rhododendron mottet sein ranking ein. Ein kurzes Statement...
Gäbe es entsprechende Gerüchte, würde ich es mit den Worten von Gary Barlow halten und an dieser Stelle erstmal “Unfortunately, the rumours are true…“ als Einleitung nutzen. Aber es gibt keine Gerüchte, also kündige ich das jetzt einfach recht unspektakulär an: mit Beginn des Jahres 2011 wird die von mir seit Anfang 2008 gepflegte Rubrik „rhododendron’s ranking“ abgeschafft, eingemottet und zu den Archiven der Web-Welt verfrachtet!
Gründe dafür gibt es einige, persönlicher und ökonomischer Natur. Fangen wir mal damit an, dass ich persönlich keine Lust mehr hab, an den allwöchentlichen Sonntags-Termin gebunden zu sein. Das ging bisher dank Studium immer ganz gut, wird aber zusehens schwerer und im nächsten Jahr will ich mich dann vielleicht doch meinem realen Leben abseits des Internets und damit verbundenen neuen Aufgaben widmen, bei denen ich mir zeitlich alles offenlassen möchte. Vielleicht geht das, Gott bewahre, ja sogar mal soweit, dass ich ein paar Wochen und Monate ohne Internet leben möchte. Auf jeden Fall lebt das Ranking von der Regelmäßigkeit, allerdings möchte ich mir mein Leben auch nicht davon diktieren lassen.
Zweitens hat das auch viel mit der Veränderung der eigenen Hörgewohnheiten und der Industrie zu tun. Ich hab mich ja in den letzten Monaten schon öfters mal darüber aufgeregt, dass Singles als solche immer schwerer zu erkennen sind. Und das wird nicht leichter. Der Single-Markt, gerade im Independent-Bereich ist zum einen so gut wie verschwunden und zum anderen so undurchsichtig geworden, dass es schwer fällt, sich zu entscheiden. Beispiel… die Foals re-releasen „Spanish Sahara“ als digitale Single, nur um fast zeitgleich ein Video zu „2 Trees“ zu veröffentlichen, welches aber kein Single-Format spendiert bekommt. Zwei Wochen später gibt’s dagegen schon das nächste Video zu „Blue Blood“, welches immerhin eine 7’’ spendiert bekommt. Für was soll man sich da entscheiden? Arcade Fires’ „The Suburbs“ gab es schon vor Monaten als 12’’ und erst jetzt bekommt es ein offizielles Musikvideo spendiert. Oder „Boyfriend“ von Best Coast. Ach, die Liste könnte ewig weitergehen. Das Single-Format limitiert das irgendwie unnötigerweise. Was ist mit all den Songs, die mir durch die Lappen gehen und die ich erst jetzt entdecke? Oder mit tollen Songs, die keine Singles sind? „Villages“ von Our Husmand oder „Comin’ Through“ von The War On Drugs sind zwei meiner Lieblingssongs von 2010, aber ins Ranking „durften“ sie trotzdem nicht. Und von Remixen möchte ich gar nicht anfangen. Nein, irgendwie schränkt das alles ein. Tolle Songs sollten sich nicht einschränken.
Ich könnte nun also das „Reglement“ ändern, aber muss ja auch nicht. Ich denke mit Ende dieses Jahres schließt sich dann ganz gut ein Kreis, auch im Hinblick auf das Jahresabschlussranking, welches demnächst den passenden Schlusspunkt markieren wird. Das passt und ist richtig. Eine neue Form der Auflistung meiner aktuellen Lieblingssongs, ganz ohne Zwang und Regeln, wird aber sicher kommen, wenngleich ich noch nicht weiß, wie diese genau aussehen wird. Aber 2011 ist Platz für neue Ideen und Veränderungen, auch im Hinblick auf diesen Blog. Mal sehen, was so auf uns zukommt. Ich danke allen, die regelmäßig beim Ranking vorbei geschaut haben. Trotz weniger Kommentare weiß ich, dass es von einigen Menschen regelmäßig begutachtet wurde. Vielen Dank schon mal dafür und für den Support! Bis dahin genießt die Vorweihnachtszeit und bis bald.
Unglaublich, aber wahr. Wir sind am Ende. Hier sind nun also meine fünf Lieblingsalben aus dem Jahr 2010. Die gesamte Liste hat sich, wie das halt immer so ist, wenn man sie nicht genau am Jahresende veröffentlicht, mittlerweile noch ein wenig verändert, primär auf den hinteren Plätzen. Also, sorry, Kanye West, Daft Punk und Take That, dass ich euch vor anderthalb Monaten noch nicht auf’m Kicker hatte. Wer sich das dann jetzt in endgültiger Form noch mal anschauen möchte, dem sein ein Blick in Blog meines last.fm-Accounts nahe gelegt. Ansonsten Danke fürs erneute Zuhören! Es grüßt der rhododendron.
05. Interpol “Interpol”
Ach, das war schon kein leichtes Jahr für eine meiner hauseigenen Lieblingsbands. Interpol mussten den Weggang ihres stilsicheren Bassisten Carlos Dengler verkraften und sich neu orientieren. Den Fans fiel es dabei schwerer als den Kritikern und der Band das neue Trio zu akzeptieren, das live sogar mittlerweile zu fünft auftritt. Keine Frage, der Ausstieg Denglers schmerzt und die Ironie an der ganzen Sache ist, dass diese Schmerz eigentlich auf dem selbstbetitelten Viertwerk gar nicht zu hören ist, denn hier ist Dengler noch überall zu finden. Dennoch wird dem Album die schwierige Aufgabe zu Teil, gleichzeitig Neustart, wie Schwanengesang zu sein. Letzteres entweder nur für die ersten zehn Jahre mit Carlos oder im Worst Case Szenario auch für immer. Ja, „Interpol“, das Album, hat es schwer, besonders bei den Fans, welche eher enttäuscht sind. Die Kritiker bauen die New Yorker hingegen auf, sprechen teilweise vom stärksten Werk der Bandhistorie. Die Wahrheit liegt dazwischen und ist hochgradig subjektiv. Natürlich ist „Interpol“ das schwächste aller vier Bandalben, aber gegen eine derartig geniale Banddiskographie kann man auch keinen Blumentopf gewinnen. Die Hits sind vorhanden, „Success“, „Memory Serves“ oder „Lights“ sind so typisch für diese Band, das man wieder einmal merkt, was man an ihnen so liebt. Daniel Kessler spielt seine Gitarre wieder mit mechanischer Präzision und Paul Banks Stimme fleht wie eh und je und durchdringt das Dunkel des Sounds perfekt. Doch immer mal wieder, wie eigentlich auf jedem Album, wagt die Band Ausflüge in neue Gefilde. Das Piano-Spiel auf dem soften „Try It On“ oder ein paar Brocken Spanisch beim abschließenden „The Undoing“. Auch variiert Banks seine Stimme wesentlich deutlicher und verleiht den Emotionen dadurch mehr Dringlichkeit. In der zweiten Hälfte schwächelt „Interpol“ ein wenig, aber das tat auch schon „Our Love To Admire“. Man sollte das alles nicht auf die Goldwaage legen. Und bei aller aktuell unsicheren Zukunft, muss halt betont werden, dass „Interpol“ noch einmal alle vier Mitglieder präsentiert, nur eben nicht auf der Hochform der ersten drei Alben. Spötter mögen jetzt anmerken, Carlos D. hätte die Zeichen der Zeit erkannt und ist deshalb schon vom sinkenden Schiff gesprungen. Aber vielleicht liegt da auch die Möglichkeit den musikalischen Horizont zu erweitern, indem man diese früher perfekt funktionierende 4-Mann-Maschine aufsprengt und sieht, was daraus werden kann. Die Zukunft von Interpol ist also an sich spannend, wenn man nicht immer so dazu geneigt ist, in die Vergangenheit zurückzublicken. Beste Songs: “Success”, “Lights”, “Barricade”, “The Undoing”
04. Delphic “Acolyte”
Irgendwie muss da was im Trinkwasser von Manchester sein. Tatsache! In regelmäßigen Abständen wirft die ehemalige Industriestadt im Norden Englands tolle, neue Bands in die Musiklandschaft, die es schaffen, mich immer wieder mitzureißen. Das fing schon damals bei Joy Division und den Smiths an, hört bei Elbow oder den Doves noch lang nicht auf. Dieses Jahr hat sich die Mehrheit ja auch blendend mit den Hurts amüsiert. Und eben mit Delphic, dem zweiten großen, aber viel besseren Ding aus eben jener Stadt. Bereits seit meinem ersten Kontakt mit dem Quartett im Frühjahr 2009 als Support von Bloc Party, habe ich dieses Album sehnlich erwartet. Doch es stellte sich die Frage ob diese tolle Live-Band, welche im Vorfeld bereits tolle Singles veröffentlichte auch auf Albumlänge begeistern kann. Sämtliche Sorgen waren unbestätigt, denn „Acolyte“ ist das mit Abstand beste Debütalbum des Jahres und dabei ein elektrisierendes, unwiderstehliches Stück Indietronic-Pop geworden, irgendwo zwischen New Order und vielleicht auch Underworld, wenngleich Delphic natürlich alles in allem songorientierter wirken, ohne dabei aber den Dancefloor zu vernachlässigen. Das eigens erklärte Bandziel, eine perfekte Symbiose aus Indie- und Clubmusik zu produzieren geht dabei voll auf. Die Beats sind Four-To-The-Floor und die Synthieflächen helfen des Öfteren, den Trancezustand zu verstärken. Und so sind die Sequenzer, Basslinien und Synthie-Einsprengsel in ständiger Bewegung, mit dem Ziel, den Zuschauer mitzureißen. Allein der über 8minütige Titeltrack sollte da schon Beispiel genug sein. Doch man verlässt sich nicht nur auf die Rave-Elemente, sondern lässt auch Gitarren sprechen. Im dringlichen Opener „Clarion Cal“ bspw. oder im entspannt groovigen Oldschooler „Submission“. Und ein so traumhafter Abschlusspopsong wie „Remain“ gelingt auch nicht jedem. Wer ein Haar in der Suppe sucht, kann Delphic natürlich gern mangelnde Abwechslung vorwerfen, aber mein Gott, wenn dies das einzige Problem ist. Dance-Produzent Ewan Pearson, der Stuart Price für coole Menschen, hat natürlich drauf geachtet, dass hier alles schön clubtauglich bleibt, wenngleich Delphic durchblicken lassen, dass sie, eben wie die Landsleute von New Order auch gute Songs schreiben können. Wohin sich die Band dann in Zukunft hin bewegen wird, muss sich zeigen, die Momentaufnahme 2010 kann sich ohne Wenn und Aber sehen lassen! Beste Songs: „This Momentary“, „Red Lights“, „Submission“, „Remain“
03. The National “High Violet”
Ja, liebe Indie-Musik-Puristen, ich hab schon das Gefühl, ich muss mich immer dafür rechtfertigen, dass ich mich erst dieses Jahr intensiv mit The National auseinandergesetzt habe. Immerhin sind die jungen Herren aus Brooklyn ja schon seit Jahren eine feste Größe in der Szene und sich dabei stets erstaunlich treu geblieben. Wenn es in unserer Welt der schwammigen Genre-Bezeichnungen noch eine Band gibt, die noch wirklich einigermaßen „independent“ im klassischen Sinne ihr Ding, nämlich hochwertige, intelligente Musik, durchzieht, dann wohl diese Herren. Es bedurfte am Ende nur ein paar Takte des Openers „Terrible Love“ auf einer regnerischen Zugfahrt und das anschließende „High Violet“ um mich zu einem gläubigen Anhänger des amerikanischen Fünfers zu machen. Eine Liebe, welche mit jedem Hören von „High Violet“ wuchs und die mich langsam aber kontinuierlich immer tiefer in die Diskographie dieser famosen Band eintauchen lässt. Es ist dieses Gefühl von authentischer Melancholie, von ehrlichen und aufrichtigen Emotionen, von dem berühmten Lichtschimmer in der Dunkelheit, welche The National so wichtig macht. All das was mir Lieblingsbands, wie Coldplay, die Editors oder eben Interpol früher einmal gaben (und ja auch heut noch in abgeschwächter Form tun), das leisten The National heute, nämlich Musik, die mich aufrichtig bewegt und berührt. Und das wird halt mit zunehmendem Alter auch nicht leichter. Doch der Band gelingt es mit Bravur, vor allem, weil sie mit Matthew Berninger einen Mann am Mikrofon haben, dessen gefühlvoller Bariton genau meine Gefühls- und Geschmacksnerven trifft. Ich hänge an seinen Lippen, an jedem Wort, weil ich wissen will, was er mir zu erzählen hat. Von der furchtbaren Liebe, gelegentlicher Paranoia oder dem endlosen Regen in New York City. Keine Stimme würde besser dazu passen und keine Band könnte den besseren Sound dazu spielen. Der melancholische Indie-Rock von The National schlägt bewusst leise und dezente Töne an, schöpft seine Kraft eher aus dem Gefühl, dass die Songs verbreiten. Der stille Schmerz von „Runaway“ oder die schleichende Panik eines „Afraid Of Everyone“. Aber man muss keine einzelnen Songs herausnehmen, denn „High Violet“ wirkt wie aus einem Guss. Ein fantastisches Hörvergnügen, wenn man in der richtigen Stimmung für diese Form von Musik ist. Hätte hier auch Nr. 1 dieses Jahr sein können, aber die Konkurrenz macht es einem auch nicht allzu leicht. Beste Songs: “Terrible Love”, “Anyone’s Ghost”, “Afraid Of Everyone”, “Lemonworld”, “Runaway”
02. Arcade Fire “The Suburbs”
Sie mussten am Ende erst ein paar Schritte zurück in die Vergangenheit gehen, um in die Zukunft zu blicken. Nur in einer Beschränkung auf das Wesentliche schaffen es Arcade Fire auch mit dem dritten Album in Folge ein Meisterwerk abzuliefern, welches am Ende wie die Vorgänger ganz oben in meinem Jahresranking landet. Zweifel gab es vor der Veröffentlichung schon. Nämlich Zweifel, wie man das Bisherige noch hätte toppen sollen. „Funeral“ war 2004 für ein Debüt schon unglaublich ausgereift, episch und hat Fans in der ganzen Welt gefunden. Kritiker und Mitmusiker von Bono bis Bowie waren auf der Seite des kanadischen Künstlerkollektives. Der Nachfolger „Neon Bible“ machte dann alles noch größer und perfekter und die Jubelschreie wurden immer lauter. Die Erwartungshaltung wuchs mit jeder neuen Kritik, zumal die Band auch live zu den besten des Planeten gehört. Nach fast ununterbrochenen Touren war die Pause für die Musiker um das Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne auch bitternötig. Eine Pause, in der man sich gefragt hat, wer man ist und wohin man möchte. Der ideale Ort für diese Rückbesinnung waren dann nämlich die eigenen Wurzeln. Und die liegen für Butler im Staate Texas. Er fuhr zusammen mit Frau Régine zurück zu den Orten seiner eigenen Vergangenheit, um sich zu erinnern, darüber zu schreiben und auf diesem Weg zu sich selbst zu finden. Das Ergebnis heißt „The Suburbs“, widmet sich Buttler’s fast vergessener Kindheit in den Vorstädten und ist das dritte Meisterwerk in Folge. Fast schon beängstigend, wie die Band aus Montreal das Niveau auch 2010 auf so hohem Niveau hält und es schafft bekannte Elemente mit neuen Ideen zu vermischen, dabei aber stets die Band zu sein, die man seit Jahren ins Herz geschlossen hat. Bzw. erinnert es einen daran, warum man Arcade Fire liebt. Es ist die musikalische Qualität, die auch hier Bestand hat, vor allem, weil Rückbesinnung auch Reduktion bedeutet. Ein Schritt, der nach dem Bombast der Vorgänger unweigerlich nötig war. Ein beschauliches Folk-Album ist „The Suburbs“ dann aber auch glücklicherweise nicht geworden. Irgendwo in der Mitte vielleicht. Etwas bodenständiger, etwas reifer, etwas ehrlicher und direkter. So klingt halt eine raue Teenager-Platte, wenn man sie erst Jahre später aufnimmt. Freude und Leid der Kindheit und Jugend in der Vorstadt ist einer leichten Melancholie und Selbstreflexion gewichen. Das gibt dem ohnehin tollen Sound dieser Band noch mehr inhaltliche Tiefe und hilft obendrein auch noch, mich emotional tief zu beeindrucken. Nach wie vor Premium, da muss man nicht mehr dazu sagen. Beste Songs: “Ready To Start”, “Modern Man”, “Suburban War”, “Sprawl II: Mountains Beyond Mountains”
01. Foals „Total Life Forever“
Gott sei Dank gibt es sie noch! Ich hatte schon Angst! Und zwar diese Alben, die einem vom ersten Hören an magisch fesseln, bei denen man selbst beim ersten Durchlauf merkt, dass da Großes auf einen zukommt. Alben, die einen vom ersten bis zum letzten Ton ansprechen, die einen emotional und ohrwurm-mäßig monatelang begleiten werden und ohne deren regelmäßigen Genuss man bald schon nicht mehr auskommen möchte. Solche Alben werden in meinem Kopf recht schnell zu Alben des Jahres und haben es dann in der Regel schwer, von eben diesem Thron gestoßen zu werden. Und trotz starker Konkurrenz gab es seltsamerweise vom ersten Hören an keinen Zweifel für mich, dass „Total Life Forever“ von den Foals mein Album 2010 ist. Im Gegenteil: die Gewissheit verstärkte sich im Laufe der letzten Monate und mittlerweile gehört es zu meinen absoluten Lieblingsalben für alle Zeit. Warum? Nun, ganz einfach… weil es aus meiner Sicht schlicht und einfach perfekt geworden ist und mich in allen Belangen zu begeistern weiß. Dass die Foals dieses Album abliefern werden, verwundert dann am Ende gar nicht so sehr. Wer die Band nach ihrem 2008er Debüt „Antidotes“ als Hipster-Eintagsfliege abstemplen wollte, der hat damals sicher nur halbherzig hingehört. Denn natürlich waren da die zappligen Disco-Smasher wie „Cassius“ oder „Balloons“. Doch darüber hinaus gab es auch schon feinfühlige Ansätze großer Soundkonstruktionen, wie „Red Socks Pugie“ oder „Big Big Love“, die zeigen, dass da mehr geht, als nur mal die Beine dazu wackeln zu lassen.
“Total Life Forever“ will dies nun alles zwingender. Vor allem will es halt alles sein. Alles was „Antidotes“ war sowieso, aber darüber hinaus noch viel mehr. Ein gewaltiges Meisterwerk, das Epik versprühen will und dabei die Grenze der Radio-Edit-Länge genauso sprengen will, wie die der Genres. Von der Band selber gern mal als tropischer Prog-Rock-Fiebertraum bezeichnet, gibt man sich nun wesentlich stärker psychodelischen Elementen hin, pflegt gern mal die große Geste hin, leistet sich aber stets auch eine gewisse Verspieltheit, wenngleich die halt nicht mehr so amateurhaft wirkt, wie noch in den Anfängen. Man gönnt sich eine gepflegte Größe, einen gewissen Abstand zum bisherigen Schaffen der Band. Teils ruhig, teils auch dezent groovend. Songs, die sowohl unterschwellige Tanzflächenfüller, als auch epische Hymnen zugleich sein wollen. Große Songkonstrukte, wie „Black Gold“ oder das geniale „Spanish Sahara“, welches erst einmal einige Minuten braucht, um in Fahrt zu kommen, sind genauso an der Tagesordnung, wie scheinbar leichte Pop-Nummern, wie „Miami“ oder This Orient“. Die Foals können einfach beides und schaffen es durch ihre Kontinuität im Sound auch deutlich, dies alles stimmungsvoll zusammen zu zimmern. Die Wave-Gitarren zirpen immer noch nervös herum, überall beteiligen sich elektronische Elemente am Soundgebilde. Außerdem haben die Foals den harmonischen Chorgesang für sich entdeckt und klingen jetzt teilweise sogar ein wenig nach den Fleet Foxes. Es passiert soviel. „After Glow“ bspw. das verhalten im Nebel beginnt und dessen Unheil sich erst ankündigt, bevor schließlich ein krachender E-Gitarren-Ausbruch für die Kehrtwende sorgt und aus dem Stück ein ziemliches Prog-Disco-Monster macht. Die Ideen, welche hier in 6 Minuten verwendet werden hätten für 3 Songs gereicht. Egal ob groovend hier oder verträumt gefühlvoll, wie beim traumhaften „2 Trees“. Die Foals haben 2010 ihr goldenes Jahr, in denen ihnen scheinbar alles zu gelingen scheint. „Total Life Forever“ will wirklich so groß, wie das Leben sein, bietet Euphorie und Melancholie in einem stetigen Wechsel und einen Sound, der so treffsicher wirkt, als ob alles genau da sitzt, wo es sitzen soll. Die Musik dieses Albums ist atmosphärisch, verspielt, aber trotz aller Durchdachtheit immer auch ein wenig gefühlvoll und emotional. Es ist schon ein wenig beeindruckend, wie viel gute Ideen und Songs die Band aus London in nur elf Songs unterbringen kann ohne dabei zu nerven. Man muss sich ein wenig auf diese Musik einlassen, so ist das meist mit guter Musik. Aber vielleicht, und nur vielleicht, geht es ja jemand anderem da draußen genauso wie mir und er oder sie verliebt sich auch sofort in dieses große Meisterwerk. Und dass Liebe ein wichtiger Faktor ist, gerade bei der Musik, dass muss ich, glaub ich, niemandem mehr erzählen. In diesem Sinne auf ein gutes 2011. In jeglicher Hinsicht! Beste Songs: “Miami”, “Total Life Forever”, “Black Gold”, “Spanish Sahara”, “Alabaster”, “2 Trees”
Einen frohen dritten Advent wünscht das Ranking! Wie immer mit etwas Weihnachtsstimmung, denn Coldplay bleiben an der Spitze, die White Lies und Crystal Castles aber direkt dahinter. Und einige Neuankömmlinge werden ebenfalls begrüßt. Patrick Wolf bspw., der sich mit neuer Single „Time Of My Life“ zurückmeldet, die glücklicherweise nichts mit aktuellem Black-Eyed-Peas-Output zu tun hat, sondern vor allem Lust auf ein neues Album 2011. Ein schickes, in Indien gedrehtes, Video präsentieren auch die deutschen Fotos. „Angst“ ist die zweite, wieder sehr feine Single, vom sehr feinen Album „Porzellan“ und schafft es direkt auf die 10. Da tape.tv mich das hier nicht einbetten lässt, gibt's das Video ganz exklusiv wenn ihr auf diesen Link klickt. Und um den Bogen in Sachen Weihnachtsstimmung noch zu schließen, kommt der finale Neuzugang von der Pop-Allzweckwaffe Hurts und ihrer schnulzigen, aber dann irgendwie doch schönen Festtags-Schmonzette „All I Want For Christmas Is New Year’s Eve“. Muss ja auch mal sein, erträglicher als „Last Christmas“ ist das auf jeden Fall. Ein gutes Zeichen, dass es bereits der dritte Advent ist und ich dieses noch nicht hören musste. Mal schauen, wie lange das noch anhält.
01.( 01 / #2 ) Coldplay “Christmas Lights”
02.( 03 / #2 ) White Lies “Bigger Than Us”
03.( 04 / #3 ) Crystal Castles ft. Robert Smith “Not In Love”
04.( 02 / #5 ) The National “Terrible Love (Alternate Version)”
05.( 05 / #8 ) Gorillaz ft. Daley “Doncamatic”
06.( 08 / #2 ) British Sea Power “Living Is So Easy”
07.(NEW/ #1) Patrick Wolf “Time Of My Life”
08.( 06 / #7 ) Wir Sind Helden “Bring Mich Nach Hause”
09.( 09 / #6 ) Robyn “Indestructible”
10.(NEW/ #1) Fotos “Angst”
11.( 07 / #5 ) Digitalism “Blitz”
12.( 10 / #9 ) Take That “The Flood”
13.( 14 / #7 ) Kanye West “Runaway”
14.(NEW/ #1) Hurts “All I Want For Christmas Is New Year’s Eve”
15.( 11 / #12) Foals “2 Trees”
16.( 16 / #2 ) The Pains Of Being Pure Of Heart “Heart In Your Heartbreak”
17.( 12 / #3 ) Klaxons “Twin Flames”
18.( 13 / #7 ) Lykke Li “Get Some”
19.( 15 / #4 ) Simian Mobile Disco “Sweetbread”
20.( 19 / #9 ) Paul Smith “Our Lady Of Lourdes”
Wie war das eigentlich mit diesem Afro Beat? Damals beim Debüt vom Vampire Weekend konnte man ja keinen Artikel über die vier Amerikaner lesen, in denen nicht ausführlich betont wurde, wie sehr sich die Band der afrikanischen Weltmusik öffnen würde. Nur, weil eine Band mal nicht klang wie der x-te Joy-Division oder New-Wave-Klon? Solche Kategorisierungen sollen ja helfen. Dabei machen Vampire Weekend doch eigentlich nur intelligenten, kurzweiligen Pop, der stets recht vielseitig um die Ecke kommt. Und mit dem diesjährigen Zweitwerk halten sie die Messlatte noch mal ordentlich oben und zeigen der Welt, dass sie definitiv keine Eintagsfliege sind. Sommerlich leicht sind sie nach wie vor, der kalte Winter (in dem das Album auch erschien), wird gleich zu Beginn auf „Horchata“ weg gesungen. Erfrischungsgetränke gehen zu jeder Jahreszeit. Und gleich der dritte Song „Holiday“ wird zur Hymne auf die Flucht in den Sonnenschein. Vampire Weekend haben das leichte Leben und den Ideenreichtum auch auf „Contra“ gepachtet. Erneut zaubert die Band wunderbare kleine, schrullige Popsongs aus ihren Sonnenhüten, die vom verrückten, sich stets wechselnden Rhythmus vorangetrieben werden und mit allerhand klangtechnischen Spielereien versehen sind. Da gibt es natürlich die lustigen Keyboard-Elemente, viele Streicher, Bongos, Percussions und wild aufspielendes Gitarrengezirpe. Und den mehrstimmigen Harmoniegesang niemals vergessen! Frontmann Ezra Koenig schlängelt sich wieder gewohnt durch zehn kurzweilige Popsongs mit allerhand witzigen Alltagsgeschehnissen. Die von der Band selbst getroffene Aussage, dass „Contra“ wesentlich näher an dem sei, was Vampire Weekend eigentlich sind, wirkt nachvollziehbar. Gradlinige Hits wie „Run“ oder „Giving Up The Gun“ machen sich hervorragend neben schrägen Ausbrüchen wie „Cousins“. Langeweile sieht anders aus. Deshalb gibt’s für „Contra“ ein absolutes Pro. Beste Songs: „“Horchata“, „Holiday“, „Giving Up The Gun“, „I Think U Are A Contra“
09. Beach House “Teen Dream”
Beach House... Auch so eine Band, welche es schon ein Weilchen gibt und die ich erst 2010 richtig kennengelernt habe. Als ich das erste Mal mit dem reinen Bandnamen in Kontakt kam, nahm ich ganz assoziativ an, ich würde gleich mit irgendwelcher Café del Mar-Lounge-Music straight outta Ibiza beschallt werden. Weit gefehlt, wenngleich die wunderschöne Musik des amerikanischen Duos trotzdem zum Träumen und Entspannen einlädt, dabei aber unweigerlich mehr Stilsicherheit versprüht. Auslöser war die famose Gratis-Single „Norway“, von der ich sofort begeistert war. Die weichen Soundflächen, die relaxte Melancholie und die wundervolle Stimme von Victoria Legrand, welche weit davon entfernt ist, wie die weibliche Konkurrenz zu klingen, sondern etwas sehr eigenes hat, gerade deshalb, weil Legrand nicht versucht, wie ein süßes Zuckerpüppchen zu trällern, wenngleich es die Musik natürlich gestatten würde. Die geschmackvolle Dame und Bandkollege Alex Scally haben hier ein wunderbar stimmungsvolles Stück verträumten Indiepops geschaffen. Ein verspieltes Piano, zirpende Gitarren und ein weicher Orgelklangteppich bilden zusammen mit Lengrands Stimme die Grundlage für zehn astreine Popsongs, die sich irgendwo zwischen klassischem Pop, Folklore und sehr dezentem Shoegaze bewegen. Das kann, um dieses Bild noch mal zu benutzen, auch gern genutzt werden, um den Sonnenuntergang am Strand zu genießen. Gleichzeitig kann diese Musik auch kalte Winterabende erwärmen. Und zum Mitsingen lädt die Platte gelegentlich auch ein. Songs, wie „Zebra“ oder „Lover Of Mine“ sind bspw. so unscheinbare Superhits, das man selber aus dem Staunen nicht mehr rauskommt, wogegen man sich in Songs wie „Walk In The Park“ einfach nur hineinfallen lassen möchte. Das klappt auch auf Albumlänge, denn die einzige Schwäche ist gleichzeitig irgendwie auch die Stärke, denn aus dem gewohnten Klangbild bricht keiner der Songs großartig heraus. Ein in sich geschlossener und in Watte verpackter Traum. Beste Songs: “Zebra”, “Norway”, “Walk In The Park”, “Lover Of Mine”
08. Yeasayer „Odd Blood“
Im Laufe der letzten Jahre bin ich immer mal wieder auf Bands und Musiker getroffen, mal netter, mal unfreundlicher. Eines habe ich allerdings in 80% der Fälle festgestellt… die Schlagzeuger sind immer die nettesten, bodenständigsten und amüsantesten Mitglieder! Ein Hoch auf euch! Manchmal sind die sein Glücksfall und wenn es nur durch ihren Weggang ist. Luke Fasano von Yeasayer bspw. Der stieg kurz vor Produktionsbeginn von „Odd Blood“ aus und zwang seine Mitmusiker nun kurzerhand auf einen Drum-Computer umzusteigen. Somit bekam der etwas schräge, Weltmusik-Experimental-Sound der New Yorker eine ordentliche Portion 80s-Space-Pop verpasst, was zu einer erneuten Leistungssteigerung gegenüber dem feinen Debüt „All Hour Cymbal“ führt. „Weniger Hippie, mehr Hits“ lautet nun also die Devise und das gelingt Yeasayer hervorragend. „Odd Blood“ ist ein unwiderstehlich ansteckendes Stück kurzweiliger, experimentierfreudiger und vielseitiger Pop-Musik. Hits wie „Ambling Alp“ oder „O.N.E.“ sind Instant-State-Of-The-Art-Pop, den Hot Chip wohl nicht mehr machen können und wollen, andere Songs wie „Rome“ oder „Mondegreen“ haben einen fast schon Rock’n-Roll-artigen Drive, der sich allerdings stehts dem Klangbild unterordnet, dass sich so gar nicht beschreiben und festlegen lassen will. Experimenteller 80s-Pop? Nerd-R’n’B? Hits für Hipster und alle, die an frischen Ideen interessiert sind. Zwar gibt’s auch noch feine Midtempo-Nummern wie „Madder Red“ oder „I Remember“, aber selbst die können den Drive, den dieses Album hat, nicht ausbremsen. Yeasayer sind auf dem besten Weg eine kurzweilige Symbiose aus ganz vielen Elementen der aktuellen Pop-Musik zu werden. Sie sind „Indie“ genug um dem Musikkenner zu gefallen, könnten gleichzeitig aber auch problemlos eine Kanye West-Platte produzieren und damit ordentlich Schotter machen. Wenn es eine Band gibt, die aktuell intensiv daran arbeitet, die Genregrenzen zu verwischen und sich die Qualität zur Richtlinie nimmt, dann ist das Yeasayer. „Odd Blood“ sollte jeden Pop-Fan begeistern und macht Lust auf die Zukunft dieser Kombo! Egal ob mit oder ohne US-Hip-Hop-Stars. Beste Songs: “Ambling Alp”, “Madder Red”, “O.N.E.”, “Rome”
07. Fotos “Porzellan”
Dass die größte musikalische Überraschung des Jahres ausgerechnet aus Deutschland kommt, ist natürlich eine angenehme Sache, besonders für unsere kulturell oft gebeutelte Republik und den Fakt, dass ich mit deutschsprachiger Musik eigentlich immer so meine Probleme hatte. Mit den Fotos nur bedingt. Die mochte ich anfangs gern, aber zwischenzeitlich hatte ich das Quartett schon als nette, aber unwichtige deutsche Indie-Rockband abgestempelt, deren einziger Vorteil damals war, dass sie mal im Gegensatz zur Konkurrenz damals 2006 nicht zu spät dran war, um auf den Trendzug „Großbritannien“ aufzuspringen. Das Debüt bot ordentlichen New-Wave-Indie-Rock und hatte internationales Format, der Nachfolger hatte hingegen gar nichts mehr zu sagen. Nach einem uninspirierten Auftritt bei Raab’s Song Contest war dann wohl wirklich die kommerzielle Luft draußen. Und nun das? Die Fotos werfen alle Erwartungen und alle künstlerischen Ängste über Bord und präsentieren mit „Porzellan“ eines der besten Alben, dass dieses Land seit Jahren gesehen hat. Warum? Weil hier endlich mal eine Band kommt, die mehr aus deutschem Indie-Rock machen will. Die nicht versucht wie „Beat! Beat! Beat!“ oder die „Kilians“ und damit irgendwie wie eine provinzielle Britrock-Kopie zu klingen, sondern die bewusst raus will aus dem Muster und endlich mal was wagt mit deutscher Musik und deutschen Texten. Aber streng genommen kopieren sie ja immer noch fremde Sounds. Aber im Fall von „Porzellan“ heißen die Vorbilder „Jesus And The Mary Chain“, „My Bloody Valentine“ oder auch gern mal den Spät-80er-Cure. Die Marschrichtung wird durch diese Namen natürlich vorgegeben: viel Hall, viel Flächen, viel Echos, viel Weite. Die Drums hallen in weiter Ferne, genauso wie die Stimme von Sänger Tom, der seine kryptischen Textbotschaften bereits aus dem Äther zu singen scheint. Sphärische Monster wie „On The Run“ oder „Raben“ treffen auf schnittige Single-Kandidaten, wie „Mauer“ oder das New-Wavige Meisterwerk „Nacht“. Das funktioniert deshalb so gut, weil man sich eben 1:1 an den Originalen orientiert, aber die deutsche Sprache eben dann doch mal außergewöhnlich in diesem Soundkontext klingt und vor allem auch funktioniert. Kryptische deutsche Texte kann ja jeder machen, aber hier passt das einfach so perfekt und stimmungsvoll zur Musik, dass man sich nicht wundern muss, warum das Goethe-Institut die Band erst jüngst durch Asien hat touren lassen. Klar, Spex-Indie-Polizisten können jetzt beklagen „Den fällt nix eigenes ein“, aber seien wir mal ehrlich: wann ist das in den letzten Jahren noch irgendjemandem? Und gerade in Deutschland. Damit kommen die Fotos von der Ersatzbank wieder ins Spiel und präsentierten ein echtes großes Meisterwerk voll andächtiger Schönheit. Mein aufrichtigster Respekt! Beste Songs: „Alles Schreit“, „Nacht“, „Mauer“, „Ritt“
06. Wir Sind Helden “Bring Mich Nach Hause”
Es war Zeit, das alles hinter sich zu lassen. Jahrelang schien es so, als müssten Wir Sind Helden als alleinige Retter und Galionsfiguren der neuen deutschen Popmusik herhalten. Mit ihrem 2003er-Debüt lösten sie eine Welle aus, von der sie sich selbst immer durch geschmackvolle, intelligente und unpeinliche Musik abgrenzten. Die Helden blieben die unpeinliche und geschmackvollere Alternative gegenüber Silbermond, Rosenstolz oder Revolverheld. Selbst einstige Helden, wie die Sportfreunde versackten immer mehr in der eigenen Belanglosigkeit. Den Helden drohte durch Überpräsenz das Gleiche und sie zogen die überfällige Notbremse. Zum Glück! Ich muss gestehen, selbst ich hatte zuletzt ein wenig die Lust an dem Quartett aus Berlin verloren. Doch nun sind sie zurück und der lebende Beweis, dass es ein Leben nach dem Hype gibt. Die Konzertlocations werden wieder kleiner, die Masse hat sich anderem, bedeutungsloserem Deutschquark zugewandt und die Qualität? Die steigt erfreulicherweise wieder. „Bring mich nach hause“ ist das Beste, was die Helden bisher musikalisch gemacht haben. Ein Zeugnis von Reife, Vielseitigkeit und dem Mut zur unpeinlichen Veränderung. Ein unscheinbarer, aber notwendiger Rückschritt, nach Baby- und Bandpause. Hier spielt keine hippe Nachwuchsband mehr auf, sondern gereifte Musiker, die sich ihren Status in der hiesigen Poplandschaft nicht mehr großartig erspielen müssen und wollen. Wer es als „zu ruhig“, „zu unhittig“ und aufgrund der nicht überragenden Verkaufszahlen als „Flop“ bezeichnen möchte, kann das gern nutzen, sieht aber nicht, was dieses Album kann. „Bring mich nach hause“ thematisiert essentielle, persönliche Themen, die man sich in dem Alter, in dem sich die Band befindet nun mal stellt. Da wird mit dem eigenen Leben gehadert, reflektiert und auch akzeptiert. Das man nicht mehr „Die Träume anderer Leute“ träumen kann und muss, das man sprichwörtlich aus der Dunkelheit nach hause gebracht werden möchte. Geborgenheit, Glück in den einfachen Dingen. Eine Akzeptanz der eigenen Grenzen und Werte und doch die Erkenntnis, das „Alles“ drin ist. So weht mit allen Songs ein gewisses Gefühl von Melancholie. Die nachdenkliche Ballade von Wolfgang und Brigitte zum Beispiel über die Tücken der Liebe oder das unglaublich traurige „Meine Freundin war im Koma…“. Das Leben ist kein Ponyhof, aber man kann das Beste draus machen, wenn man nur die Ruhe bewahrt und sich an die Dinge im Leben hält, die wichtig sind. Deshalb gehen die Mundwinkel hier nicht nur nach unten. “Was Uns Beiden Gehört“ verbreitet genauso gute Laune, wie „23:55, Alles Auf Anfang“. Auch das Instrumentarium unterstreicht die erwachsenen Helden. Die üblichen, klirrenden 80er-Synthies fehlen erfreulicherweise, hingegen halten Bläser, Banjos und Akkordeon Einzug ins Instrumentarium. Alles wirkt etwas organischer, gefasster. Klar gibt es die klassischen Helden-Nummern nach wie vor, aber Anleihen an Jazz, eine todtraurige Klavierballade und ein Beatle-esques Outro bei „Im Auge des Sturms“ zeigen, dass hier viel mehr drin ist, als man der Dame und ihren drei Herren bisher zugetraut hat. Wir Sind Helden sind der eigenen Konkurrenz wieder einmal ein paar Schritte voraus und haben zusammen mit den Fotos dieses Jahr bewiesen, dass deutsche Musik mehr sein kann, wenn sie nur will. Beste Songs: „Alles“, „Bring Mich Nach Hause“, „Die Ballade Von Wolfgang Und Brigitte“, „Die Träume Anderer Leute“, „Meine Freundin war im Koma…“
Huch! Mal ausnahmsweise keine Jahresrückschau oder ähnliches? Aktueller Shit? Ob man es glaubt oder nicht, aber in den letzten Wochen sind tatsächlich neben tausenden Best-Of-Scheiben sogar noch richtig druckfrische und vor allem aktuelle Alben erschienen. Da lass ich es mir doch so kurz vor Verstreichen der Jahresfrist nicht nehmen, diese kurz und knapp zu kommentieren.
Polarkreis 18 – Frei
Verdammte Pop-Falle aber auch! Warum so viele Künstler irgendwie immer da rein stolpern, wird sich wohl nie ganz klären. Manchmal muss das ja auch nicht von Nachteil sein. Besonders schlimm sind solche Fälle aber immer genau dann, wenn Künstler, die musikalisch einiges draufhaben auf einmal so wirken, als würden sie ihr ganzes Können der Beliebigkeit unterordnen. Gut, Polakreis 18 sind jetzt noch nicht die Black Eyed Peas, dennoch ist die Entwicklung auf „Frei“ sehr besorgniserregend. Sicher, schon der Durchbruchsvorgänger „The Colour Of Snow“ war wesentlich poppiger als das Debüt, allerdings hielt sich das da mit Songs, welche das Korsett durchbrechen, erfreulicherweise die Wage, zumal die Songs auch richtig gut wagen. Auf „Frei“ schwenkt diese Balance ins Negative um. Man drängt die eigenen Ambitionen in glatte radiofreundliche Produktionen, deren 80er-Anleihen teils an schlimmste Schlagermomente erinnern. Peinlich auch die hohle Phrasendrescherei, welche Felix Räuber da betreibt. Bedeutungsschwere, aber durchweg beliebige Texte, die besonders dann peinlich werden, wenn man, getreu dem „Allein Allein“-Prinzip deutsche Worte einstreut, dabei aber den englischen Akzent beibehält! Man will gewaltigen Kunstpop schaffen, macht aber gleichzeitig Augen und Ohren für alles andere zu. Die Jungs haben sich da in was ganz Übles verrannt, was vor allem in den paar hellen Momenten auf der Platte schade ist, in denen ihr Talent und ihre Musikalität zum Vorschein kommt. Das alte Indie-Publikum dürfte jetzt endgültig in Scharren fliehen, das neue will ich lieber gar nicht kennen lernen. Ganz viel verschenktes Potential.
Die Welt ist sich einig: US-Rapper Kanye West ist ein furchtbares Arschloch! Selbst Barrack Obama hat ihn als Trottel bezeichnet. Gleichzeitig ist sich die Welt aber auch einig, dass West leider musikalisch ein ziemliches Genie ist. Und immer wenn man ihn abschreiben will, kommt er noch ne Spur breitbrüstiger zurück. Nun also auf diesem großspurigen Ego-Trip von Album, auf dem alles aufgefahren wird, was sich dieser Mann für Geld und Handshakes kaufen kann. Dutzende Gaststars, fette Beats, Unmengen von Samples, jede Menge Bombast und natürlich jede Menge Dickes-Eier-Gequatsche. Beispiel: „My sex is on fire, I’m the new king of leon!“ Nuff said! Die Songs auf “My Beautiful Dark Twisted Fantasy” sind musikgewordene dicke Hose, inhaltlich, wie musikalisch. Da die Qualität aber durch die Bank weg stimmt, verzeiht man Kanye auch die ganzen Gaststars (sogar der Auftritt von der ollen Rihanna wirkt überzeugend) und Songs, die teilweise 7 bis 9 Minuten lang sind. Der Mann hat eine Vision, er will der neue King werden. Er erwähnt ja auch auf dem Album, dass die Stelle von Jacko ja bekanntermaßen wieder frei ist. Doch was ist er nun? King Of Rap? King Of Pop? King Of AutoTune? Keine Ahnung, aber die Platte zeigt, dass die Zukunft wohl nicht mehr zwischen Genres unterscheiden will. Wo sonst bekommt man Bon Iver und Jay-Z auf einem Track? Selbst Elton John geistert hier irgendwo rum. Ob es mit der Welteroberung klappt, wird sich zeigen. Das Potential ist da, falls West sich am Ende nicht selber im Weg stehen wird.
Da hat wohl jemand mein Anliegen erwünscht. Simian Mobile Disco, deren acid-getränkter dunkler und experimentierfreudiger Techno im Zuge dieses ganzen New-Rave-Hypes stehts der Liebste war (was machen eigentlich Justice???) haben alle kommerziellen Bestrebungen über den Haufen geworfen und ein reines 8-Track-Instrumental-Clubalbum herausgebracht. Die Popspielereien, die auf dem letztjährigen „Temporary Pleasure“ zwar durchaus ihren Reiz hatten (Beth Ditto, Alexis Taylor und Jamie Lidell gaben sich ja da u.a. die Ehre), aber sich irgendwie recht stark von dem entfernten, weshalb man das Elektro-Duo einst lieben lernte, haben ausgedient. Und so wurde mein Wunsch nach mehr Clubtauglichkeit offensichtlich erhöht. „Delicacies“ ist reinstes Clubfutter, voll pumpender Beats, den üblichen Acid-Spielereien und jede Menge Deepness und dabei irgendwelche Mainstream-Ambitionen zu zeigen. Vielleicht am Ende ein wenig zu viel des Guten. Handwerklich ist das natürlich alles astrein und auf Hands-Up-Rave produziert, aber fürs angenehme Hören zuhause ist „Delicacies“ natürlich kaum geeignet. Denn zu diesem Zeil wurde es halt nicht konzipiert. Und unterscheiden lassen sich die Tracks, die alle nach obskuren Nahrungsmitteln benannt sind, sowieso kaum. Muss ja auch nicht. Düsterer, kompromissloser Club-Techno für 3 Uhr morgens auf der Tanzfläche. Das ist, was Simian Mobile Disco mit dieser Platte abliefern wollen und das gelingt ihnen auch ohne Wenn und Aber. Und vermutlich würde ihnen in Zukunft auch eine Folk-Platte gelingen.
Allein die Tradition verlangt es schon, dass ich die quirlige Schwedin Robyn auch mit ihrem finalen Teil der Album-Trilogie „Body Talk“ hier in der „Kurz und Bündig“ abhandle, immerhin war das auch bei den ersten beiden so der Fall. Doch überraschenderweise bringt der finale Teil dann auch gleich noch einen geschickten Marketingtrick mit sich. Denn pünktlich zum Weihnachtsfest steht nun auch das Gesamtwerk „Body Talk“ in den Läden, auf dem sich dann ganze 15 Tracks befinden, die eine Art Best-Of aller drei Teile zusammenstellen. Wer also bisher noch nicht gekauft hat, wird nun quasi gezwungen, dies zu tun, denn darauf befinden sich all die tollen Hits, die Robyn zur Pop-Queen 2010 gemacht haben. „Hang With Me“, „Fembot“, „U Should Know“, „Dancing On My Own“, “In My Eyes”... usw. Ein paar fehlen vielleicht, aber da hat der Käufer quasi die Wahl der Qual. Teil 3 allein ist dann eine ziemliche Mogelpackung, bietet er doch lediglich 5 Tracks an, von denen die Single „Indestructible“ auch schon den besten darstellt. Der Rest wirkt ein wenig so, als hätte man diese etwas schwächelnden Tracks bewusst bis zum Ende zurückgehalten, damit der Eindruck nicht verwässert wird. „Time Machine“ ist noch ordentlich, „Stars 4 Ever“ dagegen ziemlicher Schrott. Aber auch so eine formidable Künstlerin, wie Robyn darf sich mal einen Ausfall leisten. Wenn man nämlich am Ende die kompilierte „Body Talk“ anschaut, sind da einfach unwiderstehlich gute, feine Popsongs drauf, die einfach zeigen, dass eine weibliche Mainstream-Pop-Künstlerin auch entsprechende Musik machen kann ohne dabei gleich zu nerven. Auch am Ende des Jahres ist Robyn nach wie vor schlagfertig, sexy und souverän, egal für welches Format sich der Käufer am Ende entschieden hat.
Das war doch mal eine clevere Wahl von den Disney-Leuten. Die saßen vermutlich im Raum und dachten damals „Hmmm, wir haben hier einen futuristischen, total stylisch aussehenden Sci-Fi-3D-Blockbuster. Wie kann man den denn entsprechend untermalen?“ Wer auch immer in diesem Moment „Daft Punk“ gebrüllt hat, hat einen Preis verdient. Nun ist er da, etwas mehr als einen Monat vor dem Filmstart, der Soundtrack zu „Tron Legacy“, diesem Spektakel von Sequel. Und Daft Punk haben tatsächlich die Musik dazu gezaubert, die tatsächlich eher Score, als Partysause geworden ist. Das sollten alle Daft-Punk-Fans, die sehnsüchtig auf neues Material der beiden französischen Rave-Roboter warten, auch vorher wissen. Dies ist kein Daft-Punk-Album, sondern tatsächlich ein Filmscore, der sich größtenteils orchestral, episch und nur ganz selten tanzbar gibt. Das würde vielleicht auf Dauer auch nicht funktionieren. Das Duo findet dabei die richtige Balance, lässt manchmal der Klassik überraschend viel Raum und hält sich, wenn es sein muss, auch auf Kosten der eigenen Spielereien. Die sind aber natürlich vorhanden. Blubbernde Sequenzer, dicker Beats und die obligatorischen Spielereien mit dem Audiofilter sind natürlich da und ergänzen die orchestralen Momente richtig gut. Das wirkt fast ein wenig so, als probiere die Band den guten, alten Blade-Runner-Score von Vangelis ins 21. Jahrhundert zu transferieren, wenngleich es hier alles eine Spur epische abläuft. „Tron Legacy“ backt ja bekanntermaßen auch keine kleinen Brötchen. Wer das erwartet ist an der falschen Adresse. Für einen passenden Vangelis-Vergleich ist das ganze dann doch etwas zu klinisch rein. Dennoch sehr reizvoller Soundtrack, der neben dem Film vor allem Lust auf Eines macht: neues, frisches Eigenmaterial aus den Daft-Punk-Fabriken!
So, Weihnachtsstimmung im Ranking. Muss ja auch mal sein zum zweiten Advent und angesichts eines verschneiten Deutschlands. In diesem Fall wird das Ganze mit einem Comeback von meinen alten Helden Coldplay verknüpft, die 2011 mit einer neuen Platte jedenfalls noch Großes vorhaben. Vorerst gibt’s als Teaser und kleines Weihnachtsgeschenk die entsprechende Single „Christmas Lights“. Dazu darf munter geschunkelt und besinnlich gekuschelt werden. Und insofern das als zynischer Erwachsener noch möglich ist, so verbreitet dieser Song tatsächlich die passende Stimmung und bekommt im Gegenzug Platz 1 geschenkt. Wär es gern etwas düsterer mag, für den bietet sich mit den White Lies auf Platz 3 die entsprechende Alternative. „Bigger Than Us“ ist tatsächlich größer als die Band, daran erinnert auch das bizarre E.T.-Referenz-Video nix. Und ein weiteres Comeback befindet sich auf Platz 8, denn auch British Sea Power veröffentlichen mit „Valhall Dancehall“ im Januar endlich ein neues Album auf das man sich schon sehr gespannt vorfreuen darf. Ich tu das, die neue Single „Living Is So Easy“ bietet auch allen Grund dazu. Das wirbelt das Ranking natürlich gepflegt durcheinander. Simian Mobile Disco müssen bspw. ganze sieben Plätze einbüßen. Direkt dahinter gibt es dafür aber ganz viel Herz bzw. Heart… The Pains Of Being Pure Of Heart sind mit neuer Single „Heart In Your Heartbreak“ am Start. Gewohnter Melancholie-Indiepop, dem ich mich bekanntermaßen nicht entziehen kann. Daran ändert auch die Weihnachtszeit nichts, versteht sich. Hohoho!
01.(NEW/ #1) Coldplay “Christmas Lights”
02.( 01 / #4 ) The National “Terrible Love (Alternate Version)”
03.(NEW/ #1) White Lies “Bigger Than Us”
04.( 03 / #2 ) Crystal Castles ft. Robert Smith “Not In Love”
05.( 02 / #7 ) Gorillaz ft. Daley “Doncamatic”
06.( 04 / #6 ) Wir Sind Helden “Bring Mich Nach Hause”
07.( 05 / #4 ) Digitalism “Blitz”
08.(NEW/ #1) British Sea Power “Living Is So Easy”
09.( 06 / #5 ) Robyn “Indestructible”
10.( 07 / #8 ) Take That “The Flood”
11.( 09 / #11) Foals “2 Trees”
12.( 11 / #2 ) Klaxons “Twin Flames”
13.( 10 / #6 ) Lykke Li “Get Some”
14.( 14 / #6 ) Kanye West “Runaway”
15.( 08 / #3 ) Simian Mobile Disco “Sweetbread”
16.(NEW/ #1) The Pains Of Being Pure Of Heart “Heart In Your Heartbreak”
17.( 12 / #5 ) The Drums “Me And The Moon”
18.( 13 / #3 ) Trentemøller “Silver Surfer, Ghost Rider Go!!!”
19.( 16 / #8 ) Paul Smith “Our Lady Of Lourdes”
20.( 15 / #4 ) Polarkreis 18 “Unendliche Sinfonie”
Hohoho! Noch jemand da? Während draußen eisige Kälte herrscht, nähern wir uns nämlich unaufhaltsam den Top Ten meiner Lieblingsplatten dieses Jahres. Hier sind die nächsten fünf.
15. Stars “The Five Ghosts”
Gewohnt Hochwertig. Weiß gar nicht, warum die Stars „nur“ auf der 15 sind. Anscheinend war die Qualität der Alben dieses Jahr dann doch besser als ich dachte, denn irgendwie gehört es mehr nach oben. Denn wie man es erwartet, liefern die Stars aus Kanada wieder ganz traumhaften Indie-Pop ab. Das überzeugende Argument bleiben nach wie vor diese wunderbaren Songs, die schönen Geschichten, die sie erzählen und das gesangliche Doppelspiel der beiden Frontprotagonisten Torquil Campell und Amy Milan. Allein wenn die beiden zu ruhigen Gitarrenklängen im Opener „Dead Hearts“ wieder ihren Dialog beginnen und von Geistern aus der Vergangenheit berichten, dann ist es dieses Gefühl von Sicherheit und Zuhause, gerade in Milans Stimme, bei welcher ich jedes Mal aufs Neue kampflos kapitulieren könnte. Das würde auch nur halb so gut funktionieren, wenn die Songs nicht so wunderbar wären. Wie die Band das nach dem opulenten „In Our Bedroom After The War“ von 2007 noch steigern wollte, war mir zuerst ein Rätsel, doch irgendwie haben sie’s geschafft. Powerpopsongs wie „Wasted Daylight“, „Fixed“ oder „How Much More“ sind der Grund warum, man die Band liebt, genauso wie die melancholischen Balladen „Changes“ oder „Winter Bones“. Nachdem sich der Vorgänger etwas organischer und orchestraler gab, wird es auf „The Five Ghosts“ etwas elektronischer, als zuvor. Aber ein Disco/80s-Album ist es deshalb glücklicherweise noch lange nicht. Ein wenig erinnert das vom Sound her sogar wieder an das 2003er Album „Heart“, nur halt mittlerweile auf einem produktionstechnisch viel hochwertigerem Niveau. Die Stars bleiben ein Qualitätsgarant für wunderschönen Indie-Pop, der keine Scheu vor großen Gefühlen hat. Also an dieser Stelle alles wie gehabt. Beste Songs: “Wasted Daylight”, “Fixed”, “Changes”, “The Last Song Ever Written”
14. Get Well Soon “Vexations”
So langsam wird das ja noch was mit der deutschen Musiklandschaft. Vielseitigkeit und Qualität scheinen zumindest abseits von Unheilig und Co. zu steigen. Ein Garant dafür bleibt Konstantin Gropper mit seinem Projekt Get Well Soon. Kaum zu glauben, dass er nur zwei Jahre nach dem Debüt, in denen er mal eben eine EP aufgenommen und halb Europa bespielt hat, so schnell gleich ein neues Album veröffentlichen würde. Und dann noch so ein gutes, wie „Vexations“. Laut eigener Aussage innerhalb von ein paar Wochen aufgenommen. Gropper und seine Kollegen gehen dabei auf Nummer Sicher. Album Nr. 2 geht den Weg des Debüts weiter und folgt, getreu dem Intro „Nausea“ einem verwunschenen Waldpfad mitten hinein in eine kleine Fantasiewelt. In dieser entfaltet Gropper wieder einen hymnischen Indie-Pop, der voll Größe und Erhabenheit in der internationalen Liga spielen will und dies auch in jeder Minute tut. „Vexations“ schlägt deutlich düstere und melancholischere Klänge an als „Rest Now, Weary Head“. Alles ist eine Spur verzweifelter, introspektiver und scheint auswegsloser. Keine Musik für laue Sommerabende. Das Bild eines dunklen Waldes kommt einem nicht beim Anschauen des Videos zu „Angry Young Man“ in den Sinn. Wieder gibt es jede Menge Streicher, Bläser und bei „A Burial At Sea“ auch gern mal einen anständigen Chor. Beerdigungspop mit hohem Unterhaltungswert. Selbst wenn man meint, am Ende des Waldes ein Licht zu erspähen, so dreht sich Gropper einfach um und rennt noch mal zurück. „Vexations“ verbreitet dennoch keine Suizidstimmung, sondern zelebriert die Melancholie als etwas Erhabenes, Reinigendes. Der Zugang ist vielleicht nicht mehr so einfach, wie beim Debüt, aber sobald man sich dieser Platte ein paar Mal bewusst gewidmet hat, erschließt sich einem wieder wahrhaft schöne Musik, die bei aller Traurigkeit, stets auch etwas Wärme und Trost ausstrahlt. Jetzt macht Gropper erstmal etwas Pause, sagt er. Verdient hat er sich das, aber bitte nicht allzu lange. Beste Songs: “We Are Free”, “Red Nose Day”, “Werner Herzog Gets Shot”, “A Burial At Sea”
13. Jónsi “Go”
Das 2010 definitiv das Album der Sologänge diverser Frontmänner war hatte ich ja schon mal weiter hinten bei Paul Smith angeführt. Das Ergebnis ist nicht immer zufrieden stellend, aber wenn es dieses Jahr wirklich einer geschafft hat, zu begeistern, dann definitiv Sigur-Rós-Frontelfe Jónsi Birgisson! Was für ein Album, was für ein Fest! Auf 40min präsentiert uns der Isländer neun großartige Hymnen voller Euphorie und Virtuosität, durchsetzt von tollen Melodien und üppiger Instrumentierung. Trotz einiger Balladen gibt man sich gern in Aufbruchsstimmung angesichts dessen, was denn auf den Protagonisten wartet. „We should always know that we can do anything” proklamiert Birgisson bereits im ersten Song und beschwört die Kraft und Energie der endlosen Sommer herauf. Mehr von allem! Das Jónsis Ziel darin bestand, eine Art organisches Dance-Album zu produzieren merkt man immer wieder, besonders beim elektrisierenden „Animal Arithmetic“ , einem spannenden Mix aus Percussions, Elektronik und viel Orchester. Und eindeutiger als mit „Fuck it, let’s go and live“ kann man Lebensfreude nicht mehr besingen. Entwaffnete Euphorie verpackt in ein episches Klanggewand. Stärker als noch bei Sigur Rós oder dem letztjährigen „Riceboys Sleeps“-Projekt mit Lebenspartner Alex setzt Jónsi bei seinem Soloausflug auf die Kraft klassischer Instrumente, die er zusammen mit interessanten, kleinen Elektroelementen zu gelegentlich wirklich reinrassigen Popsongs vermixt. Doch stets umgibt die Musik auch diesmal etwas überirdisches, etwas das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Der Sigur-Ros-Bonus ist vorhanden. Zum Glück! Er bleibt ein magisches Goldkehlchen, welches sich stets zu den höchsten Höhen aufschwingt und in gleichen Maasen gefühlvoll, zerbrechlich, aber doch kraftvoll wirkt. Eine gleichermaßen fremdartige, wie vertraute Stimme, die weiterhin mehr von einem Fabelwesen, als von einem Menschen hat. Daran ändert auch der Wechsel in englische Sprache nichts, zumal die Jónsi wohl wie wirklich dialektfrei hinbekommen wird. Muss er auch nicht. Und für ruhige Momente ist zum Glück ebenfalls Platz auf diesem Werk. Birgisson erschließt sich scheinbar mühelos neue musikalische Horizonte ohne dabei die eigene Vergangenheit zu verleugnen. Und auf die Rückkehr zu dieser, in Form eines neuen Bandalbums freu ich mich jetzt schon. Beste Songs: “Go Do”, “Animal Arithmetic”, “Boy Lilikoi”, “Grow Till Tall”
12. Two Door Cinema Club “Tourist History”
Dieses obligatorische kurzweilige Indie-Pop-Album, welches aus dem Nichts kommt und einen mit jede Menge famoser Hits umhaut, nur um vielleicht zwei Jahre später wieder zu verschwinden, gibt es in den letzten Jahren immer mal wieder bei mir. 2010 hat das keine Band so gut geschafft wie der Two Door Cinema Club aus Großbritannien. Obwohl diese Form der Musik in mir mittlerweile gern mal ein lautes Gähnen hervorruft, weil wir davon in den letzten Jahren schon genug hatten, so haben diese drei Herren dennoch mein Herz und meine Gehörgänge erobert. Das Debüt „Tourist History“ ist leider eine fast schon zu perfekt funktionierende Hitmaschine, der man sich als halbwegs an Pop interessierter Mensch einfach schwer entziehen kann. Kaum eine Chance, dieses Album zu hassen. Ich hab’s versucht. Da muss auch irgendwie ein Haken sein, aber ich hab ihn nicht gefunden. Zu viel Melodien, zu eingängig, zu schwungvoll. Das Urteil fällt eindeutig zugunsten der Angeklagten aus. Zehn Songs, zehn Volltreffer. Neben eingängigen Refrains, vielen „Ohhs“ und „Uuhs“ überzeugt auch die butterweiche Produktion, die wirklich jeden Ansatz von Ecken oder Kanten ausgemerzt hat. Sonst ja eher tödlich, hier aber einfach mal absolut passend. Dazu gibt’s schöne Synthiemomente, die ewig jinglenden Indiegitarren und auch gern mal ein paar Cowbells zu den flotten Four-To-The-Floor-Beats. Die Rezeptur ist bekannt, etwas Phoenix hier, eine Prise Friendly Fires da: das Hauptgericht wird sehr indie-klischee-esque serviert. „Undercover Martyn”, “What You Want”, “Do You Want It All?” oder “I Can Talk” sind richtig super, aber eigentlich kann man jeden Song nehmen. Lebensbejahende, junge, schwungvolle Indie-Pop-Songs, die eben jene Art Leichtigkeit und Unbekümmertheit ausstrahlen, die man daran schon seit Jahren schätzt oder ggf. auch hasst. Keine der beiden Seiten wird durch dieses Album vom Gegenteil überzeugt werden. Sie haben die Hits auf ihrer Seite, evtl. auch in der Zukunft. Beste Songs: „Come Back Home“, “I Can Talk”, “Undercover Martyn”, “What You Know”
11. Trentemøller “Into The Great Wide Yonder”
Es kündigte sich ja bereits auf dem 2006er-Debüt „The Last Resort“ an, welches bereits traditionellen Techno und Minimal mit einem düsteren Nährboden fütterte und so eine ganz eigene Klangwelt erzeugte. Schon damals klang die Musik des Dänen Anders Trentemøller halt irgendwie mehr nach düsterem Nebelwald, als nach schnödem Disconebel. Irgendwie wollte und konnte er immer etwas mehr. 2010 ist es nun endlich an der Zeit, diese Ambitionen vollständig auszuleben, so dass die Entwicklung auf dem Zweitwerk konsequent weiter geht. „Into The Great Wide Yonder“ verlässt den Club nun eigentlich fast vollständig und macht stattdessen einen Spaziergang durch die hoffnungslose Dunkelheit. Wer sich die von Trentemøller compilierte „Habour Boat Trips“-CD aus dem Vorjahr mal angehört hat, weiß, dass Anders seine Wurzeln weniger im Techno als vielmehr im Wave der 80er, sowie in melancholischen Folk-Balladen sieht. Und dieser kalte, düstere Grundton durchweht alle zehn Tracks dieses Albums. Tanzbar ist da eigentlich nichts mehr wirklich. Melancholie statt Euphorie. Stattdessen kreiert Trentemøller mit elektronischen Effekten und einer omnipräsenten Gitarre düstere Klanglandschaften voller Kälte und Melancholie, aber doch mit einer gewissen Reichhaltigkeit. Vielleicht kann man das gar nicht mehr richtig kategorisieren. Muss man ja auch nicht. Irgendwo hab ich mal den Begriff „Goth Techno“ gelesen. „Post Techno“ würde Trentemøller sicher als Bezeichnung auch zusagen. Atmosphärisch sicher eines der dichtesten Alben der letzten Monate. Traurige Violinen, blubbernde, aber stets dezente Grooves, verzweifelt aufspielende Gitarren und atmosphärische und sehr passende Gastsänger… „Into The Great Wide Yonder“ wirkt wesentlich organischer und geschlossener als der Vorgänger, will sich gar nicht mit dem Rest messen, sondern spielt lieber seine eigenen, düsteren Spielereien. Auf die lasse ich mich gern voller Freude ein. Beste Songs: „The Mash And The Fury“, „Sycamore Feeling“, „… Even Though You’re With Another Girl“, „Tide“
Für alle die es bisher noch nicht erkannt haben: Die Foals sind weit mehr als eine Hype-Eintagsfliege. Nachdem sie uns mit "Total Life Forever" eine der schönsten Alben der letzten Zeit geschenkt haben, beehren sie dieser Tage wieder deutsche Konzertbühnen mit ihren musikalischen Talent. Ein Augenzeugenbericht vom gestrigen Abend im Berliner Kesselhaus.
Kalt! Eiskalt! Sibirische Kälte! Oder eher spanische? Jedenfalls weiß ich noch ungefähr, welchen Ersteindruck das Video zu „Spanish Sahara“ im Frühjahr 2010 bei mir hervorrief. Da stapft Foals-Frontmann Yannis Philippakis durch endlose Eiswüsten und man sieht ihm an, dass es keine vergnügliche Trekkingtour ist. Doch die Musik ist großartig und wärmt am Ende. Vielleicht sogar den kleinen Griechen aus London. Wettertechnisch lies sich dies am Dienstagabend in Berlin auf jeden Fall nachvollziehen. Eine eisige Kälte hatte sich passend zum Monatsende eingestellt, glücklicherweise innerhalb der Hauptstadt noch ohne Schnee. Doch so ähnlich, wie auf dem Weg zum Kesselhaus im Prenzlauer Berg, muss es sich für Philippakis damals schon angefühlt haben. Eine wärmende Wirkung erhofft sich das zahlreich erschienene Publikum an diesem Abend hauptsächlich von der elektrisierenden Show der britischen Indie-Band.
Ja, „Indie“… auch so ein Streitfall. Der Mainstream hat diesen Begriff ja schon vor einiger Zeit zerstört, nicht ganz unschuldig daran sind so hibbelige kleine Bands aus dem Vereinten Königreich, die ja in den vergangenen Jahren wie Pilze aus den Böden geschossen kamen. Und irgendwie waren die Foals immer eine Vorzeigeband für all das Publikum, das sie an diesem Abend anzogen. Allerdings sind durchgestytlte nerdbrillen- und feinrip-Hemden tragende Hipster und kleine, sich gern mal hysterisch laut artikulierende H&M-Mädchenmodels dann auch nur ein Teil des Publikums an diesem Abend, denn es zeigt sich: an den Foals sind alle interessiert, ob jung, ob alt, ob herausgeputzt oder unspektakulär… es wird deutlich: die Foals sind keine musikalische Alltagsfliege, kein schneller Hype, kein Schall und Rauch… sie haben Feuer. Und etwas zu bieten. Bereits das Debüt „Antidotes“ aus dem Jahr 2008 zeigte, dass die Band neben tanzflächenfüllenden Hektik-Math-Rock auch noch viele andere Facetten besitzt. Richtig groß, episch und musikalisch feinfühlig wurde es dann aber erst endgültig auf dem diesjährigen „Total Life Forever“, mit dem die Band die auferlegten Vorurteile und Ketten endgültig sprengt und dabei das, aus meiner Sicht, großartigste Album 2010 fabriziert haben. Das Konzert zum Jahresausklang ist somit das Sahnehäubchen auf ein perfektes Jahr. Und glücklicherweise erfüllt dieser Abend auch die an ihn gesteckten Erwartungen, in dem er eine Band präsentiert, die sich und das Publikum in einen euphorischen Rausch spielt und einen denkwürdigen Eindruck hinterlässt. Und mit The Invisible als Vorband schon das nächste große Ding präsentieren. Klingt dann stellenweise sogar nach den Foals, stellenweise auch mal ganz anders. Als ob man eine Jukebox durchschüttelt und schaut, was sie am Ende zusammenhaut. Von der Band mit dem Sänger, der irgendwie aussieht, als hätte sich Blueslegende B.B. King in eine Indie-Band verlaufen, werden wir mit viel Glück 2011 noch etwas hören, selbst wenn es an diesem Abend aufgrund des Sounds im Kesselhaus nicht immer leicht war, sie wahrzunehmen. Bei der Hauptband wurde es dann glücklicherweise einfacher. Da waren wohl Profis am Werk.
Muss ja auch sein, denn der Sound der Foals ist mit „Total Life Forever“ längst der Einfachheit entwachsen und präsentiert sich episch, vielschichtig, voller Flächen und Klangwelten. Wer will, kann das Indie-Progrock taufen. Muss er aber bitte schön auch nicht. Der Saal ist gefüllt, die Luft erwärmt sich an diesem kalten Novembertag endlich und die Vorfreude ist spürbar, als die fünf Londoner um kurz nach 22.15 Uhr die Bühne betreten, dicht gehüllt in jede Menge Nebel und Scheinwerferlicht. Der gute alte „Wir-beleuchten-die-Band-von-hinten“-Trick ist zwar längst nicht mehr originell, aber immer noch höchst effektiv. In den folgenden rund 80 Minuten bieten die Foals dann für jeden etwas. Die Tanzfreudigen dürfen zu den hibbeligen Songs, wie „Balloons“ oder „Cassius“ abgehen, Freunde der gepflegten Träumerei schwelgen bei „2 Trees“ oder „What Remains“. Gefeiert und applaudiert wird aber immer. Zwar merkt man, dass gerade die Gruppe der jungen, tanzwütigen Damen um die 20 dann doch eher gern die „Antidotes“-Tracks hören, aber so hat halt jeder seine Vorlieben. Und irgendwie kommt auch jeder auf den Geschmack, selbst, wenn nicht alles so zündet, wie man es erwartet hat. „Miami“ kommt live nicht so cool rüber, wie auf Platte und auch der Ausbruch bei „After Glow“ war irgendwie spektakulärer in meiner Erinnerung. Und „2 Trees“ funktioniert, allen Flächen und Gitarrenklimpereien zum Trotz, dann doch live nicht ganz so herausragend, wie auf dem diesjährigen Album. Aber ich will hier nicht kleinkarrierter erscheinen, als es muss. Perfektionismus tötet bekanntlich jede Kreativität, das sehen die Foals trotz ihrer gewaltigen Songkonstrukte sicher etwas anders. Wobei Herr Philippakis auch gern mal seinen Einsatz verpasst und ab und an mal das Tempo scheinbar ungewollt schwankt. Man lächelt und macht einfach weiter. Das Publikum ist ordentlich dabei… und das für Berlin. Ich muss der Stadt ja leider gelegentlich bescheinigen, etwas arg teilnahmslos bei Konzerten zu sein, was vielleicht an der chronischen Übersättigung liegt. Aber an diesem Abend ist die Crowd tadellos, auch wenn natürlich zwei Dutzend Menschen tatsächlich noch die Nerven haben während einem Gänsehaut-Song wie „Spanish Sahara“ ihrem Nachbar einen aus ihrer Sicht überlebenswichtigen Klotz ans Bein zu quatschen. Muss man drüber hinwegsehen. Die Intensität, mit welcher man ein Konzert miterleben möchte, bleibt ja jedem am Ende selbst überlassen. Wer sich fürs intensive Erleben an diesem Abend entscheidet, ist definitiv am richtigen Ort. Der Start ist mit „Blue Blood“ und „Olympic Airways“ fulminant, danach gibt’s kurze Euphoriepausen, doch spätestens, wenn die Band am Ende wieder die Klassiker aufgreift, sind sich alle einig. Die Foals nerden so vor sich hin, besonders Yannis, der immer noch so wirkt, als käme er mit der Frontmann-Rolle nicht so ganz klar, zumal ihm sicher 80% der gekreischten Mädchenschreie gelten… von den Jungs ganz zu schweigen. Doch er macht sich und wird dann am Ende des regulären Sets, bei „Electric Bloom“ noch zur Rampensau und erklimmt, mit Drumsticks bewaffnet, die Räumlichkeiten des Kesselhauses, trommelt sich durch Masse, während seine Kollegen munter weiterspielen. Ganz großes Entertainment, das spürbar mitreißt. Zu diesem Zeitpunkt haben die Foals bereits auf ganzer Linie gewonnen. Erst recht mit dem Zugabenblock mit den guten alten Hype-Klassikern „The French Open“, „Hummer“ und „Two Steps, Twice“. Da brennt die Hütte, es zwirbelt und zirpt an allen Ecken und Enden. Fast schon Live-Techno zum Ende hin. Beim Finale gesellen sich sogar noch "The Invisible" im Rausch mit auf die Bühne. Man könnte meinen, die Band feiert einen fulminanten Tourabschluss, dabei war es sogar der Tourstart in Deutschland.
Was bleibt also am Ende? Die Erkenntnis, dass die Foals nach Singles und Alben auch live überzeugen können, immerhin hab ich fast zwei Jahre gebraucht, bis ich sie endlich mal in natura erleben durfte. Ein Happy End sozusagen. Ein vergnüglicher Abend in schönem Ambiente, mit ausgelassenem Publikum und spielfreudiger Band. Noch während des Konzertes kündigt Frontzwerg Yannis an, dass dies für lange Zeit das letzte Konzert der Band in Berlin sein werde. Entäuschte Reaktionen seitens des Publikums, gefolgt von wohlwollendem Applaus, als Philippakis gleichzeitig ankündigt, man werde bald ein neues Album aufnehmen. Rastlose Rabauken sind das also. Angesichts einer so astreinen Leistung, wie "Total Life Forever" wird es die Band sicher schwer haben mit dem nächsten Werk. Aber gleichzeitig umweht das Ganze auch ein gewisses Gefühl der Gelassenheit, denn was sollen die eigentlich wirklich falsch machen können? An diesem Abend im Kesselhaus jedenfalls nichts. Und so ist das eigene Herz am Ende dann doch eine spürbare Spur wärmer, als wir wieder in die eiskalte Großstadtnacht entlassen werden. Und das ist ja in diesen Wintertagen allein schon Gold wert.
Setlist:
01 Blue Blood
02 Olympic Airways
03 Total Life Forever
04 Cassius
05 Balloons
06 Miami
07 What Remains
08 After Glow
09 2 Trees
10 Spanish Sahara
11 Red Socks Pugie
12 Electric Bloom