Samstag, 9. April 2011

Funk sei Dank

Als ob das Studio 54 nie dicht gemacht hätte. Holy Ghost! sind das neue große und gute Ding auf dem New Yorker DFA-Label. Deren Debüt erscheint zwar erst nächste Woche, kann aber bereits jetzt gratis gestreamt werden. Hört rein, es lohnt sich.

51fV31-cdaL-_SL500_AA300_Es war irgendwann zu Beginn der 80er-Jahre, da gab es in den USA eine kurzlebige, aber intensive „Disco Sucks“-Bewegung, entsprechende Buttons inklusive. Amerika (und anschließend auch die Welt) hatte die Schnauze voll von 70er-Jahre-Disco-Musik. Platten wurden zusammengetragen und verbrannt, musikalisch widmete man sich dann eher schlimmen 80er-Rock oder dem guten alten Synthie-Pop. Smoothe Discobeats hatten ausgedient, so ist halt das zirkulare Wesen der Popkultur. Sobald etwas lang genug und omnipräsent vorhanden ist und der Konsument gesättigt ist, dreht sich das Genre-Rad weiter. Der Indie-Rockwelle der mittleren 00er-Jahre ging es ja zuletzt ähnlich. Auf einmal muss jede Band 80er und 90er-Synthies benutzen und der Pop wird wieder ganz groß geschrieben. Und auch im Kontext dieser verstärkten Hinwendung zum Pop ist die Welt mal wieder reif für Disco. Eine eindeutige Welle ist erkennbar, das haben Acts, wie Hercules And Love Affair, Aeroplane oder viele der jüngsten Releases auf dem alt eingesessenen New Yorker DFA Label gezeigt. Und wo wir gerade dabei sind… auch Holy Ghost! bewegen sich im Dunstkreis von James Murphy’s Label, haben in der Vergangenheit schon einige sehr schwungvolle Remixe für Phoenix, Datarock, MGMT oder Moby abgeliefert und hauen jetzt endlich nach der feinen „Static On The Wire“-EP aus dem Vorjahr ihr Debütalbum auf den Markt.

Holy Ghost!, das sind Nick Millhiser und Alex Frankel. Angefangen als Wohnzimmerprojekt, haben die beiden in den letzten Jahren ihren Sound kontinuierlich verfeinert, ihm mehr Nuancen verpasst und sind mittlerweile sogar als richtige Live-Band unterwegs. Im Jahr 2011 klingen die beiden deshalb wie eine perfekte Symbiose aus analgogen und elektronischen Elementen und wissen mit den zehn Tracks des Debüts zu überzeugen. Die einzelnen Bestandteile der Musik sind dabei natürlich all jene, die man dem guten alten Disoc-Genre zuschreiben kann. Beats, Claps, Shaker, funky Bassläufe, sowohl vom analogen Bass, als auch direkt vom Synthie, diverse Piano-Spielereien und Gesang, der auch gern mal mehrstimmig bzw. hoch angestimmt werden kann. Egal, ob langsameres Tempo, wie in den bereits bekannten Tracks „Say My Name“ oder „Static On The Wire“, Midtempo, wie bei der Single „Do It Again“ oder richtige Brecher, wie „Wait And See“ oder „Jam For Jerry“… stets haben Holy Ghost! den Groove für sich gepachtet, bestechen die Tracks durch einen unglaublich poppigen, funkigen Drive. Dabei geben sich Millhiser und Frankel natürlich gar nicht erst Mühe, von ihren Vorbildern aus der Hochphase des synthetischen Disco-Funk abzuweichen: die Beiden wollen den Sound dieser Zeit bewusst kopieren und im gewissen Sinne auch dadurch konservieren. Modern wirkt dann halt nur die glasklare Produktionsweise der Scheibe. Ansonsten wären Bobby Orlando oder Giorgio Moroder stolz auf ihre musikalischen Enkel. Natürlich ist diese Musik unglaublich glatt, popig und zu keinem Zeitpunkt auf Krawall gebürstet. Allerdings wirkt sie auch stets authentisch und nie gekünstelt, eben weil Holy Ghost! ihr Handwerk bestens beherrschen. Hier herrscht nicht der Punk, sondern der pure Funk! Und wenn man, wie ich, einen gewissen Zugang zu dieser musikalischen Stilrichtung hat und ansteckenden Discobeats abseits von House und Techno nicht abgeneigt ist, dann sollte man um diese Platte definitiv keinen Bogen machen. So schön groovte schon lange kein Debüt mehr vor sich hin. Verkehrt ist an dieser Musik ja sowieso nix… also, natürlich nur bis das nächste Rock-Revival um die Ecke kommt.

Download - "Wait And See" [mp3]

Mittwoch, 6. April 2011

Engel auf Endorphin

Der Mann setzt zum großen Sprung an. Über zwei Monate vor Release seines neuen Albums präsentiert Pop-Wunder Patrick Wolf im Berliner Lido alte und neue Hits vor einem euphorisierten Publikum. Tatsachenbericht eines triumphalen Konzertabends.

17202_largeSetting: Warteschlange vor dem Lido, ein paar Minuten vor dem Einlass. Eine junge Dame Marke Hipster-Mädchen verwickelt mich, meine Begleiterin und auch die ihr meines Wissens unbekannte Person neben sich ein kurzes Gespräch. Es geht Anfangs noch um Patrick Wolf. Die Musik. Ist ja klar. Die sei ja schon seit zwei Alben nicht mehr so gut und so. Und das neue wird sicher noch poppiger. Und irgendwie ist dieser Support-Act Rowdy Supperstar auch voll mies und die treten zusammen auf und machen alte Songs kaputt. Nein, alles ganz gruslig und so. Während sich der Dialog zusehens in einen Monolog verwandelt und die typischen klischee-behafteten Themenkomplexe London, Reisen, Underground, die Wichtigkeit des eigenen Seins abgrast, wende ich mich ab und muss mir mein eigenes Unwissen eingestehen. Nein, ich kenn mich nicht groß in der Patrick Wolf-Diskografie aus. Eine Handvoll Singles sind bei mir beliebt, das letzte Album „The Bachelor“ hab ich ein paar Mal gehört, meine Freundin ist begeisterte Verehrerin des guten Mannes und vor allem hat er mich vor zwei Jahren als Schlussakt auf dem Highfield Festival mehr als positiv überrascht. Während draußen die Toten Hosen ihre reaktionären Rockschlager zum Besten gaben, überzeugte Wolf im Zelt mit guter Laune, großen Entertainment-Qualitäten und einem bizarren Abba-Gedächtnis-Look inklusive goldenem Kleid und langer blonder Mähne. Ein Anblick, den man nie mehr vergisst.

Nun also 2011. Und die Ohren sind gespitzt, denn das neue Album „Lupercalia“ steht in den Startlöchern, wenngleich es erst irgendwann im Juni offiziell erscheint. Die beiden Vorab-Singles „Time Of My Life“ und „The City“ überzeugten mich allerdings als euphorische Pop-Hymnen sofort nach dem ersten Anhören und machen bei mir erstmals extrem Lust auf ein Wolf-Album. Vorerst gab es die neuen Songs an diesem Abend erstmal live. Die Pre-Album-Tour. Auch mal ein neues Konzept. Doch bevor wir zu Patrick Wolf kommen, müssen wir erstmal über Support Rowdy Superstar sprechen. Daran führt kein Weg vorbei. Okay, richtig beschreiben kann man es wohl nur dann, wenn man auch anwesend war. Und selbst dann wird es schwierig. Also, die Kategorisierung „Schwuler, schwarzer Experimental-Pop-Prinz, der wirkt, wie der uneheliche Sohn von Prince und Dizzee Rascal“ ist schon mal ein Anfang. Die Beats kommen aus dem Labtop, für den Rest sorgt Rowdy zusammen mit seinen beiden extrem powerhaften Background-Tänzerinnen. Der Mann mag noch nicht bekannt sein, beweist aber, dass man auch mit wenig Mitteln viel Wirkung erzeugen kann. Lichtshow, verschiedene Glitzeroutfits, Choreographien, Licht, Schatten, nackte Haut und dazu Songs, die irgendwo zwischen Bowie, Eurodisco und Lady Gaga liegen. Und selbst das trifft es nicht mal richtig. Die Show ist explosiv, witzig, energiegeladen, sexuell und überrascht mit erfrischenden Sounds. Nach anfänglicher Verstörtheit fliegen Rowdy schnell die Herzen des Publikums zu. So euphorischen Applaus bei einem Support-Act habe ich selten bis nie bei einem Konzert erlebt. Ich wünsche dem jungen Herren alles Gute auf dem Weg zum wirklichen Superstar, wenngleich es für den Massengeschmack sicher etwas zu eigen ist.

Nun aber ohne große Umschweife zu Herrn Wolf. Kaum zu glauben, dass der Mann erst 27 ist und schon fünf Alben veröffentlich hat. Der Begriff des Wunderkindes wurde in den vergangen Jahren ja dann auch von der Musikpresse durchaus gelegentlich in den Mund genommen. Verwunderlich ist das ja auch nicht, immerhin scheint Wolf fast jedes Instrument spielend zu beherrschen, so dass er an diesem Abend auch ganz locker zwischen Violine, Gitarre, Piano und Harfe hin und her wechselt. Und dazu diese Stimme. Makellos. Der Patrick Wolf im Jahr 2011 scheint voller Energie und guter Laune zu sein. Voll auf Endorphin, der gute. Das zeigen nicht nur die Vorabsingles, sondern auch das neue Material aus „Lupercalia“. Die düsteren Untertöne und die Zerrissenheit der früheren Tage scheint Wolf abgestreift zu haben, präsentiert sich auf dem Albumcover als strahlend weißer Engel. Wolf geht es gut, immerhin ist er jetzt ein verheirateter Mann. Oder eingetragener Lebenspartner, wie das halt politisch korrekt heißt. Wolf ist glücklich, verliebt und singt dann auch gern mal euphorisch davon, wie sehr er sich im neuen Heim zuhause fühlt. Der hymnenhafte Song „House“ soll dann auch gleich neue Single werden. Die gute Laune im Privatleben überträgt der Sänger gleich direkt auf die Bühne, wenngleich er sich an diesem Abend in feurigem Rot statt in unschuldigem Weiß präsentiert. Rot steht ja bekanntlich für Aggressivität und Leidenschaft. Gute Vorraussetzungen an die sich Wolf an diesem Abend auch hält. Seine Band und er präsentieren sich in bester Spiellaune, live gibt’s einen bunten Mix aus altbekannten und neuen Songs. Wenngleich ich da jetzt ja bekanntermaßen kein Fachmann bin, diese zu unterscheiden. Aber die Hits wie „Tristan“ oder „The Magic Position“ kommen natürlich gut an. Und neue Tracks wie der Kitsch-Walzer „The Days“, das elektropoppige „Together“, sowie das unglaublich eingängige „Bermondsey Street“ lassen einiges an Abwechslung erwarten. Wenngleich allerdings durchaus auffällt, dass die Songs neueren Datums ein wenig die Ecken und Kanten früherer Wolf-Nummern vermissen lassen. Wenn sogar mir das auffällt… Im Gegenzug zu Madamme „Anti-Sellout“ aus der Warteschlange sehe ich dabei allerdings kein wirkliches Problem. Musikalisch spiegelt die Harmoniesucht der Songs ja nur den aktuellen Gemütszustand des Komponisten wieder, zumal er einfach seit jeher gut da drin ist, von Episch bis Eingängig alle Sparten guter Musik zu bedienen. Auch an diesem Abend. Virtuoses an der Harfe trifft auf Tanzbares mit Synthesizer. Zackige Popsongs, große Streicher-Momente, intime Songwriter-Augenblicke und das ein oder andere kitschige 80er-Saxophon-Solo sind auch dabei. Hier bekommt der Zuschauer etwas für sein Eintrittsgeld, nämlich eine Bandbreite, die jeden Musikliebhaber glücklich machen sollte. Zumal die Qualität der Songs in der Regel nicht zur Diskussion stellt.

Und Wolf kann und will noch mehr. Das anfangs kritisierte „Zerstören“ alter Songs verkommt zum kurzweiligen Rap/Gesangs-Duett mit Rowdy Superstar und gibt der alten Nummer „Bloodbeat“ noch mal ordentlich Schwung. Dieser Mann bleibt nicht stehen. Mehr davon? Bitte sehr, Berlins Elektronik-Genius Alec Empire wird mal eben so zur Zugabe aus dem Hut gezaubert und zerstückelt anschließend die Single „Hard Times“ ordentlich. Wolf tanzt mittlerweile im weißen Overall, während Mr. Atari Teenage Riot wie ein Irrer an den Knöpfen dreht, auch beim anschließenden „Vulture“. Ja, auch für leichte Drum’n’Bass-Momente ist an diesem Abend Platz. Und für einen Gastgeber, der den Publikumskontakt nicht scheut. Zwei mal wandert Wolf durch die Menge, gibt Umarmungen und Handschläge und sammelt fleißig Schulterklopfer. Der Applaus an diesem Abend wird eh von Song zu Song lauter. Zum großen Finale mit „The City“ gibt es kein Halten mehr. Wolf dankt es mit schüchternem Lächeln, vielen „Danke scheeen“’s und diversen Berlin-Komplimenten. Selbst als deutscher Teilnehmer für den Eurovision Song Contest bietet er sich an. Eloquenter als Lena ist er sowieso. Und so hinterlässt Wolf das Publikum im Lido an diesem Abend Freude strahlend zurück. So muss und sollte ein Konzert sein. Große Freude, große Emotionen, jubelnde Menschen, sympathische Musiker. Das ist es in der Tat egal, wie alt du bist, ob Hete oder Homo, wie viel Facebook-Freunde du hast oder wo du deinen hippen Stoffbeutel gekauft hast… an diesem Abend hinterlassen Rowdy und Patrick mich und viele andere Menschen mit einem breiten Lächeln zurück und empfehlen sich für eine euphorische Zukunft. Bitte auch gern wieder auf den Bühnen dieser Republik. Wenn das Sellout sein soll, dann kauf ich gleich noch eine Platte extra.

Setlist:

01 Armistice
02 Time Of My Life
03 To The Lighthouse
04 Tristan
05 Accidents & Emergency
06 Godrevy Point
07 House
08 Bluebells
09 The Days
10 Who Will?
11 Together
12 Bermondsey Street
13 The Magic Position
14 Bloodbeat (ft. Rowdy Superstar)

15 Hard Times (Remix ft. Alec Empire)
16 Vulture
17 The City




PS: Das Foto stammt a) aus Köln und b) von der Intro-Homepage. Danke fürs Knipsen! Lest alle Intro. Und so weiter...

Montag, 4. April 2011

Hängematte statt Tanzfläche revisited

Cover

Jetzt noch mal Musik, die ganz hervorragend in der Hängematte funktioniert, aber eigentlich so konzipiert ist, dass die Tanzfläche in Bewegung kommt. Locker funkende Popmusik gibt es auf dem Album Illumination von Miami Horror zu hören. Der Sommer hat ja bereits einen Vorgeschmack von sich gelassen. Wer es noch nicht erwarten kann: Hier ist er schon mal in der Stereoanlage.

Eine richtig gute Stimmung ist – meiner Meinung nach – die Zeit nach dem Aufstehen bei einem Festival. Als notorischer Frühaufsteher habe ich da auch bereits die Möglichkeit zu beobachten, wie der Zeltplatz so langsam wieder zum Leben erwacht. Verschlafene, aufgedunsene Gesichter mit verstrubbelten Haaren oben dran, stecken ihr angewidertes Gesicht zwischen die Reißverschluss-Zahnreihen ihrer Zelte. Mehr als ein erschöpftes “Mor’n” bekommt man meistens nicht kommuniziert – dieses dafür in einer bedenklich tiefen Tonlage. Die müden Festivalkrieger schleppen sich gebeugt von ihrer Schlafstätte zum nächsten Textilstuhl, um sich umgehend wieder niederzulassen und zunächst ein Dosenbier zu entkorken “um erst mal wach zu werden”. Dazu brennt die Sonne schon wieder erbarmungslos vom Firmament, was alle Energie, die man eventuell aufbringen könnte sofort neutralisiert. Und so sitzen in Mitten einer jeder Zeltstadt geschaffte junge Menschen im Kreis und erzählen sich in träger Verfassung flache Witze. Der Vorteil bei dieser Sache zeitig aufzustehen: Müde ist man sowieso, aber man kann wenigstens dieses Spektakel begutachten UND man kann die Musik bestimmen.
Zum Wecken bietet sich natürlich ein Slayer-Best-Of oder dieses unfassbar aggressive Mixtape an. Aber spätestens nach einer halben Stunde möchte man es doch etwas entspannter angehen lassen. Dafür kann das vorliegende Album Illumination perfekt kommen. Das hier ist nicht lahm, nein, es hat einen straighten Beat plus treibende HiHat. Dazu einen stark soulig rollenden Bass. Der Rest ist Synthie und klingt wie aus den 70ern oder 80ern. Flächig, melodisch, oft wie Bläser. Insgesamt lässt sich die Musik unter einem Begriff zusammenfassen: Disco.
Nur bringen die Stimmen die Musik raus aus irgendwelchen rauchigen, stickigen, dunklen Kellergewölben. An die Luft. Zur Sonne. Der Herr Benjamin Plant hat sich selbst zu einer Art Beach Boys-Chor multipliziert. Zuweilen klingt dies zwar ein wenig psychedelisch, aber stets werden eine Reihe unterhaltsamer Popmelodien unter die Leute gebracht.
Und so kommen einige Perlen wie das von der Neuseeländerin Kimbra unterstützte I Look To You, das wunderbar entspannte Imagination, der sehr gute Fußwipper beziehungsweise doch-irgendwie-Dancefloor-Killer Sometimes oder vor allem Holidays, dass vollständig korrekt betitelt wurde und mit seinem treibenden Bass und seinen Wahwah-Gitarren nach einer Cabriofahrt schreit.
Ja, der Australier, welcher sich Miami Horror nennt, spricht Gute Laune und Sonne fließend und kann sich grundlegend in Disco und Trägheit verständigen.

Illumination ist seit Sommer 2010 als Import erhältlich und wird am 29.04. auch in Deutschland erhältlich sein.

Hörbeispiel: Holidays

Freitag, 1. April 2011

Ein gutes Gefühl

Einmal mehr begeistertern die Brit-Rocker von The Boxer Rebellion auf deutschen Bühnen. Ein, mit Selbstzitaten gespickter Bericht vom Konzert im Berliner Magnet Club.

sxsw-boxerrebellion
“Copy” und “Paste” sind Kernthemen unserer Zeit, das weiß man nicht schon seit dem Fall zu Guttenberg. Aus diesem Grund, und weil ich nach einigen Konzertkritiken mal was neues probieren möchte, probiere ich mich heute beim Bericht zum gestrigen Konzert von The Boxer Rebellion in Berlin mal eben fleißig am Selbstzitieren. Gründe dafür gibt es genug. Grund Nr. 1: Wer sich mal etwas durch das Archiv des „Nobono“-Blogs wühlt, der findet da eh ein paar Lobpreisungen aus den letzten Jahren. Albenbesprechungen zu allen drei Alben („Exits“, „Union“, „The Cold Still“), erste Konzerterfahrung als Editors Support im Jahr 2007, Solokonzerte in München und Dresden. Der lange, stetige Weg einer Band, die sich ihren Erfolg mühselig verdient hat und erspielt hat. In der Tat. Entsprechende historische Ereignisse kann man nachlesen. Zitat 04.05.08.: „Und dann gibt es da Bands, wie The Boxer Rebellion aus London, die all das haben, was an Musik wichtig ist. Größe, Gefühl, auch gern mal Sperrigkeit… aber vor allem großartige Songs. Und genau diese Boxer Rebellion dümpeln seit gut 2 Jahren ohne einen Plattenvertrag rum, nachdem sie vom Majorlabel geworfen wurden, nachdem ihr Debüt „Exits“, welches großartig ist, nicht den gewünschten Erfolg brachte. Und nun haben sie ein komplettes 2. Album aufgenommen, können es aber nirgendwo releasen.“ Geändert hatte sich daran ein Jahr später nix. Das Zweitwerk „Union“ erschien 2009 „unabhängig, ohne Label, ohne Airplay, ohne Support“ (09.04.09). Zumindest galt dies lange als Credo des Vierers aus England.

Doch genug der Vergangenheit. Im Jahr 2011 ist die „Do-It-Yourself“-Attitüde längst zum Markenzeichen geworden und das Platt scheint sich gewendet zu haben. Die Band geht mittlerweile den Weg über das eigene Label, die Mitarbeit an der Indie-Romantikkomödie „Going The Distance“ hat auch für gute Promo gesorgt und nun hat auch die Musikpresse und das konzertticketzahlende Volk langsam Notiz von der Band genommen. „Diese Band muss bekannt werden, sonst stimmt was nicht“ lautete mein Intro-Satz im Jahr 2008. Da freut es dann auch, dass der Magnet Club 2011 deutlich besser gefüllt ist, als die Locations bei den letzten Touren. Bei aller Bandliebe bin ich ja dann auch niemand, der die Band sich erst erfolgreich wünscht, nur um sich anschließend darüber aufzuregen, dass Hinz und Kunz die Band hören. Da stell ich mich gern auch mal weiter nach hinten, wie an diesem Abend. Immerhin sind Boxer Rebellion noch nicht in einem Til-Schweiger-Film aufgetaucht. Reinpassen würden sie da vermutlich, denn an der Eingängigkeit, dem Gefühl der Musik und ihrer großen Emotion hat sich nichts geändert. Im Gegenteil, das neue Album „The Cold Still“ dreht die Gefühlsregler noch mal ordentlich nach oben, die Band drosselt das Tempo noch einmal, gibt der unverwechselbaren Stimme von Frontmann Nathan Nicholson noch mehr Raum, sich zu entfalten. So sind die hymnischen Pop-Rock-Songs des neuen Albums der Dreh- und Angelpunkt dieses Abends, immerhin spielt man mit Ausnahme von „Locked In The Basement“ die komplette Platte. Ungewohnt, aber durchaus verständlich, denn diese Band denkt an die Zukunft, spielte bereits auf den frühen Touren Songs, die noch nicht mal aufgenommen waren. Das geschieht natürlich auf Kosten der Tracks von „Union“ und „Exits“. Letzteres wird nur mit zwei Stücken bedacht, ansonsten spielt man einen bunten Mix bei dem es weniger darum geht, der handvoll Fans das zu geben, was sie möchten, sondern vielmehr Stimmung zu erzeugen. Mission accomplished. Große Epik-Balladen wie „Both Sides Are Even“ oder “If You Run” fahren schwere Geschütze auf, Power-Pop-Songs wie „Spitting Fire“, „Step Out Of The Car“ oder „Memo“ regen zum munteren Mitwippen und Mitfühlen ein. Die Band ist gut drauf, Nicholson bedankt sich recht freundlich und bittet am Ende zum etwas groovigen „The Gospel Of Groro Adachi“ sogar die Fans zum gepflegten Tanzbein-Schwingen auf die Bühne. Nette Aktion.

Was bleibt also am Ende? Nun, der Applaus ist auch angesichts der deutlich höheren Zuschauerzahlen, als noch vor 2,3 Jahren, wesentlich lauter zu vernehmen. Die Fanschar wächst. Die Band gibt sich ehrlich dankbar und kommt immer noch zum Signieren nach dem Konzert nach draußen. Allerdings ist der Ansturm deutlich größer, als früher. Für kurze Plauschs mit der Band bleibt dann doch etwas weniger Zeit. Und so wird man auch an diesem Abend eine Handvoll Besucher, die ohne großes Bandvorwissen vorbeigeschaut haben, von den Qualitäten der eigenen Band überzeugt haben. Und so kaufen sich dann doch einige Menschen CDs, T-Shirts, werden die Band weiter empfehlen und so dafür sorgen, dass die kleine Erfolgsgeschichte von The Boxer Rebellion auch über das Jahr 2011 hinweg geschrieben wird. Das etwas überschwängliche Eigenzitat von 2008 – „Wenn sie in den nächsten Jahren nicht anfangen vor tausenden von Leuten zu spielen, dann stimmt wirklich was nicht mit dieser Welt.“ – kann dann durchaus revidiert werden. Nicht die Größe ist entscheidend, sondern die Qualität und die ist auch 2011 noch extrem hoch. Und wenn die stimmt, dann kommt auch der Rest automatisch. Und hier kann ich abschließend auch noch mal bedenkenlos meinen letzten Satz der 2008er-Kritik heranziehen: „Ich hab da ein gutes Gefühl bei den Jungs.“ Auch heute noch.

Setlist:

01 Step Out Of The Car
02 Organ Song
03 Cowboys And Engines
04 Flashing Red Light Means Go
05 Caught By The Light
06 If You Run
07 Evacuate
08 Memo
09 Both Sides Are Even
10 Spitting Fire
11 The Runner
12 Semi-Automatic
13 Doubt
14 Watermelon

15 No Harm
16 Cause For Alarm
17 The Gospel Of Goro Adachi

Donnerstag, 31. März 2011

Hängematte statt Tanzfläche

Es erscheint zwar erst in ein paar Wochen, aber irgend jemand hat das neue Metronomy-Album dennoch schon ins Internet gebracht. Also können wir ja schon mal wagen, darüber ein paar Worte zu verlieren. So muss ich meine Begeisterung nicht länger zurückhalten...

41HNGyEMm-2BL-_SL500_AA300_Ich bin durchaus ehrlich, wenn ich gestehe, dass mir Metronomy im Zuge der Unmengen von gehypten Indie-Rock-Pop-Bands der letzten Jahre aus dem Vereinten Königreich und sonst wo her irgendwie am Allerwertesten vorbeigegangen sind. Das Mainstream-Debüt „Nights Out“ hatte zwar so seine 2,3 Hitsingles und lustigen Musikvideos, aber ansonsten überzeugte mich das musikalisch nicht wirklich, sondern wirkte eher wie eine Ansammlung gut gemeinter Skizzen und Soundentwürfe, die sich noch nicht wirklich zu einem Album finden wollten. Verzichtbar und aus meiner Sicht schon bald wieder vergessen. Dachte ich. Und die Zeichen standen irgendwie auch so. Drei Jahre sind seit dem Album vergangen, in unserer schnelllebigen Zeit durchaus eine kleine Ewigkeit. Und auch Metronomy haben sich verändert. Vom Trio zum Quartett gewachsen, Gabriel Stebbing ist weg, zwei Neue sind dabei. Die stechen aufgrund von schwarzer Hautfarbe zu Einen und weiblichen Geschlecht zum Anderen schon mal optisch aus der Weiße-Männliche-Nerds-Konstellation heraus. Aber hat das auch Auswirkungen auf den Sound von Metronomy?

So ganz genau lässt sich das natürlich nicht unbedingt genau an den neuen Personen festmachen, aber schon beim ersten Durchhören von „The English Riviera“ wird klar, dass die Uhren da etwas anders ticken, als wie noch bei „Nights Out“. Irgendwas ist anders, klingt zwar immer noch vertraut, aber gleichzeitig auch irgendwie neu. So neu und anders, dass sogar ich auf einmal meinen Spaß an dieser Band hab. Was ist also passiert? Primär eine Tempodrosselung gepaart mit musikalischer Gereiftheit. Im Gegensatz zu „Nights Out“ klingen Metronomy nämlich 2011 gesetzter und gefestigter und nicht mehr ganz so hibbelig, übertrieben, wie auf dem Vorgänger. Mit Ausnahme des Strandimpressions-Intros fehlen auch instrumentale Experimentierfelder. Und auch die Präsenz der Synthies wurden zurückgeschraubt. Bass und Gitarre hört man diesmal wesentlich klarer und präsenter und spielen dabei extrem smooth, sehr entspannt und fast schon etwas melancholisch auf. Letzteres ist wohl die überraschendste Entwicklung des neuen Albums: Metronomy lassen es ruhig angehen, servieren entspannte Popsongs mit einer gehörigen Prise Melancholie, die aber, vielleicht auch durch die bewusst reduzierte Instrumentierung, eine gewisse Entspanntheit durchweht. Eher wie ein lauschiger Abend am Strand. Insofern macht die Titelvergabe der Platte ja durchaus Sinn. Band-Chef Joseph Mount klingt dabei auch wesentlich gefühlvoller und direkter, als auf dem Debüt, verstellt seine Stimme weniger. Falsettgesang darf in Tracks wie „Trouble“ natürlich auch nicht fehlen, aber er hält sich im Vergleich zum Vorgänger deutlich zurück. Und natürlich gibt es hier nicht nur Balladen, sondern Tracks wie „The Look“, „Corinne“ oder „The Bay“ sind ziemlich groovige Popsongs. Höchst eingängig und irgendwie auch tanzbar. Allerdings kann man dazu genauso gut in der Hängematte mit einem Schirmchendrink relaxen. Man kann das, wenn man auf Genre-Eingrenzung steht, dann auch gern mal Lounge-Pop nennen. Ein bisschen 60er-Jahre-Beach-Boys-Sound weht auch noch wie ein kleines Sommerlüftchen mit. Doch die Reduktion auf einfache Strukturen und die nötigste Instrumentierung bewahrt Metronomy in der Regel davor im Kitsch-Morast zu versinken. Der Sound wirkt klar, direkt und gerade die Gitarren kommen ohne verhältnismäßig viel Schichten oder Effekte aus.

Wie nennt man das jetzt also? Beach Pop? Vielleicht eine Art The XX für laue Sommertage? Große Kunst in kleinen Popsongs? Vielleicht von allem ein bisschen. Eine fast perfekte Popformel für den Sommer 2011, mit Hits wie „The Look“, „The Bay“ oder „Some Written“ kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Und sicher, die Indie-Puristen werden wieder behaupten, sie hätten das schon vor 3,4 Jahren erkannt, aber selbst die müssen sich eingestehen, dass heute einiges anders läuft und klingt im Hause Metronomy. Und das überzeugt sogar mich. Fans des Debüts werden sich evtl. über den ruhigeren Grundton aufregen, müssen sie aber nicht. Alle anderen Freunde guter Populärmusik sei „The English Riviera“ sowieso wärmstens ans Herz gelegt. Auch ohne Hängematte im Haushalt.

Montag, 28. März 2011

Frühsommerbrise

Song und Band zum Verlieben. Wir introduuuuucen mal eben Princeton



Ziemlich vermessen jetzt schon vom Sommer zu sprechen, immerhin haben wir gerade erst die Sommerzeit willkommen geheißen. Aber das ein oder andere laue Lüftchen, erste, mutige Grillexperimente und die verstärkte Sonnenzufuhr können ein ja zumindest schon mal träumen lassen. Ähnlich vermessen dürfte es sein, "To The Alps" der Band Princeton zum vorzeitigen Sommerhit 2011 zu kühren. Und Jesse Kivel zum Fachmann für Selbige. Indiepopaffinen Menschen dürfte die Stimme des Sängers nämlich bekannt vorkommen, denn letzten Sommer stellte ich an dieser Stelle die Band "Kisses" vor, die seit dem ja durchaus ein wenig steil ging und mit smoothem Edelpop überzeugte. Kivels zuckersüßes Stimmchen ist daran nicht ganz unschuldig. Da man als Musik ja aber bekanntlich gar nicht mehr bzw. nur sehr schlecht von der Musik als Solche leben kann, geht Kivel den Weg der Zweitband. Parallel nun also Princeton. Etwas organischer, als die Kisses, aber nicht minder smooth, gefühlvoll und melodieverliebt. Und dann dieser Song! Nie klang ein Roadtrip in die Alpen besser, vielleicht weil er bisher auch nie großartig besungen wurde. Und dazu dieser locker leichte Outdoor-Clip, der einfach Lust auf die Sonnenseiten des Lebens macht. Haltet Augen und Ohren nach dieser Band offen. Vielleicht könntet ihr euch ja am Ende noch musikalisch verlieben. Und das ist ganz und gar nicht vermessen!

Download - "To The Alps" (Bei Stereogum)

Mehr Songs von Princeton bei Soundcloud

Samstag, 26. März 2011

Taschendiebstahl

Cover

Electropop ist eine feine Sache. Einfach, verständlich, tanzbar, was zum Frauengefallen. Worum es geht ist nicht der fortschrittlichste Beat oder das ausgefallenste Arrangement. Es geht ausschließlich um den Song. Ist der gut, ist die Musik gut. Ist der Song eher mau, ist die Musik auch schlecht. Die Australier Bag Raiders haben auf ihrem ersten, selbstbetitelten Album eine hübsche Auswahl an guten Songs aneinander gereiht und damit auch ein hübsches Electropop-Album aus ihren Köpfen gehämmert.

Vielmehr lässt sich dazu fast gar nicht beschreiben. Zwei Typen, schöne Stimmen, schöne Beats, viel Synthie oft etwas Percussion. Und vor allem:
Songs zum Niederknien!
Die besten Songs sind, wie sich das gehört, bereits als Singles ausgekoppelt worden und sind einfach unfassbar gut. Shooting Stars lässt einem fast ausflippen mit dem Synth der sich immer weiter nach oben schraubt und gerade wo man denkt, es geht nicht mehr weiter, haben die Bag Raiders immer noch eine Steigerung parat. Nebenbei wird noch ein hervorragendes Stück Lied gesungen, dass aber durch diesen vor sich hin fiepselnden Sound eine sehr krasse Intensität erhält.

Das Stück Sunlight hat seinen Titel völlig zurecht bekommen. Dem scheint die Sonne ehrlich aus dem Arsch. Gute Laune garantiert. Und auch dieses Lied ist unglaublich voll, sehr spannend, mit einer infizierenden Melodie versehen. Etwas für das Sommermixtape halt.

Schließlich der absolute Übersong Way Back Home, der beim ersten Mal Hören vielleicht noch nicht die Löcher aus dem Käse fliegen lässt, aber spätestens das nächste Mal ist man in die Trance-Hölle hinabgestiegen, die die Bag Raiders mittels Flächen und Acid-Knattern öffnen, während die einfachen und einfach großartigen Melodien von Strophe und Refrain einen immer mehr verzaubern. Ein großer Abschluss eines großen Albums.

Jetzt könnte man natürlich annehmen, das auch dies ein typisches Popalbum ist, wie man es von anderen Format-Ikonen kennt: 3 Killers, Rest=Filler. Das stimmt natürlich nur bedingt. Klar sind die anderen Sachen nicht so genial wie die drei genannten Killer, aber weit mehr als Filler. Der Einstieg Castles In The Air funkt sich so derbe einen Wolf und bleibt auch ohne Gesang catchy, Not Over nimmt da auch keinen Gefangenen und lädt zum Mitsingen ein. Snake Charmer klingt zwar reichlich seltsam, ist aber dennoch ohrwurmend.
Wie das ganze Album eben. Unbedingt entdecken!

Dienstag, 22. März 2011

rhododendron's resterampe - 22/03/2011

So viel Neues, so viel Tolles. So viel Hörenswertes! Unglaublich aber wahr… ein kurzer Rundumschlag.

Friendly Fires – Live Those Days Tonight

Eine Meldung, die heute durch die Agenturen... also zumindest jenige, die sich mit Populärmusik beschäftigen… geisterte: die Friendly Fires bringen eine neue Platte raus. Das weiß man schon länger. Nun weiß man auch den Namen („Pala“) und das VÖ-Datum (16.05.)… und man kennt die erste Single, welche seit heute als Stream im Internet auftaucht. Was soll man da noch sagen? Die drei Herrschaften aus England sind eindeutig bereit, ihren rhythmischen Euphorie-Pop, der das Debüt zu einem der besten der letzten Jahre machte, weiter zu treiben. Bis zur Spitze. Neben jede Menge Percussions gibt’s diesmal auch den Harlem Gospel Chor und Gastsänger. Die Erwartungshaltung ist enorm, „Live Those Days Tonight“ ist natürlich toll und die Hymne des langsam aufkeimenden Frühlings. Ich bin guter Dinge, dass die Herren nicht enttäuschen werden. Juchee!



Guillemots – Walk The River

Auch die Guillemots aus Birmingham melden sich Mitte April zurück. Die erste Single „The Basket“ lässt wieder ganz großen Hymnen-Indiepop erwarten, wie er bestimmt wieder das ein oder andere Mädchen zum Dahinschmelzen bringen wird. Zartbeseitete Herren dürfen sich anschließen. Viel interessanter als die Single scheint aber der melancholische Titeltrack des Albums „Walk The River“ zu sein, welchen die Band dankbarerweise gratis zum Download bereitstellt. Hier gibt man sich in ausgedehnten fünfeinhalb Minuten sehr melancholisch und gefühlsbetont. Sänger Fyfe Dangerfield gibt alles. Empfehlenswert.

Download - "Walk The River"

Lady Gaga – Born This Way (Twin Shadow Remix)

Oh Gott, Lady Gaga. Ja, ja, steinigt mich und so. Streitbar, wie eh und je, aber wir bei Nobono waren der guten Frau mit dem diskutablen Modegeschmack ja eh nie so abgeneigt. Nun also das langerwartete neue Album, die erste Single „Born This Way“ ist ja schon an der Spitze der Charts. Alles beim Üblichen, auch in Sachen Madonna-Klau und überladene Eurodisco-Sounds. Kann man zu stehen, wie man will, aber in Sachen Remix-Aufträge hält sich Misses Gaga nicht zurück. Auf der Single finden sich illustere Szene-Namen, wie LA Riots, Grum, Dada Life oder Chew Fu. Und eben der Ungewöhnlichste unter ihnen, Twin Shadow. Der macht ja bekanntermaßen Zuckerbecker-Flächen-Pop und wurde von der Indie-Gemeinde ja dafür letztens ziemlich über den Klee gelobt. Und nun? Sellout? Na ja, gutes Geld bringt das sicher auch, aber viel interessanter ist die Neuinterpretation, welche Gagas Disco-Track in einem ganz neuen Licht erstrahlen lässt. Überzeugt euch einfach mal selber…



The Good Natured – Wolves

So kann man seine Leser auch auf die falsche Fährte führen. Die verehrte Redaktion von Tonspion.de pries The Good Natured’s Song „Wolves“ nämlich mit den Worten „Generation xx“ an. Also getreu dem Motto „Hörer die auch The XX, James Blake etc. kauften, würden ihnen dazu raten.“ Greift man schon mal zu, nur um am Ende festzustellen, dass es gar nicht danach klingt. „Wolves“, die erste richtige Single beim Major-Label, klingt eher nach düsterem, aber extrem poppigen 80er-Düster-Wave-Pop. Eher was für Käufer der neueren White Lies und Co. Eine düstere Variante von Robyn. Der Produzent ist der Gleiche. Die Atmosphäre stimmt, Frontfrau Sarah McIntosh (das kann unmöglich ihr richtiger Name sein) begeistert/ nervt mit englischem Akzent und insgesamt hat das schon reichlich Ohrwurm-Potential. Oh, und es ist gratis. Also muss hier (vorerst) niemand was kaufen.

The Good Natured - Wolves by The Good Natured

Jens Lekman – Sipping On The Sweet Nectar (Bogdan Irkük aka BULGARI Love Nectar Mix)

Abschließend wieder etwas aus rhododendron’s beliebter “Unvergessene Remixe”-Abteilung. An sich ist dieses Stück Musik schon weit über zwei Jahre alt, aber ich bin jetzt erst drüber gestolpert und habe mich sehr schnell unsterblich darin verliebt. Das Opfer: Jens Lekman, Schwedens ewiger Indie-Pop-Underground-Tipp (hierzulande), der Täter: Bogdan Irkük, Disco-Produzent aus dem selben Land mit unüberhörbarer Vorliebe für die guten alten 80er. Das Ergebnis ist ein über sechsminütiger Traum purer Entspannung mit unverwechselbaren Erinnerungsmomenten aus der Elektro-Pop-Hochzeit. Soundtechnisch ist das 1A-Zeitgeist-Kopie… die Drums, die Synthies, der Hall… alles. Sogar etwas leierndes Vinyl-Feeling ist vorhanden. Im Original eine gewohnt fröhliche kleine Pop-Nummer, kitzelt Kollege Irkük die melancholische Seite aus dem Stück raus und geben ihm dadurch eine ganz neue Perspektive. Schnappt euch ruhig mal das YouTube-Video des Originals und vergleicht. Oder genießt gleich diese viel gelungenere Neuinterpretation.

nobono

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