichtig ist. Größe, Gefühl, auch gern mal Sperrigkeit… aber vor allem großartige Songs. Und genau diese Boxer Rebellion dümpeln seit gut 2 Jahren ohne einen Plattenvertrag rum, nachdem sie vom Majorlabel geworfen wurden, nachdem ihr Debüt „Exits“, welches großartig ist, nicht den gewünschten Erfolg brachte. Und nun haben sie ein komplettes 2. Album aufgenommen, können es aber nirgendwo releasen.“ Geändert hatte sich daran ein Jahr später nix. Das Zweitwerk „Union“ erschien 2009 „unabhängig, ohne Label, ohne Airplay, ohne Support“ (09.04.09). Zumindest galt dies lange als Credo des Vierers aus England.

Doch genug der Vergangenheit. Im Jahr 2011 ist die „Do-It-Yourself“-Attitüde längst zum Markenzeichen geworden und das Platt scheint sich gewendet zu haben. Die Band geht mittlerweile den Weg über das eigene Label, die Mitarbeit an der Indie-Romantikkomödie „Going The Distance“ hat auch für gute Promo gesorgt und nun hat auch die Musikpresse und das konzertticketzahlende Volk langsam Notiz von der Band genommen. „Diese Band muss bekannt werden, sonst stimmt was nicht“ lautete mein Intro-Satz im Jahr 2008. Da freut es dann auch, dass der Magnet Club 2011 deutlich besser gefüllt ist, als die Locations bei den letzten Touren. Bei aller Bandliebe bin ich ja dann auch niemand, der die Band sich erst erfolgreich wünscht, nur um sich anschließend darüber aufzuregen, dass Hinz und Kunz die Band hören. Da stell ich mich gern auch mal weiter nach hinten, wie an diesem Abend. Immerhin sind Boxer Rebellion noch nicht in einem Til-Schweiger-Film aufgetaucht. Reinpassen würden sie da vermutlich, denn an der Eingängigkeit, dem Gefühl der Musik und ihrer großen Emotion hat sich nichts geändert. Im Gegenteil, das neue Album „The Cold Still“ dreht die Gefühlsregler noch mal ordentlich nach oben, die Band drosselt das Tempo noch einmal, gibt der unverwechselbaren Stimme von Frontmann Nathan Nicholson noch mehr Raum, sich zu entfalten. So sind die hymnischen Pop-Rock-Songs des neuen Albums der Dreh- und Angelpunkt dieses Abends, immerhin spielt man mit Ausnahme von „Locked In The Basement“ die komplette Platte. Ungewohnt, aber durchaus verständlich, denn diese Band denkt an die Zukunft, spielte bereits auf den frühen Touren Songs, die noch nicht mal aufgenommen waren. Das geschieht natürlich auf Kosten der Tracks von „Union“ und „Exits“. Letzteres wird nur mit zwei Stücken bedacht, ansonsten spielt man einen bunten Mix bei dem es weniger darum geht, der handvoll Fans das zu geben, was sie möchten, sondern vielmehr Stimmung zu erzeugen. Mission accomplished. Große Epik-Balladen wie „Both Sides Are Even“ oder “If You Run” fahren schwere Geschütze auf, Power-Pop-Songs wie „Spitting Fire“, „Step Out Of The Car“ oder „Memo“ regen zum munteren Mitwippen und Mitfühlen ein. Die Band ist gut drauf, Nicholson bedankt sich recht freundlich und bittet am Ende zum etwas groovigen „The Gospel Of Groro Adachi“ sogar die Fans zum gepflegten Tanzbein-Schwingen auf die Bühne. Nette Aktion.

Was bleibt also am Ende? Nun, der Applaus ist auch angesichts der deutlich höheren Zuschauerzahlen, als noch vor 2,3 Jahren, wesentlich lauter zu vernehmen. Die Fanschar wächst. Die Band gibt sich ehrlich dankbar und kommt immer noch zum Signieren nach dem Konzert nach draußen. Allerdings ist der Ansturm deutlich größer, als früher. Für kurze Plauschs mit der Band bleibt dann doch etwas weniger Zeit. Und so wird man auch an diesem Abend eine Handvoll Besucher, die ohne großes Bandvorwissen vorbeigeschaut haben, von den Qualitäten der eigenen Band überzeugt haben. Und so kaufen sich dann doch einige Menschen CDs, T-Shirts, werden die Band weiter empfehlen und so dafür sorgen, dass die kleine Erfolgsgeschichte von The Boxer Rebellion auch über das Jahr 2011 hinweg geschrieben wird. Das etwas überschwängliche Eigenzitat von 2008 – „Wenn sie in den nächsten Jahren nicht anfangen vor tausenden von Leuten zu spielen, dann stimmt wirklich was nicht mit dieser Welt.“ – kann dann durchaus revidiert werden. Nicht die Größe ist entscheidend, sondern die Qualität und die ist auch 2011 noch extrem hoch. Und wenn die stimmt, dann kommt auch der Rest automatisch. Und hier kann ich abschließend auch noch mal bedenkenlos meinen letzten Satz der 2008er-Kritik heranziehen: „Ich hab da ein gutes Gefühl bei den Jungs.“ Auch heute noch.

Setlist:

01 Step Out Of The Car
02 Organ Song
03 Cowboys And Engines
04 Flashing Red Light Means Go
05 Caught By The Light
06 If You Run
07 Evacuate
08 Memo
09 Both Sides Are Even
10 Spitting Fire
11 The Runner
12 Semi-Automatic
13 Doubt
14 Watermelon

15 No Harm
16 Cause For Alarm
17 The Gospel Of Goro Adachi

nobono

currently resting in peace. 2007 - 2011

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelles ...

Protest!!
Oh, menno!wie schade.ich befürchte, eine n21-protestwelle...
stephox (Gast) - 29. Aug, 13:17
A Start Has An End
Unser Blog verzieht sich aus der Blogosphäre. Ein paar...
rhododendron - 22. Jul, 16:45
stimmt!
ich stimme dir zu 100% zu. langweilig war das gestern,...
Astrid (Gast) - 19. Jul, 17:19
Götterdämmerung
Für ein einzelnes Gastspiel beehrt der Altmeister der...
rhododendron - 19. Jul, 13:48
Chillaxing
PBMR präsentiert sein 'finales' Mixtape ... relaxte...
rhododendron - 16. Jul, 14:26
Danke
Hört man immer wieder gern. Besonders schön, wenn's...
rhododendron - 8. Jul, 13:49
blog
ich verfolge hin und wieder deinen Blog und wollte...
ZoneZero (Gast) - 6. Jul, 18:04
Kurz und Bündig - 07/2011
Once more with feeling... ein verliebter Traumtänzer,...
rhododendron - 1. Jul, 15:55

Durchforsten ...

 

Besucherzahl seit März 2010 ...

Status

Existent seit 6275 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Aug, 13:17

Credits


Ausgehen
Diskurs
Listen
Mixtape
Mottenkiste
Plattenteller
Ranking
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren